Jahresbericht 2005 - Kreissparkasse Heilbronn
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Stadt- und Landkreis <strong>Heilbronn</strong><br />
Richtet man den Blick auf den Stadtund<br />
Landkreis <strong>Heilbronn</strong>, so finden<br />
sich auch hier qualitätvolle Zeugnisse<br />
des Barock und des Rokoko.<br />
Aber natürlich hat dieses Zeitalter<br />
unsere Region nicht so nachhaltig<br />
geprägt wie etwa das katholische<br />
Oberschwaben, dessen Barockkunst<br />
weit über seine Grenzen hinaus<br />
bekannt ist. Dennoch gibt es im<br />
Stadt- und Landkreis <strong>Heilbronn</strong><br />
erstaunlich viele Bauwerke des<br />
Barock zu entdecken. Es lohnt sich,<br />
danach Ausschau zu halten. Fündig<br />
wird man – außer in <strong>Heilbronn</strong> – insbesondere<br />
in den katholischen<br />
Gemeinden. Hier spielt wiederum<br />
der Deutsche Orden eine wesentliche<br />
Rolle. Insgesamt handelt es sich<br />
um Kirchen, Kapellen, Altäre, Pfarrhäuser,<br />
Rathäuser, Wohngebäude,<br />
Schlösser, andere weltliche Bauten,<br />
Portale, Grabdenkmäler, Wegkreuze<br />
usw. Besonders hervorzuheben sind<br />
z. B. das Schloss Assumstadt, das<br />
Schießhaus in <strong>Heilbronn</strong>, das Rathaus<br />
in Brackenheim, das Rokoko-<br />
Pfarrhaus in Nordheim oder der<br />
Rokoko-Altar in Massenbachhausen.<br />
Verschiedene Objekte werden im<br />
Folgenden exemplarisch näher beschrieben.<br />
Aber nicht alles, was<br />
barock aussieht, ist auch in der<br />
Barockzeit entstanden. Natürlich finden<br />
wir ebenso Werke, die z.B. in der<br />
Renaissance entstanden sind und<br />
dann im 18. Jahrhundert barockisiert<br />
worden sind. Und manches wurde<br />
auch erst im 19. oder 20.Jahrhundert<br />
in neobarockem Stil gefertigt.<br />
1760 neu errichten ließ. Überhaupt<br />
verdanken wir dem Deutschen Orden<br />
eine rege barocke Kirchenbautätigkeit<br />
im Unterland, hierzu gehören<br />
u.a. auch die reich verzierte Kirche<br />
St. Remigius in Neckarsulm-Dahenfeld<br />
und die schon ins Klassizistische<br />
hineinspielende Kirche St. Michael in<br />
Erlenbach-Binswangen.<br />
Die Kirche St. Martin in Erlenbach mit Hochaltar<br />
und Barockkanzel.<br />
mühevoller Kleinarbeit renoviert,<br />
1974 ersetzte man die zweistöckige<br />
Holzempore durch eine Betonkonstruktion.<br />
2004 wurde der Altarraum<br />
umgestaltet und dabei der Altartisch<br />
mit Hilfe einer Altarzunge in das<br />
Kirchenschiff hinein gezogen.<br />
Die Epoche des Barock begegnet uns<br />
auch in dem westlich der Kirche<br />
gelegenen Pfarrhaus, das 1781 vollendet<br />
wurde. Dabei handelt es sich<br />
um einen verputzten Fachwerkbau<br />
mit einem großzügigen Treppenhaus,<br />
das über alle Stockwerke führt.<br />
Hier befindet sich ein großartig<br />
geschnitztes Rokokogeländer aus<br />
massivem, dunklem Eichenholz, das<br />
u.a. mit dem Deutschordenskreuz<br />
verziert und mit der Jahreszahl 1785<br />
versehen ist. Sehenswert sind in<br />
Erlenbach auch verschiedene Barockhäuser<br />
im Ort sowie Bildstöcke<br />
und Hausheilige bzw. Hausmadonnen,<br />
von denen viele ebenfalls aus<br />
der Barockzeit stammen.<br />
Opfer. Neckarsulm, das 1973 zur<br />
Großen Kreisstadt aufgestiegen ist,<br />
hat sich viele bauliche Zeugnisse aus<br />
der Vergangenheit bewahrt bzw.<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg wieder<br />
aufgebaut. Besonders herausgehoben<br />
sind hierbei die Kirche St. Dionysius<br />
und das Rathaus.<br />
