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George Orwell - Mein Katalonien (1938)

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hinaus konnten wir nur Gewehre benutzen, und die meisten dieser Gewehre waren Schrott.<br />

Drei Typen Gewehre waren in Benutzung. Das erste war das lange Mausergewehr. Gewehre<br />

dieser Art waren selten weniger als zwanzig Jahre alt, und ihr Visier war so brauchbar wie ein<br />

zerbrochener Geschwindigkeitsanzeiger. Bei den meisten waren die Züge hoffnungslos<br />

verrostet, aber eins von zehn Gewehren war nicht schlecht. Dann gab es das kurze<br />

Mausergewehr oder mousqueton, in Wirklichkeit eine Kavalleriewaffe. Diese Gewehre waren<br />

beliebter als die anderen, denn man konnte sie leichter tragen, und sie waren weniger unnütz<br />

im Schützengraben, außerdem waren sie verhältnismäßig neu und sahen brauchbar aus. In<br />

Wirklichkeit waren aber auch sie fast nutzlos. Man hatte sie aus wieder zusammengebauten<br />

Teilen gemacht; kein Verschluss gehörte zu dem Gewehr, auf dem er saß. Bei Dreiviertel der<br />

Gewehre konnte man damit rechnen, dass er sich nach fünf Schüssen sperrte. Es gab auch<br />

einige Winchestergewehre. Man konnte recht gut damit schießen, aber sie waren enorm<br />

ungenau, und da die Patronen keine Patronenrahmen hatten, konnte man jeweils nur einen<br />

Schuss abfeuern. Munition war so knapp, dass jeder Soldat, der an die Front kam, nur fünfzig<br />

Schuss erhielt. Die meisten davon waren außerordentlich schlecht. Die in Spanien<br />

hergestellten Patronen waren wiedergefüllte Hülsen und klemmten selbst in den besten<br />

Gewehren. Die mexikanischen Patronen waren besser und wurden deshalb für die<br />

Maschinengewehre reserviert. Am besten war die in Deutschland hergestellte Munition, aber<br />

da sie nur von Gefangenen und Deserteuren kam, gab es nicht viel davon. Für den Notfall<br />

verwahrte ich in meiner Tasche immer einen Patronenrahmen mit deutscher oder<br />

mexikanischer Munition. In der Praxis aber schoss ich im Notfall selten mit meinem Gewehr.<br />

Ich hatte zuviel Angst, dass das scheußliche Ding klemmen würde, und außerdem wollte ich<br />

auf jeden Fall noch einige Schüsse aufheben, die wirklich losgingen.<br />

Wir hatten keine Stahlhelme, keine Bajonette und kaum Revolver oder Pistolen und nicht<br />

mehr als eine Handgranate auf fünf oder zehn Leute. Die zu dieser Zeit gebräuchliche<br />

Handgranate war ein fürchterliches Ding, unter dem Namen >F.A.I.-Bombe< bekannt. Die<br />

Anarchisten hatten sie während der ersten Tage des Krieges hergestellt. Sie funktionierte nach<br />

dem Prinzip der Millschen Handgranate, aber der Zündhebel wurde nicht durch einen Stift,<br />

sondern durch ein Stück Klebestreifen heruntergehalten. Man zerriss den Klebestreifen und<br />

musste dann mit größtmöglicher Schnelligkeit die Handgranate wegwerfen. Es hieß von<br />

diesen Handgranaten, sie seien >unparteiischVery

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