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.../LifestyLe<br />
T e x T : A l e x A n d r A B i n d e r<br />
Die Winzerkönige der burgenländischen<br />
Weinbaugebiete bekennen beste Farbe.<br />
ein land sieht rot<br />
Wer Würde denken, dass es zwischen<br />
Karl dem Großen und dem Magazin<br />
„Falstaff“ Gemeinsamkeiten gibt? Und<br />
doch ist es so. Sie teilen die Zuneigung<br />
zu einer bestimmten Rebsorte: Die nennt<br />
sich „Blaufränkisch“ und gedeiht in heimischen<br />
Gefilden am besten im Burgenland.<br />
Herrn Karl (768 –814) war deren<br />
Potenzial schon früh klar: Deshalb legte<br />
er um 800 nach Christus in der Gegend,<br />
die einst das Burgenland werden sollte,<br />
einen Weinbaukataster an und sorgte<br />
dafür, dass die genannte blaue Traube<br />
ab diesem Zeitpunkt als qualitativ hochwertige<br />
Rebsorte geführt wurde. Seither<br />
haben die dort ansässigen Winzerkönige<br />
– warum ihnen dieser zugegeben blumige<br />
Titel durchaus zusteht, wird gleich<br />
klar – etwas mehr Erfahrung mit dieser<br />
Rebsorte gemacht als andere. Was unter<br />
anderem dazu führte, dass das Magazin<br />
„Falstaff“, als es das Geheimnis um das<br />
Ranking in ihrem Rotweinguide 2009/10<br />
lüftete, den „Blaufränkisch Perwolff“ von<br />
Reinhold Krutzler aus Deutsch-Schützen<br />
als besten heimischen Rotwein aufs<br />
Podest stellte. Wobei: Mit einer Zwei-<br />
Drit tel-Mehrheit von 33 vergebenen<br />
Sto ckerlplätzen dominierten die burgenländischen<br />
Winzer auch abgesehen<br />
davon im Vorjahr einmal mehr klar die<br />
gesamte österreichische Rotweinszene.<br />
Schwer nachzuvollziehen ist das allerdings<br />
nicht: Mit ganzen 35 Prozent der<br />
rund 15.000 Hektar Gesamtweinbaufläche,<br />
die auf Rotwein entfallen, haben die<br />
knapp 9000 burgenländischen Winzer die<br />
öster reichische Nase in diesem Sektor<br />
von Haus aus vorn.<br />
Vom NatioNalpark zum WeiN<br />
Wer Burgenland sagt, muss auch Neusiedlersee<br />
sagen. So viel ist klar. Wer<br />
burgenländischer Rotwein sagt, dem<br />
geht es nicht anders. Denn das größte<br />
dortige Weinbaugebiet wird vom Steppensee<br />
geprägt. Die sanften Hänge der<br />
Parndorfer Platte bringen aber nicht nur<br />
gehaltvolle Weißweine hervor, sondern<br />
dank steiniger Sand-Lehm-Böden auch<br />
vollmundige Rote – von Winden, Jois<br />
über Neusiedl, Gols, Mönchhof, Halbturn<br />
nach Frauenkirchen reicht die Palette<br />
der Anbaugebiete. Großes Potenzial<br />
schlummert außerdem in Andau, wo<br />
ein saf tig-reifer Zweigeltstil vinifiziert<br />
wird. Die Mehrheit der Weingärten liegt<br />
übrigens im Herzen des Nationalparks<br />
Neusied lersee, der nebstbei auch noch<br />
Weltkulturbe ist. Weiter geht es Richtung<br />
020 | diners cLub | airpLus /// 2010 ///<br />
Neusiedlersee-Hügelland. Die dortigen<br />
Rotweingärten in den Toplagen sind<br />
meist mit Blaufränkisch bestockt, insbesondere<br />
die Region um Pöttelsdorf<br />
konzentriert sich darauf. Und wenn<br />
man schon mal da ist, locken zudem die<br />
