Schlösser, Parks & Herrenhäuser - Urlaub an Ostsee und Seen ...
Schlösser, Parks & Herrenhäuser - Urlaub an Ostsee und Seen ...
Schlösser, Parks & Herrenhäuser - Urlaub an Ostsee und Seen ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
22<br />
Rom<strong>an</strong>tik & Historismus:<br />
Als der königlich-polnische <strong>und</strong> kurfürstlich-sächsische<br />
Geheimrat Helmold Reichsgraf<br />
von Plessen 1761 starb, vermachte er<br />
seinem Neffen Helmut Freiherr von Maltzahn<br />
das Gut Ivenack <strong>und</strong> den Titel Graf von Plessen.<br />
Beides hielt die Familie bis 1945 in Ehren.<br />
Das ihr zugefallene L<strong>an</strong>d war riesig, das 1590<br />
auf den Gr<strong>und</strong>mauern eines Klosters errichtete<br />
Schloss allerdings eher bescheiden. Und<br />
so ließ der Graf den gesamten Komplex in<br />
den kommenden Jahren erheblich erweitern<br />
<strong>und</strong> modernisieren. Für seine florierende<br />
Pferdezucht entst<strong>an</strong>d ein halbkreisförmiger<br />
Marstall, der in jener Zeit zu den größten<br />
Wirtschaftsgebäuden des L<strong>an</strong>des zählte. Kirche,<br />
Teehaus, Or<strong>an</strong>gerie <strong>und</strong> Jagdpavillon kamen<br />
hinzu. Und ein barocker Lustgarten mit<br />
einer Lindenallee. Von der ihn umgebenden<br />
Mauer kündet heute nur noch das mächtige<br />
Eisentor. Streng der barocken Programmatik<br />
folgend, gehörte das Ensemble zu den damals<br />
<strong>an</strong>spruchsvollsten Guts<strong>an</strong>lagen im Norden.<br />
Heute k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> über seinen Zust<strong>an</strong>d<br />
leider nur klagen.<br />
Auch der um 1800 erweiterte <strong>und</strong> zum<br />
L<strong>an</strong>dschaftspark umgestaltete Garten mit<br />
geschwungenen Wegen, rom<strong>an</strong>tischen<br />
Denkmälern <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erbar alten Bäumen<br />
bedarf gr<strong>und</strong>legender Überholung. Immer<br />
noch vital sind die etwas abseits stehenden<br />
»Tausendjährigen Eichen« im Ivenacker Tiergarten.<br />
Der Methusalem unter den Gig<strong>an</strong>ten<br />
hat über 1.000 Jahre auf der Borke <strong>und</strong> zählt<br />
damit zu den ältesten Eichen des Kontinents.<br />
Sein Stamm umfasst elf Meter <strong>und</strong> trägt immer<br />
noch Früchte. In dem 70 Hektar großen<br />
Tiergarten lebt seit 250 Jahren Damwild.<br />
Auch Prinz Karl Ludwig Friedrich von<br />
Mecklenburg-Strelitz kam unverhofft zu einem<br />
Anwesen. Als sein Bruder Herzog Adolf<br />
Friedrich IV. ihm 1770 das Gut Hohenzieritz<br />
schenkte, f<strong>an</strong>d er hier ein bescheidenes Her-<br />
1 Neustrelitz. Dem einst schlichten Gartenhaus<br />
verhalfen bedeutende Raumkünstler zu unvergleichlicher<br />
Anmut. Großherzog Georg f<strong>an</strong>d hier den gebührenden<br />
Rahmen für seine <strong>an</strong>tiken Statuen.<br />
Alte Werte <strong>und</strong> neue Freiheiten<br />
renhaus <strong>und</strong> einen geometrischen Garten<br />
vor. Enthusiastisch machte sich der neue Eigentümer<br />
<strong>an</strong>s Werk. Er beg<strong>an</strong>n mit dem Park,<br />
für dessen Umgestaltung er den englischen<br />
Gärtner Archibald Thomson gew<strong>an</strong>n. Den talentierten<br />
Schüler von L<strong>an</strong>celot Brown hatte<br />
Karl am Hof seiner Schwester - der englischen<br />
Königin - kennengelernt (F Blumen-Königin<br />
Seite 17).<br />
Thomson pl<strong>an</strong>te den Garten g<strong>an</strong>z im<br />
neuen englischen Stil in naturnaher Weise. Er<br />