Die Pfarrkirche St. Dionysius erhebt<br />
Die Neckarsulmer Pfarrkirche St. Dionysius am<br />
Ende der Marktstraße.<br />
haus seinen ursprünglichen Barock-<br />
Charakter zurückzugeben. Die im<br />
Krieg zerstörte Kirche wurde 1946<br />
bis 1949 wieder aufgebaut und vier<br />
Jahrzehnte später gründlich renoviert.<br />
Die heutige farbliche Gestaltung<br />
in weiß vor hellgrau sorgt für<br />
eine plastisch-leichte Raumgliederung.<br />
Das Tonnengewölbe erhält<br />
durch das zusätzliche Ockergelb<br />
einen schwebenden Charakter. Die in<br />
hellen Farben gehaltene, originale<br />
Barockkanzel wird am Pult von den<br />
vier Evangelisten geschmückt. Das<br />
bedeutendste Kunstwerk in der<br />
Kirche ist jedoch eine möglicherweise<br />
aus Nürnberg stammende Pieta<br />
aus der Zeit um 1500, die unter der<br />
Empore steht.<br />
Zu den wichtigen Zeugnissen des<br />
Barock in Neckarsulm zählt auch das<br />
Rathaus. Dieses wurde 1781/82 von<br />
Franz Häfele ausgeführt. So entstand<br />
ein zweistöckiges, hoch aufragendes<br />
Gebäude mit Mansardendach. Bekrönt<br />
wird das Bauwerk durch einen<br />
kleinen Turm mit Glocke und Uhrwerk.<br />
Eine zweiarmige, steinerne<br />
Freitreppe mit Steingeländer führt<br />
zum Eingang empor. Im Zweiten<br />
Weltkrieg wurde das Gebäude beschädigt<br />
und bis 1956 wieder in seinen<br />
ursprünglichen Zustand versetzt.<br />
Im Zuge einer Rathauserweiterung<br />
erfolgte 1985 eine Sanierung<br />
und ein Umbau im Innern. Nach<br />
außen hat das Gebäude seinen ursprünglichen<br />
Charakter seit über<br />
200 Jahren behalten.<br />
zum Schloss führenden Roemheldstraße.<br />
Eine zweiläufige Steintreppe<br />
mit insgesamt 16 Stufen führt zu der<br />
Figurengruppe empor. Als Hauptfigur<br />
in der Mitte steht der Heilige<br />
Nepomuk, ihm zur Rechten befindet<br />
sich der Heilige Franziskus, zur<br />
Linken der Heilige Antonius von<br />
Padua. Die Inschriften bei allen drei<br />
Die Nepomuk-Gruppe in Gundelsheim steht an<br />
der zum Schloss führenden Roemheldstraße.<br />
Die Entwürfe zur Kirche St. Martin in<br />
sich in beherrschender Lage am<br />
Figuren enthält jeweils den Wunsch<br />
Erlenbach haben Johann Michael<br />
nördlichen Ende der Marktstraße. Ihr<br />
»ora pro nobis« – bete für uns.<br />
Keller und Georg Philipp Wegner<br />
Neckarsulm<br />
Vorgängerbau wurde 1706 abgeris-<br />
gefertigt, denen wir auch zahlreiche Es liegt im Dunkel der Geschichte,<br />
sen. Bis 1710 errichtete der Mergent-<br />
Assumstadt<br />
32 andere Kirchen, Kapellen und Pfarr- wann Neckarsulm gegründet wurde.<br />
heimer Ordensbaumeister Johann<br />
(Möckmühl-Züttlingen)<br />
33<br />
häuser verdanken. So entstand ein Gegen Ende des 8.Jahrhunderts wird<br />
Wolfgang Fichtmeyer das neue<br />
Im nordöstlichen Landkreis liegt<br />
wohl proportioniertes Gotteshaus, der Ort jedoch mehrfach urkundlich<br />
Gotteshaus, welches in Süd-Nord-<br />
Züttlingen, das zu Möckmühl gehört.<br />
dessen Sandsteingliederung ins erwähnt. Nach mehreren Besitzer-<br />
Richtung angeordnet ist. Vom Stil<br />
Züttlingen wurde bereits im 8. Jahr-<br />
Auge fällt. Über dem Hauptportal wechseln gelangte Neckarsulm 1484<br />
her verbanden sich Renaissance und<br />
hundert erstmals erwähnt. Dort<br />
befindet sich eine im Jahre 1775<br />
waren u.a. die Klöster Fulda und<br />
gestiftete Marienfigur. Weiter oben<br />
Lorsch begütert. Nach mehreren<br />
erkennt man die Apostel Petrus und<br />
