MünchnerUni.Magazin - Ludwig-Maximilians-Universität München
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MUM 02/2002 TITEL<br />
8<br />
Grafiken: Dr Ralph Zahn, ETH Zürich<br />
1 Oben: Ein fehlgefaltetes<br />
Prion-Protein lagert sich ab und<br />
führt zu Prionerkrankungen.<br />
Unten: Ungefährlich ist das<br />
normale zelluläre Prion-Protein.<br />
3<br />
logischen Erkrankungen bei<br />
Mensch und Tier. „Die sichere Diagnose<br />
der Prionkrankheiten ist derzeit<br />
nur durch die biochemische<br />
oder histopathologische Untersuchung<br />
des Gehirns möglich“, betont<br />
Kretzschmar. TSE-Krankheiten können<br />
also nur durch die Untersuchung<br />
von Nervenzellen nach dem<br />
Tod des infizierten Lebewesens<br />
nachgewiesen werden. Testverfahren,<br />
die beim lebenden Menschen<br />
oder Tier eingesetzt werden können,<br />
existieren derzeit noch nicht.<br />
Auch bei der Erforschung der Alzheimer<br />
und Parkinson Krankheit<br />
befriedigen einfache Zellkulturmodelle<br />
nicht die Bedürfnisse der Wissenschaftler.<br />
„Diese Modelle sind für ein<br />
funktionelles Verständnis im Organismus<br />
nicht ausreichend und darüber<br />
hinaus untauglich, um neue Medikamente<br />
auf ihre protektive Wirkung zu<br />
BSE<br />
Bovine Spongiforme Enzephalopathie,<br />
„schwammförmige“ Hirnerkrankung<br />
beim Rind, landläufig<br />
„Rinderwahnsinn“ genannt, wurde<br />
1985 erstmals in Großbritannien<br />
festgestellt<br />
BSE-SCHNELLTEST<br />
Innerhalb der Europäischen Union<br />
stehen drei Schnelltests zum<br />
Nachweis von BSE zur Verfügung.<br />
In Deutschland sind zwei davon<br />
bislang zugelassen. Diese Tests<br />
sind allerdings vor dem Internationalen<br />
Tierseuchenamt (OIE)<br />
nicht ausreichend. Nach dem OIE<br />
sind folgende Diagnosemethoden<br />
zum Nachweis von BSE einzusetzen:<br />
Western Blot (nach vorheriger<br />
Aufreinigung entsprechend<br />
OIE Vorgaben), immunhistochemische<br />
Untersuchung histologischer<br />
Hirnpräparate, histopathologische<br />
Untersuchung oder<br />
die elektronenmikroskopische<br />
Darstellung Scrapie-assoziierter<br />
Fibrillen.<br />
CJD/CJK<br />
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit,<br />
„schwammförmige“ Hirnerkrankung<br />
beim Menschen, wurde<br />
1920/21 erstmals von den beiden<br />
deutschen Medizinern Creutzfeldt<br />
und Jakob beschrieben.<br />
testen“, erklärt Professor Haass. Forschungen<br />
mit einer transgenen Maus<br />
jedoch ermöglichten es im Falle der<br />
Parkinsonerkrankung, beispielsweise<br />
pathologische Vorgänge nahezu exakt<br />
zu rekapitulieren. Auf diese Weise<br />
könnten nicht nur die Wirkmechanismen<br />
der Erkrankung im Gehirn untersucht,<br />
sondern gleichzeitig auch<br />
potenzielle Medikamente getestet<br />
werden, betonte der Hirnforscher.<br />
PRIONFORSCHUNG – EIN GLOSSAR<br />
DIAGNOSE<br />
Das verbindliche Feststellen einer<br />
bestimmten Erkrankung. Bei den<br />
TSE ist eine definitive Diagnose nur<br />
durch die Gewebeuntersuchung<br />
des Gehirns möglich.<br />
VCJD<br />
