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DIE GEMEINDE

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<strong>DIE</strong> <strong>GEMEINDE</strong><br />

ZEITSCHRIFT DES SÜDTIROLER <strong>GEMEINDE</strong>NVERBANDES<br />

NOTIZIARIO DEL CONSORZIO DEI COMUNI · PLATA DL CUNSORZ DI CHEMINS<br />

Altenpflege in Südtirol<br />

Zufrieden und sorglos<br />

im Alter<br />

<strong>GEMEINDE</strong>N-<br />

IMMOBILIENSTEUER<br />

Ende eines Rechtsstreites<br />

ARBEITSSICHERHEIT<br />

Der Südtiroler Gemeindenverband<br />

arbeitet Leitfaden aus<br />

AUSGABE 08 I<br />

OKTOBER 2009<br />

GPS MOUNTAINBIKE -<br />

CUP 2009<br />

Rennen der Extraklasse in Latsch


INHALT<br />

3 Editorial<br />

3 Arnold schuler: mensch sein – bis ins hohe Alter!<br />

4 Im Fokus<br />

4 Alten- und pflegeheime: menschen in den mittelpunkt stellen<br />

6 Norbert Bertignoll: Alten menschen mehr stellenwert geben<br />

8 Luca Critelli: pflegesicherung ist mehr als nur pflegegeld<br />

10 Thema<br />

10 Gemeindeimmobiliensteuer: sechs lange Jahre sind verstrichen<br />

12 radarkontrollen: Verkehrssicherheit ja – „Abzocke” nein<br />

14 Arbeitssicherheit: unversehrtheit und Gesundheit haben Vorrang<br />

18 Meinungen<br />

18 umfrage: Brauchen südtiroler Gemeinden eigene Bürgerwehren?<br />

19 pro & Contra: Führung von Altenheimen – eine rein öffentliche Aufgabe?<br />

20 Aus den Gemeinden<br />

20 eppan: Übergemeindliches Tourismuskonzept genehmigt<br />

22 Tisens: „Walking Bus“ für mehr sicherheit am schulweg<br />

24 Vintl: „Höfeweg“ soll das pfunderertal touristisch erschließen<br />

26 Terlan: spielplatzangebot in Broschüre zusammengefasst<br />

28 Latsch: mountainbikerennen der extraklasse<br />

30 Ladinien: Für Kinderfreundlichkeit ausgezeichnet<br />

31 Über die Grenze geschaut<br />

31 Tirol: Herausforderungen für den Altenwohnheimverband Telfs<br />

32 Service<br />

32 Verwaltungsschule: ernährung und Gesundheit groß geschrieben<br />

33 rechtsberatung: experten geben hilfreiche Antworten<br />

34 rat der Gemeinden: Verschiedene stellungnahmen<br />

35 Verwaltungsrat: Wichtige entscheidungen zusammengefasst<br />

36 Technologie: Voice-over-Ip-Telefonie in den Gemeindestuben<br />

37 Intern: Der südtiroler Gemeindenverband zu Gast in Lech am Arlberg und in Turin<br />

38 Das Allerletzte: Schnappschuss – Der „Gemeine“ – Glosse<br />

Impressum<br />

DIe GemeINDe – IL COmuNe<br />

eintragung beim Landesgericht Bozen Nr. 1/2008<br />

Herausgeber:<br />

Kanonikus-michael-Gamper-straße 10<br />

39100 Bozen, Tel. +39 0471 304655<br />

Fax: +39 0471 304625, info@gvcc.net<br />

presserechtliche Verantwortung:<br />

Dr. ulrich mayer<br />

Koordination:<br />

Dr. Klaus unterweger<br />

redaktion: Dr. ulrich mayer (redaktionsleitung),<br />

Dr. Klaus unterweger, Dr. Benedikt Galler,<br />

Arnold schuler, Christa Waldboth,<br />

Dr. Luigi spagnolli, Wilfried Battisti-matscher,<br />

Christoph Gufler<br />

Grafische Ausarbeitung,<br />

Layout & DTp-satz: Brixmedia GmbH,<br />

Heidi Oberhauser, Verena Campestrini<br />

Übersetzung: maria Antonella Telmon<br />

Titelfoto: Helmuth rier/südtirol marketing<br />

Druck und Gesamtherstellung:<br />

Auflage: 10.000 stück


EDITORIAL<br />

DEM PRÄSIDENTEN DAS WORT<br />

Mensch sein – bis ins<br />

hohe Alter!<br />

Statistisch werden wir alle älter als<br />

unsere Eltern und Großeltern. Und<br />

unsere Kinder können sich über eine<br />

noch höhere Lebenserwartung freuen.<br />

Diese Begeisterung dürfte aber aufgrund<br />

einer Tatsache etwas getrübt sein: Alle<br />

gehen davon aus, im Alter den Alltag<br />

rüstig und ohne fremde Hilfe zu meistern.<br />

Nicht für alle wird es aber so eine<br />

selbständige Lebensführung geben. Sehr<br />

viele werden auf Hilfe und Pflege angewiesen<br />

sein – nicht nur im Falle einer<br />

Krankheit; sie werden ganz alltägliche<br />

Dinge nicht mehr allein verrichten können:<br />

Kleidungswechsel, Körperpflege,<br />

Nahrungsaufnahme usw.<br />

Auf andere (fremde) Menschen angewiesen<br />

zu sein, die einem die Windeln<br />

wechseln oder den Katheter säubern... an<br />

solche Situationen denkt niemand gerne,<br />

wird doch die eigene Würde auf eine<br />

starke Probe gestellt. Pflegebedürftige<br />

fühlen sich in solchen Situationen sehr<br />

oft als Objekt, nicht mehr als Mensch.<br />

Und genau dieses Bild gelangt heute<br />

immer wieder in die Köpfe, wenn man<br />

von den pflegerischen Dienstleistungen<br />

spricht, als wären sie wie ein Besuch<br />

beim Frisör. Pflegebedürftigkeit ist<br />

anders, handelt es sich doch um eine<br />

Notsituation – in welcher jeder Bürger<br />

unabhängig von der Dicke seiner Brieftasche<br />

das Recht auf Hilfe hat.<br />

In diesem Sinne müssen Pflegefälle auch<br />

mehr als eine statistische Größe sein. Und<br />

sie müssen uns alle angehen, sie können<br />

uns schließlich auch irgendwann selbst<br />

betreffen. So werden wir uns frühzeitig<br />

die Frage stellen müssen, wie und wo wir<br />

bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit<br />

(die übrigens immer öfter mit Demenz<br />

einher geht) wohnen, leben und betreut<br />

werden sollen. Wir werden alte Menschen,<br />

die auf Hilfe angewiesen sind,<br />

aber auch in einem neuen Licht sehen<br />

müssen: Ihnen darf ihr Recht auf ehrliche<br />

Zuwendung nicht streitig gemacht<br />

werden. Sie haben einen Anspruch auf<br />

menschenwürdige Pflege, gleich wie für<br />

Pflegekräfte menschenwürdige Arbeitsbedingungen<br />

gesichert sein müssen.<br />

Auch wenn die Familien immer kleiner<br />

werden und innerhalb dieser die beruflichen<br />

Verpflichtungen zunehmen, in den<br />

