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literatur & film - Auslandsösterreicher-Weltbund

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<strong>Auslandsösterreicher</strong> Journal 3/2009 € 3,–<br />

UmfRAge<br />

wAs inteRessieRt<br />

AUslAndsösteRReicheR?<br />

Politik AktUell<br />

eRgebnisse deR eU-wAhl<br />

schmAnkeRlecke<br />

PeRlhUhn AUf AsiAnUdeln<br />

<strong>literatur</strong> & <strong>film</strong><br />

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12–24<br />

26–27<br />

40–44<br />

4 <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds<br />

Seit 1967 hilft er zur Überbrückung und in Notlagen<br />

5 Vorwort<br />

48<br />

5 AÖWB intern<br />

Neue Ausstellung in der Steiermark, <strong>Weltbund</strong>karte<br />

6–7 Umfragen<br />

Prioritäten und Interessen der <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />

8–9 Politik aktuell<br />

Ergebnisse der EU-Wahl 2009<br />

10 Aktuell<br />

Wie E-Voting funktioniert, erster Einsatz bei ÖH-Wahl<br />

11 BMeiA<br />

Personalausweis, Auslands-E-Voting<br />

12–24 Schwerpunkt-Thema<br />

Literatur und Film<br />

26–27 Kultur<br />

Waldmüller-Ausstellung, Porträt Paul Flora<br />

28–29 Porträt<br />

Peter F. Drucker<br />

30–33 Aus den Bundesländern<br />

Die Länder berichten über Kultur und Politik<br />

34–39 Österreich aktuell<br />

Neuigkeiten und Chronik<br />

40–44 Österreicher in aller Welt<br />

Veranstaltungsberichte aus dem 10. Bundesland<br />

46 austriansabroad<br />

Österreichs virtueller Treffpunkt<br />

47 Wissenschaft<br />

Österreicher am CERN<br />

48 Schmankerlecke<br />

Rezept von Johann Lafer: Perlhuhnbrust<br />

49–50 Buchbesprechungen<br />

Neuerscheinungen und ein Hörbuch<br />

50 Impressum<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

Günter Düriegl<br />

Chefredakteur<br />

inhalt/editorial<br />

Mit „Wahrnehmung der Interessen von im<br />

Ausland lebenden Österreichern in Bezug<br />

auf Österreich und das Ausland“ bringen<br />

Präsidium und Vorstand des AUSLANDS-<br />

ÖSTERREICHER-WELTBUNDES ihre Tätigkeit<br />

in eine knappe, aber umso gültigere<br />

Fassung. Einiges davon, recht Aktuelles,<br />

präsentieren wir in der „August-Ausgabe“<br />

unseres ROTWEISSROT:<br />

Die Mitarbeit bei den Entscheidungen des<br />

„<strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds“, die Entwicklung<br />

und Durchführung der „Prioritäten-Umfrage“<br />

und des „Meinungs-Panels“ sind es<br />

allemal wert, beachtet zu werden. In Pöllau,<br />

in der Marktgemeinde mit dem größten Kirchenbau<br />

in der Steiermark, zeigen wir in<br />

diesem Jahr unsere Ausstellung „Das 10.<br />

Bundesland – Die <strong>Auslandsösterreicher</strong> in<br />

aller Welt“.<br />

Die Themen, die wir Ihnen anbieten, sind<br />

weit gestreut: An Berichtenswertem aus Politik,<br />

Kunst und Kultur wird jenes geboten, von<br />

dem wir meinen, dass Sie, die Sie im Ausland<br />

leben, es wissen sollten.<br />

„Literatur und Film“ sind der Schwerpunkt<br />

des vorliegenden Journals. Es ist schön zu<br />

wissen, dass in beiden Bereichen Österreich<br />

nicht nur in der Vergangenheit Beachtliches<br />

hervorgebracht hat, sondern auch heute Hervorragendes<br />

leistet.<br />

Zum Film legt das Prof. Dr. Robert Dassanowsky,<br />

ein <strong>Auslandsösterreicher</strong>, überzeugend<br />

dar.<br />

Einen Spaziergang durch die „Szene“ nennt<br />

Prof. Dr. Hans Haider seine Einladung an<br />

uns, Literatur in Österreich als eigenständige<br />

Spielart der deutschsprachigen Literatur anzuerkennen.<br />

Der Film ist „une nouvelle source de l’histoire“,<br />

meinte Boleslas Matuszewski, „ein Raum<br />

ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele“,<br />

hielt schon Marcus Tullius Cicero fest.<br />

Günter Düriegl, Chefredakteur<br />

3


Aöwb intern<br />

<strong>Auslandsösterreicher</strong>-fonds<br />

Der <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds (AÖF) dient der Unterstützung bedürftiger österreichischer<br />

Staatsbürger im Ausland. (BGBl.)<br />

ür die Betreuung in Not geratener Aus-<br />

Flandsösterreicherinnen und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />

wurde im Jahre 1967 per Gesetz<br />

der <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds<br />

(AÖF) errichtet. Dessen aktuelle gesetzliche<br />

Regelung ist das <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds-Gesetz<br />

(AÖF-G), BGBl. I<br />

Nr. 67/2006, das am 1.1.2007 in Kraft getreten<br />

ist. Der <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds<br />

verfolgt den Zweck, österreichischen<br />

Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern, die<br />

ihren Hauptwohnsitz im Ausland haben,<br />

zur Überbrückung vorübergehender Not<br />

oder Linderung andauernder materieller<br />

Not einmalige oder periodische Zuwendungen<br />

zu gewähren. Bei den Leistungen<br />

des Fonds handelt es sich um ergänzende<br />

Unterstützungen – wie etwa die Sozialhilfe<br />

in Österreich –, nicht um eine Art Pensionsersatz,<br />

von dem die gesamten Lebenshaltungskosten<br />

im Ausland bestritten<br />

werden können. Zuwendungen können<br />

nur dann gewährt werden, wenn das Einkommen<br />

und das verwertbare Vermögen<br />

der Antragstellerinnen und Antragsteller<br />

sowie Leistungen unterhaltspflichtiger<br />

Angehöriger nicht ausreichen, um den<br />

Lebensbedarf zu sichern.<br />

Neu ab dem 1.1.2007 ist vor allem, dass<br />

zum ersten Mal die Möglichkeit besteht, in<br />

besonderen Härtefällen auch ehemalige<br />

Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in die<br />

Leistungen des Fonds einzubeziehen, die<br />

aus wichtigen und nachvollziehbaren<br />

Gründen die österreichische Staatsbürgerschaft<br />

aufgeben mussten und Herzensösterreicher<br />

geblieben sind.<br />

„Im Fall besonderer Härtefälle früherer österreichischer<br />

StaatsbürgerInnen und von<br />

Kindern österreichischer Staatsbürger-<br />

Innen, die ihren Hauptwohnsitz im Ausland<br />

haben und außerordentliche materielle<br />

Not leiden, kann das Kuratorium bei über<br />

die Aufgabenerfüllung des AÖF gemäß §<br />

2 Abs. 1 leg.cit. hinaus zur Verfügung stehender<br />

Mittel im Einzelfall Zuwendungen<br />

genehmigen, insbesondere wenn es sich<br />

beim/bei der AntragstellerIn um eine/n<br />

deklarierte/n ,HerzensösterreicherIn‘<br />

handelt.“<br />

Dabei sollen gegebenenfalls frühere österreichische<br />

StaatsbürgerInnen,<br />

l die ihre Staatsbürgerschaft verloren<br />

haben, weil sie die Staatsangehörigkeit<br />

des neuen Wohnsitzlandes de facto annehmen<br />

mussten (und Wiedererwerbsfristen<br />

versäumt hatten), oder<br />

l die sich deshalb in das Ausland begaben,<br />

weil sie Verfolgung durch Organe<br />

der NSDAP oder der Behörden des sogenannten<br />

„Dritten Reiches“ mit Grund<br />

zu befürchten hatten oder erlitten haben<br />

oder „weil sie wegen ihres Einsatzes für<br />

die demokratische Republik Österreich<br />

Verfolgungen ausgesetzt waren oder<br />

solche mit Grund zu befürchten hatten,<br />

besonders berücksichtigt werden“, heißt<br />

es dazu in den am 15.1.2007 vom Kuratorium<br />

erlassenen „Richtlinien für die<br />

Zuwendungen“ (www.bmeia.gv.at/botschaft/auslandsoesterreicher/kontakte/<br />

auslandsoesterreicher-fonds.html).<br />

Die Mitglieder des Kuratoriums werden<br />

von der Bundesregierung bestellt. Vorsitzender<br />

des am 25. Februar 2009 neu bestellten<br />

Kuratoriums ist Ao. und bev. Botschafter<br />

i. R. Dr. Georg Hohenberg, der<br />

auch Mitglied des Vorstandes des AUS-<br />

© SXC<br />

Der Fonds dient u. a. der Überbrückung<br />

vorübergehender materieller Not.<br />

LANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES<br />

ist. Auch die Vorstandsmitglieder des<br />

AUSLANDSÖSTERREICHER-WELT-<br />

BUNDES Präsident Dkfm. Ing. Gustav<br />

Chlestil und OSR. Dr. Peter Brand sowie<br />

Generalsekretärin Dr. Irmgard Helperstorfer<br />

sind Mitglieder des Kuratoriums. Der<br />

AUSLANDSÖSTERREICHER-WELT-<br />

BUND hat Stimme im <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds<br />

und erhebt sie auch.<br />

Der Fonds wird je zur Hälfte vom Bundesministerium<br />

für europäische und internationale<br />

Angelegenheiten und den neun<br />

Bundesländern subventioniert. Jährlich<br />

erhalten mehr als 1.000 bedürftige <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />

und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />

Zuwendungen im Gesamtausmaß<br />

von über 600.000 Euro.<br />

Dieser Betrag ist keineswegs zu unterschätzen,<br />

aber begründet durch seine<br />

langjährigen Erfahrungen und sein Wissen<br />

um die oft tragischen Schicksale von<br />

nicht wenigen unserer Mitbürgerinnen und<br />

Mitbürger im Ausland meint Botschafter<br />

Dr. Hohenberg, dass eine Erhöhung dieser<br />

Dotierung wünschenswert wäre.<br />

Im Antrag um Zuerkennung einer aus Mitteln<br />

des <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds gewährten<br />

Unterstützung ist insbesondere<br />

die vorübergehende bzw. andauernde materielle<br />

Notlage glaubwürdig darzulegen.<br />

Ein Rechtsanspruch auf Zuwendung besteht<br />

nicht. Anträge sind ausschließlich im<br />

Wege der zuständigen österreichischen<br />

Vertretungsbehörde – Botschaft oder<br />

(General)Konsulat – zu stellen.<br />

Zur Antragstellung ist das diesbezügliche<br />

Formular zu verwenden: Einerseits finden<br />

Sie es unter der oben angegebenen Internet-Adresse,<br />

andererseits wird Sie, es zu<br />

erlangen, jede österreichische Vertretungsbehörde<br />

gerne unterstützen. Darüber<br />

hinaus ist die Vertretungsbehörde<br />

beim Ausfüllen des Formulars sowie<br />

bei weiteren Fragen selbstverständlich<br />

behilflich. �<br />

4 www.weltbund.at ROTWEISSROT


der Aöwb stellt aus<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

Aöwb intern<br />

Im Refektorium des oststeirischen Stiftes Pöllau eröffnete am 31. Juli Vizepräsident Dr. Georg<br />

Schoiswohl die Ausstellung „Das 10. Bundesland“ mit einer feierlichen Rede.<br />

Günter Düriegl<br />

Größter Kirchenbau der Steiermark: Stifts- und<br />

Pfarrkirche St. Veit in Pöllau im Jogelland.<br />

achdem unsere Ausstellung „Das 10.<br />

NBundesland – Die <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />

in aller Welt“ erstmals am 25. April<br />

2006 in der Säulenhalle des Parlaments in<br />

Wien eröffnet worden war, ist sie selbstverständlicher<br />

Fixpunkt der jährlich stattfindenden<br />

<strong>Auslandsösterreicher</strong>-Treffen<br />

geworden. Heuer jedoch, bei unserem<br />

Treffen in Inns bruck (3. bis 6. September),<br />

findet keine Präsentation statt. Dennoch<br />

will der AÖWB auch in diesem Jahr die<br />

Ausstellung in Österreich zeigen.<br />

Am Freitag, dem 31. Juli 2009, um 19 Uhr<br />

fand nun die Eröffnung der Ausstellung<br />

durch den Bürgermeister der Marktgemeinde<br />

Pöllau, Herrn SR Heribert<br />

Hirschegger, und durch den Vizepräsidenten<br />

des AÖWB, Herrn Dr. Georg<br />

Schoiswohl, im ehemaligen Refektorium<br />

des Stiftes Pöllau, im ehemaligen Kloster<br />

der Augustiner-Chorherren statt.<br />

Bis zum 26.10. wird die Schau zu sehen<br />

sein und den Besuchern wohl jene grundsätzlichen<br />

Informationen bieten, auf die<br />

Dr. Georg Schoiswohl, Vizepräsident des<br />

AÖWB, in seiner Eröffnungsrede überzeugend<br />

hinwies: „Wir sehen eine große Notwendigkeit,<br />

die Bedeutung der <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />

und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />

auch im Inland herauszustreichen. Ich<br />

möchte nicht von dem berühmten Prophe-<br />

© Pöllau<br />

ten sprechen, der zu Hause nichts gilt:<br />

Aber wie viele erfolgreiche <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />

und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />

kennen Sie? Und von wie vielen<br />

kennen Sie den Werdegang, die Sorgen<br />

und Mühen, sich im fremden Land einzurichten<br />

und Erfolg zu haben und dabei den<br />

Mut nicht zu verlieren?“ Zur Erinnerung:<br />

Die Ausstellung trägt dem Wirken der im<br />

Ausland lebenden Österreicherinnen und<br />

Österreicher und damit dem Wirken Österreichs<br />

in der Welt Rechnung. Eine multimediale<br />

Präsentation von Bild, Film und<br />

Ton berichtet über jenes Österreich, das<br />

„10. Bundesland“ eben, das unverzichtbarer<br />

Teil unserer Heimat ist, ohne dessen<br />

Kenntnis die Bestimmung der österreichischen<br />

Identität unvollständig ist. In vier<br />

Themenbereichen wird das Phänomen<br />

„<strong>Auslandsösterreicher</strong>“ dargestellt:<br />

Auswanderung: Aus unterschiedlichen<br />

Gründen, freiwillig und unfreiwillig, ja, so<br />

schändlich es auch war, auch vertrieben<br />

haben Österreicherinnen und Österreicher<br />

ihre Heimat verlassen.<br />

Österreicher in der Welt: Die Tradition, in<br />

der die Österreicher stehen, die Tatsache,<br />

dass Österreich ein Land ist, das seit Jahrhunderten<br />

durch Wanderungsbewegungen<br />

– Immigration und Emigration – geformt<br />

worden ist, prägt den Einzelnen.<br />

Die Welt ist Bühne: Die Österreicherinnen<br />

und Österreicher haben ein tiefes Wissen<br />

vom Spiel des Menschen in der Welt. So<br />

kann es nicht wundernehmen, dass auch<br />

der Beitrag von <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />

und <strong>Auslandsösterreicher</strong>n zu „Set and<br />

Stage“ groß ist.<br />

Kulturbeitrag: Österreichs anerkannte Beiträge<br />

zur Kultur und zum globalen Erbe<br />

verdanken sich vielfach auch den Leistungen<br />

von <strong>Auslandsösterreicher</strong>n.<br />

Aufhorchen ließ Dr. Schoiswohl, als er ausführte:<br />

„Und wenn wir bei der Betrachtung<br />

dieser Lebens- und Erfolgsgeschichten<br />

von <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen und Aus-<br />

landsösterreichern uns gleichzeitig vor<br />

Augen halten, dass es zurzeit in unserem<br />

Heimatland eine Gruppe von Menschen<br />

gibt, die genauso wie unsere Landsleute<br />

seinerzeit als Fremde und Ausländer Probleme<br />

der Integration zu bewältigen haben,<br />

so sollte uns das bei der legislativen<br />

und exekutiven Behandlung dieser recht<br />

nachdenklich begleiten.“<br />

Pöllau im Jogelland mit seiner Stifts- und<br />

Pfarrkirche St. Veit, auch „Steirischer Petersdom“<br />

genannter Schlüsselbau für den<br />

oststeirischen Spätbarock, ist ein guter,<br />

ein rechter Ort für unsere Ausstellung. �<br />

Die AÖWB-Vorteilskarte<br />

Die <strong>Weltbund</strong>karte ist keine Kreditkarte,<br />

sondern eine Vorteilskarte und bietet beachtliche<br />

Vorteile (siehe www.weltbund.at:<br />

Mitgliedschaft – Vorteile). Als Mitglied des<br />

AUSLANDSÖSTERREICHER-WELT-<br />

BUNDES erhalten Sie diese Karte und die<br />

damit verbundenen Leistungen vollständig<br />

gratis. Diese Vorteile gelten auch für jene<br />

Personen, die nicht die österreichische<br />

Staatsbürgerschaft besitzen. Erforderlich<br />

ist jedoch, dass der Hauptwohnsitz außerhalb<br />

Österreichs gelegen ist.<br />

Viele Vereinigungen haben in eigener Initiative<br />

regionale Sonderkonditionen mit einer<br />

Reihe von Dienstleistern vereinbart. Fragen<br />

Sie diesbezüglich bei Ihrer Vereinigung<br />

nach. Bei Ihrer Vereinigung ist die <strong>Weltbund</strong>karte<br />

auch anzufordern.<br />

5


Aöwb intern<br />

Prioritäten-Umfrage 2009<br />

Was interessiert <strong>Auslandsösterreicher</strong>?<br />

as ist eine wichtige Frage für die für<br />

D <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Agenden zuständigen<br />

Verantwortlichen. Deshalb hat<br />

der Vorstand des AUSLANDSÖSTER-<br />

REICHER-WELTBUNDES (AÖWB) dieses<br />

Thema in seiner Vorstandssitzung im<br />

November 2008 intensiv diskutiert und beschlossen,<br />

eine weltweite Internet-Umfrage<br />

unter <strong>Auslandsösterreicher</strong>n zu starten,<br />

um zu erfragen, welche Wünsche und<br />

Themen für die in aller Welt lebenden <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />

von besonderer Wichtigkeit<br />

sind.<br />

Die sich daraus ergebenden Zielsetzungen<br />

sollen die Basis für die Schwerpunktarbeit<br />

des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELT-<br />

BUNDES für die nächsten Jahre bilden.<br />

Das Bundesministerium für europäische<br />

und internationale Angelegenheiten zeigte<br />

sich ebenfalls an diesem Projekt interessiert<br />

und bot an, für entsprechende Unterstützung<br />

bei der technischen Ausführung<br />

zu sorgen, was sich bei der Realisierung<br />

einer internationalen Umfrage in modernster<br />

Form über das Internet als sehr effektiv<br />

erwies, auch wegen der Einbeziehung des<br />

dem BMeiA zur Verfügung stehenden<br />

größeren Adressenmaterials.<br />

Die Internet-Umfrage wurde von 1.3. bis<br />

20.4.2009 durchgeführt und es konnten<br />

aus zehn vorgegebenen Themen drei als<br />

wichtigste Prioritäten ausgewählt werden.<br />

Darüber hinaus war die Nennung eines<br />

weiteren, frei formulierten Prioritätsthemas<br />

möglich.<br />

Die Beteiligung war überraschend hoch:<br />

2.779 Personen haben sich aktiv an der<br />

Umfrage beteiligt. 350 Personen haben<br />

zusätzliche Themen angeregt. Fast jeder<br />

zweite Beteiligte (1.245) hat eine E-Mail-<br />

Adresse angegeben, um an ähnlichen<br />

weiteren Befragungen teilzunehmen.<br />

In der Priorität stellten sich als wichtigste<br />

Themen heraus: Staatsbürgerschaftsangelegenheiten,<br />

Pensions- und Versicherungsfragen<br />

mit Österreichbezug sowie<br />

die Beteiligung an österreichischen Wah-<br />

Erbschaftsfragen und Ausbildung in Österreich<br />

zählen zu den weniger wichtigen Themen.<br />

len. Und es gab über die zehn vorgeschlagenen<br />

Themen hinaus weitere wichtige<br />

Themen.<br />

Bewertet man die ausgewählten Prioritäten<br />

mit je 1 bis 3 Punkten, ist ein klares Bild<br />

der AÖ-Prioritäten zu sehen: Staatsbürgerschaftsangelegenheiten<br />

führen absolut<br />

(3.002 Punkte), sehr knapp gefolgt von<br />

Pensions- und Versicherungsfragen mit<br />

Österreichbezug (2.961) und diese wiederum<br />

knapp gefolgt von der Beteiligung an<br />

österreichischen Wahlen (2.538).<br />

Die nächsten drei Prioritäten folgen mit<br />

großem Abstand zu den ersten drei, untereinander<br />

jedoch nur knapp: Rückkehr<br />

nach Österreich (1.632 Punkte), soziale<br />

Unterstützung im Ausland (1.619) und Informationen<br />

über Österreich (1.552).<br />

Auch die dritte und letzte Prioritätengruppe<br />

folgt mit einem erheblichen Abstand zur<br />

zweiten, untereinander jedoch mit geringem:<br />

Erbschaftsfragen mit Österreichbe-<br />

Jürgen Em<br />

zug (967), Ausbildung in Österreich (843),<br />

<strong>Auslandsösterreicher</strong>-Abgeordnete im österreichischen<br />

Parlament (831) und – zuletzt<br />

– Arbeitsvermittlung in Österreich<br />

(729).<br />

Neben den zehn zur Auswahl vorgegebenen<br />

wurden als zusätzliche wichtige<br />

Themen genannt: ORF-(TV-)Empfang,<br />

Kulturthemen, Steuerfragen, Rechtslage<br />

im Aufenthaltsland (und deren Änderungen),<br />

Arbeitsvermittlung im Aufenthaltsland,<br />

EU-Themen, Familienrechts-<br />

und Wehrdienstfragen, Anerkennung von<br />

ausländischen Ausbildungsabschlüssen,<br />

Fernstudien in Österreich, Stipendien und<br />

Beihilfen, Wohnsitz- und Grunderwerbsfragen,<br />

österreichische Visums- und Aufenthaltsfragen<br />

von ausländischen Angehörigen<br />

und Freunden, Passfragen,<br />

AÖ-Networking, AÖ-Portal (mit Wiki-<br />

Technik, Blogs und Diskussionsforen),<br />

österreichbezogene Veranstaltungen (und<br />

Unterricht) im Aufenthaltsland, Notfallhilfe<br />

und Krisenvorkehrungen, Verwaltungsvereinfachungen,<br />

Zahl und Nähe der konsularischen<br />

Vertretungsbehörden und<br />

Modernisierung der AÖ-Vereinigungen.<br />

Es lässt sich das Resümee ziehen, dass<br />

die große Beteiligung an der Umfrage, die<br />

hohe Zahl jener, die eine E-Mail-Adresse<br />

zwecks Information über weitere derartige<br />

Umfragen bekannt gegeben haben, sowie<br />

die beachtliche Zahl jener, die weitere<br />

wichtige Themen frei formuliert haben, beweisen,<br />

dass <strong>Auslandsösterreicher</strong> nicht<br />

nur das konkrete Umfrage-Angebot sehr<br />

gut angenommen haben, sondern auch<br />

gefragt werden wollen und bereit und interessiert<br />

sind, auf elektronischem Weg<br />

ihre Meinung kundzutun.<br />

Der Vorstand des AÖWB wird diese<br />

Prioritäten der <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />

schwerpunktmäßig in seiner Arbeit umsetzen<br />

und dabei natürlich auch die praktischen<br />

Vorschläge der Workshops bei der<br />

Präsidentenkonferenz 2009 mit einbeziehen.<br />

�<br />

6 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

© mein.salzburg.com


ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

Aöwb intern<br />

ergebnisse des 2. Umfrage-Panels<br />

Mitgliedschaft in der EU von Vorteil für Österreich.<br />

ls eine weitere Fragebogenaktion für<br />

A <strong>Auslandsösterreicher</strong> hat der AUS-<br />

LANDSÖSTERREICHER-WELTBUND im<br />

Frühjahr 2009 das Thema Österreich und<br />

die EU in den Vordergrund gestellt. Es<br />

wurden in Zusammenarbeit mit der Karmasin<br />

Motivforschung zwischen April und<br />

Juni 2009 799 Paper-Pencil (PAPI)-Befragungen<br />

versandt, wovon 129 retour gekommen<br />

sind. Angeschrieben wurden<br />

Österreicher in wichtigen Positionen, die<br />

länger als zwei Jahre im Ausland leben.<br />

Es sind speziell vier Fragen- und Entscheidungsbereiche<br />

angesprochen worden,<br />

nämlich:<br />

l Europäische Union allgemein<br />

l Beurteilung Österreichs in der Europäischen<br />

Union<br />

l EU-Wahl 7.6.2009<br />

l Bekanntheit und Beurteilung AÖWB<br />

Die Mehrheit der befragten <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />

will, dass in den Bereichen Unterstützung<br />

von wirtschaftsschwachen Regionen<br />

oder Regionen in Notlagen und im<br />

Bereich Energie und Umweltschutz gemeinsame<br />

Entscheidungen (mit der EU)<br />

getroffen werden. Während über den Bereich<br />

Forschung gemeinsam mit der EU<br />

entschieden werden soll (53 Prozent), soll<br />

im Bildungssystem Österreich für sich<br />

selbst entscheiden können (58 Prozent).<br />

Der Kampf gegen Kriminalität wird klar als<br />

gemeinsames Thema betrachtet (64 Prozent).<br />

Das Thema Pensionen und Gesundheit<br />

soll nach Meinung der Befragten ganz<br />

eindeutig in Österreich entschieden werden.<br />

64 Prozent sind der Meinung, dass in<br />

Bezug auf Verkehr ebenfalls gemeinsam<br />

mit der EU entschieden werden sollte. Einwanderung<br />

fällt mit 50 Prozent noch klar<br />

in den Entscheidungsbereich von Österreich.<br />

Wirtschaftliche Themen, wie die<br />

Bekämpfung der Inflation (61 Prozent) und<br />

der Kampf gegen Arbeitslosigkeit (57 Prozent),<br />

sollten laut den befragten Auslandösterreichern<br />

von Österreich und der<br />

EU gemeinsam entschieden werden. Aber<br />

im Bereich Besteuerung wollen 59 Prozent,<br />

dass Österreich entscheidet.<br />

Fazit: In den meisten Bereichen wird eine<br />

gemeinsame Entscheidung von EU und<br />

Österreich bevorzugt.<br />

Beurteilung der Europäischen Union<br />

Mehr als die Hälfte der befragten <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />

sind der Meinung, dass sich<br />

die EU eher in die richtige Richtung entwickelt.<br />

53 Prozent der befragen <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />

haben einen (sehr) positiven<br />

Eindruck von der EU.<br />

Drei Viertel der Befragten sind der Meinung,<br />

die Mitgliedschaft Österreichs in der<br />

EU hat sich (sehr) zum Vorteil für Österreich<br />

ausgewirkt. Nur acht Prozent sind<br />

gegenteiliger Meinung. Jene, die Nachteile<br />

in der Mitgliedschaft Österreichs in der EU<br />

sehen, führen vor allem Bürokratie als<br />

nachteiligen Effekt an.<br />

Fazit: 66 Prozent der Befragten sind der<br />

Meinung, dass sich die EU in die richtige<br />

Richtung entwickelt.<br />

Österreich in der EU<br />

Die Durchsetzungskraft Österreichs innerhalb<br />

der EU wird von den Befragten durchschnittlich<br />

beurteilt. Nur 27 Prozent sind<br />

der Meinung, dass sich Österreich (sehr)<br />

gut innerhalb der EU durchsetzen kann.<br />

Drei Viertel der Befragten sind der Meinung, die Mitgliedschaft<br />

Österreichs in der EU hat sich (sehr) zum Vorteil für Österreich<br />

ausgewirkt. Nur 8 % sind gegenteiliger Meinung.<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

5. Wie hat sich die Mitgliedschaft der Europäischen Union<br />

Ihrer Meinung nach auf Österreich ausgewirkt?<br />

33<br />

42<br />

18<br />

1 2 3 4 5<br />

hat sich sehr zum<br />

Vorteil ausgewirkt<br />

mean=2,0<br />

6<br />

2<br />

hat sich sehr zum<br />

Nachteil<br />

ausgewirkt<br />

%-Werte n=129<br />

Georg Schoiswohl<br />

Nur 24 Prozent der Befragten fühlen sich<br />

in Österreich „gehört“, 40 Prozent fühlen<br />

sich und ihre Interessen als <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />

(gar) nicht wahrgenommen. Die<br />

Befragten wünschen sich vor allem, dass<br />

Österreich seine Vermittlerrolle verstärkt<br />

(53 Prozent) und Vorbild innerhalb der EU<br />

ist. Fazit: Österreich hat zu wenig Durchsetzungskraft.<br />

Nur 27 Prozent sind der<br />

Meinung, dass Österreich seine Interessen<br />

in der EU (sehr) gut durchsetzt.<br />

Bekanntheit und Beurteilung AÖWB<br />

41 Prozent ist der AÖWB sehr gut bekannt.<br />

Rund ein Viertel hat allerdings noch nie<br />

zuvor vom AÖWB gehört.<br />

Für 62 Prozent der Kenner des AÖWB hat<br />

der AÖWB eine (sehr) große Bedeutung<br />

als ihr Interessensvertreter.<br />

Die Leistungen des AÖWB werden von 57<br />

Prozent derer, die den AÖWB kennen, als<br />

(sehr) gut beurteilt.<br />

23 Prozent der Kenner des AÖWB wünschen<br />

sich eine Fortführung der bisherigen<br />

Tätigkeiten. Je 18 Prozent der Kenner<br />

wünschen sich noch mehr Informationen<br />

und eine noch stärkere Bindung zur<br />

Heimat Österreich über den AÖWB.<br />

Wir sehen nach dieser Befragung einige<br />

ziemlich klare Schwerpunkte für die Aktivitäten<br />

des AÖWB in der unmittelbaren<br />

Zukunft. Zum einen müssen wir in unseren<br />

Kontakten und Gesprächen mit den österreichischen<br />

Politikern jene Bereiche ansprechen,<br />

in denen eine starke Zusammenarbeit<br />

mit der EU gewünscht wird, auf<br />

der anderen Seite muss in gewissen Bereichen<br />

die Abgrenzung zur EU klar erkennbar<br />

sein – z. B. Steuersystem – und<br />

müssen die Schwächen der EU im Bereich<br />

der Bürokratie bekämpft werden.<br />

Wir nehmen für den AÖWB die Bestätigung<br />

mit, dass wir als Interessensvertreter<br />

eine große Bedeutung haben und als<br />

Sprachrohr gelten, aber dass sich viele<br />

der Befragten mehr Informationen über die<br />

Heimat Österreich wünschen. �<br />

7


Aktuell<br />

europa hat gewählt<br />

497,198.700 Menschen in 27 Ländern mit 23 Amtssprachen auf 4,324.782 km² waren am 7. Juni<br />

aufgerufen, die 785 Mitglieder des Europäischen Parlaments zu wählen.<br />

ielen der BürgerInnen der Europä-<br />

V ischen Union war wahrscheinlich gar<br />

nicht bewusst, welch demokratiepolitischen<br />

Stellenwert das EU-Parlament als einziges<br />

direkt gewähltes Organ der Europäischen<br />

Union hat. Und das ist schade, denn es<br />

leistet – zunehmend – wesentliche Kontrollarbeit<br />

und sichert somit den Einfluss der<br />

Mitgliedsländer auf Entscheidungen, die<br />

mehr oder weniger jeden betreffen.<br />

Nicht nur in Österreich, auch in den meisten<br />

anderen Ländern gab es vor der Wahl<br />

teils heftige innenpolitische Auseinandersetzungen,<br />

und es ist kaum gelungen, im<br />

Wahlkampf Europa-Fragen in den Vordergrund<br />

zu bringen. So gab in Deutschland,<br />

zum Beispiel, die im Herbst bevorstehende<br />

©: SPÖ / Thomas Lehmann<br />

Bundestagswahl die Themen vor, in Österreich<br />

waren es die beiden Landtagswahlen<br />

in Oberösterreich und Vorarlberg (Ende<br />

September 2009) und die in Wien, die voraussichtlich<br />

im Frühjahr 2010 abgehalten<br />

wird. Also wurden EU-Themen zwar debattiert,<br />

allerdings meist im innenpolitischen<br />

Kontext; vor allem die Regierungsparteien<br />

SPÖ und ÖVP waren, das sei<br />

zugestanden, von der damals schon mehr<br />

als aktuellen Bewältigung der Wirtschaftskrise<br />

beansprucht und, so wird aus internationalen<br />

Fachkreisen konzediert, haben<br />

dies auch durchaus gut gehandhabt. Es<br />

sei gezielt, vom finanziellen Umfang ausreichend<br />

und, vor allem, schnell gehandelt<br />

worden. Und so kam es, dass sich der hei-<br />

SPÖ-Bundesparteivorsitzender und Bundeskanzler Werner Faymann, im Bild links mit dem SPÖ-<br />

