literatur & film - Auslandsösterreicher-Weltbund
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RotweissRot<br />
Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong> Journal 3/2009 € 3,–<br />
UmfRAge<br />
wAs inteRessieRt<br />
AUslAndsösteRReicheR?<br />
Politik AktUell<br />
eRgebnisse deR eU-wAhl<br />
schmAnkeRlecke<br />
PeRlhUhn AUf AsiAnUdeln<br />
<strong>literatur</strong> & <strong>film</strong><br />
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12–24<br />
26–27<br />
40–44<br />
4 <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds<br />
Seit 1967 hilft er zur Überbrückung und in Notlagen<br />
5 Vorwort<br />
48<br />
5 AÖWB intern<br />
Neue Ausstellung in der Steiermark, <strong>Weltbund</strong>karte<br />
6–7 Umfragen<br />
Prioritäten und Interessen der <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
8–9 Politik aktuell<br />
Ergebnisse der EU-Wahl 2009<br />
10 Aktuell<br />
Wie E-Voting funktioniert, erster Einsatz bei ÖH-Wahl<br />
11 BMeiA<br />
Personalausweis, Auslands-E-Voting<br />
12–24 Schwerpunkt-Thema<br />
Literatur und Film<br />
26–27 Kultur<br />
Waldmüller-Ausstellung, Porträt Paul Flora<br />
28–29 Porträt<br />
Peter F. Drucker<br />
30–33 Aus den Bundesländern<br />
Die Länder berichten über Kultur und Politik<br />
34–39 Österreich aktuell<br />
Neuigkeiten und Chronik<br />
40–44 Österreicher in aller Welt<br />
Veranstaltungsberichte aus dem 10. Bundesland<br />
46 austriansabroad<br />
Österreichs virtueller Treffpunkt<br />
47 Wissenschaft<br />
Österreicher am CERN<br />
48 Schmankerlecke<br />
Rezept von Johann Lafer: Perlhuhnbrust<br />
49–50 Buchbesprechungen<br />
Neuerscheinungen und ein Hörbuch<br />
50 Impressum<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Günter Düriegl<br />
Chefredakteur<br />
inhalt/editorial<br />
Mit „Wahrnehmung der Interessen von im<br />
Ausland lebenden Österreichern in Bezug<br />
auf Österreich und das Ausland“ bringen<br />
Präsidium und Vorstand des AUSLANDS-<br />
ÖSTERREICHER-WELTBUNDES ihre Tätigkeit<br />
in eine knappe, aber umso gültigere<br />
Fassung. Einiges davon, recht Aktuelles,<br />
präsentieren wir in der „August-Ausgabe“<br />
unseres ROTWEISSROT:<br />
Die Mitarbeit bei den Entscheidungen des<br />
„<strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds“, die Entwicklung<br />
und Durchführung der „Prioritäten-Umfrage“<br />
und des „Meinungs-Panels“ sind es<br />
allemal wert, beachtet zu werden. In Pöllau,<br />
in der Marktgemeinde mit dem größten Kirchenbau<br />
in der Steiermark, zeigen wir in<br />
diesem Jahr unsere Ausstellung „Das 10.<br />
Bundesland – Die <strong>Auslandsösterreicher</strong> in<br />
aller Welt“.<br />
Die Themen, die wir Ihnen anbieten, sind<br />
weit gestreut: An Berichtenswertem aus Politik,<br />
Kunst und Kultur wird jenes geboten, von<br />
dem wir meinen, dass Sie, die Sie im Ausland<br />
leben, es wissen sollten.<br />
„Literatur und Film“ sind der Schwerpunkt<br />
des vorliegenden Journals. Es ist schön zu<br />
wissen, dass in beiden Bereichen Österreich<br />
nicht nur in der Vergangenheit Beachtliches<br />
hervorgebracht hat, sondern auch heute Hervorragendes<br />
leistet.<br />
Zum Film legt das Prof. Dr. Robert Dassanowsky,<br />
ein <strong>Auslandsösterreicher</strong>, überzeugend<br />
dar.<br />
Einen Spaziergang durch die „Szene“ nennt<br />
Prof. Dr. Hans Haider seine Einladung an<br />
uns, Literatur in Österreich als eigenständige<br />
Spielart der deutschsprachigen Literatur anzuerkennen.<br />
Der Film ist „une nouvelle source de l’histoire“,<br />
meinte Boleslas Matuszewski, „ein Raum<br />
ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele“,<br />
hielt schon Marcus Tullius Cicero fest.<br />
Günter Düriegl, Chefredakteur<br />
3
Aöwb intern<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong>-fonds<br />
Der <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds (AÖF) dient der Unterstützung bedürftiger österreichischer<br />
Staatsbürger im Ausland. (BGBl.)<br />
ür die Betreuung in Not geratener Aus-<br />
Flandsösterreicherinnen und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
wurde im Jahre 1967 per Gesetz<br />
der <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds<br />
(AÖF) errichtet. Dessen aktuelle gesetzliche<br />
Regelung ist das <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds-Gesetz<br />
(AÖF-G), BGBl. I<br />
Nr. 67/2006, das am 1.1.2007 in Kraft getreten<br />
ist. Der <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds<br />
verfolgt den Zweck, österreichischen<br />
Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern, die<br />
ihren Hauptwohnsitz im Ausland haben,<br />
zur Überbrückung vorübergehender Not<br />
oder Linderung andauernder materieller<br />
Not einmalige oder periodische Zuwendungen<br />
zu gewähren. Bei den Leistungen<br />
des Fonds handelt es sich um ergänzende<br />
Unterstützungen – wie etwa die Sozialhilfe<br />
in Österreich –, nicht um eine Art Pensionsersatz,<br />
von dem die gesamten Lebenshaltungskosten<br />
im Ausland bestritten<br />
werden können. Zuwendungen können<br />
nur dann gewährt werden, wenn das Einkommen<br />
und das verwertbare Vermögen<br />
der Antragstellerinnen und Antragsteller<br />
sowie Leistungen unterhaltspflichtiger<br />
Angehöriger nicht ausreichen, um den<br />
Lebensbedarf zu sichern.<br />
Neu ab dem 1.1.2007 ist vor allem, dass<br />
zum ersten Mal die Möglichkeit besteht, in<br />
besonderen Härtefällen auch ehemalige<br />
Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in die<br />
Leistungen des Fonds einzubeziehen, die<br />
aus wichtigen und nachvollziehbaren<br />
Gründen die österreichische Staatsbürgerschaft<br />
aufgeben mussten und Herzensösterreicher<br />
geblieben sind.<br />
„Im Fall besonderer Härtefälle früherer österreichischer<br />
StaatsbürgerInnen und von<br />
Kindern österreichischer Staatsbürger-<br />
Innen, die ihren Hauptwohnsitz im Ausland<br />
haben und außerordentliche materielle<br />
Not leiden, kann das Kuratorium bei über<br />
die Aufgabenerfüllung des AÖF gemäß §<br />
2 Abs. 1 leg.cit. hinaus zur Verfügung stehender<br />
Mittel im Einzelfall Zuwendungen<br />
genehmigen, insbesondere wenn es sich<br />
beim/bei der AntragstellerIn um eine/n<br />
deklarierte/n ,HerzensösterreicherIn‘<br />
handelt.“<br />
Dabei sollen gegebenenfalls frühere österreichische<br />
StaatsbürgerInnen,<br />
l die ihre Staatsbürgerschaft verloren<br />
haben, weil sie die Staatsangehörigkeit<br />
des neuen Wohnsitzlandes de facto annehmen<br />
mussten (und Wiedererwerbsfristen<br />
versäumt hatten), oder<br />
l die sich deshalb in das Ausland begaben,<br />
weil sie Verfolgung durch Organe<br />
der NSDAP oder der Behörden des sogenannten<br />
„Dritten Reiches“ mit Grund<br />
zu befürchten hatten oder erlitten haben<br />
oder „weil sie wegen ihres Einsatzes für<br />
die demokratische Republik Österreich<br />
Verfolgungen ausgesetzt waren oder<br />
solche mit Grund zu befürchten hatten,<br />
besonders berücksichtigt werden“, heißt<br />
es dazu in den am 15.1.2007 vom Kuratorium<br />
erlassenen „Richtlinien für die<br />
Zuwendungen“ (www.bmeia.gv.at/botschaft/auslandsoesterreicher/kontakte/<br />
auslandsoesterreicher-fonds.html).<br />
Die Mitglieder des Kuratoriums werden<br />
von der Bundesregierung bestellt. Vorsitzender<br />
des am 25. Februar 2009 neu bestellten<br />
Kuratoriums ist Ao. und bev. Botschafter<br />
i. R. Dr. Georg Hohenberg, der<br />
auch Mitglied des Vorstandes des AUS-<br />
© SXC<br />
Der Fonds dient u. a. der Überbrückung<br />
vorübergehender materieller Not.<br />
LANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES<br />
ist. Auch die Vorstandsmitglieder des<br />
AUSLANDSÖSTERREICHER-WELT-<br />
BUNDES Präsident Dkfm. Ing. Gustav<br />
Chlestil und OSR. Dr. Peter Brand sowie<br />
Generalsekretärin Dr. Irmgard Helperstorfer<br />
sind Mitglieder des Kuratoriums. Der<br />
AUSLANDSÖSTERREICHER-WELT-<br />
BUND hat Stimme im <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds<br />
und erhebt sie auch.<br />
Der Fonds wird je zur Hälfte vom Bundesministerium<br />
für europäische und internationale<br />
Angelegenheiten und den neun<br />
Bundesländern subventioniert. Jährlich<br />
erhalten mehr als 1.000 bedürftige <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
Zuwendungen im Gesamtausmaß<br />
von über 600.000 Euro.<br />
Dieser Betrag ist keineswegs zu unterschätzen,<br />
aber begründet durch seine<br />
langjährigen Erfahrungen und sein Wissen<br />
um die oft tragischen Schicksale von<br />
nicht wenigen unserer Mitbürgerinnen und<br />
Mitbürger im Ausland meint Botschafter<br />
Dr. Hohenberg, dass eine Erhöhung dieser<br />
Dotierung wünschenswert wäre.<br />
Im Antrag um Zuerkennung einer aus Mitteln<br />
des <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Fonds gewährten<br />
Unterstützung ist insbesondere<br />
die vorübergehende bzw. andauernde materielle<br />
Notlage glaubwürdig darzulegen.<br />
Ein Rechtsanspruch auf Zuwendung besteht<br />
nicht. Anträge sind ausschließlich im<br />
Wege der zuständigen österreichischen<br />
Vertretungsbehörde – Botschaft oder<br />
(General)Konsulat – zu stellen.<br />
Zur Antragstellung ist das diesbezügliche<br />
Formular zu verwenden: Einerseits finden<br />
Sie es unter der oben angegebenen Internet-Adresse,<br />
andererseits wird Sie, es zu<br />
erlangen, jede österreichische Vertretungsbehörde<br />
gerne unterstützen. Darüber<br />
hinaus ist die Vertretungsbehörde<br />
beim Ausfüllen des Formulars sowie<br />
bei weiteren Fragen selbstverständlich<br />
behilflich. �<br />
4 www.weltbund.at ROTWEISSROT
der Aöwb stellt aus<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Aöwb intern<br />
Im Refektorium des oststeirischen Stiftes Pöllau eröffnete am 31. Juli Vizepräsident Dr. Georg<br />
Schoiswohl die Ausstellung „Das 10. Bundesland“ mit einer feierlichen Rede.<br />
Günter Düriegl<br />
Größter Kirchenbau der Steiermark: Stifts- und<br />
Pfarrkirche St. Veit in Pöllau im Jogelland.<br />
achdem unsere Ausstellung „Das 10.<br />
NBundesland – Die <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
in aller Welt“ erstmals am 25. April<br />
2006 in der Säulenhalle des Parlaments in<br />
Wien eröffnet worden war, ist sie selbstverständlicher<br />
Fixpunkt der jährlich stattfindenden<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong>-Treffen<br />
geworden. Heuer jedoch, bei unserem<br />
Treffen in Inns bruck (3. bis 6. September),<br />
findet keine Präsentation statt. Dennoch<br />
will der AÖWB auch in diesem Jahr die<br />
Ausstellung in Österreich zeigen.<br />
Am Freitag, dem 31. Juli 2009, um 19 Uhr<br />
fand nun die Eröffnung der Ausstellung<br />
durch den Bürgermeister der Marktgemeinde<br />
Pöllau, Herrn SR Heribert<br />
Hirschegger, und durch den Vizepräsidenten<br />
des AÖWB, Herrn Dr. Georg<br />
Schoiswohl, im ehemaligen Refektorium<br />
des Stiftes Pöllau, im ehemaligen Kloster<br />
der Augustiner-Chorherren statt.<br />
Bis zum 26.10. wird die Schau zu sehen<br />
sein und den Besuchern wohl jene grundsätzlichen<br />
Informationen bieten, auf die<br />
Dr. Georg Schoiswohl, Vizepräsident des<br />
AÖWB, in seiner Eröffnungsrede überzeugend<br />
hinwies: „Wir sehen eine große Notwendigkeit,<br />
die Bedeutung der <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
auch im Inland herauszustreichen. Ich<br />
möchte nicht von dem berühmten Prophe-<br />
© Pöllau<br />
ten sprechen, der zu Hause nichts gilt:<br />
Aber wie viele erfolgreiche <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
kennen Sie? Und von wie vielen<br />
kennen Sie den Werdegang, die Sorgen<br />
und Mühen, sich im fremden Land einzurichten<br />
und Erfolg zu haben und dabei den<br />
Mut nicht zu verlieren?“ Zur Erinnerung:<br />
Die Ausstellung trägt dem Wirken der im<br />
Ausland lebenden Österreicherinnen und<br />
Österreicher und damit dem Wirken Österreichs<br />
in der Welt Rechnung. Eine multimediale<br />
Präsentation von Bild, Film und<br />
Ton berichtet über jenes Österreich, das<br />
„10. Bundesland“ eben, das unverzichtbarer<br />
Teil unserer Heimat ist, ohne dessen<br />
Kenntnis die Bestimmung der österreichischen<br />
Identität unvollständig ist. In vier<br />
Themenbereichen wird das Phänomen<br />
„<strong>Auslandsösterreicher</strong>“ dargestellt:<br />
Auswanderung: Aus unterschiedlichen<br />
Gründen, freiwillig und unfreiwillig, ja, so<br />
schändlich es auch war, auch vertrieben<br />
haben Österreicherinnen und Österreicher<br />
ihre Heimat verlassen.<br />
Österreicher in der Welt: Die Tradition, in<br />
der die Österreicher stehen, die Tatsache,<br />
dass Österreich ein Land ist, das seit Jahrhunderten<br />
durch Wanderungsbewegungen<br />
– Immigration und Emigration – geformt<br />
worden ist, prägt den Einzelnen.<br />
Die Welt ist Bühne: Die Österreicherinnen<br />
und Österreicher haben ein tiefes Wissen<br />
vom Spiel des Menschen in der Welt. So<br />
kann es nicht wundernehmen, dass auch<br />
der Beitrag von <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
und <strong>Auslandsösterreicher</strong>n zu „Set and<br />
Stage“ groß ist.<br />
Kulturbeitrag: Österreichs anerkannte Beiträge<br />
zur Kultur und zum globalen Erbe<br />
verdanken sich vielfach auch den Leistungen<br />
von <strong>Auslandsösterreicher</strong>n.<br />
Aufhorchen ließ Dr. Schoiswohl, als er ausführte:<br />
„Und wenn wir bei der Betrachtung<br />
dieser Lebens- und Erfolgsgeschichten<br />
von <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen und Aus-<br />
landsösterreichern uns gleichzeitig vor<br />
Augen halten, dass es zurzeit in unserem<br />
Heimatland eine Gruppe von Menschen<br />
gibt, die genauso wie unsere Landsleute<br />
seinerzeit als Fremde und Ausländer Probleme<br />
der Integration zu bewältigen haben,<br />
so sollte uns das bei der legislativen<br />
und exekutiven Behandlung dieser recht<br />
nachdenklich begleiten.“<br />
Pöllau im Jogelland mit seiner Stifts- und<br />
Pfarrkirche St. Veit, auch „Steirischer Petersdom“<br />
genannter Schlüsselbau für den<br />
oststeirischen Spätbarock, ist ein guter,<br />
ein rechter Ort für unsere Ausstellung. �<br />
Die AÖWB-Vorteilskarte<br />
Die <strong>Weltbund</strong>karte ist keine Kreditkarte,<br />
sondern eine Vorteilskarte und bietet beachtliche<br />
Vorteile (siehe www.weltbund.at:<br />
Mitgliedschaft – Vorteile). Als Mitglied des<br />
AUSLANDSÖSTERREICHER-WELT-<br />
BUNDES erhalten Sie diese Karte und die<br />
damit verbundenen Leistungen vollständig<br />
gratis. Diese Vorteile gelten auch für jene<br />
Personen, die nicht die österreichische<br />
Staatsbürgerschaft besitzen. Erforderlich<br />
ist jedoch, dass der Hauptwohnsitz außerhalb<br />
Österreichs gelegen ist.<br />
Viele Vereinigungen haben in eigener Initiative<br />
regionale Sonderkonditionen mit einer<br />
Reihe von Dienstleistern vereinbart. Fragen<br />
Sie diesbezüglich bei Ihrer Vereinigung<br />
nach. Bei Ihrer Vereinigung ist die <strong>Weltbund</strong>karte<br />
auch anzufordern.<br />
5
Aöwb intern<br />
Prioritäten-Umfrage 2009<br />
Was interessiert <strong>Auslandsösterreicher</strong>?<br />
as ist eine wichtige Frage für die für<br />
D <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Agenden zuständigen<br />
Verantwortlichen. Deshalb hat<br />
der Vorstand des AUSLANDSÖSTER-<br />
REICHER-WELTBUNDES (AÖWB) dieses<br />
Thema in seiner Vorstandssitzung im<br />
November 2008 intensiv diskutiert und beschlossen,<br />
eine weltweite Internet-Umfrage<br />
unter <strong>Auslandsösterreicher</strong>n zu starten,<br />
um zu erfragen, welche Wünsche und<br />
Themen für die in aller Welt lebenden <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
von besonderer Wichtigkeit<br />
sind.<br />
Die sich daraus ergebenden Zielsetzungen<br />
sollen die Basis für die Schwerpunktarbeit<br />
des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELT-<br />
BUNDES für die nächsten Jahre bilden.<br />
Das Bundesministerium für europäische<br />
und internationale Angelegenheiten zeigte<br />
sich ebenfalls an diesem Projekt interessiert<br />
und bot an, für entsprechende Unterstützung<br />
bei der technischen Ausführung<br />
zu sorgen, was sich bei der Realisierung<br />
einer internationalen Umfrage in modernster<br />
Form über das Internet als sehr effektiv<br />
erwies, auch wegen der Einbeziehung des<br />
dem BMeiA zur Verfügung stehenden<br />
größeren Adressenmaterials.<br />
Die Internet-Umfrage wurde von 1.3. bis<br />
20.4.2009 durchgeführt und es konnten<br />
aus zehn vorgegebenen Themen drei als<br />
wichtigste Prioritäten ausgewählt werden.<br />
Darüber hinaus war die Nennung eines<br />
weiteren, frei formulierten Prioritätsthemas<br />
möglich.<br />
Die Beteiligung war überraschend hoch:<br />
2.779 Personen haben sich aktiv an der<br />
Umfrage beteiligt. 350 Personen haben<br />
zusätzliche Themen angeregt. Fast jeder<br />
zweite Beteiligte (1.245) hat eine E-Mail-<br />
Adresse angegeben, um an ähnlichen<br />
weiteren Befragungen teilzunehmen.<br />
In der Priorität stellten sich als wichtigste<br />
Themen heraus: Staatsbürgerschaftsangelegenheiten,<br />
Pensions- und Versicherungsfragen<br />
mit Österreichbezug sowie<br />
die Beteiligung an österreichischen Wah-<br />
Erbschaftsfragen und Ausbildung in Österreich<br />
zählen zu den weniger wichtigen Themen.<br />
len. Und es gab über die zehn vorgeschlagenen<br />
Themen hinaus weitere wichtige<br />
Themen.<br />
Bewertet man die ausgewählten Prioritäten<br />
mit je 1 bis 3 Punkten, ist ein klares Bild<br />
der AÖ-Prioritäten zu sehen: Staatsbürgerschaftsangelegenheiten<br />
führen absolut<br />
(3.002 Punkte), sehr knapp gefolgt von<br />
Pensions- und Versicherungsfragen mit<br />
Österreichbezug (2.961) und diese wiederum<br />
knapp gefolgt von der Beteiligung an<br />
österreichischen Wahlen (2.538).<br />
Die nächsten drei Prioritäten folgen mit<br />
großem Abstand zu den ersten drei, untereinander<br />
jedoch nur knapp: Rückkehr<br />
nach Österreich (1.632 Punkte), soziale<br />
Unterstützung im Ausland (1.619) und Informationen<br />
über Österreich (1.552).<br />
Auch die dritte und letzte Prioritätengruppe<br />
folgt mit einem erheblichen Abstand zur<br />
zweiten, untereinander jedoch mit geringem:<br />
Erbschaftsfragen mit Österreichbe-<br />
Jürgen Em<br />
zug (967), Ausbildung in Österreich (843),<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong>-Abgeordnete im österreichischen<br />
Parlament (831) und – zuletzt<br />
– Arbeitsvermittlung in Österreich<br />
(729).<br />
Neben den zehn zur Auswahl vorgegebenen<br />
wurden als zusätzliche wichtige<br />
Themen genannt: ORF-(TV-)Empfang,<br />
Kulturthemen, Steuerfragen, Rechtslage<br />
im Aufenthaltsland (und deren Änderungen),<br />
Arbeitsvermittlung im Aufenthaltsland,<br />
EU-Themen, Familienrechts-<br />
und Wehrdienstfragen, Anerkennung von<br />
ausländischen Ausbildungsabschlüssen,<br />
Fernstudien in Österreich, Stipendien und<br />
Beihilfen, Wohnsitz- und Grunderwerbsfragen,<br />
österreichische Visums- und Aufenthaltsfragen<br />
von ausländischen Angehörigen<br />
und Freunden, Passfragen,<br />
AÖ-Networking, AÖ-Portal (mit Wiki-<br />
Technik, Blogs und Diskussionsforen),<br />
österreichbezogene Veranstaltungen (und<br />
Unterricht) im Aufenthaltsland, Notfallhilfe<br />
und Krisenvorkehrungen, Verwaltungsvereinfachungen,<br />
Zahl und Nähe der konsularischen<br />
Vertretungsbehörden und<br />
Modernisierung der AÖ-Vereinigungen.<br />
Es lässt sich das Resümee ziehen, dass<br />
die große Beteiligung an der Umfrage, die<br />
hohe Zahl jener, die eine E-Mail-Adresse<br />
zwecks Information über weitere derartige<br />
Umfragen bekannt gegeben haben, sowie<br />
die beachtliche Zahl jener, die weitere<br />
wichtige Themen frei formuliert haben, beweisen,<br />
dass <strong>Auslandsösterreicher</strong> nicht<br />
nur das konkrete Umfrage-Angebot sehr<br />
gut angenommen haben, sondern auch<br />
gefragt werden wollen und bereit und interessiert<br />
sind, auf elektronischem Weg<br />
ihre Meinung kundzutun.<br />
Der Vorstand des AÖWB wird diese<br />
Prioritäten der <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
schwerpunktmäßig in seiner Arbeit umsetzen<br />
und dabei natürlich auch die praktischen<br />
Vorschläge der Workshops bei der<br />
Präsidentenkonferenz 2009 mit einbeziehen.<br />
�<br />
6 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© mein.salzburg.com
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Aöwb intern<br />
ergebnisse des 2. Umfrage-Panels<br />
Mitgliedschaft in der EU von Vorteil für Österreich.<br />
ls eine weitere Fragebogenaktion für<br />
A <strong>Auslandsösterreicher</strong> hat der AUS-<br />
LANDSÖSTERREICHER-WELTBUND im<br />
Frühjahr 2009 das Thema Österreich und<br />
die EU in den Vordergrund gestellt. Es<br />
wurden in Zusammenarbeit mit der Karmasin<br />
Motivforschung zwischen April und<br />
Juni 2009 799 Paper-Pencil (PAPI)-Befragungen<br />
versandt, wovon 129 retour gekommen<br />
sind. Angeschrieben wurden<br />
Österreicher in wichtigen Positionen, die<br />
länger als zwei Jahre im Ausland leben.<br />
Es sind speziell vier Fragen- und Entscheidungsbereiche<br />
angesprochen worden,<br />
nämlich:<br />
l Europäische Union allgemein<br />
l Beurteilung Österreichs in der Europäischen<br />
Union<br />
l EU-Wahl 7.6.2009<br />
l Bekanntheit und Beurteilung AÖWB<br />
Die Mehrheit der befragten <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
will, dass in den Bereichen Unterstützung<br />
von wirtschaftsschwachen Regionen<br />
oder Regionen in Notlagen und im<br />
Bereich Energie und Umweltschutz gemeinsame<br />
Entscheidungen (mit der EU)<br />
getroffen werden. Während über den Bereich<br />
Forschung gemeinsam mit der EU<br />
entschieden werden soll (53 Prozent), soll<br />
im Bildungssystem Österreich für sich<br />
selbst entscheiden können (58 Prozent).<br />
Der Kampf gegen Kriminalität wird klar als<br />
gemeinsames Thema betrachtet (64 Prozent).<br />
Das Thema Pensionen und Gesundheit<br />
soll nach Meinung der Befragten ganz<br />
eindeutig in Österreich entschieden werden.<br />
64 Prozent sind der Meinung, dass in<br />
Bezug auf Verkehr ebenfalls gemeinsam<br />
mit der EU entschieden werden sollte. Einwanderung<br />
fällt mit 50 Prozent noch klar<br />
in den Entscheidungsbereich von Österreich.<br />
Wirtschaftliche Themen, wie die<br />
Bekämpfung der Inflation (61 Prozent) und<br />
der Kampf gegen Arbeitslosigkeit (57 Prozent),<br />
sollten laut den befragten Auslandösterreichern<br />
von Österreich und der<br />
EU gemeinsam entschieden werden. Aber<br />
im Bereich Besteuerung wollen 59 Prozent,<br />
dass Österreich entscheidet.<br />
Fazit: In den meisten Bereichen wird eine<br />
gemeinsame Entscheidung von EU und<br />
Österreich bevorzugt.<br />
Beurteilung der Europäischen Union<br />
Mehr als die Hälfte der befragten <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
sind der Meinung, dass sich<br />
die EU eher in die richtige Richtung entwickelt.<br />
53 Prozent der befragen <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
haben einen (sehr) positiven<br />
Eindruck von der EU.<br />
Drei Viertel der Befragten sind der Meinung,<br />
die Mitgliedschaft Österreichs in der<br />
EU hat sich (sehr) zum Vorteil für Österreich<br />
ausgewirkt. Nur acht Prozent sind<br />
gegenteiliger Meinung. Jene, die Nachteile<br />
in der Mitgliedschaft Österreichs in der EU<br />
sehen, führen vor allem Bürokratie als<br />
nachteiligen Effekt an.<br />
Fazit: 66 Prozent der Befragten sind der<br />
Meinung, dass sich die EU in die richtige<br />
Richtung entwickelt.<br />
Österreich in der EU<br />
Die Durchsetzungskraft Österreichs innerhalb<br />
der EU wird von den Befragten durchschnittlich<br />
beurteilt. Nur 27 Prozent sind<br />
der Meinung, dass sich Österreich (sehr)<br />
gut innerhalb der EU durchsetzen kann.<br />
Drei Viertel der Befragten sind der Meinung, die Mitgliedschaft<br />
Österreichs in der EU hat sich (sehr) zum Vorteil für Österreich<br />
ausgewirkt. Nur 8 % sind gegenteiliger Meinung.<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
5. Wie hat sich die Mitgliedschaft der Europäischen Union<br />
Ihrer Meinung nach auf Österreich ausgewirkt?<br />
33<br />
42<br />
18<br />
1 2 3 4 5<br />
hat sich sehr zum<br />
Vorteil ausgewirkt<br />
mean=2,0<br />
6<br />
2<br />
hat sich sehr zum<br />
Nachteil<br />
ausgewirkt<br />
%-Werte n=129<br />
Georg Schoiswohl<br />
Nur 24 Prozent der Befragten fühlen sich<br />
in Österreich „gehört“, 40 Prozent fühlen<br />
sich und ihre Interessen als <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
(gar) nicht wahrgenommen. Die<br />
Befragten wünschen sich vor allem, dass<br />
Österreich seine Vermittlerrolle verstärkt<br />
(53 Prozent) und Vorbild innerhalb der EU<br />
ist. Fazit: Österreich hat zu wenig Durchsetzungskraft.<br />
Nur 27 Prozent sind der<br />
Meinung, dass Österreich seine Interessen<br />
in der EU (sehr) gut durchsetzt.<br />
Bekanntheit und Beurteilung AÖWB<br />
41 Prozent ist der AÖWB sehr gut bekannt.<br />
Rund ein Viertel hat allerdings noch nie<br />
zuvor vom AÖWB gehört.<br />
Für 62 Prozent der Kenner des AÖWB hat<br />
der AÖWB eine (sehr) große Bedeutung<br />
als ihr Interessensvertreter.<br />
Die Leistungen des AÖWB werden von 57<br />
Prozent derer, die den AÖWB kennen, als<br />
(sehr) gut beurteilt.<br />
23 Prozent der Kenner des AÖWB wünschen<br />
sich eine Fortführung der bisherigen<br />
Tätigkeiten. Je 18 Prozent der Kenner<br />
wünschen sich noch mehr Informationen<br />
und eine noch stärkere Bindung zur<br />
Heimat Österreich über den AÖWB.<br />
Wir sehen nach dieser Befragung einige<br />
ziemlich klare Schwerpunkte für die Aktivitäten<br />
des AÖWB in der unmittelbaren<br />
Zukunft. Zum einen müssen wir in unseren<br />
Kontakten und Gesprächen mit den österreichischen<br />
Politikern jene Bereiche ansprechen,<br />
in denen eine starke Zusammenarbeit<br />
mit der EU gewünscht wird, auf<br />
der anderen Seite muss in gewissen Bereichen<br />
die Abgrenzung zur EU klar erkennbar<br />
sein – z. B. Steuersystem – und<br />
müssen die Schwächen der EU im Bereich<br />
der Bürokratie bekämpft werden.<br />
Wir nehmen für den AÖWB die Bestätigung<br />
mit, dass wir als Interessensvertreter<br />
eine große Bedeutung haben und als<br />
Sprachrohr gelten, aber dass sich viele<br />
der Befragten mehr Informationen über die<br />
Heimat Österreich wünschen. �<br />
7
Aktuell<br />
europa hat gewählt<br />
497,198.700 Menschen in 27 Ländern mit 23 Amtssprachen auf 4,324.782 km² waren am 7. Juni<br />
aufgerufen, die 785 Mitglieder des Europäischen Parlaments zu wählen.<br />
ielen der BürgerInnen der Europä-<br />
V ischen Union war wahrscheinlich gar<br />
nicht bewusst, welch demokratiepolitischen<br />
Stellenwert das EU-Parlament als einziges<br />
direkt gewähltes Organ der Europäischen<br />
Union hat. Und das ist schade, denn es<br />
leistet – zunehmend – wesentliche Kontrollarbeit<br />
und sichert somit den Einfluss der<br />
Mitgliedsländer auf Entscheidungen, die<br />
mehr oder weniger jeden betreffen.<br />
Nicht nur in Österreich, auch in den meisten<br />
anderen Ländern gab es vor der Wahl<br />
teils heftige innenpolitische Auseinandersetzungen,<br />
und es ist kaum gelungen, im<br />
Wahlkampf Europa-Fragen in den Vordergrund<br />
zu bringen. So gab in Deutschland,<br />
zum Beispiel, die im Herbst bevorstehende<br />
©: SPÖ / Thomas Lehmann<br />
Bundestagswahl die Themen vor, in Österreich<br />
waren es die beiden Landtagswahlen<br />
in Oberösterreich und Vorarlberg (Ende<br />
September 2009) und die in Wien, die voraussichtlich<br />
im Frühjahr 2010 abgehalten<br />
wird. Also wurden EU-Themen zwar debattiert,<br />
allerdings meist im innenpolitischen<br />
Kontext; vor allem die Regierungsparteien<br />
SPÖ und ÖVP waren, das sei<br />
zugestanden, von der damals schon mehr<br />
als aktuellen Bewältigung der Wirtschaftskrise<br />
beansprucht und, so wird aus internationalen<br />
Fachkreisen konzediert, haben<br />
dies auch durchaus gut gehandhabt. Es<br />
sei gezielt, vom finanziellen Umfang ausreichend<br />
und, vor allem, schnell gehandelt<br />
worden. Und so kam es, dass sich der hei-<br />