bezog nicht nur die umgebende L<strong>an</strong>dschaft<br />
mit mehreren Teichen ein, sondern auch Felder<br />
<strong>und</strong> Weiden. Rhythmische Gehölzgürtel<br />
verbinden die einzelnen Teile des weitläufigen<br />
Geländes <strong>und</strong> gliedern es geschickt.<br />
S<strong>an</strong>ft gew<strong>und</strong>ene Wege überwinden einen<br />
Höhenunterschied von 30 Metern <strong>und</strong> bieten<br />
immer wieder atemberaubende Fernblicke.<br />
Thomson legte einen kleinen Wasserfall<br />
<strong>an</strong>, verzichtete aber <strong>an</strong>sonsten weitgehend<br />
auf Staffage. Die Abgrenzung gewährleistet<br />
ein sogen<strong>an</strong>ntes »Aha« - eine unsichtbare<br />
Mauer in einem Graben oder, wie in diesem<br />
Fall, hinter einer Geländestufe. Der Park gilt<br />
als bedeutendes Beispiel für einen frühen<br />
L<strong>an</strong>dschaftspark in Norddeutschl<strong>an</strong>d.<br />
1790 ließ Prinz Karl das Schloss aufsto cken<br />
<strong>und</strong> in heutiger, frühklassizistischer Form mit<br />
13 Achsen erweitern. Mit den beiden hinzugefügten<br />
Kavaliershäusern links <strong>und</strong> rechts<br />
neben dem Schloss entsteht der Eindruck<br />
einer Dreiflügel<strong>an</strong>lage mit Ehrenhof. 1794<br />
übernahm der 53-Jährige als Herzog Karl II.<br />
die Regierung in Mecklenburg-Strelitz. Im<br />
gleichen Jahr zog er nach Neustrelitz, erweiterte<br />
aber den Park in Hohenzieritz, den er<br />
nun als Sommersitz nutzte. Schlossnahe Bereiche<br />
waren mit Blumen geschmückt. Mehrere<br />
(später abgetragene) kleine Gebäude<br />
entst<strong>an</strong>den <strong>und</strong> vermittelten Leichtigkeit<br />
<strong>und</strong> Frohsinn. Nach dem Tod von Karls zwei-<br />
ter Gattin überwogen jedoch sentimentalrom<strong>an</strong>tische<br />
Gestaltungselemente. Beiden<br />
Gemahlinnen (zwei Schwestern aus dem<br />
fürstlichen Hause Hessen) <strong>und</strong> den fünf früh<br />
verstorbenen Kindern widmete der Herzog<br />
1798 das Denkmal »Hoffnung tröstet die<br />
Trauer«. 1806 entst<strong>an</strong>d eine R<strong>und</strong>kirche, ein<br />
klassizistischer Zentralbau aus Backstein.<br />
Mehrfach besuchte ihn seine Tochter Luise<br />
hier, die preußische Königin (F Seite 19).<br />
Beide hatten ein fre<strong>und</strong>schaftliches Verhältnis<br />
zuein<strong>an</strong>der. Als sie 1810 in Hohenzieritz<br />
unerwartet starb, war der Vater zu Tode betrübt.<br />
Ihr zu Ehren baute er auf einer Anhöhe<br />
im Garten, der als ihr Lieblingsplatz galt, einen<br />
offenen klassizistischen R<strong>und</strong>tempel mit<br />
Kuppeldach. Die Büste kam leider abh<strong>an</strong>den.<br />
Im Schloss richtete der Herzog ein Sterbezim-<br />
2<br />
mer ein, das heute wieder <strong>an</strong> Luise erinnert.<br />
Des 200. Todesjahres der Regentin gedenken<br />
2010 auch zahlreiche Kulturver<strong>an</strong>staltungen.<br />
Das vollständige Programm ist unter www.<br />
koenigin-luise-route.de zu finden. Park <strong>und</strong><br />
Schloss sind ausgezeichnet s<strong>an</strong>iert.<br />
Das Erbe des traurigen Regenten trat<br />
1816 sein Sohn Georg <strong>an</strong>, der auch nach dem<br />
Tod seiner Schwester Luise die Berliner Kontakte<br />
pflegte. So berief er auf Schinkels Empfehlung<br />
dessen Schüler Friedrich Wilhelm<br />
Fotos Seite 20: TMV/Gr<strong>und</strong>ner (1) | Seite 21: TMV/Legr<strong>an</strong>d (2) · TMV/Gr<strong>und</strong>ner (1) · TMV/Böttcher (1) · TMV/WERK3 (1) · WERK3 (1)