5.1.3. Die Einrichtung des BEW - berliner STARThilfe eV
5.1.3. Die Einrichtung des BEW - berliner STARThilfe eV
5.1.3. Die Einrichtung des BEW - berliner STARThilfe eV
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1. Einleitung<br />
4<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />
der <strong>berliner</strong> <strong>STARThilfe</strong> e.V. bietet Leistungen zur Teilhabe für<br />
Menschen mit Lernschwierigkeiten und für Menschen mit seelischer<br />
Behinderung. Wir sind der Ansicht, dass diese Menschen<br />
einen selbstverständlichen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft<br />
haben und mit unserer <strong>Die</strong>nstleistung möchten wir<br />
unsere Klientel ermächtigen, diesen Platz auszufüllen. Dazu<br />
benötigen die von uns betreuten Menschen Unterstützung<br />
und Begleitung, die sich auf alle Lebensbereiche erstreckt.<br />
<strong>Die</strong>ser Prozess ist oft langwierig, Ursache und Wirkung liegen<br />
selten zeitlich eng beieinander. Er erfordert neben Empathie,<br />
ein geplantes und zielgerichtetes pädagogisches Handeln, das<br />
nur durch den Einsatz von Fachpersonal und mit einem hohen<br />
administrativen Aufwand gesichert werden kann.<br />
Der vor Ihnen liegende Jahresbericht 2011 <strong>des</strong> <strong>berliner</strong> <strong>STARThilfe</strong><br />
e.V. möchte Sie auch diesmal mit unserem Selbstverständnis,<br />
mit den konkreten Inhalten unserer Arbeit bekannt<br />
machen, über unsere Erfahrungen berichten und neue Ideen<br />
in den Blick nehmen.<br />
Dass ein gutes Anliegen, in diesem Fall die Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen für Menschen mit Lernschwierigkeiten, nicht<br />
unbedingt zum wirtschaftlichen Erfolg führt, mussten wir<br />
im vergangenen Jahr schmerzlich erfahren. Aufgrund der<br />
betriebswirtschaftlichen Schieflage war es erforderlich unseren<br />
Integrationsbetrieb »Fishing for Compliments« zum<br />
31.12.2011 zu schließen.<br />
Um die Qualität unserer Arbeit zu gewährleisten, arbeitet<br />
unsere Organisation seit 2004 nach einem von der DQS zertifizierten<br />
Qualitätssicherungssystem nach DIN EN ISO 9001:2008.<br />
Unser QMS wurde durch eine von der DQS im Jahr 2011 durchgeführte<br />
Systemförderung nochmals in seiner Wirksamkeit<br />
überprüft und weiter verbessert.<br />
Wir werden in diesem Bericht erstmals von dem bisher von<br />
uns gewählten Sprachgebrauch Abstand nehmen und den<br />
größten Teil unserer Klientel nicht mehr als »Menschen mit<br />
Behinderungen« sondern als »Menschen mit Lernschwierigkeiten«<br />
bezeichnen. Obwohl wir uns schon seit längerer Zeit<br />
bewusst sind, dass der Begriff »Menschen mit Behinderungen«<br />
den Kern unseres Verständnisses von Behinderung nicht trifft,<br />
haben wir diesen in der Vergangenheit verwandt, weil er noch<br />
immer in den für uns relevanten Sozialleistungsgesetzen (SGB<br />
XII etc.) Anwendung findet. Für den Begriff »Behinderung«<br />
gibt es in Deutschland bisher keine allgemein anerkannte<br />
Stefan Zenker<br />
Definition bzw. eine einheitliche Verwendung <strong>des</strong> Begriffs<br />
in den jeweiligen Sozialleistungsgesetzen. Es werden die<br />
Begriffe »Behinderung«, »Schwerstbehinderung«, »von Behinderung<br />
bedroht« verwendet. <strong>Die</strong> Betroffenen selbst finden in<br />
der Regel andere Bezeichnungen sinnvoller. So bezeichnen<br />
sich z. B. die Menschen mit geistiger Behinderung der Organisation<br />
»Peoples First« als »Menschen mit Lernschwierigkeiten«.<br />
<strong>Die</strong> Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat mit der internationalen<br />
Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und<br />
Gesundheit (ICF) eine umfängliche Definition vorgenommen,<br />
die u.a. das Maß der Teilhabe am öffentlichen, gesellschaftlichen<br />
und kulturellen Leben und die Wechselwirkung zwischen<br />
der Person und ihren Kontextfaktoren einbezieht.<br />
Gemäß Artikel 1 der UN-Konvention zählen zu den Menschen<br />
mit Behinderungen »Menschen, die langfristige körperliche,<br />
seelische, geistige oder Sinnesschädigungen haben, die in<br />
Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren ihre volle und<br />
wirksame Teilhabe gleichberechtigt mit anderen an der Gesellschaft<br />
behindern können.« <strong>Die</strong> Konvention bildet das Zusammenwirken<br />
von Behinderung durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />
einerseits und individuelle körperliche, seelische<br />
und geistige Einschränkungen andererseits ab.<br />
<strong>Die</strong>ser Definition fühlen wir uns verpflichtet. Wir halten es für<br />
notwendig, dass ein Umdenken bezüglich <strong>des</strong> weit verbreiteten<br />
medizinischen Modells bzw. <strong>des</strong> defizitorientierten Ansatzes<br />
erfolgt. Unser Verständnis für die von uns begleiteten<br />
Menschen ist von Wertschätzung geprägt, unsere Angebote<br />
sind in erster Linie Leistungen zur Teilhabe für Menschen mit<br />
Lernschwierigkeiten. Aus Achtung vor ihnen werden zukünftig<br />
den Begriff »Menschen mit Lernschwierigkeiten« verwenden.<br />
Wir möchten mit dieser Publikation einen Beitrag zum besseren<br />
Verständnis der besonderen Bedürfnisse von Menschen<br />
mit Lernschwierigkeiten und Menschen mit seelischer Behinderung<br />
leisten und die Ergebnisse unserer Arbeit einer breiten<br />
Öffentlichkeit zugänglich machen.<br />
Vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Arbeit und viel Spaß<br />
beim Lesen!<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Stefan Zenker, Geschäftsführer