EU-Spitzenkandidaten Hannes Swoboda, musste herbe Verluste hinnehmen.<br />

Michael Mössmer<br />

mische EU-Wahlkampf nur zu einem geringen<br />

Teil den wirklichen EU-Fragen widmete.<br />

Während die ÖVP auf ihrer Linie<br />

blieb und, wie ihr Gegner vorwerfen, für<br />

ein „Europa ohne Wenn und Aber“ plädierte,<br />

hat sich die SPÖ von ihrem bisherigen<br />

EU-Kurs ein wenig entfernt und sich<br />

in ihrem Wahlkampf für eine sozialere Union<br />

ausgesprochen, für die Sicherung von<br />

Arbeitsplätzen und der Pensionen, für eine<br />

Ausbildungsgarantie für Jugendliche und<br />

die Kontrolle der Märkte.<br />

Die Grünen hatten sich, unter anderem,<br />

für den (EU-)weiten Ausstieg aus der<br />

Atomkraft, für gentechnikfreie Lebensmittel,<br />

für krisensichere, grüne Arbeitsplätze<br />

und für eine Europäische Sozialunion<br />

ausgesprochen.<br />

Die FPÖ sieht Chancen für eine Umkehr<br />

innerhalb der EU, wenn jene Kräfte gestärkt<br />

würden, die die Mitbestimmung der<br />

Bürger möglichst in direkter Demokratie<br />

gewahrt wissen wollen, die gegen weitere<br />

Masseneinwanderung und Islamisierung<br />

auftreten und sich für die Erhaltung der<br />

europäischen Arbeitsplätze einsetzen.<br />

Das BZÖ fordert eine ernsthafte Debatte<br />

über die Zukunft der EU und damit eine<br />

völlige Neuverhandlung eines Vertrags für<br />

die Bürger Europas mit dem Ziel der<br />

Schaffung eines Bundes Europäischer<br />

Staaten. Auch „Einzelkämpfer“ Hans-Peter<br />

Martin war diesmal wieder angetreten.<br />

Er sieht sich sozusagen als Aufdecker von<br />

Fehlentwicklungen in der EU, gegen die es<br />

unbedingt anzukämpfen gelte. Er wurde<br />

durch tägliche Seiten in der „Kronen Zeitung“<br />

unterstützt, ließ aber wissen, dass<br />

diese seine Linie nicht vorgeben würde.<br />

Bis kurz vor dem 6. Juni waren sich die<br />

meisten Meinungsforscher des Landes<br />

einig, dass es zwischen den beiden großen<br />

Parteien SPÖ und ÖVP ein Kopf-an-<br />

Kopf-Rennen geben würde, das Erstere<br />

wohl knapp, aber doch gewinnen könnte.<br />

8 www.weltbund.at ROTWEISSROT


Umso größer war dann die Überraschung,<br />

als der ORF am 7. Juni um 17 Uhr die erste<br />

Hochrechnung von SORA veröffentlichte<br />

und einen Verlust von fast 10 % für die<br />

SPÖ benannte. Auch die ÖVP hatte Stimmen<br />

verloren, wurde trotz etwas mehr als<br />

minus 3 % stimmenstärkste Partei und<br />

wird mit – nach wie vor – sechs Mandataren<br />

im EU-Parlament vertreten sein. Die<br />

SPÖ muss drei Mandate abgeben: die<br />

Verschiebung des dritten Mandats ergab<br />

sich erst durch die Auszählung der Wahlkarten.<br />

An dritter Stelle findet sich Hans-<br />

Peter Martin, der mit einem Zuwachs von<br />

3,7 % letztlich 17,7 % der Stimmen und<br />

damit drei Mandate erlangen konnte.<br />

Die FPÖ konnte mit einem Zuwachs von<br />

6,5 % ihren Anteil nahezu verdoppeln und<br />

liegt im Endergebnis mit 12,7 % und zwei<br />

Mandaten an vierter Stelle. Die Grünen<br />

müssen einen Verlust von 2,9 % verkraften,<br />

bleiben aber – nach wie vor – mit zwei<br />

Mandaten im EU-Parlament vertreten.<br />

Nicht geschafft hat es das BZÖ, das erstmals<br />

angetreten war: Mit 4,66 % der Stimmen<br />

wurde die Mindestgrenze um mehr<br />

als 1 % verfehlt.<br />

Sollte der – vom BZÖ vehement bekämpfte<br />

– Vertrag von Lissabon irgendwann in<br />

Kraft treten, so würde es gerade jener<br />

BZÖ doch noch einen Sitz im EU-Parlament<br />

bescheren, denn: Besagter Vertrag<br />

sieht eine Erhöhung der EU-Mandate vor,<br />

wodurch Österreich drei weitere in Brüssel<br />

bzw. Straßburg belegen könnte, eines davon<br />

ginge dann an den EU-Vertragsgegner<br />

BZÖ.<br />

Der Vorgängerregierung (Gusenbauer<br />

und Molterer) hatte man vorgeworfen, die<br />

beiden Koalitionspartner würden nur streiten,<br />

nicht arbeiten. Der jetzigen Regierung<br />

Feymann und Pröll, die angetreten war,<br />

„um gemeinsam zu arbeiten“, verpassten<br />

heimische Medien das Synonym „Kuschelkoalition“.<br />

Zu wenig Streit hatte es<br />

gegeben. Und all jene, die vorausgesehen<br />

hatten, SPÖ und ÖVP würden, als Nachwehen<br />

der EU-Wahl, nun aufeinander losgehen,<br />

sehen sich eines Besseren belehrt.<br />

Beide Parteien sind, von ein paar<br />

Ausnahmen abgesehen, zur Regierungsarbeit<br />

zurückgekehrt und gehen höflich<br />

miteinander um. Das wird sich aber möglicherweise<br />

im Herbst doch ändern, denn<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

ÖVP-Bundesparteiobmann und Vizekanzler Josef Pröll (li.), im Bild mit Spitzenkandidat<br />

Ernst Strasser, ging trotz Stimmenverlusten als Gewinner aus der EU-Wahl.<br />

sowohl in der SPÖ als auch in der ÖVP<br />

werden zunehmend Stimmen laut, man<br />

müsse sich stärker profilieren – und das<br />

müsse möglichst rasch geschehen, denn<br />

die nächsten Wahlen (siehe oben) stehen<br />

bevor.<br />

Und, worauf vielfach vergessen wird: Beide<br />

Parteien stellen, aufgrund eines Koalitionsvertrages,<br />

eine gemeinsame Regierung.<br />

Sie bleiben aber zwei eigenständige<br />

Parteien, die jeweils um die Führung des<br />

Landes kämpfen, und dies mit möglichst<br />

großem Vorsprung zur Nummer 2. Ein<br />

Gutteil der WählerInnen trifft nicht erst am<br />

Tag der nächsten Nationalratswahl die<br />

Entscheidung, wer ihrer Meinung nach das<br />

Land zu führen habe. Schon geraume Zeit<br />

vorher werden Positionierungen und Zukunftspläne<br />

der politischen Gruppen beobachtet,<br />

die sich – so schwer es für eine<br />

amtierende Koalition auch sein mag – von<br />

ihren Mitbewerbern deutlich zu unterscheiden<br />

hoffen. Solange nicht nur unser Land<br />

von der aktuellen Wirtschaftskrise gefordert<br />

ist, solange neben internationalen<br />

und europäischen auch nationale Kraftanstrengungen<br />

notwendig sind, werden Höf-<br />

Aktuell<br />

lichkeit und bemühte Sachlichkeit das innenpolitische<br />

Klima dominieren. Doch<br />

spätestens, wenn diese gemeinsame Hürde<br />

eines Tages überwunden sein wird,<br />

können sich SPÖ und ÖVP wieder in niedrigere<br />

Gefilde begeben, um den anderen<br />

zu überholen. Was sich derzeit jedenfalls<br />

keiner der Beteiligten leisten könnte, wäre<br />

der Bruch der Koalition und eine damit verbundene<br />

Neuwahl. Und es sieht auch nicht<br />

danach aus.<br />

Obwohl: Es wurde eben ein neuer innenpolitischer<br />

Schauplatz eröffnet – mit Spekulationen<br />

über mögliche Gegenkandidaten<br />

zu Bundespräsident Heinz Fischer,<br />

der, so sah es zu Redaktionsschluss dieser<br />

Ausgabe aus, für eine weitere Amtszeit<br />

ab dem Frühjahr 2010 zur Verfügung<br />

stehen will. Die SPÖ würde ihren Kandidaten<br />

jedenfalls wieder unterstützen. Sollten<br />

sich Ankündigungen aus ÖVP, FPÖ,<br />

BZÖ und von den Grünen bewahrheiten,<br />

jeweils eigene Kandidaten zu nominieren,<br />

wird es möglicherweise in Österreich zum<br />

zweiten Mal zu einem zweiten Wahlgang<br />

und einer Stichwahl bei einer Bundespräsidentenwahl<br />

kommen. �<br />

©: ÖVP / Jakob Glaser<br />

9


Aktuell<br />

wahlen 2.0 in österreich:<br />

e-Voting bei den öh-wahlen 2009<br />

Zu einer globalisierten Gesellschaft gehören ebenso moderne Wahlformen, auch wenn diese<br />

vom Status quo abweichen. Robert Krimmer, Daniel Botz<br />

sterreich hat diesen mutigen Schritt<br />

Ö in Richtung Modernisierung der<br />

Stimmabgabe auf elektronischem Wege<br />

im Zuge der Wahlen zur Österreichischen<br />

Hochschülerschaft beschritten und reiht<br />

sich in die Liste der Innovatoren ein.<br />

„e-cht von überall. e-cht zu jeder Zeit“, lautete<br />

ein Slogan der Awarenesskampagne<br />

zur Wahl der Österreichischen Hochschülerschaft<br />

(ÖH), die vom 18. bis 22. Mai auf<br />

elektronischem Wege stattfand. Damit<br />

reiht sich nun auch Österreich in die Gruppe<br />

der europäischen Pionier-Länder mit<br />

rechtsgültiger elektronischer Stimmabgabe<br />

(Estland, Schweiz, Großbritannien, Niederlande<br />

und Frankreich) ein.<br />

Im Vorfeld der Wahl gab es zwischen 23.<br />

und 30. April für potenzielle E-Voting-Wähler<br />

die Möglichkeit, auf der Website online<br />

die Wahlberechtigung zu überprüfen und<br />

so sicherzustellen, dass man korrekt im<br />

Wählerverzeichnis der jeweiligen Universität<br />

eingetragen war. Bei einer fehlerhaften<br />

Eintragung konnte dagegen Berufung<br />

eingelegt werden.<br />

Der Wahlprozess selbst lief folgendermaßen<br />

ab. Der Wähler besuchte im Zeitraum<br />

18. Mai, 8 Uhr, durchgehend bis 22. Mai<br />

2009, 18 Uhr, die Seite der ÖH-Wahl<br />

(www.oeh-wahl.gv.at) und konnte sich für<br />

eine der beiden Möglichkeiten zur Authentifizierung<br />

mittels Bürgerkarte entscheiden.<br />

Entweder mittels der auf seinem<br />

Computer lokal installierten Bürgerkartensoftware<br />

oder über eine neu eingeführte<br />

Möglichkeit der „Online-Bürgerkartenumgebung“.<br />

Letztere hat den Vorteil, dass<br />

keine Software installiert werden muss.<br />

So konnten Österreichs Studenten bei der diesjährigen ÖH-Wahl erstmals wählen: Der Prozess des<br />

E-Votings wird in dieser schematischen Darstellung anschaulich erklärt.<br />

Die Stimme wurde abgegeben und mittels<br />

digitaler, qualifizierter Signatur bestätigt,<br />

an die Wahlkommission verschlüsselt<br />

übermittelt und bis zur Auszählung auf<br />

einem Hochsicherheitsserver im Bundesrechenzentrum<br />

(BRZ) verwahrt.<br />

Im Zuge der öffentlich stattfindenden Auszählung<br />

am 28. Mai in den gesicherten<br />

Räumlichkeiten des BRZ wurden dann unter<br />

Beigabe der vier Schlüssel aller Wahlkommissionsmitglieder<br />

die Signaturen von<br />

den Stimmen getrennt. Anschließend wurden<br />

die Stimmen gemischt, um Rückschlüsse<br />

von der Reihenfolge der abgegebenen<br />

Stimme auf den Wähler unmöglich<br />

zu machen.<br />

Der Prozess wurde durch Beigabe der privaten<br />

Schlüssel der Wahlkommissionsmitglieder<br />

und dadurch der Beginn des eigentlichen<br />

Auszählprozesses gestartet.<br />

Das Ergebnis der Stimmenzählung wurde<br />

dann vom Bundesrechenzentrum an die<br />

jeweiligen Wahlkommissionen übermittelt<br />

und dort zur Ermittlung des Gesamtergebnisses<br />

herangezogen. In Summe wurden<br />

von 2.161 Wählerinnen und Wählern auf<br />

elektronischem Wege die Stimmen abgegeben,<br />

was in etwa einem Prozent der<br />

Stimmberechtigten und immerhin einem<br />

Anteil von vier Prozent unter allen teilgenommenen<br />

Studierenden entspricht.<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass<br />

das System ohne technische Zwischenfälle<br />

funktioniert hat. Die Wahlbeteiligung<br />

war im Bereich des Erwarteten, die Aktion<br />

zur Verteilung der Bürgerkarten übertraf<br />

sogar alle Erwartungen (es wurden über<br />

14.000 Bürgerkarten aktiviert!). Dieses<br />

innovative Projekt ist in jedem Fall ein<br />

wichtiger Schritt in der Wahlgeschichte<br />

Österreichs gewesen und trägt zur Anpassung<br />

an Gegebenheiten einer modernen,<br />

globalen Gesellschaft bei. �<br />

10 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

© E-Voting.CC


undesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten<br />

Personalausweise<br />

auch im Ausland<br />

Beantragung nun auch bei österreichischen Berufs-<br />

Vertretungsbehörden.<br />

sterreichische Personalausweise<br />

Ö können nun auch an österreichischen<br />

Botschaften und Berufsgeneralkonsulaten<br />

beantragt werden. Es ist für <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen<br />

aber auch weiterhin möglich,<br />

Personalausweise und Reisepässe in Österreich<br />

bei jeder Passbehörde zu beantragen.<br />

Der Personalausweis ist nicht nur ein<br />

Identitätsdokument (im gesamten Schengen-Raum),<br />

sondern auch ein Reisedokument<br />

für fast alle europäischen Länder.<br />

In der EU wohnhafte <strong>Auslandsösterreicher</strong>-<br />

Innen können Pass und Personalausweis<br />

bei jeder österreichischen Botschaft und<br />

jedem österreichischen Berufs-Generalkonsulat<br />

innerhalb der Europäischen Union<br />

– sowie in Österreich bei jeder Passbehörde<br />

– beantragen. <strong>Auslandsösterreicher</strong> mit<br />

Wohnsitz im Nicht-EU-Ausland können<br />

Pässe und Personalausweise außer bei<br />

ihrer zuständigen Vertretungsbehörde auch<br />

bei der/dem geographisch ihrem Wohnsitz<br />

nächstgelegenen Botschaft/Berufs-<br />

Generalkonsulat beantragen – auch wenn<br />

diese/s in einem anderen Staat ist – sowie<br />

in Österreich bei jeder Passbehörde. �<br />

www.aoe-ratgeber.at, www.help.gv.at<br />

➔ „Personalausweis“, „Reisepass“<br />

Auslands-e-Voting<br />

in theorie und Praxis<br />

Ergebnisse des internationalen Expertentreffens in Wien.<br />

ie elektronische Stimmabgabe bei<br />

D Wahlen, z. B. vom eigenen Computer<br />

per Internet, wird vor allem von AuslandsbürgerInnen<br />

gefordert. So auch vom AÖWB<br />

öffentlich bereits beim Österreich-Konvent<br />

am 16. Oktober und 15. Dezember 2003.<br />

Das österreichische Außenministerium hat<br />

am 18. und 19. Mai 2009 in Wien ein internationales<br />

ExpertInnen-Treffen zum E-Voting<br />

aus dem Ausland abgehalten. Erstmalig<br />

bei derartigen internationalen Treffen<br />

wurden neben Regierungen, internationalen<br />

Organisationen, WissenschafterInnen<br />

und Unternehmen auch VertreterInnen<br />

von AuslandsbürgerInnen-Dachorganisationen<br />

eingeladen. Für den AÖWB hat Präsident<br />

Gustav Chlestil teilgenommen.<br />

Die Schlussfolgerungen verweisen auf<br />

einige Beispiele des AuslandsbürgerInnen-<br />

E-Voting in Frankreich, Katalonien, den Niederlanden,<br />

Estland, der Schweiz, England,<br />

den USA und Australien sowie auf weitere<br />

Pläne. Generell könne I-Voting aus dem<br />

Ausland angesichts der Probleme beim<br />

Wählen im Ausland – z. B. unerfüllbare Fristen<br />

und Unsicherheit des Postweges – und<br />

der verbreiterten Umsetzung des Prinzips<br />

der allgemeinen Wahl zugestimmt werden,<br />

wenn alle Wahlprinzipien respektiert, E-Voting<br />

(nur) als zusätzliche Möglichkeit angeboten<br />

und die Europaratsempfehlungen zu<br />

E-Voting vollständig umgesetzt werden. �<br />

www.wahlinfo.aussenministerium.at<br />

➔ „e-voting workshop 2009“.<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

Nach der EP- und ÖH-Wahl<br />

Gesandter<br />

Dr. Thomas<br />

Buchsbaum<br />

Leiter der <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen-<br />

Abteilung im BMeiA.<br />

Eben ist die zweite bundesweite Wahl mit<br />

dem erheblich verbesserten, d. h. vereinfachten<br />

Auslands-(Österreicher-)Wahlrecht<br />

zu Ende gegangen. Erste Ergebnisse bestätigen<br />

die schon bei der Nationalratswahl<br />

2008 aufgetretenen Trends: Die Zahl der<br />

an <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen ausgestellten<br />

Wahlkarten hat sich – gegenüber der<br />

letzten EP-Wahl 2004 – um fast ein Drittel<br />

erhöht (21.090). Gleichzeitig ist die Zahl<br />

der in die Wählerevidenzen eingetragenen<br />

<strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen um ein Viertel<br />

gefallen (39.832). Aus welchen Gründen<br />

dieser Rückgang eingetreten ist, wird zu<br />

überlegen und nachzufragen sein, bevor<br />

gezielte „Gegenmaßnahmen“ überlegt werden<br />

können.<br />

Im Mai 2009 wurde auch das erste rechtsgültige<br />

E-Voting in Österreich durchgeführt:<br />

bei den Wahlen zu den Gremien der Österreichischen<br />

Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft<br />

(https://oeh-wahl.gv.at). Dessen<br />

Evaluierung wird auch dazu dienen,<br />

um aufbauend auf den Ergebnissen der<br />

interministeriellen Arbeitsgruppe zu E-Voting<br />

vom Herbst 2004 bewerten zu können,<br />

ob, wie und wann Internet-E-Voting für <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen<br />

denkbar und vorstellbar<br />

wäre.<br />

Schließlich hat die Gesetzesänderung zur<br />

Beantragung österreichischer Personalausweise<br />

auch an österreichischen Botschaften<br />

und Berufs-Generalkonsulaten<br />

eine langjährige Forderung von <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen<br />

und des Außenministeriums<br />

umgesetzt. Bisher konnten <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen<br />

Personalausweise nur<br />

im Inland beantragen – was auch weiterhin<br />

möglich ist. Auch wurde der Weg zur<br />

nächsten zuständigen Vertretungsbehörde<br />

gesetzlich verkürzt (siehe Beitrag auf dieser<br />

Seite).<br />

11


schwerpunkt-thema<br />

<strong>literatur</strong> in österreich<br />

Schulen, Universitätsseminare, Autorenlesungen, Fernsehen, Dichterlorbeer:<br />

Ein Spaziergang durch die „Szene“.<br />

V. l. n. r.: Wendelin Schmidt-Dengler, Friederike Mayröcker, Alfred Kolleritsch, Ernst Jandl.<br />

ie Literatur steht in Österreich nicht<br />

D zuoberst in den Wunschlisten des genussorientierten<br />

Lebensstils. Das Bücherlesen<br />

ist mehr Frauen- als Männersache<br />

und jedenfalls abhängig vom Bildungsgrad.<br />

Immerhin bestätigt die Konsumforschung<br />

seit Jahrzehnten den Trend zum<br />

„Zweitbuch“. Was aber immer noch heißt:<br />

Die Viel- und Nichtsleser halten einander<br />

die Waage. Laut einer vom Institut Fessel-<br />

Gfk jährlich veröffentlichten Lifestyle-Studie<br />

interessieren sich die Österreicher vor<br />

allem für das Reisen. Der Punktwert für<br />

Kunst und Kultur ist nur halb so groß.<br />

Der jüngste deutliche Anstoß zum Bücherlesen<br />

verdankte sich der Neugründung<br />

von Gymnasien in vielen österreichischen<br />

Bezirkshauptstädten in den 70er<br />

und 80er Jahren. Junge Deutschlehrerinnen<br />

und -lehrer brachten von den Universitäten<br />

ihre Begeisterung für neue österreichische<br />

Literatur mit. Auf den Leselisten<br />

der Maturanten wurden die Deutschen<br />

Heinrich Böll und Günter Grass, die<br />

Schweizer Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt<br />

von Ingeborg Bachmann, Thomas<br />

Bernhard, Peter Handke, Gert Jonke,<br />

Ernst Jandl und Friederike Mayröcker verdrängt.<br />

Ein absoluter Beststeller in Mädchenschulen<br />

wurde der Roman „Die Klosterschule“,<br />

in dem Barbara Frischmuth<br />

schon 1968 die Zwänge und Sehnsüchte<br />

in einem Internat am Traunsee beschrieben<br />

hat.<br />

Doch den Deutschlehrern wurden neue<br />

Bürden aufgeladen, denn die Schulen<br />

müssen ersetzen, was in den Elternhäusern<br />

versäumt wird. Im neuen Mix aus<br />

Medienkunde, Moraldebatten und lebenspraktischen<br />

Anleitungen („Wie schreibe<br />

ich eine Bewerbung“) bleiben kaum noch<br />

Zeit und Stimmung für ein Gedicht. Nur<br />

einzelne starke, sture Lehrer-Persönlichkeiten<br />

entzünden noch den Funken der<br />

Liebe zur Literatur in Kinderherzen. Zumal<br />

das Angebot kurzweiliger Ablenkung (Internet,<br />

iPod) jäh gestiegen ist. Nicht selten<br />

sagen Studenten: Mein Deutschlehrer hat<br />

Hans Haider<br />

mir die Literatur für immer ausgetrieben.<br />

Literatur erzwingt Zeit, drängt auf Vertiefung.<br />

Geben wir zu: Es gibt wesentlich<br />

kommodere Formen der Teilhabe an Kunst<br />

und Kultur. Zum Beispiel die Ausstellungs-<br />

Vernissage, in der man sich bei einem<br />

Rundgang in Minutenschnelle ein Bild machen<br />

kann. Das Theater mit seinen Zweibis-drei-Stunden-Portionen<br />

bringt seinen<br />

Autor leichter ins Gerede (und in die Medien)<br />

als dicke Romane. Thomas Bernhard,<br />

gestorben 1989, fand erst spät breiten<br />

Zuspruch – mit Theaterstücken wie<br />

„Vor dem Ruhestand“, „Der Theatermacher“,<br />

„Ritter Dene Voss“ und „Heldenplatz“;<br />

das war 20 Jahre nach dem Erscheinen<br />

seiner Hauptwerke als Erzähler,<br />

wie „Amras“, „Verstörung“ oder „Das<br />

Kalkwerk“. Auch dem heuer im Jänner verstorbenen<br />

Kärntner Sprachmeister Gert<br />

Jonke fielen in Wien die Herzen erst nach<br />

Uraufführungen im Volks- und Burgtheater<br />

zu – 20 Jahre nach seinen virtuosen Prosastücken<br />

wie „Die Vermehrung der<br />

Leuchttürme“, „Die Hinterhältigkeit der<br />

Windmaschinen“, „Schule der Geläufigkeit“<br />

oder „Der ferne Klang“.<br />

Fernsehen ein Förderer<br />

Das Fernsehen ist und bleibt mit seinen<br />

Spiel<strong>film</strong>en die weitaus mächtigste Verbreitungsmaschine<br />

dramatischer Literatur.<br />

Auch von großen österreichischen Romanen.<br />

Joseph Roths „Radetzkymarsch“,<br />

diese unsentimentale Huldigung der untergegangenen<br />

Monarchie, haben Michael<br />

Kehlmann und später Axel Corti ver<strong>film</strong>t.<br />

Das Romanfragment „Malina“ von Ingeborg<br />

Bachmann brachte Werner Schroeter<br />

auf die Bildschirme. Der 1988 jung verstorbene<br />

Experimental<strong>film</strong>er Ernst Schmidt jr.<br />

wagte sich an Doderers „Strudlhofstiege“.<br />

Franz Kafkas Romane „Der Prozess“ und<br />

„Das Schloss“ erreichten über die Kinoleinwand<br />

oder das Fernsehen weltweit mehr<br />

12 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

© beigestellt


Menschen als zwischen zwei Buchdeckeln.<br />

Ein Welterfolg wurde Stefan Zweigs<br />

„Schachnovelle“ mit Curd Jürgens in der<br />

Hauptrolle.<br />

Mit Fernsehserien wie „Ein echter Wiener<br />

geht nicht unter“ und „Kaisermühlen Blues“<br />

(nach Drehbüchern von Ernst Hinterberger)<br />

eroberten sich humoristische Verzerrungen<br />

des Kleine-Leute-Milieus ein Millionenpublikum<br />

im ORF. Nach Helmut Qualtingers<br />

„Herrn Karl“ etablierte sich Hinterbergers<br />

„Mundl“ als neuer, freilich harmloserer<br />

Prototyp des Wiener Kleinbürgers.<br />

Seit Kabel und Satellit, seit dem Fall des<br />

ORF-Monopols 2001 und dem Beginn des<br />

Privatfernsehens in Österreich wurde der<br />

Anteil rotweißroter Kunstware im Viel-Kanal-Angebot<br />

dezimiert. Folgerichtig begann<br />

eine politische Debatte, ob der ORF<br />

mit seinen Zwangsgebühren zusätzlich zu<br />

seinen Werbeeinnahmen seinen gesetzlichen<br />

Kulturauftrag noch adäquat erfüllt.<br />

Anders als die öffentlich-rechtlichen Sender<br />

in Deutschland, Frankreich oder Italien<br />

hat der ORF im Fernsehen keine speziellen<br />

Büchersendungen im Programm.<br />

Der arme Poet<br />

Alle paar Jahre bekommt ein Schriftsteller<br />

neben Kritiker-Lob einen Spitzenplatz im<br />

Verkauf. Das gelang etwa Erich Hackl mit<br />

der 1989 erschienenen Erzählung „Abschied<br />

von Sidonie“ (über die Zigeunerverfolgung<br />

des NS-Regimes) und Robert<br />

Schneider mit seinem Roman „Schlafes<br />

Bruder“ (1992, in 24 Sprachen übersetzt).<br />

Daniel Kehlmann, geboren 1975, sprengte<br />

alle Limits mit seinem Roman „Die Vermessung<br />

der Welt“ (2005), von dem 1,4<br />

Millionen Exemplare allein in deutscher<br />

Sprache verkauft wurden und den die New<br />

York Times an zweiter Stelle der weltweit<br />

meistverkauften Bücher des Jahres 2006<br />

führte.<br />

Wird in einer Buchhandlung nach österreichischer<br />

Literatur gefragt, bieten sich hunderte<br />

zeitgenössische Autoren und tausende<br />

Titel an, angefangen mit der Nobelpreisgewinnerin<br />

Elfriede Jelinek bis zu regionalen<br />

Literaturzeitschriften wie „Podium“<br />

(Niederösterreich) oder „Sterz“ (Steiermark).<br />

Ebenso stehen alte und neue Klassiker<br />

zur Auswahl, von Arthur Schnitzler bis<br />

Heimito von Doderer, von Stefan Zweig bis<br />

Thomas Bernhard, von Josef Weinheber<br />

bis H. C. Artmann. Der Buchhändler, der zu<br />

raten und helfen weiß, ist am Verschwinden<br />

– verdrängt von angelerntem Regalbetreuungspersonal<br />

in neuen Outlets von Buchhandelsketten.<br />

In den Buchhandlungen bleibt viel Neues<br />

unverkauft. Was aus österreichischen<br />

Kleinverlagen kommt, hat kaum eine<br />

Chance. Die Etats der Bibliotheken erlauben<br />

keine großen Sprünge, also bleibt viel<br />

Neues ungekauft. Österreich wäre mit<br />

Bibliotheken, bis zur Pfarrbibliothek im<br />

kleinsten Dorf, gut versorgt. Aber ein<br />

Buch, von dem alle Welt spricht, sucht<br />

man nicht in der öffentlichen Bibliothek,<br />

sondern bestellt es via Internet. Die Leser<br />

bleiben aus, wo nicht laufend in Neuanschaffungen<br />

investiert wird – wie in Wiens<br />

städtischen Büchereien.<br />

Mit dem aus Serbien gebürtigen, als Student<br />

nach Wien verschleppten Milo Dor<br />

(1923–2005) als Speerspitze erkämpfte<br />

die „Interessengemeinschaft österreichischer<br />

Autoren“ zahlreiche Verbesserungen<br />

ihrer Einkünfte und Altersversorgung.<br />

Nur vielleicht 50 Schreibende erreichen<br />

das Monatseinkommen eines mittleren<br />

Angestellten. Stipendien und Preise<br />

sind punktuelle Hilfen, die Hörspielabteilungen<br />

des Radios vergeben weit mehr<br />

Aufträge als das Fernsehen mit seinem<br />

Quotendruck. Die Honorare für Lesungen<br />

vor Publikum – für die selten ein Eintrittsgeld<br />

verlangt wird – wurden längst ein<br />

wichtiger Bestandteil der Autoreneinkommen,<br />

denn von durchschnittlichen Neuerscheinungen<br />

werden selten mehr als<br />

2.000 Stück verkauft.<br />

Der Kärntner Lyriker, Dramatiker, Erzähler und<br />

Hörspielautor Gert Jonke verstarb im Jänner.<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