SPÖ-Bundesparteivorsitzender und Bundeskanzler Werner Faymann, im Bild links mit dem SPÖ-<br />
EU-Spitzenkandidaten Hannes Swoboda, musste herbe Verluste hinnehmen.<br />
Michael Mössmer<br />
mische EU-Wahlkampf nur zu einem geringen<br />
Teil den wirklichen EU-Fragen widmete.<br />
Während die ÖVP auf ihrer Linie<br />
blieb und, wie ihr Gegner vorwerfen, für<br />
ein „Europa ohne Wenn und Aber“ plädierte,<br />
hat sich die SPÖ von ihrem bisherigen<br />
EU-Kurs ein wenig entfernt und sich<br />
in ihrem Wahlkampf für eine sozialere Union<br />
ausgesprochen, für die Sicherung von<br />
Arbeitsplätzen und der Pensionen, für eine<br />
Ausbildungsgarantie für Jugendliche und<br />
die Kontrolle der Märkte.<br />
Die Grünen hatten sich, unter anderem,<br />
für den (EU-)weiten Ausstieg aus der<br />
Atomkraft, für gentechnikfreie Lebensmittel,<br />
für krisensichere, grüne Arbeitsplätze<br />
und für eine Europäische Sozialunion<br />
ausgesprochen.<br />
Die FPÖ sieht Chancen für eine Umkehr<br />
innerhalb der EU, wenn jene Kräfte gestärkt<br />
würden, die die Mitbestimmung der<br />
Bürger möglichst in direkter Demokratie<br />
gewahrt wissen wollen, die gegen weitere<br />
Masseneinwanderung und Islamisierung<br />
auftreten und sich für die Erhaltung der<br />
europäischen Arbeitsplätze einsetzen.<br />
Das BZÖ fordert eine ernsthafte Debatte<br />
über die Zukunft der EU und damit eine<br />
völlige Neuverhandlung eines Vertrags für<br />
die Bürger Europas mit dem Ziel der<br />
Schaffung eines Bundes Europäischer<br />
Staaten. Auch „Einzelkämpfer“ Hans-Peter<br />
Martin war diesmal wieder angetreten.<br />
Er sieht sich sozusagen als Aufdecker von<br />
Fehlentwicklungen in der EU, gegen die es<br />
unbedingt anzukämpfen gelte. Er wurde<br />
durch tägliche Seiten in der „Kronen Zeitung“<br />
unterstützt, ließ aber wissen, dass<br />
diese seine Linie nicht vorgeben würde.<br />
Bis kurz vor dem 6. Juni waren sich die<br />
meisten Meinungsforscher des Landes<br />
einig, dass es zwischen den beiden großen<br />
Parteien SPÖ und ÖVP ein Kopf-an-<br />
Kopf-Rennen geben würde, das Erstere<br />
wohl knapp, aber doch gewinnen könnte.<br />
8 www.weltbund.at ROTWEISSROT
Umso größer war dann die Überraschung,<br />
als der ORF am 7. Juni um 17 Uhr die erste<br />
Hochrechnung von SORA veröffentlichte<br />
und einen Verlust von fast 10 % für die<br />
SPÖ benannte. Auch die ÖVP hatte Stimmen<br />
verloren, wurde trotz etwas mehr als<br />
minus 3 % stimmenstärkste Partei und<br />
wird mit – nach wie vor – sechs Mandataren<br />
im EU-Parlament vertreten sein. Die<br />
SPÖ muss drei Mandate abgeben: die<br />
Verschiebung des dritten Mandats ergab<br />
sich erst durch die Auszählung der Wahlkarten.<br />
An dritter Stelle findet sich Hans-<br />
Peter Martin, der mit einem Zuwachs von<br />
3,7 % letztlich 17,7 % der Stimmen und<br />
damit drei Mandate erlangen konnte.<br />
Die FPÖ konnte mit einem Zuwachs von<br />
6,5 % ihren Anteil nahezu verdoppeln und<br />
liegt im Endergebnis mit 12,7 % und zwei<br />
Mandaten an vierter Stelle. Die Grünen<br />
müssen einen Verlust von 2,9 % verkraften,<br />
bleiben aber – nach wie vor – mit zwei<br />
Mandaten im EU-Parlament vertreten.<br />
Nicht geschafft hat es das BZÖ, das erstmals<br />
angetreten war: Mit 4,66 % der Stimmen<br />
wurde die Mindestgrenze um mehr<br />
als 1 % verfehlt.<br />
Sollte der – vom BZÖ vehement bekämpfte<br />
– Vertrag von Lissabon irgendwann in<br />
Kraft treten, so würde es gerade jener<br />
BZÖ doch noch einen Sitz im EU-Parlament<br />
bescheren, denn: Besagter Vertrag<br />
sieht eine Erhöhung der EU-Mandate vor,<br />
wodurch Österreich drei weitere in Brüssel<br />
bzw. Straßburg belegen könnte, eines davon<br />
ginge dann an den EU-Vertragsgegner<br />
BZÖ.<br />
Der Vorgängerregierung (Gusenbauer<br />
und Molterer) hatte man vorgeworfen, die<br />
beiden Koalitionspartner würden nur streiten,<br />
nicht arbeiten. Der jetzigen Regierung<br />
Feymann und Pröll, die angetreten war,<br />
„um gemeinsam zu arbeiten“, verpassten<br />
heimische Medien das Synonym „Kuschelkoalition“.<br />
Zu wenig Streit hatte es<br />
gegeben. Und all jene, die vorausgesehen<br />
hatten, SPÖ und ÖVP würden, als Nachwehen<br />
der EU-Wahl, nun aufeinander losgehen,<br />
sehen sich eines Besseren belehrt.<br />
Beide Parteien sind, von ein paar<br />
Ausnahmen abgesehen, zur Regierungsarbeit<br />
zurückgekehrt und gehen höflich<br />
miteinander um. Das wird sich aber möglicherweise<br />
im Herbst doch ändern, denn<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
ÖVP-Bundesparteiobmann und Vizekanzler Josef Pröll (li.), im Bild mit Spitzenkandidat<br />
Ernst Strasser, ging trotz Stimmenverlusten als Gewinner aus der EU-Wahl.<br />
sowohl in der SPÖ als auch in der ÖVP<br />
werden zunehmend Stimmen laut, man<br />
müsse sich stärker profilieren – und das<br />
müsse möglichst rasch geschehen, denn<br />
die nächsten Wahlen (siehe oben) stehen<br />
bevor.<br />
Und, worauf vielfach vergessen wird: Beide<br />
Parteien stellen, aufgrund eines Koalitionsvertrages,<br />
eine gemeinsame Regierung.<br />
Sie bleiben aber zwei eigenständige<br />
Parteien, die jeweils um die Führung des<br />
Landes kämpfen, und dies mit möglichst<br />
großem Vorsprung zur Nummer 2. Ein<br />
Gutteil der WählerInnen trifft nicht erst am<br />
Tag der nächsten Nationalratswahl die<br />
Entscheidung, wer ihrer Meinung nach das<br />
Land zu führen habe. Schon geraume Zeit<br />
vorher werden Positionierungen und Zukunftspläne<br />
der politischen Gruppen beobachtet,<br />
die sich – so schwer es für eine<br />
amtierende Koalition auch sein mag – von<br />
ihren Mitbewerbern deutlich zu unterscheiden<br />
hoffen. Solange nicht nur unser Land<br />
von der aktuellen Wirtschaftskrise gefordert<br />
ist, solange neben internationalen<br />
und europäischen auch nationale Kraftanstrengungen<br />
notwendig sind, werden Höf-<br />
Aktuell<br />
lichkeit und bemühte Sachlichkeit das innenpolitische<br />
Klima dominieren. Doch<br />
spätestens, wenn diese gemeinsame Hürde<br />
eines Tages überwunden sein wird,<br />
können sich SPÖ und ÖVP wieder in niedrigere<br />
Gefilde begeben, um den anderen<br />
zu überholen. Was sich derzeit jedenfalls<br />
keiner der Beteiligten leisten könnte, wäre<br />
der Bruch der Koalition und eine damit verbundene<br />
Neuwahl. Und es sieht auch nicht<br />
danach aus.<br />
Obwohl: Es wurde eben ein neuer innenpolitischer<br />
Schauplatz eröffnet – mit Spekulationen<br />
über mögliche Gegenkandidaten<br />
zu Bundespräsident Heinz Fischer,<br />
der, so sah es zu Redaktionsschluss dieser<br />
Ausgabe aus, für eine weitere Amtszeit<br />
ab dem Frühjahr 2010 zur Verfügung<br />
stehen will. Die SPÖ würde ihren Kandidaten<br />
jedenfalls wieder unterstützen. Sollten<br />
sich Ankündigungen aus ÖVP, FPÖ,<br />
BZÖ und von den Grünen bewahrheiten,<br />
jeweils eigene Kandidaten zu nominieren,<br />
wird es möglicherweise in Österreich zum<br />
zweiten Mal zu einem zweiten Wahlgang<br />
und einer Stichwahl bei einer Bundespräsidentenwahl<br />
kommen. �<br />
©: ÖVP / Jakob Glaser<br />
9
Aktuell<br />
wahlen 2.0 in österreich:<br />
e-Voting bei den öh-wahlen 2009<br />
Zu einer globalisierten Gesellschaft gehören ebenso moderne Wahlformen, auch wenn diese<br />
vom Status quo abweichen. Robert Krimmer, Daniel Botz<br />
sterreich hat diesen mutigen Schritt<br />
Ö in Richtung Modernisierung der<br />
Stimmabgabe auf elektronischem Wege<br />
im Zuge der Wahlen zur Österreichischen<br />
Hochschülerschaft beschritten und reiht<br />
sich in die Liste der Innovatoren ein.<br />
„e-cht von überall. e-cht zu jeder Zeit“, lautete<br />
ein Slogan der Awarenesskampagne<br />
zur Wahl der Österreichischen Hochschülerschaft<br />
(ÖH), die vom 18. bis 22. Mai auf<br />
elektronischem Wege stattfand. Damit<br />
reiht sich nun auch Österreich in die Gruppe<br />
der europäischen Pionier-Länder mit<br />
rechtsgültiger elektronischer Stimmabgabe<br />
(Estland, Schweiz, Großbritannien, Niederlande<br />
und Frankreich) ein.<br />
Im Vorfeld der Wahl gab es zwischen 23.<br />
und 30. April für potenzielle E-Voting-Wähler<br />
die Möglichkeit, auf der Website online<br />
die Wahlberechtigung zu überprüfen und<br />
so sicherzustellen, dass man korrekt im<br />
Wählerverzeichnis der jeweiligen Universität<br />
eingetragen war. Bei einer fehlerhaften<br />
Eintragung konnte dagegen Berufung<br />
eingelegt werden.<br />
Der Wahlprozess selbst lief folgendermaßen<br />
ab. Der Wähler besuchte im Zeitraum<br />
18. Mai, 8 Uhr, durchgehend bis 22. Mai<br />
2009, 18 Uhr, die Seite der ÖH-Wahl<br />
(www.oeh-wahl.gv.at) und konnte sich für<br />
eine der beiden Möglichkeiten zur Authentifizierung<br />
mittels Bürgerkarte entscheiden.<br />
Entweder mittels der auf seinem<br />
Computer lokal installierten Bürgerkartensoftware<br />
oder über eine neu eingeführte<br />
Möglichkeit der „Online-Bürgerkartenumgebung“.<br />
Letztere hat den Vorteil, dass<br />
keine Software installiert werden muss.<br />
So konnten Österreichs Studenten bei der diesjährigen ÖH-Wahl erstmals wählen: Der Prozess des<br />
E-Votings wird in dieser schematischen Darstellung anschaulich erklärt.<br />
Die Stimme wurde abgegeben und mittels<br />
digitaler, qualifizierter Signatur bestätigt,<br />
an die Wahlkommission verschlüsselt<br />
übermittelt und bis zur Auszählung auf<br />
einem Hochsicherheitsserver im Bundesrechenzentrum<br />
(BRZ) verwahrt.<br />
Im Zuge der öffentlich stattfindenden Auszählung<br />
am 28. Mai in den gesicherten<br />
Räumlichkeiten des BRZ wurden dann unter<br />
Beigabe der vier Schlüssel aller Wahlkommissionsmitglieder<br />
die Signaturen von<br />
den Stimmen getrennt. Anschließend wurden<br />
die Stimmen gemischt, um Rückschlüsse<br />
von der Reihenfolge der abgegebenen<br />
Stimme auf den Wähler unmöglich<br />
zu machen.<br />
Der Prozess wurde durch Beigabe der privaten<br />
Schlüssel der Wahlkommissionsmitglieder<br />
und dadurch der Beginn des eigentlichen<br />
Auszählprozesses gestartet.<br />
Das Ergebnis der Stimmenzählung wurde<br />
dann vom Bundesrechenzentrum an die<br />
jeweiligen Wahlkommissionen übermittelt<br />
und dort zur Ermittlung des Gesamtergebnisses<br />
herangezogen. In Summe wurden<br />
von 2.161 Wählerinnen und Wählern auf<br />
elektronischem Wege die Stimmen abgegeben,<br />
was in etwa einem Prozent der<br />
Stimmberechtigten und immerhin einem<br />
Anteil von vier Prozent unter allen teilgenommenen<br />
Studierenden entspricht.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass<br />
das System ohne technische Zwischenfälle<br />
funktioniert hat. Die Wahlbeteiligung<br />
war im Bereich des Erwarteten, die Aktion<br />
zur Verteilung der Bürgerkarten übertraf<br />
sogar alle Erwartungen (es wurden über<br />
14.000 Bürgerkarten aktiviert!). Dieses<br />
innovative Projekt ist in jedem Fall ein<br />
wichtiger Schritt in der Wahlgeschichte<br />
Österreichs gewesen und trägt zur Anpassung<br />
an Gegebenheiten einer modernen,<br />
globalen Gesellschaft bei. �<br />
10 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© E-Voting.CC
undesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten<br />
Personalausweise<br />
auch im Ausland<br />
Beantragung nun auch bei österreichischen Berufs-<br />
Vertretungsbehörden.<br />
sterreichische Personalausweise<br />
Ö können nun auch an österreichischen<br />
Botschaften und Berufsgeneralkonsulaten<br />
beantragt werden. Es ist für <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen<br />
aber auch weiterhin möglich,<br />
Personalausweise und Reisepässe in Österreich<br />
bei jeder Passbehörde zu beantragen.<br />
Der Personalausweis ist nicht nur ein<br />
Identitätsdokument (im gesamten Schengen-Raum),<br />
sondern auch ein Reisedokument<br />
für fast alle europäischen Länder.<br />
In der EU wohnhafte <strong>Auslandsösterreicher</strong>-<br />
Innen können Pass und Personalausweis<br />
bei jeder österreichischen Botschaft und<br />
jedem österreichischen Berufs-Generalkonsulat<br />
innerhalb der Europäischen Union<br />
– sowie in Österreich bei jeder Passbehörde<br />
– beantragen. <strong>Auslandsösterreicher</strong> mit<br />
Wohnsitz im Nicht-EU-Ausland können<br />
Pässe und Personalausweise außer bei<br />
ihrer zuständigen Vertretungsbehörde auch<br />
bei der/dem geographisch ihrem Wohnsitz<br />
nächstgelegenen Botschaft/Berufs-<br />
Generalkonsulat beantragen – auch wenn<br />
diese/s in einem anderen Staat ist – sowie<br />
in Österreich bei jeder Passbehörde. �<br />
www.aoe-ratgeber.at, www.help.gv.at<br />
➔ „Personalausweis“, „Reisepass“<br />
Auslands-e-Voting<br />
in theorie und Praxis<br />
Ergebnisse des internationalen Expertentreffens in Wien.<br />
ie elektronische Stimmabgabe bei<br />
D Wahlen, z. B. vom eigenen Computer<br />
per Internet, wird vor allem von AuslandsbürgerInnen<br />
gefordert. So auch vom AÖWB<br />
öffentlich bereits beim Österreich-Konvent<br />
am 16. Oktober und 15. Dezember 2003.<br />
Das österreichische Außenministerium hat<br />
am 18. und 19. Mai 2009 in Wien ein internationales<br />
ExpertInnen-Treffen zum E-Voting<br />
aus dem Ausland abgehalten. Erstmalig<br />
bei derartigen internationalen Treffen<br />
wurden neben Regierungen, internationalen<br />
Organisationen, WissenschafterInnen<br />
und Unternehmen auch VertreterInnen<br />
von AuslandsbürgerInnen-Dachorganisationen<br />
eingeladen. Für den AÖWB hat Präsident<br />
Gustav Chlestil teilgenommen.<br />
Die Schlussfolgerungen verweisen auf<br />
einige Beispiele des AuslandsbürgerInnen-<br />
E-Voting in Frankreich, Katalonien, den Niederlanden,<br />
Estland, der Schweiz, England,<br />
den USA und Australien sowie auf weitere<br />
Pläne. Generell könne I-Voting aus dem<br />
Ausland angesichts der Probleme beim<br />
Wählen im Ausland – z. B. unerfüllbare Fristen<br />
und Unsicherheit des Postweges – und<br />
der verbreiterten Umsetzung des Prinzips<br />
der allgemeinen Wahl zugestimmt werden,<br />
wenn alle Wahlprinzipien respektiert, E-Voting<br />
(nur) als zusätzliche Möglichkeit angeboten<br />
und die Europaratsempfehlungen zu<br />
E-Voting vollständig umgesetzt werden. �<br />
www.wahlinfo.aussenministerium.at<br />
➔ „e-voting workshop 2009“.<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Nach der EP- und ÖH-Wahl<br />
Gesandter<br />
Dr. Thomas<br />
Buchsbaum<br />
Leiter der <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen-<br />
Abteilung im BMeiA.<br />
Eben ist die zweite bundesweite Wahl mit<br />
dem erheblich verbesserten, d. h. vereinfachten<br />
Auslands-(Österreicher-)Wahlrecht<br />
zu Ende gegangen. Erste Ergebnisse bestätigen<br />
die schon bei der Nationalratswahl<br />
2008 aufgetretenen Trends: Die Zahl der<br />
an <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen ausgestellten<br />
Wahlkarten hat sich – gegenüber der<br />
letzten EP-Wahl 2004 – um fast ein Drittel<br />
erhöht (21.090). Gleichzeitig ist die Zahl<br />
der in die Wählerevidenzen eingetragenen<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen um ein Viertel<br />
gefallen (39.832). Aus welchen Gründen<br />
dieser Rückgang eingetreten ist, wird zu<br />
überlegen und nachzufragen sein, bevor<br />
gezielte „Gegenmaßnahmen“ überlegt werden<br />
können.<br />
Im Mai 2009 wurde auch das erste rechtsgültige<br />
E-Voting in Österreich durchgeführt:<br />
bei den Wahlen zu den Gremien der Österreichischen<br />
Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft<br />
(https://oeh-wahl.gv.at). Dessen<br />
Evaluierung wird auch dazu dienen,<br />
um aufbauend auf den Ergebnissen der<br />
interministeriellen Arbeitsgruppe zu E-Voting<br />
vom Herbst 2004 bewerten zu können,<br />
ob, wie und wann Internet-E-Voting für <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen<br />
denkbar und vorstellbar<br />
wäre.<br />
Schließlich hat die Gesetzesänderung zur<br />
Beantragung österreichischer Personalausweise<br />
auch an österreichischen Botschaften<br />
und Berufs-Generalkonsulaten<br />
eine langjährige Forderung von <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen<br />
und des Außenministeriums<br />
umgesetzt. Bisher konnten <strong>Auslandsösterreicher</strong>Innen<br />
Personalausweise nur<br />
im Inland beantragen – was auch weiterhin<br />
möglich ist. Auch wurde der Weg zur<br />
nächsten zuständigen Vertretungsbehörde<br />
gesetzlich verkürzt (siehe Beitrag auf dieser<br />
Seite).<br />
11
schwerpunkt-thema<br />
<strong>literatur</strong> in österreich<br />
Schulen, Universitätsseminare, Autorenlesungen, Fernsehen, Dichterlorbeer:<br />
Ein Spaziergang durch die „Szene“.<br />
V. l. n. r.: Wendelin Schmidt-Dengler, Friederike Mayröcker, Alfred Kolleritsch, Ernst Jandl.<br />
ie Literatur steht in Österreich nicht<br />
D zuoberst in den Wunschlisten des genussorientierten<br />
Lebensstils. Das Bücherlesen<br />
ist mehr Frauen- als Männersache<br />
und jedenfalls abhängig vom Bildungsgrad.<br />
Immerhin bestätigt die Konsumforschung<br />
seit Jahrzehnten den Trend zum<br />
„Zweitbuch“. Was aber immer noch heißt:<br />
Die Viel- und Nichtsleser halten einander<br />
die Waage. Laut einer vom Institut Fessel-<br />
Gfk jährlich veröffentlichten Lifestyle-Studie<br />
interessieren sich die Österreicher vor<br />
allem für das Reisen. Der Punktwert für<br />
Kunst und Kultur ist nur halb so groß.<br />
Der jüngste deutliche Anstoß zum Bücherlesen<br />
verdankte sich der Neugründung<br />
von Gymnasien in vielen österreichischen<br />
Bezirkshauptstädten in den 70er<br />
und 80er Jahren. Junge Deutschlehrerinnen<br />
und -lehrer brachten von den Universitäten<br />
ihre Begeisterung für neue österreichische<br />
Literatur mit. Auf den Leselisten<br />
der Maturanten wurden die Deutschen<br />
Heinrich Böll und Günter Grass, die<br />
Schweizer Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt<br />
von Ingeborg Bachmann, Thomas<br />
Bernhard, Peter Handke, Gert Jonke,<br />
Ernst Jandl und Friederike Mayröcker verdrängt.<br />
Ein absoluter Beststeller in Mädchenschulen<br />
wurde der Roman „Die Klosterschule“,<br />
in dem Barbara Frischmuth<br />
schon 1968 die Zwänge und Sehnsüchte<br />
in einem Internat am Traunsee beschrieben<br />
hat.<br />
Doch den Deutschlehrern wurden neue<br />
Bürden aufgeladen, denn die Schulen<br />
müssen ersetzen, was in den Elternhäusern<br />
versäumt wird. Im neuen Mix aus<br />
Medienkunde, Moraldebatten und lebenspraktischen<br />
Anleitungen („Wie schreibe<br />
ich eine Bewerbung“) bleiben kaum noch<br />
Zeit und Stimmung für ein Gedicht. Nur<br />
einzelne starke, sture Lehrer-Persönlichkeiten<br />
entzünden noch den Funken der<br />
Liebe zur Literatur in Kinderherzen. Zumal<br />
das Angebot kurzweiliger Ablenkung (Internet,<br />
iPod) jäh gestiegen ist. Nicht selten<br />
sagen Studenten: Mein Deutschlehrer hat<br />
Hans Haider<br />
mir die Literatur für immer ausgetrieben.<br />
Literatur erzwingt Zeit, drängt auf Vertiefung.<br />
Geben wir zu: Es gibt wesentlich<br />
kommodere Formen der Teilhabe an Kunst<br />
und Kultur. Zum Beispiel die Ausstellungs-<br />
Vernissage, in der man sich bei einem<br />
Rundgang in Minutenschnelle ein Bild machen<br />
kann. Das Theater mit seinen Zweibis-drei-Stunden-Portionen<br />
bringt seinen<br />
Autor leichter ins Gerede (und in die Medien)<br />
als dicke Romane. Thomas Bernhard,<br />
gestorben 1989, fand erst spät breiten<br />
Zuspruch – mit Theaterstücken wie<br />
„Vor dem Ruhestand“, „Der Theatermacher“,<br />
„Ritter Dene Voss“ und „Heldenplatz“;<br />
das war 20 Jahre nach dem Erscheinen<br />
seiner Hauptwerke als Erzähler,<br />
wie „Amras“, „Verstörung“ oder „Das<br />
Kalkwerk“. Auch dem heuer im Jänner verstorbenen<br />
Kärntner Sprachmeister Gert<br />
Jonke fielen in Wien die Herzen erst nach<br />
Uraufführungen im Volks- und Burgtheater<br />
zu – 20 Jahre nach seinen virtuosen Prosastücken<br />
wie „Die Vermehrung der<br />
Leuchttürme“, „Die Hinterhältigkeit der<br />
Windmaschinen“, „Schule der Geläufigkeit“<br />
oder „Der ferne Klang“.<br />
Fernsehen ein Förderer<br />
Das Fernsehen ist und bleibt mit seinen<br />
Spiel<strong>film</strong>en die weitaus mächtigste Verbreitungsmaschine<br />
dramatischer Literatur.<br />
Auch von großen österreichischen Romanen.<br />
Joseph Roths „Radetzkymarsch“,<br />
diese unsentimentale Huldigung der untergegangenen<br />
Monarchie, haben Michael<br />
Kehlmann und später Axel Corti ver<strong>film</strong>t.<br />
Das Romanfragment „Malina“ von Ingeborg<br />
Bachmann brachte Werner Schroeter<br />
auf die Bildschirme. Der 1988 jung verstorbene<br />
Experimental<strong>film</strong>er Ernst Schmidt jr.<br />
wagte sich an Doderers „Strudlhofstiege“.<br />
Franz Kafkas Romane „Der Prozess“ und<br />
„Das Schloss“ erreichten über die Kinoleinwand<br />
oder das Fernsehen weltweit mehr<br />
12 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© beigestellt
Menschen als zwischen zwei Buchdeckeln.<br />
Ein Welterfolg wurde Stefan Zweigs<br />
„Schachnovelle“ mit Curd Jürgens in der<br />
Hauptrolle.<br />
Mit Fernsehserien wie „Ein echter Wiener<br />
geht nicht unter“ und „Kaisermühlen Blues“<br />
(nach Drehbüchern von Ernst Hinterberger)<br />
eroberten sich humoristische Verzerrungen<br />
des Kleine-Leute-Milieus ein Millionenpublikum<br />
im ORF. Nach Helmut Qualtingers<br />
„Herrn Karl“ etablierte sich Hinterbergers<br />
„Mundl“ als neuer, freilich harmloserer<br />
Prototyp des Wiener Kleinbürgers.<br />
Seit Kabel und Satellit, seit dem Fall des<br />
ORF-Monopols 2001 und dem Beginn des<br />
Privatfernsehens in Österreich wurde der<br />
Anteil rotweißroter Kunstware im Viel-Kanal-Angebot<br />
dezimiert. Folgerichtig begann<br />
eine politische Debatte, ob der ORF<br />
mit seinen Zwangsgebühren zusätzlich zu<br />
seinen Werbeeinnahmen seinen gesetzlichen<br />
Kulturauftrag noch adäquat erfüllt.<br />
Anders als die öffentlich-rechtlichen Sender<br />
in Deutschland, Frankreich oder Italien<br />
hat der ORF im Fernsehen keine speziellen<br />
Büchersendungen im Programm.<br />
Der arme Poet<br />
Alle paar Jahre bekommt ein Schriftsteller<br />
neben Kritiker-Lob einen Spitzenplatz im<br />
Verkauf. Das gelang etwa Erich Hackl mit<br />
der 1989 erschienenen Erzählung „Abschied<br />
von Sidonie“ (über die Zigeunerverfolgung<br />
des NS-Regimes) und Robert<br />
Schneider mit seinem Roman „Schlafes<br />
Bruder“ (1992, in 24 Sprachen übersetzt).<br />
Daniel Kehlmann, geboren 1975, sprengte<br />
alle Limits mit seinem Roman „Die Vermessung<br />
der Welt“ (2005), von dem 1,4<br />
Millionen Exemplare allein in deutscher<br />
Sprache verkauft wurden und den die New<br />
York Times an zweiter Stelle der weltweit<br />
meistverkauften Bücher des Jahres 2006<br />
führte.<br />
Wird in einer Buchhandlung nach österreichischer<br />
Literatur gefragt, bieten sich hunderte<br />
zeitgenössische Autoren und tausende<br />
Titel an, angefangen mit der Nobelpreisgewinnerin<br />
Elfriede Jelinek bis zu regionalen<br />
Literaturzeitschriften wie „Podium“<br />
(Niederösterreich) oder „Sterz“ (Steiermark).<br />
Ebenso stehen alte und neue Klassiker<br />
zur Auswahl, von Arthur Schnitzler bis<br />
Heimito von Doderer, von Stefan Zweig bis<br />
Thomas Bernhard, von Josef Weinheber<br />
bis H. C. Artmann. Der Buchhändler, der zu<br />
raten und helfen weiß, ist am Verschwinden<br />
– verdrängt von angelerntem Regalbetreuungspersonal<br />
in neuen Outlets von Buchhandelsketten.<br />
In den Buchhandlungen bleibt viel Neues<br />
unverkauft. Was aus österreichischen<br />
Kleinverlagen kommt, hat kaum eine<br />
Chance. Die Etats der Bibliotheken erlauben<br />
keine großen Sprünge, also bleibt viel<br />
Neues ungekauft. Österreich wäre mit<br />
Bibliotheken, bis zur Pfarrbibliothek im<br />
kleinsten Dorf, gut versorgt. Aber ein<br />
Buch, von dem alle Welt spricht, sucht<br />
man nicht in der öffentlichen Bibliothek,<br />
sondern bestellt es via Internet. Die Leser<br />
bleiben aus, wo nicht laufend in Neuanschaffungen<br />
investiert wird – wie in Wiens<br />
städtischen Büchereien.<br />
Mit dem aus Serbien gebürtigen, als Student<br />
nach Wien verschleppten Milo Dor<br />
(1923–2005) als Speerspitze erkämpfte<br />
die „Interessengemeinschaft österreichischer<br />
Autoren“ zahlreiche Verbesserungen<br />
ihrer Einkünfte und Altersversorgung.<br />
Nur vielleicht 50 Schreibende erreichen<br />
das Monatseinkommen eines mittleren<br />
Angestellten. Stipendien und Preise<br />
sind punktuelle Hilfen, die Hörspielabteilungen<br />
des Radios vergeben weit mehr<br />
Aufträge als das Fernsehen mit seinem<br />
Quotendruck. Die Honorare für Lesungen<br />
vor Publikum – für die selten ein Eintrittsgeld<br />
verlangt wird – wurden längst ein<br />
wichtiger Bestandteil der Autoreneinkommen,<br />
denn von durchschnittlichen Neuerscheinungen<br />
werden selten mehr als<br />
2.000 Stück verkauft.<br />
Der Kärntner Lyriker, Dramatiker, Erzähler und<br />
Hörspielautor Gert Jonke verstarb im Jänner.<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
© Jung und Jung Verlag/Ingrid Ahrer<br />
schwerpunkt-thema<br />
Literaturhäuser<br />
Österreich ist mit einem Netz von „Literaturhäusern“<br />
überzogen. Das erste wurde<br />
1962 von Wolfgang Kraus im Auftrag des<br />
damaligen Unterrichtsministers Heinrich<br />
Drimmel gegründet: die „Österreichische<br />
Gesellschaft für Literatur“ im Palais Wilczek<br />
in der Wiener Herrengasse. 1975<br />
folgte die Stadt Wien mit ihrem „Literarischen<br />
Quartier“ in der Alten Schmiede in<br />
der Schönlaterngasse. 1991 bekam die<br />
Standesvertretung der Schriftsteller (IG<br />
AutorInnen) von der Regierung ein Literaturhaus<br />
in der Wiener Seidengasse.<br />
In Graz hatten sich junge Künstler schon<br />
1959 ihr „Forum Stadtpark“ gegründet –<br />
mit Alfred Kolleritsch als literarischem<br />
Herbergsvater und Herausgeber der bis<br />
heute maßgeblichen österreichischen Literaturzeitschrift<br />
„manuskripte“. Dazu gibt es<br />
ein kommunales Literaturhaus und ein Dokumentationsarchiv<br />
mit dem Namen des<br />
steirischen Erzählers Franz Nabl (seinen<br />
Roman „Die Ortliebschen Frauen“ ver<strong>film</strong>te<br />
Luc Bondy). Klagenfurt hat sein Musil-<br />
Haus, das an die Universitätsgermanistik<br />
angekoppelt ist. Das Literaturhaus Mattersburg<br />
wurde von der Landesregierung<br />
eingerichtet, das „Unabhänge Literaturhaus<br />
Niederösterreich“ in Krems von<br />
einem Schriftstellerverein. Linz hat sein<br />
„Stifter-Haus“, Salzburg hat sein „Trakl-<br />
Haus“, Innsbruck sein „Brenner-Archiv“ an<br />
der Universität, das neuerdings als „Literaturhaus<br />
am Inn“ ausgeschildert ist. Vorarlbergs<br />
literarische Adresse wurde nach<br />
dem Lehrer und Schriftsteller Franz<br />
Michael Felder (1840–1880) benannt und<br />
ist Teil der Landesbibliothek.<br />
© Alte Schmiede<br />
Literarisches Quartier im Kunstverein Wien<br />
Alte Schmiede in der Schönlaterngasse.<br />
13
schwerpunkt-thema<br />
Felder, Musil, Nabl, Stifter, Trakl sowie<br />
weitere große Schriftstellernamen wurden<br />
zu Paten für Literaturpreise erkoren und<br />
damit postum geehrt.<br />
Begehrte Auszeichnungen<br />
In der Konkurrenz um die Mediengunst<br />
führt mit weitem Abstand der Ingeborg-<br />
Bachmann-Preis der Stadt Klagenfurt, der<br />
gemeinsam mit dem ORF in dessen Landesstudio<br />
veranstaltet wird. Ende Juni jedes<br />
Jahres (seit 1977) präsentieren dort<br />
Autorinnen und Autoren aus dem ganzen<br />
deutschen Sprachraum unveröffentlichte<br />
Texte vor einer ebenso internationalen<br />
Jury. Der deutsche Literatur-„Papst“ Marcel<br />
Reich-Ranicki stand lange an der Spitze<br />
dieses Wettlesens, dem er ein Motto<br />
vorgab: „Es wird wieder erzählt.“<br />
Die Österreichische Industrie vergibt jährlich<br />
einen Anton-Wildgans-Preis. Thomas<br />
Bernhard war einer der Gewinner. Die<br />
Kunstförderungsabteilung der Bundesregierung<br />
finanziert einen Erich-Fried-Preis,<br />
einen Ernst-Jandl-Preis für Lyrik, einen<br />
Manès-Sperber-Preis sowie einen Reinhard-Priessnitz-Preis<br />
für experimentelle<br />
Schreibformen. Die Stadt Wien ehrt Lyriker<br />
mit einem H. C. Artmann-Preis. Das<br />
Land Oberösterreich hat seinen Adalbert-<br />
Stifter-Preis, Salzburg seinen Trakl-Preis,<br />
die Steiermark ihren Elias-Canetti-Preis,<br />