Haydntage in Eisenstadt, das Operettenfestival<br />
in Mörbisch und die große<br />
Freiluftoper in St. Margarethen. Im Zentrum<br />
der österreichischen Rotweinkultur<br />
landet man trotz bereits edler Tropfen in<br />
diesen beiden Gebieten allerdings erst<br />
dann, wenn man den Sieggraben südlich<br />
des Neusiedlersees überquert und<br />
in Richtung ungarische Grenze fährt.<br />
Mittelburgenland nennt sich die dortige<br />
Weinlandschaft mit dicht bewaldeten<br />
Hängen, in der an 300 Tagen im Jahr die<br />
Sonne scheint und die kaum glauben<br />
lässt, dass auch hier der Einfluss des<br />
Neusiedlersees ein maßgeblicher ist.<br />
Weichsel trifft BromBeere<br />
Vom Glauben zum Faktum: Ende der<br />
1970er und Anfang der 1980er Jahre wurden<br />
in dieser Region erstmals Rotweine<br />
mit Identität gekeltert, und der Auslöser<br />
des großen Aufschwungs ist bis heute<br />
wiederum die eingangs genannte Sorte<br />
Blaufränkisch, die im Burgenland auf<br />
paNNoNische eckpfeiler iN sacheN rotWeiN<br />
2000 sonnenstunden an über 250 sonnentagen, hervorragende Böden,<br />
vitale rebstöcke und international anerkannte spitzenwinzer<br />
2697 Hektar gedeiht und trockene, fruchtbetonte Tropfen mit<br />
Weichsel-Brombeer-Aromen hervorbringt. Die übrigens auch in<br />
Barriquevariationen erhältlich sind und kräftige Speisen und<br />
Fleischgerichte gern und gut begleiten, insbesondere Lamm. Wer<br />
sich dafür interessiert, kommt an vier Gemeinden nicht vorbei:<br />
Deutschkreutz, Horitschon, Lutzmannsburg und Neckenmarkt.<br />
Bleibt – neben Neusiedlersee, Neusiedlersee-Hügelland und Mittelburgenland<br />
– noch das kleinste Weinbaugebiet des Quartetts:<br />
das Südburgenland mit nur 430 Hektar, das sich mit kleinen<br />
Betrieben und 250 Buschenschenken, pannonischem Klima und<br />
seiner Hügellandschaft als das romantischste der vier entpuppt.<br />
Auch dort gedeihen individuelle Blaufränkische, vorrangig<br />
auf den eisenhaltigen Lehmböden um die Orte Eisenberg und<br />
Deutsch-Schützen.<br />
eiNgeBürgerter fraNzose<br />
Wer jetzt aber meint, das Burgenland bringe nicht mehr hervor als<br />
beste Blaufränkische, der täuscht sich gewaltig. Da wäre beispielsweise<br />
der St. Laurent – der als Rarität bzw. eigenständige Burgundervariation<br />
gilt. Die Rebsorte kam vermutlich ursprünglich aus<br />
Frankreich nach Österreich. Womit er punktet, das sind ganz klar<br />
seine Fruchtigkeit, seine dunkelrote Farbe und der leichte Weichselgeschmack.<br />
Man kann ihn bereits in seinem Teenageralter<br />
trinken, allerdings empfiehlt es sich doch eher, ihm eine gewisse<br />
Reifezeit zu geben – am besten im Eichenfass, damit er sein<br />
gesamtes vollmundig-samtenes Aroma entfalten kann. Auch der<br />
international als hochwertig eingestuften Sorte Blauburgunder /<br />
Pinot Noir gefällt es im Burgenland. Sie bringt einen Wein hervor,<br />
der eine leuchtend rubinrote Farbe mit einer leicht violetten<br />
Nuance hat. Ihr Geschmack ist fein-fruchtig und erinnert leicht an