© Jung und Jung Verlag/Ingrid Ahrer<br />

schwerpunkt-thema<br />

Literaturhäuser<br />

Österreich ist mit einem Netz von „Literaturhäusern“<br />

überzogen. Das erste wurde<br />

1962 von Wolfgang Kraus im Auftrag des<br />

damaligen Unterrichtsministers Heinrich<br />

Drimmel gegründet: die „Österreichische<br />

Gesellschaft für Literatur“ im Palais Wilczek<br />

in der Wiener Herrengasse. 1975<br />

folgte die Stadt Wien mit ihrem „Literarischen<br />

Quartier“ in der Alten Schmiede in<br />

der Schönlaterngasse. 1991 bekam die<br />

Standesvertretung der Schriftsteller (IG<br />

AutorInnen) von der Regierung ein Literaturhaus<br />

in der Wiener Seidengasse.<br />

In Graz hatten sich junge Künstler schon<br />

1959 ihr „Forum Stadtpark“ gegründet –<br />

mit Alfred Kolleritsch als literarischem<br />

Herbergsvater und Herausgeber der bis<br />

heute maßgeblichen österreichischen Literaturzeitschrift<br />

„manuskripte“. Dazu gibt es<br />

ein kommunales Literaturhaus und ein Dokumentationsarchiv<br />

mit dem Namen des<br />

steirischen Erzählers Franz Nabl (seinen<br />

Roman „Die Ortliebschen Frauen“ ver<strong>film</strong>te<br />

Luc Bondy). Klagenfurt hat sein Musil-<br />

Haus, das an die Universitätsgermanistik<br />

angekoppelt ist. Das Literaturhaus Mattersburg<br />

wurde von der Landesregierung<br />

eingerichtet, das „Unabhänge Literaturhaus<br />

Niederösterreich“ in Krems von<br />

einem Schriftstellerverein. Linz hat sein<br />

„Stifter-Haus“, Salzburg hat sein „Trakl-<br />

Haus“, Innsbruck sein „Brenner-Archiv“ an<br />

der Universität, das neuerdings als „Literaturhaus<br />

am Inn“ ausgeschildert ist. Vorarlbergs<br />

literarische Adresse wurde nach<br />

dem Lehrer und Schriftsteller Franz<br />

Michael Felder (1840–1880) benannt und<br />

ist Teil der Landesbibliothek.<br />

© Alte Schmiede<br />

Literarisches Quartier im Kunstverein Wien<br />

Alte Schmiede in der Schönlaterngasse.<br />

13


schwerpunkt-thema<br />

Felder, Musil, Nabl, Stifter, Trakl sowie<br />

weitere große Schriftstellernamen wurden<br />

zu Paten für Literaturpreise erkoren und<br />

damit postum geehrt.<br />

Begehrte Auszeichnungen<br />

In der Konkurrenz um die Mediengunst<br />

führt mit weitem Abstand der Ingeborg-<br />

Bachmann-Preis der Stadt Klagenfurt, der<br />

gemeinsam mit dem ORF in dessen Landesstudio<br />

veranstaltet wird. Ende Juni jedes<br />

Jahres (seit 1977) präsentieren dort<br />

Autorinnen und Autoren aus dem ganzen<br />

deutschen Sprachraum unveröffentlichte<br />

Texte vor einer ebenso internationalen<br />

Jury. Der deutsche Literatur-„Papst“ Marcel<br />

Reich-Ranicki stand lange an der Spitze<br />

dieses Wettlesens, dem er ein Motto<br />

vorgab: „Es wird wieder erzählt.“<br />

Die Österreichische Industrie vergibt jährlich<br />

einen Anton-Wildgans-Preis. Thomas<br />

Bernhard war einer der Gewinner. Die<br />

Kunstförderungsabteilung der Bundesregierung<br />

finanziert einen Erich-Fried-Preis,<br />

einen Ernst-Jandl-Preis für Lyrik, einen<br />

Manès-Sperber-Preis sowie einen Reinhard-Priessnitz-Preis<br />

für experimentelle<br />

Schreibformen. Die Stadt Wien ehrt Lyriker<br />

mit einem H. C. Artmann-Preis. Das<br />

Land Oberösterreich hat seinen Adalbert-<br />

Stifter-Preis, Salzburg seinen Trakl-Preis,<br />

die Steiermark ihren Elias-Canetti-Preis,<br />

Graz seinen Nabl-Preis und Klosterneu-<br />

© beigestellt<br />

Gert Jonke, 1979: Im gleichen Jahr erschien<br />

„Der ferne Klang“ im Residenz Verlag.<br />

burg seinen Kafka-Preis. Die meisten dieser<br />

Ehrungen finden mit den üblichen<br />

Festredner-Ritualen statt. Zu den Preisfeiern<br />

im Namen Frieds und Jandls aber werden<br />

mehrtägige Treffen von Dichtern und<br />

Interpreten veranstaltet, in Wien beziehungsweise<br />

Neuberg an der Mürz. Ebenfalls<br />

ins Gebirge wie die Jandl-Tage lädt<br />

der ORF Salzburg nach Rauris zu alljährlichen<br />

Literaturtagen und zum Rauriser<br />

Literaturpreis. Den weitaus prestigeträchtigsten<br />

Literaturlorbeer vergibt die Deutsche<br />

Akademie für Sprache und Dichtung<br />

in Darmstadt, der auch angesehene österreichische<br />

Autoren angehören: den Georg-Büchner-Preis.<br />

Gewinner waren seit<br />

1970: Thomas Bernhard, Elias Canetti,<br />

Peter Handke, Manès Sperber, Ernst<br />

Jandl, Erich Fried, Albert Drach, H. C. Artmann,<br />

Elfriede Jelinek, Friederike Mayröcker,<br />

Josef Winkler und – heuer – der Salzburger<br />

Erzähler Walter Kappacher.<br />

Der österreichische Weg<br />

An den Berühmtheiten lässt sich leichter<br />

darstellen, dass Österreichs Literatur eigene<br />

Wege geht, denn keines der Lebenswerke<br />

dieser Büchnerpreisträger wäre im<br />

deutschen oder schweizerischen kulturellen<br />

Milieu vorstellbar. Mit gebotener Unschärfe<br />

lässt sich sagen: „Österreichisch“<br />

ist die unverstellte oder ironisch gebrochene<br />

Radikalität und die skeptisch mitgeschriebene<br />

Reflexion über die Sprache,<br />

Wirklichkeitserfahrung und Historie, es ist<br />

der Umgang mit dem Material Sprache wie<br />

mit Musik. Kleinmütige Leser regen sich<br />

über „Österreich-Beschimpfungen“ auf<br />

und verbannen Thomas Bernhard oder<br />

Elfriede Jelinek aus dem Bücherschrank.<br />

Auf die Frage „Gibt es eine österreichische<br />

Literatur?“ antwortete der Lyriker und Erzähler<br />

Julian Schutting mit einem verhaltenen<br />

Ja. Neben der Lyrik sei die psychologische<br />

Erzählung „eine unserer Stärken“,<br />

sagt Schutting. Und die Schwächen? „Das<br />

Selbstverliebte, die Verspieltheit, manch<br />

ästhetisch fauler Zauber, etwa pseudopoetische<br />

Arrangements aus heruntergekommenem<br />

Surrealismus; die Frivolität,<br />

mit der man mit Todernstem Scherz treibt;<br />

die oft angemaßte Ironie; der Zug ins<br />

Feuilletonistische, die vor Selbstkoketterie<br />

penetrante Verwendung von Austriazis-<br />

men, auch die Virtuosität mit wenig Substanz,<br />

ja und die Wichtigmacherei mit Wittgenstein,<br />

den dort, wo es ernst wird, kaum<br />

einer von uns lesen kann.“<br />

Österreichische Literatur will nicht nur in<br />

ihrer Heimat gehört werden. Sie könnte<br />

hundert Millionen deutschsprechende Leser<br />

erreichen. Aber schon Karl Kraus<br />

meinte, dass sich Deutschland und Österreich<br />

durch nichts so unterscheiden wie<br />

die gemeinsame Sprache. Bei der Suche<br />

nach dem Österreichischen in der Literatur<br />

marschiert die Wissenschaft, Spezialfach<br />

Neugermanistik, Hand in Hand mit der Literaturkritik.<br />

In den ersten Nachkriegsjahrzehnten<br />

war die Idealisierung alles speziell<br />

Österreichischen verständliches und notwendiges<br />

Patriotenwerk.<br />

Österreichisches Deutsch<br />

Hans Weigel (1908–1991) hat im Exil in<br />

Basel die nationalsozialistische Menschenjagd<br />

und die Auslöschung Österreichs<br />

auf der politischen Landkarte überlebt.<br />

Kein anderer hat so beharrlich und<br />

charmant den Ungetreuen unter den<br />

Landsleuten ihr Österreich wieder beigebracht<br />

wie Weigel in seiner skeptischen<br />

Verklärung „Das tausendjährige Kind“<br />

(1965). Dabei war Weigel – wir verdanken<br />

ihm eine Nestroy-Renaissance und eine<br />

Übertragung der Molière-Lustspiele – kein<br />

rotweißroter Chauvinist. Das beweisen<br />

seine Bücher „Das Land der Deutschen<br />

mit der Seele suchend“ und „Lernt dieses<br />

Volk der Hirten kennen“.<br />

Der 1984 mit 40 verstorbene radikale<br />

Dichter Reinhard Priessnitz, ein Kleinschreiber,<br />

ätzte über die rückwärtsgewandten<br />

Selbstbespiegelungen: „die jeweils<br />

unbewältigte gegenwart führte zu<br />

einer glorifizierung des nicht-mehr-vorhandenen;<br />

der eskapismus aus der zeit mündete<br />

in repräsentationsproblemen, hohlem<br />

pathos und in jedem falle in informationsbeschränkung<br />

über alles als subversiv<br />

verdächtigte.“ Die damals üblichen Verdächtigen<br />

setzten sich mit Kämpfen und<br />

Krämpfen als neue Avantgarde durch: die<br />

„Wiener Gruppe“ (H. C. Artmann, Konrad<br />

Bayer, Gerhard Rühm, Friedrich Achleitner),<br />

Thomas Bernhard, Ernst Jandl, Friederike<br />

Mayröcker und bald auch die zehn<br />

Jahre Jüngeren – Peter Handke, Wolfgang<br />

14 www.weltbund.at ROTWEISSROT


Bauer, Barbara Frischmuth, Gert Jonke,<br />

Peter Turrini, Gerhard Roth. Den heute<br />

Jungen steht keine engherzige Kulturverwaltung<br />

wie in den Wiederaufbaujahren<br />

entgegen, nein, die „Kulturschaffenden“<br />

(so das unhübsche Wort, das ihre Funktionäre<br />

im Mund führen) werden freundlich,<br />

wenn auch nicht reichlich aus der Subventionsgießkanne<br />

bedacht. Sie leiden<br />

mehr an der Interesselosigkeit als unter<br />

ihren materiellen Sorgen. Denn in den<br />

70er, 80er Jahren war das neue Buch<br />

eines bekannteren österreichischen Autors<br />

noch Gesprächsrepertoire bei bürgerlichen<br />

Abendessen. Das Reden über Literatur<br />

hat sich in die Universitätsseminare<br />

und ins Kulturradioprogramm Ö1 zurückgezogen.<br />

Der österreichische Tonfall im Sprechen<br />

verflüchtigt sich mit der Zunahme deutscher<br />

Kanäle im TV-Kabelnetz. Als Österreich<br />

1995 in die Europäische Union aufgenommen<br />

wurde, bekam die österreichische<br />

Sprache im Protokoll Nr. 10 ihre<br />

Eigenheit bestätigt. 23 Begriffe, von Beiried<br />

(Roastbeef) bis Weichseln (Sauerkirschen),<br />

wurden als Beispiele ausdrücklich<br />

„Mein Vaterland ist Österreich.<br />

Meine Muttersprache ist Deutsch.“<br />

Ernst Jandl<br />

festgeschrieben. Und selbstverständlich<br />

„Obers“ statt Sahne. Über die „Sahnefront“,<br />

an der in Touristenparadiesen wie<br />

Kitzbühel oder Salzburg das Obers in die<br />

Speisekarten verordnet wird, machte sich<br />

schon 1985 Michael Scharang in einem<br />

Gedicht lustig: „Ist / wie Sie reden /<br />

deutsch? / Wir jedenfalls / reden anders. /<br />

Statt Erdäpfel pflegen Schlagobers / wir zu<br />

sagen / statt Karotten / Paradeiser nämlich“.<br />

Ernst Jandl (1925–2000) hat dieses<br />

Selbstverständnis auf den Punkt gebracht:<br />

„Mein Vaterland ist Österreich. Meine Muttersprache<br />

ist Deutsch.“<br />

Orientierungspunkte<br />

Inzwischen schlägt das Pendel in die andere<br />

Richtung aus. 2004 kam aus der Literaturszene<br />

(Marlene Streeruwitz, Robert<br />

Schindel, Peter Henisch, Christian Ide<br />

Hintze) die Forderung, dass die in der Verfassung<br />

verankerte Formulierung „Die<br />

Staatssprache ist Deutsch“ ersetzt wird<br />

durch „Die Staatssprache ist Österreichisch<br />

in einem europäischen Kontext“<br />

oder „Die Staatssprache ist Österreichisches<br />

Deutsch ...“ oder „die Staatssprachen<br />

Deutsch und Österreichisch“.<br />

Alle Aktionen zur Bewahrung österreichischer<br />

Sprachbesonderheiten können<br />

nur von Randgruppen kommen.<br />

Für die Sprache im Land Österreich haben<br />

sich kleingeistige Schulinspektoren zuständig<br />

gemacht. Eine Institution mit dem<br />

Ansehen einer Académie française (Paris)<br />

oder einer Accademia della crusca<br />

(Florenz) fehlt – obwohl an der Gründung<br />

der Österreichischen Akademie der<br />

Wissenschaften auch Franz Grillparzer<br />

beteiligt war.<br />

Das Wesen, die differentia specifica der<br />

österreichischen Literatur, wird unentwegt<br />

in Seminaren und Symposien durchgekaut.<br />

Als sich Elias Canetti (geboren 1905<br />

als türkischer Staatsbürger in Bulgarien,<br />

gestorben 1994 als Engländer in der<br />

Schweiz) im Jahr 1981 für den Nobelpreis<br />

bedankte, nannte er das Viergestirn Karl<br />

Kraus, Franz Kafka, Robert Musil und Hermann<br />

Broch als Orientierungspunkte und<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

© beigestellt<br />

Friederike Mayröcker und Ernst Jandl in Deinzendorf, Niederösterreich.<br />

schwerpunkt-thema<br />

man verstand das als Bekenntnis zur österreichischen<br />

Literatur. 2004 schickte<br />

Elfriede Jelinek nur ein Video zur Nobelpreisfeier<br />

nach Stockholm. Ihre Selbstdarstellung<br />

macht bange: „Wenn man im Abseits<br />

steht, muß man immer bereit sein,<br />

noch ein Stück und noch ein Stück zur Seite<br />

zu springen, ins Nichts, das gleich neben<br />

dem Abseits liegt.“ Über die Sprache<br />

sagte sie, sie sei deren „Gefangene“. Ist<br />

die ganze Literatur in Österreich gefangen<br />

im Abseits? Nein. Doch im Zentrum der<br />

Teilhabe an der Kultur steht sie nicht. �<br />

Zur Person<br />

Prof. Dr. Hans Haider<br />

ist Theater- und Literaturkritiker,langjähriger<br />

Leiter des<br />

Kulturressorts der Tageszeitung<br />

„Die Presse“,<br />

seit 2008 freier<br />

Publizist („Wiener Zeitung“). Herausgeber<br />

zahlreicher Bücher, u. a. von H. C. Artmann,<br />

Barbara Frischmuth, Norbert C.<br />

Kaser und der Autobiographie des Kunst-<br />

sammlers Serge Sabarsky. Geb. 1946 in<br />

Innsbruck, seit 1965 in Wien.<br />

15


schwerpunkt-thema<br />

der österreichische <strong>film</strong><br />

Ein Scheinwerfer auf die lange Geschichte – über die Ursprünge und die Renaissance der<br />

internationalen Filmszene sowie ihre berühmten und wichtigsten Protagonisten.<br />

© Aichholzer Film<br />

And the oscar goes to … Stefan Ruzowitzky, für den besten fremdsprachigen Film „Die Fälscher“.<br />

ie ersten Filmenthusiasten der Welt<br />

Dstammten aus der österreichisch-ungarischen<br />

Monarchie. Im ersten Jahrzehnt<br />

des 20. Jahrhunderts gab es praktisch<br />

keine „österreichische“ Filmszene in Wien.<br />

Dieser Umstand unterstützte die multikulturelle<br />

Popularität eines breiten Angebots<br />

früher Filmwerke, die in Wanderkinos im<br />

gesamten Kaiserreich zu sehen waren.<br />

Das Kino Erika wurde 1900 oder 1909 im<br />

siebten Bezirk in Wien eröffnet (hierzu<br />

gibt es widersprüchliche Aufzeichnungen).<br />

Es war der älteste Kinosaal der Welt, bis<br />

zu seiner Schließung im Jahr 1999. Bereits<br />

im zweiten Jahr des Ersten Weltkriegs<br />

gab es in Wien über 150 Kinos. In<br />

den Landeshauptstädten entwickelten<br />

sich die Kinozelte immer mehr zu Kinosälen<br />

und das Edison-Kino in Graz übertrumpfte<br />

sogar die Konkurrenz in Wien mit<br />

einer der größten Filmleinwände in ganz<br />

Europa.<br />

Obwohl man in Wien eher <strong>film</strong>ische Operetten<br />

vermuten würde, waren die ersten<br />

Stumm<strong>film</strong>e mehrheitlich sozialkritische<br />

Melodramen und stammten von einem der<br />

ersten weiblichen Pioniere des Kinos:<br />

Louise Veltée-Kolm. Mit ihren beiden Männern,<br />

Anton Kolm und Jakob Fleck, war sie<br />

gleichzeitig Autorin, Produzentin, Regisseurin<br />

und auch für den Filmschnitt verantwortlich<br />

und gründete 1910 in Wien das<br />

erste Filmstudio. Während des Ersten<br />

Weltkrieges spezialisierte sich das Veltée-<br />

Kolm-Studio auf patriotische Melodramen<br />

wie „Mit Herz und Hand fürs Vaterland“<br />

(1915). Die Musik für diesen Film kam von<br />

Operettenkomponist Franz Lehár und die<br />

Hauptrolle war mit Liane Haid besetzt, Österreichs<br />

erstem Filmstar. Louise Veltée-<br />

Kolms Konkurrent, Sascha Graf Kolowrat,<br />

konzentrierte sich auf Kriegsberichterstattung.<br />

Bereits 1916 hatte er mit dem<br />

„Sascha-Kriegswochenbericht“ ein Mono-<br />

Robert Dassanowsky<br />

pol auf diese Art der Wochenschau-Produktion.<br />

Nach dem Krieg und mit der<br />

Gründung der ersten österreichischen Republik<br />

begann Kolowrat mit seiner Produktionsfirma<br />

„Sascha Film“ österreichische<br />

Nachkriegs<strong>film</strong>e erfolgreich für ein breites<br />

Publikum zu produzieren. Von diesem<br />

Erfolg motiviert, drehten ungarische Regisseure<br />

wie Mihály Kertesz (später als<br />

Michael Curtiz auch in Hollywood erfolgreich)<br />

und Sandor Korda (der spätere britische<br />

Produzent Sir Alexander Korda)<br />

biblische Monumental<strong>film</strong>e für die Kolowrat-<br />

und Veltée-Studios, darunter auch<br />

„Sodom und Gomorrha“ (1922), „Samson<br />

und Delila“ (1922) und „Die Sklavenkönigin“<br />

(1924). Für diese Filme waren nicht<br />

nur extrem viele Statisten notwendig, sondern<br />

auch enorm viele Kameramänner.<br />

Dieser massive Personalaufwand für eine<br />

monumentale Stumm<strong>film</strong>produktion in<br />

Wien war nur aufgrund der Inflation und<br />

der Arbeitslosigkeit zur Zeit der ersten Republik<br />

möglich, ganz im Gegensatz zur<br />

damals bereits florierenden Filmindustrie<br />

in Hollywood. Kolowrat beschäftigte Handwerker<br />

für seine Kulissen, Techniker,<br />

Tischler, Schlosser, Requisiteure und Pyrotechniker.<br />

Er baute Werkstätten, in denen<br />

hunderte Männer und Frauen an Kostümen,<br />

Perücken, Bärten, Sandalen,<br />

Schmuck, Flaggen, Bannern und diversen<br />

Ausrüstungen arbeiteten. Tausende Arbeitslose<br />

und deren Kinder wurden täglich<br />

für ihre Arbeit an Filmen bezahlt. Kolowrat<br />

nutzte auch den Großteil der in Wien ansässigen<br />

Filmteams, von Kameramännern<br />

über Friseure und Visagisten bis zu<br />

Schneidern, außerdem deren Assistenten.<br />

Beeinflusst von den großen Hollywood-<br />

Produktionen eines D. W. Griffith konnten<br />

sich diese <strong>film</strong>ischen Meilensteine von<br />

Kertesz und Korda schließlich auch mit<br />

den Großproduktionen von Cecil B. De-<br />

Mille am internationalen Markt messen.<br />

16 www.weltbund.at ROTWEISSROT


Biographische Dramen mit Figuren aus<br />

der österreichischen Kaiserzeit sorgten für<br />

Unterhaltung in dieser neuen Republik, die<br />

noch auf der Suche nach ihrer eigenen<br />

Identität war. Die beliebteste Epoche für<br />

Drehbücher war das Biedermeier (1815–<br />

1848).<br />

Hauptthema der Produktionen des<br />

Wiener Films der 30er Jahre ist<br />

die Liebe, die zugunsten der Kunst<br />

geopfert wird.<br />

Diese Epoche stand in starkem Gegensatz<br />

zur damaligen politischen und wirtschaftlichen<br />

Krise – mit seiner Darstellung<br />

eines stabilen und geordneten Altösterreich<br />

und seiner beeindruckenden Mischung<br />

aus Helden und Legenden des 19.<br />

Jahrhunderts: „Der Graf von Cagliostro“<br />

(1920), „Beethoven“ (1927), „Ein Walzer<br />

von Strauss“ (1925) und „Vater Radetzky“<br />

(1929). Einer der größten und letzten europäischen<br />

Stumm<strong>film</strong>e war Robert Wienes<br />

Ver<strong>film</strong>ung des „Rosenkavalier“ (1925),<br />

der Oper von Richard Strauss und Hugo<br />

von Hofmannsthal. Genauso wichtig war<br />

zu dieser Zeit auch die Entwicklung des<br />

zeitgenössischen österreichischen Melodramas.<br />

H. K. Breslauers Ver<strong>film</strong>ung von<br />

Hugo Bettauers fast schon prophetischem<br />

Roman über den Antisemitismus „Die<br />

Stadt ohne Juden“ (1924) war einer der<br />

umstrittensten Filme dieser Zeit. Nicht weniger<br />

umstritten war auch Gustav Ucickys<br />

Darstellung von Kriminalität und Begierde<br />

in dem Film „Café Elektric“ (1927). Für diesen<br />

Film entdeckte Sascha Kolowrat zwei<br />

große Talente: Willi Forst und Marlene<br />

Dietrich.<br />

Neues Genre: Musik<strong>film</strong><br />

Mit der Erfindung des Ton<strong>film</strong>s waren Orchester<br />

zur musikalischen Begleitung der<br />

Filme nicht mehr notwendig. Stattdessen<br />

wurde die Musik direkt in den Film und die<br />

Handlung integriert, wodurch der Musik<strong>film</strong><br />

als neues Genre entstand. Mit diesem<br />

Genre wurden Opern- und Operettensänger<br />

zu Stars, wie zum Beispiel Jarmila<br />

Novotna, Maria Jeritza, Joseph Schmidt,<br />

Adele Kern, Leo Slezak, Jan Kiepura und<br />

Marta Eggerth. Filme wie Wilhelm Thieles<br />

„Großfürstin Alexandra“ (1933) mit Musik<br />

von Franz Lehár und Paul Fejos „Frühlingsstimmen“<br />

(1933) unter der musikalischen<br />

Leitung von Oskar Straus sind<br />

eindrucksvolle Beispiele für dieses Genre.<br />

Die Wirtschaftskrise und die Arbeitslosigkeit<br />

der Ersten Republik spiegelte sich<br />

auch in den Filmen dieser Zeit wider – sowohl<br />

in den sozialkritischen Volks<strong>film</strong>en<br />

als auch in der einzigartigen Mischung aus<br />

Science-Fiction und Parteipolitik im sozialdemokratischen<br />

Film „Die vom 17er Haus“<br />

(1932). Buch und Regie des Films verantwortete<br />

Artur Berger, der in diesem Film<br />

Wien im Jahr 2032 darstellt, mit spektakulären<br />

Kulissen (der Stephansdom versinkt<br />

zwischen Wolkenkratzern im Bauhaus-<br />

Stil), futuristischen Kostümen und mit<br />

Computermonitoren vergleichbaren Maschinen.<br />

Auch wenn Berger eindeutig von<br />

Fritz Langs „Metropolis“ inspiriert wurde,<br />

ist seine Zukunftsvision bodenständiger,<br />

hat eine klarere Handlung und ist wesentlich<br />

politischer.<br />

Wiener Film prägt Nachkriegszeit<br />

In den frühen 30er Jahren entstand ein<br />

neues Genre, das den österreichischen<br />

Film auch international bis in die 50er Jahre<br />

prägen sollte: der Wiener Film. Schauspieler<br />

Willi Forst und Autor Walter Reisch<br />

waren hauptverantwortlich für dieses Genre.<br />

Forsts Regie-Debüt, der Franz-Schubert-Film<br />

„Leise flehen meine Lieder“<br />

(1933) mit Hans Jaray, war so erfolgreich,<br />

dass er 1934 in einer britischen Version<br />

mit dem Titel „The Unfinished Symphony“<br />

wiederver<strong>film</strong>t wurde (unter der Regie von<br />

Forst und Anthony Asquith). Das Thema<br />

des Films ist die Liebe, die zugunsten der<br />

Kunst geopfert wird. Die opulente und geschichtsreiche<br />

Szenerie Wiens, die Musik<br />

und die schauspielerischen Darbietungen<br />

wurden zum Standard für dieses Genre.<br />

„Maskerade“ (1934), Forsts darauffolgender<br />

Wiener Film mit Reisch, etablierte<br />

dessen Ruf als anerkannter Regisseur<br />

und machte die junge Schauspielerin Paula<br />

Wessely über Nacht zum Star. „Maskerade“<br />

wurde bei den Filmfestspielen in<br />

Venedig für das beste Drehbuch ausgezeichnet<br />

und war auch international so<br />

erfolgreich, dass sich Hollywood an dieser<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

schwerpunkt-thema<br />

Geschichte für eine Wiederver<strong>film</strong>ung mit<br />

dem Titel „Escapade“ (1935) bediente.<br />

Diese Wiederver<strong>film</strong>ung war jedoch weitaus<br />

weniger erfolgreich.<br />

Mit Hitlers Machtergreifung in Deutschland<br />

im Jahr 1933 begannen die Nationalsozialisten<br />

die österreichische Filmindustrie zu<br />

unterwandern. Deutschlands Position als<br />

wichtigster Exportmarkt für Österreich,<br />

Filmstars, die in beiden Ländern bekannt<br />

waren, und die finanzielle Beteiligung<br />

Deutschlands an österreichischen Produktionen<br />

übten einen verheerenden<br />

Druck auf die österreichische Filmindustrie<br />

aus. Die österreichisch-tschechische<br />

Koproduktion „Ekstase – Symphonie der<br />

Liebe“ unter der Regie von Gustav Machaty<br />

sorgte in diesem Jahr für internationale<br />

Schlagzeilen. Zwar wurden der experimentelle<br />

Stil und die symbolische Handlung<br />

positiv erwähnt, aber die wahre<br />

Sensation waren die Nacktszenen der<br />

jungen österreichischen Schauspielerin<br />

Hedwig Kiesler, die später unter dem<br />

Namen Hedy Lamarr auch in Hollywood<br />

bekannt wurde.<br />

Die großen österreichischen Filmstudios<br />

wurden gezwungen, in ihren Filmen die<br />

deutschen Rassengesetze zu berücksichtigen,<br />

damit diese Filme auch weiterhin<br />

nach Deutschland exportiert werden konnten.<br />

Dadurch entstand nach 1933 eine<br />

Made in Austria: „Sodom und Gomorrha. Die<br />

Legende von Sünde und Strafe“, 1922.<br />

© Public Domain<br />

17


schwerpunkt-thema<br />

Willi Forst (li.) und Billy Wilder in Wien, 1957.<br />

zweite österreichische Filmindustrie, der<br />

unabhängige „Emigranten<strong>film</strong>“. Diese<br />

Filme wurden von deutsch-jüdischen<br />

Emigranten mit österreichischen Schauspielern<br />

und Filmteams produziert und<br />

wurden daher vom deutschen Publikum<br />

nicht akzeptiert. Zu diesen internationalen<br />

Koproduktionen (mit Ungarn, der damaligen<br />

Tschechoslowakei, Holland und<br />

Schweden) gehörten unter anderem auch<br />

die progressivsten Komödien dieser Zeit.<br />

Die bekanntesten Schauspieler dieser<br />

Filme waren Hans Jaray, Szöke Szakall,<br />

Rosy Barsony, Otto Wallburg und vor allem<br />

Franziska Gaal. Im Film „Peter“ (1934) verkleidete<br />

sie sich als Junge, um die Armut<br />

zu überleben – dieser Film wurde 1935 als<br />

beste Komödie beim internationalen Moskauer<br />

Filmfestival ausgezeichnet. Im Film<br />

„Katharina, die Letzte“ (1936) spielte sie<br />

die verliebte Küchenhilfe. Ihre Darstellung<br />

einer allein erziehenden Mutter in dem<br />

Film „Kleine Mutti“ (1935) fand internationale<br />

Bewunderung und führte dazu, dass<br />

der Drehbuchautor Felix Joachimson (der<br />

nach dem Anschluss unter dem Namen<br />

Felix Jackson nach Hollywood auswanderte)<br />

das Drehbuch gleich zweimal wiederverwendete:<br />

1939 für den Film „Bachelor<br />

Mother“ mit Ginger Rogers und 1956<br />

für „Bundle Of Joy“ mit Debbie Reynolds.<br />

Einer der wenigen katholisch gefärbten<br />

Unterhaltungs<strong>film</strong>e, die während der Zeit<br />

des autoritären katholischen Ständestaats<br />

von Dollfuß und Schuschnigg produziert<br />

wurden, war „Singende Jugend“ (1936).<br />

Regie führte Max Neufeld, Österreichs aktivster<br />

Regisseur der 30er Jahre. Der Film<br />

war in Frankreich, England und der Tschechoslowakei<br />

sehr erfolgreich und wurde<br />

dort 1936 auch als bester ausländischer<br />

© Public Domain<br />

Louise Kolm und Jakob Fleck ca. 1937.<br />

Film ausgezeichnet. In der damaligen<br />

Mainstream-Filmindustrie konnte sich nur<br />

der ungarische Regisseur Géza von Bolváry<br />

mit den Erfolgen eines Willi Forst<br />

messen. Seine wichtigsten Werke dieser<br />

Zeit sind die Ver<strong>film</strong>ung von Johann Nestroys<br />

„Lumpazivagabundus“ (1936) mit<br />

den drei Schauspielern Paul Hörbiger,<br />

Heinz Rühmann und Hans Holt in der<br />

Hauptrolle und „Premiere“ (1937), ein zeitgenössisches<br />

Musical von Max Wallner<br />

mit Franz Planer hinter der Kamera. „Premiere“<br />

war der erste deutschsprachige<br />

Film für Zarah Leander, die schwedische<br />

Schauspielerin und Sängerin.<br />

Nach der Verstaatlichung der Berliner<br />

Filmindustrie konzentrierte sich Universal<br />

Pictures in Hollywood mehr auf den österreichischen<br />

Film. Ermutigt von diesem<br />

neuen amerikanischen Engagement versuchte<br />

der damalige Filmrat Eugen Lanske<br />

die traditionelle Unterstützung aus<br />

Deutschland vermehrt durch die Einbindung<br />

der USA in österreichische Produktionen<br />

zu ersetzen. MGM und Twentieth<br />

Century Fox stellten Investitionen in Aussicht<br />

und planten sowohl fünf Koproduktionen<br />

zwischen Wien und Hollywood pro<br />

Jahr als auch die Veröffentlichung von<br />

jährlich 15 synchronisierten österreichischen<br />

Produktionen in den USA. Der<br />

österreichische Film hat eine wesentlich<br />

stärkere Verbindung zum goldenen Zeitalter<br />

Hollywoods als jedes andere Land Europas,<br />

allein schon aufgrund der zahlreichen<br />

ausgewanderten Filmtalente, wie<br />

zum Beispiel Erich von Stroheim, Fritz<br />

Lang, Elisabeth Bergner, Josef von Sternberg,<br />

Billy Wilder, Joseph Schildkraut,<br />

Hedy Lamarr, Paul Henreid, Max Steiner,<br />

Fred Zinnemann, Franz Planer, Erich<br />

Wolfgang Korngold, Joseph Pasternak,<br />

Walter Jurmann, Walter Slezak und Otto<br />

Preminger.<br />

Schwierige 40er Jahre<br />

Für die große deutsch-österreichische<br />

Exilgemeinde in Hollywood und die Popularität<br />

des Wiener Films bei den Studios in<br />

Hollywood, die diese Filme für den amerikanischen<br />

Markt neu ver<strong>film</strong>ten, war diese<br />

kreative und finanzielle Verbindung praktisch<br />

und wünschenswert. Leider wurde<br />

Lanske durch den wirtschaftlichen und politischen<br />

Druck der NS auf Österreich gezwungen,<br />

seine Pläne zurückzuziehen.<br />

Nach dem Anschluss 1938 hatte Propaganda-Minister<br />

Goebbels ganz spezifische<br />

Pläne für Wien als einen der drei Hauptstandorte<br />

für Filmproduktionen des Dritten<br />

Reichs (neben Berlin und Prag). Das „arisierte“<br />

Wien-Film-Studio sollte in erster<br />

Linie Unterhaltungs<strong>film</strong>e mit Exportpotenzial<br />

produzieren.<br />

Der österreichische Film hat eine<br />

wesentlich stärkere Verbindung<br />

zum goldenen Zeitalter Hollywoods<br />

als jedes andere Land Europas.<br />

Die UFA in Berlin sollte sich auf wichtige<br />

Dramen, historische Schauspiele und propagandistische<br />

„Dokumentationen“ konzentrieren.<br />

Selbst das Logo des neuen<br />

Studios, ein Violinschlüssel, brachte Wien-<br />

Film ganz offensichtlich mit dem Mythos<br />

der Musikhauptstadt Wien in Verbindung.<br />

Wiener Traditionen, das stilisierte Bild von<br />

Wien und sogar der Dialekt wurden dafür<br />

verwendet, um die vermeintliche kulturelle<br />

Vielfalt im Großdeutschen Reich darzustellen<br />

und damit das historische und kulturelle<br />

Erbe Wiens und Österreichs in den<br />

Köpfen des Filmpublikums mit Deutschland<br />

zu verbinden. Dieser Plan hatte jedoch<br />

in vielen Fällen eine umgekehrte<br />

Wirkung und bot den österreichischen Filmemachern<br />

die Möglichkeit, die NS-Ideologie<br />

mit nostalgischen altösterreichischen<br />

Themen und Darstellungen zu umgehen.<br />

Trotzdem sind vier Filme, die von Wien-<br />

Film produziert wurden, als der NS-Ideologie<br />

folgende „Tendenz<strong>film</strong>e“ anzusehen,<br />

18 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

© beigestellt


unter anderem der Film „Heimkehr“ (1941)<br />

von Gustav Ucicky, der den verbrecherischen<br />

Angriff auf Polen rechtfertigen<br />

sollte.<br />

Wien-Film hatte eine starre kreative Hierarchie:<br />

Willi Forst und Géza von Bolváry<br />

produzierten Musik<strong>film</strong>e und Wiener Filme,<br />

der ehemalige Schauspieler Hans Thimig<br />

führte bei Buch- und Theaterver<strong>film</strong>ungen<br />

Regie, E. W. Emo war für Komödien zuständig<br />

und Gustav Ucicky zeichnete für<br />

Sozialdramen verantwortlich. Die Aufnahmen<br />

für Forsts dritten Film „Wiener Mädeln“<br />

aus seiner beliebten Altwiener Trilogie<br />

(zu der auch „Operette“, 1940, und<br />

„Wiener Blut“, 1942, gehören), begannen<br />

während der Bombenangriffe in den Jahren<br />

1944 und 1945. Dieser Film, sein erster<br />

in Farbe, wurde jedoch erst 1949 abgedreht<br />

und zwar in zwei klar unterschiedlichen<br />

Versionen: als ostdeutsche Version,<br />

die ohne seine Erlaubnis mit in Berlin gelagertem<br />

Material zusammengestellt wurde,<br />

und als der spätere Director’s Cut, der<br />

in Wien fertiggestellt wurde. Beide Versionen<br />

waren ein großer Erfolg auf den jeweiligen<br />

Seiten des geteilten Europa. Ein<br />

ähnliches Schicksal traf „Der weiße Traum“<br />

(1943) von Géza von Cziffra, einen romantischen<br />

Eisrevue-Film, der die erfolgreichste<br />

Produktion von Wien-Film wurde.<br />

Filmkopien, die von den sowjetischen Besatzungstruppen<br />

in Wien beschlagnahmt<br />

wurden, wurden in sowjetischen Kinos bis<br />

in die 50er Jahre gezeigt.<br />

In den ersten Nachkriegsjahren wurden<br />

viele Produktionsfirmen gegründet, aber<br />

das erste Studio, das ohne die Restriktionen<br />

der alliierten Besatzungen Filme produzierte,<br />

war Belvedere Film. Diese Produktionsfirma<br />

gab innerhalb der ersten<br />

fünf Jahre nach der Gründung vielen großen<br />

Talenten ihre ersten Filmrollen, darunter<br />

auch Nadja Tiller und Gunther Philipp.<br />

Einer der ersten international wahrgenommenen<br />

Filme aus der österreichischen<br />

Nachkriegszeit war Karl Hartls Familienepos<br />

„Der Engel mit der Posaune“ (1948),<br />

der sich mit der damaligen österreichischen<br />

Geschichte auseinandersetzte.<br />

Dieser Film und „Mozart“ (1955) waren der<br />

Beginn der internationalen Filmkarriere<br />

von Oskar Werner. Walter Kolm-Veltée,<br />

der Sohn der Filmpioniere Louise Veltée<br />

und Anton Kolm, führte zum ersten Mal<br />

1949 bei dem Beethoven-Drama „Eroica“<br />

Regie. „Eroica“ wurde von der Kritik gefeiert<br />

und war einer der teuersten Nachkriegs<strong>film</strong>e.<br />

Der Film wurde in Cannes<br />

bejubelt und brachte die hohe Qualität und<br />

den einzigartigen Stil des österreichischen<br />

Kinos für kurze Zeit wieder auf die Weltbühne.<br />

Der Erfolg des Films veranlasste<br />

die österreichische Regierung jedoch<br />

nicht, lokale Filmproduktionen zu unterstützen.<br />

Historische und biografische<br />

Filme wie „Maria Theresia“ (1951) mit<br />

Paula Wessely und Attila Hörbiger halfen<br />

dabei, die österreichische Geschichte wiederherzustellen,<br />

aber eine realistische<br />

Auseinandersetzung mit Nazismus und<br />

Krieg wurde vermieden. Eine der wenigen<br />

Ausnahmen ist der mehrfach ausgezeichnete<br />

Film „Die letzte Brücke“ (1954) unter<br />

der Regie von Helmut Käutner und Maria<br />

Schell in der Hauptrolle. Der teure, staatlich<br />

unterstützte Science-Fiction-Film<br />

„1. April 2000“ (1952) erzählt die Geschichte<br />

eines futuristischen Österreichs, das<br />

immer noch von den Alliierten besetzt ist.<br />

Auch wenn der Film kein internationaler<br />

Erfolg war und damit auch nicht zum Plädoyer<br />

für die österreichische Souveränität<br />

wurde, ist „1. April 2000“ ein auch heute<br />

noch diskutierter Kult<strong>film</strong>.<br />

Beliebte Heimat<strong>film</strong>e<br />

Mit den Kaiser<strong>film</strong>en startete in Österreich<br />

Mitte der 50er Jahre ein Produktionsboom.<br />

Geschrieben vom langjährigen Regisseur<br />

Ernst Marischka und vom damaligen Newcomer<br />

Franz Antel in musikalische Form<br />

gebracht, spielten diese aufwendig produzierten<br />

Romanzen im kaiserlichen Wien<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