familiären Netzen sind alte Menschen<br />

meist am besten aufgehoben. Dies wurde<br />

erkannt – entsprechend gibt es mittlerweile<br />

professionelle Unterstützung durch<br />

„Nimmt man einem Menschen seine Würde,<br />

dann hört er auf zu leben.“<br />

Arnold Schuler<br />

ambulante Dienste; die Betreuenden<br />

erbringen schließlich sehr oft Leistungen<br />

bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.<br />

Kann dem Partner, der Mutter oder dem<br />

Vater das Leben zuhause aber nicht mehr<br />

ermöglicht werden, dann muss – oft recht<br />

kurzfristig – ein Umzug in ein Alten-<br />

und Pflegeheim erfolgen. Um deren<br />

Situation und Probleme hat sich in den<br />

vergangenen Jahren doch eine recht breite<br />

öffentliche Diskussion entwickelt.<br />

Ein weiteres Thema, das wir mit Freude in<br />

dieser Ausgabe behandeln, ist der endlich<br />

abgeschlossene Rechtstreit in Bezug<br />

auf die landwirtschaftlichen Genossenschaften<br />

und deren Pflicht, zumindest<br />

bisher die Gemeindeimmobiliensteuer<br />

zu entrichten. Am 19. August hat das<br />

Kassationsgericht definitiv seine Urteile<br />

gesprochen. Wir haben versucht die<br />

Entwicklung bis hin zu diesem auch für<br />

die Gemeinden wichtigen Punkt noch<br />

einmal nachzuzeichnen.<br />

Zur Zeit beschäftigt die Gemeinden<br />

aber noch ein heißes Eisen, nämlich<br />

die Rechtsunsicherheit im Bereich der<br />

öffentlichen Arbeiten. Die Landesregierung<br />

hat sich zwar auf unseren Druck<br />

hin noch einmal mit der Senkung der<br />

Schwellenwerte für öffentliche Arbeiten<br />

beschäftigt, allerdings nicht in einem für<br />

uns zufriedenstellenden Ausmaß.<br />

Wir waren deshalb dagegen, in Zeiten der<br />

Wirtschaftskrise Verschärfungen für die<br />

Verwaltungen und die Wirtschaft vorzunehmen,<br />

weil zum gegenwärtigen Zeitpunkt<br />

keine unmittelbare Notwendigkeit<br />

zu einem so weitreichendem Handeln<br />

besteht. Insofern sind wir nicht unglücklich<br />

darüber, dass der Rechnungshof das<br />

Dekret des Landeshauptmannes, welches<br />

die Nichtanwendung des Landesbautengesetzes<br />

vorsah, vorerst abgelehnt hat.<br />

Arnold Schuler<br />

Arnold Schuler<br />

Präsident des<br />

Südtiroler Gemeindenverbandes<br />

3


4<br />

Ulrich Mayer<br />

Auch in Südtirol werden die Menschen<br />

nicht nur älter, auch die Anzahl<br />

jener mit dauerhafter Pflegebedürftigkeit<br />

oder chronischer Krankheit nimmt<br />

zu. Über 8000 werden zu Hause betreut;<br />

das Landesgesetz zur „Pflegesicherung“<br />

aus dem Jahr 2007 sichert hierfür u.a.<br />

die notwendigen finanziellen Mittel.<br />

Schaffen die Familien dies nicht allein, so<br />

werden im ganzen Land entsprechende<br />

ambulante und stationäre Pflegedienste<br />

(Hauspflege und Tagesstätten) angeboten<br />

– und auch 72 Alten- und Pflegeheime.<br />

Etwa 3800 Plätze stehen dort bereit – in<br />

zehn Jahren sollen es 1000 Betten mehr<br />

sein. Geboten werden neben Unterkunft<br />

und Verpflegung auch soziale, krankenpflegerische,<br />

rehabilitative und ärztliche<br />

Begleitung, Betreuung und Pflege – auch<br />

im Falle der so genannten Kurzzeitunterbringung<br />

(normalerweise bis zu<br />

vier Wochen pro Jahr).<br />

Mit den „Maßnahmen zur Sicherung<br />

der Pflege“ unterstützt die öffentliche<br />

Hand im Sinne des sozialen Ausgleiches<br />

jene Familien, auf denen die Kosten<br />

pflegebedürftiger Menschen lasten. Es<br />

besteht ein Anrecht auf ein Pflegegeld.<br />

So sollen Betreuung und Pflege für ein<br />

Leben in Würde gesichert werden. Die<br />

so genannte Pflegeeinstufung gewährleistet,<br />

dass die tatsächlich pflege- und<br />

betreuungswürdigen Menschen in den<br />

Genuss der entsprechenden Leistungen<br />

kommen. In zumutbarem Ausmaß<br />

Foto: Verband der Altersheime Südtirols IM FOkUS<br />

ALTEN- UND PFLEGEHEIME IN SÜDTIROL<br />

Menschen in den<br />

Mittelpunkt stellen<br />

Rund 3800 Betten in 72 Alten- und Pflegeheimen, etwa 800 Seniorenwohnungen,<br />

13 Tagespflegeheime und etwa 200 Seniorenclubs: Für<br />

ganz unterschiedliche Bedürfnisse von alten, hilfsbedürftigen Menschen<br />

bietet Südtirol ganz unterschiedliche Einrichtungen.<br />

Der zunehmende Einsatz teilweise hochtechnisierter Hilfsmittel<br />

und die Umsetzung moderner Pflegekonzepte erfordern eine<br />

immer höhere Qualifizierung. Dies hat einen steigenden Bedarf<br />

an ausgebildeten Fachkräften zur Folge.<br />

müssen hierfür aber auch eigene finanzielle<br />

Mittel verwendet werden. Schätzungsweise<br />

gibt es heute in Südtirol<br />

knapp 12.000 Pflegebedürftige (darunter<br />

auch Menschen mit Behinderung), gut<br />

zwei Drittel werden daheim versorgt.<br />

Bau von neuen Heimen ist<br />

nicht die einzige Lösung<br />

Immerhin noch ein Drittel dieser Menschen<br />

wird in stationären Einrichtungen<br />

gepflegt. Um in Zeiten zunehmender Ressourcenverknappung<br />

weiterhin qualitativ<br />

hochstehende Dienste zu garantieren,<br />

wurden heuer mit Beschluss der Landesregierung<br />

eigene „Kriterien für die<br />

Akkreditierung der stationären Einrichtungen<br />

für Senioren“ verabschiedet. Das<br />

Dokument ist von der Landesabteilung<br />

Familie und Sozialwesen ausgearbeitet<br />

worden – in enger Absprache mit dem<br />

Sanitätsbetrieb, dem Gemeindenverband<br />

und dem Verband der Altersheime,<br />

welcher seit 1987 die Interessen der<br />

Alten- und Pflegeheime im Land vertritt.<br />

Zum einen soll die Qualität in<br />

Betreuung und Pflege gewährleistet,<br />

zum anderen auch die Wirtschaftlichkeit<br />

der Betriebe gesichert werden.