Graz seinen Nabl-Preis und Klosterneu-<br />
© beigestellt<br />
Gert Jonke, 1979: Im gleichen Jahr erschien<br />
„Der ferne Klang“ im Residenz Verlag.<br />
burg seinen Kafka-Preis. Die meisten dieser<br />
Ehrungen finden mit den üblichen<br />
Festredner-Ritualen statt. Zu den Preisfeiern<br />
im Namen Frieds und Jandls aber werden<br />
mehrtägige Treffen von Dichtern und<br />
Interpreten veranstaltet, in Wien beziehungsweise<br />
Neuberg an der Mürz. Ebenfalls<br />
ins Gebirge wie die Jandl-Tage lädt<br />
der ORF Salzburg nach Rauris zu alljährlichen<br />
Literaturtagen und zum Rauriser<br />
Literaturpreis. Den weitaus prestigeträchtigsten<br />
Literaturlorbeer vergibt die Deutsche<br />
Akademie für Sprache und Dichtung<br />
in Darmstadt, der auch angesehene österreichische<br />
Autoren angehören: den Georg-Büchner-Preis.<br />
Gewinner waren seit<br />
1970: Thomas Bernhard, Elias Canetti,<br />
Peter Handke, Manès Sperber, Ernst<br />
Jandl, Erich Fried, Albert Drach, H. C. Artmann,<br />
Elfriede Jelinek, Friederike Mayröcker,<br />
Josef Winkler und – heuer – der Salzburger<br />
Erzähler Walter Kappacher.<br />
Der österreichische Weg<br />
An den Berühmtheiten lässt sich leichter<br />
darstellen, dass Österreichs Literatur eigene<br />
Wege geht, denn keines der Lebenswerke<br />
dieser Büchnerpreisträger wäre im<br />
deutschen oder schweizerischen kulturellen<br />
Milieu vorstellbar. Mit gebotener Unschärfe<br />
lässt sich sagen: „Österreichisch“<br />
ist die unverstellte oder ironisch gebrochene<br />
Radikalität und die skeptisch mitgeschriebene<br />
Reflexion über die Sprache,<br />
Wirklichkeitserfahrung und Historie, es ist<br />
der Umgang mit dem Material Sprache wie<br />
mit Musik. Kleinmütige Leser regen sich<br />
über „Österreich-Beschimpfungen“ auf<br />
und verbannen Thomas Bernhard oder<br />
Elfriede Jelinek aus dem Bücherschrank.<br />
Auf die Frage „Gibt es eine österreichische<br />
Literatur?“ antwortete der Lyriker und Erzähler<br />
Julian Schutting mit einem verhaltenen<br />
Ja. Neben der Lyrik sei die psychologische<br />
Erzählung „eine unserer Stärken“,<br />
sagt Schutting. Und die Schwächen? „Das<br />
Selbstverliebte, die Verspieltheit, manch<br />
ästhetisch fauler Zauber, etwa pseudopoetische<br />
Arrangements aus heruntergekommenem<br />
Surrealismus; die Frivolität,<br />
mit der man mit Todernstem Scherz treibt;<br />
die oft angemaßte Ironie; der Zug ins<br />
Feuilletonistische, die vor Selbstkoketterie<br />
penetrante Verwendung von Austriazis-<br />
men, auch die Virtuosität mit wenig Substanz,<br />
ja und die Wichtigmacherei mit Wittgenstein,<br />
den dort, wo es ernst wird, kaum<br />
einer von uns lesen kann.“<br />
Österreichische Literatur will nicht nur in<br />
ihrer Heimat gehört werden. Sie könnte<br />
hundert Millionen deutschsprechende Leser<br />
erreichen. Aber schon Karl Kraus<br />
meinte, dass sich Deutschland und Österreich<br />
durch nichts so unterscheiden wie<br />
die gemeinsame Sprache. Bei der Suche<br />
nach dem Österreichischen in der Literatur<br />
marschiert die Wissenschaft, Spezialfach<br />
Neugermanistik, Hand in Hand mit der Literaturkritik.<br />
In den ersten Nachkriegsjahrzehnten<br />
war die Idealisierung alles speziell<br />
Österreichischen verständliches und notwendiges<br />
Patriotenwerk.<br />
Österreichisches Deutsch<br />
Hans Weigel (1908–1991) hat im Exil in<br />
Basel die nationalsozialistische Menschenjagd<br />
und die Auslöschung Österreichs<br />
auf der politischen Landkarte überlebt.<br />
Kein anderer hat so beharrlich und<br />
charmant den Ungetreuen unter den<br />
Landsleuten ihr Österreich wieder beigebracht<br />
wie Weigel in seiner skeptischen<br />
Verklärung „Das tausendjährige Kind“<br />
(1965). Dabei war Weigel – wir verdanken<br />
ihm eine Nestroy-Renaissance und eine<br />
Übertragung der Molière-Lustspiele – kein<br />
rotweißroter Chauvinist. Das beweisen<br />
seine Bücher „Das Land der Deutschen<br />
mit der Seele suchend“ und „Lernt dieses<br />
Volk der Hirten kennen“.<br />
Der 1984 mit 40 verstorbene radikale<br />
Dichter Reinhard Priessnitz, ein Kleinschreiber,<br />
ätzte über die rückwärtsgewandten<br />
Selbstbespiegelungen: „die jeweils<br />
unbewältigte gegenwart führte zu<br />
einer glorifizierung des nicht-mehr-vorhandenen;<br />
der eskapismus aus der zeit mündete<br />
in repräsentationsproblemen, hohlem<br />
pathos und in jedem falle in informationsbeschränkung<br />
über alles als subversiv<br />
verdächtigte.“ Die damals üblichen Verdächtigen<br />
setzten sich mit Kämpfen und<br />
Krämpfen als neue Avantgarde durch: die<br />
„Wiener Gruppe“ (H. C. Artmann, Konrad<br />
Bayer, Gerhard Rühm, Friedrich Achleitner),<br />
Thomas Bernhard, Ernst Jandl, Friederike<br />
Mayröcker und bald auch die zehn<br />
Jahre Jüngeren – Peter Handke, Wolfgang<br />
14 www.weltbund.at ROTWEISSROT
Bauer, Barbara Frischmuth, Gert Jonke,<br />
Peter Turrini, Gerhard Roth. Den heute<br />
Jungen steht keine engherzige Kulturverwaltung<br />
wie in den Wiederaufbaujahren<br />
entgegen, nein, die „Kulturschaffenden“<br />
(so das unhübsche Wort, das ihre Funktionäre<br />
im Mund führen) werden freundlich,<br />
wenn auch nicht reichlich aus der Subventionsgießkanne<br />
bedacht. Sie leiden<br />
mehr an der Interesselosigkeit als unter<br />
ihren materiellen Sorgen. Denn in den<br />
70er, 80er Jahren war das neue Buch<br />
eines bekannteren österreichischen Autors<br />
noch Gesprächsrepertoire bei bürgerlichen<br />
Abendessen. Das Reden über Literatur<br />
hat sich in die Universitätsseminare<br />
und ins Kulturradioprogramm Ö1 zurückgezogen.<br />
Der österreichische Tonfall im Sprechen<br />
verflüchtigt sich mit der Zunahme deutscher<br />
Kanäle im TV-Kabelnetz. Als Österreich<br />
1995 in die Europäische Union aufgenommen<br />
wurde, bekam die österreichische<br />
Sprache im Protokoll Nr. 10 ihre<br />
Eigenheit bestätigt. 23 Begriffe, von Beiried<br />
(Roastbeef) bis Weichseln (Sauerkirschen),<br />
wurden als Beispiele ausdrücklich<br />
„Mein Vaterland ist Österreich.<br />
Meine Muttersprache ist Deutsch.“<br />
Ernst Jandl<br />
festgeschrieben. Und selbstverständlich<br />
„Obers“ statt Sahne. Über die „Sahnefront“,<br />
an der in Touristenparadiesen wie<br />
Kitzbühel oder Salzburg das Obers in die<br />
Speisekarten verordnet wird, machte sich<br />
schon 1985 Michael Scharang in einem<br />
Gedicht lustig: „Ist / wie Sie reden /<br />
deutsch? / Wir jedenfalls / reden anders. /<br />
Statt Erdäpfel pflegen Schlagobers / wir zu<br />
sagen / statt Karotten / Paradeiser nämlich“.<br />
Ernst Jandl (1925–2000) hat dieses<br />
Selbstverständnis auf den Punkt gebracht:<br />
„Mein Vaterland ist Österreich. Meine Muttersprache<br />
ist Deutsch.“<br />
Orientierungspunkte<br />
Inzwischen schlägt das Pendel in die andere<br />
Richtung aus. 2004 kam aus der Literaturszene<br />
(Marlene Streeruwitz, Robert<br />
Schindel, Peter Henisch, Christian Ide<br />
Hintze) die Forderung, dass die in der Verfassung<br />
verankerte Formulierung „Die<br />
Staatssprache ist Deutsch“ ersetzt wird<br />
durch „Die Staatssprache ist Österreichisch<br />
in einem europäischen Kontext“<br />
oder „Die Staatssprache ist Österreichisches<br />
Deutsch ...“ oder „die Staatssprachen<br />
Deutsch und Österreichisch“.<br />
Alle Aktionen zur Bewahrung österreichischer<br />
Sprachbesonderheiten können<br />
nur von Randgruppen kommen.<br />
Für die Sprache im Land Österreich haben<br />
sich kleingeistige Schulinspektoren zuständig<br />
gemacht. Eine Institution mit dem<br />
Ansehen einer Académie française (Paris)<br />
oder einer Accademia della crusca<br />
(Florenz) fehlt – obwohl an der Gründung<br />
der Österreichischen Akademie der<br />
Wissenschaften auch Franz Grillparzer<br />
beteiligt war.<br />
Das Wesen, die differentia specifica der<br />
österreichischen Literatur, wird unentwegt<br />
in Seminaren und Symposien durchgekaut.<br />
Als sich Elias Canetti (geboren 1905<br />
als türkischer Staatsbürger in Bulgarien,<br />
gestorben 1994 als Engländer in der<br />
Schweiz) im Jahr 1981 für den Nobelpreis<br />
bedankte, nannte er das Viergestirn Karl<br />
Kraus, Franz Kafka, Robert Musil und Hermann<br />
Broch als Orientierungspunkte und<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
© beigestellt<br />
Friederike Mayröcker und Ernst Jandl in Deinzendorf, Niederösterreich.<br />
schwerpunkt-thema<br />
man verstand das als Bekenntnis zur österreichischen<br />
Literatur. 2004 schickte<br />
Elfriede Jelinek nur ein Video zur Nobelpreisfeier<br />
nach Stockholm. Ihre Selbstdarstellung<br />
macht bange: „Wenn man im Abseits<br />
steht, muß man immer bereit sein,<br />
noch ein Stück und noch ein Stück zur Seite<br />
zu springen, ins Nichts, das gleich neben<br />
dem Abseits liegt.“ Über die Sprache<br />
sagte sie, sie sei deren „Gefangene“. Ist<br />
die ganze Literatur in Österreich gefangen<br />
im Abseits? Nein. Doch im Zentrum der<br />
Teilhabe an der Kultur steht sie nicht. �<br />
Zur Person<br />
Prof. Dr. Hans Haider<br />
ist Theater- und Literaturkritiker,langjähriger<br />
Leiter des<br />
Kulturressorts der Tageszeitung<br />
„Die Presse“,<br />
seit 2008 freier<br />
Publizist („Wiener Zeitung“). Herausgeber<br />
zahlreicher Bücher, u. a. von H. C. Artmann,<br />
Barbara Frischmuth, Norbert C.<br />
Kaser und der Autobiographie des Kunst-<br />
sammlers Serge Sabarsky. Geb. 1946 in<br />
Innsbruck, seit 1965 in Wien.<br />
15
schwerpunkt-thema<br />
der österreichische <strong>film</strong><br />
Ein Scheinwerfer auf die lange Geschichte – über die Ursprünge und die Renaissance der<br />
internationalen Filmszene sowie ihre berühmten und wichtigsten Protagonisten.<br />
© Aichholzer Film<br />
And the oscar goes to … Stefan Ruzowitzky, für den besten fremdsprachigen Film „Die Fälscher“.<br />
ie ersten Filmenthusiasten der Welt<br />
Dstammten aus der österreichisch-ungarischen<br />
Monarchie. Im ersten Jahrzehnt<br />
des 20. Jahrhunderts gab es praktisch<br />
keine „österreichische“ Filmszene in Wien.<br />
Dieser Umstand unterstützte die multikulturelle<br />
Popularität eines breiten Angebots<br />
früher Filmwerke, die in Wanderkinos im<br />
gesamten Kaiserreich zu sehen waren.<br />
Das Kino Erika wurde 1900 oder 1909 im<br />
siebten Bezirk in Wien eröffnet (hierzu<br />
gibt es widersprüchliche Aufzeichnungen).<br />
Es war der älteste Kinosaal der Welt, bis<br />
zu seiner Schließung im Jahr 1999. Bereits<br />
im zweiten Jahr des Ersten Weltkriegs<br />
gab es in Wien über 150 Kinos. In<br />
den Landeshauptstädten entwickelten<br />
sich die Kinozelte immer mehr zu Kinosälen<br />
und das Edison-Kino in Graz übertrumpfte<br />
sogar die Konkurrenz in Wien mit<br />
einer der größten Filmleinwände in ganz<br />
Europa.<br />
Obwohl man in Wien eher <strong>film</strong>ische Operetten<br />
vermuten würde, waren die ersten<br />
Stumm<strong>film</strong>e mehrheitlich sozialkritische<br />
Melodramen und stammten von einem der<br />
ersten weiblichen Pioniere des Kinos:<br />
Louise Veltée-Kolm. Mit ihren beiden Männern,<br />
Anton Kolm und Jakob Fleck, war sie<br />
gleichzeitig Autorin, Produzentin, Regisseurin<br />
und auch für den Filmschnitt verantwortlich<br />
und gründete 1910 in Wien das<br />
erste Filmstudio. Während des Ersten<br />
Weltkrieges spezialisierte sich das Veltée-<br />
Kolm-Studio auf patriotische Melodramen<br />
wie „Mit Herz und Hand fürs Vaterland“<br />
(1915). Die Musik für diesen Film kam von<br />
Operettenkomponist Franz Lehár und die<br />
Hauptrolle war mit Liane Haid besetzt, Österreichs<br />
erstem Filmstar. Louise Veltée-<br />
Kolms Konkurrent, Sascha Graf Kolowrat,<br />
konzentrierte sich auf Kriegsberichterstattung.<br />
Bereits 1916 hatte er mit dem<br />
„Sascha-Kriegswochenbericht“ ein Mono-<br />
Robert Dassanowsky<br />
pol auf diese Art der Wochenschau-Produktion.<br />
Nach dem Krieg und mit der<br />
Gründung der ersten österreichischen Republik<br />
begann Kolowrat mit seiner Produktionsfirma<br />
„Sascha Film“ österreichische<br />
Nachkriegs<strong>film</strong>e erfolgreich für ein breites<br />
Publikum zu produzieren. Von diesem<br />
Erfolg motiviert, drehten ungarische Regisseure<br />
wie Mihály Kertesz (später als<br />
Michael Curtiz auch in Hollywood erfolgreich)<br />
und Sandor Korda (der spätere britische<br />
Produzent Sir Alexander Korda)<br />
biblische Monumental<strong>film</strong>e für die Kolowrat-<br />
und Veltée-Studios, darunter auch<br />
„Sodom und Gomorrha“ (1922), „Samson<br />
und Delila“ (1922) und „Die Sklavenkönigin“<br />
(1924). Für diese Filme waren nicht<br />
nur extrem viele Statisten notwendig, sondern<br />
auch enorm viele Kameramänner.<br />
Dieser massive Personalaufwand für eine<br />
monumentale Stumm<strong>film</strong>produktion in<br />
Wien war nur aufgrund der Inflation und<br />
der Arbeitslosigkeit zur Zeit der ersten Republik<br />
möglich, ganz im Gegensatz zur<br />
damals bereits florierenden Filmindustrie<br />
in Hollywood. Kolowrat beschäftigte Handwerker<br />
für seine Kulissen, Techniker,<br />
Tischler, Schlosser, Requisiteure und Pyrotechniker.<br />
Er baute Werkstätten, in denen<br />
hunderte Männer und Frauen an Kostümen,<br />
Perücken, Bärten, Sandalen,<br />
Schmuck, Flaggen, Bannern und diversen<br />
Ausrüstungen arbeiteten. Tausende Arbeitslose<br />
und deren Kinder wurden täglich<br />
für ihre Arbeit an Filmen bezahlt. Kolowrat<br />
nutzte auch den Großteil der in Wien ansässigen<br />
Filmteams, von Kameramännern<br />
über Friseure und Visagisten bis zu<br />
Schneidern, außerdem deren Assistenten.<br />
Beeinflusst von den großen Hollywood-<br />
Produktionen eines D. W. Griffith konnten<br />
sich diese <strong>film</strong>ischen Meilensteine von<br />
Kertesz und Korda schließlich auch mit<br />
den Großproduktionen von Cecil B. De-<br />
Mille am internationalen Markt messen.<br />
16 www.weltbund.at ROTWEISSROT
Biographische Dramen mit Figuren aus<br />
der österreichischen Kaiserzeit sorgten für<br />
Unterhaltung in dieser neuen Republik, die<br />
noch auf der Suche nach ihrer eigenen<br />
Identität war. Die beliebteste Epoche für<br />
Drehbücher war das Biedermeier (1815–<br />
1848).<br />
Hauptthema der Produktionen des<br />
Wiener Films der 30er Jahre ist<br />
die Liebe, die zugunsten der Kunst<br />
geopfert wird.<br />
Diese Epoche stand in starkem Gegensatz<br />
zur damaligen politischen und wirtschaftlichen<br />
Krise – mit seiner Darstellung<br />
eines stabilen und geordneten Altösterreich<br />
und seiner beeindruckenden Mischung<br />
aus Helden und Legenden des 19.<br />
Jahrhunderts: „Der Graf von Cagliostro“<br />
(1920), „Beethoven“ (1927), „Ein Walzer<br />
von Strauss“ (1925) und „Vater Radetzky“<br />
(1929). Einer der größten und letzten europäischen<br />
Stumm<strong>film</strong>e war Robert Wienes<br />
Ver<strong>film</strong>ung des „Rosenkavalier“ (1925),<br />
der Oper von Richard Strauss und Hugo<br />
von Hofmannsthal. Genauso wichtig war<br />
zu dieser Zeit auch die Entwicklung des<br />
zeitgenössischen österreichischen Melodramas.<br />
H. K. Breslauers Ver<strong>film</strong>ung von<br />
Hugo Bettauers fast schon prophetischem<br />
Roman über den Antisemitismus „Die<br />
Stadt ohne Juden“ (1924) war einer der<br />
umstrittensten Filme dieser Zeit. Nicht weniger<br />
umstritten war auch Gustav Ucickys<br />
Darstellung von Kriminalität und Begierde<br />
in dem Film „Café Elektric“ (1927). Für diesen<br />
Film entdeckte Sascha Kolowrat zwei<br />
große Talente: Willi Forst und Marlene<br />
Dietrich.<br />
Neues Genre: Musik<strong>film</strong><br />
Mit der Erfindung des Ton<strong>film</strong>s waren Orchester<br />
zur musikalischen Begleitung der<br />
Filme nicht mehr notwendig. Stattdessen<br />
wurde die Musik direkt in den Film und die<br />
Handlung integriert, wodurch der Musik<strong>film</strong><br />
als neues Genre entstand. Mit diesem<br />
Genre wurden Opern- und Operettensänger<br />
zu Stars, wie zum Beispiel Jarmila<br />
Novotna, Maria Jeritza, Joseph Schmidt,<br />
Adele Kern, Leo Slezak, Jan Kiepura und<br />
Marta Eggerth. Filme wie Wilhelm Thieles<br />
„Großfürstin Alexandra“ (1933) mit Musik<br />
von Franz Lehár und Paul Fejos „Frühlingsstimmen“<br />
(1933) unter der musikalischen<br />
Leitung von Oskar Straus sind<br />
eindrucksvolle Beispiele für dieses Genre.<br />
Die Wirtschaftskrise und die Arbeitslosigkeit<br />
der Ersten Republik spiegelte sich<br />
auch in den Filmen dieser Zeit wider – sowohl<br />
in den sozialkritischen Volks<strong>film</strong>en<br />
als auch in der einzigartigen Mischung aus<br />
Science-Fiction und Parteipolitik im sozialdemokratischen<br />
Film „Die vom 17er Haus“<br />
(1932). Buch und Regie des Films verantwortete<br />
Artur Berger, der in diesem Film<br />
Wien im Jahr 2032 darstellt, mit spektakulären<br />
Kulissen (der Stephansdom versinkt<br />
zwischen Wolkenkratzern im Bauhaus-<br />
Stil), futuristischen Kostümen und mit<br />
Computermonitoren vergleichbaren Maschinen.<br />
Auch wenn Berger eindeutig von<br />
Fritz Langs „Metropolis“ inspiriert wurde,<br />
ist seine Zukunftsvision bodenständiger,<br />
hat eine klarere Handlung und ist wesentlich<br />
politischer.<br />
Wiener Film prägt Nachkriegszeit<br />
In den frühen 30er Jahren entstand ein<br />
neues Genre, das den österreichischen<br />
Film auch international bis in die 50er Jahre<br />
prägen sollte: der Wiener Film. Schauspieler<br />
Willi Forst und Autor Walter Reisch<br />
waren hauptverantwortlich für dieses Genre.<br />
Forsts Regie-Debüt, der Franz-Schubert-Film<br />
„Leise flehen meine Lieder“<br />
(1933) mit Hans Jaray, war so erfolgreich,<br />
dass er 1934 in einer britischen Version<br />
mit dem Titel „The Unfinished Symphony“<br />
wiederver<strong>film</strong>t wurde (unter der Regie von<br />
Forst und Anthony Asquith). Das Thema<br />
des Films ist die Liebe, die zugunsten der<br />
Kunst geopfert wird. Die opulente und geschichtsreiche<br />
Szenerie Wiens, die Musik<br />
und die schauspielerischen Darbietungen<br />
wurden zum Standard für dieses Genre.<br />
„Maskerade“ (1934), Forsts darauffolgender<br />
Wiener Film mit Reisch, etablierte<br />
dessen Ruf als anerkannter Regisseur<br />
und machte die junge Schauspielerin Paula<br />
Wessely über Nacht zum Star. „Maskerade“<br />
wurde bei den Filmfestspielen in<br />
Venedig für das beste Drehbuch ausgezeichnet<br />
und war auch international so<br />
erfolgreich, dass sich Hollywood an dieser<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
schwerpunkt-thema<br />
Geschichte für eine Wiederver<strong>film</strong>ung mit<br />
dem Titel „Escapade“ (1935) bediente.<br />
Diese Wiederver<strong>film</strong>ung war jedoch weitaus<br />
weniger erfolgreich.<br />
Mit Hitlers Machtergreifung in Deutschland<br />
im Jahr 1933 begannen die Nationalsozialisten<br />
die österreichische Filmindustrie zu<br />
unterwandern. Deutschlands Position als<br />
wichtigster Exportmarkt für Österreich,<br />
Filmstars, die in beiden Ländern bekannt<br />
waren, und die finanzielle Beteiligung<br />
Deutschlands an österreichischen Produktionen<br />
übten einen verheerenden<br />
Druck auf die österreichische Filmindustrie<br />
aus. Die österreichisch-tschechische<br />
Koproduktion „Ekstase – Symphonie der<br />
Liebe“ unter der Regie von Gustav Machaty<br />
sorgte in diesem Jahr für internationale<br />
Schlagzeilen. Zwar wurden der experimentelle<br />
Stil und die symbolische Handlung<br />
positiv erwähnt, aber die wahre<br />
Sensation waren die Nacktszenen der<br />
jungen österreichischen Schauspielerin<br />
Hedwig Kiesler, die später unter dem<br />
Namen Hedy Lamarr auch in Hollywood<br />
bekannt wurde.<br />
Die großen österreichischen Filmstudios<br />
wurden gezwungen, in ihren Filmen die<br />
deutschen Rassengesetze zu berücksichtigen,<br />
damit diese Filme auch weiterhin<br />
nach Deutschland exportiert werden konnten.<br />
Dadurch entstand nach 1933 eine<br />
Made in Austria: „Sodom und Gomorrha. Die<br />
Legende von Sünde und Strafe“, 1922.<br />
© Public Domain<br />
17
schwerpunkt-thema<br />
Willi Forst (li.) und Billy Wilder in Wien, 1957.<br />
zweite österreichische Filmindustrie, der<br />
unabhängige „Emigranten<strong>film</strong>“. Diese<br />
Filme wurden von deutsch-jüdischen<br />
Emigranten mit österreichischen Schauspielern<br />
und Filmteams produziert und<br />
wurden daher vom deutschen Publikum<br />
nicht akzeptiert. Zu diesen internationalen<br />
Koproduktionen (mit Ungarn, der damaligen<br />
Tschechoslowakei, Holland und<br />
Schweden) gehörten unter anderem auch<br />
die progressivsten Komödien dieser Zeit.<br />
Die bekanntesten Schauspieler dieser<br />
Filme waren Hans Jaray, Szöke Szakall,<br />
Rosy Barsony, Otto Wallburg und vor allem<br />
Franziska Gaal. Im Film „Peter“ (1934) verkleidete<br />
sie sich als Junge, um die Armut<br />
zu überleben – dieser Film wurde 1935 als<br />
beste Komödie beim internationalen Moskauer<br />
Filmfestival ausgezeichnet. Im Film<br />
„Katharina, die Letzte“ (1936) spielte sie<br />
die verliebte Küchenhilfe. Ihre Darstellung<br />
einer allein erziehenden Mutter in dem<br />
Film „Kleine Mutti“ (1935) fand internationale<br />
Bewunderung und führte dazu, dass<br />
der Drehbuchautor Felix Joachimson (der<br />
nach dem Anschluss unter dem Namen<br />
Felix Jackson nach Hollywood auswanderte)<br />
das Drehbuch gleich zweimal wiederverwendete:<br />
1939 für den Film „Bachelor<br />
Mother“ mit Ginger Rogers und 1956<br />
für „Bundle Of Joy“ mit Debbie Reynolds.<br />
Einer der wenigen katholisch gefärbten<br />
Unterhaltungs<strong>film</strong>e, die während der Zeit<br />
des autoritären katholischen Ständestaats<br />
von Dollfuß und Schuschnigg produziert<br />
wurden, war „Singende Jugend“ (1936).<br />
Regie führte Max Neufeld, Österreichs aktivster<br />
Regisseur der 30er Jahre. Der Film<br />
war in Frankreich, England und der Tschechoslowakei<br />
sehr erfolgreich und wurde<br />
dort 1936 auch als bester ausländischer<br />
© Public Domain<br />
Louise Kolm und Jakob Fleck ca. 1937.<br />
Film ausgezeichnet. In der damaligen<br />
Mainstream-Filmindustrie konnte sich nur<br />
der ungarische Regisseur Géza von Bolváry<br />
mit den Erfolgen eines Willi Forst<br />
messen. Seine wichtigsten Werke dieser<br />
Zeit sind die Ver<strong>film</strong>ung von Johann Nestroys<br />
„Lumpazivagabundus“ (1936) mit<br />
den drei Schauspielern Paul Hörbiger,<br />
Heinz Rühmann und Hans Holt in der<br />
Hauptrolle und „Premiere“ (1937), ein zeitgenössisches<br />
Musical von Max Wallner<br />
mit Franz Planer hinter der Kamera. „Premiere“<br />
war der erste deutschsprachige<br />
Film für Zarah Leander, die schwedische<br />
Schauspielerin und Sängerin.<br />
Nach der Verstaatlichung der Berliner<br />
Filmindustrie konzentrierte sich Universal<br />
Pictures in Hollywood mehr auf den österreichischen<br />
Film. Ermutigt von diesem<br />
neuen amerikanischen Engagement versuchte<br />
der damalige Filmrat Eugen Lanske<br />
die traditionelle Unterstützung aus<br />
Deutschland vermehrt durch die Einbindung<br />
der USA in österreichische Produktionen<br />
zu ersetzen. MGM und Twentieth<br />
Century Fox stellten Investitionen in Aussicht<br />
und planten sowohl fünf Koproduktionen<br />
zwischen Wien und Hollywood pro<br />
Jahr als auch die Veröffentlichung von<br />
jährlich 15 synchronisierten österreichischen<br />
Produktionen in den USA. Der<br />
österreichische Film hat eine wesentlich<br />
stärkere Verbindung zum goldenen Zeitalter<br />
Hollywoods als jedes andere Land Europas,<br />
allein schon aufgrund der zahlreichen<br />
ausgewanderten Filmtalente, wie<br />
zum Beispiel Erich von Stroheim, Fritz<br />
Lang, Elisabeth Bergner, Josef von Sternberg,<br />
Billy Wilder, Joseph Schildkraut,<br />
Hedy Lamarr, Paul Henreid, Max Steiner,<br />
Fred Zinnemann, Franz Planer, Erich<br />
Wolfgang Korngold, Joseph Pasternak,<br />
Walter Jurmann, Walter Slezak und Otto<br />
Preminger.<br />
Schwierige 40er Jahre<br />
Für die große deutsch-österreichische<br />
Exilgemeinde in Hollywood und die Popularität<br />
des Wiener Films bei den Studios in<br />
Hollywood, die diese Filme für den amerikanischen<br />
Markt neu ver<strong>film</strong>ten, war diese<br />
kreative und finanzielle Verbindung praktisch<br />
und wünschenswert. Leider wurde<br />
Lanske durch den wirtschaftlichen und politischen<br />
Druck der NS auf Österreich gezwungen,<br />
seine Pläne zurückzuziehen.<br />
Nach dem Anschluss 1938 hatte Propaganda-Minister<br />
Goebbels ganz spezifische<br />
Pläne für Wien als einen der drei Hauptstandorte<br />
für Filmproduktionen des Dritten<br />
Reichs (neben Berlin und Prag). Das „arisierte“<br />
Wien-Film-Studio sollte in erster<br />
Linie Unterhaltungs<strong>film</strong>e mit Exportpotenzial<br />
produzieren.<br />
Der österreichische Film hat eine<br />
wesentlich stärkere Verbindung<br />
zum goldenen Zeitalter Hollywoods<br />
als jedes andere Land Europas.<br />
Die UFA in Berlin sollte sich auf wichtige<br />
Dramen, historische Schauspiele und propagandistische<br />
„Dokumentationen“ konzentrieren.<br />
Selbst das Logo des neuen<br />
Studios, ein Violinschlüssel, brachte Wien-<br />
Film ganz offensichtlich mit dem Mythos<br />
der Musikhauptstadt Wien in Verbindung.<br />
Wiener Traditionen, das stilisierte Bild von<br />
Wien und sogar der Dialekt wurden dafür<br />
verwendet, um die vermeintliche kulturelle<br />
Vielfalt im Großdeutschen Reich darzustellen<br />
und damit das historische und kulturelle<br />
Erbe Wiens und Österreichs in den<br />
Köpfen des Filmpublikums mit Deutschland<br />
zu verbinden. Dieser Plan hatte jedoch<br />
in vielen Fällen eine umgekehrte<br />
Wirkung und bot den österreichischen Filmemachern<br />
die Möglichkeit, die NS-Ideologie<br />
mit nostalgischen altösterreichischen<br />
Themen und Darstellungen zu umgehen.<br />
Trotzdem sind vier Filme, die von Wien-<br />
Film produziert wurden, als der NS-Ideologie<br />
folgende „Tendenz<strong>film</strong>e“ anzusehen,<br />
18 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© beigestellt
unter anderem der Film „Heimkehr“ (1941)<br />
von Gustav Ucicky, der den verbrecherischen<br />
Angriff auf Polen rechtfertigen<br />
sollte.<br />
Wien-Film hatte eine starre kreative Hierarchie:<br />
Willi Forst und Géza von Bolváry<br />
produzierten Musik<strong>film</strong>e und Wiener Filme,<br />
der ehemalige Schauspieler Hans Thimig<br />
führte bei Buch- und Theaterver<strong>film</strong>ungen<br />
Regie, E. W. Emo war für Komödien zuständig<br />
und Gustav Ucicky zeichnete für<br />
Sozialdramen verantwortlich. Die Aufnahmen<br />
für Forsts dritten Film „Wiener Mädeln“<br />
aus seiner beliebten Altwiener Trilogie<br />
(zu der auch „Operette“, 1940, und<br />
„Wiener Blut“, 1942, gehören), begannen<br />
während der Bombenangriffe in den Jahren<br />
1944 und 1945. Dieser Film, sein erster<br />
in Farbe, wurde jedoch erst 1949 abgedreht<br />
und zwar in zwei klar unterschiedlichen<br />
Versionen: als ostdeutsche Version,<br />
die ohne seine Erlaubnis mit in Berlin gelagertem<br />
Material zusammengestellt wurde,<br />
und als der spätere Director’s Cut, der<br />
in Wien fertiggestellt wurde. Beide Versionen<br />
waren ein großer Erfolg auf den jeweiligen<br />
Seiten des geteilten Europa. Ein<br />
ähnliches Schicksal traf „Der weiße Traum“<br />
(1943) von Géza von Cziffra, einen romantischen<br />
Eisrevue-Film, der die erfolgreichste<br />
Produktion von Wien-Film wurde.<br />
Filmkopien, die von den sowjetischen Besatzungstruppen<br />
in Wien beschlagnahmt<br />
wurden, wurden in sowjetischen Kinos bis<br />
in die 50er Jahre gezeigt.<br />
In den ersten Nachkriegsjahren wurden<br />
viele Produktionsfirmen gegründet, aber<br />
das erste Studio, das ohne die Restriktionen<br />
der alliierten Besatzungen Filme produzierte,<br />
war Belvedere Film. Diese Produktionsfirma<br />
gab innerhalb der ersten<br />
fünf Jahre nach der Gründung vielen großen<br />
Talenten ihre ersten Filmrollen, darunter<br />
auch Nadja Tiller und Gunther Philipp.<br />
Einer der ersten international wahrgenommenen<br />
Filme aus der österreichischen<br />
Nachkriegszeit war Karl Hartls Familienepos<br />
„Der Engel mit der Posaune“ (1948),<br />