© Cine-Allianz<br />

Filmfoto aus der Schubert-Biographie „Leise<br />

flehen meine Lieder“, 1933.<br />

schwerpunkt-thema<br />

und konnten sich sowohl in Österreich als<br />

auch in Europa mit Hollywood-Filmen<br />

messen. Das bekannteste Werk dieses<br />

Genres ist Marischkas „Sissi“-Trilogie, die<br />

für die Hauptdarstellerin Romy Schneider<br />

der Beginn ihrer internationalen Karriere<br />

darstellte.<br />

Das neorealistische Kino Italiens setzte<br />

sich in Österreich nicht durch, aber es gibt<br />

zwei erwähnenswerte österreichische<br />

Filme, die sich diesem Stil annäherten:<br />

Harald Röbblings „Asphalt“ (1951) und<br />

Kurt Steinwendners „Wienerinnen“ (1952).<br />

Es war in erster Linie der Heimat<strong>film</strong>, der<br />

sich im deutschsprachigen Raum beim<br />

Publikum etablierte. Mit ihren alpinen<br />

Landschaften und ländlichen Moralvorstellungen<br />

wurden diese Filme in der<br />

Nachkriegszeit zu Gleichnissen für den<br />

Wiederaufbau, wie zum Beispiel „Der Hofrat<br />

Geiger“ (1947) mit Paul Hörbiger, Maria<br />

Andergast und Hans Moser; der wirtschaftliche<br />

und technologische Wiederaufbau<br />

wird in dem Film „Das Lied der<br />

Hohen Tauern“ (1955) dargestellt, in dem<br />

sich die Handlung vor dem Hintergrund<br />

der Bauarbeiten für das Wasserkraftwerk<br />

in Kaprun abspielt; aber auch der klassische<br />

Eskapismus als Zuflucht vor der<br />

Realität des kalten Krieges hatte seinen<br />

Platz, wie zum Beispiel in dem Film „Echo<br />

der Berge“, der außerhalb von Österreich<br />

unter dem Titel „Der Förster vom Silberwald“<br />

(1954) bekannt wurde. Aufgrund des<br />

enormen Erfolges dieser Filme in Österreich<br />

und Westdeutschland folgten zahllose<br />

Fortsetzungs<strong>film</strong>e und Nachahmungen,<br />

bis die ursprüngliche Formel in<br />

den frühen 60er Jahren mit der Musikrevue<br />

verwässert wurde.<br />

Paula Wessely verkörperte in „Heimkehr“ eine<br />

von Polen verfolgte Deutsche.<br />

© NS Propaganda<strong>film</strong><br />

19


schwerpunkt-thema<br />

© Beta Film<br />

Die „Sissi“-Trilogie (1955–1957) ist eine der erfolgreichsten<br />

deutschsprachigen Produktionen.<br />

Mit dem Tod vieler klassischer Regisseure<br />

und Schauspieler, der wachsenden Flut an<br />

westdeutschen Produktionen und fehlender<br />

finanzieller Unterstützung vom österreichischen<br />

Staat verschwand die österreichische<br />

Filmindustrie Mitte der 60er<br />

Jahre. Ende der 50er Jahre forcierte der<br />

Vienna Art Club das experimentelle Kino,<br />

aber daraus entwickelte sich keine neue<br />

Generation von Filmemachern, ganz im<br />

Gegensatz zu Italien, Frankreich oder<br />

England. Stattdessen drehten Leute wie<br />

Peter Kubelka, Ferry Radax, Kurt Kren,<br />

Günther Brus und Peter Weibel vereinzelte<br />

und sehr abstrakte Filme, die auf dem Aktionismus<br />

basieren. Diese Filme wollten in<br />

erster Linie auf unkonventionelle Art schockieren<br />

und vertrieben damit die klassischen<br />

Kinobesucher. Das Kinopublikum<br />

dieser Zeit wandte sich jedoch auch von<br />

den österreichischen und deutschen Sex-<br />

Komödien und den Hollywood<strong>film</strong>en ab,<br />

die damals die Kinos dominierten, und<br />

suchte seine Unterhaltung im Fernsehen.<br />

Filmisches Erzählen<br />

Mitte der 70er Jahre hatte der Erzähl<strong>film</strong><br />

sein Comeback, auch wenn es in erster<br />

Linie kleine Produktionen waren. Valie Export,<br />

eine Künstlerin der Gegenkultur, widmete<br />

sich wieder traditionelleren Filmformaten<br />

und wurde eine der führenden Stimmen<br />

des feministischen Kinos in Europa.<br />

1980 wurde dann endlich ein nationaler<br />

Filmfonds angekündigt, der auch vom<br />

ORF unterstützt wurde. Damit wurden wieder<br />

mehr Kurz- und Spiel<strong>film</strong>e gedreht, die<br />

zumindest bis zu einem gewissen Grad<br />

öffentlich aufgeführt wurden – entweder in<br />

© privat<br />

Foto aus dem Spiel<strong>film</strong> „Der Bockerer“, 1981,<br />

von Franz Antel, dem ersten Teil der Film-Reihe.<br />

vereinzelten Kinos oder im Zuge von TV-<br />

Ausstrahlungen des ORF. Es waren in<br />

erster Linie Überarbeitungen traditioneller<br />

österreichischer Genres wie des Heimat<strong>film</strong>s.<br />

Dieses Genre bekam einen neorealistischen<br />

Einschlag und beschäftigte sich<br />

in Christian Bergers „Raffl“ (1984) mit politischer<br />

Korruption oder mit der NS-Vergangenheit<br />

in „Heidenlöcher“ (1985) von<br />

Wolfram Paulus. Der sozialkritische Film<br />

konzentrierte sich auf Themen wie Rassismus,<br />

Ausländerfeindlichkeit, sexuelle Unterdrückung<br />

und psychologischen Missbrauch,<br />

die meistens in Dramen über gestörte<br />

Familienverhältnisse oder Außenseiter<br />

stattfanden, wie zum Beispiel in<br />

Peter Patzaks „Kassbach“ (1979) oder<br />

Michael Hanekes „Der siebente Kontinent“<br />

(1989) und „Benny’s Video“ (1992). Nachdem<br />

Franz Antel in den 50er Jahren mit<br />

klassischen Komödien das „Dream Team“<br />

Paul Hörbiger und Hans Moser wiedervereint<br />

und sich in den 60er Jahren den Sex-<br />

Komödien zugewandt hatte, schuf er mit<br />

„Der Bockerer“ (1981) eine Tragikomödie<br />

in Form einer Generationen überspannenden<br />

Saga, welche die jüngste Vergangenheit<br />

Österreichs aus der Sicht eines<br />

Wiener Metzgers und seiner Familie erzählt.<br />

„Der Bockerer“ (1981) beginnt mit<br />

dem Anschluss und zeigte, dass die Zeit<br />

der Nazis jetzt auch in kommerziellen Filmen<br />

ein Thema sein konnte. Hauptdarsteller<br />

Karl Merkatz wurde für seine Darstellung<br />

des Metzgers sowohl vom Publikum<br />

als auch von der Kritik hoch gelobt. Auch<br />

Hollywood wurde auf das neue <strong>film</strong>ische<br />

Zeitalter in Österreich aufmerksam und<br />

nominierte Wolfgang Glücks „38 – Auch<br />

das war Wien“ für den Oscar in der Kategorie<br />

„Bester ausländischer Film“. Dieser<br />

Film ist eine Adaption des Romans von<br />

Friedrich Torberg, der sich mit einer zum<br />

Scheitern verurteilten Liebesgeschichte<br />

wenige Tage vor dem Anschluss auseinandersetzt.<br />

Einer der größten kommerziellen<br />

Erfolge in Österreich war Niki Lists<br />

Parodie „Müllers Büro“ (1986). Auch Filmemacher<br />

wie Axel Corti, Reinhard Schwabenitzky,<br />

Paulus Manker, Robert Dornhelm,<br />

Houchang Allahyari und Xaver<br />

Schwarzenberger feierten in den 80er und<br />

90er Jahren mit ihren TV- und Filmprojekten<br />

Erfolge, sowohl beim Publikum als<br />

auch bei der Kritik.<br />

Das neue österreichische Kino hat heute<br />

viele verschiedene Stilrichtungen und<br />

wurde mit Barbara Alberts „Nordrand“<br />

(1999) und Michael Hanekes „Funny<br />

Games“ (1997) auch erwachsen. „Funny<br />

Games“ war der erste österreichische Film<br />

seit den 50er Jahren, der bei den Filmfestspielen<br />

in Cannes gezeigt wurde. In „Nordrand“<br />

geht es um die Entfremdung und die<br />

Vergänglichkeit des Lebens in einer Gruppe<br />

junger Leute in Wien. Filmmacherinnen<br />

dieser neuen Generation wie Nina Proll,<br />

Barbara Gräftner, Ruth Mader, Jessica<br />

Hausner, Mirjam Unger, Kathrin Resetarits<br />

und Ruth Beckermann zeugen von einer<br />

starken weiblichen Präsenz im neuen österreichischen<br />

Film, die sowohl vom österreichischen<br />

als auch vom internationalen<br />

Publikum anerkannt wird.<br />

Hanekes „Die Klavierspielerin“ (2001) basiert<br />

auf dem gleichnamigen Roman der<br />

Nobelpreis-Gewinnerin Elfriede Jelinek<br />

und ist eine Metapher für selbstzerstörerische<br />

Unterdrückung in der Welt der<br />

Hochkultur im heutigen Österreich. Der<br />

Film wurde sowohl stark kritisiert als auch<br />

gelobt, ähnlich wie Ulrich Seidls „Hundstage“<br />

(2001) und Götz Spielmanns<br />

„Antares“ (2004), die sich mit der Entmenschlichung,<br />

Gewalt und Einsamkeit in<br />

den Außenbezirken Wiens beschäftigen.<br />

Spielmanns Oscar-nominierter Film „Revanche“<br />

(2008) verbindet Krimi-Elemente<br />

und eine existenzialistische Krise zu einem<br />

unterhaltsamen philosophischen Gesamtwerk.<br />

Auch der Stil österreichischer Dokumentationen<br />

gewinnt zunehmend an Bedeutung,<br />

wie zum Beispiel in Maximilian<br />

20 www.weltbund.at ROTWEISSROT


Schells „Meine Schwester Maria“ (2001),<br />

André Hellers „Im toten Winkel: Hitlers<br />

Sekretärin“ (2001) und Hubert Sauper<br />

„Darwin’s Nightmare“ (2004). Der österreichische<br />

Filmemacher Sauper lebt in Frankreich<br />

und dokumentiert in seinem Film, wie<br />

sich das Aussetzen einer neuen Fischart<br />

im ostafrikanischen Viktoria-See in den<br />

60er Jahren auf diese Region ausgewirkt<br />

hat. Die Folgen gehen weit über den rein<br />

ökologischen Schaden hinaus und zeigen<br />

anschaulich die Gefahren der Globalisierung.<br />

Der Film wurde innerhalb von sechs<br />

Monaten im Geheimen ge<strong>film</strong>t und für<br />

zahlreiche Auszeichnungen nominiert, unter<br />

anderem auch für den Oscar als bester<br />

Dokumentar<strong>film</strong>. Udo Bauers „Über Wasser:<br />

Menschen und gelbe Kanister“ (2007)<br />

ist ebenfalls eine erschreckende Darstellung<br />

einer bevorstehenden ökologischen<br />

Katastrophe. Der österreichische Dokumentar<strong>film</strong><br />

zeigt sich in Nikolaus Geyrhalters<br />

„Unser täglich Brot“ (2005) von seiner<br />

faszinierendsten Seite. In dieser Dokumentation<br />

wird das Publikum in die<br />

schrecklich schöne Welt der automatisierten<br />

Lebensmittelproduktion entführt. Experimentelle<br />

Kurz<strong>film</strong>e und die Wiederverwendung<br />

von „gefundenem Filmmaterial“<br />

von Peter Tscherkassky, Maria Lassnig,<br />

Martin Arnold, Gustav Deutsch, Hubert<br />

Sielecki, Bady Minck und Virgil Widrich<br />

hatten maßgeblichen Einfluss auf junge<br />

Regisseure in ganz Europa und in den<br />

USA. Der neue österreichische Film lebt<br />

nicht selten von einem beißend ironischen<br />

Poster von „Müllers Büro“, einer Niki-List-Krimiparodie<br />

von 1986, die zum Kult<strong>film</strong> wurde.<br />

© privat<br />

Schreibstil. Josef Haders Tragikomödie<br />

„Indien“ (1993) unter der Regie von Paul<br />

Harather ist ein gutes Beispiel für den Einfluss<br />

des Wiener Kabaretts auf österreichische<br />

Filmkomödien. Der Film war in<br />

Österreich ein sehr großer Erfolg, genauso<br />

wie „Hinterholz 8“ (1998) von Harald<br />

Sicheritz und Roland Düringer. Hader war<br />

auch Drehbuchautor und Hauptdarsteller<br />

in den Filmen „Komm süßer Tod“ (2000)<br />

und „Silentium“ (2004) von Wolfgang<br />

Murnberger. Beide Filme sind Romanver<strong>film</strong>ungen<br />

und gehören damit zu einer selten<br />

gewordenen Kategorie, die in Österreich<br />

eine lange und erfolgreiche Tradition<br />

hatte. Auch Michael Glawogger ist vom<br />

Klassensystem und vom sozialen Missbrauch<br />

fasziniert, sowohl in seinen Dokumentationen<br />

als auch in seinen Spiel<strong>film</strong>en,<br />

wie in der surrealen „Ameisenstraße“<br />

(1995) und der wesentlich realistischeren<br />

Charakterstudie „Slumming“ (2006).<br />

Österreichischer Film aus Frankreich<br />

Sowohl Michael Haneke als auch Hubert<br />

Sauper haben eher lockere Verbindungen<br />

zur österreichischen Filmszene und arbeiten<br />

von Frankreich aus. Als vielleicht international<br />

bekanntester Vertreter des neuen<br />

österreichischen Films fand Haneke vor<br />

allem durch seine beinahe klinische Bildersprache<br />

internationale Anerkennung.<br />

Neben „Die Klavierspielerin“ (2001) porträtiert<br />

auch der preisgekrönte Film „Caché“<br />

(2005) in einem kalten Stil den Zerfall des<br />

behüteten Lebens eines Paares: Die beiden<br />

bekommen Videokassetten, die ihr<br />

tägliches Leben dokumentieren, wodurch<br />

eine dunkle Vergangenheit zum Vorschein<br />

kommt. „Das weiße Band“ (2009) wurde in<br />

Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet<br />

und beschäftigt sich mehr mit den<br />

symbolischen Ursprüngen des Faschismus<br />

als mit dessen Auswirkungen. Mit<br />

„Die Siebtelbauern“ (1998) konnte Stefan<br />

Ruzowitzky den fast schon tot geglaubten<br />

österreichischen Heimat<strong>film</strong> erfolgreich<br />

wiederbeleben. Sein Film „Die Fälscher“<br />

(2007) basiert auf der wahren Geschichte<br />

des größten Fälschungsskandals der Geschichte,<br />

der von Nazis mit Konzentrationslagerinsassen<br />

inszeniert wurde. „Die<br />

Fälscher“ war der erste österreichische<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

schwerpunkt-thema<br />

„Nordrand“, 1999: Jugendliche unterschiedlicher<br />

Herkunft auf der Suche nach Glück in Wien.<br />

Film der einen Oscar für den besten ausländischen<br />

Film bekam.<br />

Durch das wieder entfachte Interesse am<br />

österreichischen Film im In- und Ausland<br />

haben sich die Filmemacher zusammengeschlossen<br />

und haben heute auch den<br />

notwendigen politischen Einfluss, um Förderungen<br />

zu bekommen und nationale<br />

Festivals zu organisieren. Die Filmakademie<br />

der Universität für Musik und darstellende<br />

Kunst in Wien, aber ebenso andere<br />

österreichische Filmschulen bilden heute<br />

wieder junge Filmemacher aus.<br />

Auch die Kinos sind wieder zurück, diesmal<br />

in Form von Multiplex-Anlagen, die<br />

wieder ein breites Publikum ansprechen,<br />

aber auch in Form von Art-House-Kinos,<br />

die österreichische Filmretrospektiven<br />

zeigen. Und auch Filmfestivals erfreuen<br />

sich immer größerer Beliebtheit. Dieser<br />

Umstand ist unter anderem der Recherche-<br />

und Restaurationsarbeit des österreichischen<br />

Filmarchivs zu verdanken,<br />

aber auch dem österreichischen Filmmuseum<br />

und den international anerkannten<br />

Filmfestivals „Viennale“, „Diagonale“ und<br />

„VIS“, dem österreichischen Kurz<strong>film</strong>festival<br />

(neben zahlreichen regionalen<br />

Festivals).<br />

Die heutige Entwicklung des neuen<br />

österreichischen Films ist auch auf die<br />

Entwicklung Österreichs in den letzten<br />

Jahrzehnten zurückzuführen, in der dieses<br />

Land mit seiner neuen geopolitischen<br />

Rolle umzugehen lernte. Die wichtigste<br />

Rolle spielt jedoch der neue Wille, sich<br />

auf bestehende Traditionen, Innovationen<br />

und Talente zu besinnen, die der österreichische<br />

Film hervorgebracht hat und<br />

damit auch das internationale Kino beeinflussen<br />

konnte. �<br />

© Barbara Albert<br />

21


schwerpunkt-thema<br />

<strong>film</strong>-festivals<br />

92.100 Zuseher der Viennale sahen im Vorjahr während der 13 Spieltage im Herbst 332 Kinovorstellungen,<br />

wovon 116 – also etwa jede dritte – ausverkauft waren.<br />

© Reiner Riedler<br />

Filmreifes Schneetreiben: 2003 ging es beim Viennale-Start im Gartenbaukino winterlich zu.<br />

euer startet Österreichs größtes Film-<br />

H festival am 22. Oktober unter dem<br />

Motto „Ein Tag mehr Viennale – ein Tag<br />

weniger Krise“. „Die Verlängerung bedeutet<br />

nicht ein Mehr an Filmen, sondern die<br />

Auflockerung und Entzerrung des bisher<br />

sehr dichten Spielplans“, so Viennale-<br />

Direktor Hans Hurch zu dieser Neuerung.<br />

Die Viennale-Besucher wird es freuen,<br />

denn es konnte schon vorkommen, dass<br />

Kinokartenbesitzer von einem Spiel<strong>film</strong> im<br />

Gartenbaukino zum nächsten Dokumentar<strong>film</strong><br />

zur Urania laufen mussten. Als No-<br />

vum 2007 und 2008 gab es dafür den „Bonustrack“<br />

für Filme, die aufgrund des hohen<br />

Andrangs drei Mal gezeigt wurden.<br />

Damit die Kinobesucher den Überblick behalten,<br />

gibt es jährlich den beliebten „Pick-<br />

Kalender“, produziert vom österreichischen<br />

Filmmagazin RAY. Damit lassen<br />

sich die Viennale-Tage individuell planen.<br />

Wiener Filmpreis<br />

Im Rahmen der Viennale wurde unter anderen<br />

der im Vorjahr mit 7.000 Euro dotierte<br />

und von der Stadt Wien gestiftete<br />

Tania Köck<br />

„Wiener Filmpreis“ vergeben. Diese Auszeichnung<br />

erhielt im letzten Jahr Arash<br />

Riahi für den Film „Ein Augenblick Freiheit“.<br />

Der Preis honoriert qualitativ herausragende,<br />

in Österreich produzierte bzw.<br />

koproduzierte Filme.<br />

Hinweis der Redaktion: Die Viennale findet<br />

bis 4. November statt. Da der neue<br />

Spielplan und das umfangreiche Rahmenprogramm<br />

bei Redaktionsschluss noch<br />

nicht fixiert waren, möchten wir Sie auf die<br />

Homepage des Filmfestivals hinweisen.<br />

Hier finden Sie das komplette Programm<br />

sowie alle aktuellen Termine und Events:<br />

www.viennale.at<br />

Open-Air-Kinosommer<br />

Wenn Oper und Theater Sommerpause<br />

machen, starten die Sommerkinos durch.<br />

Allen voran das Filmarchiv mit „Kino wie<br />

noch nie“, das ein vielfältiges Programm<br />

am Augartenspitz zeigte. Ein Schwerpunkt<br />

war „Kulinarisches Kino“, bei dem etwa Dokumentationen<br />

zum Thema Nahrungsmittelproduktion<br />

auf dem Programm standen.<br />

Bei der kulinarischen Versorgung vor und<br />

nach den Filmen wird auf qualitativ hochwertige,<br />

ökologisch und nachhaltig produzierte<br />

Lebensmittel Wert gelegt. „Gastronomie<br />

wie noch nie“ wird unterstützt von Slow<br />

Food Wien. Auf österreichische Film-Produktionen<br />

spezialisiert hat sich „Kino unter<br />

Sternen“, das erstmals nicht mehr im<br />

Augarten, sondern am Karlsplatz zu sehen<br />

ist. Vor dem Kunsthaus Bregenz zeigte die<br />

KUB Arena in Kooperation mit dem Filmforum<br />

Bregenz Werke des US-amerikanischen<br />

Regisseurs, Fotografen und Malers<br />

David Lynch. Weitere Filmtipps präsentieren<br />

die Bundesländer auf den Österreichregional-Seiten<br />

30–33.<br />

Fazit: Die Filmlandschaft in Österreich<br />

zeigte sich abwechslungsreich wie nie.<br />

Auf die Specials nächstes Jahr darf man<br />

also gespannt sein. Gute Projektion! �<br />

22 www.weltbund.at ROTWEISSROT


die Viennale – das interview<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

schwerpunkt-thema<br />

ROTWEISSROT bat Viennale-Direktor Hans Hurch zum Gespräch über die Viennale 2009.<br />

Er hat uns aus seinem Urlaub spannende Antworten geschickt.<br />

© Pilo Pichler<br />

Direktor Hans Hurch machte die Viennale zu<br />

einem internationalen Vorzeige-Festival.<br />

ROTWEISSROT: Die Viennale dauert<br />

heuer einen Tag länger. Das kommt den<br />

Viennale-Fans sehr entgegen. Wie kam es<br />

zu der Entscheidung und was war der ausschlaggebende<br />

Grund dafür?<br />

HANS HURCH: Die Viennale freut sich,<br />

mit diesem Angebot in Zeiten allgemeinen<br />

Sparens und Einschränkens die Publikumsfreundlichkeit<br />

und den Zugang zu<br />

ihrem umfassenden Programmangebot<br />

noch erhöhen zu können. Die Verlängerung<br />

bedeutet nicht ein Mehr an Filmen,<br />

sondern wir wollen in erster Linie den bisher<br />

sehr dichten Spielplan auflockern.<br />

RWR: Welche weitere(n) Neuerung(en)<br />

dürfen die Viennale-Besucher darüber<br />

hinaus erwarten?<br />

HH: Unser Publikum erwartet bei der<br />

Viennale 2009 ein neues Festivalzentrum.<br />

Erstmals wird das Badeschiff am Donaukanal<br />

von dem Viennale-Rahmenprogramm<br />

bespielt, es wird der Ort für<br />

Diskussionen, DJ-Lines, Konzerte und<br />

Partys sein.<br />

RWR: Welchen Programmschwerpunkt<br />

würden Sie den Lesern unseres Magazins<br />

besonders ans Herz legen? Welche<br />

Programmpunkte sind Ihre persönlichen<br />

Favoriten?<br />

HH: Die Viennale widmet dem philippinischen<br />

Regisseur Lino Brocka einen umfassenden<br />

Tribute. Im Laufe der letzten<br />

Jahre ist im philippinischen Kino so etwas<br />

wie eine <strong>film</strong>ische „Nouvelle Vague“ entstanden.<br />

Namen wie Lav Diaz, Brillante<br />

Mendoza, Khavn de la Cruz oder Sherad<br />

Anthony Sanchez sind aus den Festivals<br />

von Cannes bis Venedig nicht wegzudenken.<br />

Auf Einladung der Viennale haben die<br />

Regisseure Khavn de la Cruz, Lav Diaz,<br />

Raya Martin und andere eine Auswahl aus<br />

den wichtigsten Arbeiten Lino Brockas getroffen,<br />

die die Filmemacher zum Teil persönlich<br />

beim kommenden Festival vorstellen<br />

werden.<br />

RWR: Können Sie uns schon einen Tipp<br />

aus dem Spielplan geben, für den es sich<br />

lohnt, nach Österreich zur Viennale zu<br />

reisen?<br />

HH: Ein Umstand, der im Zusammenhang<br />

des diesjährigen Festivals besondere Aufmerksamkeit<br />

verdient, ist der hohe Anteil<br />

an österreichischen Arbeiten im Programm.<br />

Das heimische Filmschaffen ist im<br />

Rahmen der Viennale so prominent und<br />

umfassend wie selten zuvor vertreten.<br />

Sämtliche dieser Arbeiten erleben bei der<br />

Viennale ihre österreichische Erstaufführung,<br />

einige ihre Weltpremiere.<br />

Ebenso freut sich die Viennale und ist stolz,<br />

eine Reihe von Weltpremieren und Internationalen<br />

Premieren bekannter Filmemacher<br />

in Wien präsentieren zu können.<br />

RWR: Welchen Viennale-Gast/Filmemacher<br />

möchten Sie persönlich zum Festival<br />

nach Wien einladen? Wer gehört zu Ihren<br />

Top-Favoriten?<br />

HH: Es gelingt uns jedes Jahr, viele FilmemacherInnen<br />

und SchauspielerInnen nach<br />

Beate Krapfenbauer<br />

Wien zu holen. Das zeichnet die spezielle<br />

Festival-Atmosphäre auch aus. Es waren<br />

schon viele bemerkenswerte Gäste bei<br />

der Viennale. Auf den heurigen Stargast<br />

freue ich mich schon ganz besonders.<br />

RWR: Sie haben das Filmfestival seit<br />

1997 als Direktor zu einem anerkannten<br />

cineastischen Höhepunkt gemacht. Was<br />

haben Sie sich für die Viennale in diesem<br />

und im nächsten Jahr noch vorgenommen?<br />

HH: Trotz der Krise möchte ich das Festival<br />

noch weiter ausbauen, es noch erfolgreicher<br />

machen. Wir wollen auf keinen Fall<br />

defensiv agieren, sondern unserem Publikum<br />

möglichst viel Viennale bieten können.<br />

Das Festival soll weiterhin für die<br />

Lebendigkeit und Vielfalt des aktuellen<br />

Weltkinos stehen.<br />

RWR: Ihr Vertrag läuft nächstes Jahr aus.<br />

Werden Sie für eine weitere Vertragsverlängerung<br />

zur Verfügung stehen?<br />

HH: Ich würde grundsätzlich zur Verfügung<br />

stehen. Insbesondere, da in drei<br />

Jahren die 50. Viennale stattfinden wird.<br />

Zudem hoffe ich, dass es gelingt, einen<br />

alten Traum von mir zu realisieren: den<br />

Erich-von-Stroheim-Preis.<br />

RWR: Wir danken für das Interview! �<br />

91.700 Zuseher war das Rekordergebnis<br />

seit Bestehen des Filmfestivals Viennale.<br />

© Robert Newald<br />

23


schwerpunkt-thema<br />

<strong>film</strong>-location<br />

Drehort Österreich: Die landschaftliche Vielfalt zieht Produzenten von Hollywood bis Bollywood<br />

an. Denn hier finden Location-Manager, was sie suchen.<br />

enn Benicio Del Toro mit seinen<br />

W Rebellen in „Che“ durch den kubanischen<br />

und bolivianischen Dschungel<br />

streift, muss das noch lange nicht bedeuten,<br />

dass er auch wirklich dort war. Der<br />

Darsteller des legendären argentinischen<br />

Arztes und Helden der Revolution, Ernesto<br />

Guevara, könnte genauso in Studios<br />

oder anderen lateinamerikanischen Urwäldern<br />

vor der Kamera gestanden sein.<br />

Hollywood und Bollywood<br />

Manchmal durchstreifen Filmhelden aus<br />

aller Welt sogar österreichische Gefilde.<br />

James-Bond-Darsteller Daniel Craig raste<br />

mit seinem Aston Martin hierzulande durch<br />

den Drehort Feldkirch und nahm in Bregenz<br />

die Verfolgung seiner Widersacher<br />

auf. Die Seebühne für Puccinis Oper „Tosca“<br />

war Treffpunkt der Guten und Bösen<br />

des 22. Teils der 007-Reihe, „Quantum of<br />

Solace“. Etwa fünf Minuten lang ist die<br />

„Bregenzer“ Szene, acht Drehtage dauerten<br />

die Aufnahmen und der Ausnahmezustand<br />

rund um Vorarlbergs Festspielstadt.<br />

Während des Drehs wurde der See in einer<br />

500-Meter-Zone um die Bühne abgesperrt.<br />

Location-Manager Leonhard Gmür<br />

suchte bereits zum sechsten Mal für einen<br />

James-Bond-Film spannende Orte. Berge<br />

und Natur pur finden Location Scouts vor<br />

allem in Tirol.<br />

Sentimental-romantische Bollywood<strong>film</strong>e,<br />

die auf saftig grünen Almen mit viel Hüttenzauber<br />

spielen, lassen die Herzen der<br />

Zuseher dahinschmelzen und die Kinokassen<br />

klingeln. Deshalb haben indische<br />

The taste of Austria!<br />

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Produktionsfirmen Tirol für sich und das<br />

Bundesland sein Talent als Filmkulisse<br />

entdeckt. Eine gemeinsame Initiative des<br />

Landes und der Tirol Werbung bietet seit<br />

1998 erfolgreich spezielle Location-Services<br />

an und bewirbt die attraktiven Produktionsmöglichkeiten.<br />

Cine Tirol (www.<br />

cinetirol.com) hat seither über 260 Filmprojekte<br />

aus dem In- und Ausland hierhin<br />

gebracht. Besonders bei der indischen,<br />

der weltweit größten Filmindustrie steht<br />

die faszinierende Bergwelt hoch im Kurs.<br />

Berge gelten in der indischen Mythologie<br />

als Sitz der Götter und symbolisieren darüber<br />

hinaus Schönheit, Reinheit und Gesundheit.<br />

Cine Tirol unterstützt mit seinem<br />

Netzwerk in der Region Produktionsfirmen,<br />

Drehgenehmigungen zu erhalten,<br />

gibt Empfehlungen ab, hilft bei Scoutings.<br />

Darüber hinaus fördert Cine Tirol Filmprojekte<br />

in Tirol mit einem Production-Incen-<br />

Tania Köck<br />

tive. 50 Prozent der in Tirol getätigten Ausgaben<br />

erhalten die Unternehmen als<br />

Produktionskostenzuschuss zurück, wenn<br />

der wirtschaftliche „Tirol-Effekt“ und/oder<br />

ein inhaltlicher Tirol-Bezug gegeben ist.<br />

Wirtschaftlich gesehen ist die Umwegrentabilität<br />

für das Land nachgewiesen: Die<br />

Filmerfolge führen zu einer deutlichen<br />

Steigerung indischer Urlaubsgäste.<br />

Wiener Streifzüge<br />

Wien als Drehort hat schon lange Tradition:<br />

Schon 1922 wurden am Laaer Berg<br />

für den Monumentalstumm<strong>film</strong> „Sodom<br />

und Gomorrha“ (vgl. Seite 17) Kulissen<br />

entworfen und erbaut. Berühmt ist auch<br />

Wiens Kanalwelt, die der „Dritte Mann“<br />

durchstreifte. Gerne wird in den schmalen<br />

Gassen der Innenstadt oder an der<br />

Donauplatte z. B. für Serien wie „Soko<br />

Donau“ gedreht. �<br />

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Blaue Füße für das ARD-Frühstücksfernsehen. Dreharbeiten eines indischen Filmteams.<br />

© Bernhard Berger/Cine Tirol<br />

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DER AKTUELLE TOP-BUCH-TIPP<br />

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Interkulturelles Marketing in aller Welt<br />

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INTERKULTURELLES<br />

MARKETING<br />

IN ALLER WELT<br />

Das Geheimnis der Exporterfolge österreichischer<br />

Unternehmen anhand von 21 Fallbeispielen aus der Praxis<br />

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wichtigsten<br />

Weltsprachen, sowie ein Länder und Literaturverzeichnis.


