Bordhandbuch - Roald Amundsen
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Segeltheorie Wie arbeitet ein Segel?<br />
Wie arbeitet ein Segel?<br />
Auf der <strong>Roald</strong> gibt es zwei unterschiedliche Segeltypen mit<br />
grundlegend unterschiedlicher Wirkungsweise.<br />
Die Rahsegel werden durch den Wind nach vorn gedrückt<br />
und erzeugen den größten Vortrieb, wenn der Wind rechtwinklig<br />
von hinten einfällt. Da der Wind leider nicht immer<br />
aus der richtigen Richtung kommt, kann man die Stellung der<br />
Rahsegel zum Schiff durch die Brassen ändern und dadurch<br />
den Wind besser ausnutzen.<br />
Zu der anderen Gruppe, den Schratsegeln, gehören die<br />
Stag- und das Briggsegel. Deren Vortrieb entsteht durch ein<br />
völlig anders Prinzip und entspricht der Wirkungsweise eines<br />
Flügels. Durch deren bauchige Form muss die Luft auf der<br />
Vorderseite des Segels eine längere Strecke zurücklegen als<br />
auf der Rückseite. Dadurch entsteht auf der Vorderseite ein<br />
Unterdruck, der das Segel nach vorne zieht.<br />
Der Winkel der Stagsegel zum Wind wird durch deren Schoten<br />
bestimmt.<br />
Scheinbarer und wahrer Wind<br />
Man sollte meinen, dass es nur einen Wind gibt, aber auf<br />
einem Segelschiff wird zwischen dem wahren und dem scheinbaren<br />
Wind unterschieden. Der tatsächlich wehende Wind ist<br />
dabei der „wahre Wind“. Seine Richtung und Stärke kann man<br />
nur an einem festen Punkt feststellen und messen. An Bord<br />
eines Schiffes ist das nur möglich, wenn es vor Anker liegt<br />
oder an Land festgemacht ist.<br />
Sobald das Schiff Fahrt aufnimmt, wird die Windrichtung und<br />
Stärke durch den Fahrtwind beeinflusst und an Bord anders<br />
wahrgenommen. Der an Bord wahrgenommene Wind wird<br />
„scheinbarer Wind“ genannt. Die Abweichung zwischen dem<br />
„wahren“ und dem „scheinbaren“ Wind wird mit zunehmender<br />
Geschwindigkeit größer.<br />
Für die Stellung der Segel ist dieser „scheinbare<br />
Wind“ maßgeblich. Der im Masttop angebrachte<br />
Windrichtungsanzeiger und auch geführte Flaggen zeigen<br />
immer den „scheinbaren Wind“.<br />
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Die Vorwärtsbewegung des Schiffes<br />
Die Kombination der Kräfte, die ein Segelschiff antreiben, sind<br />
sehr kompliziert. Um die aerodynamischen Vorgänge speziell<br />
beim Trimmen zu verstehen, reicht es aber, sich auf die wichtigsten<br />
zugrunde liegenden Prinzipien zu beschränken.<br />
Die Wirkung des Windes auf die Segel lässt sich mit folgender<br />
Regel erklären:<br />
Wirken zwei Kräfte aus unterschiedlichen Richtungen auf einen<br />
Punkt, so wird die Gesamtkraft durch die Diagonale des aus<br />
beiden Kräften gebildeten Parallelogramms dargestellt.<br />
Entsprechend dieser Regel gilt:<br />
Der scheinbare Wind<br />
B-A Fahrtwind<br />
C-A Wahrer Wind<br />
D-A Scheinbarer Wind<br />
Der Wind, der an den Segeln entlangstreicht, ist nicht der<br />
wahre, sondern der scheinbare Wind, in der Abbildung die<br />
Kraft D-A. Dieser setzt sich aus dem wahren Wind C-A und<br />
dem Fahrtwind B-A zusammen.<br />
Die Segel eines Schiffes werden immer in Bezug auf den<br />
scheinbaren Wind getrimmt. Dies ist nicht schwer, weil<br />
Windmesser und Flaggen diesen anzeigen.<br />
C<br />
A<br />
D<br />
B