COMPLEX - Visus Technology Transfer GmbH
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COMPACT<br />
»Spät, aber kein Misserfolg«<br />
Prof. Dr. PETER MERTENS über die elektronische Gesundheitskarte<br />
(eGK) und über die typischen Probleme großer IT-Projekte.<br />
PROF. DR. PETER MERTENS<br />
ist emeritierter Professor für<br />
Wirtschaftsinformatik an der<br />
Universität Erlangen-Nürnberg.<br />
12 EHEALTHCOM<br />
Sie haben verschiedene IT-Großprojekte<br />
analysiert. Inwiefern sind die Probleme bei<br />
der eGK typisch oder untypisch?<br />
Alle sieben Vorhaben, die ichangeschaut<br />
habe, waren oder sind verspätet. Das gilt auch<br />
für die eGK. Untypischist die eGK insofern,<br />
als es sichumdas weitaus größte und komplexeste<br />
Projekt handelt; die institutionellen<br />
Bedingungen sind besonders ungünstig, weil<br />
viele Projektbeteiligte auf anderen Feldern des<br />
Gesundheitswesens zum Teil heftige Konflikte<br />
austragen. Atypisch, aber besonders positiv<br />
zu vermerken ist, dass man für die Einführung<br />
und Nutzung der eGK einen gut durchdachten<br />
Stufenplan ausgearbeitet hat.<br />
Siesagen,großen IT-Projekten mangele es<br />
an Misserfolgsforschung.Wie könnteeine solche bei der<br />
Gesundheitskarte aussehen?<br />
Die eGK liegt weit hinter dem Zeitplan, ist aber bisher<br />
kein Misserfolg im engeren Sinne. Um Misserfolge zu erforschen,<br />
muss man sicheine Materialsammlung aus Pressemeldungen,<br />
Parlamentsprotokollen und speziellen Arbei-<br />
Sparen per<br />
Online-Akte<br />
GESUNDHEITSAKTEN Die Verknüpfung<br />
zwischen Web2.0-Portalen und elektroni-<br />
schen Gesundheitsakten ist schon länger<br />
unter dem Begriff „Gesundheitsakte 2.0“ in<br />
vieler Munde. Das Tübinger Unternehmen<br />
careon hat jetzt zusammen mit der BKK<br />
Essanelle, mit dem Software-Unternehmen<br />
Atacama und mit dem Patientenportal<br />
Arzt-Preisvergleich.de von MediKompass<br />
ein solches Web2.0-Szenario in seiner<br />
Gesundheitsakte realisiert. Es handelt<br />
sich um ein interaktives Werkzeug zur<br />
Bewertung von Heil- und Kostenplänen,<br />
das Patienten ohne viel Zutun zu einem<br />
im Einzelfall deutlich preisgünstigeren<br />
Zahnersatz verhelfen kann. Das funktio-<br />
niert so: Der leidgeplagte Patient sucht<br />
einen Zahnarzt auf, der ihm einen Heil-<br />
und Kostenplan für einen Zahnersatz<br />
erstellt. Der Patient schickt diesen Heil-<br />
und Kostenplan an seine Krankenkasse,<br />
die ihn mithilfe der Atacama-Software<br />
digitalisiert und in die elektronische<br />
Gesundheitsakte des Versich-<br />
erteneinstellt.Jetzt hat<br />
der Versicherte darauf<br />
Zugriff. Per Mausklick<br />
kann er dann das<br />
Portal von<br />
ten, wie z. B. Dissertationen, anlegen und auf dieser Grundlage<br />
eingehende Gespräche führen. Wichtig ist, Vertreter<br />
aller Beteiligten zu hören.<br />
WelcheVorschlägehaben Sie, die Schwierigkeiten mit IT-<br />
Projekten der ÖffentlichenVerwaltung zu vermindern?<br />
Wichtigstes Ziel muss es sein, mehr Probleme in früheren<br />
Phasen der Projekte zu erkennen und die Realisierungsphase<br />
damit weniger zu belasten. Wirmüssen ein<br />
Stückweg von„Learning by doing“ oder „Trial and error“.<br />
Viele Fachleute empfehlen auchden Übergang vomZwei-<br />
Phasen-Projekt zum Drei-Phasen-Projekt: Nach der Formulierung<br />
der politischen Ziele und der Ausarbeitung von<br />
Funktionslisten und Pflichtenheften sollte nicht sofort die<br />
Ausschreibung folgen; vielmehr wäre zunächst nachdem<br />
Vorbild der Wirtschaftsprüfer eine neutrale Instanz einzuschalten,<br />
die aus den vonpolitischer Seite vorgegebenen<br />
Zielen und Funktionen Lastenhefte ableitet und auchdas<br />
Risikoanalysiert.<br />
AusIhrer Sicht sollen Projektewie die eGK Anreizezur EntwicklungneuerTechnologien<br />
geben. Inwiefernerzeugt das<br />
„Leuchtturmprojekt“ einen Bedarfssog für die Industrie?<br />
Ichhalte es für denkbar,dass man etwadie Technik der<br />
biometrischen Identifikation im schwierigen Massenbetrieb<br />
vonPraxen und Kliniken weiterentwickelt. So könnte<br />
man das Problem angehen, dass viele Patientinnen und<br />
Patienten mit der sechsstelligen PIN nicht zurechtkommen.<br />
MediKompass zurate ziehen und dessen<br />
Preisvergleichsfunktion nutzen. Zahnärzte<br />
in der Region erfahren dadurch von dem<br />
Patienten und können basierend auf dem<br />
Online-HKP eigene Angebote abgeben,<br />
sodass der Patient dann vergleichen und<br />
gegebenenfalls den Zahnarzt wechseln<br />
kann. Außerdem hat der Besitzer der Akte<br />
auch noch aus der Akte heraus Zugriff auf<br />
die Patientenbewertungen des Portals.<br />
So kann er sich über die Ur-<br />
teile anderer Patienten<br />
informieren, bevor er<br />
eines der Angebote<br />
annimmt.<br />
www.careon.de