kultur<br />

ferdinand georg waldmüller<br />

„… der ewige, unerschöpfliche Born aller Kunst: Anschauung, Auffassung und Verständnis<br />

der Natur …“<br />

is zum 11. Oktober 2009 zeigt das<br />

B Belvedere in seinen Ausstellungsräumen<br />

im Unteren Belvedere die in Kooperation<br />

mit dem Musée du Louvre, Paris,<br />

entstandene Ausstellung „Ferdinand<br />

Georg Waldmüller“.<br />

Es steht dafür, diese Schau zu besuchen,<br />

gilt Ferdinand Georg Waldmüller (15.1.1793<br />

Wien – 23.8.1865 Hinterbrühl) doch als<br />

der bedeutendste österreichische Künstler<br />

des 19. Jahrhunderts. Zeigte der Louvre<br />

40 Werke, sind es in Wien 120.<br />

Das Belvedere ist im Besitz der weltweit<br />

größten Sammlung von Waldmüller-Bildern.<br />

In der umfassenden Retrospektive<br />

werden die Hauptwerke aus der Sammlung<br />

des Hauses durch Leihgaben aus<br />

nationalen und internationalen Sammlungen<br />

ergänzt, außerdem werden einige<br />

bislang verschollen geglaubte Gemälde<br />

erstmals öffentlich präsentiert.<br />

Die Rezeptionsgeschichte von Waldmüllers<br />

Werk sowohl zu dessen Lebzeiten als<br />

auch nachher und bis heute wurde und<br />

wird in besonderem Maß vom so genannten<br />

Zeitgeist geprägt, um einen viel strapazierten<br />

Begriff als zusammenfassendes<br />

Synonym für künstlerische, stilistische und<br />

gesellschaftsspezifische Phänomene zu<br />

verwenden. Zum Höhepunkt seiner Anerkennung<br />

durch die Zeitgenossen führte<br />

©Wien Museum<br />

F. G. Waldmüller: Blick auf den Dachstein von<br />

der Hütteneckalm, 1838, Öl auf Holz.<br />

die Porträtkunst Waldmüllers, welche dem<br />

Repräsentationsbedürfnis ebenso wie<br />

dem Realitätssinn des in seiner Selbstverwirklichung<br />

begriffenen aufstrebenden<br />

Bürgertums entgegenkam; naturgemäß<br />

aber auch jene Sittenbilder, in denen sich<br />

die zu neuem Selbstbewusstsein gelangte<br />

bürgerliche Gesellschaftsschicht wiedererkannte.<br />

Poetische Lichtmalerei<br />

Umso weniger vermochte diese dem Maler<br />

dann zu folgen, als seine Radikalität<br />

ihre gemütsvolle Beschränkung sprengte.<br />

Ferdinand Georg Waldmüller starb vergessen<br />

in großer Armut.<br />

Für seine Lichtmalerei, die zu seinen Lebzeiten<br />

auf Unverständnis stieß, wurde er<br />

zu gegebener Zeit, aber fälschlich als ein<br />

Wegbereiter des Impressionismus gefeiert,<br />

später wurde die Poesie seiner Bildgeschichten<br />

geschätzt und – gründlich missverstanden<br />

– von der Blut-und-Boden-Ideologie<br />

der nationalsozialistischen Kunstpropaganda<br />

einvernommen. Die Schatten,<br />

die davon ausgehend auf Waldmüllers<br />

Werk fielen, waren lang und dauerhaft.<br />

Erst der Pendelschlag von der Herrschaft<br />

des Abstrakten zu einer realitätsbezogenen<br />

Kunstauffassung machte sein<br />

Œuvre wieder diskussionsfähig. Eine ge-<br />

Ferdinand Georg Waldmüller: Die Pfändung,<br />

1847, Öl auf Holz.<br />

Günter Düriegl<br />

Ferdinand Georg Waldmüller: Selbstporträt in<br />

jungen Jahren, 1828, Öl auf Leinwand.<br />

sellschaftsgeschichtlich orientierte Kunstwissenschaft<br />

musste einfach Waldmüllers<br />

soziales Engagement entdecken. Während<br />

für breite Publikumsschichten die scheinbar<br />

heile Welt des Biedermeiermalers<br />

entscheidend und nostalgisch verklärt<br />

wurde.<br />

Denn vielen von uns, allzu vielen, ist der<br />

Blick auf die Wirklichkeit der Zeit Waldmüllers<br />

verstellt, auf eine Wirklichkeit, die<br />

Heinrich Heine 1849 eindringlich beklemmend<br />

offenlegte:<br />

„Wir treiben jetzt Familienglück –<br />

Was höher lockt, das ist von Übel –<br />

Die Friedensschwalbe kehrt zurück,<br />

Die einst genistet in des Hauses Giebel.<br />

Gemütlich ruhen Wald und Fluß,<br />

Von sanftem Mondlicht übergossen;<br />

Nur manchmal knallts – ist das ein<br />

Schuß?<br />

--<br />

Es ist vielleicht ein Freund, den man<br />

erschossen.“ �<br />

26 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

© Wien Museum<br />

© Belvedere Wien


Paul flora 1922–2009<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

kultur<br />

„… ich habe mich immer als Zeichner verstanden und fand es gleichgültig, was ich zeichnete,<br />

sofern es Qualität hatte …“ (Paul Flora).<br />

enige Künstler unserer Tage haben<br />

W einen Bekanntheitsgrad wie Paul<br />

Flora. Er war ungemein beliebt, er war<br />

Ehrenbürger beider Hälften des geteilten<br />

heiligen Landes Tirol.<br />

Am 29. Juni 1922 als eines von sieben<br />

Kindern in Glurns im Vinschgau in Südtirol<br />

geboren, übersiedelte er mit seiner Familie<br />

im Alter von sechs Jahren nach Innsbruck,<br />

wo er nach eigenem Bekunden<br />

„eher hastig und beiläufig erzogen wurde,<br />

ein schwieriges Kind war und mehrere interessante<br />

Komplexe bekam, welche seither<br />

meine Geschäftsgrundlage bilden“.<br />

Immer noch, auch jetzt, nach seinem Tod,<br />

löst sein Name reflexhaft Assoziationen<br />

aus. Er war der treffsichere Karikaturist,<br />

der spitzfedrige Zeichner, der wie kein anderer<br />

mit der „Alttyroler“ Typologie umging,<br />

der auf eine liebenswerte Weise in<br />

unsere kakanische Vergangenheit eintauchte,<br />

der in der Graphischen Verfremdung<br />

das wahre Venedig hinter dem Postkartenglanz<br />

sichtbar machte. Alles das ist<br />

Paul Flora und doch ist er viel mehr. Der<br />

erste Augenschein seiner Arbeiten lässt<br />

es schon erahnen, beim genauen Hinsehen,<br />

beim Bemühen um die Details, um<br />

die Stimmungen, um die Hintergründe gerät<br />

die Ahnung zum Wissen: Hier zeichnet<br />

ein Philosoph, hier philosophiert ein Zeich-<br />

© Galerie Seywald (2)<br />

Der junge Paul Flora beim Zeichnen.<br />

Virtueller Rundgang durch das Paul-Flora-Museum im Internet: www.paulfloramuseum.org.<br />

ner. Schon in seinen politischen Karikaturen,<br />

die Flora über lange Jahre (1957–<br />

1971) für die Hamburger Wochenzeitung<br />

„Die Zeit“ anfertigte, wurde diese grundsätzliche<br />

Dimension spürbar. Es waren<br />

Tagesarbeiten, die aber über den Tag hinaus<br />

ihre Gültigkeit bewahrten.<br />

Flora selbst sah sich ja damals schon als<br />

„Zeichner, der imstande ist, Karikaturen<br />

anzufertigen“. Und so waren seine Karikaturen<br />

auch – bei allem Witz – immer mehr<br />

als rasch konsumierbare Pointen zum Tagesgeschehen,<br />

nämlich zeichnerische<br />

Parabeln des ewig gleichen Weltgeschehens,<br />

das er humorvoll durchschaute und<br />

beschrieb, verständnisvoll den Schwächen<br />

der Menschen gegenüber, melancholisch<br />

die Unveränderbarkeit dieser Schwächen<br />

registrierend. So sah ihn auch Marion Gräfin<br />

Dönhoff, die Herausgeberin der „Zeit“:<br />

„Er stand augenzwinkernd und ein wenig<br />

amüsiert außerhalb – so ein bisschen wie<br />

der liebe Gott.“<br />

Aber auch mit diesen Charakteristika ist<br />

Paul Flora nicht ausgelotet. Im Befragen<br />

jeder Realität, in einer Dimension, der<br />

auch mit Vokabeln wie okkult, dämonisch<br />

oder absurd nicht beizukommen ist, liegt<br />

Günter Düriegl<br />

die Besonderheit einer Figuren- und Gedankenwelt,<br />

die mit der eines Fritz von<br />

Herzmanowsky-Orlando oder eines Alfred<br />

Kubin, zwei Künstlern, denen er sich<br />

eng verbunden fühlte, kommuniziert. In<br />

der Faszination des Morbiden, des Vergangenen,<br />

in der zwei- und dreifachen<br />

Reflexion, die er damit dem Betrachter<br />

bietet, wird dieses denkerische und grüblerische<br />

Element Floras sichtbar. Hinter all<br />

diesen Chiffren einer vergangenen Welt,<br />

hinter all den Metaphern und Skurrilitäten<br />

verbirgt sich ein klarer Blick, der gleichnishaft<br />

unser aller Schicksal festhält – oder<br />

wie Friedrich Dürrenmatt meint: „Die Gegenwart<br />

liest sich aus ihrer Vergangenheit<br />

ab. Flora schreitet rückwärts in die<br />

Zukunft.“<br />

Nicht zuletzt war aber Flora auch ein<br />

Erzähler, wenngleich mit zeichnerischen<br />

Mitteln. Hinter seinen Figuren tun sich<br />

ganze Assoziationsketten auf, Humoresken,<br />

Sagen, Schnurren, Legenden verdichten<br />

sich zu einem kosmischen<br />

Geschichts- und Geschichtenbuch. „Flora<br />

ist ein Bildschriftsteller. Er ist ein Literat“,<br />

meinte dazu Erich Kästner. Paul Flora<br />

starb am 15. Mai 2009 in Innsbruck. �<br />

© xxxxxxxxxxxxxxx<br />

27


Porträt<br />

Peter f. drucker<br />

Der Präsident der Peter Drucker Society Austria über den Weltbürger aus Alt-Österreich.<br />

© Druckersociety (4)<br />

Medientheoretiker und Freund Marshall McLuhan rühmte Druckers universelle Bildung.<br />

m 19. November 2009 wird sich zum<br />

A 100. Mal der Tag jähren, an dem der<br />

weltberühmte Management- und Gesellschaftsdenker<br />

Peter F. Drucker in Wien<br />

geboren wurde. Obwohl Drucker den Großteil<br />

seines Lebens in den USA verbrachte,<br />

hat ihn speziell seine Jugend in Österreich<br />

nachhaltig geprägt. Drucker wuchs in<br />

einem Elternhaus auf, das ein wichtiger<br />

Treffpunkt der kulturellen und intellektuellen<br />

Elite der Donaumonarchie war. Zwei-<br />

bis dreimal die Woche veranstalteten Druckers<br />

Eltern in ihrem von Josef Hoffmann<br />

entworfenen Haus Abendgesellschaften,<br />

Richard Straub<br />

bei denen Juristen, Ärzte, Psychologen<br />

und Wissenschafter, vor allem aus dem<br />

„Wiener Kreis“, zusammentrafen. Peter<br />

Drucker durfte schon in jungen Jahren daran<br />

teilnehmen und kommentierte später:<br />

„Das war eigentlich meine Erziehung.“<br />

Auch die Nationalökonomen Schumpeter,<br />

Hayek und Mises zählten zu den regelmäßigen<br />

Gästen im Hause Drucker.<br />

Das Österreich der Zwischenkriegszeit<br />

konnte Drucker eine gute Erziehung und<br />

Ausbildung, aber keine Perspektive bieten,<br />

und so ging er 1927, nach der Matura am<br />

Döblinger Gymnasium, nach Deutschland,<br />

wo er Jus studierte und 1929 auch als Redakteur<br />

beim „Frankfurter General-Anzeiger“<br />

zu arbeiten begann – in einem seiner<br />

ersten Artikel berichtete er über den Börsencrash<br />

in New York.<br />

Der Unternehmensberater<br />

Nach der Machtübernahme durch die Nazis<br />

verließ Drucker Deutschland in Richtung<br />

England, wo er auch an den berühmten<br />

Seminaren von John Maynard<br />

Keynes teilnahm. 1937 emigrierte er in die<br />

USA, wo er sich vorerst als Journalist und<br />

Buchautor einen Namen machte. Im Frühjahr<br />

1939 erschien sein Buch „The End of<br />

Economic Man“, in dem er sich mit dem<br />

Aufstieg irrationaler Heilslehren wie Faschismus<br />

und Nationalsozialismus auseinandersetzte.<br />

Druckers Analyse stieß auf<br />

ein breites und positives Echo – unter anderem<br />

von Winston Churchill, der Buch und<br />

Autor in einer Rezension im „Times Literary<br />

Supplement“ lobte. Druckers 1942 veröffentlichtes<br />

Buch „The Future of Industrial<br />

Man“ weckte auch das Interesse von General<br />

Motors an seinen analytischen Fähigkeiten.<br />

Er bekam den Auftrag, die Firmenstruktur<br />

und das Management-System von<br />

General Motors genau zu durchleuchten.<br />

Druckers Analyse erschien 1946 unter dem<br />

Titel „The Concept of the Corporation“ auch<br />

in Buchform. Damit legte er zugleich auch<br />

den Grundstein für eine höchst erfolgreiche<br />

28 www.weltbund.at ROTWEISSROT


Laufbahn als Unternehmensberater: In den<br />

nachfolgenden Jahrzehnten beriet Drucker<br />

das Top-Management vieler Spitzenunternehmen<br />

– von General Electric über IBM<br />

bis zur Deutschen Bank. Daneben war Peter<br />

Drucker auch 20 Jahre lang Kolumnist<br />

für das „Wall Street Journal“ und er übte<br />

eine Lehrtätigkeit aus – von 1950 bis 1971<br />

an der New York University, anschließend<br />

noch drei Jahrzehnte an einer Universität<br />

im kalifornischen Claremont, seinem<br />

Alterssitz, wo er am 11. November 2005<br />

starb.<br />

Weitsicht und Aktualität<br />

Zu Peter F. Druckers Vermächtnis gehören<br />

Management-Techniken wie „Management<br />

by Objectives“ (MbO) und Klassiker der<br />

Management-Literatur wie „The Practice of<br />

Management“ (1954) oder „The Effective<br />

Executive“ (1966), mit denen er die Kunst<br />

der Unternehmensführung systematisierte<br />

und auf theoretische Grundlagen stellte –<br />

die New York Times nannte ihn deshalb<br />

auch „the man who invented management“.<br />

Peter Drucker ragte zeitlebens durch seine<br />

Fähigkeit heraus, tiefgreifende Änderungen<br />

in Wirtschaft und Gesellschaft frühzeitig zu<br />

erkennen, etwa den Paradigmenwechsel<br />

vom Staatseigentum zur Privatisierung,<br />

den wirtschaftlichen Aufstieg Japans oder<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

Peter F. Drucker, voraussehend und -denkend. Weltbürger mit Alterssitz in Claremont.<br />

die „Revolution der Pensionsfonds“. Wie<br />

sehr Drucker der Zeit oft voraus war, zeigt<br />

sich auch an seinen Büchern „Landmarks<br />

of Tomorrow“ (1957) und „The Age of Discontinuity“<br />

(1969), in denen er früh auf die<br />

steigende Bedeutung von Wissensarbeit<br />

und Wissenskapital hinwies.<br />

Marshall McLuhan, der eng mit Drucker<br />

befreundet war, pries Druckers universelle<br />

Bildung als Vorbild für das elektronische<br />

Zeitalter und wies auch darauf hin, wo der<br />

Hintergrund für Druckers interdisziplinäres<br />

und universalistisches Denken zu finden<br />

sei: in seiner Heimatstadt Wien. Für Drucker<br />

war Management nie ein isoliertes<br />

Manager-Idol: Seine Technik „Management by Objectives“ sowie seine Bücher sind heute Klassiker.<br />

Themenfeld und auch kein Selbstzweck,<br />

sondern eine vitale gesellschaftliche Funktion.<br />

Drucker beschrieb die Gesellschaft<br />

des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts<br />

als eine Gesellschaft der Institutionen und<br />

Organisationen. Dem professionellen Management<br />

dieser Institutionen und Organisationen<br />

kommt daher eine entscheidende<br />

Rolle zu – auch und gerade im Non-Profit-<br />

Bereich, den Drucker vor allem in späteren<br />

Jahren als unerlässlich für das Funktionieren<br />

einer Gesellschaft erachtete. Drucker<br />

warnte auch zeitlebens eindringlich vor den<br />

Auswüchsen eines giergetriebenen und<br />

von der Verantwortung für das Gemeinwohl<br />

losgelösten Kapitalismus. Auch daran<br />

zeigt sich die Weitsicht und Aktualität von<br />

Druckers Denken, das kommenden November<br />

im Rahmen einer von der Peter<br />

Drucker Society of Austria veranstalteten<br />

Konferenz aus Anlass seines 100. Geburtstags<br />

ausführlich erörtert und gewürdigt<br />

werden wird. �<br />

Veranstaltung<br />

Das „1st Global Peter F. Drucker Forum“<br />

wird am 19. und 20. November 2009 in<br />

Wien stattfinden. Zu den Keynote-Speakers<br />

werden Druckers Witwe Doris und eine Rei-<br />

he international renommierter Manage-<br />

ment-Vordenker wie Charles Handy, C. K.<br />

Prahalad, Fredmund Malik und Hermann<br />

Simon gehören. Weitere Informationen und<br />

die Anmeldemöglichkeit finden Sie unter<br />

www.druckersociety.at<br />

Porträt<br />

29


österreich regional<br />

Aus den bundesländern<br />

Grasski Weltmeisterschaft 2009 im Burgenland<br />

ach der Austragung der Jugend-WM<br />

N ist ein ehrgeiziger Gedanke gereift.<br />

Jetzt wird er Realität: Die südburgenländische<br />

Gemeinde Rettenbach bei Bernstein<br />

ist vom 2. bis 6. September 2009<br />

Schauplatz der FIS Grasski Weltmeisterschaft.<br />

Diese Veranstaltung – die größte, die der<br />

Burgenländische Skiverband je zu bewältigen<br />

hatte – ist für die östlichste Region<br />

Österreichs nicht nur aus sportlicher,<br />

sondern auch aus touristischer Sicht<br />

äußerst interessant. Neben dem<br />

Burgenland haben sich auch noch Japan<br />

Tirol: Die erste Bezirkshauptfrau Tirols<br />

und die Schweiz um die Austragung<br />

beworben.<br />

Die Strecke in Rettenbach ist – laut Expertenmeinung<br />

– technisch äußerst anspruchsvoll.<br />

Aufgrund der Erfolge der<br />

vergangenen Saison gibt es Medaillenhoffnungen,<br />

denn das Burgenland kann<br />

bisher auf eine hervorragende Bilanz verweisen.<br />

Mehr als 300-mal auf nationaler<br />

und 18-mal auf internationaler Ebene bei<br />

Europa- und Weltmeisterschaften erreichtes<br />

Edelmetall ist ein glänzender Beweis<br />

dafür. Die Veranstalter erwarten rund<br />

5.000 Zuschauer. �<br />

Landeshauptmann Günther Platter gratuliert der ersten Bezirkshauptfrau Mag. Katharina Schall.<br />

Koordination: Günter Düriegl<br />

Hans Niessl (2. v. r.) und Peter Schröcksnadel<br />

(re.) präsentieren die FIS Grasski WM 2009.<br />

30 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

©. Land Tirol/Eva © Bgld. Horst-Wundsam<br />

xxxxxxxxx<br />

eit 1. Juli 2009 amtiert die erste Be-<br />

S zirkshauptfrau Tirols, Mag. Katharina<br />

Schall, in Reutte. Die gebürtige Außerfernerin,<br />

Jahrgang 1974, absolvierte an der<br />

Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck<br />

das Studium der Rechtswissenschaften,<br />

dazu kamen Auslandspraktika in<br />

Rom und London. Nach dem Gerichtsjahr<br />

in Innsbruck ist Schall im Jahr 2000 in den<br />

Landesdienst eingetreten und wurde als<br />

Referatsleiterin an der BH Reutte tätig.<br />

2003 erfolgte ihre Bestellung zur Stellvertreterin<br />

des Bezirkshauptmannes. 2005<br />

konnte sie anlässlich der Hochwasserkatastrophe<br />

ihre organisatorischen Fähigkeiten<br />

unter Beweis stellen.<br />

In der Sitzung der Landesregierung wurde<br />

Katharina Schall zuletzt einstimmig zur<br />

ersten Bezirkshauptfrau Tirols bestellt.<br />

„Ich wünsche für die bevorstehenden Aufgaben<br />

viel Glück und Erfolg“, gratulierte<br />

Landeshauptmann Günther Platter.<br />

„Weiterhin werde ich mich bemühen, im<br />

Rahmen der rechtlichen Vorgaben nach<br />

praktikablen Lösungen für den Einzelnen<br />

zu suchen“, so die erste Bezirkshauptfrau<br />

Tirols. �<br />

© Burgenländisches Landesmedienservice


österreich regional<br />

Niederösterreich: Spoerri-Gebäude in Hadersdorf am Kamp eröffnet<br />

er international anerkannte und er-<br />

D folgreiche Künstler und Mitbegründer<br />

des „Nouveau Realisme“, Daniel Spoerri,<br />

hat sich nun ein neues Refugium in Hadersdorf<br />

am Kamp geschaffen. Am Hauptplatz<br />

hat er zwei Gebäude als Ereignisund<br />

Ausstellungsorte neu belebt. Kürzlich<br />

wurden die Gebäude offiziell von Landeshauptmann<br />

Dr. Erwin Pröll eröffnet.<br />

„In Niederösterreich haben wir in den vergangenen<br />

Jahren und Jahrzehnten eine<br />

sehr offene und zukunftsträchtige Kulturpolitik<br />

gemacht“, meinte der Landeshauptmann<br />

in seinen Eröffnungsworten. „Weil<br />

wir glauben, dass wir so die Chance haben,<br />

uns als Kulturstandort weiter zu entwickeln<br />

und somit auch einen Motor für alle<br />

anderen Entwicklungsbereiche unserer<br />

Gesellschaft bekommen“, so Pröll. Dass<br />

sich ein Kosmopolit wie Daniel Spoerri in<br />

Niederösterreich ansiedle, sei eine große<br />

„Bereicherung unserer Kulturszenerie“.<br />

Einleitende Worte zur Eröffnung sprach<br />

auch Peter Noever, Direktor des Museums<br />

für angewandte Kunst. Die beiden Gebäu-<br />

de in Hadersdorf seien „keine Wiederholung<br />

eines Museums, sondern ein spezieller,<br />

neu gedachter Ort der Kunst“.<br />

„Seit 50 Jahren spiele ich mit dem Gedanken,<br />

an die Donau zu ziehen“, meinte Daniel<br />

Spoerri in seinen Begrüßungsworten.<br />

Der Schweizer Künstler rumänischer Abstammung<br />

lebte lange Zeit in Paris und<br />

ließ sich um 1990 in der Toskana nieder,<br />

wo er den Skulpturenpark „Il Giardino“ errichtete.<br />

Nun wurde ein ehemaliges Klostergebäude<br />

in Hadersdorf am Kamp (Hauptplatz<br />

23) zum Kunst-Staulager „Ab Art“, das die<br />

Arbeiten von Daniel Spoerri beherbergen<br />

wird. Zur Eröffnung sind dort Werke des<br />

Künstlers aus den Jahren 1994 bis 2009<br />

zu sehen. Das Gebäude mit der Hausnummer<br />

16 war einmal das Kino von Hadersdorf.<br />

Unter dem Namen „Eat Art“ öffnet<br />

es jetzt seine Türen zum Trinken und<br />

Essen – wenn auch auf die etwas andere<br />

Art. Der ehemalige Vorführraum im ersten<br />

Stock bietet ab sofort Raum für Veranstaltungen.<br />

Oberösterreich: Der neue Südtrakt des Schlossmuseums Linz<br />

© OÖ. Landesmuseen/Grilnberger<br />

Der neue Südflügel am Schlossmuseum Linz<br />

schwebt über der Kulturhauptstadt Europas.<br />

ach zahlreichen Diskussionen, Über-<br />

N legungen und Planungen ist es im<br />

Kulturhauptstadtjahr 2009 gelungen, ein<br />

zukunftsweisendes Museumsprojekt für<br />

Oberösterreich zu realisieren: einen neuen<br />

Südtrakt für das Linzer Schloss, der an<br />

den historischen Schlossbau anknüpft. Mit<br />

der Wiedererrichtung des um 1800 abgebrannten<br />

Südflügels des Linzer Schlosses<br />

entstand über den Dächern der Stadt ein<br />

Ensemble aus historischer und moderner<br />

Architektur. Das Siegerprojekt von Martin<br />

Emmerer, Hansjörg Luser und Clemens<br />

Luser (HoG architektur) nimmt Kubatur<br />

und Lage seines historischen Vorgängers<br />

auf, ohne jedoch den Museumshof wieder<br />

abzuschließen. Während sich drei Ausstellungs-<br />

und Funktionsgeschoße hinter<br />

der mächtigen Befestigungsmauer verbergen,<br />

scheint der von der Stadt aus sichtbare<br />

Baukörper über der Festungsmauer<br />

zu schweben. Bei Dunkelheit unterstrei-<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

© NLK Pfeiffer<br />

LH Pröll: „Offene und zukunftsträchtige Kultur-<br />

politik“.<br />

Der im Jahr 1930 geborene Daniel Spoerri<br />

wurde als bildender Künstler vor allem<br />

durch seine so genannten „Fallenbilder“<br />

bekannt. Dabei handelt es sich um auf<br />

Tischplatten fixierte Überreste einer Mahlzeit<br />

oder einer anderen zufällig vorgefundenen<br />

Situation. Mit dem „Restaurant<br />

Spoerri“ und einer „Eat-Art Galerie“, die er<br />

1968 in Düsseldorf eröffnete, wurde er<br />

zum Begründer der „Eat Art“. Nähere Informationen:<br />

www.spoerri.at �<br />

chen die in mattem, weißem Licht schimmernde<br />

Fassade und die Untersicht den<br />

schwebenden Charakter des Gebäudes.<br />

„Insgesamt wird sich das neue Schlossmuseum<br />

als größtes Universalmuseum<br />

Österreichs präsentieren, das einen umfangreichen<br />

und eindrucksvollen Einblick<br />

in die Natur-, Kultur- und Kunstgeschichte<br />

des Landes Oberösterreich vermittelt“,<br />

freuen sich Landeshauptmann Dr. Josef<br />

Pühringer und Landesmuseendirektor Dr.<br />

Peter Assmann. Als erste Ausstellung im<br />

neuen Südtrakt ist bis 10. Jänner 2010<br />

„Das Grüne Band Europas: Grenze.Wildnis.Zukunft“<br />

zu sehen. Das Projekt der OÖ<br />

Landesmuseen und der Universität Wien<br />

für Linz09 Kulturhauptstadt Europas will<br />

die nachhaltige Sicherung der vielfältigen<br />

Landschaften entlang des ehemaligen<br />

Eisernen Vorhangs und ihre Natur- und<br />

Kulturwerte vermitteln.<br />

Infos: www.schlossmuseum.at �<br />

31


österreich regional<br />

Wien: Kinos unter Sternen<br />

Seit 2007 neues Equipment: 230-m 2 -Leinwand.<br />

as Film Festival am Rathausplatz hat<br />

D im Vorjahr wieder rund 640.000 Besucher<br />

aus dem In- und Ausland begeistert<br />

und ist schon zu einer sommerlichen<br />

Wiener Institution geworden.<br />

Im Mittelpunkt stehen heuer die Jahresregenten<br />

Joseph Haydn, Georg Friedrich<br />

Händel und Felix Mendelssohn-Bartholdy,<br />

deren Meisterwerke in spektakulären Produktionen<br />

mit internationalen Topstars<br />

gezeigt werden. Darüber hinaus bietet das<br />

Film Festival ein attraktives Konzertprogramm<br />

von Klassik bis zum Jazz.<br />

Film Festival am Wiener Rathausplatz<br />

27. Juni bis 30. August 2009<br />

Der Eintritt ist frei.<br />

www.wien-event.at<br />

Weitere Open-Air-Kinos<br />

Kino wie noch nie<br />

2. Juli bis 23. August<br />

www.kinowienochnie.at<br />

„Kino am Dach“<br />

bis 27. August<br />

www.kinoamdach.at<br />

VOLXkino<br />

bis 18. September<br />

Eintritt frei<br />

www.volxkino.at<br />

Ein Sommer im Schloss<br />

19. Juni bis 4. September<br />

www.afterimage.at �<br />

© wien-event<br />

Kärnten: Macht des Wortes – Macht des Bildes<br />

as älteste gedruckte Werk von Jo-<br />

D hannes Gutenberg, die Merseburger<br />

Zaubersprüche, Handschriften der Minnesänger<strong>literatur</strong><br />

oder die Geschichte des<br />

Lachens von Aristoteles. Solch einzigartige<br />

Bücherschätze und weitere kulturelle Kostbarkeiten<br />

sind in der 900 Jahre alten Benediktinerabtei<br />

St. Paul zu sehen. Unter dem<br />

Motto „Macht des Wortes“ werden Werke<br />

gezeigt, die die Geschichte entscheidend<br />

geprägt haben. Ein Fokus liegt aber auch<br />

auf ehemals verbotenen Büchern, die ganze<br />

Mönchsgenerationen in Atem gehalten<br />

haben.<br />

Der zweite Teil der „Europaausstellung<br />

2009“ findet im Werner Berg Museum in<br />

Bleiburg statt. Die „Macht des Bildes“ demonstrieren<br />

Werke von über 60 ausgewählten<br />

Künstlern wie Egon Schiele, Oskar<br />

Kokoschka, Albin Egger-Lienz, Anton Kolig<br />

oder Hermann Nitsch.<br />

Vorarlberg: Die „Vlotte“ nimmt Fahrt auf<br />

er Klima- und Energiefonds der Öster-<br />

D reichischen Bundesregierung kürte<br />

Vorarlberg im Dezember 2008 zur Modellregion<br />

für Elektromobilität. Mit der Übergabe<br />

der ersten 30 Fahrzeuge an die neuen<br />

Das Kloster in St. Paul öffnet erstmals sein wertvolles<br />

Archiv für die Besucher.<br />

Bis 8. November 2009 können Sie die<br />

„Europaausstellung 2009“ noch besuchen.<br />

Lassen Sie sich die einmalige Möglichkeit<br />

nicht entgehen, diese Fülle an unvergleichlichen<br />

Kunstschätzen zu erleben.<br />

www.europaausstellung2009.com �<br />

Besitzer ist die Elektromobilität in Vorarlberg<br />

Realität. „Die Technik der Zukunft hält<br />

Einzug und Vorarlberg nimmt eine Vorreiterrolle<br />

ein. Neben London sind wir die<br />

größte Modellregion für Elektromobilität.<br />

Diesen Vorsprung gilt es konsequent zu<br />

festigen und auszubauen“, sagte Landeshauptmann<br />

Herbert Sausgruber im Rahmen<br />

des Festaktes zur Übergabe der ersten<br />

Fahrzeuge. Bis Jahresende sollen<br />

insgesamt 100 Elektroautos auf Vorarlbergs<br />

Straßen unterwegs sein.<br />

Die Vorarlberger Kraftwerke AG (VKW)<br />

sorgt in den nächsten Monaten für den flächendeckenden<br />

Ausbau der Ladestationen<br />

in Vorarlberg. Die Betankung der Fahrzeuge<br />

an den öffentlichen Stromtankstellen<br />

erfolgt in Vorarlberg ausschließlich mit Vorarlberger<br />

Ökostrom. Weitere Informationen:<br />

www.vlotte.at.<br />

Factbox Elektroauto<br />

Reichweite 80–150 km je nach Fahrzeugtyp,<br />

Streckenprofil und Fahrweise<br />

Ladedauer 7–8 Stunden<br />

Energiekosten 2–3 Euro pro 100 km �<br />

32 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

© vkw<br />

LH Sausgruber bei der Übergabe der ersten 30<br />

Elektrofahrzeuge – „Modellregion Vorarlberg“.<br />

© Stift St. Paul


Ein Sommer in der Steiermark<br />

ie in allen anderen Bundesländern<br />

W bietet auch die Steiermark in diesem<br />

Sommer viele Veranstaltungen – einige sollen<br />

hier erwähnt werden, wie etwa die „Styriarte“.<br />

Die sommerlichen Musikfestspiele<br />

in der Steiermark wurden 1985 ins Leben<br />

gerufen und sollen den bahnbrechenden<br />

Dirigenten Nikolaus Harnoncourt enger an<br />

seine Heimatstadt Graz binden. Harnoncourts<br />

künstlerische Erkenntnisse, die ihn<br />

zu einem Weltstar gemacht haben, wurden<br />

zum Maßstab für die Aufführungen der<br />

Festspiele, die in diesem Jahr unter dem<br />

© Projekt „Bruck im Mittelpunkt“<br />

Bürgermeister Rosenberger, Mitglieder der<br />

Gruppe Aktiv für Bruck und Dr. Renate Metlar.<br />

Salzburg: Top-Filme aus Salzburg<br />

ährlich unterstützt das Land Salzburg<br />

Jrund 50 Filmprojekte mit insgesamt<br />

mehr als 400.000 Euro, und das zeitigt<br />

Erfolge. Fast jeder zweite geförderte Film<br />

kommt auf internationalen Festivals zu<br />

Ehren. So lief z. B. der vom Land unterstützte<br />

Streifen Harald Friedls „Aus der<br />

Zeit“, der weltweit bei Festivals zu sehen<br />

war und zahlreiche international angesehene<br />

Auszeichnungen bekam. Ebenfalls<br />

Festival-Einladungen und/oder Preise erhielten<br />

u. a.: Matthias Gugler und Johannes<br />

Honsell („Die ersten Kinder Israels“),<br />

Günter Schwaiger („Hafners Paradies“),<br />

Christian Genzel („Schlaflos“),<br />

Martin Hasenöhrl („Freier als Paul Preuß“),<br />

Annette Mäser („Ein großer Eimer Wasser“),<br />

Andreas Horvath („Nachtportier“),<br />

Angela Huemer („Tod auf hoher See –<br />

warum Flüchtlinge sterben“) und Marko<br />

Doringer („ Mein halbes Leben“).<br />

Das Budget der freien Filmförderung ver-<br />

Motto „Der Menschheit Würde“ firmieren.<br />

Vom 26. Juni bis 26. Juli 2009 wurde u. a.<br />

George Gershwins Oper „Porgy and Bess“<br />

aufgeführt. In einer originellen und wunderbaren<br />

Neubearbeitung zeigte man im Amphitheater<br />

der Kunstuniversität Graz Carlo<br />

Goldonis „Sommerfrische“. Zu empfehlen<br />

ist auch die Ausstellung in der Kunsthalle<br />

Leoben mit dem Thema: „Das Gold der<br />

Steppe“. Sie läuft seit 26. April noch bis 26.<br />

Oktober und zeigt sensationelle Funde aus<br />

Fürstengräbern der Skythen und Sarmaten.<br />

Abschließend möchte ich allen im Ausland<br />

lebenden Landsleuten von einer Ausstellung<br />

berichten, die im Mai in Bruck an der<br />

Mur entlang der Mittergasse eröffnet wurde.<br />

Gestaltet wurde sie von der Gruppe<br />

„Aktiv für Bruck“ unter Beteiligung der<br />

Stadtgemeinde und in Kooperation mit dem<br />

Büro für AuslandssteirerInnen beim Amt<br />

der Steiermärkischen Landesregierung.<br />

Ziel dieses Projektes ist es, Personen mit<br />

Brucker Wurzeln, die heute im Ausland leben,<br />

in Form einer Foto-Doku-Installation<br />

steht sich in Salzburg als Filmkunstförderung<br />

und umfasst die Mitfinanzierung<br />

von Drehbuch- und Projektentwicklung,<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

österreich regional<br />

„Mein halbes Leben“ von Marko Doringer erhielt den Großen Diagonalepreis.<br />

zu präsentieren. Dabei hat man 25 Frauen<br />

und Männer ausgewählt, die stellvertretend<br />

für eine größere Zahl von Persönlichkeiten<br />

stehen. Sie haben österreichische Kultur<br />

und Tradition ins Ausland getragen. Durch<br />

ihr Können, ihren Fleiß und ihre Risikobereitschaft<br />

ist es ihnen gelungen, in der neuen<br />

Heimat zu bestehen. Interessant ist es,<br />

zu erfahren, wie sie mit ihrer neuen Situation<br />

zurechtgekommen sind und welche<br />

Gründe für sie ausschlaggebend gewesen<br />

sind, dass sie ihre Heimat verlassen haben.<br />

Es ist beabsichtigt, dieses Projekt auch auf<br />

andere Städte in der Steiermark zu übertragen,<br />

um damit zu zeigen, welche Ressourcen<br />

durch unsere Landsleute der Steiermark<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Ein Auslandssteirer formulierte das kürzlich<br />

so: „Das Kulturland nutzen, einen Ausgleich<br />

schaffen, die Natur erneuern, die Menschen<br />

ermutigen und ermächtigen, eine<br />

robuste Zukunft zu planen.“ �<br />

Dr. Renate Metlar,<br />

Büro für Auslandssteirer/innen beim Amt<br />

der Steiermärkischen Landesregierung<br />

Kurz-, Avantgarde- und Dokumentar<strong>film</strong>en,<br />

Videoproduktionen und Spiel<strong>film</strong>en.<br />

�<br />

© LPB/Franz Neumayr<br />

33


österreich aktuell<br />

news aus österreich<br />

Das Salzburg Museum ist das beste Museum Europas<br />

m Abend des 9. Mai wurde das Salz-<br />

A burg Museum, Neue Residenz, im<br />

türkischen Bursa mit dem „European Museum<br />

of the Year Award“ – dem europäischen<br />

Museums-Oscar – ausgezeichnet.<br />

Insgesamt waren 52 Museen aus 25 europäischen<br />

Ländern an dem internationalen<br />

Wettbewerb, der vom European Museum<br />

Forum (EMF) organisiert wird, beteiligt.<br />

Die Preise wurden in einer Zeremonie mit<br />

mehr als 200 Teilnehmern vergeben. Seit<br />

dem Jahr 1977 wird der Europäische Museumspreis<br />

unter der Patronanz Ihrer Majestät<br />

Königin Fabiola von Belgien und<br />

unter der Schirmherrschaft des Europarates<br />

von einer unabhängigen Jury jährlich<br />

an neu errichtete oder umgestaltete Museen<br />

aus ganz Europa vergeben.<br />

„Ich freue mich über die hohe nationale<br />

und nun auch internationale Anerkennung<br />

für das Salzburg Museum. Durch diesen<br />

Award wird bestätigt, dass wir die richtigen<br />

Entscheidungen und Investitionen für die<br />

Stadt getroffen haben.“ Salzburg sei eine<br />

bedeutende Kulturstadt und könne ab jetzt<br />

© Salzburg Museum<br />

auch auf das beste Museum in Europa<br />

verweisen, sagte Salzburgs Bürgermeister<br />

Heinz Schaden.<br />

„Um Wesentliches und Neues zu erreichen,<br />

sind auch – und gerade – im Kultur-<br />

Zum Beispiel: der Bischofssaal im Dauerausstellungsbereich „Mythos Salzburg“ im 2. Obergeschoß<br />

der Neuen Residenz.<br />

Michael Mössmer<br />

Direktor Erich Marx, Chefkurator Peter Husty mit dem „European Museum of the Year Award“ –<br />