der sich mit der damaligen österreichischen<br />
Geschichte auseinandersetzte.<br />
Dieser Film und „Mozart“ (1955) waren der<br />
Beginn der internationalen Filmkarriere<br />
von Oskar Werner. Walter Kolm-Veltée,<br />
der Sohn der Filmpioniere Louise Veltée<br />
und Anton Kolm, führte zum ersten Mal<br />
1949 bei dem Beethoven-Drama „Eroica“<br />
Regie. „Eroica“ wurde von der Kritik gefeiert<br />
und war einer der teuersten Nachkriegs<strong>film</strong>e.<br />
Der Film wurde in Cannes<br />
bejubelt und brachte die hohe Qualität und<br />
den einzigartigen Stil des österreichischen<br />
Kinos für kurze Zeit wieder auf die Weltbühne.<br />
Der Erfolg des Films veranlasste<br />
die österreichische Regierung jedoch<br />
nicht, lokale Filmproduktionen zu unterstützen.<br />
Historische und biografische<br />
Filme wie „Maria Theresia“ (1951) mit<br />
Paula Wessely und Attila Hörbiger halfen<br />
dabei, die österreichische Geschichte wiederherzustellen,<br />
aber eine realistische<br />
Auseinandersetzung mit Nazismus und<br />
Krieg wurde vermieden. Eine der wenigen<br />
Ausnahmen ist der mehrfach ausgezeichnete<br />
Film „Die letzte Brücke“ (1954) unter<br />
der Regie von Helmut Käutner und Maria<br />
Schell in der Hauptrolle. Der teure, staatlich<br />
unterstützte Science-Fiction-Film<br />
„1. April 2000“ (1952) erzählt die Geschichte<br />
eines futuristischen Österreichs, das<br />
immer noch von den Alliierten besetzt ist.<br />
Auch wenn der Film kein internationaler<br />
Erfolg war und damit auch nicht zum Plädoyer<br />
für die österreichische Souveränität<br />
wurde, ist „1. April 2000“ ein auch heute<br />
noch diskutierter Kult<strong>film</strong>.<br />
Beliebte Heimat<strong>film</strong>e<br />
Mit den Kaiser<strong>film</strong>en startete in Österreich<br />
Mitte der 50er Jahre ein Produktionsboom.<br />
Geschrieben vom langjährigen Regisseur<br />
Ernst Marischka und vom damaligen Newcomer<br />
Franz Antel in musikalische Form<br />
gebracht, spielten diese aufwendig produzierten<br />
Romanzen im kaiserlichen Wien<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
© Cine-Allianz<br />
Filmfoto aus der Schubert-Biographie „Leise<br />
flehen meine Lieder“, 1933.<br />
schwerpunkt-thema<br />
und konnten sich sowohl in Österreich als<br />
auch in Europa mit Hollywood-Filmen<br />
messen. Das bekannteste Werk dieses<br />
Genres ist Marischkas „Sissi“-Trilogie, die<br />
für die Hauptdarstellerin Romy Schneider<br />
der Beginn ihrer internationalen Karriere<br />
darstellte.<br />
Das neorealistische Kino Italiens setzte<br />
sich in Österreich nicht durch, aber es gibt<br />
zwei erwähnenswerte österreichische<br />
Filme, die sich diesem Stil annäherten:<br />
Harald Röbblings „Asphalt“ (1951) und<br />
Kurt Steinwendners „Wienerinnen“ (1952).<br />
Es war in erster Linie der Heimat<strong>film</strong>, der<br />
sich im deutschsprachigen Raum beim<br />
Publikum etablierte. Mit ihren alpinen<br />
Landschaften und ländlichen Moralvorstellungen<br />
wurden diese Filme in der<br />
Nachkriegszeit zu Gleichnissen für den<br />
Wiederaufbau, wie zum Beispiel „Der Hofrat<br />
Geiger“ (1947) mit Paul Hörbiger, Maria<br />
Andergast und Hans Moser; der wirtschaftliche<br />
und technologische Wiederaufbau<br />
wird in dem Film „Das Lied der<br />
Hohen Tauern“ (1955) dargestellt, in dem<br />
sich die Handlung vor dem Hintergrund<br />
der Bauarbeiten für das Wasserkraftwerk<br />
in Kaprun abspielt; aber auch der klassische<br />
Eskapismus als Zuflucht vor der<br />
Realität des kalten Krieges hatte seinen<br />
Platz, wie zum Beispiel in dem Film „Echo<br />
der Berge“, der außerhalb von Österreich<br />
unter dem Titel „Der Förster vom Silberwald“<br />
(1954) bekannt wurde. Aufgrund des<br />
enormen Erfolges dieser Filme in Österreich<br />
und Westdeutschland folgten zahllose<br />
Fortsetzungs<strong>film</strong>e und Nachahmungen,<br />
bis die ursprüngliche Formel in<br />
den frühen 60er Jahren mit der Musikrevue<br />
verwässert wurde.<br />
Paula Wessely verkörperte in „Heimkehr“ eine<br />
von Polen verfolgte Deutsche.<br />
© NS Propaganda<strong>film</strong><br />
19
schwerpunkt-thema<br />
© Beta Film<br />
Die „Sissi“-Trilogie (1955–1957) ist eine der erfolgreichsten<br />
deutschsprachigen Produktionen.<br />
Mit dem Tod vieler klassischer Regisseure<br />
und Schauspieler, der wachsenden Flut an<br />
westdeutschen Produktionen und fehlender<br />
finanzieller Unterstützung vom österreichischen<br />
Staat verschwand die österreichische<br />
Filmindustrie Mitte der 60er<br />
Jahre. Ende der 50er Jahre forcierte der<br />
Vienna Art Club das experimentelle Kino,<br />
aber daraus entwickelte sich keine neue<br />
Generation von Filmemachern, ganz im<br />
Gegensatz zu Italien, Frankreich oder<br />
England. Stattdessen drehten Leute wie<br />
Peter Kubelka, Ferry Radax, Kurt Kren,<br />
Günther Brus und Peter Weibel vereinzelte<br />
und sehr abstrakte Filme, die auf dem Aktionismus<br />
basieren. Diese Filme wollten in<br />
erster Linie auf unkonventionelle Art schockieren<br />
und vertrieben damit die klassischen<br />
Kinobesucher. Das Kinopublikum<br />
dieser Zeit wandte sich jedoch auch von<br />
den österreichischen und deutschen Sex-<br />
Komödien und den Hollywood<strong>film</strong>en ab,<br />
die damals die Kinos dominierten, und<br />
suchte seine Unterhaltung im Fernsehen.<br />
Filmisches Erzählen<br />
Mitte der 70er Jahre hatte der Erzähl<strong>film</strong><br />
sein Comeback, auch wenn es in erster<br />
Linie kleine Produktionen waren. Valie Export,<br />
eine Künstlerin der Gegenkultur, widmete<br />
sich wieder traditionelleren Filmformaten<br />
und wurde eine der führenden Stimmen<br />
des feministischen Kinos in Europa.<br />
1980 wurde dann endlich ein nationaler<br />
Filmfonds angekündigt, der auch vom<br />
ORF unterstützt wurde. Damit wurden wieder<br />
mehr Kurz- und Spiel<strong>film</strong>e gedreht, die<br />
zumindest bis zu einem gewissen Grad<br />
öffentlich aufgeführt wurden – entweder in<br />
© privat<br />
Foto aus dem Spiel<strong>film</strong> „Der Bockerer“, 1981,<br />
von Franz Antel, dem ersten Teil der Film-Reihe.<br />
vereinzelten Kinos oder im Zuge von TV-<br />
Ausstrahlungen des ORF. Es waren in<br />
erster Linie Überarbeitungen traditioneller<br />
österreichischer Genres wie des Heimat<strong>film</strong>s.<br />
Dieses Genre bekam einen neorealistischen<br />
Einschlag und beschäftigte sich<br />
in Christian Bergers „Raffl“ (1984) mit politischer<br />
Korruption oder mit der NS-Vergangenheit<br />
in „Heidenlöcher“ (1985) von<br />
Wolfram Paulus. Der sozialkritische Film<br />
konzentrierte sich auf Themen wie Rassismus,<br />
Ausländerfeindlichkeit, sexuelle Unterdrückung<br />
und psychologischen Missbrauch,<br />
die meistens in Dramen über gestörte<br />
Familienverhältnisse oder Außenseiter<br />
stattfanden, wie zum Beispiel in<br />
Peter Patzaks „Kassbach“ (1979) oder<br />
Michael Hanekes „Der siebente Kontinent“<br />
(1989) und „Benny’s Video“ (1992). Nachdem<br />
Franz Antel in den 50er Jahren mit<br />
klassischen Komödien das „Dream Team“<br />
Paul Hörbiger und Hans Moser wiedervereint<br />
und sich in den 60er Jahren den Sex-<br />
Komödien zugewandt hatte, schuf er mit<br />
„Der Bockerer“ (1981) eine Tragikomödie<br />
in Form einer Generationen überspannenden<br />
Saga, welche die jüngste Vergangenheit<br />
Österreichs aus der Sicht eines<br />
Wiener Metzgers und seiner Familie erzählt.<br />
„Der Bockerer“ (1981) beginnt mit<br />
dem Anschluss und zeigte, dass die Zeit<br />
der Nazis jetzt auch in kommerziellen Filmen<br />
ein Thema sein konnte. Hauptdarsteller<br />
Karl Merkatz wurde für seine Darstellung<br />
des Metzgers sowohl vom Publikum<br />
als auch von der Kritik hoch gelobt. Auch<br />
Hollywood wurde auf das neue <strong>film</strong>ische<br />
Zeitalter in Österreich aufmerksam und<br />
nominierte Wolfgang Glücks „38 – Auch<br />
das war Wien“ für den Oscar in der Kategorie<br />
„Bester ausländischer Film“. Dieser<br />
Film ist eine Adaption des Romans von<br />
Friedrich Torberg, der sich mit einer zum<br />
Scheitern verurteilten Liebesgeschichte<br />
wenige Tage vor dem Anschluss auseinandersetzt.<br />
Einer der größten kommerziellen<br />
Erfolge in Österreich war Niki Lists<br />
Parodie „Müllers Büro“ (1986). Auch Filmemacher<br />
wie Axel Corti, Reinhard Schwabenitzky,<br />
Paulus Manker, Robert Dornhelm,<br />
Houchang Allahyari und Xaver<br />
Schwarzenberger feierten in den 80er und<br />
90er Jahren mit ihren TV- und Filmprojekten<br />
Erfolge, sowohl beim Publikum als<br />
auch bei der Kritik.<br />
Das neue österreichische Kino hat heute<br />
viele verschiedene Stilrichtungen und<br />
wurde mit Barbara Alberts „Nordrand“<br />
(1999) und Michael Hanekes „Funny<br />
Games“ (1997) auch erwachsen. „Funny<br />
Games“ war der erste österreichische Film<br />
seit den 50er Jahren, der bei den Filmfestspielen<br />
in Cannes gezeigt wurde. In „Nordrand“<br />
geht es um die Entfremdung und die<br />
Vergänglichkeit des Lebens in einer Gruppe<br />
junger Leute in Wien. Filmmacherinnen<br />
dieser neuen Generation wie Nina Proll,<br />
Barbara Gräftner, Ruth Mader, Jessica<br />
Hausner, Mirjam Unger, Kathrin Resetarits<br />
und Ruth Beckermann zeugen von einer<br />
starken weiblichen Präsenz im neuen österreichischen<br />
Film, die sowohl vom österreichischen<br />
als auch vom internationalen<br />
Publikum anerkannt wird.<br />
Hanekes „Die Klavierspielerin“ (2001) basiert<br />
auf dem gleichnamigen Roman der<br />
Nobelpreis-Gewinnerin Elfriede Jelinek<br />
und ist eine Metapher für selbstzerstörerische<br />
Unterdrückung in der Welt der<br />
Hochkultur im heutigen Österreich. Der<br />
Film wurde sowohl stark kritisiert als auch<br />
gelobt, ähnlich wie Ulrich Seidls „Hundstage“<br />
(2001) und Götz Spielmanns<br />
„Antares“ (2004), die sich mit der Entmenschlichung,<br />
Gewalt und Einsamkeit in<br />
den Außenbezirken Wiens beschäftigen.<br />
Spielmanns Oscar-nominierter Film „Revanche“<br />
(2008) verbindet Krimi-Elemente<br />
und eine existenzialistische Krise zu einem<br />
unterhaltsamen philosophischen Gesamtwerk.<br />
Auch der Stil österreichischer Dokumentationen<br />
gewinnt zunehmend an Bedeutung,<br />
wie zum Beispiel in Maximilian<br />
20 www.weltbund.at ROTWEISSROT
Schells „Meine Schwester Maria“ (2001),<br />
André Hellers „Im toten Winkel: Hitlers<br />
Sekretärin“ (2001) und Hubert Sauper<br />
„Darwin’s Nightmare“ (2004). Der österreichische<br />
Filmemacher Sauper lebt in Frankreich<br />
und dokumentiert in seinem Film, wie<br />
sich das Aussetzen einer neuen Fischart<br />
im ostafrikanischen Viktoria-See in den<br />
60er Jahren auf diese Region ausgewirkt<br />
hat. Die Folgen gehen weit über den rein<br />
ökologischen Schaden hinaus und zeigen<br />
anschaulich die Gefahren der Globalisierung.<br />
Der Film wurde innerhalb von sechs<br />
Monaten im Geheimen ge<strong>film</strong>t und für<br />
zahlreiche Auszeichnungen nominiert, unter<br />
anderem auch für den Oscar als bester<br />
Dokumentar<strong>film</strong>. Udo Bauers „Über Wasser:<br />
Menschen und gelbe Kanister“ (2007)<br />
ist ebenfalls eine erschreckende Darstellung<br />
einer bevorstehenden ökologischen<br />
Katastrophe. Der österreichische Dokumentar<strong>film</strong><br />
zeigt sich in Nikolaus Geyrhalters<br />
„Unser täglich Brot“ (2005) von seiner<br />
faszinierendsten Seite. In dieser Dokumentation<br />
wird das Publikum in die<br />
schrecklich schöne Welt der automatisierten<br />
Lebensmittelproduktion entführt. Experimentelle<br />
Kurz<strong>film</strong>e und die Wiederverwendung<br />
von „gefundenem Filmmaterial“<br />
von Peter Tscherkassky, Maria Lassnig,<br />
Martin Arnold, Gustav Deutsch, Hubert<br />
Sielecki, Bady Minck und Virgil Widrich<br />
hatten maßgeblichen Einfluss auf junge<br />
Regisseure in ganz Europa und in den<br />
USA. Der neue österreichische Film lebt<br />
nicht selten von einem beißend ironischen<br />
Poster von „Müllers Büro“, einer Niki-List-Krimiparodie<br />
von 1986, die zum Kult<strong>film</strong> wurde.<br />
© privat<br />
Schreibstil. Josef Haders Tragikomödie<br />
„Indien“ (1993) unter der Regie von Paul<br />
Harather ist ein gutes Beispiel für den Einfluss<br />
des Wiener Kabaretts auf österreichische<br />
Filmkomödien. Der Film war in<br />
Österreich ein sehr großer Erfolg, genauso<br />
wie „Hinterholz 8“ (1998) von Harald<br />
Sicheritz und Roland Düringer. Hader war<br />
auch Drehbuchautor und Hauptdarsteller<br />
in den Filmen „Komm süßer Tod“ (2000)<br />
und „Silentium“ (2004) von Wolfgang<br />
Murnberger. Beide Filme sind Romanver<strong>film</strong>ungen<br />
und gehören damit zu einer selten<br />
gewordenen Kategorie, die in Österreich<br />
eine lange und erfolgreiche Tradition<br />
hatte. Auch Michael Glawogger ist vom<br />
Klassensystem und vom sozialen Missbrauch<br />
fasziniert, sowohl in seinen Dokumentationen<br />
als auch in seinen Spiel<strong>film</strong>en,<br />
wie in der surrealen „Ameisenstraße“<br />
(1995) und der wesentlich realistischeren<br />
Charakterstudie „Slumming“ (2006).<br />
Österreichischer Film aus Frankreich<br />
Sowohl Michael Haneke als auch Hubert<br />
Sauper haben eher lockere Verbindungen<br />
zur österreichischen Filmszene und arbeiten<br />
von Frankreich aus. Als vielleicht international<br />
bekanntester Vertreter des neuen<br />
österreichischen Films fand Haneke vor<br />
allem durch seine beinahe klinische Bildersprache<br />
internationale Anerkennung.<br />
Neben „Die Klavierspielerin“ (2001) porträtiert<br />
auch der preisgekrönte Film „Caché“<br />
(2005) in einem kalten Stil den Zerfall des<br />
behüteten Lebens eines Paares: Die beiden<br />
bekommen Videokassetten, die ihr<br />
tägliches Leben dokumentieren, wodurch<br />
eine dunkle Vergangenheit zum Vorschein<br />
kommt. „Das weiße Band“ (2009) wurde in<br />
Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet<br />
und beschäftigt sich mehr mit den<br />
symbolischen Ursprüngen des Faschismus<br />
als mit dessen Auswirkungen. Mit<br />
„Die Siebtelbauern“ (1998) konnte Stefan<br />
Ruzowitzky den fast schon tot geglaubten<br />
österreichischen Heimat<strong>film</strong> erfolgreich<br />
wiederbeleben. Sein Film „Die Fälscher“<br />
(2007) basiert auf der wahren Geschichte<br />
des größten Fälschungsskandals der Geschichte,<br />
der von Nazis mit Konzentrationslagerinsassen<br />
inszeniert wurde. „Die<br />
Fälscher“ war der erste österreichische<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
schwerpunkt-thema<br />
„Nordrand“, 1999: Jugendliche unterschiedlicher<br />
Herkunft auf der Suche nach Glück in Wien.<br />
Film der einen Oscar für den besten ausländischen<br />
Film bekam.<br />
Durch das wieder entfachte Interesse am<br />
österreichischen Film im In- und Ausland<br />
haben sich die Filmemacher zusammengeschlossen<br />
und haben heute auch den<br />
notwendigen politischen Einfluss, um Förderungen<br />
zu bekommen und nationale<br />
Festivals zu organisieren. Die Filmakademie<br />
der Universität für Musik und darstellende<br />
Kunst in Wien, aber ebenso andere<br />
österreichische Filmschulen bilden heute<br />
wieder junge Filmemacher aus.<br />
Auch die Kinos sind wieder zurück, diesmal<br />
in Form von Multiplex-Anlagen, die<br />
wieder ein breites Publikum ansprechen,<br />
aber auch in Form von Art-House-Kinos,<br />
die österreichische Filmretrospektiven<br />
zeigen. Und auch Filmfestivals erfreuen<br />
sich immer größerer Beliebtheit. Dieser<br />
Umstand ist unter anderem der Recherche-<br />
und Restaurationsarbeit des österreichischen<br />
Filmarchivs zu verdanken,<br />
aber auch dem österreichischen Filmmuseum<br />
und den international anerkannten<br />
Filmfestivals „Viennale“, „Diagonale“ und<br />
„VIS“, dem österreichischen Kurz<strong>film</strong>festival<br />
(neben zahlreichen regionalen<br />
Festivals).<br />
Die heutige Entwicklung des neuen<br />
österreichischen Films ist auch auf die<br />
Entwicklung Österreichs in den letzten<br />
Jahrzehnten zurückzuführen, in der dieses<br />
Land mit seiner neuen geopolitischen<br />
Rolle umzugehen lernte. Die wichtigste<br />
Rolle spielt jedoch der neue Wille, sich<br />
auf bestehende Traditionen, Innovationen<br />
und Talente zu besinnen, die der österreichische<br />
Film hervorgebracht hat und<br />
damit auch das internationale Kino beeinflussen<br />
konnte. �<br />
© Barbara Albert<br />
21
schwerpunkt-thema<br />
<strong>film</strong>-festivals<br />
92.100 Zuseher der Viennale sahen im Vorjahr während der 13 Spieltage im Herbst 332 Kinovorstellungen,<br />
wovon 116 – also etwa jede dritte – ausverkauft waren.<br />
© Reiner Riedler<br />
Filmreifes Schneetreiben: 2003 ging es beim Viennale-Start im Gartenbaukino winterlich zu.<br />
euer startet Österreichs größtes Film-<br />
H festival am 22. Oktober unter dem<br />
Motto „Ein Tag mehr Viennale – ein Tag<br />
weniger Krise“. „Die Verlängerung bedeutet<br />
nicht ein Mehr an Filmen, sondern die<br />
Auflockerung und Entzerrung des bisher<br />
sehr dichten Spielplans“, so Viennale-<br />
Direktor Hans Hurch zu dieser Neuerung.<br />
Die Viennale-Besucher wird es freuen,<br />
denn es konnte schon vorkommen, dass<br />
Kinokartenbesitzer von einem Spiel<strong>film</strong> im<br />
Gartenbaukino zum nächsten Dokumentar<strong>film</strong><br />
zur Urania laufen mussten. Als No-<br />
vum 2007 und 2008 gab es dafür den „Bonustrack“<br />
für Filme, die aufgrund des hohen<br />
Andrangs drei Mal gezeigt wurden.<br />
Damit die Kinobesucher den Überblick behalten,<br />
gibt es jährlich den beliebten „Pick-<br />
Kalender“, produziert vom österreichischen<br />
Filmmagazin RAY. Damit lassen<br />
sich die Viennale-Tage individuell planen.<br />
Wiener Filmpreis<br />
Im Rahmen der Viennale wurde unter anderen<br />
der im Vorjahr mit 7.000 Euro dotierte<br />
und von der Stadt Wien gestiftete<br />
Tania Köck<br />
„Wiener Filmpreis“ vergeben. Diese Auszeichnung<br />
erhielt im letzten Jahr Arash<br />
Riahi für den Film „Ein Augenblick Freiheit“.<br />
Der Preis honoriert qualitativ herausragende,<br />
in Österreich produzierte bzw.<br />
koproduzierte Filme.<br />
Hinweis der Redaktion: Die Viennale findet<br />
bis 4. November statt. Da der neue<br />
Spielplan und das umfangreiche Rahmenprogramm<br />
bei Redaktionsschluss noch<br />
nicht fixiert waren, möchten wir Sie auf die<br />
Homepage des Filmfestivals hinweisen.<br />
Hier finden Sie das komplette Programm<br />
sowie alle aktuellen Termine und Events:<br />
www.viennale.at<br />
Open-Air-Kinosommer<br />
Wenn Oper und Theater Sommerpause<br />
machen, starten die Sommerkinos durch.<br />
Allen voran das Filmarchiv mit „Kino wie<br />
noch nie“, das ein vielfältiges Programm<br />
am Augartenspitz zeigte. Ein Schwerpunkt<br />
war „Kulinarisches Kino“, bei dem etwa Dokumentationen<br />
zum Thema Nahrungsmittelproduktion<br />
auf dem Programm standen.<br />
Bei der kulinarischen Versorgung vor und<br />
nach den Filmen wird auf qualitativ hochwertige,<br />
ökologisch und nachhaltig produzierte<br />
Lebensmittel Wert gelegt. „Gastronomie<br />
wie noch nie“ wird unterstützt von Slow<br />
Food Wien. Auf österreichische Film-Produktionen<br />
spezialisiert hat sich „Kino unter<br />
Sternen“, das erstmals nicht mehr im<br />
Augarten, sondern am Karlsplatz zu sehen<br />
ist. Vor dem Kunsthaus Bregenz zeigte die<br />
KUB Arena in Kooperation mit dem Filmforum<br />
Bregenz Werke des US-amerikanischen<br />
Regisseurs, Fotografen und Malers<br />
David Lynch. Weitere Filmtipps präsentieren<br />
die Bundesländer auf den Österreichregional-Seiten<br />
30–33.<br />
Fazit: Die Filmlandschaft in Österreich<br />
zeigte sich abwechslungsreich wie nie.<br />
Auf die Specials nächstes Jahr darf man<br />
also gespannt sein. Gute Projektion! �<br />
22 www.weltbund.at ROTWEISSROT
die Viennale – das interview<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
schwerpunkt-thema<br />
ROTWEISSROT bat Viennale-Direktor Hans Hurch zum Gespräch über die Viennale 2009.<br />
Er hat uns aus seinem Urlaub spannende Antworten geschickt.<br />
© Pilo Pichler<br />
Direktor Hans Hurch machte die Viennale zu<br />
einem internationalen Vorzeige-Festival.<br />
ROTWEISSROT: Die Viennale dauert<br />
heuer einen Tag länger. Das kommt den<br />
Viennale-Fans sehr entgegen. Wie kam es<br />
zu der Entscheidung und was war der ausschlaggebende<br />
Grund dafür?<br />
HANS HURCH: Die Viennale freut sich,<br />
mit diesem Angebot in Zeiten allgemeinen<br />
Sparens und Einschränkens die Publikumsfreundlichkeit<br />
und den Zugang zu<br />
ihrem umfassenden Programmangebot<br />
noch erhöhen zu können. Die Verlängerung<br />
bedeutet nicht ein Mehr an Filmen,<br />
sondern wir wollen in erster Linie den bisher<br />
sehr dichten Spielplan auflockern.<br />
RWR: Welche weitere(n) Neuerung(en)<br />
dürfen die Viennale-Besucher darüber<br />
hinaus erwarten?<br />
HH: Unser Publikum erwartet bei der<br />
Viennale 2009 ein neues Festivalzentrum.<br />
Erstmals wird das Badeschiff am Donaukanal<br />
von dem Viennale-Rahmenprogramm<br />
bespielt, es wird der Ort für<br />
Diskussionen, DJ-Lines, Konzerte und<br />
Partys sein.<br />
RWR: Welchen Programmschwerpunkt<br />
würden Sie den Lesern unseres Magazins<br />
besonders ans Herz legen? Welche<br />
Programmpunkte sind Ihre persönlichen<br />
Favoriten?<br />
HH: Die Viennale widmet dem philippinischen<br />
Regisseur Lino Brocka einen umfassenden<br />
Tribute. Im Laufe der letzten<br />
Jahre ist im philippinischen Kino so etwas<br />
wie eine <strong>film</strong>ische „Nouvelle Vague“ entstanden.<br />
Namen wie Lav Diaz, Brillante<br />
Mendoza, Khavn de la Cruz oder Sherad<br />
Anthony Sanchez sind aus den Festivals<br />
von Cannes bis Venedig nicht wegzudenken.<br />
Auf Einladung der Viennale haben die<br />
Regisseure Khavn de la Cruz, Lav Diaz,<br />
Raya Martin und andere eine Auswahl aus<br />
den wichtigsten Arbeiten Lino Brockas getroffen,<br />
die die Filmemacher zum Teil persönlich<br />
beim kommenden Festival vorstellen<br />
werden.<br />
RWR: Können Sie uns schon einen Tipp<br />
aus dem Spielplan geben, für den es sich<br />
lohnt, nach Österreich zur Viennale zu<br />
reisen?<br />
HH: Ein Umstand, der im Zusammenhang<br />
des diesjährigen Festivals besondere Aufmerksamkeit<br />
verdient, ist der hohe Anteil<br />
an österreichischen Arbeiten im Programm.<br />
Das heimische Filmschaffen ist im<br />
Rahmen der Viennale so prominent und<br />
umfassend wie selten zuvor vertreten.<br />
Sämtliche dieser Arbeiten erleben bei der<br />
Viennale ihre österreichische Erstaufführung,<br />
einige ihre Weltpremiere.<br />
Ebenso freut sich die Viennale und ist stolz,<br />
eine Reihe von Weltpremieren und Internationalen<br />
Premieren bekannter Filmemacher<br />
in Wien präsentieren zu können.<br />
RWR: Welchen Viennale-Gast/Filmemacher<br />
möchten Sie persönlich zum Festival<br />
nach Wien einladen? Wer gehört zu Ihren<br />
Top-Favoriten?<br />
HH: Es gelingt uns jedes Jahr, viele FilmemacherInnen<br />
und SchauspielerInnen nach<br />
Beate Krapfenbauer<br />
Wien zu holen. Das zeichnet die spezielle<br />
Festival-Atmosphäre auch aus. Es waren<br />
schon viele bemerkenswerte Gäste bei<br />
der Viennale. Auf den heurigen Stargast<br />
freue ich mich schon ganz besonders.<br />
RWR: Sie haben das Filmfestival seit<br />
1997 als Direktor zu einem anerkannten<br />
cineastischen Höhepunkt gemacht. Was<br />
haben Sie sich für die Viennale in diesem<br />
und im nächsten Jahr noch vorgenommen?<br />
HH: Trotz der Krise möchte ich das Festival<br />
noch weiter ausbauen, es noch erfolgreicher<br />
machen. Wir wollen auf keinen Fall<br />
defensiv agieren, sondern unserem Publikum<br />
möglichst viel Viennale bieten können.<br />
Das Festival soll weiterhin für die<br />
Lebendigkeit und Vielfalt des aktuellen<br />
Weltkinos stehen.<br />
RWR: Ihr Vertrag läuft nächstes Jahr aus.<br />
Werden Sie für eine weitere Vertragsverlängerung<br />
zur Verfügung stehen?<br />
HH: Ich würde grundsätzlich zur Verfügung<br />
stehen. Insbesondere, da in drei<br />
Jahren die 50. Viennale stattfinden wird.<br />
Zudem hoffe ich, dass es gelingt, einen<br />
alten Traum von mir zu realisieren: den<br />
Erich-von-Stroheim-Preis.<br />
RWR: Wir danken für das Interview! �<br />
91.700 Zuseher war das Rekordergebnis<br />
seit Bestehen des Filmfestivals Viennale.<br />
© Robert Newald<br />
23
schwerpunkt-thema<br />
<strong>film</strong>-location<br />
Drehort Österreich: Die landschaftliche Vielfalt zieht Produzenten von Hollywood bis Bollywood<br />
an. Denn hier finden Location-Manager, was sie suchen.<br />
enn Benicio Del Toro mit seinen<br />
W Rebellen in „Che“ durch den kubanischen<br />
und bolivianischen Dschungel<br />
streift, muss das noch lange nicht bedeuten,<br />
dass er auch wirklich dort war. Der<br />
Darsteller des legendären argentinischen<br />
Arztes und Helden der Revolution, Ernesto<br />
Guevara, könnte genauso in Studios<br />
oder anderen lateinamerikanischen Urwäldern<br />
vor der Kamera gestanden sein.<br />
Hollywood und Bollywood<br />
Manchmal durchstreifen Filmhelden aus<br />
aller Welt sogar österreichische Gefilde.<br />
James-Bond-Darsteller Daniel Craig raste<br />
mit seinem Aston Martin hierzulande durch<br />
den Drehort Feldkirch und nahm in Bregenz<br />
die Verfolgung seiner Widersacher<br />
auf. Die Seebühne für Puccinis Oper „Tosca“<br />
war Treffpunkt der Guten und Bösen<br />
des 22. Teils der 007-Reihe, „Quantum of<br />
Solace“. Etwa fünf Minuten lang ist die<br />
„Bregenzer“ Szene, acht Drehtage dauerten<br />
die Aufnahmen und der Ausnahmezustand<br />
rund um Vorarlbergs Festspielstadt.<br />
Während des Drehs wurde der See in einer<br />
500-Meter-Zone um die Bühne abgesperrt.<br />
Location-Manager Leonhard Gmür<br />
suchte bereits zum sechsten Mal für einen<br />
James-Bond-Film spannende Orte. Berge<br />
und Natur pur finden Location Scouts vor<br />
allem in Tirol.<br />
Sentimental-romantische Bollywood<strong>film</strong>e,<br />
die auf saftig grünen Almen mit viel Hüttenzauber<br />
spielen, lassen die Herzen der<br />
Zuseher dahinschmelzen und die Kinokassen<br />
klingeln. Deshalb haben indische<br />
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Produkte weltweit!<br />
Produktionsfirmen Tirol für sich und das<br />
Bundesland sein Talent als Filmkulisse<br />
entdeckt. Eine gemeinsame Initiative des<br />
Landes und der Tirol Werbung bietet seit<br />
1998 erfolgreich spezielle Location-Services<br />
an und bewirbt die attraktiven Produktionsmöglichkeiten.<br />
Cine Tirol (www.<br />
cinetirol.com) hat seither über 260 Filmprojekte<br />
aus dem In- und Ausland hierhin<br />
gebracht. Besonders bei der indischen,<br />
der weltweit größten Filmindustrie steht<br />
die faszinierende Bergwelt hoch im Kurs.<br />
Berge gelten in der indischen Mythologie<br />
als Sitz der Götter und symbolisieren darüber<br />
hinaus Schönheit, Reinheit und Gesundheit.<br />
Cine Tirol unterstützt mit seinem<br />
Netzwerk in der Region Produktionsfirmen,<br />
Drehgenehmigungen zu erhalten,<br />
gibt Empfehlungen ab, hilft bei Scoutings.<br />
Darüber hinaus fördert Cine Tirol Filmprojekte<br />
in Tirol mit einem Production-Incen-<br />
Tania Köck<br />
tive. 50 Prozent der in Tirol getätigten Ausgaben<br />
erhalten die Unternehmen als<br />
Produktionskostenzuschuss zurück, wenn<br />
der wirtschaftliche „Tirol-Effekt“ und/oder<br />
ein inhaltlicher Tirol-Bezug gegeben ist.<br />
Wirtschaftlich gesehen ist die Umwegrentabilität<br />
für das Land nachgewiesen: Die<br />
Filmerfolge führen zu einer deutlichen<br />
Steigerung indischer Urlaubsgäste.<br />
Wiener Streifzüge<br />
Wien als Drehort hat schon lange Tradition:<br />
Schon 1922 wurden am Laaer Berg<br />
für den Monumentalstumm<strong>film</strong> „Sodom<br />
und Gomorrha“ (vgl. Seite 17) Kulissen<br />
entworfen und erbaut. Berühmt ist auch<br />
Wiens Kanalwelt, die der „Dritte Mann“<br />
durchstreifte. Gerne wird in den schmalen<br />
Gassen der Innenstadt oder an der<br />
Donauplatte z. B. für Serien wie „Soko<br />
Donau“ gedreht. �<br />
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Weltsprachen, sowie ein Länder und Literaturverzeichnis.