Die „Akkreditierung“ ist Voraussetzung<br />

für die Eröffnung und Führung<br />

und nicht zuletzt für die öffentliche<br />

Bezuschussung. Die entsprechenden<br />

Kriterien und Richtlinien sehen u.a.<br />

vor: Neue Alten- und Pflegeheime<br />

müssen mindestens 40 und dürfen<br />

höchsten 120 Betten haben. Auch das<br />

zahlenmäßige Verhältnis zwischen Betreuten<br />

und Mitarbeitern ist genau<br />

festgeschrieben. Qualitätsstandards<br />

sind klar definiert – und ebenso gibt<br />

es nunmehr eine Pflicht, eine eigene<br />

Betriebscharta zu erstellen. Ein<br />

wichtiger Aspekt ist auch die Zusammenarbeit,<br />

vor allem zwischen den<br />

kleineren Einrichtungen, die gefördert<br />

und in Form neuer Verbundsysteme<br />

umgesetzt werden soll. Die Kosten<br />

und die Leistungen sollen noch transparenter<br />

gemacht werden. Kurzum:<br />

Ein „unternehmerischer Geist“ soll<br />

durch die Heime wehen – zum Zwecke<br />

der Qualitätssicherung, und nicht der<br />

Gewinnausschüttung.<br />

Pflegerische Versorgung im<br />

Alter muss gesichert sein<br />

Seit Jahresbeginn greift die genannte<br />

Pflegesicherung auch in den Alten- und<br />

Pflegeheimen. Die Auszahlung des Pflege-<br />

geldes des Landes wirkt sich auf das<br />

bisherige System der Tagessätze aus:<br />

Gemäß Pflegeeinstufung stehen dem<br />

Heimbewohner nun im Monat 510 Euro,<br />

900 Euro, 1350 Euro oder 1800 Euro zur<br />

Verfügung. Hinzu kommt ein je nach<br />

Heim unterschiedlicher Zusatzbetrag<br />

(als Ausgleich zum bisherigen Begleitgeld),<br />

welcher ebenfalls persönlich und<br />

monatlich ausbezahlt wird und der Zahlung<br />

des Tagessatzes dient. Vorgesehen<br />

ist aber auch eine Eigenbeteiligung, die<br />

von Einkommen und Vermögen des<br />

Heimbewohners abhängig ist (heuer:<br />

max. 48 Euro pro Tag). Dieser Restbetrag<br />

muss vom Bewohner selbst bzw. von den<br />

beteiligungspflichtigen Angehörigen<br />

und den Wohnsitzgemeinden getragen<br />

werden.<br />

Das vielfältige Angebot für die vielfältigen<br />

Bedürfnisse wird auch durch 800<br />

Seniorenwohnungen ergänzt. Es handelt<br />

sich hierbei um Kleinwohnungen,<br />

welche von Gemeinden, von Stiftungen<br />

oder vom Wohnbauinstitut errichtet<br />

worden sind; sie berücksichtigen architektonische<br />

Kriterien, die auf ältere,<br />

selbständige Menschen und ihre Probleme<br />

ausgerichtet sind. Zu bezahlen<br />

sind der soziale Mietzins sowie die<br />

Kondominiumsspesen. In den Wohnungen<br />

können selbstverständlich jene<br />

Dienste beansprucht werden, die auch<br />

anderen Senioren zustehen – etwa die<br />

Hauspflege und die Hauskrankenpflege<br />

oder auch das „Essen auf Rädern“. Gleich<br />

wie bei den Alten- und Pflegeheimen<br />

soll es auch bei den Seniorenwohnungen<br />

in den nächsten Jahren in Südtirol zu<br />

erheblichen Aufstockungen kommen.<br />

Alte Menschen brauchen viel<br />

individuelle Zuwendung<br />

Wichtige Einrichtungen sind auch die<br />

13 Tagespflegeheime und die beinahe<br />

flächendeckend bereitstehenden Seniorenclubs.<br />

Die Tagesstätten verstehen<br />

sich als Ergänzung zur Pflege durch<br />

die Angehörigen oder die Mitarbeiter<br />

des Sozialsprengels in den eigenen vier<br />

Wänden. Ältere Menschen werden dort<br />

während des ganzen Tages – meist an<br />

allen Wochentagen – nicht nur pflegerisch<br />

betreut, sondern auch unterhalten<br />

und gefördert. Das Angebot richtet sich<br />

an Personen ab dem 60. Lebensjahr,<br />

die wegen physischer oder psychischer<br />

Gebrechen nicht mehr allein in ihrer<br />

Wohnung leben können bzw. deren<br />

umfangreiche Betreuung durch die stundenweise<br />

verrichteten Leistungen der<br />

Hauspflege (Sozialsprengel) nicht mehr<br />

abgedeckt werden können. Schwerst<br />

Pflegebedürftige werden nur in Ausnahmefällen<br />

aufgenommen.<br />

In beinahe allen Dörfern und Stadtvierteln<br />

gibt es auch ehrenamtlich<br />

geführte Seniorenclubs. Es sind dies<br />

Foto: Verband der Altersheime Südtirols<br />

Aufgrund der demographischen Entwicklung und<br />

des medizinischen Fortschritts nimmt der Anteil<br />

alter Menschen in allen Industrieländern stetig<br />

zu – als Folge wird immer mehr professionelle<br />

Betreuung und Pflege notwendig.<br />

Treffpunkte für ältere Menschen, Orte<br />

der Begegnung und der Unterhaltung.<br />

So werden gemeinsame Ausflüge oder<br />

andere Freizeitaktivitäten und Ferienaufenthalte<br />

organisiert, Gymnastikkurse<br />

oder Theatervorführungen angeboten.<br />

Für die Durchführung dieser Tätigkeiten<br />

gibt es entsprechende Beiträge<br />

vom Landesamt für Senioren und vom<br />

jeweiligen Sozialsprengel.<br />

zuM AuToR<br />

ULRICH MAYER<br />

ist presserechtlich verantwortlicher<br />

schriftleiter der Zeitschriften „Die<br />

Gemeinde“ und „meraner Nachrichten“;<br />

er ist Journalist, politologe und<br />

public manager; derzeit arbeitet er als<br />

Kabinettsleiter im meraner rathaus.<br />

5


6<br />

Foto: Verband der Altersheime Südtirols<br />

Norbert Bertignoll, der Präsident des Verbandes der Südtiroler Altenheime, berichtet<br />

über eine „180-Grad-Wende“ im Bereich der Betreuung und Pflege von alten Menschen.<br />

