emotionen – erfahrungen - Ferdinand-von-Steinbeis Schule - Ulm
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Schmetterlingsrausch<br />
Der Schmetterlingsgarten in Sayn,<br />
der eine Vielzahl an exotischen Schmetterlingen<br />
beherbergt, ist einer der größten<br />
in Deutschland. Sayn ist außerdem<br />
bekannt für seine bemalten Fassaden,<br />
die in der ganzen Stadt unterschiedlichste<br />
Varianten zum Thema „Schmetterling“<br />
zeigen. Seit 2005 werden<br />
jedes Jahr <strong>von</strong> einer Jury Künstler und<br />
Gruppen aus vielen verschiedenen Ländern<br />
wie Costa Rica, Italien, USA oder<br />
Kasachstan eingeladen, um ihre Entwürfe<br />
im großen Format umzusetzen.<br />
Sayn liegt bei Bendorf am rechten<br />
Ufer des Mittelrheins, am Fuß des<br />
Westerwalds. Burg Sayn ist Stammsitz<br />
der Familie Sayn-Wittgenstein, eines<br />
rheinischen Adelsgeschlechts. Im fürstlichen<br />
Schlosspark <strong>von</strong> Sayn befindet<br />
sich ein Garten der Schmetterlinge.<br />
Dem Besucher wird die Gelegenheit<br />
geboten, sich unter hunderten <strong>von</strong><br />
Schmetterlingen aus drei Kontinenten<br />
(Afrika, Asien und Amerika) zu<br />
bewegen und so das versteckte Leben<br />
dieser Schmuckstücke der Natur zu<br />
entdecken. Der Schmetterling ist heute<br />
für die Wissenschaftler ein Schlüsselindikator<br />
für den kritischen Zustand der<br />
Artenvielfalt. Zur Bestandsaufnahme<br />
der Schmetterlinge in Deutschland<br />
wurde 2005 unter der Schirmherrschaft<br />
<strong>von</strong> Gabriela Fürstin zu Sayn-<br />
Wittgenstein die Aktion „Abenteuer<br />
Schmetterling“ ins Leben gerufen.<br />
Marcela Quijano, Lehrerin für<br />
Grafik-Design, und Gerlinde Blaese,<br />
Leiterin des Schmetterlingsgartens<br />
und Initiatorin der Fassadenmalerei,<br />
kennen sich seit ihrer gemeinsamen<br />
Schulzeit in Kolumbien. Durch diesen<br />
Kontakt ergab sich für die damalige<br />
erste Klasse des Berufskollegs für<br />
Grafik-Design die Möglichkeit der<br />
Gestaltung und praktischen Umsetzung<br />
eines Entwurfs für die Bemalung<br />
einer vierzig Meter langen und<br />
zweieinhalb Meter hohen Wand.<br />
Bereits im Sommer 2009 begannen<br />
die Vorbereitungen und<br />
Entwürfe für die Schmetterlingsmalaktion<br />
im Oktober:<br />
„Alles fing an mit Studien <strong>von</strong><br />
Pflanzen. Im Fach ‚Freies Zeichnen’<br />
gingen wir in die Natur, um verschiedene<br />
Pflanzen zu beobachten und zu<br />
zeichnen. Wir vergrößerten die Pflanzen<br />
mit dem Kopierer, um Silhouetten<br />
zu erhalten. Nach den Pflanzenstudien<br />
kamen die Schmetterlinge dran. Wir<br />
durchstöberten Bücher und das Internet<br />
und fertigten Zeichnungen und Ko-<br />
pien an, die uns später<br />
als Vorlagen für unsere<br />
Schablonen dienten.“<br />
Die erste Entwurfsphase<br />
und Ideenfindung<br />
zeigte sich als langwierig<br />
und schwierig,<br />
da im Gegensatz zu<br />
einem malerischen<br />
Ansatz eine graphische<br />
Lösung, angedacht war<br />
und die Schmetterlinge<br />
im Kontext zur Pflanzenwelt<br />
stehen sollten.<br />
Außerdem mussten die<br />
Entwürfe der einzelnen<br />
Gruppen, welche sich<br />
inhaltlich, formal und<br />
farblich sehr stark <strong>von</strong>einander<br />