kultur<br />
ferdinand georg waldmüller<br />
„… der ewige, unerschöpfliche Born aller Kunst: Anschauung, Auffassung und Verständnis<br />
der Natur …“<br />
is zum 11. Oktober 2009 zeigt das<br />
B Belvedere in seinen Ausstellungsräumen<br />
im Unteren Belvedere die in Kooperation<br />
mit dem Musée du Louvre, Paris,<br />
entstandene Ausstellung „Ferdinand<br />
Georg Waldmüller“.<br />
Es steht dafür, diese Schau zu besuchen,<br />
gilt Ferdinand Georg Waldmüller (15.1.1793<br />
Wien – 23.8.1865 Hinterbrühl) doch als<br />
der bedeutendste österreichische Künstler<br />
des 19. Jahrhunderts. Zeigte der Louvre<br />
40 Werke, sind es in Wien 120.<br />
Das Belvedere ist im Besitz der weltweit<br />
größten Sammlung von Waldmüller-Bildern.<br />
In der umfassenden Retrospektive<br />
werden die Hauptwerke aus der Sammlung<br />
des Hauses durch Leihgaben aus<br />
nationalen und internationalen Sammlungen<br />
ergänzt, außerdem werden einige<br />
bislang verschollen geglaubte Gemälde<br />
erstmals öffentlich präsentiert.<br />
Die Rezeptionsgeschichte von Waldmüllers<br />
Werk sowohl zu dessen Lebzeiten als<br />
auch nachher und bis heute wurde und<br />
wird in besonderem Maß vom so genannten<br />
Zeitgeist geprägt, um einen viel strapazierten<br />
Begriff als zusammenfassendes<br />
Synonym für künstlerische, stilistische und<br />
gesellschaftsspezifische Phänomene zu<br />
verwenden. Zum Höhepunkt seiner Anerkennung<br />
durch die Zeitgenossen führte<br />
©Wien Museum<br />
F. G. Waldmüller: Blick auf den Dachstein von<br />
der Hütteneckalm, 1838, Öl auf Holz.<br />
die Porträtkunst Waldmüllers, welche dem<br />
Repräsentationsbedürfnis ebenso wie<br />
dem Realitätssinn des in seiner Selbstverwirklichung<br />
begriffenen aufstrebenden<br />
Bürgertums entgegenkam; naturgemäß<br />
aber auch jene Sittenbilder, in denen sich<br />
die zu neuem Selbstbewusstsein gelangte<br />
bürgerliche Gesellschaftsschicht wiedererkannte.<br />
Poetische Lichtmalerei<br />
Umso weniger vermochte diese dem Maler<br />
dann zu folgen, als seine Radikalität<br />
ihre gemütsvolle Beschränkung sprengte.<br />
Ferdinand Georg Waldmüller starb vergessen<br />
in großer Armut.<br />
Für seine Lichtmalerei, die zu seinen Lebzeiten<br />
auf Unverständnis stieß, wurde er<br />
zu gegebener Zeit, aber fälschlich als ein<br />
Wegbereiter des Impressionismus gefeiert,<br />
später wurde die Poesie seiner Bildgeschichten<br />
geschätzt und – gründlich missverstanden<br />
– von der Blut-und-Boden-Ideologie<br />
der nationalsozialistischen Kunstpropaganda<br />
einvernommen. Die Schatten,<br />
die davon ausgehend auf Waldmüllers<br />
Werk fielen, waren lang und dauerhaft.<br />
Erst der Pendelschlag von der Herrschaft<br />
des Abstrakten zu einer realitätsbezogenen<br />
Kunstauffassung machte sein<br />
Œuvre wieder diskussionsfähig. Eine ge-<br />
Ferdinand Georg Waldmüller: Die Pfändung,<br />
1847, Öl auf Holz.<br />
Günter Düriegl<br />
Ferdinand Georg Waldmüller: Selbstporträt in<br />
jungen Jahren, 1828, Öl auf Leinwand.<br />
sellschaftsgeschichtlich orientierte Kunstwissenschaft<br />
musste einfach Waldmüllers<br />
soziales Engagement entdecken. Während<br />
für breite Publikumsschichten die scheinbar<br />
heile Welt des Biedermeiermalers<br />
entscheidend und nostalgisch verklärt<br />
wurde.<br />
Denn vielen von uns, allzu vielen, ist der<br />
Blick auf die Wirklichkeit der Zeit Waldmüllers<br />
verstellt, auf eine Wirklichkeit, die<br />
Heinrich Heine 1849 eindringlich beklemmend<br />
offenlegte:<br />
„Wir treiben jetzt Familienglück –<br />
Was höher lockt, das ist von Übel –<br />
Die Friedensschwalbe kehrt zurück,<br />
Die einst genistet in des Hauses Giebel.<br />
Gemütlich ruhen Wald und Fluß,<br />
Von sanftem Mondlicht übergossen;<br />
Nur manchmal knallts – ist das ein<br />
Schuß?<br />
--<br />
Es ist vielleicht ein Freund, den man<br />
erschossen.“ �<br />
26 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© Wien Museum<br />
© Belvedere Wien
Paul flora 1922–2009<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
kultur<br />
„… ich habe mich immer als Zeichner verstanden und fand es gleichgültig, was ich zeichnete,<br />
sofern es Qualität hatte …“ (Paul Flora).<br />
enige Künstler unserer Tage haben<br />
W einen Bekanntheitsgrad wie Paul<br />
Flora. Er war ungemein beliebt, er war<br />
Ehrenbürger beider Hälften des geteilten<br />
heiligen Landes Tirol.<br />
Am 29. Juni 1922 als eines von sieben<br />
Kindern in Glurns im Vinschgau in Südtirol<br />
geboren, übersiedelte er mit seiner Familie<br />
im Alter von sechs Jahren nach Innsbruck,<br />
wo er nach eigenem Bekunden<br />
„eher hastig und beiläufig erzogen wurde,<br />
ein schwieriges Kind war und mehrere interessante<br />
Komplexe bekam, welche seither<br />
meine Geschäftsgrundlage bilden“.<br />
Immer noch, auch jetzt, nach seinem Tod,<br />
löst sein Name reflexhaft Assoziationen<br />
aus. Er war der treffsichere Karikaturist,<br />
der spitzfedrige Zeichner, der wie kein anderer<br />
mit der „Alttyroler“ Typologie umging,<br />
der auf eine liebenswerte Weise in<br />
unsere kakanische Vergangenheit eintauchte,<br />
der in der Graphischen Verfremdung<br />
das wahre Venedig hinter dem Postkartenglanz<br />
sichtbar machte. Alles das ist<br />
Paul Flora und doch ist er viel mehr. Der<br />
erste Augenschein seiner Arbeiten lässt<br />
es schon erahnen, beim genauen Hinsehen,<br />
beim Bemühen um die Details, um<br />
die Stimmungen, um die Hintergründe gerät<br />
die Ahnung zum Wissen: Hier zeichnet<br />
ein Philosoph, hier philosophiert ein Zeich-<br />
© Galerie Seywald (2)<br />
Der junge Paul Flora beim Zeichnen.<br />
Virtueller Rundgang durch das Paul-Flora-Museum im Internet: www.paulfloramuseum.org.<br />
ner. Schon in seinen politischen Karikaturen,<br />
die Flora über lange Jahre (1957–<br />
1971) für die Hamburger Wochenzeitung<br />
„Die Zeit“ anfertigte, wurde diese grundsätzliche<br />
Dimension spürbar. Es waren<br />
Tagesarbeiten, die aber über den Tag hinaus<br />
ihre Gültigkeit bewahrten.<br />
Flora selbst sah sich ja damals schon als<br />
„Zeichner, der imstande ist, Karikaturen<br />
anzufertigen“. Und so waren seine Karikaturen<br />
auch – bei allem Witz – immer mehr<br />
als rasch konsumierbare Pointen zum Tagesgeschehen,<br />
nämlich zeichnerische<br />
Parabeln des ewig gleichen Weltgeschehens,<br />
das er humorvoll durchschaute und<br />
beschrieb, verständnisvoll den Schwächen<br />
der Menschen gegenüber, melancholisch<br />
die Unveränderbarkeit dieser Schwächen<br />
registrierend. So sah ihn auch Marion Gräfin<br />
Dönhoff, die Herausgeberin der „Zeit“:<br />
„Er stand augenzwinkernd und ein wenig<br />
amüsiert außerhalb – so ein bisschen wie<br />
der liebe Gott.“<br />
Aber auch mit diesen Charakteristika ist<br />
Paul Flora nicht ausgelotet. Im Befragen<br />
jeder Realität, in einer Dimension, der<br />
auch mit Vokabeln wie okkult, dämonisch<br />
oder absurd nicht beizukommen ist, liegt<br />
Günter Düriegl<br />
die Besonderheit einer Figuren- und Gedankenwelt,<br />
die mit der eines Fritz von<br />
Herzmanowsky-Orlando oder eines Alfred<br />
Kubin, zwei Künstlern, denen er sich<br />
eng verbunden fühlte, kommuniziert. In<br />
der Faszination des Morbiden, des Vergangenen,<br />
in der zwei- und dreifachen<br />
Reflexion, die er damit dem Betrachter<br />
bietet, wird dieses denkerische und grüblerische<br />
Element Floras sichtbar. Hinter all<br />
diesen Chiffren einer vergangenen Welt,<br />
hinter all den Metaphern und Skurrilitäten<br />
verbirgt sich ein klarer Blick, der gleichnishaft<br />
unser aller Schicksal festhält – oder<br />
wie Friedrich Dürrenmatt meint: „Die Gegenwart<br />
liest sich aus ihrer Vergangenheit<br />
ab. Flora schreitet rückwärts in die<br />
Zukunft.“<br />
Nicht zuletzt war aber Flora auch ein<br />
Erzähler, wenngleich mit zeichnerischen<br />
Mitteln. Hinter seinen Figuren tun sich<br />
ganze Assoziationsketten auf, Humoresken,<br />
Sagen, Schnurren, Legenden verdichten<br />
sich zu einem kosmischen<br />
Geschichts- und Geschichtenbuch. „Flora<br />
ist ein Bildschriftsteller. Er ist ein Literat“,<br />
meinte dazu Erich Kästner. Paul Flora<br />
starb am 15. Mai 2009 in Innsbruck. �<br />
© xxxxxxxxxxxxxxx<br />
27
Porträt<br />
Peter f. drucker<br />
Der Präsident der Peter Drucker Society Austria über den Weltbürger aus Alt-Österreich.<br />
© Druckersociety (4)<br />
Medientheoretiker und Freund Marshall McLuhan rühmte Druckers universelle Bildung.<br />
m 19. November 2009 wird sich zum<br />
A 100. Mal der Tag jähren, an dem der<br />
weltberühmte Management- und Gesellschaftsdenker<br />
Peter F. Drucker in Wien<br />
geboren wurde. Obwohl Drucker den Großteil<br />
seines Lebens in den USA verbrachte,<br />
hat ihn speziell seine Jugend in Österreich<br />
nachhaltig geprägt. Drucker wuchs in<br />
einem Elternhaus auf, das ein wichtiger<br />
Treffpunkt der kulturellen und intellektuellen<br />
Elite der Donaumonarchie war. Zwei-<br />
bis dreimal die Woche veranstalteten Druckers<br />
Eltern in ihrem von Josef Hoffmann<br />
entworfenen Haus Abendgesellschaften,<br />
Richard Straub<br />
bei denen Juristen, Ärzte, Psychologen<br />
und Wissenschafter, vor allem aus dem<br />
„Wiener Kreis“, zusammentrafen. Peter<br />
Drucker durfte schon in jungen Jahren daran<br />
teilnehmen und kommentierte später:<br />
„Das war eigentlich meine Erziehung.“<br />
Auch die Nationalökonomen Schumpeter,<br />
Hayek und Mises zählten zu den regelmäßigen<br />
Gästen im Hause Drucker.<br />
Das Österreich der Zwischenkriegszeit<br />
konnte Drucker eine gute Erziehung und<br />
Ausbildung, aber keine Perspektive bieten,<br />
und so ging er 1927, nach der Matura am<br />
Döblinger Gymnasium, nach Deutschland,<br />
wo er Jus studierte und 1929 auch als Redakteur<br />
beim „Frankfurter General-Anzeiger“<br />
zu arbeiten begann – in einem seiner<br />
ersten Artikel berichtete er über den Börsencrash<br />
in New York.<br />
Der Unternehmensberater<br />
Nach der Machtübernahme durch die Nazis<br />
verließ Drucker Deutschland in Richtung<br />
England, wo er auch an den berühmten<br />
Seminaren von John Maynard<br />
Keynes teilnahm. 1937 emigrierte er in die<br />
USA, wo er sich vorerst als Journalist und<br />
Buchautor einen Namen machte. Im Frühjahr<br />
1939 erschien sein Buch „The End of<br />
Economic Man“, in dem er sich mit dem<br />
Aufstieg irrationaler Heilslehren wie Faschismus<br />
und Nationalsozialismus auseinandersetzte.<br />
Druckers Analyse stieß auf<br />
ein breites und positives Echo – unter anderem<br />
von Winston Churchill, der Buch und<br />
Autor in einer Rezension im „Times Literary<br />
Supplement“ lobte. Druckers 1942 veröffentlichtes<br />
Buch „The Future of Industrial<br />
Man“ weckte auch das Interesse von General<br />
Motors an seinen analytischen Fähigkeiten.<br />
Er bekam den Auftrag, die Firmenstruktur<br />
und das Management-System von<br />
General Motors genau zu durchleuchten.<br />
Druckers Analyse erschien 1946 unter dem<br />
Titel „The Concept of the Corporation“ auch<br />
in Buchform. Damit legte er zugleich auch<br />
den Grundstein für eine höchst erfolgreiche<br />
28 www.weltbund.at ROTWEISSROT
Laufbahn als Unternehmensberater: In den<br />
nachfolgenden Jahrzehnten beriet Drucker<br />
das Top-Management vieler Spitzenunternehmen<br />
– von General Electric über IBM<br />
bis zur Deutschen Bank. Daneben war Peter<br />
Drucker auch 20 Jahre lang Kolumnist<br />
für das „Wall Street Journal“ und er übte<br />
eine Lehrtätigkeit aus – von 1950 bis 1971<br />
an der New York University, anschließend<br />
noch drei Jahrzehnte an einer Universität<br />
im kalifornischen Claremont, seinem<br />
Alterssitz, wo er am 11. November 2005<br />
starb.<br />
Weitsicht und Aktualität<br />
Zu Peter F. Druckers Vermächtnis gehören<br />
Management-Techniken wie „Management<br />
by Objectives“ (MbO) und Klassiker der<br />
Management-Literatur wie „The Practice of<br />
Management“ (1954) oder „The Effective<br />
Executive“ (1966), mit denen er die Kunst<br />
der Unternehmensführung systematisierte<br />
und auf theoretische Grundlagen stellte –<br />
die New York Times nannte ihn deshalb<br />
auch „the man who invented management“.<br />
Peter Drucker ragte zeitlebens durch seine<br />
Fähigkeit heraus, tiefgreifende Änderungen<br />
in Wirtschaft und Gesellschaft frühzeitig zu<br />
erkennen, etwa den Paradigmenwechsel<br />
vom Staatseigentum zur Privatisierung,<br />
den wirtschaftlichen Aufstieg Japans oder<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Peter F. Drucker, voraussehend und -denkend. Weltbürger mit Alterssitz in Claremont.<br />
die „Revolution der Pensionsfonds“. Wie<br />
sehr Drucker der Zeit oft voraus war, zeigt<br />
sich auch an seinen Büchern „Landmarks<br />
of Tomorrow“ (1957) und „The Age of Discontinuity“<br />
(1969), in denen er früh auf die<br />
steigende Bedeutung von Wissensarbeit<br />
und Wissenskapital hinwies.<br />
Marshall McLuhan, der eng mit Drucker<br />
befreundet war, pries Druckers universelle<br />
Bildung als Vorbild für das elektronische<br />
Zeitalter und wies auch darauf hin, wo der<br />
Hintergrund für Druckers interdisziplinäres<br />
und universalistisches Denken zu finden<br />
sei: in seiner Heimatstadt Wien. Für Drucker<br />
war Management nie ein isoliertes<br />
Manager-Idol: Seine Technik „Management by Objectives“ sowie seine Bücher sind heute Klassiker.<br />
Themenfeld und auch kein Selbstzweck,<br />
sondern eine vitale gesellschaftliche Funktion.<br />
Drucker beschrieb die Gesellschaft<br />
des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts<br />
als eine Gesellschaft der Institutionen und<br />
Organisationen. Dem professionellen Management<br />
dieser Institutionen und Organisationen<br />
kommt daher eine entscheidende<br />
Rolle zu – auch und gerade im Non-Profit-<br />
Bereich, den Drucker vor allem in späteren<br />
Jahren als unerlässlich für das Funktionieren<br />
einer Gesellschaft erachtete. Drucker<br />
warnte auch zeitlebens eindringlich vor den<br />
Auswüchsen eines giergetriebenen und<br />
von der Verantwortung für das Gemeinwohl<br />
losgelösten Kapitalismus. Auch daran<br />
zeigt sich die Weitsicht und Aktualität von<br />
Druckers Denken, das kommenden November<br />
im Rahmen einer von der Peter<br />
Drucker Society of Austria veranstalteten<br />
Konferenz aus Anlass seines 100. Geburtstags<br />
ausführlich erörtert und gewürdigt<br />
werden wird. �<br />
Veranstaltung<br />
Das „1st Global Peter F. Drucker Forum“<br />
wird am 19. und 20. November 2009 in<br />
Wien stattfinden. Zu den Keynote-Speakers<br />
werden Druckers Witwe Doris und eine Rei-<br />
he international renommierter Manage-<br />
ment-Vordenker wie Charles Handy, C. K.<br />
Prahalad, Fredmund Malik und Hermann<br />
Simon gehören. Weitere Informationen und<br />
die Anmeldemöglichkeit finden Sie unter<br />
www.druckersociety.at<br />
Porträt<br />
29
österreich regional<br />
Aus den bundesländern<br />
Grasski Weltmeisterschaft 2009 im Burgenland<br />
ach der Austragung der Jugend-WM<br />
N ist ein ehrgeiziger Gedanke gereift.<br />
Jetzt wird er Realität: Die südburgenländische<br />
Gemeinde Rettenbach bei Bernstein<br />
ist vom 2. bis 6. September 2009<br />
Schauplatz der FIS Grasski Weltmeisterschaft.<br />
Diese Veranstaltung – die größte, die der<br />
Burgenländische Skiverband je zu bewältigen<br />
hatte – ist für die östlichste Region<br />
Österreichs nicht nur aus sportlicher,<br />
sondern auch aus touristischer Sicht<br />
äußerst interessant. Neben dem<br />
Burgenland haben sich auch noch Japan<br />
Tirol: Die erste Bezirkshauptfrau Tirols<br />
und die Schweiz um die Austragung<br />
beworben.<br />
Die Strecke in Rettenbach ist – laut Expertenmeinung<br />
– technisch äußerst anspruchsvoll.<br />
Aufgrund der Erfolge der<br />
vergangenen Saison gibt es Medaillenhoffnungen,<br />
denn das Burgenland kann<br />
bisher auf eine hervorragende Bilanz verweisen.<br />
Mehr als 300-mal auf nationaler<br />
und 18-mal auf internationaler Ebene bei<br />
Europa- und Weltmeisterschaften erreichtes<br />
Edelmetall ist ein glänzender Beweis<br />
dafür. Die Veranstalter erwarten rund<br />
5.000 Zuschauer. �<br />
Landeshauptmann Günther Platter gratuliert der ersten Bezirkshauptfrau Mag. Katharina Schall.<br />
Koordination: Günter Düriegl<br />
Hans Niessl (2. v. r.) und Peter Schröcksnadel<br />
(re.) präsentieren die FIS Grasski WM 2009.<br />
30 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
©. Land Tirol/Eva © Bgld. Horst-Wundsam<br />
xxxxxxxxx<br />
eit 1. Juli 2009 amtiert die erste Be-<br />
S zirkshauptfrau Tirols, Mag. Katharina<br />
Schall, in Reutte. Die gebürtige Außerfernerin,<br />
Jahrgang 1974, absolvierte an der<br />
Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck<br />
das Studium der Rechtswissenschaften,<br />
dazu kamen Auslandspraktika in<br />
Rom und London. Nach dem Gerichtsjahr<br />
in Innsbruck ist Schall im Jahr 2000 in den<br />
Landesdienst eingetreten und wurde als<br />
Referatsleiterin an der BH Reutte tätig.<br />
2003 erfolgte ihre Bestellung zur Stellvertreterin<br />
des Bezirkshauptmannes. 2005<br />
konnte sie anlässlich der Hochwasserkatastrophe<br />
ihre organisatorischen Fähigkeiten<br />
unter Beweis stellen.<br />
In der Sitzung der Landesregierung wurde<br />
Katharina Schall zuletzt einstimmig zur<br />
ersten Bezirkshauptfrau Tirols bestellt.<br />
„Ich wünsche für die bevorstehenden Aufgaben<br />
viel Glück und Erfolg“, gratulierte<br />
Landeshauptmann Günther Platter.<br />
„Weiterhin werde ich mich bemühen, im<br />
Rahmen der rechtlichen Vorgaben nach<br />
praktikablen Lösungen für den Einzelnen<br />
zu suchen“, so die erste Bezirkshauptfrau<br />
Tirols. �<br />
© Burgenländisches Landesmedienservice
österreich regional<br />
Niederösterreich: Spoerri-Gebäude in Hadersdorf am Kamp eröffnet<br />
er international anerkannte und er-<br />
D folgreiche Künstler und Mitbegründer<br />
des „Nouveau Realisme“, Daniel Spoerri,<br />
hat sich nun ein neues Refugium in Hadersdorf<br />
am Kamp geschaffen. Am Hauptplatz<br />
hat er zwei Gebäude als Ereignisund<br />
Ausstellungsorte neu belebt. Kürzlich<br />
wurden die Gebäude offiziell von Landeshauptmann<br />
Dr. Erwin Pröll eröffnet.<br />
„In Niederösterreich haben wir in den vergangenen<br />
Jahren und Jahrzehnten eine<br />
sehr offene und zukunftsträchtige Kulturpolitik<br />
gemacht“, meinte der Landeshauptmann<br />
in seinen Eröffnungsworten. „Weil<br />
wir glauben, dass wir so die Chance haben,<br />
uns als Kulturstandort weiter zu entwickeln<br />
und somit auch einen Motor für alle<br />
anderen Entwicklungsbereiche unserer<br />
Gesellschaft bekommen“, so Pröll. Dass<br />
sich ein Kosmopolit wie Daniel Spoerri in<br />
Niederösterreich ansiedle, sei eine große<br />
„Bereicherung unserer Kulturszenerie“.<br />
Einleitende Worte zur Eröffnung sprach<br />
auch Peter Noever, Direktor des Museums<br />
für angewandte Kunst. Die beiden Gebäu-<br />
de in Hadersdorf seien „keine Wiederholung<br />
eines Museums, sondern ein spezieller,<br />
neu gedachter Ort der Kunst“.<br />
„Seit 50 Jahren spiele ich mit dem Gedanken,<br />
an die Donau zu ziehen“, meinte Daniel<br />
Spoerri in seinen Begrüßungsworten.<br />
Der Schweizer Künstler rumänischer Abstammung<br />
lebte lange Zeit in Paris und<br />
ließ sich um 1990 in der Toskana nieder,<br />
wo er den Skulpturenpark „Il Giardino“ errichtete.<br />
Nun wurde ein ehemaliges Klostergebäude<br />
in Hadersdorf am Kamp (Hauptplatz<br />
23) zum Kunst-Staulager „Ab Art“, das die<br />
Arbeiten von Daniel Spoerri beherbergen<br />
wird. Zur Eröffnung sind dort Werke des<br />
Künstlers aus den Jahren 1994 bis 2009<br />
zu sehen. Das Gebäude mit der Hausnummer<br />
16 war einmal das Kino von Hadersdorf.<br />
Unter dem Namen „Eat Art“ öffnet<br />
es jetzt seine Türen zum Trinken und<br />
Essen – wenn auch auf die etwas andere<br />
Art. Der ehemalige Vorführraum im ersten<br />
Stock bietet ab sofort Raum für Veranstaltungen.<br />
Oberösterreich: Der neue Südtrakt des Schlossmuseums Linz<br />
© OÖ. Landesmuseen/Grilnberger<br />
Der neue Südflügel am Schlossmuseum Linz<br />
schwebt über der Kulturhauptstadt Europas.<br />
ach zahlreichen Diskussionen, Über-<br />
N legungen und Planungen ist es im<br />
Kulturhauptstadtjahr 2009 gelungen, ein<br />
zukunftsweisendes Museumsprojekt für<br />
Oberösterreich zu realisieren: einen neuen<br />
Südtrakt für das Linzer Schloss, der an<br />
den historischen Schlossbau anknüpft. Mit<br />
der Wiedererrichtung des um 1800 abgebrannten<br />
Südflügels des Linzer Schlosses<br />
entstand über den Dächern der Stadt ein<br />
Ensemble aus historischer und moderner<br />
Architektur. Das Siegerprojekt von Martin<br />
Emmerer, Hansjörg Luser und Clemens<br />
Luser (HoG architektur) nimmt Kubatur<br />
und Lage seines historischen Vorgängers<br />
auf, ohne jedoch den Museumshof wieder<br />
abzuschließen. Während sich drei Ausstellungs-<br />
und Funktionsgeschoße hinter<br />
der mächtigen Befestigungsmauer verbergen,<br />
scheint der von der Stadt aus sichtbare<br />
Baukörper über der Festungsmauer<br />
zu schweben. Bei Dunkelheit unterstrei-<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
© NLK Pfeiffer<br />
LH Pröll: „Offene und zukunftsträchtige Kultur-<br />
politik“.<br />
Der im Jahr 1930 geborene Daniel Spoerri<br />
wurde als bildender Künstler vor allem<br />
durch seine so genannten „Fallenbilder“<br />
bekannt. Dabei handelt es sich um auf<br />
Tischplatten fixierte Überreste einer Mahlzeit<br />
oder einer anderen zufällig vorgefundenen<br />
Situation. Mit dem „Restaurant<br />
Spoerri“ und einer „Eat-Art Galerie“, die er<br />
1968 in Düsseldorf eröffnete, wurde er<br />
zum Begründer der „Eat Art“. Nähere Informationen:<br />
www.spoerri.at �<br />
chen die in mattem, weißem Licht schimmernde<br />
Fassade und die Untersicht den<br />
schwebenden Charakter des Gebäudes.<br />
„Insgesamt wird sich das neue Schlossmuseum<br />
als größtes Universalmuseum<br />
Österreichs präsentieren, das einen umfangreichen<br />
und eindrucksvollen Einblick<br />
in die Natur-, Kultur- und Kunstgeschichte<br />
des Landes Oberösterreich vermittelt“,<br />
freuen sich Landeshauptmann Dr. Josef<br />
Pühringer und Landesmuseendirektor Dr.<br />
Peter Assmann. Als erste Ausstellung im<br />
neuen Südtrakt ist bis 10. Jänner 2010<br />
„Das Grüne Band Europas: Grenze.Wildnis.Zukunft“<br />
zu sehen. Das Projekt der OÖ<br />
Landesmuseen und der Universität Wien<br />
für Linz09 Kulturhauptstadt Europas will<br />
die nachhaltige Sicherung der vielfältigen<br />
Landschaften entlang des ehemaligen<br />
Eisernen Vorhangs und ihre Natur- und<br />
Kulturwerte vermitteln.<br />
Infos: www.schlossmuseum.at �<br />
31
österreich regional<br />
Wien: Kinos unter Sternen<br />
Seit 2007 neues Equipment: 230-m 2 -Leinwand.<br />
as Film Festival am Rathausplatz hat<br />
D im Vorjahr wieder rund 640.000 Besucher<br />
aus dem In- und Ausland begeistert<br />
und ist schon zu einer sommerlichen<br />
Wiener Institution geworden.<br />
Im Mittelpunkt stehen heuer die Jahresregenten<br />
Joseph Haydn, Georg Friedrich<br />
Händel und Felix Mendelssohn-Bartholdy,<br />
deren Meisterwerke in spektakulären Produktionen<br />
mit internationalen Topstars<br />
gezeigt werden. Darüber hinaus bietet das<br />
Film Festival ein attraktives Konzertprogramm<br />
von Klassik bis zum Jazz.<br />
Film Festival am Wiener Rathausplatz<br />
27. Juni bis 30. August 2009<br />
Der Eintritt ist frei.<br />
www.wien-event.at<br />
Weitere Open-Air-Kinos<br />
Kino wie noch nie<br />
2. Juli bis 23. August<br />
www.kinowienochnie.at<br />
„Kino am Dach“<br />
bis 27. August<br />
www.kinoamdach.at<br />
VOLXkino<br />
bis 18. September<br />
Eintritt frei<br />
www.volxkino.at<br />
Ein Sommer im Schloss<br />
19. Juni bis 4. September<br />
www.afterimage.at �<br />
© wien-event<br />
Kärnten: Macht des Wortes – Macht des Bildes<br />
as älteste gedruckte Werk von Jo-<br />
D hannes Gutenberg, die Merseburger<br />
Zaubersprüche, Handschriften der Minnesänger<strong>literatur</strong><br />
oder die Geschichte des<br />
Lachens von Aristoteles. Solch einzigartige<br />
Bücherschätze und weitere kulturelle Kostbarkeiten<br />
sind in der 900 Jahre alten Benediktinerabtei<br />
St. Paul zu sehen. Unter dem<br />
Motto „Macht des Wortes“ werden Werke<br />
gezeigt, die die Geschichte entscheidend<br />
geprägt haben. Ein Fokus liegt aber auch<br />
auf ehemals verbotenen Büchern, die ganze<br />
Mönchsgenerationen in Atem gehalten<br />
haben.<br />
Der zweite Teil der „Europaausstellung<br />
2009“ findet im Werner Berg Museum in<br />
Bleiburg statt. Die „Macht des Bildes“ demonstrieren<br />
Werke von über 60 ausgewählten<br />
Künstlern wie Egon Schiele, Oskar<br />
Kokoschka, Albin Egger-Lienz, Anton Kolig<br />
oder Hermann Nitsch.<br />
Vorarlberg: Die „Vlotte“ nimmt Fahrt auf<br />
er Klima- und Energiefonds der Öster-<br />
D reichischen Bundesregierung kürte<br />
Vorarlberg im Dezember 2008 zur Modellregion<br />
für Elektromobilität. Mit der Übergabe<br />
der ersten 30 Fahrzeuge an die neuen<br />
Das Kloster in St. Paul öffnet erstmals sein wertvolles<br />
Archiv für die Besucher.<br />
Bis 8. November 2009 können Sie die<br />
„Europaausstellung 2009“ noch besuchen.<br />
Lassen Sie sich die einmalige Möglichkeit<br />
nicht entgehen, diese Fülle an unvergleichlichen<br />
Kunstschätzen zu erleben.<br />
www.europaausstellung2009.com �<br />
Besitzer ist die Elektromobilität in Vorarlberg<br />
Realität. „Die Technik der Zukunft hält<br />
Einzug und Vorarlberg nimmt eine Vorreiterrolle<br />
ein. Neben London sind wir die<br />
größte Modellregion für Elektromobilität.<br />
Diesen Vorsprung gilt es konsequent zu<br />
festigen und auszubauen“, sagte Landeshauptmann<br />
Herbert Sausgruber im Rahmen<br />
des Festaktes zur Übergabe der ersten<br />
Fahrzeuge. Bis Jahresende sollen<br />
insgesamt 100 Elektroautos auf Vorarlbergs<br />
Straßen unterwegs sein.<br />
Die Vorarlberger Kraftwerke AG (VKW)<br />
sorgt in den nächsten Monaten für den flächendeckenden<br />
Ausbau der Ladestationen<br />
in Vorarlberg. Die Betankung der Fahrzeuge<br />
an den öffentlichen Stromtankstellen<br />
erfolgt in Vorarlberg ausschließlich mit Vorarlberger<br />
Ökostrom. Weitere Informationen:<br />
www.vlotte.at.<br />
Factbox Elektroauto<br />
Reichweite 80–150 km je nach Fahrzeugtyp,<br />
Streckenprofil und Fahrweise<br />
Ladedauer 7–8 Stunden<br />
Energiekosten 2–3 Euro pro 100 km �<br />
32 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© vkw<br />
LH Sausgruber bei der Übergabe der ersten 30<br />
Elektrofahrzeuge – „Modellregion Vorarlberg“.<br />
© Stift St. Paul
Ein Sommer in der Steiermark<br />
ie in allen anderen Bundesländern<br />
W bietet auch die Steiermark in diesem<br />
Sommer viele Veranstaltungen – einige sollen<br />
hier erwähnt werden, wie etwa die „Styriarte“.<br />
Die sommerlichen Musikfestspiele<br />
in der Steiermark wurden 1985 ins Leben<br />
gerufen und sollen den bahnbrechenden<br />
Dirigenten Nikolaus Harnoncourt enger an<br />
seine Heimatstadt Graz binden. Harnoncourts<br />
künstlerische Erkenntnisse, die ihn<br />
zu einem Weltstar gemacht haben, wurden<br />
zum Maßstab für die Aufführungen der<br />
Festspiele, die in diesem Jahr unter dem<br />
© Projekt „Bruck im Mittelpunkt“<br />
Bürgermeister Rosenberger, Mitglieder der<br />
Gruppe Aktiv für Bruck und Dr. Renate Metlar.<br />
Salzburg: Top-Filme aus Salzburg<br />
ährlich unterstützt das Land Salzburg<br />
Jrund 50 Filmprojekte mit insgesamt<br />
mehr als 400.000 Euro, und das zeitigt<br />
Erfolge. Fast jeder zweite geförderte Film<br />
kommt auf internationalen Festivals zu<br />
Ehren. So lief z. B. der vom Land unterstützte<br />
Streifen Harald Friedls „Aus der<br />
Zeit“, der weltweit bei Festivals zu sehen<br />
war und zahlreiche international angesehene<br />
Auszeichnungen bekam. Ebenfalls<br />
Festival-Einladungen und/oder Preise erhielten<br />
u. a.: Matthias Gugler und Johannes<br />
Honsell („Die ersten Kinder Israels“),<br />
Günter Schwaiger („Hafners Paradies“),<br />
Christian Genzel („Schlaflos“),<br />
Martin Hasenöhrl („Freier als Paul Preuß“),<br />
Annette Mäser („Ein großer Eimer Wasser“),<br />
Andreas Horvath („Nachtportier“),<br />
Angela Huemer („Tod auf hoher See –<br />
warum Flüchtlinge sterben“) und Marko<br />
Doringer („ Mein halbes Leben“).<br />
Das Budget der freien Filmförderung ver-<br />
Motto „Der Menschheit Würde“ firmieren.<br />
Vom 26. Juni bis 26. Juli 2009 wurde u. a.<br />
George Gershwins Oper „Porgy and Bess“<br />
aufgeführt. In einer originellen und wunderbaren<br />
Neubearbeitung zeigte man im Amphitheater<br />
der Kunstuniversität Graz Carlo<br />
Goldonis „Sommerfrische“. Zu empfehlen<br />
ist auch die Ausstellung in der Kunsthalle<br />
Leoben mit dem Thema: „Das Gold der<br />
Steppe“. Sie läuft seit 26. April noch bis 26.<br />
Oktober und zeigt sensationelle Funde aus<br />
Fürstengräbern der Skythen und Sarmaten.<br />
Abschließend möchte ich allen im Ausland<br />
lebenden Landsleuten von einer Ausstellung<br />
