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Schlösser, Parks & Herrenhäuser - Urlaub an Ostsee und Seen ...

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Rom<strong>an</strong>tik & Historismus:<br />

Als der königlich-polnische <strong>und</strong> kurfürstlich-sächsische<br />

Geheimrat Helmold Reichsgraf<br />

von Plessen 1761 starb, vermachte er<br />

seinem Neffen Helmut Freiherr von Maltzahn<br />

das Gut Ivenack <strong>und</strong> den Titel Graf von Plessen.<br />

Beides hielt die Familie bis 1945 in Ehren.<br />

Das ihr zugefallene L<strong>an</strong>d war riesig, das 1590<br />

auf den Gr<strong>und</strong>mauern eines Klosters errichtete<br />

Schloss allerdings eher bescheiden. Und<br />

so ließ der Graf den gesamten Komplex in<br />

den kommenden Jahren erheblich erweitern<br />

<strong>und</strong> modernisieren. Für seine florierende<br />

Pferdezucht entst<strong>an</strong>d ein halbkreisförmiger<br />

Marstall, der in jener Zeit zu den größten<br />

Wirtschaftsgebäuden des L<strong>an</strong>des zählte. Kirche,<br />

Teehaus, Or<strong>an</strong>gerie <strong>und</strong> Jagdpavillon kamen<br />

hinzu. Und ein barocker Lustgarten mit<br />

einer Lindenallee. Von der ihn umgebenden<br />

Mauer kündet heute nur noch das mächtige<br />

Eisentor. Streng der barocken Programmatik<br />

folgend, gehörte das Ensemble zu den damals<br />

<strong>an</strong>spruchsvollsten Guts<strong>an</strong>lagen im Norden.<br />

Heute k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> über seinen Zust<strong>an</strong>d<br />

leider nur klagen.<br />

Auch der um 1800 erweiterte <strong>und</strong> zum<br />

L<strong>an</strong>dschaftspark umgestaltete Garten mit<br />

geschwungenen Wegen, rom<strong>an</strong>tischen<br />

Denkmälern <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erbar alten Bäumen<br />

bedarf gr<strong>und</strong>legender Überholung. Immer<br />

noch vital sind die etwas abseits stehenden<br />

»Tausendjährigen Eichen« im Ivenacker Tiergarten.<br />

Der Methusalem unter den Gig<strong>an</strong>ten<br />

hat über 1.000 Jahre auf der Borke <strong>und</strong> zählt<br />

damit zu den ältesten Eichen des Kontinents.<br />

Sein Stamm umfasst elf Meter <strong>und</strong> trägt immer<br />

noch Früchte. In dem 70 Hektar großen<br />

Tiergarten lebt seit 250 Jahren Damwild.<br />

Auch Prinz Karl Ludwig Friedrich von<br />

Mecklenburg-Strelitz kam unverhofft zu einem<br />

Anwesen. Als sein Bruder Herzog Adolf<br />

Friedrich IV. ihm 1770 das Gut Hohenzieritz<br />

schenkte, f<strong>an</strong>d er hier ein bescheidenes Her-<br />

1 Neustrelitz. Dem einst schlichten Gartenhaus<br />

verhalfen bedeutende Raumkünstler zu unvergleichlicher<br />

Anmut. Großherzog Georg f<strong>an</strong>d hier den gebührenden<br />

Rahmen für seine <strong>an</strong>tiken Statuen.<br />

Alte Werte <strong>und</strong> neue Freiheiten<br />

renhaus <strong>und</strong> einen geometrischen Garten<br />

vor. Enthusiastisch machte sich der neue Eigentümer<br />

<strong>an</strong>s Werk. Er beg<strong>an</strong>n mit dem Park,<br />

für dessen Umgestaltung er den englischen<br />

Gärtner Archibald Thomson gew<strong>an</strong>n. Den talentierten<br />

Schüler von L<strong>an</strong>celot Brown hatte<br />

Karl am Hof seiner Schwester - der englischen<br />

Königin - kennengelernt (F Blumen-Königin<br />

Seite 17).<br />

Thomson pl<strong>an</strong>te den Garten g<strong>an</strong>z im<br />

neuen englischen Stil in naturnaher Weise. Er<br />

bezog nicht nur die umgebende L<strong>an</strong>dschaft<br />

mit mehreren Teichen ein, sondern auch Felder<br />

<strong>und</strong> Weiden. Rhythmische Gehölzgürtel<br />

verbinden die einzelnen Teile des weitläufigen<br />

Geländes <strong>und</strong> gliedern es geschickt.<br />

S<strong>an</strong>ft gew<strong>und</strong>ene Wege überwinden einen<br />

Höhenunterschied von 30 Metern <strong>und</strong> bieten<br />

immer wieder atemberaubende Fernblicke.<br />

Thomson legte einen kleinen Wasserfall<br />

<strong>an</strong>, verzichtete aber <strong>an</strong>sonsten weitgehend<br />

auf Staffage. Die Abgrenzung gewährleistet<br />

ein sogen<strong>an</strong>ntes »Aha« - eine unsichtbare<br />

Mauer in einem Graben oder, wie in diesem<br />

Fall, hinter einer Geländestufe. Der Park gilt<br />

als bedeutendes Beispiel für einen frühen<br />

L<strong>an</strong>dschaftspark in Norddeutschl<strong>an</strong>d.<br />

1790 ließ Prinz Karl das Schloss aufsto cken<br />

<strong>und</strong> in heutiger, frühklassizistischer Form mit<br />

13 Achsen erweitern. Mit den beiden hinzugefügten<br />

Kavaliershäusern links <strong>und</strong> rechts<br />

neben dem Schloss entsteht der Eindruck<br />

einer Dreiflügel<strong>an</strong>lage mit Ehrenhof. 1794<br />

übernahm der 53-Jährige als Herzog Karl II.<br />

die Regierung in Mecklenburg-Strelitz. Im<br />

gleichen Jahr zog er nach Neustrelitz, erweiterte<br />

aber den Park in Hohenzieritz, den er<br />

nun als Sommersitz nutzte. Schlossnahe Bereiche<br />

waren mit Blumen geschmückt. Mehrere<br />

(später abgetragene) kleine Gebäude<br />

entst<strong>an</strong>den <strong>und</strong> vermittelten Leichtigkeit<br />

<strong>und</strong> Frohsinn. Nach dem Tod von Karls zwei-<br />

ter Gattin überwogen jedoch sentimentalrom<strong>an</strong>tische<br />

Gestaltungselemente. Beiden<br />

Gemahlinnen (zwei Schwestern aus dem<br />

fürstlichen Hause Hessen) <strong>und</strong> den fünf früh<br />

verstorbenen Kindern widmete der Herzog<br />

1798 das Denkmal »Hoffnung tröstet die<br />

Trauer«. 1806 entst<strong>an</strong>d eine R<strong>und</strong>kirche, ein<br />

klassizistischer Zentralbau aus Backstein.<br />

Mehrfach besuchte ihn seine Tochter Luise<br />

hier, die preußische Königin (F Seite 19).<br />

Beide hatten ein fre<strong>und</strong>schaftliches Verhältnis<br />

zuein<strong>an</strong>der. Als sie 1810 in Hohenzieritz<br />

unerwartet starb, war der Vater zu Tode betrübt.<br />

Ihr zu Ehren baute er auf einer Anhöhe<br />

im Garten, der als ihr Lieblingsplatz galt, einen<br />

offenen klassizistischen R<strong>und</strong>tempel mit<br />

Kuppeldach. Die Büste kam leider abh<strong>an</strong>den.<br />

Im Schloss richtete der Herzog ein Sterbezim-<br />

2<br />

mer ein, das heute wieder <strong>an</strong> Luise erinnert.<br />

Des 200. Todesjahres der Regentin gedenken<br />

2010 auch zahlreiche Kulturver<strong>an</strong>staltungen.<br />

Das vollständige Programm ist unter www.<br />

koenigin-luise-route.de zu finden. Park <strong>und</strong><br />

Schloss sind ausgezeichnet s<strong>an</strong>iert.<br />

Das Erbe des traurigen Regenten trat<br />

1816 sein Sohn Georg <strong>an</strong>, der auch nach dem<br />

Tod seiner Schwester Luise die Berliner Kontakte<br />

pflegte. So berief er auf Schinkels Empfehlung<br />

dessen Schüler Friedrich Wilhelm<br />

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