unterschieden,<br />
in einen einheitlichen<br />
Gesamtzusammenhang<br />
gebracht werden.<br />
„Alle fertigen Entwürfe<br />
wurden aufgehängt.<br />
Die Klasse<br />
musste sich auf einen<br />
Vorschlag einigen,<br />
was schwer war, da die Meinungen<br />
deutlich auseinandergingen. Alle<br />
waren auch schon leicht genervt, weil<br />
es ein einziges Hin und Her war. Ewig<br />
wurde diskutiert: Was ist gut, was ist<br />
schlecht? Welche Farben sollen wir<br />
nehmen? Sollen die Pflanzen grün,<br />
bunt, grau oder schwarz werden?<br />
Am Ende entschieden wir uns dafür,<br />
die Schmetterlinge ganz bunt und<br />
im Kontrast dazu die Pflanzen als<br />
schwarze Silhouetten zu malen.“<br />
Nach einer längeren Phase der<br />
Auseinandersetzung mit den technischen<br />
Umsetzungsmöglichkeiten<br />
(Vergrößern, Projektion, Schablonenschneiden…)<br />
konnten wir mit Hilfe<br />
der Kollegen aus der Malerabteilung<br />
(Vielen herzlichen Dank Herr Gassebner!)<br />
kurz vor den Sommerferien eine<br />
„Probewand“ an der FSS im Eingangsbereich<br />
Nordost, Ebene 0 bemalen,<br />
um unseren Entwurf auszuprobieren.<br />
„Mit dem Ergebnis war aber wirklich<br />
keiner zufrieden. Es sah aus wie<br />
<strong>von</strong> Kindergartenkindern gemalt, so<br />
gut wie jeder schämte sich für diese<br />
Leistung und die Lust auf Sayn verschwand<br />
immer mehr, weil alle <strong>von</strong><br />
einer riesigen Blamage ausgingen.“<br />
Trotzdem machte sich fast die ganze<br />
Klasse 2 des Berufskollegs für Grafik-<br />
Design am Anfang dieses Schuljahres<br />
auf den Weg nach Sayn, um das<br />
Projekt in die Praxis umzusetzen.<br />
<strong>Ferdinand</strong>-<strong>von</strong>-<strong>Steinbeis</strong>-<strong>Schule</strong> | 27<br />
„Am 29. September um acht Uhr<br />
geht es los. Der Bus holt uns an der<br />
Bushaltestelle ab, wo wir ein paar<br />
Leitern, Bänke und unser Gepäck<br />
einladen, dann fahren wir auf die<br />
Autobahn Richtung Koblenz. Um ca.<br />
15:00 Uhr kommen wir am ‚Pilgerheim’<br />
an, das für die nächsten zwei<br />
Tage unser Zuhause sein wird.<br />
Nach unserer Ankunft werden wir<br />
<strong>von</strong> Frau Blaese begrüßt und dürfen<br />
den Schmetterlingsgarten besuchen,<br />
in dem überall wunderschöne Schmetterlinge<br />
umherfliegen, auch Wachteln,<br />
Schildkröten und ein Leguan sind zu<br />
bestaunen. Dann geht es weiter mit<br />
dem Bus zu ‚unserer Wand’, die wir<br />
gleich noch für die nächsten Tage<br />
vorbereiten wollen. Unsere Jungs<br />
bauen ein Absperrungsgitter auf, da<br />
die Mauer sich an einer sehr stark<br />
befahrenen Straße befindet und dann<br />
wuseln fast 30 Menschen rum und<br />
versuchen, ein Raster auf die Wand<br />
zu übertragen. Hier kommt es zu<br />
ersten Streitereien, da das Raster<br />
nicht mit unseren Entwürfen übereinstimmt,<br />
alle sind müde und gereizt,<br />
und es wird allmählich schon dunkel.<br />
Deshalb brechen wir die Aktion ab<br />
und stürmen in einem chinesischen<br />
Restaurant ein köstliches Buffet, was<br />
die Stimmung sehr verbessert.“<br />
Nach einer mehr oder weniger<br />
kurzen Nacht fing am nächsten<br />
Tag die malerische Umsetzung des<br />
Entwurfs aus der <strong>Schule</strong> statt: