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PDF-Ausgabe - Bergischer Bote

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Uwe Steinigers<br />

Himmel un Ääd<br />

Soziale Mobilität<br />

Kommt doch alles nur von da, meint<br />

der Topfspüler und fragt ständig nach<br />

dem Wohin. Ja, wohin?! Wohin zum<br />

Feierabend oder nach der Spätschicht?<br />

Eine Wirtschaft gibt’s hier nicht mehr.<br />

Wir gingen sonst da immer hin, einen<br />

trinken, auf die Kellner warten, Trinkgeld<br />

und na klar, auf die Kellnerin. „Da<br />

wo das Leben noch lebenswert ist, wo<br />

dich keiner fragt, was du hast oder<br />

bist“. Unsere Stars sind echt, keine<br />

Seifenoper: Jupp, Pitter und Stella Kowalski.<br />

Wenn wir wieder zwölf Stunden<br />

malocht haben, gibt es höchstens die<br />

Tanke, Billigbüchsen abgreifen und<br />

jeder heim vors Video.In die amerikanisch<br />

gestylten Konzept-Schuppen geht<br />

keiner: Hen Party oder Spring Break,<br />

alles nur Fake! Zwischen Babyshower<br />

und Karaoke-Casting wird mit der Wii<br />

gebowlt. Zwischendrin „Lautes-Marriage-Absichts-Ablegen“<br />

auf der Bühne,<br />

danach ins Dollhouse: Tabledance, den<br />

Junggesellenabschied feiern.<br />

Der Toiletten-Mann meint, dass sei die<br />

transatlantische Rache für Karnevalsumzüge<br />

und Flohmärkte. Der Waschbär<br />

wurde ja auch hier eingeschleppt,<br />

setzt sich zusehends durch und lässt<br />

irgendwann unser gesamtes Ökosystem<br />

zusammenbrechen, meint er. Die<br />

deutsche Landwirtschaft pendelt sich<br />

ebenfalls komplett auf Kürbis ein. Das<br />

gruselige Gemüse lief bis dato unter<br />

brauchbarem Schweinefutter, fährt<br />

nun aber mit Halloween exorbitanten<br />

Absatz. Vorbei die kleine Kneipe, Solei<br />

und Kotelette: Viva Las Vegas! Hier wird<br />

alles immer blöder. Selbst der Tellerwäscher<br />

meint, die ticken nicht mehr ganz<br />

sauber. Weg will er, rüber in die Staaten<br />

vielleicht, und da dann Millionär werden.<br />

Ganz schön abgefahren, Kollegen.<br />

www.uwe-steiniger.de<br />

Feiertagen kann sich Klaus-Dieter Land vor Gästen nicht retten.<br />

Die Stärke(n) der Kartoffel<br />

Wandern und Rasten an der Solinger Talsperre<br />

SOLINGEN Die einzig warmen Tage in<br />

diesem Jahr ließen unseren Kollegenkreis<br />

das Bergische erkunden, natürlich, auf<br />

„Schusters Rappen“. Wir wählten den Brezelwanderweg,<br />

zogen von Schloss Burg<br />

rund um die Sengbachtalsperre, welche<br />

eher als Solinger Talsperre bekannt ist.<br />

Unterwegs „Fachgesimpel“ über Brezeln,<br />

selbstverständlich auch über die Burger<br />

Brezel, welche der Jungkoch für ein Produkt<br />

amerikanischer Fast-Food-Ketten<br />

hielt. Unter Gelächter fragten wir, ob er<br />

noch nie etwas von der Bergischen Kaffeetafel<br />

gehört habe? Hatte er nicht. Uns<br />

wurde dabei klar, dass manche Tradition<br />

langsam aber sicher vom Aussterben bedroht<br />

ist. Um Abhilfe zu schaffen, gingen<br />

wir ins Restaurant Kartoffel-Kiste, dort gibt<br />

es sie nämlich noch.<br />

Es hätte uns allerdings klar sein müssen,<br />

dass diese opulente Jause einfach<br />

vorbestellt werden muss. Klaus-Dieter<br />

Retro oder Kitsch - in jeder Ecke der großzügigen<br />

Räume gibt es was zu entdecken.<br />

Land, Inhaber des bei Ausflüglern sehr<br />

beliebten Gasthauses, klärt aber gerne<br />

auf, welche Zutaten hierbei nicht fehlen<br />

dürfen. Es gibt zwar keine festen Regeln,<br />

was im Einzelnen auf den Tisch kommt<br />

und in welcher Reihenfolge was gegessen<br />

wird, aber Waffeln sind selbstverständlich,<br />

mit heißen Kirschen und Sahne. Schwarzbrot<br />

oder Schanzenbrot mit Butter, Käse,<br />

Leberwurst, Blutwurst oder roher Schinken.<br />

Auch Apfel- oder Birnenkraut samt<br />

Honig, eventuell mit Quark als Unterlage<br />

und Brotaufstrich. Blatz mit Milchreis, Zucker<br />

und Zimt, Rodonkuchen und eben die<br />

Burger Brezeln runden die Tafel ab. Zum<br />

Abschluss wird ein Stamper Korn gereicht.<br />

Der Begriff „Bergische Kaffeetafel“ sei<br />

aus dem letzten Jahrhundert, als diese Region<br />

zu den beliebtesten Ausflugszielen<br />

des Kaiserreichs zählte. Die Gastwirte hatten<br />

damals schon das im Sinn, was Klaus-<br />

Dieter Land mit Inbrunst fortführt: das<br />

Wohlgefühl des Gastes! Typisch bergisch<br />

zelebriert man dort also die Gastwirtschaft,<br />

auch mit Ecken und Kanten.<br />

Das Ambiente der Kartoffel-Kiste beispielsweise<br />

empfindet man entweder<br />

als Retro oder als Kitsch, es ist jedenfalls<br />

tiptop sauber und in bestem Zustand. Der<br />

Name des Speiselokals zeigt an, dass es<br />

hier neben bergischen Kaffee, Kuchen-<br />

und Waffelspezialitäten weitere Leidenschaften<br />

gibt, nämlich Leckereien rund um<br />

die Kartoffel. Die Küche ist gutbürgerlich,<br />

ein Begriff, der hier die ursprüngliche Bedeutung<br />

bestens zum Ausdruck bringt:<br />

Speisen und Getränke, welche man für das<br />

gehobene Bürgertum zum Festtag servierte.<br />

Die „dolle Knolle“ in vielerlei Variationen<br />

überzeugt dabei nicht bloß Wanderer,<br />

auch die „Lounge-Müden“ erfreuen sich<br />

hier an Klassikern und althergebrachten<br />

Gerichten. Die frischen Zutaten werden<br />

liebevoll zubereitet und angerichtet. Das<br />

sieht man, fühlt man und man schmeckt<br />

es auch. Wenn die Kartoffel-Kiste voll besetzt<br />

ist, was nicht bloß am Wochenende<br />

der Fall ist, wird am Küchenkonzept nichts<br />

„frisiert“: Frisch bleibt frisch, haus- und<br />

handgemacht! Gelebte Geselligkeit ist<br />

ebenfalls spürbar, so verweilt man hier<br />

gerne länger als vielleicht geplant.<br />

Bergisch gestärkt verlassen wir die<br />

Kartoffel-Kiste und resümieren während<br />

Wanderung über die Stärke(n) der Kartoffel:<br />

Der äthiopische Prinz A.-W. Asserate<br />

bezeichnet sie in seinem Buch „Draußen<br />

nur Kännchen“ sogar als „den roten Faden<br />

der deutschen Kulinarik“. Wahrscheinlich<br />

war er öfter in der Gegend zu Gast, denn<br />

seine Feststellungen treffen den Nagel<br />

auf den Kopf. Unter den Kollegen sind wir<br />

uns einig, wir kommen wieder! Der Jungkoch<br />

warf allerdings ein, dass man dazu<br />

nicht unbedingt wandern muss – stark,<br />

oder? III US<br />

Gutbürgerliche Küche; Stil: bergisch<br />

bis international; Ambiente: rustikal;<br />

120 Plätze innen, 160 Plätze Saal,<br />