berichten, die im Mai in Bruck an der<br />
Mur entlang der Mittergasse eröffnet wurde.<br />
Gestaltet wurde sie von der Gruppe<br />
„Aktiv für Bruck“ unter Beteiligung der<br />
Stadtgemeinde und in Kooperation mit dem<br />
Büro für AuslandssteirerInnen beim Amt<br />
der Steiermärkischen Landesregierung.<br />
Ziel dieses Projektes ist es, Personen mit<br />
Brucker Wurzeln, die heute im Ausland leben,<br />
in Form einer Foto-Doku-Installation<br />
steht sich in Salzburg als Filmkunstförderung<br />
und umfasst die Mitfinanzierung<br />
von Drehbuch- und Projektentwicklung,<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
österreich regional<br />
„Mein halbes Leben“ von Marko Doringer erhielt den Großen Diagonalepreis.<br />
zu präsentieren. Dabei hat man 25 Frauen<br />
und Männer ausgewählt, die stellvertretend<br />
für eine größere Zahl von Persönlichkeiten<br />
stehen. Sie haben österreichische Kultur<br />
und Tradition ins Ausland getragen. Durch<br />
ihr Können, ihren Fleiß und ihre Risikobereitschaft<br />
ist es ihnen gelungen, in der neuen<br />
Heimat zu bestehen. Interessant ist es,<br />
zu erfahren, wie sie mit ihrer neuen Situation<br />
zurechtgekommen sind und welche<br />
Gründe für sie ausschlaggebend gewesen<br />
sind, dass sie ihre Heimat verlassen haben.<br />
Es ist beabsichtigt, dieses Projekt auch auf<br />
andere Städte in der Steiermark zu übertragen,<br />
um damit zu zeigen, welche Ressourcen<br />
durch unsere Landsleute der Steiermark<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Ein Auslandssteirer formulierte das kürzlich<br />
so: „Das Kulturland nutzen, einen Ausgleich<br />
schaffen, die Natur erneuern, die Menschen<br />
ermutigen und ermächtigen, eine<br />
robuste Zukunft zu planen.“ �<br />
Dr. Renate Metlar,<br />
Büro für Auslandssteirer/innen beim Amt<br />
der Steiermärkischen Landesregierung<br />
Kurz-, Avantgarde- und Dokumentar<strong>film</strong>en,<br />
Videoproduktionen und Spiel<strong>film</strong>en.<br />
�<br />
© LPB/Franz Neumayr<br />
33
österreich aktuell<br />
news aus österreich<br />
Das Salzburg Museum ist das beste Museum Europas<br />
m Abend des 9. Mai wurde das Salz-<br />
A burg Museum, Neue Residenz, im<br />
türkischen Bursa mit dem „European Museum<br />
of the Year Award“ – dem europäischen<br />
Museums-Oscar – ausgezeichnet.<br />
Insgesamt waren 52 Museen aus 25 europäischen<br />
Ländern an dem internationalen<br />
Wettbewerb, der vom European Museum<br />
Forum (EMF) organisiert wird, beteiligt.<br />
Die Preise wurden in einer Zeremonie mit<br />
mehr als 200 Teilnehmern vergeben. Seit<br />
dem Jahr 1977 wird der Europäische Museumspreis<br />
unter der Patronanz Ihrer Majestät<br />
Königin Fabiola von Belgien und<br />
unter der Schirmherrschaft des Europarates<br />
von einer unabhängigen Jury jährlich<br />
an neu errichtete oder umgestaltete Museen<br />
aus ganz Europa vergeben.<br />
„Ich freue mich über die hohe nationale<br />
und nun auch internationale Anerkennung<br />
für das Salzburg Museum. Durch diesen<br />
Award wird bestätigt, dass wir die richtigen<br />
Entscheidungen und Investitionen für die<br />
Stadt getroffen haben.“ Salzburg sei eine<br />
bedeutende Kulturstadt und könne ab jetzt<br />
© Salzburg Museum<br />
auch auf das beste Museum in Europa<br />
verweisen, sagte Salzburgs Bürgermeister<br />
Heinz Schaden.<br />
„Um Wesentliches und Neues zu erreichen,<br />
sind auch – und gerade – im Kultur-<br />
Zum Beispiel: der Bischofssaal im Dauerausstellungsbereich „Mythos Salzburg“ im 2. Obergeschoß<br />
der Neuen Residenz.<br />
Michael Mössmer<br />
Direktor Erich Marx, Chefkurator Peter Husty mit dem „European Museum of the Year Award“ –<br />
„The Egg“ mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Salzburg Museums.<br />
bereich vorausschauende, strategische<br />
Entscheidungen und Leitbilder notwendig.“<br />
Dieser Preis sei eine sehr erfreuliche<br />
Bestätigung für die erfolgreiche Erneuerung<br />
der Salzburger Museumslandschaft,<br />
zu der das Salzburg Museum als elementarer<br />
Bestandteil gehöre, sagte LH-Stv.<br />
Wilfried Haslauer. Es bestärke ihn, auch<br />
die weiteren Schritte des Museumsleitplanes<br />
auf diesem hohen Qualitätsniveau<br />
zu realisieren.<br />
„Wir freuen uns sehr über den Gewinn des<br />
Europäischen Museumspreises, den sich<br />
das gesamte Museums-Team erarbeitet<br />
und verdient hat“, meinte Direktor Erich<br />
Marx. „Den europäischen Museums-Oscar<br />
für die Neue Residenz verliehen zu<br />
bekommen ist ein absoluter Höhepunkt im<br />
175. Jubiläumsjahr des Museums und ein<br />
ganz großer Ansporn für die Zukunft und<br />
weitere Projekte!“<br />
Das Salzburg Museum reiht sich damit in<br />
die Gesellschaft namhafter internationaler<br />
Museen ein.<br />
www.salzburgmuseum.at �<br />
34 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© Salzburg Museum
100 Jahre Technisches Museum Wien<br />
© Österreich Journal<br />
„100 Jahre Technisches Museum“ wurde über 100 Tage hindurch ausgiebig gefeiert. Die letzten<br />
100 Stunden war das Haus durchgehend geöffnet.<br />
m 20. Juni 1909 legte Kaiser Franz<br />
A Joseph I. den Grundstein für das<br />
heutige Technische Museum Wien. Exakt<br />
100 Jahre danach wurde nun der Geburtstag<br />
einer umfangreichen Sammlung gefei-<br />
ert, die sich mittlerweile über die reine<br />
Präsentation hinaus zur einer spannenden<br />
technischen Erlebniswelt entwickelt hat:<br />
Altes wird perfekt in Kontext zu der daraus<br />
entstandenen Anwendung gestellt, didak-<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
österreich aktuell<br />
tisch hochwertige Modelle bzw. Versuchsobjekte<br />
bringen so nicht nur den jüngsten<br />
BesucherInnen spielerisch komplexe Zusammenhänge<br />
und Hintergründe nahe.<br />
Vieles davon wurde aber erst durch eine<br />
Generalsanierung möglich, während der<br />
das Museum der Öffentlichkeit nicht zugänglich<br />
war. Wer also irgendwann vor<br />
1992 zuletzt dort war, sollte ihm auf jeden<br />
Fall einen Besuch widmen.<br />
100 Tage dauerte das Geburtstagsfest, bei<br />
dem Rück-, Ein- und Ausblicke auf die<br />
Geschichte, den Alltag und die Zukunft des<br />
Hauses gegeben wurden. Beendet wurden<br />
die Jubiläumsfeierlichkeiten mit einem „100<br />
Stunden Marathon“, wobei das Museum<br />
ununterbrochen geöffnet war und in Zusammenarbeit<br />
mit befreundeten Institutionen<br />
sowie mit originellen Beiträgen aus<br />
dem Museum selbst Action und verhaltene<br />
Stille geboten wurden. Es war ein nobles<br />
Fest ebenso wie eine „verrückte Performance“!<br />
www.tmw.at �<br />
Die Prunkräume der Hofburg zu Innsbruck – prachtvoll wie zu Maria Theresias Zeiten<br />
en Glanz vergangener Zeiten strahlt<br />
D die Kaiserliche Hofburg zu Innsbruck<br />
in allen Räumen aus: vom gotischen Keller<br />
bis unters schön gewölbte Dach. Nach<br />
einer Generalsanierung der Prunkräume<br />
zeigen sich nun auch Riesensaal, Gardesaal,<br />
Lothringer-Zimmer und der Sakralbereich<br />
des Damenstifts frisch renoviert.<br />
Man sagt, es hätte damals, im 18. Jahrhundert,<br />
nicht so prachtvoll ausgesehen.<br />
Es wurde nämlich besonderes Augenmerk<br />
darauf gelegt, das Erscheinungsbild<br />
aus der Zeit Maria Theresias, um 1750 bis<br />
1770, wiederherzustellen, wozu im Vorfeld<br />
eine genaue Befundung der Räume<br />
durchgeführt worden war.<br />
Nicht nur 18.000 Blatt Gold waren für die<br />
restauratorisch großartige Arbeit aufzuwenden,<br />
man musste sogar alte Wandanstriche<br />
abnehmen und stattdessen auf die<br />
überlieferte Kalktechnik zurückgreifen,<br />
Gemälde restaurieren und Böden ausbessern.<br />
Besonders beeindruckend ist das<br />
Mit großer Sorgfalt wurde auch das Deckenfresko von Anton Maulpertsch im Riesensaal gereinigt<br />
und entsalzt.<br />
Deckenfresko von Anton Maulpertsch im<br />
Riesensaal. Mit dem Abschluss all der Arbeiten<br />
ist nun wieder ein großer Teil der<br />
Hofburg öffentlich zugänglich. Mit der Be-<br />
sichtigung der Kaiserappartements muss<br />
man sich noch gedulden, die Sanierung<br />
dauert noch bis ins Frühjahr 2010.<br />
www.hofburg-innsbruck.at �<br />
© Österreich Journal<br />
35
österreich aktuell<br />
Wien erstmals auf Platz eins des internationalen Städtevergleichs<br />
© Österreich Journal<br />
Die Bundeshauptstadt Wien nimmt in puncto Lebensqualität – im internationalen Vergleich – erst-<br />
mals den weltweit ersten Platz ein.<br />
ie jährlich vom internationalen Bera-<br />
D tungsunternehmen Mercer durchgeführte<br />
Studie zur Bewertung der Lebensqualität<br />
in 215 Metropolen weltweit stellt<br />
Wien heuer das beste Zeugnis aus. „Das<br />
Schönbrunn ist der beste Zoo Europas<br />
ine privat finanzierte, unabhängige<br />
E Studie reiht den Tiergarten in einer<br />
Auswahl von 40 Zoos in 16 europäischen<br />
Ländern an die erste Stelle. Die Qualitätsbeurteilung<br />
stützt sich auf 25 unterschiedliche<br />
Kriterien – unter anderem Tierhaltung,<br />
Artenschutz, Investitionen, Marketing,<br />
Besucherzahl, Zoopädagogik und<br />
Personal. Das Ergebnis der Studie und<br />
die zukünftige Rolle der Zoologischen<br />
Gärten waren Thema eines umfassenden<br />
Artikels in der „London Financial Times“.<br />
Hinter der kritischen Qualitätsanalyse der<br />
Zoos steht der Brite Anthony Sheridan,<br />
der sein Leben abseits seiner Geschäfte<br />
den Wildtieren widmet. Er hat dafür zahlreiche<br />
europäische Zoos besucht, ihre<br />
Direktoren befragt und sich mit ihren Jahresberichten<br />
auseinandergesetzt.<br />
Die „Menagerie Schönbrunn“ ist der älteste<br />
Tierpark der Welt und war bis etwa<br />
1780 in erster Linie der kaiserlichen Familie<br />
vorbehalten. 1778 wurde sie sonntags<br />
ist eine große Auszeichnung für jede Wienerin<br />
und jeden Wiener“, freute sich Vizebgm.<br />
Finanzstadträtin Renate Brauner.<br />
Vor allem das breit gefächerte und gute<br />
Angebot am Wohnungsmarkt dürfte dies-<br />
für „anständig gekleidete Personen“ geöffnet,<br />
ab etwa 1800 stand der Tiergarten<br />
der Öffentlichkeit dann täglich zur Verfü-<br />
mal für den ersten Platz ausschlaggebend<br />
gewesen sein. Im vergangenen Jahr erreichte<br />
Wien hinter Zürich Platz zwei.<br />
Die Bundeshauptstadt nimmt somit im internationalen<br />
Vergleich erstmals den weltweit<br />
ersten Platz ein. Wien hat damit Zürich,<br />
das 2008 topplatziert war, überholt.<br />
Genf hat seinen dritten Rang als lebenswerteste<br />
Stadt der Welt beibehalten können.<br />
Das Schlusslicht unter den weltweiten<br />
Großstädten bildet, wie schon im vergangenen<br />
Jahr, unfairerweise Bagdad.<br />
Als Basis für die Beurteilung der Lebensqualität<br />
wurden für jede Stadt 39 Kriterien<br />
aus der Sicht der Mercer-Mitarbeiter herangezogen.<br />
Diese Merkmale schließen –<br />
unter anderem – politische, soziale, wirtschaftliche<br />
und ökologische Aspekte ein.<br />
Hinzu kommen Faktoren wie persönliche<br />
Sicherheit und Gesundheit, Bildungs- und<br />
Verkehrsangebote sowie weitere öffentliche<br />
Dienstleistungen.<br />
www.wien.gv.at �<br />
Am 23. August 2007 kam im Wiener Tiergarten Schönbrunn „Fu Long“ zur Welt – der erste<br />
europäische Pandabären-Nachwuchs seit 1982.<br />
gung und genießt seitdem immensen<br />
Publikumszuspruch.<br />
www.zoovienna.at �<br />
36 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© Tiergarten Schönbrunn / Archiv
Fritz Muliar ist gestorben<br />
© RK / Pressefoto Votava<br />
Fritz Muliar: Einen Tag vor seinem plötzlichen<br />
Tod stand er noch auf der Bühne.<br />
er Volks- und Charakterdarsteller<br />
D Fritz Muliar ist am 3. Mai 2009 im Alter<br />
von 89 Jahren im Wiener AKH verstorben.<br />
Der Wiener stand über 70 Jahre auf<br />
der Bühne und erhielt zahlreiche Auszeichnungen.<br />
Auch politisch nahm er sich<br />
nie ein Blatt vor den Mund.<br />
Fritz Muliars Ausbildung am Konservatorium<br />
in Wien folgte 1937 das erste Engagement<br />
in Stella Kadmons Kleinkunstbühne<br />
„Der liebe Augustin“. Über viele<br />
Umwege kam er schließlich in die „Josefstadt“,<br />
in der er noch bis wenige Stunden<br />
vor seinem Tod auf der Bühne stand. Er<br />
wirkte in über 100 Filmen und Fernsehproduktionen<br />
mit. Über die Grenzen Österreichs<br />
hinaus bekannt wurde er durch<br />
seine Darstellung des Braven Soldaten<br />
Schwejk.<br />
Bundespräsident Heinz Fischer sprach<br />
von einem „großen menschlichen Verlust“,<br />
Muliar sei „ein liebenswerter Mensch,<br />
ein Volksschauspieler und ein Österreicher<br />
im besten Sinne des Wortes“ gewesen.<br />
Wiens Bürgermeister Michael<br />
Häupl sagte, Österreich verliere eine der<br />
herausragendsten schauspielerischen<br />
Persönlichkeiten, die sich auch auf der<br />
Bühne des Lebens lautstark Gehör verschafft<br />
habe.<br />
Fritz Muliar wurde am 12. Mai in einem<br />
Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof<br />
feierlich beigesetzt. �<br />
Ehrenbürger von Wien<br />
Wiens Bürgermeister Michael Häupl (li.) und<br />
der neue Ehrenbürger Eric Kandel.<br />
em in Wien geborenen Nobelpreis-<br />
D träger Prof. Eric Kandel wurde am<br />
2. Juni von Bürgermeister Michael Häupl<br />
die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien<br />
verliehen.<br />
An der Feier nahmen hochrangige Vertreter<br />
aus Politik und Wissenschaft, wie etwa<br />
der berühmte Quantenphysiker Prof. Anton<br />
Zeilinger, sowie auch die Witwe von Prof.<br />
Viktor Frankl teil.<br />
Kandel betonte, dass ihm diese hohe Auszeichnung<br />
große Ehre und Freude bedeute,<br />
zumal er nach wie vor eine romantische<br />
Beziehung zur Stadt Wien habe und von<br />
der Geisteswelt der Jahrhundertwende<br />
des vorigen Jahrhunderts fasziniert sei.<br />
Es sei nicht verwunderlich, dass Wien<br />
Platz eins unter den lebenswertesten<br />
Städten einnehme, was Bürgermeister<br />
Häupl zu verdanken sei – noch dazu ein<br />
Biologe. Eric Kandel wurde 1929 in Wien<br />
geboren. 1939 musste Kandel mit seiner<br />
Familie in die Vereinigten Staaten emigrieren.<br />
Kandel studierte Neurophysiologie, wobei<br />
sein Hauptinteresse dem Gedächtnis und<br />
dem Erinnerungsvermögen galt. Im Jahr<br />
2000 erhielt er zusammen mit dem<br />
Schweden Arvid Carlsson und dem Amerikaner<br />
Paul Greengard den Nobelpreis<br />
für Medizin für seine Entdeckungen im<br />
Bereich der Signalübertragung im Nervensystem.<br />
�<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
© Schaub-Walzer<br />
österreich aktuell<br />
„Koch des Jahrhunderts“<br />
LH-Stv. Wilfried Haslauer (li.) und LH Gabi<br />
Burgstaller (re.) mit Eckart Witzigmann (M.).<br />
ckart Witzigmann hat dafür gesorgt,<br />
E dass die Botschaft der Nouvelle<br />
Cuisine auch im deutschsprachigen Raum<br />
ohne Wörterbuch verstanden wird: Sie<br />
besteht schlicht aus einer Kombination<br />
von Qualität und Leidenschaft.<br />
„Die Qualität kommt von erstklassigen,<br />
frischen Zutaten, wenn irgend möglich aus<br />
der Region, in der sie gekocht und genossen<br />
werden. Die Leidenschaft aber hat<br />
man – wie etwa Witzigmann –, oder man<br />
hat sie eben nicht. Dagegen ist kein Kraut<br />
gewachsen!“<br />
Diese Worte stammen von Landeshauptfrau<br />
Gabi Burgstaller, als sie am 29. Juni<br />
den Spitzenkoch mit dem Großen<br />
Verdienstzeichen des Landes Salzburg<br />
ehrte.<br />
Eckart Witzigmann wurde 1941 in Bad<br />
Gastein geboren. Nach seiner Kochlehre<br />
absolvierte er zahlreiche Stationen in den<br />
Spitzenküchen dieser Welt, unter anderem<br />
als Schüler von Paul Bocuse. 1979<br />
erhielt er als dritter Koch weltweit außerhalb<br />
Frankreichs die begehrten drei Sterne<br />
des Guide Michelin für sein Restaurant<br />
„Aubergine“. 1994 wurde ihm vom Gault<br />
Millau der Titel „Koch des Jahrhunderts“<br />
verliehen, den außer ihm weltweit nur drei<br />
weitere Köche tragen. Weiters ist er Professor<br />
der schwedischen Universität<br />
Örebro und Präsident der Deutschen Akademie<br />
für Kulinaristik. �<br />
© Franz Neumayr<br />
37
österreich aktuell<br />
„Institute for Science and Technology“ nach 18 Monaten Bauzeit eröffnet<br />
nnerhalb von rund 18 Monaten intensiver<br />
I Bautätigkeit und umfangreicher organisatorischer<br />
Arbeiten wurde das ehemalige<br />
Krankenhausgelände nahe Klosterneuburg<br />
in ein modernes Forschungsinstitut<br />
umgewandelt und konnte am 2. Juni als<br />
„Institute for Science and Technology Austria“<br />
(ISTA) feierlich eröffnet werden. Mit<br />
dem Spatenstich für die ersten Laborgebäude<br />
beginnt die zweite Bauphase, bis<br />
zum Jahr 2016 sollen am ISTA rund 400<br />
bis 500 Forscher arbeiten.<br />
„Dieser Tag ist im wahrsten Sinne des<br />
Wortes ein historischer Tag für unser Bundesland“,<br />
sagte Niederösterreichs Landeshauptmann<br />
Erwin Pröll. „Dort, wo geforscht<br />
wird, ist Zukunft“, ergänzte er: Das<br />
Land wolle sich zu einem „richtungsweisenden<br />
Forschungsstandort“ entwickeln.<br />
Bundespräsident Fischer sah in der Eröffnung<br />
„ein engagiertes österreichisches<br />
Bekenntnis zu außergewöhnlichen wissenschaftlichen<br />
Leistungen“. Auf dem<br />
Weg zu einem „international anerkannten<br />
Forschungsinstitut mit höchster Reputation“<br />
sei auch „Geduld schlechthin unverzichtbar“,<br />
denn „Ernten und Säen finden<br />
in der Wissenschaft nicht im selben Jahr<br />
An der Technischen Universität Wien entsteht eine Herzpumpe mit Luftantrieb<br />
ie Pumpe darf im Maßstab 1:1 nicht<br />
D größer als fünf Millimeter im Durchmesser<br />
und 45 Millimeter in der Länge sein.<br />
Über einen Katheter gelangt sie bis zum<br />
©: TU Wien<br />
Herzen und hilft zwischen den Herzklappen<br />
mit, das Blut aus dem Herzen zu pumpen.<br />
Neuartig ist vor allem der Pumpenantrieb,<br />
der erstmals pneumatisch erfolgt.<br />
Entstand im Auftrag des Herzchirurgen Univ.-Prof. Werner Mohl im Maßstab 2:1 als Prototyp:<br />
die Herzkatheterpumpe mit Luftantrieb.<br />
Auf einem ehemaligen Krankenhausgelände nahe Klosterneuburg entstand in knapp 18 Monaten<br />
das „Institute for Science and Technology“.<br />
statt“. Von einem „spannenden Projekt“<br />
mit „hervorragenden Voraussetzungen“<br />
sprach Wissenschaftsminister Johannes<br />
Hahn: „Ihr Erfolg wird unser gemeinsamer<br />
Erfolg sein.“ �<br />
KonstruktionswissenschafterInnen der TU<br />
Wien haben im Auftrag des Herzchirurgen<br />
und Univ.-Prof. Werner Mohl einen Prototypen<br />
im Maßstab 2:1 angefertigt.<br />
„Ziel war es, die Wärmeentwicklung, die<br />
beispielsweise durch einen elektromotorischen<br />
Antrieb der Pumpe zustande<br />
kommt, zu vermeiden. Die Wärme, die entsteht,<br />
wird auf das Blut übertragen.“ Mohl<br />
habe sich eine Pumpe mit pneumatischem<br />
Luftantrieb gewünscht, die nicht gekühlt<br />
werden müsse, erklärt Projektleiterin<br />
Univ.-Doz. Margit Gföhler vom Institut für<br />
Konstruktionswissenschaften und Technische<br />
Logistik der TU Wien. Aus konstruktionstechnischer<br />
Sicht ist die Herzkatheterpumpe<br />
mit ihren technischen Eckdaten<br />
eine sehr herausfordernde Aufgabe.<br />
Gföhler: „Es ist schwierig, in dieser Größenordnung<br />
überhaupt Zukaufteile und<br />
Lager zu bekommen. Man benötigt spezielle<br />
Herstellungs- und Fertigungsverfahren,<br />
die sehr teuer sein können.“ �<br />
38 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
©: Institute of Science and Technology (IST) Austria
Gleich gut bis besser als Kortisonsalbe<br />
hronische Handekzeme sind eine<br />
C häufige und äußerst unangenehme<br />
Hautkrankheit. Therapie der Wahl ist neben<br />
der richtigen Pflege seit jeher Kortison<br />
für die innere und äußere Anwendung.<br />
Eine aktuelle Studie, die an der Hautklinik<br />
am Wiener AKH durchgeführt wird, untersuchte<br />
nun die Wirkung von zwei Spezialmaterialien,<br />
die in Form von Handschuhen<br />
getragen wurden. Die beeindruckenden<br />
ersten Ergebnisse dieser Vergleichsstudie<br />
wurden am ersten Juniwochenende<br />
beim Europäischen Allergie-Kongress in<br />
Warschau präsentiert.<br />
Talg- und Schweißdrüsen versorgen die<br />
obere Hautschicht mit Feuchtigkeit und<br />
Fett, die sie geschmeidig halten. Dieser<br />
Schutz<strong>film</strong> ist leicht sauer, was wichtig ist,<br />
um Bakterien und Pilze fernzuhalten. Ist<br />
dieses Gleichgewicht gestört, verliert die<br />
Haut ihre Schutzfunktion. Das Ekzem<br />
(Dermatitis) ist eine entzündliche Veränderung<br />
der Haut. Diese häufigste aller<br />
Hauterkrankungen wird durch innere und/<br />
oder äußere Einflüsse verursacht, kann in<br />
jedem Lebensalter auftreten und zeigt<br />
sich durch Hautrötung, Schuppung, Krusten-<br />
oder Bläschenbildung sowie starken<br />
Juckreiz.<br />
Spezielle Hautpflege und die Behandlung<br />
mittels Kortisonsalbe sind die Therapie<br />
der ersten Wahl für Patienten mit chronischer<br />
Dermatitis. Eine neue Studie an<br />
der Wiener Universitätsklinik für Dermatologie<br />
unter der Leitung von Ass.-Prof.<br />
Tamar Kinaciyan verglich nun die Kortison-Standardtherapie<br />
mit dem Tragen<br />
von Spezialhandschuhen, die aus einem<br />
allergen- und wasserabweisenden sowie<br />
atmungsaktiven Material gefertigt wurden<br />
(Microair® In-Between).<br />
„Bis dato gab es nichts mit vergleichbar<br />
guter Wirkung. Dass die Barrierefunktion<br />
spezieller Handschuhe sogar geringfügig<br />
besser ist als eine Kortisonbehandlung,<br />
ist erstaunlich. Damit steht Menschen mit<br />
Innsbrucker Dissertantin entwickelte frei formbaren Baustoff<br />
Die von Valentine Troi umgesetzte Bar diente bei den 40-Jahr-Feierlichkeiten der Fakultäten für<br />
Architektur und Bauingenieurwissenschaften als Treffpunkt.<br />
m Rahmen ihrer Dissertation versucht<br />
I Valentine Troi, die neue Verarbeitungsmethode<br />
für den Hightech-Baustoff umzusetzen;<br />
inzwischen kann sie bereits ein<br />
Patent vorweisen.<br />
„Digitale Prozesse ermöglichen in der Architektur<br />
mittlerweile den Umgang mit<br />
freien Geometrien. Freiformstrukturen<br />
können in der Entwurfs- und Planungsphase<br />
dank neuer digitaler Entwurfswerk-<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
©: Valentine Troi<br />
©: Universität Innsbruck<br />
österreich aktuell<br />
Die Textil-Handschuhe Microair ® In-Between<br />
wird es in Kürze im medizinischen Fachhandel<br />
geben.<br />
sensibler Haut ein innovativer und höchst<br />
erfolgversprechender Therapieansatz zur<br />
Verfügung, der noch dazu völlig frei von<br />
Nebenwirkungen ist“, so Kinaciyan. In einer<br />
zweiten Studienphase soll nun auch<br />
die vorbeugende Wirkung getestet werden.<br />
www.dermasilk.at �<br />
zeuge bereits präzise und effizient kontrolliert<br />
und entwickelt werden“, erklärt<br />
Valentine Troi, wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am „institut für experimentelle<br />
architektur.hochbau“ der Universität Innsbruck.<br />
Für sie liegt die große Herausforderung<br />
an die Architektur in Zukunft darin,<br />
im Bereich der Materialwissenschaften<br />
nachzuziehen, um vielfältigere Umsetzungsmöglichkeiten<br />
für das erweiterte<br />
architektonische Gestaltungsrepertoire zu<br />
entwickeln.<br />
Der Werkstoff Glasfaserverstärkter Kunststoff<br />
zeichnet sich vor allem durch eine<br />
gute Rohstoffbasis, eine an die Belastung<br />
anpassbare Festigkeit und Steifigkeit sowie<br />
durch seine Alterungs- und Korrosionsbeständigkeit<br />
aus. Troi versucht nun,<br />
diesen materialtechnologisch hoch entwickelten<br />
Werkstoff originell und vor allem<br />
unabhängig vom Formenbau anzuwenden<br />
und für die industrielle Anwendung zu optimieren.<br />
�<br />
39
österreicher in aller welt<br />
das 10. bundesland<br />
Vereinigung der Österreicher in Griechenland<br />
Generalkonsul Josef Saiger mit Gattin im<br />
Kreise der Landsleute aus Athen.<br />
ei den Vorstandswahlen anlässlich<br />
B der Generalversammlung, die am 28.<br />
April 2009 stattfand, wurde Dr. Elfriede<br />
Damalas als Präsidentin zum siebenten<br />
Mal wiedergewählt. Ihr zur Seite stehen im<br />
neu gewählten Vorstand Ingrid Kostarakou<br />
und Mag. Robert Stadler als Vizepräsidenten<br />
sowie auch schon seit vielen Jah-<br />
Club Austria Hannover<br />
in großes Ereignis im ersten Vereins-<br />
E quartal des Club Austria in Hannover<br />
war der „Steirische Jagerball“ im Isernhagenhof<br />
am 6. März 2009. Wie viele der teilnehmenden<br />
Clubmitglieder sind auch wir<br />
der Meinung: Das war einer der schönsten<br />
Bälle bisher.<br />
Dieser rustikale Ball stand unter dem Ehrenschutz<br />
des Landeshauptmannes der<br />
Steiermark, Mag. Franz Voves, und des<br />
Ministerpräsidenten von Niedersachsen,<br />
Herrn Christian Wulff. Auch unser Honorarkonsul<br />
Uwe H. Reuter hat die Organisation<br />
des Balles großzügig unterstützt.<br />
Da stimmte nicht nur das Ambiente, nein,<br />
alles was die österreichische Küche zu bieten<br />
hat, wurde von Jörg Lange vom Lindenkrug<br />
in Hannover aufgetischt und erfreute<br />
© privat<br />
ren Gundi Frangouli als Kassiererin und<br />
Iris Galetakis als Schriftführerin.<br />
Mit einer interessanten Führung durch das<br />
Archäologische Nationalmuseum ging die<br />
zweijährige Amtsperiode des alten Vorstandes<br />
zu Ende. Der Leiter des Österreichischen<br />
Archäologischen Instituts in<br />
Athen, Dr. Georg Ladstätter, zog mit seinen<br />
fast drei Stunden dauernden Ausführungen<br />
alle Teilnehmer in den Bann. Das<br />
Nationalmuseum wurde vor den Olympischen<br />
Spielen 2004 renoviert und neu<br />
gestaltet, und viele der weltbekannten<br />
Funde kommen seither erst richtig zur Geltung.<br />
Den kulinarischen Abschluss dieses<br />
kulturellen Programmpunktes bildete ein<br />
spontan organisiertes gemeinsames<br />
Essen in einem armenischen Lokal.<br />
Ein Höhepunkt im Vereinsleben war Anfang<br />
Mai die lang geplante Vereinsreise<br />
unseren Gaumen. Was lag dann näher, als<br />
nach dem Essen zu der Musik der Band<br />
„Die Lauser“ aus der Südsteiermark das<br />
Tanzbein zu schwingen? Ohne große Pausen<br />
spielten „Die Lauser“ Musik für jeden<br />
Geschmack. Und die Einlagen der „Lauser“<br />
begeisterten alle Gäste. Es wurde sogar auf<br />
den Tischen getanzt. Es war eine rauschende<br />
Ballnacht.<br />
Eine Eröffnungsfeier der besonderen Art<br />
gab es am 19. April in Hannovers Südstadt:<br />
Unser Mitglied Roswitha Schurz, die uns<br />
auch bisher schon als Betreiberin der Clubgaststätte<br />
von Hannover 96 bei Stammtischen<br />
und Versammlungen mit österreichischer<br />
Küche verwöhnt hat, eröffnete<br />
nach mehrmonatiger Bauzeit ihre „Kärntner<br />
Hütte“. Mit viel Liebe und Charme wurde<br />
Koordination: Irmgard Helperstorfer<br />
ins Nachbarland Türkei, und zwar nach<br />
Istanbul. Es waren fünf Tage mit vollem<br />
Programm, das sowohl die besondere Beziehung<br />
der griechischen Ehepartner zu<br />
dieser Stadt als auch den Österreich-Bezug<br />
berücksichtigte. So besichtigten wir<br />
außer vielen anderen Sehenswürdigkeiten<br />
das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat,<br />
aber auch das österreichische St. Georgs-<br />
College, in dem wir von Direktorstellvertreter<br />
Mag. Zabini sehr herzlich empfangen,<br />
durchs Haus geführt und umfassend über<br />
die dort geleistete Arbeit informiert wurden.<br />
Mit überwältigender österreichischer<br />
Gastfreundschaft wurden wir auch von<br />
Generalkonsul Josef Saiger und seiner<br />
Gattin im beeindruckenden Palais Yeniköy<br />
empfangen. Alle Reiseteilnehmer werden<br />
sich noch lange an die schöne gemeinsame<br />
Reise erinnern. �<br />
V. l. n. r. Vizepräsident Hans-Jürgen Anacker,<br />
Roswitha Schurz, Präsident Thomas Payer.<br />
das Restaurant im Kärntner Hüttenstil ausgebaut.<br />
Frau Schurz bietet wie auch bisher<br />
im Clubrestaurant von Hannover 96 eine<br />
umfangreiche Karte mit vielen leckeren<br />
österreichischen Gerichten. �<br />
40 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© privat
Austrian-American Council West<br />
14.000 Dollar für „City of Hope“ vom Austrian-American<br />
Council: Seit fast zwölf Jahren<br />
wird der Austrian-American Day am 26.<br />
September gefeiert und dabei wurden<br />
schon viele Spenden für bedürftige Kinder,<br />
Opfer von Naturkatastrophen und notleidende<br />
Familien gesammelt. Deshalb hat<br />
der Austrian-American Council West einen<br />
„Annual Award“ geschaffen, wobei die<br />
Spenden und Einnahmen des Austrian-<br />
American Day einer Organisation zukommen.<br />
Im letzten September kamen dabei<br />
14.000 Dollar zusammen, die für die jungen<br />
Krebspatienten der „City of Hope“ bestimmt<br />
© privat<br />
Die Ärzte freuen sich mit dem Vorstand des<br />
Austrian-American Councils über die neue<br />
Gedenktafel des Councils im Rosengarten.<br />
ÖV Baden<br />
Frühlingsausflug Österreicher Verein<br />
Baden / Schweiz.<br />
Der Österreicher Verein Baden fuhr am 25.<br />
April 2009 zur Forschungsanlage des Teilchen-Beschleunigers<br />
am CERN. Die Führung<br />
wurde ab 10 Uhr vom Leiter des Forschungslabors<br />
im CERN, Herrn Dipl.-Ing.<br />