„The Egg“ mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Salzburg Museums.<br />

bereich vorausschauende, strategische<br />

Entscheidungen und Leitbilder notwendig.“<br />

Dieser Preis sei eine sehr erfreuliche<br />

Bestätigung für die erfolgreiche Erneuerung<br />

der Salzburger Museumslandschaft,<br />

zu der das Salzburg Museum als elementarer<br />

Bestandteil gehöre, sagte LH-Stv.<br />

Wilfried Haslauer. Es bestärke ihn, auch<br />

die weiteren Schritte des Museumsleitplanes<br />

auf diesem hohen Qualitätsniveau<br />

zu realisieren.<br />

„Wir freuen uns sehr über den Gewinn des<br />

Europäischen Museumspreises, den sich<br />

das gesamte Museums-Team erarbeitet<br />

und verdient hat“, meinte Direktor Erich<br />

Marx. „Den europäischen Museums-Oscar<br />

für die Neue Residenz verliehen zu<br />

bekommen ist ein absoluter Höhepunkt im<br />

175. Jubiläumsjahr des Museums und ein<br />

ganz großer Ansporn für die Zukunft und<br />

weitere Projekte!“<br />

Das Salzburg Museum reiht sich damit in<br />

die Gesellschaft namhafter internationaler<br />

Museen ein.<br />

www.salzburgmuseum.at �<br />

34 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

© Salzburg Museum


100 Jahre Technisches Museum Wien<br />

© Österreich Journal<br />

„100 Jahre Technisches Museum“ wurde über 100 Tage hindurch ausgiebig gefeiert. Die letzten<br />

100 Stunden war das Haus durchgehend geöffnet.<br />

m 20. Juni 1909 legte Kaiser Franz<br />

A Joseph I. den Grundstein für das<br />

heutige Technische Museum Wien. Exakt<br />

100 Jahre danach wurde nun der Geburtstag<br />

einer umfangreichen Sammlung gefei-<br />

ert, die sich mittlerweile über die reine<br />

Präsentation hinaus zur einer spannenden<br />

technischen Erlebniswelt entwickelt hat:<br />

Altes wird perfekt in Kontext zu der daraus<br />

entstandenen Anwendung gestellt, didak-<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

österreich aktuell<br />

tisch hochwertige Modelle bzw. Versuchsobjekte<br />

bringen so nicht nur den jüngsten<br />

BesucherInnen spielerisch komplexe Zusammenhänge<br />

und Hintergründe nahe.<br />

Vieles davon wurde aber erst durch eine<br />

Generalsanierung möglich, während der<br />

das Museum der Öffentlichkeit nicht zugänglich<br />

war. Wer also irgendwann vor<br />

1992 zuletzt dort war, sollte ihm auf jeden<br />

Fall einen Besuch widmen.<br />

100 Tage dauerte das Geburtstagsfest, bei<br />

dem Rück-, Ein- und Ausblicke auf die<br />

Geschichte, den Alltag und die Zukunft des<br />

Hauses gegeben wurden. Beendet wurden<br />

die Jubiläumsfeierlichkeiten mit einem „100<br />

Stunden Marathon“, wobei das Museum<br />

ununterbrochen geöffnet war und in Zusammenarbeit<br />

mit befreundeten Institutionen<br />

sowie mit originellen Beiträgen aus<br />

dem Museum selbst Action und verhaltene<br />

Stille geboten wurden. Es war ein nobles<br />

Fest ebenso wie eine „verrückte Performance“!<br />

www.tmw.at �<br />

Die Prunkräume der Hofburg zu Innsbruck – prachtvoll wie zu Maria Theresias Zeiten<br />

en Glanz vergangener Zeiten strahlt<br />

D die Kaiserliche Hofburg zu Innsbruck<br />

in allen Räumen aus: vom gotischen Keller<br />

bis unters schön gewölbte Dach. Nach<br />

einer Generalsanierung der Prunkräume<br />

zeigen sich nun auch Riesensaal, Gardesaal,<br />

Lothringer-Zimmer und der Sakralbereich<br />

des Damenstifts frisch renoviert.<br />

Man sagt, es hätte damals, im 18. Jahrhundert,<br />

nicht so prachtvoll ausgesehen.<br />

Es wurde nämlich besonderes Augenmerk<br />

darauf gelegt, das Erscheinungsbild<br />

aus der Zeit Maria Theresias, um 1750 bis<br />

1770, wiederherzustellen, wozu im Vorfeld<br />

eine genaue Befundung der Räume<br />

durchgeführt worden war.<br />

Nicht nur 18.000 Blatt Gold waren für die<br />

restauratorisch großartige Arbeit aufzuwenden,<br />

man musste sogar alte Wandanstriche<br />

abnehmen und stattdessen auf die<br />

überlieferte Kalktechnik zurückgreifen,<br />

Gemälde restaurieren und Böden ausbessern.<br />

Besonders beeindruckend ist das<br />

Mit großer Sorgfalt wurde auch das Deckenfresko von Anton Maulpertsch im Riesensaal gereinigt<br />

und entsalzt.<br />

Deckenfresko von Anton Maulpertsch im<br />

Riesensaal. Mit dem Abschluss all der Arbeiten<br />

ist nun wieder ein großer Teil der<br />

Hofburg öffentlich zugänglich. Mit der Be-<br />

sichtigung der Kaiserappartements muss<br />

man sich noch gedulden, die Sanierung<br />

dauert noch bis ins Frühjahr 2010.<br />

www.hofburg-innsbruck.at �<br />

© Österreich Journal<br />

35


österreich aktuell<br />

Wien erstmals auf Platz eins des internationalen Städtevergleichs<br />

© Österreich Journal<br />

Die Bundeshauptstadt Wien nimmt in puncto Lebensqualität – im internationalen Vergleich – erst-<br />

mals den weltweit ersten Platz ein.<br />

ie jährlich vom internationalen Bera-<br />

D tungsunternehmen Mercer durchgeführte<br />

Studie zur Bewertung der Lebensqualität<br />

in 215 Metropolen weltweit stellt<br />

Wien heuer das beste Zeugnis aus. „Das<br />

Schönbrunn ist der beste Zoo Europas<br />

ine privat finanzierte, unabhängige<br />

E Studie reiht den Tiergarten in einer<br />

Auswahl von 40 Zoos in 16 europäischen<br />

Ländern an die erste Stelle. Die Qualitätsbeurteilung<br />

stützt sich auf 25 unterschiedliche<br />

Kriterien – unter anderem Tierhaltung,<br />

Artenschutz, Investitionen, Marketing,<br />

Besucherzahl, Zoopädagogik und<br />

Personal. Das Ergebnis der Studie und<br />

die zukünftige Rolle der Zoologischen<br />

Gärten waren Thema eines umfassenden<br />

Artikels in der „London Financial Times“.<br />

Hinter der kritischen Qualitätsanalyse der<br />

Zoos steht der Brite Anthony Sheridan,<br />

der sein Leben abseits seiner Geschäfte<br />

den Wildtieren widmet. Er hat dafür zahlreiche<br />

europäische Zoos besucht, ihre<br />

Direktoren befragt und sich mit ihren Jahresberichten<br />

auseinandergesetzt.<br />

Die „Menagerie Schönbrunn“ ist der älteste<br />

Tierpark der Welt und war bis etwa<br />

1780 in erster Linie der kaiserlichen Familie<br />

vorbehalten. 1778 wurde sie sonntags<br />

ist eine große Auszeichnung für jede Wienerin<br />

und jeden Wiener“, freute sich Vizebgm.<br />

Finanzstadträtin Renate Brauner.<br />

Vor allem das breit gefächerte und gute<br />

Angebot am Wohnungsmarkt dürfte dies-<br />

für „anständig gekleidete Personen“ geöffnet,<br />

ab etwa 1800 stand der Tiergarten<br />

der Öffentlichkeit dann täglich zur Verfü-<br />

mal für den ersten Platz ausschlaggebend<br />

gewesen sein. Im vergangenen Jahr erreichte<br />

Wien hinter Zürich Platz zwei.<br />

Die Bundeshauptstadt nimmt somit im internationalen<br />

Vergleich erstmals den weltweit<br />

ersten Platz ein. Wien hat damit Zürich,<br />

das 2008 topplatziert war, überholt.<br />

Genf hat seinen dritten Rang als lebenswerteste<br />

Stadt der Welt beibehalten können.<br />

Das Schlusslicht unter den weltweiten<br />

Großstädten bildet, wie schon im vergangenen<br />

Jahr, unfairerweise Bagdad.<br />

Als Basis für die Beurteilung der Lebensqualität<br />

wurden für jede Stadt 39 Kriterien<br />

aus der Sicht der Mercer-Mitarbeiter herangezogen.<br />

Diese Merkmale schließen –<br />

unter anderem – politische, soziale, wirtschaftliche<br />

und ökologische Aspekte ein.<br />

Hinzu kommen Faktoren wie persönliche<br />

Sicherheit und Gesundheit, Bildungs- und<br />

Verkehrsangebote sowie weitere öffentliche<br />

Dienstleistungen.<br />

www.wien.gv.at �<br />

Am 23. August 2007 kam im Wiener Tiergarten Schönbrunn „Fu Long“ zur Welt – der erste<br />

europäische Pandabären-Nachwuchs seit 1982.<br />

gung und genießt seitdem immensen<br />

Publikumszuspruch.<br />

www.zoovienna.at �<br />

36 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

© Tiergarten Schönbrunn / Archiv


Fritz Muliar ist gestorben<br />

© RK / Pressefoto Votava<br />

Fritz Muliar: Einen Tag vor seinem plötzlichen<br />

Tod stand er noch auf der Bühne.<br />

er Volks- und Charakterdarsteller<br />

D Fritz Muliar ist am 3. Mai 2009 im Alter<br />

von 89 Jahren im Wiener AKH verstorben.<br />

Der Wiener stand über 70 Jahre auf<br />

der Bühne und erhielt zahlreiche Auszeichnungen.<br />

Auch politisch nahm er sich<br />

nie ein Blatt vor den Mund.<br />

Fritz Muliars Ausbildung am Konservatorium<br />

in Wien folgte 1937 das erste Engagement<br />

in Stella Kadmons Kleinkunstbühne<br />

„Der liebe Augustin“. Über viele<br />

Umwege kam er schließlich in die „Josefstadt“,<br />

in der er noch bis wenige Stunden<br />

vor seinem Tod auf der Bühne stand. Er<br />

wirkte in über 100 Filmen und Fernsehproduktionen<br />

mit. Über die Grenzen Österreichs<br />

hinaus bekannt wurde er durch<br />

seine Darstellung des Braven Soldaten<br />

Schwejk.<br />

Bundespräsident Heinz Fischer sprach<br />

von einem „großen menschlichen Verlust“,<br />

Muliar sei „ein liebenswerter Mensch,<br />

ein Volksschauspieler und ein Österreicher<br />

im besten Sinne des Wortes“ gewesen.<br />

Wiens Bürgermeister Michael<br />

Häupl sagte, Österreich verliere eine der<br />

herausragendsten schauspielerischen<br />

Persönlichkeiten, die sich auch auf der<br />

Bühne des Lebens lautstark Gehör verschafft<br />

habe.<br />

Fritz Muliar wurde am 12. Mai in einem<br />

Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof<br />

feierlich beigesetzt. �<br />

Ehrenbürger von Wien<br />

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (li.) und<br />

der neue Ehrenbürger Eric Kandel.<br />

em in Wien geborenen Nobelpreis-<br />

D träger Prof. Eric Kandel wurde am<br />

2. Juni von Bürgermeister Michael Häupl<br />

die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien<br />

verliehen.<br />

An der Feier nahmen hochrangige Vertreter<br />

aus Politik und Wissenschaft, wie etwa<br />

der berühmte Quantenphysiker Prof. Anton<br />

Zeilinger, sowie auch die Witwe von Prof.<br />

Viktor Frankl teil.<br />

Kandel betonte, dass ihm diese hohe Auszeichnung<br />

große Ehre und Freude bedeute,<br />

zumal er nach wie vor eine romantische<br />

Beziehung zur Stadt Wien habe und von<br />

der Geisteswelt der Jahrhundertwende<br />

des vorigen Jahrhunderts fasziniert sei.<br />

Es sei nicht verwunderlich, dass Wien<br />

Platz eins unter den lebenswertesten<br />

Städten einnehme, was Bürgermeister<br />

Häupl zu verdanken sei – noch dazu ein<br />

Biologe. Eric Kandel wurde 1929 in Wien<br />

geboren. 1939 musste Kandel mit seiner<br />

Familie in die Vereinigten Staaten emigrieren.<br />

Kandel studierte Neurophysiologie, wobei<br />

sein Hauptinteresse dem Gedächtnis und<br />

dem Erinnerungsvermögen galt. Im Jahr<br />

2000 erhielt er zusammen mit dem<br />

Schweden Arvid Carlsson und dem Amerikaner<br />

Paul Greengard den Nobelpreis<br />

für Medizin für seine Entdeckungen im<br />

Bereich der Signalübertragung im Nervensystem.<br />

�<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

© Schaub-Walzer<br />

österreich aktuell<br />

„Koch des Jahrhunderts“<br />

LH-Stv. Wilfried Haslauer (li.) und LH Gabi<br />

Burgstaller (re.) mit Eckart Witzigmann (M.).<br />

ckart Witzigmann hat dafür gesorgt,<br />

E dass die Botschaft der Nouvelle<br />

Cuisine auch im deutschsprachigen Raum<br />

ohne Wörterbuch verstanden wird: Sie<br />

besteht schlicht aus einer Kombination<br />

von Qualität und Leidenschaft.<br />

„Die Qualität kommt von erstklassigen,<br />

frischen Zutaten, wenn irgend möglich aus<br />

der Region, in der sie gekocht und genossen<br />

werden. Die Leidenschaft aber hat<br />

man – wie etwa Witzigmann –, oder man<br />

hat sie eben nicht. Dagegen ist kein Kraut<br />

gewachsen!“<br />

Diese Worte stammen von Landeshauptfrau<br />

Gabi Burgstaller, als sie am 29. Juni<br />

den Spitzenkoch mit dem Großen<br />

Verdienstzeichen des Landes Salzburg<br />

ehrte.<br />

Eckart Witzigmann wurde 1941 in Bad<br />

Gastein geboren. Nach seiner Kochlehre<br />

absolvierte er zahlreiche Stationen in den<br />

Spitzenküchen dieser Welt, unter anderem<br />

als Schüler von Paul Bocuse. 1979<br />

erhielt er als dritter Koch weltweit außerhalb<br />

Frankreichs die begehrten drei Sterne<br />

des Guide Michelin für sein Restaurant<br />

„Aubergine“. 1994 wurde ihm vom Gault<br />

Millau der Titel „Koch des Jahrhunderts“<br />

verliehen, den außer ihm weltweit nur drei<br />

weitere Köche tragen. Weiters ist er Professor<br />

der schwedischen Universität<br />

Örebro und Präsident der Deutschen Akademie<br />

für Kulinaristik. �<br />

© Franz Neumayr<br />

37


österreich aktuell<br />

„Institute for Science and Technology“ nach 18 Monaten Bauzeit eröffnet<br />

nnerhalb von rund 18 Monaten intensiver<br />

I Bautätigkeit und umfangreicher organisatorischer<br />

Arbeiten wurde das ehemalige<br />

Krankenhausgelände nahe Klosterneuburg<br />

in ein modernes Forschungsinstitut<br />

umgewandelt und konnte am 2. Juni als<br />

„Institute for Science and Technology Austria“<br />

(ISTA) feierlich eröffnet werden. Mit<br />

dem Spatenstich für die ersten Laborgebäude<br />

beginnt die zweite Bauphase, bis<br />

zum Jahr 2016 sollen am ISTA rund 400<br />

bis 500 Forscher arbeiten.<br />

„Dieser Tag ist im wahrsten Sinne des<br />

Wortes ein historischer Tag für unser Bundesland“,<br />

sagte Niederösterreichs Landeshauptmann<br />

Erwin Pröll. „Dort, wo geforscht<br />

wird, ist Zukunft“, ergänzte er: Das<br />

Land wolle sich zu einem „richtungsweisenden<br />

Forschungsstandort“ entwickeln.<br />

Bundespräsident Fischer sah in der Eröffnung<br />

„ein engagiertes österreichisches<br />

Bekenntnis zu außergewöhnlichen wissenschaftlichen<br />

Leistungen“. Auf dem<br />

Weg zu einem „international anerkannten<br />

Forschungsinstitut mit höchster Reputation“<br />

sei auch „Geduld schlechthin unverzichtbar“,<br />

denn „Ernten und Säen finden<br />

in der Wissenschaft nicht im selben Jahr<br />

An der Technischen Universität Wien entsteht eine Herzpumpe mit Luftantrieb<br />

ie Pumpe darf im Maßstab 1:1 nicht<br />

D größer als fünf Millimeter im Durchmesser<br />

und 45 Millimeter in der Länge sein.<br />

Über einen Katheter gelangt sie bis zum<br />

©: TU Wien<br />

Herzen und hilft zwischen den Herzklappen<br />

mit, das Blut aus dem Herzen zu pumpen.<br />

Neuartig ist vor allem der Pumpenantrieb,<br />

der erstmals pneumatisch erfolgt.<br />

Entstand im Auftrag des Herzchirurgen Univ.-Prof. Werner Mohl im Maßstab 2:1 als Prototyp:<br />

die Herzkatheterpumpe mit Luftantrieb.<br />

Auf einem ehemaligen Krankenhausgelände nahe Klosterneuburg entstand in knapp 18 Monaten<br />

das „Institute for Science and Technology“.<br />

statt“. Von einem „spannenden Projekt“<br />

mit „hervorragenden Voraussetzungen“<br />

sprach Wissenschaftsminister Johannes<br />

Hahn: „Ihr Erfolg wird unser gemeinsamer<br />

Erfolg sein.“ �<br />

KonstruktionswissenschafterInnen der TU<br />

Wien haben im Auftrag des Herzchirurgen<br />

und Univ.-Prof. Werner Mohl einen Prototypen<br />

im Maßstab 2:1 angefertigt.<br />

„Ziel war es, die Wärmeentwicklung, die<br />

beispielsweise durch einen elektromotorischen<br />

Antrieb der Pumpe zustande<br />

kommt, zu vermeiden. Die Wärme, die entsteht,<br />

wird auf das Blut übertragen.“ Mohl<br />

habe sich eine Pumpe mit pneumatischem<br />

Luftantrieb gewünscht, die nicht gekühlt<br />

werden müsse, erklärt Projektleiterin<br />

Univ.-Doz. Margit Gföhler vom Institut für<br />

Konstruktionswissenschaften und Technische<br />

Logistik der TU Wien. Aus konstruktionstechnischer<br />

Sicht ist die Herzkatheterpumpe<br />

mit ihren technischen Eckdaten<br />

eine sehr herausfordernde Aufgabe.<br />

Gföhler: „Es ist schwierig, in dieser Größenordnung<br />

überhaupt Zukaufteile und<br />

Lager zu bekommen. Man benötigt spezielle<br />

Herstellungs- und Fertigungsverfahren,<br />

die sehr teuer sein können.“ �<br />

38 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

©: Institute of Science and Technology (IST) Austria


Gleich gut bis besser als Kortisonsalbe<br />

hronische Handekzeme sind eine<br />

C häufige und äußerst unangenehme<br />

Hautkrankheit. Therapie der Wahl ist neben<br />

der richtigen Pflege seit jeher Kortison<br />

für die innere und äußere Anwendung.<br />

Eine aktuelle Studie, die an der Hautklinik<br />

am Wiener AKH durchgeführt wird, untersuchte<br />

nun die Wirkung von zwei Spezialmaterialien,<br />

die in Form von Handschuhen<br />

getragen wurden. Die beeindruckenden<br />

ersten Ergebnisse dieser Vergleichsstudie<br />

wurden am ersten Juniwochenende<br />

beim Europäischen Allergie-Kongress in<br />

Warschau präsentiert.<br />

Talg- und Schweißdrüsen versorgen die<br />

obere Hautschicht mit Feuchtigkeit und<br />

Fett, die sie geschmeidig halten. Dieser<br />

Schutz<strong>film</strong> ist leicht sauer, was wichtig ist,<br />

um Bakterien und Pilze fernzuhalten. Ist<br />

dieses Gleichgewicht gestört, verliert die<br />

Haut ihre Schutzfunktion. Das Ekzem<br />

(Dermatitis) ist eine entzündliche Veränderung<br />

der Haut. Diese häufigste aller<br />

Hauterkrankungen wird durch innere und/<br />

oder äußere Einflüsse verursacht, kann in<br />

jedem Lebensalter auftreten und zeigt<br />

sich durch Hautrötung, Schuppung, Krusten-<br />

oder Bläschenbildung sowie starken<br />

Juckreiz.<br />

Spezielle Hautpflege und die Behandlung<br />

mittels Kortisonsalbe sind die Therapie<br />

der ersten Wahl für Patienten mit chronischer<br />

Dermatitis. Eine neue Studie an<br />

der Wiener Universitätsklinik für Dermatologie<br />

unter der Leitung von Ass.-Prof.<br />

Tamar Kinaciyan verglich nun die Kortison-Standardtherapie<br />

mit dem Tragen<br />

von Spezialhandschuhen, die aus einem<br />

allergen- und wasserabweisenden sowie<br />

atmungsaktiven Material gefertigt wurden<br />

(Microair® In-Between).<br />

„Bis dato gab es nichts mit vergleichbar<br />

guter Wirkung. Dass die Barrierefunktion<br />

spezieller Handschuhe sogar geringfügig<br />

besser ist als eine Kortisonbehandlung,<br />

ist erstaunlich. Damit steht Menschen mit<br />

Innsbrucker Dissertantin entwickelte frei formbaren Baustoff<br />

Die von Valentine Troi umgesetzte Bar diente bei den 40-Jahr-Feierlichkeiten der Fakultäten für<br />

Architektur und Bauingenieurwissenschaften als Treffpunkt.<br />

m Rahmen ihrer Dissertation versucht<br />

I Valentine Troi, die neue Verarbeitungsmethode<br />

für den Hightech-Baustoff umzusetzen;<br />

inzwischen kann sie bereits ein<br />

Patent vorweisen.<br />

„Digitale Prozesse ermöglichen in der Architektur<br />

mittlerweile den Umgang mit<br />

freien Geometrien. Freiformstrukturen<br />

können in der Entwurfs- und Planungsphase<br />

dank neuer digitaler Entwurfswerk-<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

©: Valentine Troi<br />

©: Universität Innsbruck<br />

österreich aktuell<br />

Die Textil-Handschuhe Microair ® In-Between<br />

wird es in Kürze im medizinischen Fachhandel<br />

geben.<br />

sensibler Haut ein innovativer und höchst<br />

erfolgversprechender Therapieansatz zur<br />

Verfügung, der noch dazu völlig frei von<br />

Nebenwirkungen ist“, so Kinaciyan. In einer<br />

zweiten Studienphase soll nun auch<br />

die vorbeugende Wirkung getestet werden.<br />

www.dermasilk.at �<br />

zeuge bereits präzise und effizient kontrolliert<br />

und entwickelt werden“, erklärt<br />

Valentine Troi, wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am „institut für experimentelle<br />

architektur.hochbau“ der Universität Innsbruck.<br />

Für sie liegt die große Herausforderung<br />

an die Architektur in Zukunft darin,<br />

im Bereich der Materialwissenschaften<br />

nachzuziehen, um vielfältigere Umsetzungsmöglichkeiten<br />

für das erweiterte<br />

architektonische Gestaltungsrepertoire zu<br />

entwickeln.<br />

Der Werkstoff Glasfaserverstärkter Kunststoff<br />

zeichnet sich vor allem durch eine<br />

gute Rohstoffbasis, eine an die Belastung<br />

anpassbare Festigkeit und Steifigkeit sowie<br />

durch seine Alterungs- und Korrosionsbeständigkeit<br />

aus. Troi versucht nun,<br />

diesen materialtechnologisch hoch entwickelten<br />

Werkstoff originell und vor allem<br />

unabhängig vom Formenbau anzuwenden<br />

und für die industrielle Anwendung zu optimieren.<br />

�<br />

39


österreicher in aller welt<br />

das 10. bundesland<br />

Vereinigung der Österreicher in Griechenland<br />

Generalkonsul Josef Saiger mit Gattin im<br />

Kreise der Landsleute aus Athen.<br />

ei den Vorstandswahlen anlässlich<br />

B der Generalversammlung, die am 28.<br />

April 2009 stattfand, wurde Dr. Elfriede<br />

Damalas als Präsidentin zum siebenten<br />

Mal wiedergewählt. Ihr zur Seite stehen im<br />

neu gewählten Vorstand Ingrid Kostarakou<br />

und Mag. Robert Stadler als Vizepräsidenten<br />

sowie auch schon seit vielen Jah-<br />

Club Austria Hannover<br />

in großes Ereignis im ersten Vereins-<br />

E quartal des Club Austria in Hannover<br />

war der „Steirische Jagerball“ im Isernhagenhof<br />

am 6. März 2009. Wie viele der teilnehmenden<br />

Clubmitglieder sind auch wir<br />

der Meinung: Das war einer der schönsten<br />

Bälle bisher.<br />

Dieser rustikale Ball stand unter dem Ehrenschutz<br />

des Landeshauptmannes der<br />

Steiermark, Mag. Franz Voves, und des<br />

Ministerpräsidenten von Niedersachsen,<br />

Herrn Christian Wulff. Auch unser Honorarkonsul<br />

Uwe H. Reuter hat die Organisation<br />

des Balles großzügig unterstützt.<br />

Da stimmte nicht nur das Ambiente, nein,<br />

alles was die österreichische Küche zu bieten<br />

hat, wurde von Jörg Lange vom Lindenkrug<br />

in Hannover aufgetischt und erfreute<br />

© privat<br />

ren Gundi Frangouli als Kassiererin und<br />

Iris Galetakis als Schriftführerin.<br />

Mit einer interessanten Führung durch das<br />

Archäologische Nationalmuseum ging die<br />

zweijährige Amtsperiode des alten Vorstandes<br />

zu Ende. Der Leiter des Österreichischen<br />

Archäologischen Instituts in<br />

Athen, Dr. Georg Ladstätter, zog mit seinen<br />

fast drei Stunden dauernden Ausführungen<br />

alle Teilnehmer in den Bann. Das<br />

Nationalmuseum wurde vor den Olympischen<br />

Spielen 2004 renoviert und neu<br />

gestaltet, und viele der weltbekannten<br />

Funde kommen seither erst richtig zur Geltung.<br />

Den kulinarischen Abschluss dieses<br />

kulturellen Programmpunktes bildete ein<br />

spontan organisiertes gemeinsames<br />

Essen in einem armenischen Lokal.<br />

Ein Höhepunkt im Vereinsleben war Anfang<br />

Mai die lang geplante Vereinsreise<br />

unseren Gaumen. Was lag dann näher, als<br />

nach dem Essen zu der Musik der Band<br />

„Die Lauser“ aus der Südsteiermark das<br />

Tanzbein zu schwingen? Ohne große Pausen<br />

spielten „Die Lauser“ Musik für jeden<br />

Geschmack. Und die Einlagen der „Lauser“<br />

begeisterten alle Gäste. Es wurde sogar auf<br />

den Tischen getanzt. Es war eine rauschende<br />

Ballnacht.<br />

Eine Eröffnungsfeier der besonderen Art<br />

gab es am 19. April in Hannovers Südstadt:<br />

Unser Mitglied Roswitha Schurz, die uns<br />

auch bisher schon als Betreiberin der Clubgaststätte<br />

von Hannover 96 bei Stammtischen<br />

und Versammlungen mit österreichischer<br />

Küche verwöhnt hat, eröffnete<br />

nach mehrmonatiger Bauzeit ihre „Kärntner<br />

Hütte“. Mit viel Liebe und Charme wurde<br />

Koordination: Irmgard Helperstorfer<br />

ins Nachbarland Türkei, und zwar nach<br />

Istanbul. Es waren fünf Tage mit vollem<br />

Programm, das sowohl die besondere Beziehung<br />

der griechischen Ehepartner zu<br />

dieser Stadt als auch den Österreich-Bezug<br />

berücksichtigte. So besichtigten wir<br />

außer vielen anderen Sehenswürdigkeiten<br />

das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat,<br />

aber auch das österreichische St. Georgs-<br />

College, in dem wir von Direktorstellvertreter<br />

Mag. Zabini sehr herzlich empfangen,<br />

durchs Haus geführt und umfassend über<br />

die dort geleistete Arbeit informiert wurden.<br />

Mit überwältigender österreichischer<br />

Gastfreundschaft wurden wir auch von<br />

Generalkonsul Josef Saiger und seiner<br />

Gattin im beeindruckenden Palais Yeniköy<br />

empfangen. Alle Reiseteilnehmer werden<br />

sich noch lange an die schöne gemeinsame<br />

Reise erinnern. �<br />

V. l. n. r. Vizepräsident Hans-Jürgen Anacker,<br />

Roswitha Schurz, Präsident Thomas Payer.<br />

das Restaurant im Kärntner Hüttenstil ausgebaut.<br />

Frau Schurz bietet wie auch bisher<br />

im Clubrestaurant von Hannover 96 eine<br />

umfangreiche Karte mit vielen leckeren<br />

österreichischen Gerichten. �<br />

40 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

© privat


Austrian-American Council West<br />

14.000 Dollar für „City of Hope“ vom Austrian-American<br />

Council: Seit fast zwölf Jahren<br />

wird der Austrian-American Day am 26.<br />

September gefeiert und dabei wurden<br />

schon viele Spenden für bedürftige Kinder,<br />

Opfer von Naturkatastrophen und notleidende<br />

Familien gesammelt. Deshalb hat<br />

der Austrian-American Council West einen<br />

„Annual Award“ geschaffen, wobei die<br />

Spenden und Einnahmen des Austrian-<br />

American Day einer Organisation zukommen.<br />

Im letzten September kamen dabei<br />

14.000 Dollar zusammen, die für die jungen<br />

Krebspatienten der „City of Hope“ bestimmt<br />

© privat<br />

Die Ärzte freuen sich mit dem Vorstand des<br />

Austrian-American Councils über die neue<br />

Gedenktafel des Councils im Rosengarten.<br />

ÖV Baden<br />

Frühlingsausflug Österreicher Verein<br />

Baden / Schweiz.<br />

Der Österreicher Verein Baden fuhr am 25.<br />

April 2009 zur Forschungsanlage des Teilchen-Beschleunigers<br />

am CERN. Die Führung<br />

wurde ab 10 Uhr vom Leiter des Forschungslabors<br />

im CERN, Herrn Dipl.-Ing.<br />

Dr. Christian W. Fabjan, geleitet. Er erklärte<br />

uns die Anlage so gut, dass auch wir Normalsterblichen<br />

seinen Ausführungen folgen<br />

konnten. Prof. Dr. Fabjan gelang es sehr<br />

gut, allen unseren Mitgliedern – 48 Personen<br />

an der Zahl – das CERN so zu erklären,<br />

dass alle gespannt zuhörten.<br />

Das Gezeigte war sehr eindrucksvoll, speziell<br />

die großen Magnete, welche die „Teilchen“<br />

im Kreis leiten, waren beeindruckend.<br />

Der Tunnel, in dem die Teilchen kreisen,<br />

liegt ca. 80 bis 100 Meter unter der Erde.<br />

Der Kreis ist im Durchmesser ca. 27 Kilometer<br />

groß und ein erheblicher Teil liegt<br />

schon auf französischem Gebiet. Öster-<br />

wurden. Etwa ein halbes Jahr später enthüllten<br />

Veronika Reinelt, die Präsidentin<br />

des Austrian-American Council West, und<br />

ihre Stellvertreterin Lilliana Popov-Alexander<br />

in Duarte eine Plakette mit der Inschrift<br />

„Austrian-American Council West, The Gift<br />

of Caring, Austrian-American Day 2008“,<br />

die dieses großzügige Geschenk anerkennt.<br />

Vor und nach dem Mittagessen wurde die<br />

Plakette enthüllt und dem Vorstand und einigen<br />

Sponsoren des Council sowie der<br />

neuen stellvertretenden österreichischen<br />

Generalkonsulin Barbara Pfeiffer wurde ein<br />

Teil der Anlage in Duarte gezeigt.<br />

Prof. Dr. Judith K. Sato (im Bild r.) ist sehr<br />

glücklich, dass sich die Überlebenschancen<br />

der Kinder in den letzten 20 Jahren um 20<br />

Prozent verbesserten, heute sterben nur<br />

noch 20 Prozent der erkrankten Kinder. Um<br />

in Zukunft vielen kranken Kindern und anderen<br />

Krebspatienten helfen zu können,<br />

brauchen sie aber auch neben der staatlichen<br />

Unterstützung Geld und deshalb sind<br />

sie für Spenden wie die vom Austrian-American<br />

Council West sehr, sehr dankbar. �<br />

reich war einer der ersten Staaten, der bei<br />

der Gründung des CERN 1957 dabei war.<br />

Der Gedanke eines internationalen Forschungszentrums<br />

wurde von zwei jüdischen<br />

Wissenschaftlern bereits 1946 das erste<br />

Mal diskutiert. – Die Mittagsrast wurde in<br />

der eigenen Kantine in der Anlage eingenommen<br />

und war bestens organisiert. Alles<br />

in allem ein gelungener Vereinsausflug bei<br />

besten Wetterbedingungen. Wir danken<br />

allen Wissenschaftern aus Österreich für<br />

die spannenden Stunden im CERN. �<br />

Gruppenaufnahme der Reise-Teilnehmer.<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

österreicher in aller welt<br />

© privat<br />

„Haydn2009“ in Australien<br />

Der österreichische Botschafter Dr. Hannes<br />

Porias (2. v. l.) und Frau Elfriede Massey-<br />

Vallazza (3. v. l.) im Kreise von Studenten der<br />

Leopold-Franzens-Universität, Innsbruck.<br />

© privat<br />

m 10. März 2009 fand in Brisbane in<br />

A der Queensland University of Technology<br />

(QUT) ein Event ganz besonderer Art<br />

statt.<br />

Zu Ehren des 200. Todestages des österreichischen<br />

Komponisten Joseph Haydn<br />

organisierte das Australian Council for Europe<br />

einen Empfang der Spitzenklasse, mit<br />

der feierlichen Eröffnung der Haydn-Dokumentationsausstellung<br />

durch den österreichischen<br />

Botschafter, Herrn Dr. Hannes<br />

Porias, und den Vorsitzenden des QUT-<br />

Universitätssenats, Major-General Peter<br />

Arnison AO CVO.<br />

Den kulinarischen Rahmen gestaltete der<br />

aus Wien stammende Chefkoch Wolfgang<br />

Kaspar mit seinem Team.<br />

Die Gästeliste inkludierte Staatsvertreter<br />

Australiens, der EU-Mitgliedsstaaten und<br />

außereuropäischer Ländern wie China,<br />

Russland und Ozeanien, außerdem Vertreter<br />

aus dem Kunst- und Geschäftsbereich<br />

sowie eine bemerkenswerte Anzahl<br />

von <strong>Auslandsösterreicher</strong>n, deren Familien<br />

und Freunden.<br />

Für die musikalische Untermalung sorgten<br />

australische Künstler mit Auszügen aus<br />

dem Haydn-Trio XXVIII in G-Dur.<br />

Der Abend war ein voller Erfolg, nicht zuletzt<br />

durch das Organisationstalent der Präsidentin<br />

des Australian Council for Europe,<br />

der Tirolerin Elfi Massey-Vallazza, und den<br />

professionellen Einsatz von Christoph, Martina,<br />

Michael und Stefan, allesamt Studenten<br />

der Leopold-Franzens-Universität<br />

Innsbruck, derzeit auf Auslandsaufenthalt<br />

an der Griffith University, Brisbane. �<br />

41


österreicher in aller welt<br />

A-AA of Boston<br />

© privat<br />

Generalkonsulin Dr. Brigitta Blaha und die<br />

Präsidentin der A-AA Traudwig Schieber-Acker.<br />

m 6. Juni 2009 feierte die Austro-<br />

A American Association das 65. Jubiläum<br />

in den wunderschönen Räumen des<br />

Endicott- Hauses im Massachusetts Institute<br />

of Technology (MIT). Präsidentin Traudwig<br />

Schieber-Acker begrüßte die Ehrengäste,<br />

die österreichische Generalkonsulin Dr.<br />

Brigitta Blaha und Vizekonsul Dr. Heinz,<br />

Boston. Die Festlichkeiten begannen mit<br />

einer Cocktailstunde auf der herrlichen Terrasse,<br />

gefolgt von einem Festessen. Die<br />

Mitglieder Josef Porteleki und Susanne<br />

Friedrich sowie das Vienna Waltz Ensemble<br />

trugen mit ihren musikalischen Köstlichkeiten<br />

zum festlichen Rahmen bei.<br />

Generalkonsulin Frau Dr. Blaha überlieferte<br />

persönlich Grüße vom österreichischen<br />

Botschafter Dr. Christian Prose. Dr. Grohs<br />

wies darauf hin, dass die A-AA 1944 gegründet<br />

wurde und einer der ersten österreichischen<br />

Vereine in den USA war. Er<br />

sprach auch von dem Stipendiumprogramm<br />

der A-AA für Studenten und Künstler, die an<br />

einem österreichischen Projekt arbeiten.<br />

Traudwig Schieber-Acker wurde zum zehnten<br />

Mal als Präsidentin der A-AA wiedergewählt.<br />

Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

die österreichische Kultur und Tradition im<br />

Bostoner Raum weiterhin zu pflegen und<br />

österreichische Feiertage festlich und würdevoll<br />

zu gestalten. Auch Heurige, Weihnachtsfeste,<br />

Vorträge, musikalische Darbietungen<br />

und Stammtische vervollständigen<br />

das Programm der A-AA.<br />

Happy 65th Anniversary! �<br />

Österreichische Gesellschaft Frankfurt am Main<br />

Abschied von Vizepräsidentin<br />

Dr. Sonja Sattler-Dornbacher<br />

Frau Dr. Sonja Sattler-Dornbacher zieht<br />

sich nach 18-jähriger Tätigkeit aus dem<br />

Vorstand der Österreichischen Gesellschaft<br />

in Frankfurt am Main zurück.<br />

Seit 1991 verstand die gelernte Chemikerin<br />

und Kennerin der Kunst- und Kulturszene<br />

im Rhein-Main-Gebiet eine Vielzahl von<br />

hochkarätigen Veranstaltungen für die ÖGF<br />

zu organisieren. Sie war maßgeblich daran<br />

beteiligt, dass die lockeren Zusammentreffen<br />

bei Stammtischen mit interessanten<br />

Vorträgen zu den unterschiedlichsten Themen<br />

bereichert wurden. Besonders beliebt<br />

waren Reiseberichte mit Diashows, die die<br />

Mitglieder in ferne Länder entführten, und<br />

gemeinsame Theaterabende oder Ausstellungs-<br />

und Museumsbesuche. Bei allen<br />

ihren Tätigkeiten versuchte Dr. Sattler-<br />

Dornbacher sich für Hilfsorganisationen<br />

einzusetzen und diese zu unterstützen. Es<br />

gelang ihr immer wieder, Vortragende oder<br />

Musiker zu finden, die ihre Honorare einem<br />

guten Zweck zur Verfügung stellten. Seit<br />

2001 war Dr. Sattler-Dornbacher als Vizepräsidentin<br />

in der ÖGF aktiv tätig. Sie war<br />

Verein der Freunde Österreichs Eindhoven<br />

© privat<br />

V. l. n. r: Marlene Koelewijn-Usel, Prof. Erika Stubenvoll,<br />

Dr. Wolfgang Paul, Markus von Habsburg.<br />

Wiener Ball 2009 in Noordwijk aan Zee<br />

Am 6. Februar dieses Jahres fand zum 42.<br />

Mal der glanzvolle und traditionsreiche Österreichische<br />

Debütantenball in Noordwijk<br />

aan Zee statt. Dieser Ball ist seit vielen Jahren<br />

ein wichtiges Bindeglied zwischen Österreich<br />

und den Niederlanden. Die Stadt<br />

Wien – einer der Hauptsponsoren des Balls<br />

– wurde bereits zum 10. Mal durch die An-<br />

auch immer eine eifrige Besucherin der<br />

jährlichen Treffen der <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />

in Österreich. Anlässlich der <strong>Weltbund</strong>tagung<br />

2001 in Eisenstadt wurde Dr. Sattler-<br />

Dornbacher das Goldene Ehrenzeichen<br />

des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELT-<br />

BUNDES verliehen. Es ist schade, dass Dr.<br />

Sattler-Dornbacher bei der Jahreshauptversammlung<br />

2009 ihr Amt niedergelegt<br />

hat. Sie möchte, wie sie sagt, die Geschäfte<br />

der jüngeren Generation überlassen, versprach<br />

aber, weiterhin ihr Wissen und Ihre<br />

Kontakte der ÖGF zur Verfügung zu stellen.<br />

Der Vorstand bedankte sich bei Dr. Sattler-<br />

Dornbacher und deren Gatten mit Konzertkarten<br />

für das Rheingau-Musikfestival. �<br />

Frau Dr. Sattler-Dornbacher mit Gatten.<br />

wesenheit von Frau Prof. Erika Stubenvoll<br />

in Noordwijk vertreten.<br />

Die 64 Debütanten boten nicht nur eine<br />

glanzvolle Quadrille mit anschließendem<br />

Walzer als Auftakt des Wiener Balls, sondern<br />

unterstützten mit dem Verkauf von<br />

Tombolalosen auch noch eine Spendenaktion<br />

zugunsten des SOS Kinderdorfes in<br />

Vilnius (Litauen). Die musikalische Gestaltung<br />

der Ballnacht in Noordwijk war besonders<br />

vielseitig. Als besondere Showelemente<br />

waren noch Darbietungen der Volkstanzgruppe<br />

Vill-Igls und des Dansstudios<br />

Leidschendam zu bewundern.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass der Tradition des<br />

Wiener Balls in Noordwijk noch viele Jahre<br />

der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen<br />

Österreich und den Niederlanden beschieden<br />

sind, damit noch viele junge Menschen<br />

aus beiden Ländern auf diesem Ball ihr<br />

glanzvolles Debüt absolvieren können. �<br />

42 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

© privat


Österreicher Verein Basel<br />

© privat<br />

Die Mitglieder des ÖV Basel bei der Generalversammlung 2009 in der Aula des Botanischen Instituts<br />

der Universität Basel.<br />

GV 2009 am 24.1.2009<br />

Die 58. Generalversammlung des Österreichervereins<br />

Basel am 24. Januar 2009<br />

konnte in der Aula des Botanischen Instituts<br />

der Universität Basel abgehalten werden. In<br />

diesem ehrwürdigen Rahmen bewilligten<br />

die Mitglieder den Jahresbericht des Präsidenten<br />

und die Jahresrechnung und bestätigten<br />

den Vorstand in seinem Amt. Besonders<br />

freute es den Präsidenten, dass er<br />

Herrn Ing. Franz Scheuch die goldene Eh-<br />

Österreichisch-Kroatische Gesellschaft Rijeka<br />

Opatija: Im österreichischen Hotel der<br />

Spitzenklasse „Miramar“ in Opatija traten<br />

auf Einladung der Österreichisch-Kroatischen<br />

Gesellschaft Rijeka und deren<br />

Präsidentin Jagoda Spalj sowie der Direktorin<br />

des Hotels „Miramar“ Martina Riedl,<br />

die auch Mitglied der Gesellschaft ist und<br />

den Abend gesponsert hat, das seit Jahren<br />

gemeinsam spielende Kabarettpaar<br />

Monika Müksch und Jürgen Em, begleitet<br />

am Klavier von Kuno Trientbacher, mit<br />

ihrem neuen Programm „Heiteres aus<br />

Österreich in Worten und Noten“ auf. Ein<br />

fröhliches österreichisches Programm mit<br />

Doppelconferencen, Sketchen, Wienerliedern,<br />

G’schichten und dramatisierten Gustostückerln<br />

der Kaffeehaus<strong>literatur</strong> nach<br />

Wiener Art. Das zahlreich erschienene<br />

Publikum – die wunderschöne Auftrittslokalität<br />

mit K.u.k-Flair war bis zum letzten<br />

rennadel der Vereinigung der Österreicher<br />

in der Schweiz überreichen konnte. Diese<br />

Ehrung hat Franz, eine Säule und „Urgestein“<br />

des ÖVB, schon lange verdient: Seit<br />

55 Jahren Mitglied, seit zehn Jahren Wanderleiter<br />

der Seniorengruppe, immer mehr<br />

aber auch besorgter Betreuer und Helfer für<br />

unsere älteren Mitglieder – dabei feierte er<br />

jetzt im April selber seinen 80. Geburtstag.<br />

Wir gratulieren Franz von Herzen und mit<br />

den besten Wünschen für noch viele schö-<br />

Platz gefüllt – amüsierte sich köstlich.<br />

Auch Kaiserin „Sisi“ in Begleitung schaute<br />

huldvoll zu. Moni und Jürgen verkörperten<br />

vielfältige skurrile Typen, wie sie uns in<br />

Wien im Kaffeehaus, am Naschmarkt,<br />

beim Heurigen oder auf der Kärntner<br />

Straße begegnen: Schnorrer, Verliebte,<br />

Fiaker, Weinselige und andere Wiener, die<br />

an diesem Abend hereinschauten. Sogar<br />

der Hans Moser ließ es sich nicht nehmen<br />

zu kommen. Das Programm passte so<br />

richtig zu Opatija, früher Abbazia, der ehemaligen<br />

„Riviera der k.u.k Monarchie“. So<br />

sangen, tanzten, neckten die beiden sich<br />

auf der Bühne zur Freude des Publikums,<br />

welches zum Schluss immer wieder Draufgaben<br />

einforderte, dem die Künstler gerne<br />

nachkamen. Man merkte, dass sie selbst<br />

Spaß daran hatten, und das übertrug sich<br />

auf die Zuschauer. �<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

österreicher in aller welt<br />

ne Wanderungen. Nach der GV und einer<br />

kleinen Erfrischung hielt Herr Prof. Körner<br />

eine interessante und engagierte Vorlesung<br />

über „Die Biologie des Tropenwaldes“.<br />

Ball am 14.2.2009<br />

Erfolgsrezepte soll man beibehalten! Im<br />

großen Festsaal der Safranzunft leuchteten<br />

wieder die riesigen historischen Kronleuchter<br />

über den prächtig gedeckten Tischen<br />

und das „Salonorchester Da Capo“<br />

mit 16 Musikern verwöhnte die Gäste mit<br />

Live-Musik. Präsident Ing. Gerhard Winkler<br />

konnte insbesondere den österreichischen<br />

Generalkonsul in Basel, Herrn<br />

Dr. Ralph T. Honegger, und den Ehrenpräsidenten<br />

der VÖS, Herrn Robert Jungmair<br />

mit Gattin, begrüßen. Ein wunderbares<br />

Entreé-Buffet sorgte für gute Laune und<br />

genügend Kräfte, die beschwingte Tanzmusik<br />

in rhythmische Bewegung mit dem<br />

Partner umzusetzen. Der Hauptgang wurde<br />

serviert und nach weiterem Schwingen<br />

der Tanzbeine freuten sich alle über das<br />

reichhaltige Patisserie-Buffet. Ein Abend,<br />

den man mit allen Sinnen genießen konnte,<br />

nur schade, dass schon um Mitternacht<br />

Schluss sein musste. �<br />

© privat<br />

Monika Müksch, Kuno Trientbacher, Präsidentin<br />

Spalj, Dr. Jürgen Em, Direktorin Martina Riedl.<br />

43


österreicher in aller welt<br />

ACC in Hong Kong<br />

© privat<br />

Die Eröffnungspaare beim Vienna Opera Ball in<br />

Hongkong.<br />

Hong Kong Vienna Opera Ball<br />

Veranstaltet vom Austrian Chamber of<br />

Commerce (AustroCham) fand am Samstag,<br />

27. September 2008, der Hong Kong<br />

Vienna Opera Ball im Grand Hyatt Hong<br />

Kong Hotel statt.<br />

Unter dem Ehrenschutz der Österreichischen<br />

Generalkonsulin in Hong Kong Dr.<br />

Maria Moya-Goetsch und dem Financial<br />

Secretary der Hong Kong SAR John Tsang<br />

vergnügten sich knapp 400 Gäste aus Gesellschaft,<br />

Wirtschaft und Politik zu den<br />

Klängen des Orchesters der Hong Kong<br />

Academy for Performing Arts unter der Leitung<br />

von Prof. Peter Guth aus Wien.<br />

Neben zahlreichen Gesangs- und Tanzeinlagen,<br />

unter anderem einer professionellen<br />

Walzer-Einlage, getanzt von Prof. Anna Pao<br />

Sohmen, Gattin des aus Österreich stammenden<br />

Reeders Dr. Helmut Sohmen, war<br />

natürlich die Eröffnung durch die DebütantInnen<br />

von der German Swiss International<br />

School und der French International School<br />

unter der Leitung von Heinz Heidenreich<br />

der absolute Höhepunkt des Balles.<br />

Vom Erlös des Balles kamen HKD 200.000<br />

(ca. 20.000 Euro) einem Studenten der<br />

Academy for Performing Arts zum Musik-<br />

Studium in Wien zugute. Herr Chen Yong,<br />

der am Ball gesungen hat, wird damit im<br />

Herbst dieses Jahres sein zweijähriges Studium<br />

an der Musikhochschule in Wien beginnen.<br />

Aufgrund der positiven Resonanz plant<br />

AustroCham bereits den nächsten Hong<br />

Kong Vienna Opera Ball, der am Samstag,<br />

5. Juni 2010, im Grand Hyatt Hong Kong<br />

Hotel stattfinden wird. �<br />

Austrian Society of Arizona – Phoenix<br />

edenkfeier in Magdalena, Mexiko, für<br />

G Pater Eusebio Francisco Kino. Erstmalig<br />

und einmalig war die Reise nach Magdalena<br />

Sonora, Mexiko, am 15. und 16. März.<br />

Auf Einladung von Gerardo Valenzuela, Direktor<br />

des Kulturzentrums von Magdalena,<br />

reisten die Mitglieder der Austrian Society<br />

of Arizona Prof. Peter Horwath, Ehrenkonsul<br />

Wolfgang Klien und Frau Jean Klien,<br />

Präsident Ambros Hoffmann, Vizepräsidentin<br />

Margarita Hoffmann, Professor Carlos<br />

Rausch und Frau Anna Rausch nach<br />

Magdalena, um an der Gedenkfeier für Padre<br />

Eusebio Francisco Kino zu seinem 298.<br />

© privat<br />

V. l. n. r.: Prof. Dr. Peter Horwath, Gerardo Valenzuela,<br />

Wolfgang Klien und Ambros Hoffmann.<br />

Verein der Österreicher in Hamburg e. V.<br />

nde Februar traf sich der Verein wieder<br />

E im Hotel Ambassador zur Generalversammlung.<br />

Neben den vereinsrechtlichen<br />

Dingen erläuterte Vizekanzler Döller die<br />

neuen Passbestimmungen und Möglichkeiten<br />

zur Erlangung eines Personalausweises.<br />

Der alte Vorstand wurde wieder in<br />

seinem Amt bestätigt.<br />

Im März konnten wir die ersten Sonnenstrahlen<br />

auf der Alster bei einer Punschfahrt<br />

begrüßen. So konnten wir die prachtvollen<br />

Häuser an der Binnen- und Außenalster in<br />

einem für die Jahreszeit ungewöhnlichen<br />

Sonnenlicht sehen und den Gedanken im<br />

Franziskaner bei Erfrischung und Abendessen<br />

nachhängen.<br />

Unser Zusammentreffen am 26. April im<br />

„Alten Land“ an der Elbe, bei herrlichem<br />

Wetter und Blütenpracht der Obstbäume,<br />

war ein schönes Erlebnis. Die Einkehr im<br />

Hotel-Restaurant „Alte Schmiede“ in Jork<br />

mit einem Angebot von über 100 verschiedenen<br />

Schnitzelgerichten versetzte uns alle<br />

Todestag teilzunehmen. Padre Eusebio<br />

Kino, Jesuitenmissionar, Forschungsreisender<br />

und „königlicher Astronom und Kartograph“,<br />

wurde am 10.8.1645 in Segno, Südtirol<br />

geboren und starb am 15.3.1711 in<br />

Magdalena, wo sich seine Reliquien befinden.<br />

Kino studierte in Hall am Inn, Innsbruck,<br />

Landsberg und München. Er gründete<br />

in Nordmexiko und Arizona insgesamt 25<br />

Missionen. Am Samstag erfolgte bei der<br />

Besichtigung des Kino-Museums die Übergabe<br />

von Prof. Dr. Peter Horwaths umfangreichem<br />

Material über das Leben Padre<br />

Kinos an das Museum.<br />

Nach einem Empfangsessen besichtigten<br />

wir die von Kino gegründete Missions-Kirche<br />

San Ignacio. Am Sonntag von 10 bis<br />

12 Uhr gab es Ansprachen von Bürgermeister<br />

Adriana Rodriguez, Vorträge über<br />

Kino, der Missionar am Pferd, Missionstätigkeit<br />

in Mexiko, Kinos Ausbildung als Jesuit<br />

in Österreich und Süddeutschland von<br />

Prof. Dr. Peter Horwath. Außerdem noch<br />

eine mexikanische Volkstanzgruppe und<br />

Yaqui-Indianer-Tänzer. �<br />

Mitglieder des Vereins der Österreicher in Hamburg<br />

beim Erdbeerfest in Curslack.<br />

in Staunen. Mit einem Spaziergang durch<br />

die alte Fachwerkstatt Jork und einer Busfahrt<br />

durch die Obstplantagen ließen wir<br />

den schönen Tag ausklingen.<br />

Zuletzt waren wir am 21. Juni bei einem<br />

Erdbeerfest in Curslack. Eine lohnende Besichtigung<br />

des Rieckhauses aus dem 16.<br />

Jahrhundert, mit traditionellen Tänzen und<br />

Gesängen und allem, was mit der Erdbeere<br />

zusammenhängt. Der Wettergott bescherte<br />

uns allerdings typisches Hamburg-Wetter.<br />

Trotzdem ein unvergessliches Erlebnis. �<br />

44 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

© privat


RotweissRot<br />

<strong>Auslandsösterreicher</strong> Journal 4 x pro Jahr<br />

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<strong>Auslandsösterreicher</strong>-weltbundes!<br />

Die Schwerpunkt-Themen 2009<br />

l Europa & Welt<br />

Alles über die Europawahlen<br />

l Sprache & Musik<br />

Spezial: Haydn-Gedenkjahr<br />

l Literatur & Film<br />

Plus: Alles über die Viennale<br />

l Architektur & Design<br />

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Erscheinungstermine 2009<br />

Ausgabe 1 15. Februar<br />

Ausgabe 2 15. Mai<br />

Ausgabe 3 14. August<br />

Ausgabe 4 16. November<br />

Anzeigenkontakt<br />

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lorin.polak@newbusiness.at<br />

Tel.: +43/1/235 13 66-300<br />

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<strong>Auslandsösterreicher</strong> Journal 1/2009 € 3,–<br />

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Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P<br />

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WELTBUNDTAGUNG 2009<br />

AKTUELL<br />

NEUES AUS ÖSTERREICH<br />

<strong>Auslandsösterreicher</strong> Journal 2/2009 € 3,–<br />

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RHABARBERCONSOMMÉ<br />

Sprache & Musik<br />

Spezial: Haydn Gedenkjahr


austriansabroad<br />

Unser internetforum:<br />

www.weltbund.at/austriansabroad<br />

… wäre es an der Zeit, hier auch einmal über zeitgenössische österreichische Autoren und<br />

Filmemacher zu schreiben. Gefragt sind eure Lieblingsautoren, -bücher und -<strong>film</strong>e! Ich bin<br />

gespannt, was <strong>Auslandsösterreicher</strong> lesen und sehen.<br />

Auswahl: Gerald Ganglbauer<br />

Der absolut beste lebende (wie immer<br />

sehr subjektiv) Autor Österreichs ist Arno<br />

Geiger, „Es geht uns gut“. Drei Generationengeschichten<br />

in Wien spielend und sehr<br />

sehr berührend. Kehlmanns „Vermessung<br />

der Welt“ hab ich gelesen, hat mich aber<br />

kalt gelassen. Den Damen in der Runde<br />

empfehle ich sehr Inge Merkels „Eine ganz<br />

gewöhnliche Ehe“. Erklärt die altbekannte<br />

Geschichte der Odyssee aus der Sicht<br />

Penelopes und den Unterschied, warum<br />

Frauen „neugierig“ sind und Männer „wissbegierig“<br />

sind. :-) Lieblingspoet ist Georg<br />

Trakl. Meine Lieblings<strong>film</strong>e sind immer noch<br />

„Indien“, „Muttertag“ und „Hinterholz 8“, vielleicht<br />

weil mir der österreichische Humor<br />

am meisten fehlt! Den „Knochenmann“<br />

habe ich noch nicht gesehen.<br />

Baci Elle (Milano, Italia)<br />

Faellt mir sofort „Der Bockerer“ ein, mit<br />

dem lieben „Mundl“ Merkatz. Erinnert mir<br />

auch ein wenig an dieses Forum, ich kusch<br />

halt auch nicht zensuriert oder auch nicht …<br />

Wolf (Washington D.C.)<br />

Mit Pensionisten Gruss: „Keine Zeit“,<br />

hab zwar schon das Walter Lendl Buch, bin<br />

aber noch nicht dazu gekommen es zu lesen.<br />

An Anregungen und Quelle, nicht nur<br />

oesterreichische Filme und Buecher zu geniessen,<br />

sondern auch Musik, Malerei, Installation,<br />

Art, Skulptur et al sind ua die<br />

Oesterreichischen Kultur Foren die zwar in<br />

den Grossstaedten sitzen, aber die auch<br />

Programme herausgeben wo man sehen<br />

kann: wie wo, wann in dem Land und auch<br />

in der ganzen Welt: Filme, Buchpraesentationen,<br />

Ausstellungen etc stattfinden. Ich<br />

weiss, ich lebe in der Naehe von London<br />

und da ist dies kein Problem, aber auch Uni-<br />

Literaturver<strong>film</strong>ung „Der Knochenmann“.<br />

versitaeten in der Provinz die German Departments<br />

– oft mit Oesterreichischen Lektoren<br />

besetzt – haben Programme, an denen<br />

man als Nicht-Student teilnehmen<br />

kann. Viel Kunst ist ja manchmal besser und<br />

wird durch persoenlichen Kontakt mit den<br />

Kuenstler und anderen interessierten Menschen<br />

anschaulicher, als dies nur im einsamen<br />

Kaemmerchen weit von Oesterreich<br />

zu geniessen! Mit der Ansicht: Heimat hast<br />

du (noch immer) grosse Soehne, Volk begnadet<br />

fuer das Schoene …<br />

Regina London/Burgenland<br />

Gruess Euch Gott: Da das Thema verspricht<br />

interessant und wichtig zu sein kann<br />

ich’s wieder nicht lassen gleich wie ueblich<br />

zu schnell und wahrscheinlich zu unueberlegt<br />

zu antworten. Frage ist was wir Auslandsoesterreicher<br />

an moderner oesterreichischer<br />

Literatur lesen bzw. an Filmen<br />

sehen (ausschlaggebend ist hier natuerlich<br />

auch vor Allem, welche Moeglichkeit wir<br />

haben; Buecher duerfte leichter als Filme<br />

sein). Literatur: quer durch habe ich versucht:<br />

Th. Bernhard, Peter Handke, Ing.<br />

Bachmann, Robert Menasse, Raoul Schott<br />

und last but not least Elfriede Jelinek. Verstaendlicherweise<br />

und generationsbedingt<br />

aus dem Geist des vorigen Jahrhunderts<br />

heraus tue ich mich oft schwer, ja sehr<br />

schwer. […] Filme: Konnte ich nur „Die Faelscher“<br />

(fand ich interessant und spannend)<br />

und „Revanche“ (absolut gute Leistung aber<br />

mir zu stark und unverdaulich) sehen. Ich<br />

bin nun auch gespannt was meine Mitauslandsoesterreicher<br />

an moderner A-Literatur<br />

lesen und zu sagen haben.<br />

Servus an Alle Euer Paul aus Lissabon<br />

Servus an Alle von einem Oesterreich-Urlaub,<br />

and the winner is: Michael Haneke hat<br />

in Cannes die Goldene Palme fuer den Film<br />

„Das weisse Band“ gewonnen! Ein toller<br />

Erfolg fuer den oesterreichischen Film.<br />

Herzliche Gruesse<br />

Karin aus Chennai/dzt. Steiermark<br />

Liebe Freunde. Hier in Lima werden nur<br />

wenige Österreichische Filme gezeigt. Der<br />

letzte war „Die Fälscher“, ausgezeichnet.<br />

Könnte mir jemand empfehlen wie ich zu<br />

den anderen Filmen kommen kann? Gibt es<br />

vielleicht DVDs? Wenn ja, wo und wie kann<br />

ich diese bekommen? Ich danke im vorhinein<br />

für die Tipps.<br />

Herzliche Gruesse, Walter aus Peru<br />

Also mir gefällt, ganz spontan, aktuell:<br />

„Alle sieben Wellen“ und „Der Knochenmann“.<br />

autoren allgemein: Wolf Haas, Arno<br />

Geiger und Daniel Glattauer. ältere <strong>film</strong>e:<br />

„vier minuten“ – deutscher <strong>film</strong>, aber mit einer<br />

phantastischen monica bleibtreu; „tafelspitz“<br />

von xaver schwarzenberger mit christiane<br />

hörbiger, die „fast-perfekt“-trilogie von<br />

reinhard schwabenitzky … auch wenn teilweise<br />

„ziemlich seicht“, aber immer gut und<br />

unterhaltsam (im gegensatz zu anderen,<br />

nicht nur österreichischen, werken).<br />

schönes wochenende,<br />

Irmgard (Florenz) �<br />

46 www.weltbund.at ROTWEISSROT


österreicher am ceRn<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

wissenschaft<br />

Bericht des Instituts für Hochenergiephysik, Österreichische Akademie der Wissenschaften<br />

und Technische Universität, Wien.<br />

ERN ist die Europäische Forschungs-<br />

C einrichtung für Elementarteilchenphysik.<br />

Sein „Forschungs-Campus“, vergleichbar<br />

mit einem Universitäts-Campus<br />

einer größeren amerikanischen Universität,<br />

liegt außerhalb von Genf, beiderseits<br />

der schweizerisch-französischen Grenze.<br />

Die riesigen Forschungsanlagen (siehe<br />

Abbildung) sind allerdings unsichtbar, da<br />

ca. 100 Meter unter der Erdoberfläche angelegt.<br />

Die 2.500 CERN-Angestellten haben<br />

hauptsächlich die Aufgabe, die für die<br />

Teilchenphysik notwendigen Forschungsanlagen<br />

(,Teilchenbeschleuniger‘ und Infrastrukturen,<br />

Rechenzentren, Werkstätten,<br />

Testanlagen …) zu entwickeln, aufzubauen<br />

und zu betreiben. Diese Forschungsanlagen<br />

werden von ca. 6.000 Physikern<br />

aus den 20 europäischen CERN-Mitgliedsstaaten<br />

sowie von mehr als 3.500<br />

Wissenschaftlern aus weiteren 40 Nationen<br />

benützt. Augenblicklich sind mehr als<br />

180 Österreicher an den CERN-Programmen<br />

beteiligt.<br />

Am CERN wird hauptsächlich „Grundlagenforschung“<br />

betrieben: Die bekannten<br />

Naturgesetze werden überprüft und auf<br />

neuen Anwendungen getestet. Der Aufbau<br />

der Materie, die Kräfte zwischen den<br />

Der Large Hadron<br />

Collider des europäischen<br />

Forschungszentrums<br />

CERN bei Genf. Der<br />

Teilchenbeschleuniger<br />

mit einem Umfang von<br />

27 km befindet sich rund<br />

100 Meter unter der Erde.<br />

An vier Punkten (ATLAS,<br />

ALICE, CMS, LHC-B)<br />

werden die Atomkerne von<br />

Wasserstoff oder Blei zum<br />

Zusammenprall gebracht,<br />

um neue Teilchen und<br />

Kräfte zu finden und zu<br />

untersuchen.<br />

kleinsten Bausteinen der Materie, werden<br />

untersucht: Der Mensch agiert als Forscher,<br />

als Entdecker. Darüber hinaus bildet<br />

Grundlagenforschung die notwendige<br />

Basis für angewandte Forschung und für<br />

technologische Entwicklung. So wurden<br />

z. B. in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

die Grundlagen der Physik der Atome, der<br />

Quantenphysik und des Verhaltens der<br />

Materie im Schwerefeld (Relativitätstheorie)<br />

erarbeitet. Darauf aufbauend entwickelten<br />

sich die Technologien von Computern,<br />

Mobiltelefonen, GPS und für moderne<br />

Arzneien.<br />

In wenigen Monaten wird der Large Hadron<br />

Collider (LHC) den Betrieb aufnehmen. Es<br />

ist dies die größte „Entdeckungsmaschine“,<br />

die je gebaut wurde. Wir erwarten grundlegende<br />

neue Erkenntnisse: Wie erhalten die<br />

Materie-Bausteine ihre Masse? Wir kennen<br />

nur 20 Prozent der Materie in unserem Universum.<br />

Woraus bestehen die restlichen 80<br />

Prozent? Mit welchem subtilen „Trick“ der<br />

Natur (der Schöpfung?) blieb aus der anfänglich<br />

zu gleichen Teilen vorhandenen<br />

Materie und Antimaterie ein winziger<br />

Bruchteil Materie übrig, aus dem Galaxien,<br />

Sterne, Planeten und Leben entstanden?<br />

Dies sind einige der Fragen, die wir mit<br />

Christian W. Fabjan<br />

LHC beantworten wollen und die unser<br />

Verständnis vom Kosmos, von den Anfängen<br />

unserer Existenz vertiefen werden.<br />

Diese Spitzenforschung benötigt neue<br />

Spitzentechnologie, die zusammen mit der<br />

europäischen Industrie entwickelt wird und<br />

häufig relativ schnell auch der Gesellschaft<br />

Nutzen bringt. Das World Wide Web wurde<br />

vor 20 Jahren am CERN entwickelt: zum<br />

Informationsaustausch zwischen Forscher-<br />

Teams. Heute ist das WWW nicht mehr<br />

aus unserem Leben und der Wirtschaft<br />

wegzudenken. Technologien der Teilchenphysik<br />

und der Beschleuniger finden Anwendungen<br />

in medizinischen Diagnostik-<br />

Apparaturen (Positron Emission und Kernspin-Tomographen).<br />

Ein österreichisches<br />

Team entwickelt, aufbauend auf CERN-<br />

Beschleunigertechnologie, den weltweit<br />

modernsten medizinischen Beschleuniger,<br />

den „MedAustron“, der ab 2014 bei Wr.<br />

Neustadt jährlich mehr als 1.000 Krebspatienten<br />

therapieren wird.<br />

CERN ist Europas größte Forschungsanlage,<br />

Brutstätte bahnbrechender neuer<br />

Technologien sowie Elite-Ausbildungsstätte<br />

in Physik und Technologien für den<br />

Nachwuchs. Seit 55 Jahren demonstriert<br />

CERN, wie Forschung Völker verbindet. �<br />

Zur Person<br />

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.<br />

Christian W. Fabjan ist<br />

Professor für experimen-<br />

telle Teilchenphysik an<br />

der TU Wien. Nach sei-<br />

ner wissenschaftlichen<br />

Karriere am CERN hat er die Leitung des<br />

Institutes für Hochenergiephysik der Österr.<br />

Akademie der Wissenschaften übernom-<br />

men. Das Wiener Institut ist sowohl am<br />

CERN-LHC-Programm als auch am KEK in<br />

Japan führend beteiligt.<br />

47


esskultur<br />

die schmankerlecke<br />

Diesmal hat der steirische Star- und Fernsehkoch kein Rezept<br />

der typisch österreichischen Küche zum Nachkochen an<br />

die ROTWEISSROT-Redaktion gesendet, sondern eines, das<br />

Sie wohl an Ihren letzten Asien- oder Afrika-Aufenthalt erinnern<br />

oder eben Gusto auf eine (neue) Reise machen soll.<br />

ie kommt das Perlhuhn zu seinem<br />

W schmucken Namen? Die Zeichnung<br />

des Gefieders war bei der Namensgebung<br />

sicher der „Anhaltspunkt“, denn es ist – mit<br />

Ausnahme der Gattung „Agelastes“ – mit<br />

feinen, weißen Tupfen übersät. Kopf und<br />

Hals sind immer unbefiedert, dafür ist die<br />

nackte Haut dieser Partien meist vielfärbig<br />

und kann mit Kehlsäcken, Warzen, Knochenkämmen<br />

oder Schöpfen besetzt sein.<br />

Die ursprüngliche Heimat des Perlhuhns<br />

ist Afrika, südlich der Sahara. Hier waren<br />

und sind die Tiere der wichtigste Fleischlieferant<br />

für den menschlichen Speiseteller.<br />

Die 40 bis 72 cm großen Perlhühner<br />

selbst sind Allesfresser. Sie ernähren sich<br />

entsprechend ihrer Art und ihres Lebensraums<br />

entweder mehr von pflanzlichen<br />

(Wurzeln, Samen, Früchte) oder tierischen<br />

(Insekten) Materialien. Ihr zartes, rasch<br />

Gebratene Perlhuhnbrust mit Asianudeln und Curry-Kokos-Schaum<br />

Rezept für 4 bis 6 Personen<br />

Perlhuhnbrust:<br />

4 Perlhuhnbrüste, à ca. 150 g,<br />

Orangenblütensalz; Tellicherry-<br />

Pfeffer; 2 EL Olivenöl<br />

Asianudeln:<br />

3 EL Sesamöl; 1 rote und 1 gelbe<br />

Paprikaschote, geschält, in feinen<br />

Streifen; 100 g Mini-Mais;<br />

1 Karotte in dünnen Scheiben;<br />

100 g Zuckerschoten, geputzt;<br />

200 g Singapurnudeln, gekocht;<br />

2 EL Oystersauce; 2 EL Sweet<br />

durchgegartes Hühnerfleisch lässt sich<br />

vielfältig zubereiten. Es ist daher in der<br />

„schnellen Küche“ sehr beliebt und wird<br />

gerne für Wokgerichte verwendet. Gewürzt<br />

mit dem süßlich schmeckenden,<br />

aber äußerst scharfen Tellicherry-Pfeffer<br />

und angerichtet auf Asianudeln mit verschiedensten<br />

europäischen Gemüsesorten<br />

ist diese Hühnerbrust somit ein Gericht<br />

der Fusionsküche par excellence. �<br />

Die Perlhuhnbrüste mit Kalahari-Salz und Tellicherry-Pfeffer würzen und in dem heißen Olivenöl anbraten. Anschließend auf ein<br />