Er plädiert für eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema.<br />

Interview: Ulrich Mayer<br />

ALTEN- UND PFLEGEHEIME IN SÜDTIROL<br />

„Alten Menschen mehr<br />

Stellenwert geben“<br />

Auch in Südtirol hat sich für<br />

die Alten- und Pflegeheime<br />

in den vergangenen Jahren<br />

sehr viel verändert. Welches<br />

sind die wesentlichen Neuerungen?<br />

Vor nicht allzu langer Zeit war es so, dass<br />

ältere Menschen da eigentlich gar nicht<br />

hin wollten. Heute ist dieser Schritt in<br />

den meisten Fällen kein Problem mehr;<br />

Ein Manko in der Ausbildung zum Altenpfleger ist<br />

in Südtirol noch immer die mangelnde Spezialisierung.<br />

Diese werden mit anderen Berufsbildern<br />

in den Topf Sozialbetreuer geworfen. Auch deren<br />

Bezahlung erfolgt nach Ausbildung und nicht nach<br />

effektiver Dienstleistung.<br />

IM FOkUS<br />

viele sehen in ihm einfach einen Wohnungswechsel.<br />

In unserem Verband sind<br />

72 Heime zusammengeschlossen, die<br />

von 60 ganz unterschiedlichen Institutionen<br />

getragen werden: von öffentlichen<br />

Betrieben für Pflege- und Betreuungsdienste<br />

(ÖBPB), von Gemeinden, von<br />

Bezirksgemeinschaften, von Konsortien<br />

und eben auch von Privaten. Ein ganz<br />

besonderer Fall ist in diesem breiten<br />

Spektrum der Sozialbetrieb von Bozen,<br />

welcher alle Heime in der Landeshauptstadt<br />

führt. Man kann heute<br />

ohne weiteres sagen, dass die Menschen<br />

empfinden, in einer Art Garni untergebracht<br />

zu sein. Das hat nichts mehr<br />

mit den von Privaten gestifteten und<br />

von der Kirche geführten Armen- und<br />

Altenhäusern von früher zu tun, die<br />

eher einem Versorgungshaus geglichen<br />

haben. Im Vordergrund stehen heute in<br />

erster Linie Betreuung und Pflege sowie<br />

medizinischer Beistand.<br />

Mit Gebrechen und Probleme<br />

altern, daran denkt man als<br />

Jugendlicher eigentlich nicht.<br />

Gelingt es, die Menschen zu<br />

ermutigen, sich damit zu beschäftigen?<br />

Das ist eines unserer Ziele: Die Menschen<br />

sollen sich frühzeitig mit diesem<br />

Lebensabschnitt auseinandersetzen<br />

und diesen planen. Meist geschieht<br />

dies immer noch viel zu spät, etwa<br />

erst dann, wenn schon eine Demenz<br />

da ist. Ich wünsche mir, dass die Leute<br />

rechtzeitig darüber nachdenken, in<br />

welcher Form sie im Alter etwaige<br />

Dienstleistungen in stationären Einrichtungen<br />

beanspruchen wollen. Und<br />

auch darüber, wie sie diese finanzieren<br />

wollen. Ich plädiere aber gleichzeitig<br />

auch für eine andere Wahrnehmung<br />

des alten Menschen; sein Stellenwert<br />

muss anerkannt werden, denn er hat<br />

mir während seines Arbeitslebens dazu<br />

verholfen, das zu werden, was ich bin.<br />

Viel zu oft werden Ältere nur als Belastung<br />

wahrgenommen. Hier ist auch<br />

die Politik gefordert: Sie sollte sich<br />

sehr gut überlegen, ob in diesem Bereich<br />

massive Sparmaßnahmen getätigt<br />

werden – im Widerspruch zu dem,<br />

was in Wahlkämpfen immer wieder<br />

versprochen wird. Auch 100.000 ältere<br />

Menschen haben eine Stimme.<br />

Immer öfter liest man in<br />

Zeitungen von rüstigen Hundertjährigen.<br />

Mit welchen<br />

organisatorischen Auswirkungen<br />

ist hinsichtlich der<br />

steigenden Lebenserwartung<br />

zu rechnen?<br />

Derzeit liegen wir in Südtirol bei einer<br />

durchschnittlichen Lebenserwartung<br />

von 85 Jahren – vor einem Jahrzehnt<br />

waren es noch zehn Jahre weniger.<br />

Bald wird auch hundert Jahre ein Thema<br />

sein... Die „Alten“ überflügeln die<br />

Jungen, werden immer mehr zu einem<br />

Thema für die Jugend – die Wirtschaft<br />

hat dies schon erkannt. Wir als Verband<br />

versuchen, den sich ständig ändernden<br />

gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht<br />

zu werden. Wir haben aber immer<br />

noch zu wenig Fachpersonal, müssen


auf jenes aus osteuropäischen Staaten<br />

zurückgreifen, welches zwar nicht so<br />

gut ausgebildet ist, aber deswegen nicht<br />

unbedingt einen schlechteren Zugang<br />

zu älteren Menschen hat – problematisch<br />

ist halt die andere Sprache und<br />

die andere Kultur. Unsere Leute sind<br />

leider nicht immer bereit, Turnusdienste<br />

zu übernehmen oder an Wochenenden<br />

zu arbeiten. Wir müssen uns endlich<br />

klar werden, ob wir die Hilfe aus dem<br />

Osten annehmen wollen oder nicht.<br />

In unserem Bereich herrscht derzeit<br />

bei 4000 Beschäftigten – und einem<br />

sehr hohen Frauenanteil – eine hohe<br />

Fluktuation; alle fünf bis sechs Jahre<br />

wird die Arbeitsstelle gewechselt.<br />

Nach langer Vorarbeit ist die<br />

so genannte Pflegesicherung<br />

mittlerweile in der Umsetzungsphase.<br />

Können Sie eine<br />

erste Bewertung vornehmen?<br />

Ich will die Pflegesicherung sicher nicht<br />

in Frage stellen, aber es können sich daraus<br />

auch problematische Fälle ergeben.<br />

Grundsätzlich möchten alte Menschen<br />

so lange wie möglich in ihrer vertrauten<br />

Umgebung bleiben, also nicht in ein<br />

neues Zuhause umziehen. Dies ist aber<br />

nicht immer sinnvoll – und entspricht<br />

nicht immer dem Grundsatz, das Wohl<br />

des Menschen vorrangig zu behandeln.<br />

Es ist auch der Wunsch vieler Angehöriger,<br />

zuhause zu pflegen. Dabei liefert<br />

die Pflegesicherung ein gutes Argument:<br />

bis zu 1800 Euro netto auf die Hand! Da<br />

kann es dann dazu kommen, dass nur<br />

mehr das Geld wichtig ist – und nicht<br />

die Dienstleistung. Der Bedürftige erhält<br />

oft nicht mehr die Betreuung und Pflege,<br />

die er braucht und die ihm zusteht. Der<br />

Dienst wird von der öffentlichen Hand<br />

bezahlt, aber vom Privaten nicht ausreichend<br />

verrichtet. Bei akkreditierten<br />

Heimen werden Standards festgelegt,<br />

welche, bei ständiger Kontrolle eine<br />

hohe Qualität der Dienstleistung garantieren.<br />

Privatpersonen fehlt meist<br />

sogar die grundlegende Ausbildung<br />

hierfür.<br />

Foto: Verband der Altersheime Südtirols<br />

Der Verband der Altersheime Südtirols ist ein gemeinnütziger Verein, der<br />

seit 1987 besteht. Im Bild der Vorstand (von links): Günter Staffler, Bruno<br />

Marcato, Oswald Mair (Direktor), Josef Lanz, Hermann Pirpamer (Vizepräsident),<br />

Georg Psenner und ganz vorne Norbert Bertignoll (Präsident).<br />

Wie ist es um die Alten- und<br />

Pflegeheime in Südtirol bestellt?<br />

Und in welcher Situa-<br />

tion befinden sich die von<br />

Gemeinden geführten Einrichtungen?<br />

Bezüglich der Strukturen und auch<br />

der Dienstleistungen hat Südtirol sicher<br />

ein sehr hohes Niveau, kann etwa<br />

mit Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz mithalten. Gemeinden und<br />