Dr. Christian W. Fabjan, geleitet. Er erklärte<br />
uns die Anlage so gut, dass auch wir Normalsterblichen<br />
seinen Ausführungen folgen<br />
konnten. Prof. Dr. Fabjan gelang es sehr<br />
gut, allen unseren Mitgliedern – 48 Personen<br />
an der Zahl – das CERN so zu erklären,<br />
dass alle gespannt zuhörten.<br />
Das Gezeigte war sehr eindrucksvoll, speziell<br />
die großen Magnete, welche die „Teilchen“<br />
im Kreis leiten, waren beeindruckend.<br />
Der Tunnel, in dem die Teilchen kreisen,<br />
liegt ca. 80 bis 100 Meter unter der Erde.<br />
Der Kreis ist im Durchmesser ca. 27 Kilometer<br />
groß und ein erheblicher Teil liegt<br />
schon auf französischem Gebiet. Öster-<br />
wurden. Etwa ein halbes Jahr später enthüllten<br />
Veronika Reinelt, die Präsidentin<br />
des Austrian-American Council West, und<br />
ihre Stellvertreterin Lilliana Popov-Alexander<br />
in Duarte eine Plakette mit der Inschrift<br />
„Austrian-American Council West, The Gift<br />
of Caring, Austrian-American Day 2008“,<br />
die dieses großzügige Geschenk anerkennt.<br />
Vor und nach dem Mittagessen wurde die<br />
Plakette enthüllt und dem Vorstand und einigen<br />
Sponsoren des Council sowie der<br />
neuen stellvertretenden österreichischen<br />
Generalkonsulin Barbara Pfeiffer wurde ein<br />
Teil der Anlage in Duarte gezeigt.<br />
Prof. Dr. Judith K. Sato (im Bild r.) ist sehr<br />
glücklich, dass sich die Überlebenschancen<br />
der Kinder in den letzten 20 Jahren um 20<br />
Prozent verbesserten, heute sterben nur<br />
noch 20 Prozent der erkrankten Kinder. Um<br />
in Zukunft vielen kranken Kindern und anderen<br />
Krebspatienten helfen zu können,<br />
brauchen sie aber auch neben der staatlichen<br />
Unterstützung Geld und deshalb sind<br />
sie für Spenden wie die vom Austrian-American<br />
Council West sehr, sehr dankbar. �<br />
reich war einer der ersten Staaten, der bei<br />
der Gründung des CERN 1957 dabei war.<br />
Der Gedanke eines internationalen Forschungszentrums<br />
wurde von zwei jüdischen<br />
Wissenschaftlern bereits 1946 das erste<br />
Mal diskutiert. – Die Mittagsrast wurde in<br />
der eigenen Kantine in der Anlage eingenommen<br />
und war bestens organisiert. Alles<br />
in allem ein gelungener Vereinsausflug bei<br />
besten Wetterbedingungen. Wir danken<br />
allen Wissenschaftern aus Österreich für<br />
die spannenden Stunden im CERN. �<br />
Gruppenaufnahme der Reise-Teilnehmer.<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
österreicher in aller welt<br />
© privat<br />
„Haydn2009“ in Australien<br />
Der österreichische Botschafter Dr. Hannes<br />
Porias (2. v. l.) und Frau Elfriede Massey-<br />
Vallazza (3. v. l.) im Kreise von Studenten der<br />
Leopold-Franzens-Universität, Innsbruck.<br />
© privat<br />
m 10. März 2009 fand in Brisbane in<br />
A der Queensland University of Technology<br />
(QUT) ein Event ganz besonderer Art<br />
statt.<br />
Zu Ehren des 200. Todestages des österreichischen<br />
Komponisten Joseph Haydn<br />
organisierte das Australian Council for Europe<br />
einen Empfang der Spitzenklasse, mit<br />
der feierlichen Eröffnung der Haydn-Dokumentationsausstellung<br />
durch den österreichischen<br />
Botschafter, Herrn Dr. Hannes<br />
Porias, und den Vorsitzenden des QUT-<br />
Universitätssenats, Major-General Peter<br />
Arnison AO CVO.<br />
Den kulinarischen Rahmen gestaltete der<br />
aus Wien stammende Chefkoch Wolfgang<br />
Kaspar mit seinem Team.<br />
Die Gästeliste inkludierte Staatsvertreter<br />
Australiens, der EU-Mitgliedsstaaten und<br />
außereuropäischer Ländern wie China,<br />
Russland und Ozeanien, außerdem Vertreter<br />
aus dem Kunst- und Geschäftsbereich<br />
sowie eine bemerkenswerte Anzahl<br />
von <strong>Auslandsösterreicher</strong>n, deren Familien<br />
und Freunden.<br />
Für die musikalische Untermalung sorgten<br />
australische Künstler mit Auszügen aus<br />
dem Haydn-Trio XXVIII in G-Dur.<br />
Der Abend war ein voller Erfolg, nicht zuletzt<br />
durch das Organisationstalent der Präsidentin<br />
des Australian Council for Europe,<br />
der Tirolerin Elfi Massey-Vallazza, und den<br />
professionellen Einsatz von Christoph, Martina,<br />
Michael und Stefan, allesamt Studenten<br />
der Leopold-Franzens-Universität<br />
Innsbruck, derzeit auf Auslandsaufenthalt<br />
an der Griffith University, Brisbane. �<br />
41
österreicher in aller welt<br />
A-AA of Boston<br />
© privat<br />
Generalkonsulin Dr. Brigitta Blaha und die<br />
Präsidentin der A-AA Traudwig Schieber-Acker.<br />
m 6. Juni 2009 feierte die Austro-<br />
A American Association das 65. Jubiläum<br />
in den wunderschönen Räumen des<br />
Endicott- Hauses im Massachusetts Institute<br />
of Technology (MIT). Präsidentin Traudwig<br />
Schieber-Acker begrüßte die Ehrengäste,<br />
die österreichische Generalkonsulin Dr.<br />
Brigitta Blaha und Vizekonsul Dr. Heinz,<br />
Boston. Die Festlichkeiten begannen mit<br />
einer Cocktailstunde auf der herrlichen Terrasse,<br />
gefolgt von einem Festessen. Die<br />
Mitglieder Josef Porteleki und Susanne<br />
Friedrich sowie das Vienna Waltz Ensemble<br />
trugen mit ihren musikalischen Köstlichkeiten<br />
zum festlichen Rahmen bei.<br />
Generalkonsulin Frau Dr. Blaha überlieferte<br />
persönlich Grüße vom österreichischen<br />
Botschafter Dr. Christian Prose. Dr. Grohs<br />
wies darauf hin, dass die A-AA 1944 gegründet<br />
wurde und einer der ersten österreichischen<br />
Vereine in den USA war. Er<br />
sprach auch von dem Stipendiumprogramm<br />
der A-AA für Studenten und Künstler, die an<br />
einem österreichischen Projekt arbeiten.<br />
Traudwig Schieber-Acker wurde zum zehnten<br />
Mal als Präsidentin der A-AA wiedergewählt.<br />
Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />
die österreichische Kultur und Tradition im<br />
Bostoner Raum weiterhin zu pflegen und<br />
österreichische Feiertage festlich und würdevoll<br />
zu gestalten. Auch Heurige, Weihnachtsfeste,<br />
Vorträge, musikalische Darbietungen<br />
und Stammtische vervollständigen<br />
das Programm der A-AA.<br />
Happy 65th Anniversary! �<br />
Österreichische Gesellschaft Frankfurt am Main<br />
Abschied von Vizepräsidentin<br />
Dr. Sonja Sattler-Dornbacher<br />
Frau Dr. Sonja Sattler-Dornbacher zieht<br />
sich nach 18-jähriger Tätigkeit aus dem<br />
Vorstand der Österreichischen Gesellschaft<br />
in Frankfurt am Main zurück.<br />
Seit 1991 verstand die gelernte Chemikerin<br />
und Kennerin der Kunst- und Kulturszene<br />
im Rhein-Main-Gebiet eine Vielzahl von<br />
hochkarätigen Veranstaltungen für die ÖGF<br />
zu organisieren. Sie war maßgeblich daran<br />
beteiligt, dass die lockeren Zusammentreffen<br />
bei Stammtischen mit interessanten<br />
Vorträgen zu den unterschiedlichsten Themen<br />
bereichert wurden. Besonders beliebt<br />
waren Reiseberichte mit Diashows, die die<br />
Mitglieder in ferne Länder entführten, und<br />
gemeinsame Theaterabende oder Ausstellungs-<br />
und Museumsbesuche. Bei allen<br />
ihren Tätigkeiten versuchte Dr. Sattler-<br />
Dornbacher sich für Hilfsorganisationen<br />
einzusetzen und diese zu unterstützen. Es<br />
gelang ihr immer wieder, Vortragende oder<br />
Musiker zu finden, die ihre Honorare einem<br />
guten Zweck zur Verfügung stellten. Seit<br />
2001 war Dr. Sattler-Dornbacher als Vizepräsidentin<br />
in der ÖGF aktiv tätig. Sie war<br />
Verein der Freunde Österreichs Eindhoven<br />
© privat<br />
V. l. n. r: Marlene Koelewijn-Usel, Prof. Erika Stubenvoll,<br />
Dr. Wolfgang Paul, Markus von Habsburg.<br />
Wiener Ball 2009 in Noordwijk aan Zee<br />
Am 6. Februar dieses Jahres fand zum 42.<br />
Mal der glanzvolle und traditionsreiche Österreichische<br />
Debütantenball in Noordwijk<br />
aan Zee statt. Dieser Ball ist seit vielen Jahren<br />
ein wichtiges Bindeglied zwischen Österreich<br />
und den Niederlanden. Die Stadt<br />
Wien – einer der Hauptsponsoren des Balls<br />
– wurde bereits zum 10. Mal durch die An-<br />
auch immer eine eifrige Besucherin der<br />
jährlichen Treffen der <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
in Österreich. Anlässlich der <strong>Weltbund</strong>tagung<br />
2001 in Eisenstadt wurde Dr. Sattler-<br />
Dornbacher das Goldene Ehrenzeichen<br />
des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELT-<br />
BUNDES verliehen. Es ist schade, dass Dr.<br />
Sattler-Dornbacher bei der Jahreshauptversammlung<br />
2009 ihr Amt niedergelegt<br />
hat. Sie möchte, wie sie sagt, die Geschäfte<br />
der jüngeren Generation überlassen, versprach<br />
aber, weiterhin ihr Wissen und Ihre<br />
Kontakte der ÖGF zur Verfügung zu stellen.<br />
Der Vorstand bedankte sich bei Dr. Sattler-<br />
Dornbacher und deren Gatten mit Konzertkarten<br />
für das Rheingau-Musikfestival. �<br />
Frau Dr. Sattler-Dornbacher mit Gatten.<br />
wesenheit von Frau Prof. Erika Stubenvoll<br />
in Noordwijk vertreten.<br />
Die 64 Debütanten boten nicht nur eine<br />
glanzvolle Quadrille mit anschließendem<br />
Walzer als Auftakt des Wiener Balls, sondern<br />
unterstützten mit dem Verkauf von<br />
Tombolalosen auch noch eine Spendenaktion<br />
zugunsten des SOS Kinderdorfes in<br />
Vilnius (Litauen). Die musikalische Gestaltung<br />
der Ballnacht in Noordwijk war besonders<br />
vielseitig. Als besondere Showelemente<br />
waren noch Darbietungen der Volkstanzgruppe<br />
Vill-Igls und des Dansstudios<br />
Leidschendam zu bewundern.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass der Tradition des<br />
Wiener Balls in Noordwijk noch viele Jahre<br />
der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen<br />
Österreich und den Niederlanden beschieden<br />
sind, damit noch viele junge Menschen<br />
aus beiden Ländern auf diesem Ball ihr<br />
glanzvolles Debüt absolvieren können. �<br />
42 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© privat
Österreicher Verein Basel<br />
© privat<br />
Die Mitglieder des ÖV Basel bei der Generalversammlung 2009 in der Aula des Botanischen Instituts<br />
der Universität Basel.<br />
GV 2009 am 24.1.2009<br />
Die 58. Generalversammlung des Österreichervereins<br />
Basel am 24. Januar 2009<br />
konnte in der Aula des Botanischen Instituts<br />
der Universität Basel abgehalten werden. In<br />
diesem ehrwürdigen Rahmen bewilligten<br />
die Mitglieder den Jahresbericht des Präsidenten<br />
und die Jahresrechnung und bestätigten<br />
den Vorstand in seinem Amt. Besonders<br />
freute es den Präsidenten, dass er<br />
Herrn Ing. Franz Scheuch die goldene Eh-<br />
Österreichisch-Kroatische Gesellschaft Rijeka<br />
Opatija: Im österreichischen Hotel der<br />
Spitzenklasse „Miramar“ in Opatija traten<br />
auf Einladung der Österreichisch-Kroatischen<br />
Gesellschaft Rijeka und deren<br />
Präsidentin Jagoda Spalj sowie der Direktorin<br />
des Hotels „Miramar“ Martina Riedl,<br />
die auch Mitglied der Gesellschaft ist und<br />
den Abend gesponsert hat, das seit Jahren<br />
gemeinsam spielende Kabarettpaar<br />
Monika Müksch und Jürgen Em, begleitet<br />
am Klavier von Kuno Trientbacher, mit<br />
ihrem neuen Programm „Heiteres aus<br />
Österreich in Worten und Noten“ auf. Ein<br />
fröhliches österreichisches Programm mit<br />
Doppelconferencen, Sketchen, Wienerliedern,<br />
G’schichten und dramatisierten Gustostückerln<br />
der Kaffeehaus<strong>literatur</strong> nach<br />
Wiener Art. Das zahlreich erschienene<br />
Publikum – die wunderschöne Auftrittslokalität<br />
mit K.u.k-Flair war bis zum letzten<br />
rennadel der Vereinigung der Österreicher<br />
in der Schweiz überreichen konnte. Diese<br />
Ehrung hat Franz, eine Säule und „Urgestein“<br />
des ÖVB, schon lange verdient: Seit<br />
55 Jahren Mitglied, seit zehn Jahren Wanderleiter<br />
der Seniorengruppe, immer mehr<br />
aber auch besorgter Betreuer und Helfer für<br />
unsere älteren Mitglieder – dabei feierte er<br />
jetzt im April selber seinen 80. Geburtstag.<br />
Wir gratulieren Franz von Herzen und mit<br />
den besten Wünschen für noch viele schö-<br />
Platz gefüllt – amüsierte sich köstlich.<br />
Auch Kaiserin „Sisi“ in Begleitung schaute<br />
huldvoll zu. Moni und Jürgen verkörperten<br />
vielfältige skurrile Typen, wie sie uns in<br />
Wien im Kaffeehaus, am Naschmarkt,<br />
beim Heurigen oder auf der Kärntner<br />
Straße begegnen: Schnorrer, Verliebte,<br />
Fiaker, Weinselige und andere Wiener, die<br />
an diesem Abend hereinschauten. Sogar<br />
der Hans Moser ließ es sich nicht nehmen<br />
zu kommen. Das Programm passte so<br />
richtig zu Opatija, früher Abbazia, der ehemaligen<br />
„Riviera der k.u.k Monarchie“. So<br />
sangen, tanzten, neckten die beiden sich<br />
auf der Bühne zur Freude des Publikums,<br />
welches zum Schluss immer wieder Draufgaben<br />
einforderte, dem die Künstler gerne<br />
nachkamen. Man merkte, dass sie selbst<br />
Spaß daran hatten, und das übertrug sich<br />
auf die Zuschauer. �<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
österreicher in aller welt<br />
ne Wanderungen. Nach der GV und einer<br />
kleinen Erfrischung hielt Herr Prof. Körner<br />
eine interessante und engagierte Vorlesung<br />
über „Die Biologie des Tropenwaldes“.<br />
Ball am 14.2.2009<br />
Erfolgsrezepte soll man beibehalten! Im<br />
großen Festsaal der Safranzunft leuchteten<br />
wieder die riesigen historischen Kronleuchter<br />
über den prächtig gedeckten Tischen<br />
und das „Salonorchester Da Capo“<br />
mit 16 Musikern verwöhnte die Gäste mit<br />
Live-Musik. Präsident Ing. Gerhard Winkler<br />
konnte insbesondere den österreichischen<br />
Generalkonsul in Basel, Herrn<br />
Dr. Ralph T. Honegger, und den Ehrenpräsidenten<br />
der VÖS, Herrn Robert Jungmair<br />
mit Gattin, begrüßen. Ein wunderbares<br />
Entreé-Buffet sorgte für gute Laune und<br />
genügend Kräfte, die beschwingte Tanzmusik<br />
in rhythmische Bewegung mit dem<br />
Partner umzusetzen. Der Hauptgang wurde<br />
serviert und nach weiterem Schwingen<br />
der Tanzbeine freuten sich alle über das<br />
reichhaltige Patisserie-Buffet. Ein Abend,<br />
den man mit allen Sinnen genießen konnte,<br />
nur schade, dass schon um Mitternacht<br />
Schluss sein musste. �<br />
© privat<br />
Monika Müksch, Kuno Trientbacher, Präsidentin<br />
Spalj, Dr. Jürgen Em, Direktorin Martina Riedl.<br />
43
österreicher in aller welt<br />
ACC in Hong Kong<br />
© privat<br />
Die Eröffnungspaare beim Vienna Opera Ball in<br />
Hongkong.<br />
Hong Kong Vienna Opera Ball<br />
Veranstaltet vom Austrian Chamber of<br />
Commerce (AustroCham) fand am Samstag,<br />
27. September 2008, der Hong Kong<br />
Vienna Opera Ball im Grand Hyatt Hong<br />
Kong Hotel statt.<br />
Unter dem Ehrenschutz der Österreichischen<br />
Generalkonsulin in Hong Kong Dr.<br />
Maria Moya-Goetsch und dem Financial<br />
Secretary der Hong Kong SAR John Tsang<br />
vergnügten sich knapp 400 Gäste aus Gesellschaft,<br />
Wirtschaft und Politik zu den<br />
Klängen des Orchesters der Hong Kong<br />
Academy for Performing Arts unter der Leitung<br />
von Prof. Peter Guth aus Wien.<br />
Neben zahlreichen Gesangs- und Tanzeinlagen,<br />
unter anderem einer professionellen<br />
Walzer-Einlage, getanzt von Prof. Anna Pao<br />
Sohmen, Gattin des aus Österreich stammenden<br />
Reeders Dr. Helmut Sohmen, war<br />
natürlich die Eröffnung durch die DebütantInnen<br />
von der German Swiss International<br />
School und der French International School<br />
unter der Leitung von Heinz Heidenreich<br />
der absolute Höhepunkt des Balles.<br />
Vom Erlös des Balles kamen HKD 200.000<br />
(ca. 20.000 Euro) einem Studenten der<br />
Academy for Performing Arts zum Musik-<br />
Studium in Wien zugute. Herr Chen Yong,<br />
der am Ball gesungen hat, wird damit im<br />
Herbst dieses Jahres sein zweijähriges Studium<br />
an der Musikhochschule in Wien beginnen.<br />
Aufgrund der positiven Resonanz plant<br />
AustroCham bereits den nächsten Hong<br />
Kong Vienna Opera Ball, der am Samstag,<br />
5. Juni 2010, im Grand Hyatt Hong Kong<br />
Hotel stattfinden wird. �<br />
Austrian Society of Arizona – Phoenix<br />
edenkfeier in Magdalena, Mexiko, für<br />
G Pater Eusebio Francisco Kino. Erstmalig<br />
und einmalig war die Reise nach Magdalena<br />
Sonora, Mexiko, am 15. und 16. März.<br />
Auf Einladung von Gerardo Valenzuela, Direktor<br />
des Kulturzentrums von Magdalena,<br />
reisten die Mitglieder der Austrian Society<br />
of Arizona Prof. Peter Horwath, Ehrenkonsul<br />
Wolfgang Klien und Frau Jean Klien,<br />
Präsident Ambros Hoffmann, Vizepräsidentin<br />
Margarita Hoffmann, Professor Carlos<br />
Rausch und Frau Anna Rausch nach<br />
Magdalena, um an der Gedenkfeier für Padre<br />
Eusebio Francisco Kino zu seinem 298.<br />
© privat<br />
V. l. n. r.: Prof. Dr. Peter Horwath, Gerardo Valenzuela,<br />
Wolfgang Klien und Ambros Hoffmann.<br />
Verein der Österreicher in Hamburg e. V.<br />
nde Februar traf sich der Verein wieder<br />
E im Hotel Ambassador zur Generalversammlung.<br />
Neben den vereinsrechtlichen<br />
Dingen erläuterte Vizekanzler Döller die<br />
neuen Passbestimmungen und Möglichkeiten<br />
zur Erlangung eines Personalausweises.<br />
Der alte Vorstand wurde wieder in<br />
seinem Amt bestätigt.<br />
Im März konnten wir die ersten Sonnenstrahlen<br />
auf der Alster bei einer Punschfahrt<br />
begrüßen. So konnten wir die prachtvollen<br />
Häuser an der Binnen- und Außenalster in<br />
einem für die Jahreszeit ungewöhnlichen<br />
Sonnenlicht sehen und den Gedanken im<br />
Franziskaner bei Erfrischung und Abendessen<br />
nachhängen.<br />
Unser Zusammentreffen am 26. April im<br />
„Alten Land“ an der Elbe, bei herrlichem<br />
Wetter und Blütenpracht der Obstbäume,<br />
war ein schönes Erlebnis. Die Einkehr im<br />
Hotel-Restaurant „Alte Schmiede“ in Jork<br />
mit einem Angebot von über 100 verschiedenen<br />
Schnitzelgerichten versetzte uns alle<br />
Todestag teilzunehmen. Padre Eusebio<br />
Kino, Jesuitenmissionar, Forschungsreisender<br />
und „königlicher Astronom und Kartograph“,<br />
wurde am 10.8.1645 in Segno, Südtirol<br />
geboren und starb am 15.3.1711 in<br />
Magdalena, wo sich seine Reliquien befinden.<br />
Kino studierte in Hall am Inn, Innsbruck,<br />
Landsberg und München. Er gründete<br />
in Nordmexiko und Arizona insgesamt 25<br />
Missionen. Am Samstag erfolgte bei der<br />
Besichtigung des Kino-Museums die Übergabe<br />
von Prof. Dr. Peter Horwaths umfangreichem<br />
Material über das Leben Padre<br />
Kinos an das Museum.<br />
Nach einem Empfangsessen besichtigten<br />
wir die von Kino gegründete Missions-Kirche<br />
San Ignacio. Am Sonntag von 10 bis<br />
12 Uhr gab es Ansprachen von Bürgermeister<br />
Adriana Rodriguez, Vorträge über<br />
Kino, der Missionar am Pferd, Missionstätigkeit<br />
in Mexiko, Kinos Ausbildung als Jesuit<br />
in Österreich und Süddeutschland von<br />
Prof. Dr. Peter Horwath. Außerdem noch<br />
eine mexikanische Volkstanzgruppe und<br />
Yaqui-Indianer-Tänzer. �<br />
Mitglieder des Vereins der Österreicher in Hamburg<br />
beim Erdbeerfest in Curslack.<br />
in Staunen. Mit einem Spaziergang durch<br />
die alte Fachwerkstatt Jork und einer Busfahrt<br />
durch die Obstplantagen ließen wir<br />
den schönen Tag ausklingen.<br />
Zuletzt waren wir am 21. Juni bei einem<br />
Erdbeerfest in Curslack. Eine lohnende Besichtigung<br />
des Rieckhauses aus dem 16.<br />
Jahrhundert, mit traditionellen Tänzen und<br />
Gesängen und allem, was mit der Erdbeere<br />
zusammenhängt. Der Wettergott bescherte<br />
uns allerdings typisches Hamburg-Wetter.<br />
Trotzdem ein unvergessliches Erlebnis. �<br />
44 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© privat
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Unser internetforum:<br />
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… wäre es an der Zeit, hier auch einmal über zeitgenössische österreichische Autoren und<br />
Filmemacher zu schreiben. Gefragt sind eure Lieblingsautoren, -bücher und -<strong>film</strong>e! Ich bin<br />
gespannt, was <strong>Auslandsösterreicher</strong> lesen und sehen.<br />
Auswahl: Gerald Ganglbauer<br />
Der absolut beste lebende (wie immer<br />
sehr subjektiv) Autor Österreichs ist Arno<br />
Geiger, „Es geht uns gut“. Drei Generationengeschichten<br />
in Wien spielend und sehr<br />
sehr berührend. Kehlmanns „Vermessung<br />
der Welt“ hab ich gelesen, hat mich aber<br />
kalt gelassen. Den Damen in der Runde<br />
empfehle ich sehr Inge Merkels „Eine ganz<br />
gewöhnliche Ehe“. Erklärt die altbekannte<br />
Geschichte der Odyssee aus der Sicht<br />
Penelopes und den Unterschied, warum<br />
Frauen „neugierig“ sind und Männer „wissbegierig“<br />
sind. :-) Lieblingspoet ist Georg<br />
Trakl. Meine Lieblings<strong>film</strong>e sind immer noch<br />
„Indien“, „Muttertag“ und „Hinterholz 8“, vielleicht<br />
weil mir der österreichische Humor<br />
am meisten fehlt! Den „Knochenmann“<br />
habe ich noch nicht gesehen.<br />
Baci Elle (Milano, Italia)<br />
Faellt mir sofort „Der Bockerer“ ein, mit<br />
dem lieben „Mundl“ Merkatz. Erinnert mir<br />
auch ein wenig an dieses Forum, ich kusch<br />
halt auch nicht zensuriert oder auch nicht …<br />
Wolf (Washington D.C.)<br />
Mit Pensionisten Gruss: „Keine Zeit“,<br />
hab zwar schon das Walter Lendl Buch, bin<br />
aber noch nicht dazu gekommen es zu lesen.<br />
An Anregungen und Quelle, nicht nur<br />
oesterreichische Filme und Buecher zu geniessen,<br />
sondern auch Musik, Malerei, Installation,<br />
Art, Skulptur et al sind ua die<br />
Oesterreichischen Kultur Foren die zwar in<br />
den Grossstaedten sitzen, aber die auch<br />
Programme herausgeben wo man sehen<br />
kann: wie wo, wann in dem Land und auch<br />
in der ganzen Welt: Filme, Buchpraesentationen,<br />
Ausstellungen etc stattfinden. Ich<br />
weiss, ich lebe in der Naehe von London<br />
und da ist dies kein Problem, aber auch Uni-<br />
Literaturver<strong>film</strong>ung „Der Knochenmann“.<br />
versitaeten in der Provinz die German Departments<br />
– oft mit Oesterreichischen Lektoren<br />
besetzt – haben Programme, an denen<br />
man als Nicht-Student teilnehmen<br />
kann. Viel Kunst ist ja manchmal besser und<br />
wird durch persoenlichen Kontakt mit den<br />
Kuenstler und anderen interessierten Menschen<br />
anschaulicher, als dies nur im einsamen<br />
Kaemmerchen weit von Oesterreich<br />
zu geniessen! Mit der Ansicht: Heimat hast<br />
du (noch immer) grosse Soehne, Volk begnadet<br />
fuer das Schoene …<br />
Regina London/Burgenland<br />
Gruess Euch Gott: Da das Thema verspricht<br />
interessant und wichtig zu sein kann<br />
ich’s wieder nicht lassen gleich wie ueblich<br />
zu schnell und wahrscheinlich zu unueberlegt<br />
zu antworten. Frage ist was wir Auslandsoesterreicher<br />
an moderner oesterreichischer<br />
Literatur lesen bzw. an Filmen<br />
sehen (ausschlaggebend ist hier natuerlich<br />
auch vor Allem, welche Moeglichkeit wir<br />
haben; Buecher duerfte leichter als Filme<br />
sein). Literatur: quer durch habe ich versucht:<br />
Th. Bernhard, Peter Handke, Ing.<br />
Bachmann, Robert Menasse, Raoul Schott<br />
und last but not least Elfriede Jelinek. Verstaendlicherweise<br />
und generationsbedingt<br />
aus dem Geist des vorigen Jahrhunderts<br />
heraus tue ich mich oft schwer, ja sehr<br />
schwer. […] Filme: Konnte ich nur „Die Faelscher“<br />
(fand ich interessant und spannend)<br />
und „Revanche“ (absolut gute Leistung aber<br />
mir zu stark und unverdaulich) sehen. Ich<br />
bin nun auch gespannt was meine Mitauslandsoesterreicher<br />
an moderner A-Literatur<br />
lesen und zu sagen haben.<br />
Servus an Alle Euer Paul aus Lissabon<br />
Servus an Alle von einem Oesterreich-Urlaub,<br />
and the winner is: Michael Haneke hat<br />
in Cannes die Goldene Palme fuer den Film<br />
„Das weisse Band“ gewonnen! Ein toller<br />
Erfolg fuer den oesterreichischen Film.<br />
Herzliche Gruesse<br />
Karin aus Chennai/dzt. Steiermark<br />
Liebe Freunde. Hier in Lima werden nur<br />
wenige Österreichische Filme gezeigt. Der<br />
letzte war „Die Fälscher“, ausgezeichnet.<br />
Könnte mir jemand empfehlen wie ich zu<br />
den anderen Filmen kommen kann? Gibt es<br />
vielleicht DVDs? Wenn ja, wo und wie kann<br />
ich diese bekommen? Ich danke im vorhinein<br />
für die Tipps.<br />
Herzliche Gruesse, Walter aus Peru<br />
Also mir gefällt, ganz spontan, aktuell:<br />
„Alle sieben Wellen“ und „Der Knochenmann“.<br />
autoren allgemein: Wolf Haas, Arno<br />
Geiger und Daniel Glattauer. ältere <strong>film</strong>e:<br />
„vier minuten“ – deutscher <strong>film</strong>, aber mit einer<br />
phantastischen monica bleibtreu; „tafelspitz“<br />
von xaver schwarzenberger mit christiane<br />
hörbiger, die „fast-perfekt“-trilogie von<br />
reinhard schwabenitzky … auch wenn teilweise<br />
„ziemlich seicht“, aber immer gut und<br />
unterhaltsam (im gegensatz zu anderen,<br />
nicht nur österreichischen, werken).<br />
schönes wochenende,<br />
Irmgard (Florenz) �<br />
46 www.weltbund.at ROTWEISSROT
österreicher am ceRn<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
wissenschaft<br />
Bericht des Instituts für Hochenergiephysik, Österreichische Akademie der Wissenschaften<br />
und Technische Universität, Wien.<br />
ERN ist die Europäische Forschungs-<br />
C einrichtung für Elementarteilchenphysik.<br />
Sein „Forschungs-Campus“, vergleichbar<br />
mit einem Universitäts-Campus<br />
einer größeren amerikanischen Universität,<br />
liegt außerhalb von Genf, beiderseits<br />
der schweizerisch-französischen Grenze.<br />
Die riesigen Forschungsanlagen (siehe<br />
Abbildung) sind allerdings unsichtbar, da<br />
ca. 100 Meter unter der Erdoberfläche angelegt.<br />
Die 2.500 CERN-Angestellten haben<br />
hauptsächlich die Aufgabe, die für die<br />
Teilchenphysik notwendigen Forschungsanlagen<br />
(,Teilchenbeschleuniger‘ und Infrastrukturen,<br />
Rechenzentren, Werkstätten,<br />
Testanlagen …) zu entwickeln, aufzubauen<br />
und zu betreiben. Diese Forschungsanlagen<br />
werden von ca. 6.000 Physikern<br />
aus den 20 europäischen CERN-Mitgliedsstaaten<br />
sowie von mehr als 3.500<br />
Wissenschaftlern aus weiteren 40 Nationen<br />
benützt. Augenblicklich sind mehr als<br />
180 Österreicher an den CERN-Programmen<br />
beteiligt.<br />
Am CERN wird hauptsächlich „Grundlagenforschung“<br />
betrieben: Die bekannten<br />
Naturgesetze werden überprüft und auf<br />
neuen Anwendungen getestet. Der Aufbau<br />
der Materie, die Kräfte zwischen den<br />
Der Large Hadron<br />
Collider des europäischen<br />
Forschungszentrums<br />
CERN bei Genf. Der<br />
Teilchenbeschleuniger<br />
mit einem Umfang von<br />
27 km befindet sich rund<br />
100 Meter unter der Erde.<br />
An vier Punkten (ATLAS,<br />
ALICE, CMS, LHC-B)<br />
werden die Atomkerne von<br />
Wasserstoff oder Blei zum<br />
Zusammenprall gebracht,<br />
um neue Teilchen und<br />
Kräfte zu finden und zu<br />
untersuchen.<br />
kleinsten Bausteinen der Materie, werden<br />
untersucht: Der Mensch agiert als Forscher,<br />
als Entdecker. Darüber hinaus bildet<br />
Grundlagenforschung die notwendige<br />
Basis für angewandte Forschung und für<br />
technologische Entwicklung. So wurden<br />
z. B. in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
die Grundlagen der Physik der Atome, der<br />
Quantenphysik und des Verhaltens der<br />
Materie im Schwerefeld (Relativitätstheorie)<br />
erarbeitet. Darauf aufbauend entwickelten<br />
sich die Technologien von Computern,<br />
Mobiltelefonen, GPS und für moderne<br />
Arzneien.<br />
In wenigen Monaten wird der Large Hadron<br />
Collider (LHC) den Betrieb aufnehmen. Es<br />
ist dies die größte „Entdeckungsmaschine“,<br />
die je gebaut wurde. Wir erwarten grundlegende<br />
neue Erkenntnisse: Wie erhalten die<br />
Materie-Bausteine ihre Masse? Wir kennen<br />
nur 20 Prozent der Materie in unserem Universum.<br />
Woraus bestehen die restlichen 80<br />
Prozent? Mit welchem subtilen „Trick“ der<br />
Natur (der Schöpfung?) blieb aus der anfänglich<br />
zu gleichen Teilen vorhandenen<br />
Materie und Antimaterie ein winziger<br />
Bruchteil Materie übrig, aus dem Galaxien,<br />
Sterne, Planeten und Leben entstanden?<br />
Dies sind einige der Fragen, die wir mit<br />
Christian W. Fabjan<br />
LHC beantworten wollen und die unser<br />
Verständnis vom Kosmos, von den Anfängen<br />
unserer Existenz vertiefen werden.<br />
Diese Spitzenforschung benötigt neue<br />
Spitzentechnologie, die zusammen mit der<br />
europäischen Industrie entwickelt wird und<br />
häufig relativ schnell auch der Gesellschaft<br />
Nutzen bringt. Das World Wide Web wurde<br />
vor 20 Jahren am CERN entwickelt: zum<br />
Informationsaustausch zwischen Forscher-<br />
Teams. Heute ist das WWW nicht mehr<br />
aus unserem Leben und der Wirtschaft<br />
wegzudenken. Technologien der Teilchenphysik<br />
und der Beschleuniger finden Anwendungen<br />
in medizinischen Diagnostik-<br />
Apparaturen (Positron Emission und Kernspin-Tomographen).<br />
Ein österreichisches<br />
Team entwickelt, aufbauend auf CERN-<br />
Beschleunigertechnologie, den weltweit<br />
modernsten medizinischen Beschleuniger,<br />
den „MedAustron“, der ab 2014 bei Wr.<br />
Neustadt jährlich mehr als 1.000 Krebspatienten<br />
therapieren wird.<br />
