Ärzteblatt Mai 2010 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
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GESCHICHTLICHES<br />
Als Missionsärztin in Assuan/Oberägypten<br />
Zum 120. Geburtstag von Dr. med. Elisabeth Herzfeld<br />
Hier soll an eine strebsame und für das Allgemeinwohl engagierte<br />
Ärztin erinnert werden, die ihre schulische und fachliche<br />
Ausbildung in der Hansestadt Greifswald erfuhr, bevor<br />
sie auf Umwegen schließlich als Missionsärztin ihre Berufung<br />
sah.<br />
Vor 120 Jahren, am 22. März 1890, wurde die Missionsärztin<br />
Dr. Elisabeth Herzfeld in Heddesdorf, Kreis Neuwied/Rhein,<br />
geboren. Sie war das fünfte von sechs Kindern des Landgerichtsrates<br />
in Greifswald Geh. Justizrat Dr. Karl Heinrich Herzfeld<br />
(1852-1933) sowie die Enkelin des Ehrenbürgers der Städte<br />
Sprottau und Halle, des Geh. Justizrates Ludwig Herzfeld<br />
(1819-1911). Elisabeth Herzfeld besuchte die Schule der Herrenhuter<br />
Brüdergemeinde Neuwied. Nach der Versetzung ihres<br />
Vaters an das Greifswalder Gericht absolvierte sie bis<br />
Ostern 1905 die Höhere Mädchenschule in Greifswald. Bis 1910<br />
war sie Studentin am Lehrerseminar in Greifswald und konnte<br />
hier erfolgreich ihr Examen ablegen. Diesen „Umweg“ über<br />
das Lehrerstudium nahmen am Ende des 19. Jahrhunderts<br />
zahlreiche Frauen, bevor sie schließlich eine Zulassung an eine<br />
Universität erhielten. In privaten Unterrichtsstunden bereitete<br />
Elisabeth Herzfeld sich auf das Abitur vor, das sie 1912 am<br />
Greifswalder Gymnasium bestand. 1920 publizierte sie in Bezug<br />
auf diese Zeit: „Beiträge zum Aufklärungsunterricht in der<br />
Mädchenfortbildungsschule“, Klinghardt, Leipzig 1920.<br />
Erst ab 1908 konnten sich Frauen an der Greifswalder Universität<br />
ordentlich immatrikulieren. Elisabeth Herzfeld studierte<br />
hier Medizin und ein Semester an der Universität Leipzig. 1915<br />
bestand sie das Physikum und legte bereits 1917 das medizinische<br />
Staatsexamen an der Greifswalder Universität ab. Zwischenzeitlich<br />
arbeitete sie drei Monate als ärztliche Hilfskraft<br />
an der Hebammenlehranstalt <strong>Mai</strong>nz und vier Monate an der<br />
Psychiatrischen Klinik und am Anatomischen Institut der<br />
Greifswalder Universität. Am 25.04.1919 promovierte sie unter<br />
Prof. Dr. Carl Peter (1870-1955) am Anatomischen Institut der<br />
Universität Greifswald mit dem Thema: „Über die Natur der<br />
am lebenden Tier erhaltenen granulären Färbungen bei Verwendung<br />
basischer und saurer Farbstoffe“.<br />
Nach ihrer Approbation 1918 arbeitete sie fünf Jahre als erste<br />
niedergelassene Ärztin in Leipzig. Im Jahre 1926 ging sie als<br />
Missionsärztin der Deutschen evangelischen Mission nach<br />
Oberägypten, wo sie zunächst in den verschiedensten nubischen<br />
Dörfern weit im Süden des Landes arbeitete und missionierte.<br />
1928 wurde sie Chefärztin des kleinen Missionshospitals<br />
in Assuan. Kriegsbedingt mußte sie 1939 Ägypten verlassen<br />
und war dann im Wechsel Ärztin an Berliner Krankenhäusern,<br />
Assistenzärztin am Krankenhaus Schwiebus/ Kreis Züllichau,<br />
Aus der Autobiographie von Dr. E. Herzfeld<br />
Schlesien, und von 1945-1950 am Martin-Luther-Krankenhaus<br />
in Berlin.<br />
1950 erhielt die Sechzigjährige die Genehmigung zur Rückkehr<br />
nach Assuan. Bis 1958 war sie wiederum Chefärztin des Hospitals<br />
in Assuan, das sie neu aufgebaut hatte. Die letzen Jahre<br />
ihres ärztlichen Lebens verbrachte sie in nubischen Dörfern.<br />
1956 erhielt sie in Anerkennung ihrer Arbeit das Bundesverdienstkreuz<br />
1. Klasse. Im <strong>Mai</strong> 1966 kehrte sie schwerkrank nach<br />
Deutschland zurück und starb am 15. September 1966 in Wiesbaden.<br />
Über ihre Tätigkeit schrieb sie die Bücher: „Missionsärztin in<br />
Nubien“, Missionsverlag, Wiesbaden 1934 und 1937, „Als Ärztin<br />
am Nil“, Verlag Mohammedaner-Mission, Wiesbaden 1939,<br />
und „Das Kreuz am Rande der Wüste“ (Autobiographie), Verlag<br />
der Evang. Mission in Oberägypten, Wiesbaden 1966.<br />
Quellen: Herrmann, Britta u. Karin Ritthaler: 90 Jahre Frauenstudium<br />
in Greifswald. Katalog zur Ausstellung im Museum der Hansestadt<br />
Greifswald, April 1999.<br />
Bachhuber, Dagmar: Dr. med. E. Herzfeld (1890-1966) eine der ersten<br />
in Leipzig niedergelassenen Ärztinnen. Med. Diss. Uni. Leipzig 2002.<br />
Prof. Dr. H. Reddemann, Greifswald<br />
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