Land haben in den vergangenen Jahren<br />

sehr viel investiert. Künftig werden dort<br />

Investitionen getätigt werden, wo dies<br />

der Mensch selbst will, denn er hat nun<br />

das Geld... Auch beim bürokratischen<br />

Aufwand können wir mit anderen Ländern<br />

mithalten; dieser verschlingt einen<br />

beträchtlichen Teil unserer Ressourcen.<br />

Bei den von Gemeinden geführten<br />

Heimen kann ich nur immer wieder<br />

auf eine ganz besondere Situation<br />

aufmerksam machen: Bürgermeister<br />

sind Präsidenten, Referenten bilden<br />

die Verwaltungsräte, Generalsekretäre<br />

übernehmen Leitungsaufgaben – und<br />

vielleicht gibt es dann noch einen Pflegedienstkoordinator.<br />

Das ist nicht ideal;<br />

die Gemeinden sollen die Führung<br />

der Heime – unter Beibehaltung der<br />

Hoheit der öffentlichen Institution<br />

– weitergeben. Dies ist etwa über ein<br />

Konsortium mit einem Verwaltungsrat<br />

möglich; bei der Vollversammlung wird<br />

dann dem Bürgermeister Rechenschaft<br />

abgelegt.<br />

7


8<br />

Ulrich Mayer<br />

ALTEN- UND PFLEGEHEIME IN SÜDTIROL<br />

„Pflegesicherung ist mehr<br />

als nur Pflegegeld“<br />

Direktor Luca Critelli vom Landesamt für Senioren und Sozialsprengel<br />

spricht über die vom neuen Pflegegesetz vorgesehene umfassende<br />

Reorganisation samt Ausbau der Pflege- und Betreuungsangebote.<br />

Wie viele alte Menschen sind<br />

in Südtirol heute pflegebedürftig?<br />

Wie hat sich diese<br />

Zahl in den vergangenen<br />

Jahren entwickelt? Welche<br />

Prognosen gibt es diesbezüglich<br />

für die Zukunft?<br />

Pflegebedürftigkeit ist immer auch eine<br />

Frage der Definition. Wir verwenden<br />

heute nicht die gleiche amtliche Definition<br />

wie in der Vergangenheit, also<br />

ist ein Vergleich schwierig. Aufgrund<br />

der ausbezahlten Leistungen der Pflegesicherung<br />

gibt es zur Zeit ca. 12.000<br />

pflegebedürftige Personen in Südtirol,<br />

was 2,4 Prozent der Bevölkerung<br />

entspricht. Die Anzahl der pflegebedürftigen<br />

Menschen hat in den letzten<br />

Jahrzehnten ständig zugenommen und<br />

wird auch in Zukunft zunehmen. Dies<br />

hängt hauptsächlich mit der Alterung<br />

der Bevölkerung zusammen, da der<br />

Anteil der Pflegebedürftigen mit steigendem<br />

Alter zunimmt.<br />

Wie groß ist der Anteil jener,<br />

die ambulant – also im gewohnten<br />

häuslichen Umfeld –<br />

betreut werden können? Und<br />

wie groß jener, die stationär<br />

in Pflegeheimen untergebracht<br />

werden müssen?<br />

Ungefähr zwei Drittel der Pflegebedürftigen<br />

werden zu Hause betreut, ein<br />

Drittel in Heimen. In Südtirol verfügen<br />

wir zur Zeit über ca. 3.800 Heimplätze.<br />

Von den zu Hause Betreuten nehmen<br />

Foto: Shutterstock IM FOkUS<br />

„Heuer beträgt der Pflegefonds rund 185 Millionen<br />

Euro“, erklärt Amtsdirektor Luca Critelli (im kleinen<br />

Bild). „Die Finanzierung erfolgt ausschließlich durch<br />

die öffentliche Hand.“<br />

ca. ein Drittel professionelle Pflegedienste<br />

(Hauspflege, Tagesstätten,<br />

Tagespflegeheime, Essen auf Rädern)<br />

in Anspruch, ca. zwei Drittel werden<br />

ausschließlich durch Angehörige bzw.<br />

private Haushaltshilfen betreut. Eine<br />

ähnliche Verteilung zwischen den verschiedenen<br />

Betreuungsformen finden wir<br />

in sehr vielen europäischen Staaten.<br />

Weshalb ist ein eigenes Pflegegesetz<br />

für Südtirol notwendig<br />

geworden? Welches<br />

sind die Grundgedanken<br />

der Pflegesicherung, die als<br />

nachhaltiger sozialpolitischer<br />

Meilenstein bezeichnet wird?<br />

Das Pflegegesetz gibt der Sicherung<br />

der Pflege einen langfristigen Rahmen,<br />

besonders was die Finanzierung der<br />

Leistungen anbelangt: Man hat den pflegebedürftigen<br />

Bürgern ein subjektives<br />

Recht in Form eines monatlichen Pflegegeldes<br />

anerkannt, bei gleichzeitiger<br />

Verpflichtung ein quantitativ und qualitativ<br />

angemessenes Netz an ambulanten


und stationären Betreuungseinrichtungen<br />

zu gewährleisten. Durch dieses<br />

subjektive Recht auf ein Pflegegeld ist<br />

die Gewährleistung der Finanzierung<br />

der Ausgaben für die Pflege weniger als<br />

früher von der jährlichen Entwicklung<br />

des Landeshaushaltes abhängig. Mit<br />

der Verabschiedung des Pflegegesetzes<br />

fließen jährlich ca. 20 Millionen Euro<br />

mehr als bisher in den Bereich der<br />

Pflege; somit kann man wohl nicht<br />

behaupten, dass man dadurch irgendwelche<br />

Einsparungen oder Einschnitte<br />

im Sozialbereich vornehmen will.<br />

Welche konkreten Maßnahmen<br />

verstecken sich hinter<br />

der Pflegesicherung? Worin<br />

unterscheidet sich der Südtiroler<br />

Lösungsansatz zu den<br />

Modellen etwa in unseren<br />

Nachbarländern?<br />

Die sichtbarste Maßnahme im Rahmen<br />

der Pflegesicherung ist natürlich<br />

die Auszahlung des monatlichen<br />

Pflegegeldes. Im Hintergrund geht<br />

es aber auch um die Reorganisation<br />

und den Ausbau der Pflege- und<br />

Betreuungsangebote. Wenn man die<br />

Südtiroler Pflegesicherung mit den<br />

Modellen in Deutschland, Österreich<br />

oder Luxemburg vergleicht, liegen die<br />

Unterschiede hauptsächlich in der Form<br />

der Leistungen und der Finanzierung.<br />

In Südtirol sind die Leistungen im<br />

Wesentlichen Geldleistungen und die<br />

Finanzierung erfolgt zu 100 Prozent<br />

über den Landeshaushalt.<br />

An wen ist die neue Unterstützung<br />

in Form des monatlichen<br />

Pflegegeldes – welches<br />

Hauspflegegeld und/oder<br />

Begleitgeld ersetzt – in welchem<br />

Ausmaß gerichtet? Wie<br />

erfolgt die Finanzierung?<br />

Für das Anrecht auf Pflegegeld ist<br />

grundsätzlich nur das Vorhandensein<br />

einer anerkannten Pflegebedürftigkeit<br />

ausschlaggebend. Es sind vier Stufen<br />

von Pflegebedürftigkeit vorgesehen,<br />

welche eine monatliche Leistung von<br />

510, 900, 1350 und 1800 Euro vorsehen.<br />

Für die Betreuung im Heim gibt es einen<br />

Zusatzbetrag. Die einzigen zusätzlichen<br />

Voraussetzungen betreffen Wohnsitz<br />

und Ansässigkeit. Die wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse spielen in Bezug auf das<br />