Neue Variante der Creutzfeldt-<br />
Jakob-Krankheit, die nach heutigem<br />
Wissensstand durch den BSE-<br />
Erreger verursacht wird.<br />
PRION<br />
Proteinaceous infectious particle.<br />
Prionen gelten weithin als Erreger<br />
der TSE. Im Sinne der letztlich noch<br />
nicht bewiesenen Prion-Hypothese<br />
bestehen die Erreger in erster<br />
Linie aus der (krankmachenden)<br />
Scrapie-Form des Prion-Proteins<br />
(PrPSc).<br />
PRION-HYPOTHESE<br />
Nach dieser Hypothese ist der Erreger<br />
ein „proteinartiges infektiöses<br />
Partikel“, das Prion. Prionen sind<br />
Erreger, die vorwiegend aus Protein<br />
bestehen. Obwohl die Prion-Hypothese<br />
noch nicht bewiesen ist, sieht<br />
die Mehrheit der Forscher/innen die<br />
Prion-Hypothese als Basis ihrer Forschung.<br />
SCRAPIE<br />
TSE der Schafe, selten Ziegen,<br />
deutsch Traberkrankheit. Sie ist seit<br />
ca. 200 Jahren bekannt und kommt<br />
Foto: Maria Dorner<br />
Da neurodegenerative Erkrankungen<br />
wie Alzheimer oder Parkinson<br />
ihre Ursache ebenso wie BSE in<br />
einer Veränderung von Eiweißen im<br />
Gehirn haben, werden auch Forschungen<br />
zu diesen Leiden am<br />
neuen Prionzentrum angesiedelt<br />
sein. „Die Pathogenese dieser<br />
Erkrankungen basiert auf ähnlichen<br />
Mechanismen“, erklärt FOR-<br />
PRION-Geschäftsführerin Dr. Lederer.<br />
„Warum lagern sich Eiweiße im<br />
Gehirn ab? Warum sterben Nervenzellen<br />
aufgrund dieser Ablagerungen?<br />
Das sind Probleme, die beide<br />
Forschungsrichtungen betreffen.“<br />
Viel Arbeit auch für eine interdisziplinäreNachwuchsforschergruppe,<br />
die langfristig am neuen<br />
Prionforschungszentrum etabliert<br />
werden soll. ■ Ortrun Huber<br />
7 ZPN-Labors in Stahl und Glas.<br />
häufig in Großbritannien vor. Eine<br />
Übertragung auf den Menschen<br />
konnte bislang nicht nachgewiesen<br />
werden.<br />
TSE<br />
Transmissible Spongiforme Enzephalopathie,<br />
übertragbare „schwammförmige“<br />
Erkrankungen des Gehirns,<br />
ausgelöst durch einen unkonventionellen<br />
Erreger. Eine Gruppe infektiöser<br />
neurodegenerativer Krankheiten<br />
des zentralen Nervensystems, mit<br />
sehr langen Inkubationszeiten, zu<br />
denen im Tierreich u.a. Scrapie und<br />
die Bovine Spongiforme Enzephalopathie<br />
(BSE), der so genannte Rinderwahnsinn<br />
zählen. Analoge<br />
menschliche Erkrankungen sind u.a.<br />
die verschiedenen Formen der<br />
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK).<br />
Transmissible Spongiforme Enzephalopathien<br />
verlaufen stets tödlich.<br />
Schutzimpfungen oder wirksame<br />
Therapien sind bisher nicht verfügbar.<br />
Die Bezeichnung Spongiforme<br />
Enzephalopathien beruht auf dem<br />
markantesten histologischen Merkmal<br />
dieser Krankheiten, einer<br />
„schwammförmigen“ (=spongiformen)<br />
Degeneration von Neuronen<br />
im Gehirn. Eine sichere Diagnose ist<br />
derzeit nur durch Untersuchung von<br />
Hirngewebe möglich. Von den Vertretern<br />
der Prion-Hypothese werden<br />
diese Krankheiten als Prionkrankheiten<br />
bezeichnet. (Quelle: TSE-Forum)