Backblech geben und im vorgeheizten Backofen bei 150° C etwa 20 Minuten fertig garen.<br />

Sesamöl in einer ausreichend großen Pfanne erhitzen. Zuerst Paprika, dann Mais, Karotten und Zuckerschoten in die Pfanne<br />

geben. Die Singapurnudeln zufügen, mit Oystersauce, Sweet Chili Sauce, Ingwer, Kalahari-Salz, Tellicherry-Pfeffer sowie Chili<br />

aus der Gewürzmühle würzen und alles gut vermischen.<br />

Chili, Ingwer und Schalotten grob würfeln und in dem heißen Sesamöl in einem Topf anschwitzen. Mit Kokosmilch aufgießen,<br />

Curry und Kaffir-Limonenblätter zugeben, mit Kalahari-Salz und Tellicherry-Pfeffer würzen und alles um 1/3 reduzieren. Anschließend<br />

durch ein Sieb passieren und die Sauce mit einem Pürierstab schaumig aufmixen.<br />

Asianudeln mit den Perlhuhnbrüsten anrichten, mit dem Curry-Kokos-Schaum vollenden und mit Koriander garnieren.<br />

Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr<br />

© Lafer<br />

Johann Lafer ist<br />

ein über die Grenzen<br />

hinaus berühmter<br />

österreichischer<br />

Fernsehkoch und<br />

lebt mit seiner Familie<br />

in Deutschland.<br />

Chili Sauce; 1 EL Sojasauce; 1 EL<br />

Ingwer, fein gerieben; Kalahari-<br />

Salz fein; Tellicherry-Pfeffer; Chili<br />

a. d. Gewürzmühle<br />

Curry-Kokos-Schaum:<br />

0,5 Chilischote, halbiert und ohne<br />

Kerne; 1 TL Ingwerknolle, 2<br />

Schalotten, geschält; 1 EL<br />

Sesamöl; 250 ml Kokosmilch,<br />

ungesüßt; 1 EL Classic Curry;<br />

4 Kaffir-Limonenblätter; Orangenblütensalz;<br />

Tellicherry-Pfeffer;<br />

Koriander für die Garnitur<br />

48 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />

© Lafer<br />

© Lafer


Dietmar Grieser<br />

Der Onkel aus Pressburg<br />

Amalthea Signum Verlag<br />

Wien 2009<br />

272 Seiten, 19,95 Euro<br />

ISBN 978-3-85002-684-0<br />

uf seiner Suche nach österreichischen<br />

A Spuren in der Slowakei wird Dietmar<br />

Grieser mehr als nur einmal fündig. In der<br />

Hauptstadt Bratislava ebenso wie in entlegenen<br />

Winkeln unseres Nachbarlandes.<br />

Zahlreiche Persönlichkeiten der österreichischen<br />

Geschichte haben dort ihre Wurzeln:<br />

So etwa der Komponist Franz Lehár,<br />

der Hotelgründer Eduard Sacher und Bundespräsident<br />

Theodor Körner. Auch Weltstars<br />

wie Andy Warhol oder Paul Newman<br />

stammten von slowakischen Emigrantenfamilien<br />

ab. Auf dem Staatsgebiet der heutigen<br />

Slowakei lebte Kronprinz Rudolfs<br />

Witwe Stephanie mit ihrem zweiten Mann,<br />

und Constanze Mozart schloss im heutigen<br />

Bratislava zum zweiten Mal den Bund<br />

der Ehe. Auch Liptauerkäse, Bagles und<br />

die aus Schiefer gefertigten Schultafeln<br />

stammen ursprünglich aus der Slowakei.<br />

In kurzweiligen Kapiteln mit zahlreichen<br />

Abbildungen nimmt der Autor den Leser<br />

mit auf eine spannende Entdeckungsreise.<br />

Von bedeutenden Ereignissen wird ebenso<br />

erzählt wie von kleinen Begebenheiten.<br />

Griesers kurzweiliger Reisebericht zeigt<br />

die enge Verbundenheit zwischen der Slowakei<br />

und Österreich und wird vielleicht<br />

manchen Leser dazu animieren, bei Gelegenheit<br />

selbst im östlichen Nachbarland<br />

auf Spurensuche zu gehen. ak �<br />

Dirk Schönrock, Andreas Neumeier<br />

Athen & Attika<br />

Michael Müller Verlag<br />

Erlangen 2009, 3. überarb. Auflage<br />

264 Seiten, 17 Pläne, 15,90 Euro<br />

ISBN 978-3-89953-432-0<br />

as Ende Juni eröffnete neue Akrópo-<br />

D lis Museum in Athen ist einen Besuch<br />

wert. Nicht nur der Kunstschätze und der<br />

während des Baus entdeckten Exponate<br />

wegen. Es ist zweifellos eines der anspruchsvollsten<br />

Bauprojekte der letzten<br />

Jahrzehnte in Griechenland. Bei diesem<br />

haben auch österreichische Unternehmen<br />

mitgewirkt: Die in Steyr ansässige Eckelt<br />

Glas GmbH sorgt mit ihren Glaskonstruktionen<br />

für Transparenz zwischen den Betonmauern<br />

und der niederösterreichische<br />

Polymerspezialist Rehau mit einem Fußbodenheiz-<br />

und kühlsystem für beste klimatische<br />

Raumbedingungen.<br />

Die soeben aktualisierte Auflage des Reiseführers<br />

Athen & Attika räumt zwar dem<br />

prestigeträchtigen Museum einen relativ<br />

kleinen Platz ein, da dieses bei Redaktionsschluss<br />

noch nicht fertiggestellt war.<br />

Dafür erhält der Leser einen großzügigen<br />

Ausblick auch auf die vielfältige Umgebung<br />

der griechischen Metropole. Das ist<br />

vor allem für Athen-Kenner, die sich auf<br />

neue Spuren begeben möchten, eine Bereicherung.<br />

Für Erstbesucher, wie kürzlich<br />

die Testleserin selbst eine war, haben sich<br />

die praktischen Informationen und das<br />

Kapitel „Unterwegs in Athen“ inkl. einem<br />

Metro- und Busplan als äußerst nützliche<br />

Orientierung erwiesen. bk �<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

buchbesprechung<br />

Christoph Wagner,<br />

Weingut Esterházy<br />

Das Esterházy Kochbuch<br />

Löwenzahn Verlag Innsbruck 2008<br />

184 Seiten, zahlr. Abb.; 29,95 Euro<br />

ISBN 978-3-70662-442-8<br />

©Stefan Liewehr<br />

ine Freude für alle Sinne ist das zum<br />

E Relaunch des traditionsreichen Weinguts<br />

herausgegebene Esterházy Kochbuch:<br />

Schön anzusehen sind die von<br />

Michal Rabina, Küchenchef des Restaurants<br />

Henrici, ausgewählten Gerichte. Inszeniert<br />

auf historischem Porzellan der<br />

Schloss-Sammlung hat sie Food-Fotograf<br />

Stefan Liewehr vor Ort ins rechte Licht gerückt.<br />

Am Gaumen kitzeln die Rezepte<br />

ebenso wie die Texte des renommierten<br />

Gourmet-Autors Prof. Christoph Wagner.<br />

Er gibt auf spannende Fragen wie „Gehören<br />

in den Esterházy-Rostbraten Kapern<br />

hinein oder nicht?“ die richtigen Antworten.<br />

Im opulenten burgenländisch-pannonischen<br />

Genuss-Kompendium sind die<br />

Lieblingsrezepte der Fürsten des Hauses<br />

ebenso vertreten wie bodenständige und<br />

traditionelle Gerichte der Bauern oder des<br />

Hofkomponisten Joseph Haydn. Die Weinbegleitung<br />

fehlt ebenso wenig wie amüsant-informative<br />

kunsthistorische Exkurse<br />

von Stefan Körner, profunder Kenner der<br />

hauseigenen Sammlung. Nach Lektüre<br />

der Geschenksidee für Gourmets und Ästheten<br />

mit Faible für österreichische Traditionsküche<br />

wissen Sie daher auch Bescheid<br />

darüber, wem der berühmte Esterházy-Rostbraten<br />

tatsächlich zugeschrieben<br />

wird und warum. bk �<br />

49


hörbuch/impressum<br />

Paulo Coelho<br />

Brida<br />

Diogenes Verlag<br />

Zürich 2008<br />

9,90 Euro<br />

ISBN 978-3-257-80211-5<br />

as literarische Werk eines der meist-<br />

D gelesenen Autoren der Welt wurde im<br />

Diogenes Verlag vor Kurzem auch als<br />

Hörbuch herausgegeben. Die ungekürzte<br />

Lesung des Coelho-Werkes von Sven<br />

Görtz umfasst fünf CDs.<br />

„Brida“ ist die Geschichte einer schönen<br />

jungen, in Dublin lebenden Irin. Auf der<br />

Suche nach ihrer Bestimmung begegnen<br />

ihr ein weiser Mann, der ihr beibringt, ihre<br />

Ängste zu überwinden, sowie eine reife<br />

Frau, die sie lehrt, die Geheimnisse der<br />

Welt zu entdecken und sich darauf einzulassen<br />

– mit allen fünf Sinnen. Beide erkennen<br />

Bridas besondere Gabe, aber lassen<br />

sie ihren eigenen Weg finden. Dieser<br />

ist nicht leicht, denn es sieht so aus, als<br />

müsste Brida sich entscheiden, da ihre<br />

Lehrer für zwei verschiedene Wege stehen.<br />

Und dann ist da noch der hübsche<br />

Physiker Lorens, ihr Geliebter, den sie<br />

nicht aufgeben will, obschon sie für ihren<br />

weisen Lehrer mehr als nur Bewunderung<br />

empfindet. Die Suche nach ihrer Bestimmung<br />

bedeutet Veränderung. Und so<br />

muss Brida kämpfen, um ein Gleichgewicht<br />

zu finden zwischen ihrem Alltag, ihrer<br />

Liebe und ihrer besonderen Fähigkeit<br />

zur Verwandlung. „Brida“, das sind sechs<br />

Stunden und 19 Minuten Hörgenuss, eine<br />

interessante Lebensgeschichte, erzählt<br />

von einer angenehmen Stimme. bk ❍<br />

ROTWEISSROT – <strong>Auslandsösterreicher</strong> Journal<br />

Impressum<br />

Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND<br />

(AÖWB), Postgasse 6/1/2, A-1010 Wien. In Zusammenarbeit mit dem „Österreich Journal“ –<br />

http://www.oe-journal.at. Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Hofrat Dr. Günter<br />

Düriegl, Tel.: +43/1/533 52 24-30, Fax: +43/1/533 52 24-9, E-Mail: rotweissrot@weltbund.at.<br />

Produktion und Konzeption: PG The Corporate Publishing Group GmbH (CPG), A-1060 Wien.<br />

Projektleitung: CPG / Mag. Beate Krapfenbauer, b.krapfenbauer@cpg.at. Artdirektion:<br />

CPG / Gerald Fröhlich. Grafik: CPG / Gabriele Gfrerer. Lektorat: CPG / Paul Zöchbauer. Anzeigenkontakt:<br />

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cpg.at. Druck: Druckerei Leykam, A-7201 Neudörfl. Die Informationen in diesem Magazin<br />

entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Drucklegung. Druck- und Satzfehler vorbehalten<br />

Herausgeber, Medieninhaber und Verleger:<br />

AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND<br />

Präsident:<br />

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Vizepräsident Außenressort:<br />

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Vorstandsmitglieder:<br />

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ObSenRat Dr. Peter BRAND, Wien<br />

Ges. Dr. Thomas BUCHSBAUM, Wien<br />

HR Dr. Walter DUJMOVITS, Güssing<br />

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Gerald GANGLBAUER, Sydney/Australien<br />

Botsch. i. R. Dr. Georg HOHENBERG, Wien<br />

Mag. Karl HARTLEB, Wien<br />

Mag. Karin KRALUPPER, Perth/<br />

Westaustralien<br />

Helga MARTINELLI, Coldrerio/Schweiz<br />

Ehrenpräsident Prof. Fritz MOLDEN, Wien<br />

Ing. Rudolf NEUHOLD, Frankfurt am Main/<br />

Deutschland<br />

Roland K. PIRKER, Ottawa/Kanada<br />

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Sudbury, MA/USA<br />

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Chefredakteur:<br />

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Der Bundesminister für europäische und<br />

internationale Angelegenheiten<br />

Dr. Michael SPINDELEGGER<br />

und die Landeshauptleute der<br />

österreichischen Bundesländer:<br />

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Gerhard DÖRFLER, Kärnten<br />

Dr. Michael HÄUPL, Wien<br />

Hans NIESSL, Burgenland<br />

Dr. Erwin PRÖLL, Niederösterreich<br />

Dr. Josef PÜHRINGER, Oberösterreich<br />

Dr. Herbert SAUSGRUBER, Vorarlberg<br />

Günther PLATTER, Tirol<br />

Mag. Franz VOVES, Steiermark<br />

„Film ab!“ In Österreich beschäftigt die<br />

Filmbranche rund 3.800 Mitarbeiter.<br />

© iStockphoto<br />

50 www.weltbund.at ROTWEISSROT


Der wöchentliche, elektronische Newsletter zur Kunst • NR. 00 / Woche 36 / 2009<br />

Kunstmarkt hautnah: Die Viennafair zählte im Vorjahr 15.500 Besucher bei den 126 Galerien in der Messe Wien.<br />

Auch die Kunst hat ihren Markt<br />

Kunst lässt keinen kalt, der sich eingehend damit beschäftigt.<br />

Gibt es ihn dann überhaupt, den coolen Kunstinvestor?<br />

m Kunstmarkt herrscht, wie auf allen<br />

AMärkten, das Wechselspiel aus Angebot<br />

und Nachfrage. Und dennoch lässt sich Kunst<br />

nicht mit anderen handelsüblichen Werten vergleichen.<br />

Schon alleine deswegen, weil jedes<br />

Kunstwerk ein Unikat ist. Für Wassily Kadinsky<br />

ist ein Kunstwerk auf geheimnisvolle mystische<br />

Weise aus dem Künstler entstanden. Einmal<br />

von ihm losgelöst, erhält es ein selbstständiges<br />

Leben, entwickelt sich zu einer Persönlichkeit,<br />

zu einem selbständig atmenden Subjekt, das ein<br />

reales Leben führt.<br />

Die Sprache des Geldes<br />

Was den Kunstmarkt darüber hinaus unterscheidet:<br />

Der Sammler ist ein Überzeugungstäter.<br />

Wie sonst könnte er für ein Stück Leinwand mit<br />

etwas Farbe darauf Geld ausgeben – in manchen<br />

Fällen sogar sehr viel Geld. Und dann gibt<br />

es da noch den Kunstinvestor. Es soll ja auch<br />

solche geben, die mit dem Erwerb von Kunst<br />

sogar Gewinn erzielen wollen. Erfolgreich in<br />

Kunst zu investieren kann zum einen bedeuten,<br />

dass man in Kunst investiert, deren Qualität bereits<br />

als gegeben angenommen werden kann<br />

und daher weiter steigt oder zum anderen, dass<br />

man Kunst erwirbt, deren Qualität (wünschenswerterweise)<br />

in Zukunft anerkannt wird.<br />

Egal welche Strategie man verfolgt: Um am<br />

Kunstmarkt erfolgreich investieren zu können,<br />

muss man sich nicht nur mit der Branche sondern<br />

auch mit der Materie eingehend beschäftigen.<br />

Nur gerade eine intensive Auseinandersetzung<br />

mit Kunst ohne emotionale Beteiligung ist<br />

geradewegs unmöglich. Auch wenn wir uns in<br />

Zukunft der vertrauten Sprache des Geldes bedienen,<br />

wollen wir gerade auch damit unsere<br />

Begeisterung für Kunst ausdrücken und genau<br />

dadurch das Interesse und die Begeisterung für<br />

ein Thema wecken, worüber man sich sonst<br />

scheinbar nur in vertrauten Zirkeln in einer verklausulierten<br />

Sprache austauscht. �<br />

Inhalt<br />

News 2<br />

Business, Rankings:<br />

Modernes Mäzenatentum 3<br />

Investitionen, Trends:<br />

China Art 4<br />

Opening: Viennaartweek,<br />

® Messen, Luxury please 5<br />

Inside: Rudolf Lorenzo,<br />

Direktor ShContemporary 6<br />

How To Do: Versicherung –<br />

Wie Sie ihre Schätze am<br />

besten schützen 7<br />

View & Date: Die wichtigsten<br />

Termine auf einen Blick –<br />

was war und was kommt 8<br />

Editorial<br />

Jedes Jahr im<br />

Herbst steigt der<br />

Wiener Puls in me-<br />

tropolische Höhen<br />

und zeigt sich von<br />

seiner trendigsten Seite. Den Termi-<br />

nen von Biennale, Viennale, Blick-<br />

fang, Design- und ArtWeek gehen<br />

so viele auf den Pfaden und<br />

Schauplätzen zwischen Stubenring<br />

und Innenstadt in Galerien, Kinos,<br />

Interior-Design-Messen und Fa-<br />

shion-Shows nach, wie das ganze<br />

Jahr nicht. Die beste Zeit also, um<br />

unser neues Medium über die<br />

Kunstszene für Sie zu starten. Um die<br />

vielen neuen Eindrücke auf sich<br />

einwirken zu lassen und die Herzfre-<br />

quenz nach der Terminhetze zu<br />

senken hilft dann nur, in Ruhe die<br />

Kunst der Kaffeekultur zu genießen!<br />

Matthias Flödl<br />

Chefredaktion<br />

CPG<br />

Ö s t e r r e i c h s e r s t e s P D F - M a g a z i n ü b e r d a s K u n s t - B u s i n e s s<br />

Brandaktuell, wöchentlich<br />

und gratis per E-Mail.<br />

Ihre Abobestellung<br />

Anmeldung mit Angabe Ihres<br />

Namens und E-Mail-Adresse<br />

an: kunstexpress@cpg.at<br />

Ihr Inserat<br />

Anfragen für Inserate und<br />

Kooperationen: Lorin Polak,<br />

lorin.polak@newbusiness.at,<br />

Tel: +43/1/235 13 66-300<br />

Business<br />

© Essl Museum<br />

Austria conTemporary: Das Essl Museum zeigt Künstler „die auf dem Markt noch nicht stark sichtbar sind“.<br />

Modernes Mäzenatentum<br />

Ob es Sponsoring wie im Marketing heißt, als Philantrophie wie<br />

von Milliardär Vilar bezeichnet wird, Ziel ist es Künste zu fördern.<br />

N<br />

och diesen Herbst will Novomatic die Eröffnung<br />

eines neuen Zentrums für Diskurs,<br />

Kunst und kulturelle Begegnung in Angriff<br />

nehmen. Der Glücksspielkonzern mit Sitz im<br />

niederösterreichischen Gumpoldskirchen hat<br />

das ehemalige „Verkehrsbüro“-Gebäude vor<br />

zwei Jahren erworben und in Kooperation mit<br />

dem Bundesdenkmalamt und der Stadt Wien<br />

renoviert. Welche Motivation steckt dahinter,<br />

wenn sich Unternehmen in Kunst investieren<br />

und sich für Kultur engagieren? Ist es Etikettierung,<br />

eine Imagepro�lierung, spiegelt das die<br />

Philosophie des Unternehmens wieder? Oder<br />

ist es einfach eine Leidenschaft, wie das<br />

Spiel?<br />

Investition und Image<br />

Im Fall des Milliardär Alberto Vilar<br />

zeigt sich, dass es jedenfalls auch<br />

um Eitelkeiten geht. Er blieb vor einigen<br />

Jahren der Eröffnung der Salzburger<br />

Festspiele fern, da seine Investitionen<br />

in das Kleine Festspielhaus<br />

Auf Gaius Cilnius Maecenas, politischer<br />

Berater Kaiser Augustus und Kunstförderer,<br />

geht der Begriff Mäzenatentum zurück.<br />

Alle Infos auf einen Blick: Der Kunstexpress bringt<br />

die wichtigsten Facts zum Kunstinvestment – und<br />

zwar wöchentlich. Markante Ergebnisse aktueller<br />

Versteigerungen, welcher Künstler aufsteigt und wer<br />

in der Publikumsgunst zurückfällt.<br />

Mit dem Kunst express sind Sammler, Interessierte<br />

und Betreuer von Kunstsammlungen in Unternehmen<br />

immer bestens über die heimische Kunstszene<br />

informiert. Dazu gibt es Service-Tipps für Neueinsteiger,<br />

Sammler und Kunst-Profi s.<br />

Inside<br />

„Der Markt macht die Künstler”<br />

Rudolf Lorenzo, Direktor der ShContemporary, spricht über den<br />

Lifestyle Kunst und die rasante Entwicklung der Kunstszene in China.<br />

Wie unterscheidet sich asiatische von westlicher<br />

Kunst im zeitgenössischen Bereich?<br />

Lorenzo Rudolf China hat eine Jahrtausend<br />

alte Tradition und selbst der avantgardistische<br />

Künstler ist sich nicht nur dieser Tradition bewusst,<br />

sondern kommt aus dieser Tradition. Im<br />

Westen muss etwas Altes überwunden werden,<br />

um zu Neuem zu kommen. In Asien sind stets<br />

beide Welten präsent.<br />

Sie veranstalten die ShContemporary, die internationale<br />

Messe für zeitgenössische Kunst<br />

in Shanghai, heuer zum zweiten Mal. Der Markt<br />

für chinesische und asiatische Kunst boomt.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie?<br />

LR Man darf nicht vergessen, die Geschichte<br />

über das Wissen über die zeitgenössische Kunst<br />

in China ist sehr kurz. Aber wir sehen klar das<br />

Bedürfnis, sich zu öffnen und dabei zu sein in<br />

einer Zeit, in der zeitgenössische Kunst weltweit<br />

zu einem Lifestyle und einem Statussymbol<br />

geworden ist. Gerade in einem Land wie<br />

China, das nach Lifestyle und Statussymbolen<br />

dürstet, birgt das eine große Faszination. Aber<br />

wir stehen immer noch am Beginn einer Entwicklung,<br />

die allerdings sehr rasant geht.<br />

Ist China jetzt schon ein nachhaltiger Kunstmarkt?<br />

LR China ist ein Land, wo mich die Kunstszene<br />

selbst und auch die Galerien an New York der<br />

frühen 1980er Jahre erinnert. Es ist vibrierend,<br />

es ist noch nicht so gesättigt und kanalisiert,<br />

wie wir das im Westen haben, und auf der anderen<br />

Seite ist eine große Menge an Leuten interessiert.<br />

Das Potenzial ist riesig und es wird sicher auch<br />

noch einige Turbulenzen geben, bis der Markt<br />

auf klaren Pfaden läuft wie im Westen, aber<br />

ich denke in fünf, sechs, sieben Jahren wird<br />

der chinesische Kunstmarkt einer der<br />

wichtigsten Pfeiler im internationalen<br />

Kunstmarkt sein. Auch der Kunstmarkt<br />

globalisiert sich gerade.<br />

Gleichzeitig ist die Kunstszene in diesem<br />

Land aber mit Zensur konfrontiert?<br />

LR Die Marktsituation hat gar nicht soviel mit<br />

Zensur zu tun. Das haben wir auch an den olympischen<br />

Spielen gesehen. Wenn es um Business<br />

geht spielt Zensur, spielt Repression eine relativ<br />

kleine Rolle. Klar, wir sind in einem Land wo<br />

es Zensur gibt und es ist ja teilweise auch eine<br />

Der wöchentliche, elektronische Newsletter zur Kunst • NR. 00 / Woche 36 / 2009<br />

unerwähnt blieb. Doch seiner Vision einer<br />

„Kultur des Gebens“ bleibt er treu, sieht er sich<br />

selbst doch als Pionier einer neuen Art der Kulturförderung,<br />

die er „Philantrophie“ nennt. „Ich<br />

halte die darstellenden Künste am Leben.“ Bescheidenheit<br />

hält er für unangebracht. Im Gegenteil:<br />

„Was wirbt besser dafür, auch Geld zu<br />

spenden, als die Namen derer, die bereits gespendet<br />

haben?“<br />

Es war also weniger eine narzisstische Kränkung,<br />

die Vilar von der Eröffnung in Salzburg<br />

fernbleiben ließ, als vielmehr Ärger über die<br />

vertane Chance der Österreicher, Geldgeber<br />

zu �nden.<br />

„Gute Werke kennen keine Übertreibung!“<br />

meinte auch schon Francis<br />

Bacon. Auch MUMOK-Chef Edelberg<br />

Köb kennt die Schwierigkeit,<br />

Investoren für neue Projekte zu gewinnen,<br />

denn „Versicherungen und<br />

Banken haben längst ihre hauseigenen<br />

Kultur-Institutionen geschaffen. Somit<br />

sind das Interesse und die Geldmittel leider<br />

weiter eingegeschränkt, die in Projekte<br />

Dritter investiert werden.“ Für<br />

Künstler ist es so gesehen ein Glücksspiel,<br />

Geldgeber zu �nden. �<br />

3<br />

Direktor ShContemporary, Lorenzo Rudolf.<br />

absurde Zensur die hier herrscht. Sie haben politische<br />

Werke auf dieser Messe, die sie gar<br />

nicht begreifen und ein total unpolitisches Werk<br />

wird zensuriert. Aber es ist nicht so, dass alles<br />

zensuriert wird.<br />

Wirkliche Zensur gibt es, sobald es in gewisse<br />

politische Richtungen geht und da haben die chinesischen<br />

Künstler schon längst ihre Sprache<br />

gefunden und wissen die Zensur zu umgehen.<br />

Zensur tangiert den Markt eigentlich nicht.<br />

Sind sie bei der Konzeption dieser Messe anders<br />

vorgegangen als bei einer westlichen<br />

Messe, wie der Art Basel?<br />

LR Wir als Veranstalter einer Kunstmesse müssen<br />

uns in einer Zeit, in der die Kunst immer<br />

stärker vom Markt geprägt ist – es ist ja heute<br />

der Markt, der einen Künstler macht<br />

und nicht mehr ein Museum oder<br />

ein Kurator – bewusst sein, dass<br />

Kunstmessen eine viel größere<br />

Bedeutung und Gewicht haben.<br />

Dabei ist es wichtig zu zeigen,<br />

was zeitgenössische<br />

Kunst sein kann und es<br />

nicht nur darum geht,<br />

was sich verkaufen<br />

lässt. �<br />

Der wöchentliche, elektronische Newsletter zur Kunst • NR. 00 / Woche 36 / 2009<br />

Interview: Eva Komarek<br />

für das WirtschaftsBlatt.<br />

Chen Wenlings Homunculus<br />

(l.), 2005, Galerie Lasar.<br />

Kunstförderer par excellence<br />

Die großzügigsten Persönlichkeiten<br />

und in welche Richtung<br />

ihre Sammlerleidenschaft geht.<br />

1<br />

2<br />

Damien Hirst<br />

Kunst-Fabrikant und Investor, der in<br />

3<br />

sich selbst investiert.<br />

Donald Kahn<br />

New Yorker Multi-Milliardär mit Lieb-<br />

4<br />

5<br />

lingsresidenz in Salzburg.<br />

Alberto Vilar, Musikliebhaber<br />

Förderte die Salzburger Festspiele,<br />

Berliner Philharmoniker u.a.<br />

Charles Saatchi<br />

Der Agenturgründer macht in seiner<br />

6<br />

7<br />

zweiten Karriere Künstler zu Stars.<br />

8<br />

Rita und Herbert Batliner<br />

Leihgaben ihrer Sammlung waren erst<br />

kürzlich in der Albertina zu sehen.<br />

9<br />

Hannelore und Helmut Greve<br />

Unterstützten die Flügelbauten an der<br />

Uni Hamburg, Elbphilharmonie etc.<br />

10<br />

Agnes und Karlheinz Essl<br />

Förderer junger Künstler mit eigenem<br />

Museum und Essl Award CEE.<br />

Werner u. Sohn Michael Otto<br />

Sponsoren des Belvedere am Potsda-<br />

mer Pfingstberg, Elbphilharmonie.<br />

Elisabeth und Rudolf Leopold<br />

Die größte Schiele-Sammlung ist im<br />

Museumsquartier zu sehen.<br />

Francesca Habsburg<br />

Künstlergespräche für „Thyssen-Borne-<br />

Im Porträt<br />

Lorenzo Rudolf (49)<br />

misza Art Contemporary”-Sammlung.<br />

Berühmtester Förderer ist wohl<br />

nach wie vor Cosimo de Medici<br />

(1389–1464), dessen Name für das<br />

Mäzenatentum der Neuzeit steht.<br />

Mäzen von heute: Alberto Vilar.<br />

Lorenzo Rudolf war von 1991 bis<br />

2000 Direktor der Art Basel und verhalf<br />

dieser Messe zu ihrer heutigen,<br />

internationalen Bedeutung am<br />

weltweiten Kunstmarkt.<br />

Im Jahr 2000 übernahm Rudolf für<br />

zwei Jahre das Amt als Direktor der<br />

Frankfurter Buchmesse. Mit „Bridges<br />

for a World Divided“ rückte er damals<br />

die Globalisierungsdebatte<br />

auf der Messe ins Zentrum der Aufmerksamkeit.<br />

2007 rief er schließlich gemeinsam<br />

mit dem Schweizer Galeristen Pierre<br />

Huber in Kooperation mit der italienischen<br />

Bologna Fiere die ShContemporary<br />

ins Leben, die er seit einiger<br />

Zeit alleine als Direktor führt.<br />

„Piglet 3“ (o.) und „God of Materialism”<br />

(u.) von Chen Wenling.<br />

© AP<br />

Viennaartweek 2009<br />

Das hochkarätige Kunstfestival wartet von 16. bis 22. November<br />

mit einem vielfältigen Programm auf.<br />

N<br />

Neu ab<br />

Herbst/Winter 2009<br />

Opening<br />

Zum vierten Mal rückt die Wiener Kunstwelt ins internationalen Blickfeld eines renommierten Fachpublikums.<br />

ehmen Sie sich Zeit für Kunst, so das Motstellen. Experten wie Julia Peyton-Jones und<br />

to der diesjährigen Viennaartweek – und Hans-Ulrich Obrist von der Serpentine Gallery<br />

das muss man sich auch, um die Diskussionen, in London, Designer Alfredo Häberli aus der<br />

Studio Visits, Artist Talks, Fokus Off-Spaces, Schweiz oder Sir Norman Rosenthal, von 1997-<br />

Ausstellungseröffnungen, Gallery Night und 2007 Mitarbeiter an der Royal Academy of Arts<br />

Symposien in einer Woche in seinem Kalender in London, diskutieren bei hochkarätig besetz-<br />

unterzubringen. Als Plattform für den internatiten Panels z. B. die Zukunft des Museums oder<br />

onalen künstlerischen Diskurs organisiert das den Zusammenhang von Kunst- und Design-<br />

Art Cluster Vienna zahlreiche Veranstaltungen, markt. www.viennaartweek.com �<br />

um den direkten Dialog mit Künstlern herzu-<br />

Bewertung �������<br />

Vielfältiger Messe-Herbst<br />

Alt trifft neu: Im November zeigt die Kunst & Antiquitätenmesse<br />

teuer Traditionelles, die Luxury please unerschwinglich Schönes.<br />

Prachtstücke in der Hofburg bei der Luxury please.<br />

J<br />

ung geblieben und dabei immer jünger geworden“<br />

lautet das Motto der diesjährigen<br />

Kunst- und Antiquitätenmesse in der Wiener<br />

Hofburg“. Nicht von ungefähr, denn heuer jährt<br />

sich ihr Auftritt zum 40. Mal. In der Wiener<br />

Hofburg treffen von 1. bis 9. November 47<br />

Kunsthändler aus Deutschland, Österreich, Belgien<br />

und der Schweiz auf Sammler aus aller<br />

Welt. Sie präsentieren internationale Kunstwerke<br />

aus allen Epochen der Kunstgeschichte.<br />

Mit drei Jahren weitaus jünger zeigt sich die<br />

zweite November-Messe (von 21. bis 23.) in<br />

der Wiener Hofburg. Auf 4.000 m2 zu sehen:<br />

Alles was man für den Luxus-Lifestyle eben so<br />

braucht. Anschauen kann man sich die traumhaften<br />

Themen-Welten ja einmal, wie auch<br />

schon die 15.000 Besucher des Vorjahres. �<br />

Bewertung �����<br />

Plus:<br />

© Hofburg<br />

5<br />

Der wöchentliche, elektronische Newsletter zur Kunst • NR. 00 / Woche 36 / 2009<br />

© Amar Kanwar/Thyssen-Bornemisza Art Contemporary<br />

Ausstellungen am Prüfstand<br />

Zehn Jahre TOMAK<br />

Zyklus „Zirkus Tomak“<br />

Galerie Curtze, 1010 Wien<br />

2. Oktober–15. November 2008<br />

Mit neun großformatigen Bildkom-<br />

positionen gegenständlicher Male-<br />

rei macht der Absolvent der Atter-<br />

see-Meisterklasse einen Streifzug<br />

durch die religiösen und sozio-poli-<br />

tischen Psychosen der Menschheit.<br />

www.heikecurtze.com<br />

Bewertung ����<br />

Allen Jones: Catwalk II<br />

Galerie Ernst Hilger, 1010 Wien<br />

02. Oktober–04. November 2008<br />

Seine Vorliebe für das weibliche<br />

Bein kommt in den ausgestellten<br />

Jones-Werken deutlich hervor: Als<br />

Sujet steht es sowohl in den Bildern<br />

als auch Skulpturen im Mittelpunkt,<br />

als figurales Objekt stützt es sich je-<br />

doch oft an die Bildkante - symbo-<br />

lisch für das zu tragende körper-<br />

liche Gewicht. Die Vermittlung<br />

elementarer Sinnlichkeit brachte<br />

Jones Kritik von feministischer Seite.<br />

Bewertung �����<br />

M.M.T. Franzen<br />

aU.S.triA. print & painting<br />

16. Oktober–15. November 2008<br />

Die austroamerikanische Künstlerin<br />

eröffnet ihre Einzelausstellung am<br />

30. 10., wenige Tage vor der ameri-<br />

kanischen Präsidentenwahlen mit<br />

dem Aufruf „vote for your favourite<br />

picture“. Außergewöhnlich auch<br />

die Location in einer Weinbar.<br />

Bewertung ����<br />

Bewertungskriterien<br />

�������� �Must see: Diese Ausstel-<br />

lung nicht versäumen<br />

������ �Sehenswert: namhafte<br />

Künstler und Werke<br />

���� �Spezialthema: für Inter-<br />

essierte empfohlen<br />

�� �Ausstellung ohne nen-<br />

nenswerte Highlights<br />

Die Kunstwoche im Rückblick:<br />

Die wichtigsten Events und<br />

die spannendsten Netzwerke<br />

in der Art-Society.


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