Anrecht auf Pflegegeld keine Rolle,<br />

wohl aber bei der Inanspruchnahme<br />

der Dienste, da sich die Tarife nach<br />

Einkommen und Vermögen richten.<br />

Die Finanzierung erfolgt zu 100 Prozent<br />

durch den öffentlichen Haushalt,<br />

also mit Steuergeldern. Für das Jahr<br />

2009 umfasst der Pflegefonds ca. 185<br />

Millionen Euro.<br />

Wie wirkt sich die Pflegesicherung<br />

inhaltlich und organisatorisch<br />

auf die Betreuung<br />

im ambulanten, teilstationären<br />

und stationären Bereich<br />

aus? Wie viel Pflegegeld ist<br />

bisher ausbezahlt worden?<br />

Im ambulanten Bereich konnte seit<br />

Einführung der Pflegesicherung eine<br />

steigende Nachfrage an professionellen<br />

Diensten festgestellt werden. Was die<br />

Pflege in Heimen anbelangt, ist der Bedarf<br />

mehr oder weniger stabil geblieben.<br />

Hier ist aber die Nachfrage sehr stark<br />

durch das bestehende Angebot bedingt.<br />

Was die Zukunft anbelangt, bleibt der<br />

Grundsatz „ambulant vor stationär“<br />

aufrecht, d.h. man wird hauptsächlich im<br />

Ausbau der ambulanten Betreuung und<br />

neuer Betreuungsformen investieren.<br />

Monatlich werden zur Zeit ca. 15 Millionen<br />

Euro Pflegegeld ausbezahlt.<br />

Welche Zwischenbilanz kann<br />

bezüglich der Umsetzung<br />

des „Gesetzes zur Sicherung<br />

der Pflege“ gezogen<br />

werden? Wo haben sich in<br />

Foto: Shutterstock<br />

den vergangenen Monaten<br />

konkrete Schwierigkeiten<br />

ergeben?<br />

Für eine organisatorisch so komplexe<br />

Sozialreform kann die Umsetzung eigentlich<br />

sehr positiv bewertet werden.<br />

Es hat Schwierigkeiten und Probleme<br />

gegeben, was bei mehr als 15.000 Einstufungen<br />

und 12.000 monatlichen<br />

Auszahlungen auch nicht anders sein<br />

konnte, aber grundsätzlich konnte das<br />

Gesetz nach Plan umgesetzt werden. Es<br />

sind sicherlich noch kleinere Korrekturen<br />

notwendig, aber zwei Jahre nach<br />

Genehmigung des Pflegegesetzes ist<br />

die Bilanz insgesamt positiv.<br />

In Südtirol sind im Rahmen der Pflegesicherung<br />

vier Stufen von Pflegebedürftigkeit vorgesehen,<br />

welche ein monatliches Pflegegeld von 510, 900,<br />

1350 oder 1800 Euro vorsehen.<br />

9


10<br />

Foto: Shutterstock<br />

Marco Zancanella<br />

Das Kassationsgericht hat nun ein<br />

endgültiges Urteil zugunsten der<br />

Gemeinden gefällt, indem es bestätigt<br />

hat, dass die landwirtschaftlichen Genossenschaften<br />

kein Anrecht auf die<br />

Rückerstattung der Liegenschaftssteuer<br />

haben. Dadurch wurde einer Geschichte<br />

ein Ende gesetzt, die im Dezember des<br />

Jahres 2003 ihren Anfang genommen<br />

hatte, als 70 landwirtschaftliche Genossenschaften<br />

aus 34 Gemeinden Südtirols<br />

nach dem Motto: „Entschuldigt, wir haben<br />

irrtümlicherweise bezahlt, nun gebt uns<br />

unser Geld einschließlich Zinsen zurück!“,<br />

die Rückzahlung aller ab dem Jahr 2000<br />

getätigten ICI-Einzahlungen forderten.<br />

Was damals wahrscheinlich unterschätzt<br />

wurde, war das Ausmaß der Forderungen –<br />

rund 5,2 Millionen Euro ohne Zinsen –<br />

und das finanzielle Tohuwabohu, das<br />

THEMA<br />

<strong>GEMEINDE</strong>IMMOBILIENSTEUER – LANDWIRTSCHAFTLICHE GENOSSENSCHAFTEN<br />

Sechs lange Jahre<br />

sind verstrichen...<br />

Sechs Jahre mit zahlreichen Überraschungen und Stellungnahmen sind vergangen, bis<br />

endlich ein Schlussstrich unter die Diskussion, die die Öffentlichkeit gefesselt hat, und<br />

den Streitfall zwischen den landwirtschaftlichen Genossenschaften und den Gemeinden<br />

über die Einzahlung der Gemeindeimmobiliensteuer (ICI) gezogen werden konnte.<br />

durch die Rückzahlungen entstanden<br />

wäre. Für einige Gemeinden im Vinschgau<br />

und Überetsch wäre die Rückzahlungsverpflichtung<br />

ein herber Schlag<br />

gewesen, da in diesen Gemeinden die<br />

meisten Immobilien als Erstwohnungen<br />

oder landwirtschaftliche Wohngebäude<br />

eingestuft sind und der Löwenanteil<br />

der ICI-Einnahmen von den Genossenschaften<br />

stammt. Von jenen Genossenschaften,<br />

die Eigentümerinnen von<br />

Gebäuden sind, in denen nicht ausschließlich<br />

die auf eigenem Grund und<br />

Boden angebauten und geernteten<br />

Produkte bearbeitet, konserviert<br />

und verarbeitet<br />

werden, sondern auch<br />

die von Dritten (den<br />

Genossenschaftsmitgliedern)<br />

abgelieferten<br />

Produkte. Diese Gebäude<br />

sind aufgrund<br />

ihrer Größe, Ausstattung und Lage nur<br />

schwer als landwirtschaftliche Gebäude<br />

einzustufen und z.B. mit einem Stall oder<br />

einer Traktorgarage zu vergleichen.<br />

Damoklesschwert für die<br />

Gemeinden<br />

Im Falle einer Rückerstattung hätten die<br />

Gemeinden sich entscheiden müssen,<br />

entweder die Gemeindeliegenschaftssteuer<br />

für alle anderen Steuerpflichtigen<br />

zu erhöhen – ganz entgegen dem<br />

Grundsatz der Steuergerechtigkeit<br />

– oder die Ausgaben<br />

für wichtigeDienstleistungen<br />

und Inves-<br />

t i t i o n e n<br />

zugunsten<br />

Am 21. August 2009 sind die 19 Urteile zur ICI-Einzahlung der landwirtschaftlichen Genossenschaften<br />

gefällt worden - es besteht keine Rückzahlungspflicht für die Gemeinden.