60 Plätze außen; Vorspeisen 4,20 bis 14<br />

€, Hauptgerichte 7,90 bis 24 €.<br />

Kartoffel-Kiste, Höhrath 150, Tel:<br />

02196-1237, www.kartoffel-kiste.de<br />

Leichte Frühlingsküche<br />

• Spargelgerichte von klassisch bis pf g!<br />

Haus Thal<br />

Kulinarisches Wirtsgut seit 1810<br />

Lehmbacher Hof<br />

Bergische Landstr. 161<br />

51503 Rösrath<br />

Tel.: +49 (0) 22 05 - 22 26<br />

www.lehmbacher-hof.de<br />

Täglich ab 17.00 Uhr, Sonn- & Feiertage ab 11.00 Uhr<br />

Telefon: 0 22 04 - 9 75 50<br />

www.haus-thal.de<br />

Die Klostermühle<br />

Cuisine von Madame persönlich<br />

RÖSRATH Josée Moissonnier ist dem<br />

Charme einer wunderschönen ehemaligen<br />

Getreidemühle erlegen. Die alte<br />

Klostermühle mit ihren niedrigen Balkendecken,<br />

dem dunklen Holz und dem roten<br />

Backstein hat die Belgierin 1984 nach<br />

Rösrath gelockt. „Die idyllisch im Grünen<br />

gelegene Mühle erinnerte mich an einen<br />

Landgasthof in der belgischen Eifel“, sagt<br />

Madame. Sie ist Betreiberin und Köchin<br />

und verwöhnt ihre Gäste heute mit feiner<br />

belgisch-nordfranzösischer Küche.<br />

Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus<br />

aus dem 17. Jahrhundert wurde Mitte<br />

der 70er an seinen heutigen Standort,<br />

mit dem eindrucksvollen Schloss Eulenbroich<br />

im Hintergrund, versetzt.<br />

Madame Moissonnier hat ihr Handwerk<br />

in Eupen gelernt. Typisch für die<br />

Küche der Klostermühle sind die dunklen<br />

kräftigen Saucen. Die Gerichte sind mit<br />

Bei schönem Wetter ist<br />

Sahne und Butter verfeinert. Hier darf<br />

die gebratene Entenstopfleber mit Lebkuchen<br />

und Birne nicht fehlen und die<br />

Fischsuppe gehört zu ihren Klassikern auf<br />

der handgeschriebenen Speisekarte. Auf<br />

der umfangreichen Weinkarte finden sich<br />

nur Rot- und Weißweine aus ausgesuchten<br />

französischen Lagen, ab 27 Euro. Es<br />

sind aber auch besonders edle Tropfen<br />

dabei, zum Preis von 400 Euro und mehr.<br />

Bei der Auswahl ist der aufmerksame<br />

Service mit viel Sachverstand behilflich.<br />

Ist die Klostermühle reif für ihren ersten<br />

Stern? „Wahrscheinlich wäre ein Stern<br />

möglich, will ich aber nicht, weil es mir<br />

zu stressig wäre“, sagt Moissonnier. „Da<br />

würde zu viel Privates auf der Strecke<br />

bleiben. Ich bin nicht immer nur Köchin,<br />

sondern auch alleinerziehende Mutter.<br />

Meine Gäste genießen meine Küche auch<br />

ohne Stern!“ III VB<br />

Gehobene Küche; Stil: französisch,<br />

belgisch; Ambiente: rustikal; 50<br />

Plätze innen, 15 Plätze außen; Vorspeisen<br />

13 bis 19 €, Hauptgerichte 23<br />

bis 26 €, Menüs abends 40 bis 80 €; 3<br />

Gang Mittagsmenü 29 € , offene Weine<br />

0,2l ab 5,50 €.<br />

Restaurant Klostermühle, Zum<br />

Eulenbroicher Auel 15, Tel: 02205-<br />

4758, www.restaurant-klostermuehle.de<br />

34 <strong>Bergischer</strong> <strong>Bote</strong> 3-2012<br />

<strong>Bergischer</strong> <strong>Bote</strong> 3-2012<br />

35<br />

Steaks vom<br />

Lavagrill!<br />

Fischspezialitäten<br />

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Foto: fotolia.de<br />

DER WEIDENER<br />

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