5.1.3. Die Einrichtung des BEW - berliner STARThilfe eV

JAHRESBERICHT 2011
zusammengeschlossen. Dazu gehören:
aktion weitblick gGmbH, Albert Schweitzer Stiftung, berliner
STARThilfe e.V., Lebenshilfe gGmbH, Sinneswandel gGmbH,
Spastikerhilfe eG, die reha e.v., Der PARITÄTISCHE Berlin.
nueva – Evaluation in Berlin
Der Grund, sich für das nueva-Modell zu öffnen, lag für uns in
dem Anspruch, eine umfassende Beteiligung von Menschen mit
Lernschwierigkeiten an der Gestaltung ihrer Lebensbedingungen
und ihrer individuellen Zufriedenheit mit der Begleitungs/-
Assistenzsituation sicher zu stellen. Der berliner STARThilfe e.V.
hat mehrere Anläufe zur Evaluation seines Dienstleistungsangebotes
unternommen und festgestellt, dass
die bekannten Grundlagen zur Durchführung von Interviews
auf Menschen mit Lernschwierigkeiten nur eingeschränkt
übertragbar sind,
lediglich strukturierte und standardisierte Fragebögen
keine aussagefähigen und zuverlässigen Ergebnisse liefern,
der ökonomische (Zeit-) Aufwand zur Vermittlung der
Frageintention sehr hoch ist,
wegen der Tendenz unserer Klientel, sozial erwünschte
Antworten zu geben, die Objektivität der Befragungsergebnisse
zweifelhaft ist.
Mit nueva haben wir ein System entdeckt, dass diesem
Anspruch nicht nur umfänglich gerecht wird, sondern auch
Menschen mit Feldkompetenz (die eine entsprechende Ausbildung
und einen festen Arbeitsplatz haben) als Evaluatoren
eingesetzt werden und welches damit noch weit über diesen
Anspruch hinaus führt.
Das fanden auch andere Organisationen in Berlin und mit
Aktion Weitblick, die Reha, Sinneswandel, Spastikerhilfe,
Lebenshilfe, Albert Schweitzer Stiftung und nbw begannen wir
im Januar 2009 die Evaluation unserer Dienstleistungen.
Im Januar 2009 erhielt nueva den Auftrag zur Evaluation von
900 Plätzen im Wohn- und Werkstattbereich. Dazu gehörten
Schulungen, Interviews, Auswertungsgespräche und Ergebnispräsentationen,
3 vorbereitende Trainings mit jeweils 36
Menschen mit Lernschwierigkeiten und Mitarbeiterinnen der
Träger im Zeitumfang von jeweils 4 Tagen, in denen sich, mit
Unterstützung der Spezialisten aus Österreich, Kundinnen
und Mitarbeiterinnen aller am Projekt beteiligten Einrichtungen
auf die Zielgrößen einigten und einen Ergebniskorridor
definierten.
Evaluiert wurden insgesamt 59 Wohneinheiten, davon
17 vollstationäre Gruppen
35 ambulante Wohngemeinschaften
7 Stützpunkte des ambulant betreuten Einzelwohnens
661 Menschen mit Lernschwierigkeiten wurden kontaktiert,
331 Interviews wurden durchgeführt.
Erhoben wurden das Qualitäts- und Angebotsprofil der
Einrichtungen und die Kundenzufriedenheit. Die Auswertung
der Ergebnisse mündete in einem Benchmarkingprozess mit
internen und externen Vergleichen und Best Practice Modellen.
Aus diesem Prozess und den positiven Erfahrungen dabei
ist der Wunsch der beteiligten Organisationen nach weiterer
Zusammenarbeit entstanden, der mit der Gründung der
Berliner Qualitätsgemeinschaft nueva einen festen Rahmen
bekommen hat. Die Mitglieder erarbeiten Empfehlungen für
die Verbesserung des nueva-Systems. Sie unterstützen die
systematische und kontinuierliche Verbesserung der Mitwirkungsmöglichkeiten
für Nutzerinnen und Nutzer von sozialen
Dienstleistungen und die Entwicklung von Ausbildungsmöglichkeiten
für Evaluatorinnen und Evaluatoren sowie die Schaffung
von entsprechenden Einsatzfeldern.
In einem Onlinekatalog sind Angebotsprofile der evaluierten
Einrichtungen in benutzerfreundlicher und leicht verständlicher
Form potenziellen Kunden und der Öffentlichkeit zugänglich.
Es gibt unterschiedliche Suchfunktionen (Stadtbezirke,
Angebotsprofile, Organisationen…), die es dem Kunden
erlauben, nach einer Betreuungseinrichtung zu suchen,
die möglichst passgenau seinen individuellen Bedürfnissen
entspricht. Verbraucherschutz mit gleichberechtigten
möglichst barrierefreien Informationsmöglichkeiten wird hier
umgesetzt.
Ein weiterer Baustein des nueva Gesamtkonzeptes konnte in
Berlin im Januar 2011 hinzugefügt werden. 14 Menschen mit
Feldkompetenz begannen eine 24-monatige Ausbildung zum
nueva-Evaluator bzw. zur nueva-Evaluatorin. Die ersten 18
Monate bilden eine Kombination aus Theorie und Praxis, geteilt
in einen Basis- und einen Spezialisierungsteil. Abgeschlossen
wird der Lehrgang mit sechs Monaten Testevaluation.
Um den fertig ausgebildeten Evaluatorinnen eine Perspektive
zu geben, verständigten sich die beteiligten Organisationen
und weitere Interessenten auf die Gründung einer Gesellschaft
(geplant II. Quartal 2012), in der die nueva-Evaluatorinnen
nach dem Abschluss der Ausbildung ein festes Anstellungsverhältnis
zum ortsüblichen Gehalt erhalten.
Damit schließt sich ein Kreis aus Evaluation, Verbesserung der
Angebotsqualität, Ausbildung von Evaluatorinnen, Schaffung
von Arbeitsplätzen für Menschen mit Lernschwierigkeiten,
die wiederum evaluieren. Wir sind froh und stolz, zu diesem
Ergebnis beigetragen zu haben.
Stefan Zenker, Geschäftsführer berliner STARThilfe e.V.
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