aller Bürger und Wirtschaftsbereiche<br />

– Landwirtschaft eingenommen - auf<br />

unbestimmte Zeit zu kürzen oder auf<br />

Eis zu legen. Da sich die Situation von<br />

Jahr zu Jahr zuspitzte, wurde das Damoklesschwert,<br />

das über den Gemeinden<br />

schwebte, für die Genossenschaften langsam<br />

immer mehr zu einem Bumerang.<br />

Zu den Forderungen des Jahres 2003<br />

gesellten sich noch jene der Jahre 2004,<br />

2005, 2006 und 2007 dazu, wodurch<br />

sich die anfänglichen 5,2 Millionen<br />

verdoppelten. Auch die Zinsen waren<br />

beachtlich: 28 % auf die im Jahr 2000<br />

einbezahlten Beträge, 25% auf die Beträge<br />

des Jahres 2001 und so weiter.<br />

Um das Problem zu beheben, hat der<br />

Südtiroler Gemeindenverband wiederholt<br />

eine politische Lösung angestrebt<br />

und auch die gesamtstaatlichen landwirtschaftlichen<br />

Interessensvertretungen<br />

haben sich mit allen Mitteln für eine<br />

gesetzliche Lösung ausgesprochen und<br />

eingesetzt. Da der Streitfall sich aus der<br />

fehlenden Sicherheit der Staatsgesetze<br />

ergeben hatte, schien es angebracht,<br />

durch eine klare Umformulierung dieser<br />

Gesetze Sicherheit zu schaffen. Es oblag<br />

folglich dem Parlament, einerseits das<br />

Problem der Rückzahlungen aus dem<br />

Weg zu räumen und andrerseits Klarheit<br />

über die zukünftigen Verpflichtungen<br />

zur Einzahlung der Steuer zu schaffen.<br />

In dieser Zeit trafen auch die Rückzahlungsforderungen<br />

der Südtiroler Genossenschaften<br />

in Rom ein, die Akten waren<br />

von der Bozner Steuerkommission erster<br />

und zweiter Instanz, die in allen Fällen<br />

zugunsten der Gemeinden geurteilt hatte,<br />

an den Sitz des Kassationsgerichtes<br />

in Rom weitergeleitet worden.<br />

Bumerang für die<br />

landwirtschaftlichen<br />

Genossenschaften<br />

Doch während das Kassationsgericht<br />

immer mehr dazu neigte, den Gemeinden<br />

Recht zu geben, versuchte der Gesetzgeber<br />

mit einem Flickwerk von Maß-<br />

Foto: Shutterstock<br />

Mit den Urteilen der Vereinigten Kammern des Kassationsgerichtes<br />

haben die Südtiroler Gemeinden einen großen Erfolg erzielt.<br />

nahmen, einen salomonischen Kompromiss<br />

herzustellen: die Genossenschaften<br />

sollten in Zukunft von der Gemeindeimmobilensteuer<br />

befreit werden, aber für<br />

die vergangenen Jahre kein Anrecht auf<br />

eine Rückerstattung haben. Zu diesem<br />

Ansatz, der zwar einen lobenswerten<br />

Grundgedanken aber wenig Konsequenz<br />

aufwies, hat sich schließlich auch das<br />

Verfassungsgericht geäußert und die<br />

Bestimmung, mit der die Rückerstattung<br />

verboten wurde, für verfassungswidrig<br />

erklärt. Dieser neuerliche Eklat erfolgte<br />

im Juni des Jahres 2009, gerade als das<br />

Kassationsgericht die Rekurse der Südtiroler<br />

Genossenschaften behandelte, was<br />

der Einstellung dieser Instanz besondere<br />

Bedeutung verlieh.<br />

Am 21. August 2009 sind schließlich<br />

die viel erwarteten 19 Urteile zu den<br />

landwirtschaftlichen Genossenschaften<br />

Südtirols (darunter die VOG, FRU-<br />

BONA, EOFRUT oder die Kellerei<br />

Kaltern) ergangen. Diese Urteile sind<br />

zugunsten der Gemeinden ausgefallen,<br />

sie haben klargestellt, dass keine Rückerstattung<br />

erfolgen muss, da die Gebäude<br />

der Genossenschaften im Kataster als<br />

Betriebsgebäude für die Ausübung von<br />

Produktionstätigkeiten (Katasterkategorie<br />

D8) und nicht als Betriebsgebäude<br />

für landwirtschaftliche Tätigkeiten<br />

(Katasterkategorie D10) eingetragen<br />

sind. Die landwirtschaftlichen Genossenschaften<br />

müssen demzufolge, wenn<br />

sie ein Recht auf Freistellung geltend<br />

machen wollen, die Katasterkategorie<br />

ändern. Erst nachdem die Umschreibung<br />

erfolgt ist, sind die Genossenschaften<br />

von der Bezahlung der Gemeindeliegenschaftssteuer<br />

befreit.<br />

Mit diesen Urteilen der vereinten Kammern<br />

des Kassationsgerichts wurde<br />

endlich ein positives Ergebnis erzielt,<br />

mit dem Arnold Schuler, Präsident des<br />

Südtiroler Gemeindenverbandes, der<br />

selbst Landwirt ist, durchaus zufrieden<br />

sein kann.<br />

zuM AuToR<br />

MARCO ZANCANELLA<br />

ist experte zum Thema Gemeindeimmobiliensteuer<br />

und rechtsberater<br />

beim südtiroler Gemeindenverband.<br />

11


12<br />

Fabrizio Piras<br />

RADARkONTROLLEN<br />

Verkehrssicherheit ja –<br />

„Abzocke” nein<br />

In letzter zeit wird viel über die Radarkontrollen diskutiert, auch in zusammenhang<br />

mit Skandalen, nachgewiesenem oder angenommenem Betrug, Beschlagnahme von<br />

Geräten, Rekursen usw. Das Thema ist zweifellos von großem Interesse, genauso wie<br />

alle anderen Themen, die mit unserm Geldbeutel zusammenhängen.<br />

Betrugsfälle einmal ausgenommen,<br />

diese müssen selbstverständlich<br />

laut Gesetz verfolgt werden, ist meiner<br />

Ansicht nach in der Diskussion der<br />

eigentliche Grund für die Geschwindigkeitskontrollen<br />

auf unseren Straßen,<br />

nämlich die Erhöhung der Verkehrssicherheit,<br />

zu sehr in den Hintergrund<br />

gerückt. Laut Absatz 1 des Artikels 1 der<br />

Straßenverkehrsordnung ist „Die Sicherheit<br />

der Verkehrsteilnehmer (ist) eines der<br />

vorrangigen sozialen und wirtschaftlichen<br />

Ziele des Staates“; die folgenden Absätze<br />

betonen: „die Normen und Durchführungsbestimmungen<br />

fußen auf dem<br />

Grundsatz der Verkehrssicherheit …“<br />

und dies sollte meiner bescheidenen<br />

Meinung nach auch der Leitgrundsatz<br />

der Polizeiarbeit auf Gemeinde- und<br />

Staatsebene sein.<br />

Aber ist die Erhöhung der Verkehrssicherheit<br />

mit dem Einsatz von elektronischen<br />

Messgeräten vereinbar?<br />

Oder handelt es sich dabei nur um<br />

reine Abzocke und Schikane gegenüber<br />

den Autofahrern, wie vielfach beklagt?<br />

Die Antwort auf diese Fragen lautet:<br />

der Einsatz ist gerechtfertigt, wenn er<br />

vernünftig (und natürlich rechtmäßig)<br />

und mit geeigneten Mitteln erfolgt.<br />

Ich möchte einen Vergleich mit den Systemen<br />

zur Videoüberwachung ziehen,<br />

die heute häufig zum Schutz der öffentlichen<br />

Sicherheit angebracht werden.<br />

Eigentlich können diese Systeme keine<br />

Gesetzesverstöße verhindern, doch allein<br />

Foto: Gemeinde Meran/Stefano Bolognesi<br />

THEMA<br />

Elektronische Geschwindigkeitsmessungen zielen auf die Erhöhung der<br />

Verkehrssicherheit und die Verminderung der Schadens- und Todesfälle<br />

ab und nicht auf die Abzocke der Autofahrer.<br />

schon die Tatsache, dass sie installiert<br />

sind und entsprechende Tafeln darauf<br />

hinweisen, kann vor bestimmten Handlungen<br />

abschrecken und natürlich auch<br />

dazu beitragen, die Verantwortlichen<br />

ausfindig zu machen.<br />

Mittel zur Unfallprävention<br />

Elektronische Geschwindigkeitsmessungen<br />

sollten dieselbe Vorbeugungs-<br />

und Abschreckungswirkung haben und<br />

verhindern, dass durch verantwortungsloses<br />

Verhalten die eigene Unversehrtheit<br />

und die Unversehrtheit anderer<br />

gefährdet werden. Deshalb sind alle<br />

Bestimmungen und Richtlinien willkommen,<br />

die diesem Ansatz folgen, so<br />

auch die Richtlinie des Innenministers<br />

vom 14. August 2009.<br />

Diese Richtlinie für koordinierte<br />

Maßnahmen zur Vorbeugung und


Bekämpfung der überhöhten Geschwindigkeit<br />

auf den Straßen hat den Zweck,<br />

die Polizei mit effizienten Mitteln zur<br />

Unfallprävention auszustatten. Sie<br />

dient auch der Umsetzung des Ziels<br />

der Europäischen Union, die Zahl der<br />

Verkehrsopfer bis zum Jahr 2010 zu<br />

halbieren.<br />

Ohne zu sehr auf die technischen Details<br />

einzugehen, sei erwähnt, dass für<br />

die Erreichung dieses ehrgeizigen Ziels<br />

unter anderem den Präfekten (Regierungskommissär)<br />

die Aufgabe übertragen<br />

wurde, die Unfallschwerpunkte im<br />

Straßennetz ausfindig zu machen und<br />

eine bessere Koordination zwischen<br />

den staatlichen Polizeikräften und der<br />

Gemeindepolizei anzustreben, um Überlappungen<br />

und Zweigleisigkeiten bei<br />

den Kontrollen zu vermeiden.<br />

Schadens- und Todesfälle als<br />

Indikatoren<br />

Der Inhalt dieser Richtlinie ist vor<br />

allem was den Datenschutz betrifft<br />

durchaus angemessen. Vorgesehen<br />

sind Einschränkungen für die Aufbewahrung<br />

der Bilder und für die<br />

Aufnahmemodalitäten (unzulässig<br />

sind z.B. frontale Einstellungen oder<br />

Aufnahmen, die eine Erkennung der<br />

Fahrzeugpassagiere ermöglichen) sowie<br />

für die Nebendienstleistungen nach<br />

Feststellung der Übertretung, die von<br />

den Verwaltungen an Private vergeben<br />

werden können. Ich bin aber der Ansicht,<br />

dass ein Punkt zu einer heftigen<br />

Diskussion vor allem zwischen den<br />

direkt Betroffenen führen könnte: ist es<br />

richtig, die Geschwindigkeitskontrollen<br />

zu Vorbeugungszwecken gut sichtbar<br />

aufzustellen oder können die schlechten<br />

Gewohnheiten und das kriminelle<br />

Verhalten einiger Verkehrsteilnehmer<br />

nur mit Radarfallen und verdeckten<br />

Kontrollen bekämpft werden, d.h.<br />

mit Zivilstreifen, die Geschwindigkeitsübertretungen<br />

im Straßenverkehr<br />

ahnden, wie es in anderen Ländern<br />

Europas üblich ist?<br />

Foto: Gemeinde Meran/Stefano Bolognesi<br />

Laut Artikel 1, Absatz 1 der italienischen Straßenverkehrsordnung ist<br />

die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer eines der vorrangigen sozialen<br />