CERN ist Europas größte Forschungsanlage,<br />
Brutstätte bahnbrechender neuer<br />
Technologien sowie Elite-Ausbildungsstätte<br />
in Physik und Technologien für den<br />
Nachwuchs. Seit 55 Jahren demonstriert<br />
CERN, wie Forschung Völker verbindet. �<br />
Zur Person<br />
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.<br />
Christian W. Fabjan ist<br />
Professor für experimen-<br />
telle Teilchenphysik an<br />
der TU Wien. Nach sei-<br />
ner wissenschaftlichen<br />
Karriere am CERN hat er die Leitung des<br />
Institutes für Hochenergiephysik der Österr.<br />
Akademie der Wissenschaften übernom-<br />
men. Das Wiener Institut ist sowohl am<br />
CERN-LHC-Programm als auch am KEK in<br />
Japan führend beteiligt.<br />
47
esskultur<br />
die schmankerlecke<br />
Diesmal hat der steirische Star- und Fernsehkoch kein Rezept<br />
der typisch österreichischen Küche zum Nachkochen an<br />
die ROTWEISSROT-Redaktion gesendet, sondern eines, das<br />
Sie wohl an Ihren letzten Asien- oder Afrika-Aufenthalt erinnern<br />
oder eben Gusto auf eine (neue) Reise machen soll.<br />
ie kommt das Perlhuhn zu seinem<br />
W schmucken Namen? Die Zeichnung<br />
des Gefieders war bei der Namensgebung<br />
sicher der „Anhaltspunkt“, denn es ist – mit<br />
Ausnahme der Gattung „Agelastes“ – mit<br />
feinen, weißen Tupfen übersät. Kopf und<br />
Hals sind immer unbefiedert, dafür ist die<br />
nackte Haut dieser Partien meist vielfärbig<br />
und kann mit Kehlsäcken, Warzen, Knochenkämmen<br />
oder Schöpfen besetzt sein.<br />
Die ursprüngliche Heimat des Perlhuhns<br />
ist Afrika, südlich der Sahara. Hier waren<br />
und sind die Tiere der wichtigste Fleischlieferant<br />
für den menschlichen Speiseteller.<br />
Die 40 bis 72 cm großen Perlhühner<br />
selbst sind Allesfresser. Sie ernähren sich<br />
entsprechend ihrer Art und ihres Lebensraums<br />
entweder mehr von pflanzlichen<br />
(Wurzeln, Samen, Früchte) oder tierischen<br />
(Insekten) Materialien. Ihr zartes, rasch<br />
Gebratene Perlhuhnbrust mit Asianudeln und Curry-Kokos-Schaum<br />
Rezept für 4 bis 6 Personen<br />
Perlhuhnbrust:<br />
4 Perlhuhnbrüste, à ca. 150 g,<br />
Orangenblütensalz; Tellicherry-<br />
Pfeffer; 2 EL Olivenöl<br />
Asianudeln:<br />
3 EL Sesamöl; 1 rote und 1 gelbe<br />
Paprikaschote, geschält, in feinen<br />
Streifen; 100 g Mini-Mais;<br />
1 Karotte in dünnen Scheiben;<br />
100 g Zuckerschoten, geputzt;<br />
200 g Singapurnudeln, gekocht;<br />
2 EL Oystersauce; 2 EL Sweet<br />
durchgegartes Hühnerfleisch lässt sich<br />
vielfältig zubereiten. Es ist daher in der<br />
„schnellen Küche“ sehr beliebt und wird<br />
gerne für Wokgerichte verwendet. Gewürzt<br />
mit dem süßlich schmeckenden,<br />
aber äußerst scharfen Tellicherry-Pfeffer<br />
und angerichtet auf Asianudeln mit verschiedensten<br />
europäischen Gemüsesorten<br />
ist diese Hühnerbrust somit ein Gericht<br />
der Fusionsküche par excellence. �<br />
Die Perlhuhnbrüste mit Kalahari-Salz und Tellicherry-Pfeffer würzen und in dem heißen Olivenöl anbraten. Anschließend auf ein<br />
Backblech geben und im vorgeheizten Backofen bei 150° C etwa 20 Minuten fertig garen.<br />
Sesamöl in einer ausreichend großen Pfanne erhitzen. Zuerst Paprika, dann Mais, Karotten und Zuckerschoten in die Pfanne<br />
geben. Die Singapurnudeln zufügen, mit Oystersauce, Sweet Chili Sauce, Ingwer, Kalahari-Salz, Tellicherry-Pfeffer sowie Chili<br />
aus der Gewürzmühle würzen und alles gut vermischen.<br />
Chili, Ingwer und Schalotten grob würfeln und in dem heißen Sesamöl in einem Topf anschwitzen. Mit Kokosmilch aufgießen,<br />
Curry und Kaffir-Limonenblätter zugeben, mit Kalahari-Salz und Tellicherry-Pfeffer würzen und alles um 1/3 reduzieren. Anschließend<br />
durch ein Sieb passieren und die Sauce mit einem Pürierstab schaumig aufmixen.<br />
Asianudeln mit den Perlhuhnbrüsten anrichten, mit dem Curry-Kokos-Schaum vollenden und mit Koriander garnieren.<br />
Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr<br />
© Lafer<br />
Johann Lafer ist<br />
ein über die Grenzen<br />
hinaus berühmter<br />
österreichischer<br />
Fernsehkoch und<br />
lebt mit seiner Familie<br />
in Deutschland.<br />
Chili Sauce; 1 EL Sojasauce; 1 EL<br />
Ingwer, fein gerieben; Kalahari-<br />
Salz fein; Tellicherry-Pfeffer; Chili<br />
a. d. Gewürzmühle<br />
Curry-Kokos-Schaum:<br />
0,5 Chilischote, halbiert und ohne<br />
Kerne; 1 TL Ingwerknolle, 2<br />
Schalotten, geschält; 1 EL<br />
Sesamöl; 250 ml Kokosmilch,<br />
ungesüßt; 1 EL Classic Curry;<br />
4 Kaffir-Limonenblätter; Orangenblütensalz;<br />
Tellicherry-Pfeffer;<br />
Koriander für die Garnitur<br />
48 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© Lafer<br />
© Lafer
Dietmar Grieser<br />
Der Onkel aus Pressburg<br />
Amalthea Signum Verlag<br />
Wien 2009<br />
272 Seiten, 19,95 Euro<br />
ISBN 978-3-85002-684-0<br />
uf seiner Suche nach österreichischen<br />
A Spuren in der Slowakei wird Dietmar<br />
Grieser mehr als nur einmal fündig. In der<br />
Hauptstadt Bratislava ebenso wie in entlegenen<br />
Winkeln unseres Nachbarlandes.<br />
Zahlreiche Persönlichkeiten der österreichischen<br />
Geschichte haben dort ihre Wurzeln:<br />
So etwa der Komponist Franz Lehár,<br />
der Hotelgründer Eduard Sacher und Bundespräsident<br />
Theodor Körner. Auch Weltstars<br />
wie Andy Warhol oder Paul Newman<br />
stammten von slowakischen Emigrantenfamilien<br />
ab. Auf dem Staatsgebiet der heutigen<br />
Slowakei lebte Kronprinz Rudolfs<br />
Witwe Stephanie mit ihrem zweiten Mann,<br />
und Constanze Mozart schloss im heutigen<br />
Bratislava zum zweiten Mal den Bund<br />
der Ehe. Auch Liptauerkäse, Bagles und<br />
die aus Schiefer gefertigten Schultafeln<br />
stammen ursprünglich aus der Slowakei.<br />
In kurzweiligen Kapiteln mit zahlreichen<br />
Abbildungen nimmt der Autor den Leser<br />
mit auf eine spannende Entdeckungsreise.<br />
Von bedeutenden Ereignissen wird ebenso<br />
erzählt wie von kleinen Begebenheiten.<br />
Griesers kurzweiliger Reisebericht zeigt<br />
die enge Verbundenheit zwischen der Slowakei<br />
und Österreich und wird vielleicht<br />
manchen Leser dazu animieren, bei Gelegenheit<br />
selbst im östlichen Nachbarland<br />
auf Spurensuche zu gehen. ak �<br />
Dirk Schönrock, Andreas Neumeier<br />
Athen & Attika<br />
Michael Müller Verlag<br />
Erlangen 2009, 3. überarb. Auflage<br />
264 Seiten, 17 Pläne, 15,90 Euro<br />
ISBN 978-3-89953-432-0<br />
as Ende Juni eröffnete neue Akrópo-<br />
D lis Museum in Athen ist einen Besuch<br />
wert. Nicht nur der Kunstschätze und der<br />
während des Baus entdeckten Exponate<br />
wegen. Es ist zweifellos eines der anspruchsvollsten<br />
Bauprojekte der letzten<br />
Jahrzehnte in Griechenland. Bei diesem<br />
haben auch österreichische Unternehmen<br />
mitgewirkt: Die in Steyr ansässige Eckelt<br />
Glas GmbH sorgt mit ihren Glaskonstruktionen<br />
für Transparenz zwischen den Betonmauern<br />
und der niederösterreichische<br />
Polymerspezialist Rehau mit einem Fußbodenheiz-<br />
und kühlsystem für beste klimatische<br />
Raumbedingungen.<br />
Die soeben aktualisierte Auflage des Reiseführers<br />
Athen & Attika räumt zwar dem<br />
prestigeträchtigen Museum einen relativ<br />
kleinen Platz ein, da dieses bei Redaktionsschluss<br />
noch nicht fertiggestellt war.<br />
Dafür erhält der Leser einen großzügigen<br />
Ausblick auch auf die vielfältige Umgebung<br />
der griechischen Metropole. Das ist<br />
vor allem für Athen-Kenner, die sich auf<br />
neue Spuren begeben möchten, eine Bereicherung.<br />
Für Erstbesucher, wie kürzlich<br />
die Testleserin selbst eine war, haben sich<br />
die praktischen Informationen und das<br />
Kapitel „Unterwegs in Athen“ inkl. einem<br />
Metro- und Busplan als äußerst nützliche<br />
Orientierung erwiesen. bk �<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
buchbesprechung<br />
Christoph Wagner,<br />
Weingut Esterházy<br />
Das Esterházy Kochbuch<br />
Löwenzahn Verlag Innsbruck 2008<br />
184 Seiten, zahlr. Abb.; 29,95 Euro<br />
ISBN 978-3-70662-442-8<br />
©Stefan Liewehr<br />
ine Freude für alle Sinne ist das zum<br />
E Relaunch des traditionsreichen Weinguts<br />
herausgegebene Esterházy Kochbuch:<br />
Schön anzusehen sind die von<br />
Michal Rabina, Küchenchef des Restaurants<br />
Henrici, ausgewählten Gerichte. Inszeniert<br />
auf historischem Porzellan der<br />
Schloss-Sammlung hat sie Food-Fotograf<br />
Stefan Liewehr vor Ort ins rechte Licht gerückt.<br />
Am Gaumen kitzeln die Rezepte<br />
ebenso wie die Texte des renommierten<br />
Gourmet-Autors Prof. Christoph Wagner.<br />
Er gibt auf spannende Fragen wie „Gehören<br />
in den Esterházy-Rostbraten Kapern<br />
hinein oder nicht?“ die richtigen Antworten.<br />
Im opulenten burgenländisch-pannonischen<br />
Genuss-Kompendium sind die<br />
Lieblingsrezepte der Fürsten des Hauses<br />
ebenso vertreten wie bodenständige und<br />
traditionelle Gerichte der Bauern oder des<br />
Hofkomponisten Joseph Haydn. Die Weinbegleitung<br />
fehlt ebenso wenig wie amüsant-informative<br />
kunsthistorische Exkurse<br />
von Stefan Körner, profunder Kenner der<br />
hauseigenen Sammlung. Nach Lektüre<br />
der Geschenksidee für Gourmets und Ästheten<br />
mit Faible für österreichische Traditionsküche<br />
wissen Sie daher auch Bescheid<br />
darüber, wem der berühmte Esterházy-Rostbraten<br />
tatsächlich zugeschrieben<br />
wird und warum. bk �<br />
49
hörbuch/impressum<br />
Paulo Coelho<br />
Brida<br />
Diogenes Verlag<br />
Zürich 2008<br />
9,90 Euro<br />
ISBN 978-3-257-80211-5<br />
as literarische Werk eines der meist-<br />
D gelesenen Autoren der Welt wurde im<br />
Diogenes Verlag vor Kurzem auch als<br />
Hörbuch herausgegeben. Die ungekürzte<br />
Lesung des Coelho-Werkes von Sven<br />
Görtz umfasst fünf CDs.<br />
„Brida“ ist die Geschichte einer schönen<br />
jungen, in Dublin lebenden Irin. Auf der<br />
Suche nach ihrer Bestimmung begegnen<br />
ihr ein weiser Mann, der ihr beibringt, ihre<br />
Ängste zu überwinden, sowie eine reife<br />
Frau, die sie lehrt, die Geheimnisse der<br />
Welt zu entdecken und sich darauf einzulassen<br />
– mit allen fünf Sinnen. Beide erkennen<br />
Bridas besondere Gabe, aber lassen<br />
sie ihren eigenen Weg finden. Dieser<br />
ist nicht leicht, denn es sieht so aus, als<br />
müsste Brida sich entscheiden, da ihre<br />
Lehrer für zwei verschiedene Wege stehen.<br />
Und dann ist da noch der hübsche<br />
Physiker Lorens, ihr Geliebter, den sie<br />
nicht aufgeben will, obschon sie für ihren<br />
weisen Lehrer mehr als nur Bewunderung<br />
empfindet. Die Suche nach ihrer Bestimmung<br />
bedeutet Veränderung. Und so<br />
muss Brida kämpfen, um ein Gleichgewicht<br />
zu finden zwischen ihrem Alltag, ihrer<br />
Liebe und ihrer besonderen Fähigkeit<br />
zur Verwandlung. „Brida“, das sind sechs<br />
Stunden und 19 Minuten Hörgenuss, eine<br />
interessante Lebensgeschichte, erzählt<br />
von einer angenehmen Stimme. bk ❍<br />
ROTWEISSROT – <strong>Auslandsösterreicher</strong> Journal<br />
Impressum<br />
Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND<br />
(AÖWB), Postgasse 6/1/2, A-1010 Wien. In Zusammenarbeit mit dem „Österreich Journal“ –<br />
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Dr. Josef PÜHRINGER, Oberösterreich<br />
Dr. Herbert SAUSGRUBER, Vorarlberg<br />
Günther PLATTER, Tirol<br />
Mag. Franz VOVES, Steiermark<br />
„Film ab!“ In Österreich beschäftigt die<br />
Filmbranche rund 3.800 Mitarbeiter.<br />
© iStockphoto<br />
50 www.weltbund.at ROTWEISSROT
Der wöchentliche, elektronische Newsletter zur Kunst • NR. 00 / Woche 36 / 2009<br />
Kunstmarkt hautnah: Die Viennafair zählte im Vorjahr 15.500 Besucher bei den 126 Galerien in der Messe Wien.<br />
Auch die Kunst hat ihren Markt<br />
Kunst lässt keinen kalt, der sich eingehend damit beschäftigt.<br />
Gibt es ihn dann überhaupt, den coolen Kunstinvestor?<br />
m Kunstmarkt herrscht, wie auf allen<br />
AMärkten, das Wechselspiel aus Angebot<br />
und Nachfrage. Und dennoch lässt sich Kunst<br />
nicht mit anderen handelsüblichen Werten vergleichen.<br />
Schon alleine deswegen, weil jedes<br />
Kunstwerk ein Unikat ist. Für Wassily Kadinsky<br />
ist ein Kunstwerk auf geheimnisvolle mystische<br />
Weise aus dem Künstler entstanden. Einmal<br />
von ihm losgelöst, erhält es ein selbstständiges<br />
Leben, entwickelt sich zu einer Persönlichkeit,<br />
zu einem selbständig atmenden Subjekt, das ein<br />
reales Leben führt.<br />
Die Sprache des Geldes<br />
Was den Kunstmarkt darüber hinaus unterscheidet:<br />
Der Sammler ist ein Überzeugungstäter.<br />
Wie sonst könnte er für ein Stück Leinwand mit<br />
etwas Farbe darauf Geld ausgeben – in manchen<br />
Fällen sogar sehr viel Geld. Und dann gibt<br />
es da noch den Kunstinvestor. Es soll ja auch<br />
solche geben, die mit dem Erwerb von Kunst<br />
sogar Gewinn erzielen wollen. Erfolgreich in<br />
Kunst zu investieren kann zum einen bedeuten,<br />
dass man in Kunst investiert, deren Qualität bereits<br />
als gegeben angenommen werden kann<br />
und daher weiter steigt oder zum anderen, dass<br />
man Kunst erwirbt, deren Qualität (wünschenswerterweise)<br />
in Zukunft anerkannt wird.<br />
Egal welche Strategie man verfolgt: Um am<br />
Kunstmarkt erfolgreich investieren zu können,<br />
muss man sich nicht nur mit der Branche sondern<br />
auch mit der Materie eingehend beschäftigen.<br />
Nur gerade eine intensive Auseinandersetzung<br />
mit Kunst ohne emotionale Beteiligung ist<br />
geradewegs unmöglich. Auch wenn wir uns in<br />
Zukunft der vertrauten Sprache des Geldes bedienen,<br />
wollen wir gerade auch damit unsere<br />
Begeisterung für Kunst ausdrücken und genau<br />
dadurch das Interesse und die Begeisterung für<br />
ein Thema wecken, worüber man sich sonst<br />
scheinbar nur in vertrauten Zirkeln in einer verklausulierten<br />
Sprache austauscht. �<br />
Inhalt<br />
News 2<br />
Business, Rankings:<br />
Modernes Mäzenatentum 3<br />
Investitionen, Trends:<br />
China Art 4<br />
Opening: Viennaartweek,<br />
® Messen, Luxury please 5<br />
Inside: Rudolf Lorenzo,<br />
Direktor ShContemporary 6<br />
How To Do: Versicherung –<br />
Wie Sie ihre Schätze am<br />
besten schützen 7<br />
View & Date: Die wichtigsten<br />
Termine auf einen Blick –<br />
was war und was kommt 8<br />
Editorial<br />
Jedes Jahr im<br />
Herbst steigt der<br />
Wiener Puls in me-<br />
tropolische Höhen<br />
und zeigt sich von<br />
seiner trendigsten Seite. Den Termi-<br />
nen von Biennale, Viennale, Blick-<br />
fang, Design- und ArtWeek gehen<br />
so viele auf den Pfaden und<br />
Schauplätzen zwischen Stubenring<br />
und Innenstadt in Galerien, Kinos,<br />
Interior-Design-Messen und Fa-<br />
shion-Shows nach, wie das ganze<br />
Jahr nicht. Die beste Zeit also, um<br />
unser neues Medium über die<br />
Kunstszene für Sie zu starten. Um die<br />
vielen neuen Eindrücke auf sich<br />
einwirken zu lassen und die Herzfre-<br />
quenz nach der Terminhetze zu<br />
senken hilft dann nur, in Ruhe die<br />
Kunst der Kaffeekultur zu genießen!<br />
Matthias Flödl<br />
Chefredaktion<br />
CPG<br />
Ö s t e r r e i c h s e r s t e s P D F - M a g a z i n ü b e r d a s K u n s t - B u s i n e s s<br />
Brandaktuell, wöchentlich<br />
und gratis per E-Mail.<br />
Ihre Abobestellung<br />
Anmeldung mit Angabe Ihres<br />
Namens und E-Mail-Adresse<br />
an: kunstexpress@cpg.at<br />
Ihr Inserat<br />
Anfragen für Inserate und<br />
Kooperationen: Lorin Polak,<br />
lorin.polak@newbusiness.at,<br />
Tel: +43/1/235 13 66-300<br />
Business<br />
© Essl Museum<br />
Austria conTemporary: Das Essl Museum zeigt Künstler „die auf dem Markt noch nicht stark sichtbar sind“.<br />
Modernes Mäzenatentum<br />
Ob es Sponsoring wie im Marketing heißt, als Philantrophie wie<br />
von Milliardär Vilar bezeichnet wird, Ziel ist es Künste zu fördern.<br />
N<br />
och diesen Herbst will Novomatic die Eröffnung<br />
eines neuen Zentrums für Diskurs,<br />
Kunst und kulturelle Begegnung in Angriff<br />
nehmen. Der Glücksspielkonzern mit Sitz im<br />
niederösterreichischen Gumpoldskirchen hat<br />
das ehemalige „Verkehrsbüro“-Gebäude vor<br />
zwei Jahren erworben und in Kooperation mit<br />
dem Bundesdenkmalamt und der Stadt Wien<br />
renoviert. Welche Motivation steckt dahinter,<br />
wenn sich Unternehmen in Kunst investieren<br />
und sich für Kultur engagieren? Ist es Etikettierung,<br />
eine Imagepro�lierung, spiegelt das die<br />
Philosophie des Unternehmens wieder? Oder<br />
ist es einfach eine Leidenschaft, wie das<br />
Spiel?<br />
Investition und Image<br />
Im Fall des Milliardär Alberto Vilar<br />
zeigt sich, dass es jedenfalls auch<br />
um Eitelkeiten geht. Er blieb vor einigen<br />
Jahren der Eröffnung der Salzburger<br />
Festspiele fern, da seine Investitionen<br />
in das Kleine Festspielhaus<br />
Auf Gaius Cilnius Maecenas, politischer<br />
Berater Kaiser Augustus und Kunstförderer,<br />
geht der Begriff Mäzenatentum zurück.<br />
Alle Infos auf einen Blick: Der Kunstexpress bringt<br />
die wichtigsten Facts zum Kunstinvestment – und<br />
zwar wöchentlich. Markante Ergebnisse aktueller<br />
Versteigerungen, welcher Künstler aufsteigt und wer<br />
in der Publikumsgunst zurückfällt.<br />
Mit dem Kunst express sind Sammler, Interessierte<br />
und Betreuer von Kunstsammlungen in Unternehmen<br />
immer bestens über die heimische Kunstszene<br />
informiert. Dazu gibt es Service-Tipps für Neueinsteiger,<br />
Sammler und Kunst-Profi s.<br />
Inside<br />
„Der Markt macht die Künstler”<br />
Rudolf Lorenzo, Direktor der ShContemporary, spricht über den<br />
Lifestyle Kunst und die rasante Entwicklung der Kunstszene in China.<br />
Wie unterscheidet sich asiatische von westlicher<br />
Kunst im zeitgenössischen Bereich?<br />
Lorenzo Rudolf China hat eine Jahrtausend<br />
alte Tradition und selbst der avantgardistische<br />
Künstler ist sich nicht nur dieser Tradition bewusst,<br />
sondern kommt aus dieser Tradition. Im<br />
Westen muss etwas Altes überwunden werden,<br />
um zu Neuem zu kommen. In Asien sind stets<br />
beide Welten präsent.<br />
Sie veranstalten die ShContemporary, die internationale<br />
Messe für zeitgenössische Kunst<br />
in Shanghai, heuer zum zweiten Mal. Der Markt<br />
für chinesische und asiatische Kunst boomt.<br />
Welche Erfahrungen haben Sie?<br />
LR Man darf nicht vergessen, die Geschichte<br />
über das Wissen über die zeitgenössische Kunst<br />
in China ist sehr kurz. Aber wir sehen klar das<br />
Bedürfnis, sich zu öffnen und dabei zu sein in<br />
einer Zeit, in der zeitgenössische Kunst weltweit<br />
zu einem Lifestyle und einem Statussymbol<br />
geworden ist. Gerade in einem Land wie<br />
China, das nach Lifestyle und Statussymbolen<br />
dürstet, birgt das eine große Faszination. Aber<br />
wir stehen immer noch am Beginn einer Entwicklung,<br />
die allerdings sehr rasant geht.<br />
Ist China jetzt schon ein nachhaltiger Kunstmarkt?<br />
LR China ist ein Land, wo mich die Kunstszene<br />
selbst und auch die Galerien an New York der<br />
frühen 1980er Jahre erinnert. Es ist vibrierend,<br />
es ist noch nicht so gesättigt und kanalisiert,<br />
wie wir das im Westen haben, und auf der anderen<br />
Seite ist eine große Menge an Leuten interessiert.<br />
Das Potenzial ist riesig und es wird sicher auch<br />
noch einige Turbulenzen geben, bis der Markt<br />
auf klaren Pfaden läuft wie im Westen, aber<br />
ich denke in fünf, sechs, sieben Jahren wird<br />
der chinesische Kunstmarkt einer der<br />
wichtigsten Pfeiler im internationalen<br />
Kunstmarkt sein. Auch der Kunstmarkt<br />
globalisiert sich gerade.<br />
Gleichzeitig ist die Kunstszene in diesem<br />
Land aber mit Zensur konfrontiert?<br />
LR Die Marktsituation hat gar nicht soviel mit<br />
Zensur zu tun. Das haben wir auch an den olympischen<br />
Spielen gesehen. Wenn es um Business<br />
geht spielt Zensur, spielt Repression eine relativ<br />
kleine Rolle. Klar, wir sind in einem Land wo<br />
es Zensur gibt und es ist ja teilweise auch eine<br />
Der wöchentliche, elektronische Newsletter zur Kunst • NR. 00 / Woche 36 / 2009<br />
unerwähnt blieb. Doch seiner Vision einer<br />
„Kultur des Gebens“ bleibt er treu, sieht er sich<br />
selbst doch als Pionier einer neuen Art der Kulturförderung,<br />
die er „Philantrophie“ nennt. „Ich<br />
halte die darstellenden Künste am Leben.“ Bescheidenheit<br />
hält er für unangebracht. Im Gegenteil:<br />
„Was wirbt besser dafür, auch Geld zu<br />
spenden, als die Namen derer, die bereits gespendet<br />
haben?“<br />
Es war also weniger eine narzisstische Kränkung,<br />
die Vilar von der Eröffnung in Salzburg<br />
fernbleiben ließ, als vielmehr Ärger über die<br />
vertane Chance der Österreicher, Geldgeber<br />
zu �nden.<br />
„Gute Werke kennen keine Übertreibung!“<br />
meinte auch schon Francis<br />
Bacon. Auch MUMOK-Chef Edelberg<br />
Köb kennt die Schwierigkeit,<br />
Investoren für neue Projekte zu gewinnen,<br />
denn „Versicherungen und<br />
Banken haben längst ihre hauseigenen<br />
Kultur-Institutionen geschaffen. Somit<br />
sind das Interesse und die Geldmittel leider<br />
weiter eingegeschränkt, die in Projekte<br />
Dritter investiert werden.“ Für<br />
Künstler ist es so gesehen ein Glücksspiel,<br />
Geldgeber zu �nden. �<br />
3<br />
Direktor ShContemporary, Lorenzo Rudolf.<br />
absurde Zensur die hier herrscht. Sie haben politische<br />
Werke auf dieser Messe, die sie gar<br />
nicht begreifen und ein total unpolitisches Werk<br />
wird zensuriert. Aber es ist nicht so, dass alles<br />
zensuriert wird.<br />
Wirkliche Zensur gibt es, sobald es in gewisse<br />
politische Richtungen geht und da haben die chinesischen<br />
Künstler schon längst ihre Sprache<br />
gefunden und wissen die Zensur zu umgehen.<br />
Zensur tangiert den Markt eigentlich nicht.<br />
Sind sie bei der Konzeption dieser Messe anders<br />
vorgegangen als bei einer westlichen<br />
Messe, wie der Art Basel?<br />
LR Wir als Veranstalter einer Kunstmesse müssen<br />
uns in einer Zeit, in der die Kunst immer<br />
stärker vom Markt geprägt ist – es ist ja heute<br />
der Markt, der einen Künstler macht<br />
und nicht mehr ein Museum oder<br />
ein Kurator – bewusst sein, dass<br />
Kunstmessen eine viel größere<br />
Bedeutung und Gewicht haben.<br />
Dabei ist es wichtig zu zeigen,<br />
was zeitgenössische<br />
Kunst sein kann und es<br />
nicht nur darum geht,<br />
was sich verkaufen<br />
lässt. �<br />
Der wöchentliche, elektronische Newsletter zur Kunst • NR. 00 / Woche 36 / 2009<br />
Interview: Eva Komarek<br />
für das WirtschaftsBlatt.<br />
Chen Wenlings Homunculus<br />
(l.), 2005, Galerie Lasar.<br />
Kunstförderer par excellence<br />
Die großzügigsten Persönlichkeiten<br />
und in welche Richtung<br />
ihre Sammlerleidenschaft geht.<br />
1<br />
2<br />
Damien Hirst<br />
Kunst-Fabrikant und Investor, der in<br />
3<br />
sich selbst investiert.<br />
Donald Kahn<br />
New Yorker Multi-Milliardär mit Lieb-<br />
4<br />
5<br />
lingsresidenz in Salzburg.<br />
Alberto Vilar, Musikliebhaber<br />
Förderte die Salzburger Festspiele,<br />
Berliner Philharmoniker u.a.<br />
Charles Saatchi<br />
Der Agenturgründer macht in seiner<br />
6<br />
7<br />
zweiten Karriere Künstler zu Stars.<br />
8<br />
Rita und Herbert Batliner<br />
Leihgaben ihrer Sammlung waren erst<br />
kürzlich in der Albertina zu sehen.<br />
9<br />
Hannelore und Helmut Greve<br />
Unterstützten die Flügelbauten an der<br />
Uni Hamburg, Elbphilharmonie etc.<br />
10<br />
Agnes und Karlheinz Essl<br />
Förderer junger Künstler mit eigenem<br />
Museum und Essl Award CEE.<br />
Werner u. Sohn Michael Otto<br />
Sponsoren des Belvedere am Potsda-<br />
mer Pfingstberg, Elbphilharmonie.<br />
Elisabeth und Rudolf Leopold<br />
Die größte Schiele-Sammlung ist im<br />
Museumsquartier zu sehen.<br />
Francesca Habsburg<br />
Künstlergespräche für „Thyssen-Borne-<br />
Im Porträt<br />
Lorenzo Rudolf (49)<br />
misza Art Contemporary”-Sammlung.<br />
Berühmtester Förderer ist wohl<br />
nach wie vor Cosimo de Medici<br />
(1389–1464), dessen Name für das<br />
Mäzenatentum der Neuzeit steht.<br />
Mäzen von heute: Alberto Vilar.<br />
Lorenzo Rudolf war von 1991 bis<br />
2000 Direktor der Art Basel und verhalf<br />
dieser Messe zu ihrer heutigen,<br />
internationalen Bedeutung am<br />
weltweiten Kunstmarkt.<br />
Im Jahr 2000 übernahm Rudolf für<br />
zwei Jahre das Amt als Direktor der<br />
Frankfurter Buchmesse. Mit „Bridges<br />
for a World Divided“ rückte er damals<br />
die Globalisierungsdebatte<br />
auf der Messe ins Zentrum der Aufmerksamkeit.<br />
2007 rief er schließlich gemeinsam<br />
mit dem Schweizer Galeristen Pierre<br />
Huber in Kooperation mit der italienischen<br />
Bologna Fiere die ShContemporary<br />
ins Leben, die er seit einiger<br />
Zeit alleine als Direktor führt.<br />
„Piglet 3“ (o.) und „God of Materialism”<br />
(u.) von Chen Wenling.<br />
© AP<br />
Viennaartweek 2009<br />
Das hochkarätige Kunstfestival wartet von 16. bis 22. November<br />
mit einem vielfältigen Programm auf.<br />
N<br />
Neu ab<br />
Herbst/Winter 2009<br />
Opening<br />
Zum vierten Mal rückt die Wiener Kunstwelt ins internationalen Blickfeld eines renommierten Fachpublikums.<br />
ehmen Sie sich Zeit für Kunst, so das Motstellen. Experten wie Julia Peyton-Jones und<br />
to der diesjährigen Viennaartweek – und Hans-Ulrich Obrist von der Serpentine Gallery<br />
das muss man sich auch, um die Diskussionen, in London, Designer Alfredo Häberli aus der<br />
Studio Visits, Artist Talks, Fokus Off-Spaces, Schweiz oder Sir Norman Rosenthal, von 1997-<br />
Ausstellungseröffnungen, Gallery Night und 2007 Mitarbeiter an der Royal Academy of Arts<br />
Symposien in einer Woche in seinem Kalender in London, diskutieren bei hochkarätig besetz-<br />
unterzubringen. Als Plattform für den internatiten Panels z. B. die Zukunft des Museums oder<br />
onalen künstlerischen Diskurs organisiert das den Zusammenhang von Kunst- und Design-<br />
Art Cluster Vienna zahlreiche Veranstaltungen, markt. www.viennaartweek.com �<br />
um den direkten Dialog mit Künstlern herzu-<br />
Bewertung �������<br />
Vielfältiger Messe-Herbst<br />
Alt trifft neu: Im November zeigt die Kunst & Antiquitätenmesse<br />
teuer Traditionelles, die Luxury please unerschwinglich Schönes.<br />
Prachtstücke in der Hofburg bei der Luxury please.<br />
J<br />
ung geblieben und dabei immer jünger geworden“<br />
lautet das Motto der diesjährigen<br />
Kunst- und Antiquitätenmesse in der Wiener<br />
Hofburg“. Nicht von ungefähr, denn heuer jährt<br />
sich ihr Auftritt zum 40. Mal. In der Wiener<br />
Hofburg treffen von 1. bis 9. November 47<br />
Kunsthändler aus Deutschland, Österreich, Belgien<br />
und der Schweiz auf Sammler aus aller<br />
Welt. Sie präsentieren internationale Kunstwerke<br />
aus allen Epochen der Kunstgeschichte.<br />
Mit drei Jahren weitaus jünger zeigt sich die<br />
zweite November-Messe (von 21. bis 23.) in<br />
der Wiener Hofburg. Auf 4.000 m2 zu sehen:<br />
Alles was man für den Luxus-Lifestyle eben so<br />
braucht. Anschauen kann man sich die traumhaften<br />
Themen-Welten ja einmal, wie auch<br />
schon die 15.000 Besucher des Vorjahres. �<br />
Bewertung �����<br />
Plus:<br />
© Hofburg<br />
5<br />
Der wöchentliche, elektronische Newsletter zur Kunst • NR. 00 / Woche 36 / 2009<br />
© Amar Kanwar/Thyssen-Bornemisza Art Contemporary<br />
Ausstellungen am Prüfstand<br />
Zehn Jahre TOMAK<br />
Zyklus „Zirkus Tomak“<br />
Galerie Curtze, 1010 Wien<br />
2. Oktober–15. November 2008<br />
Mit neun großformatigen Bildkom-<br />
positionen gegenständlicher Male-<br />
rei macht der Absolvent der Atter-<br />
see-Meisterklasse einen Streifzug<br />
durch die religiösen und sozio-poli-<br />
tischen Psychosen der Menschheit.<br />
www.heikecurtze.com<br />
Bewertung ����<br />
Allen Jones: Catwalk II<br />
Galerie Ernst Hilger, 1010 Wien<br />
02. Oktober–04. November 2008<br />
Seine Vorliebe für das weibliche<br />
Bein kommt in den ausgestellten<br />
Jones-Werken deutlich hervor: Als<br />
Sujet steht es sowohl in den Bildern<br />
als auch Skulpturen im Mittelpunkt,<br />
als figurales Objekt stützt es sich je-<br />
doch oft an die Bildkante - symbo-<br />
lisch für das zu tragende körper-<br />
liche Gewicht. Die Vermittlung<br />
elementarer Sinnlichkeit brachte<br />
Jones Kritik von feministischer Seite.<br />
Bewertung �����<br />
M.M.T. Franzen<br />
aU.S.triA. print & painting<br />
16. Oktober–15. November 2008<br />
Die austroamerikanische Künstlerin<br />
eröffnet ihre Einzelausstellung am<br />
30. 10., wenige Tage vor der ameri-<br />
kanischen Präsidentenwahlen mit<br />
dem Aufruf „vote for your favourite<br />
picture“. Außergewöhnlich auch<br />
die Location in einer Weinbar.<br />
Bewertung ����<br />
Bewertungskriterien<br />
�������� �Must see: Diese Ausstel-<br />
lung nicht versäumen<br />
������ �Sehenswert: namhafte<br />
Künstler und Werke<br />
���� �Spezialthema: für Inter-<br />
essierte empfohlen<br />
�� �Ausstellung ohne nen-<br />
nenswerte Highlights<br />
Die Kunstwoche im Rückblick:<br />
Die wichtigsten Events und<br />
die spannendsten Netzwerke<br />
in der Art-Society.
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