Besitzerwechseln fiel der Ort 1676<br />
Paulus sowie auf der Zinne zwei<br />
an die Herren von Ellrichshausen<br />
Engel. Wenn man die Kirche betritt<br />
und 1805/06 an Württemberg. Auf<br />
und im Schiff den Blick nach oben<br />
der Gemarkung von Züttlingen be-<br />
wendet, dann fällt das reich stuckierfinden<br />
sich die Schlösser Domeneck<br />
te Stichkappengewölbe auf. Die<br />
Gundelsheim<br />
und Assumstadt. Während es sich<br />
Deckengemälde stellen die Rosen-<br />
Das bedeutendste Beispiel einer bei Domeneck um ein stattliches<br />
Erlenbach<br />
kranzgeheimnisse dar. Bemerkens-<br />
barocken freiplastischen Anlage im Wohnhaus mit barocken Neben-<br />
Das vielleicht schönste sakrale wert ist außerdem die Barockkanzel<br />
Stadt- und Landkreis <strong>Heilbronn</strong> steht gebäuden handelt, stellt das Schloss<br />
Ensemble der Barockzeit, das erhal- mit den vier Evangelisten am Pult<br />
in Gundelsheim. Die Stadt wurde Assumstadt eine Rarität dar. Dieses<br />
ten geblieben ist, befindet sich in und Christus auf dem Schalldeckel.<br />
vom 13. bis zum Anfang des 19. Jahr- Schloss wurde 1769 von Maria<br />
Erlenbach. Der bedeutende Wein- Neben dem Taufbecken befinden<br />
Wichtiges Zeugnis des Barock: Das Rathaus der<br />
Stadt Neckarsulm.<br />
Die Barrockkanzel in der Pfarrkirche St. Dionysius<br />
wird von vier Evangelisten geschmückt. hunderts vom Deutschorden be- Theresia errichtet. Es war ein Gebauort<br />
liegt im Weinsberger Tal und sich Standfiguren verschiedener<br />
herrscht. Dieser errichtete dort im schenk an ihren Generalfeldzeug-<br />
wurde im 12. Jahrhundert erstmals Heiliger: Barbara (mit Turm), Martin durch Tausch an den Deutschen<br />
Barock. 1757 fügte der Neckarsulmer 16. Jahrhundert das mächtige Remeister Carl Reinhard von Ellrichs-<br />
urkundlich erwähnt. Er kam früh zu (mit Mitra und Hirtenstab) und Orden, der hier ein eigenes Amt er-<br />
Kirchenbaumeister Franz Häfele den naissance-Schloss Horneck, welches hausen, der sich im Siebenjährigen<br />
den Herren von Weinsberg, dann an Katharina (mit Buch und Schwert). richtete. 1805 kam Neckarsulm zu<br />
viereckigen Turm an die nordöstliche 1724/28 barock umgestaltet wurde. Krieg hohe Verdienste erworben<br />
das Erzstift Mainz und 1484 an den Sie wurden wohl um 1480 geschaf- Württemberg und war von 1807 bis<br />
Ecke des Schiffs an. 1877 bis 1880 Daneben finden sich in Gundelsheim hatte und der es als Sommersitz<br />
Deutschen Orden. Schon für das Jahr fen und stammen wahrscheinlich 1938 Oberamtsstadt. In dieser Zeit<br />
wurde die Kirche im Innern umfas- noch viele andere Zeugnisse des nutzte. Die Bauleitung oblag Archi-<br />
1335 ist die Pfarrkirche St. Martin vom Hochaltar der Vorgängerkirche. erfolgte auch die Entwicklung von<br />
send verändert. Dabei ging die Barock. Dazu gehört die Nepomuk- tekten aus der Schule von Fischer<br />
erstmals nachgewiesen. Der Deut- Das Gotteshaus hat am Ende des einer Weinbaugemeinde zur Indust-<br />
originale Barockausstattung verlo- Gruppe, die im Jahre 1752 geschaf- von Erlach aus Wien. Bei dem<br />
sche Orden war es dann, der diese Zweiten Weltkrieges schwere Schäriestadt. 1945 fiel die Innenstadt fast<br />
ren. Vor dem Zweiten Weltkrieg fen worden ist. Sie steht in einer Schloss handelt es sich um einen<br />
einschiffige Kirche von 1753 bis den erlitten. Es wurde bis 1986 in vollständig einem Luftangriff zum<br />
wurde damit begonnen, dem Gottes- dreieckig ummauerten Anlage an der zweigeschossigen Bau mit Mansar-