und wirtschaftlichen Ziele des Staates.<br />

Die italienische Gesetzgebung sieht<br />

vor, dass die Geschwindigkeitskontrollen<br />

an gut sichtbaren und entsprechend<br />

angekündigten Punkten<br />

erfolgen, „unter Berücksichtigung des<br />

Informationsbedarfs der Verkehrsteilnehmer,<br />

damit die größtmögliche<br />

Transparenz der Vorbeugungstätigkeit<br />

sichergestellt wird, die mithilfe von<br />

Geschwindigkeitskontrollen erfolgt“.<br />

Man könnte dies als ein Signal gegen<br />

den angeblichen Missbrauch und Betrug<br />

einiger lokalen Verwaltungen im<br />

Land auslegen. Aber ist das wirklich der<br />

richtige Weg, die geeignete Methode,<br />

um die oben genannten Ziele zu erreichen?<br />

Gibt es Alternativen? Reicht<br />

dies oder bedarf es ganz allgemein<br />

einer umfassenderen Diskussion über<br />

die Einhaltung von Regeln?<br />

Jeder Ansatz hat Gegner und Befürworter.<br />

Ob wir den richtigen Weg<br />

eingeschlagen haben, wird sich daran<br />

zeigen, ob wir das gesteckte Ziel<br />

erreichen, nämlich mehr Sicherheit auf<br />

unseren Straßen und einen Rückgang<br />

der Schadens- und Todesfälle. Sollte es<br />

gelingen, die Zahl der Verkehrsopfer<br />

aufgrund überhöhter Geschwindigkeit<br />

zu verringern, dann haben wir ein großes<br />

Ergebnis erzielt.<br />

Alles andere wie die „Abzocke”, soll<br />

und kann nicht unser Ziel sein.<br />

zuM AuToR<br />

FABRIZIO PIRAS<br />

ist Kommandant der stadtpolizei von<br />

meran. er absolvierte das studium<br />

der Wirtschaftswissenschaften und ein<br />

Kurzstudium in statistik.<br />

13


14<br />

Foto: Shutterstock<br />

Das Thema der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz<br />

ist in den vergangenen Jahren immer mehr in den Mittelpunkt gerückt. zu recht,<br />

wenn man bedenkt, dass sich in Italien pro Jahr ungefähr 1.000.000 Arbeitsunfälle<br />

ereignen, bei denen rund 1.000 Menschen ihr Leben verlieren.<br />

Toni Schuster<br />

ARBEITSSICHERHEIT<br />

Unversehrtheit und<br />

Gesundheit haben Vorrang<br />

In Südtirol werden pro Jahr etwa<br />

17.000 Arbeitsunfälle gezählt, von<br />

denen 500 schwere Unfälle und zehn<br />

Todesfälle sind. Der Schutz der Arbeitnehmer<br />

ist bereits in der italienischen<br />

Verfassung verankert. In den 50-er<br />

Jahren wurden eine Reihe staatlicher<br />

THEMA<br />

Gesetze zum Schutz der Arbeitnehmer<br />

erlassen und für Arbeitgeber eine Reihe<br />

von Verpflichtungen und Verboten<br />

eingeführt. In der Folge hat sich das<br />

Verständnis von Arbeitssicherheit geändert<br />

und vom Recht auf körperliche<br />

Unversehrtheit hin zum Recht auf ein<br />

gesundes Arbeitsumfeld entwickelt.<br />

Dies ist auch die Ausrichtung der euro-<br />

Auch den Arbeitnehmern wird eine aktive Rolle zugesprochen – bei der Wahl<br />

des Sicherheitssprechers und bei der Bestellung der Verantwortlichen für<br />

Brandbekämpfung, Evakuierung und Erste Hilfe.<br />

päischen Richtlinien aus den 90-er Jahren,<br />

welche ihr besonderes Augenmerk<br />

auf die Arbeitsbedingungen und das<br />

Arbeitsumfeld legen und Vorbeugung,<br />

Programmierung und Beteiligung der<br />

am Arbeitsprozess beteiligten Personen<br />

in den Mittelpunkt stellen.<br />

Die europäischen Richtlinien wurden<br />

von Italien mit dem Gesetz Nr.<br />

626/1994 (Sicherheit am Arbeitsplatz)<br />

und dem Gesetz Nr. 242/1996 (Baustellensicherheit)<br />

übernommen und<br />

definieren ein neues System der betrieblichen<br />

Vorbeugung und Sicherheit,<br />

welches auf die aktive Mitbestimmung<br />

und Mitarbeit aller im Betrieb tätigen<br />

Personen aufbaut. Das System läuft auf<br />

zwei Schienen, einer operativen, auf<br />

welcher der Arbeitgeber, die Führungskräfte<br />

und die Vorgesetzten tätig sind<br />

und einer beratenden, um die sich der<br />

Arbeitsschutzdienst kümmert.<br />

Eine besondere Rolle nimmt der Betriebsarzt<br />

ein, der sowohl beratende<br />

als auch operative Funktionen wahrnimmt.<br />

Zum ersten Mal wird auch<br />

den Arbeitnehmern eine aktive Rolle<br />

zugesprochen, einerseits durch die<br />

Wahl des Sicherheitssprecher, der sie<br />

in Fragen des Arbeitsschutzes vertritt,<br />

zum anderen bei der Bestellung der<br />

Verantwortlichen für Brandbekämpfung,<br />

Evakuierung und Erste Hilfe.<br />

Mit dem Gesetz Nr. 81/2008 wurden<br />

die verschiedenen Gesetze und Bestimmungen<br />

auf dem Gebiet der Arbeitssicherheit<br />

zu einem Einheitstext<br />

zusammengefasst.


Die Verwaltungsschule hat im Frühjahr<br />

den Auftrag erhalten, das Thema „Arbeitssicherheit<br />

und Gesundheitsschutz“<br />

mehr in das Blickfeld der Gemeinden<br />

zu bringen. Es wurde in Zusammenarbeit<br />

mit Sicherheitsexperten<br />

ein Leitfaden ausgearbeitet. Dieser<br />

Leitfaden stellt eine Zusammenfassung<br />

von Informationen aus verschiedenen<br />

Quellen dar und unterstützt die Gemeinden<br />

bei der Information zu Fragen<br />

der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes<br />

und will auf dem<br />

wichtigen Gebiet der Arbeitssicherheit<br />

eine Orientierung geben.<br />

zuM AuToR<br />

TONI SCHUSTER<br />

ist sicherheitssprecher des südtiroler<br />

Gemeindenverbandes, Verantwortlicher<br />

des Konsortiums des Wassereinzugsgebiets<br />

der etsch sowie Verantwortlicher<br />

für die Darlehensaufnahmen<br />

bei der Depositenkasse und dem<br />

rotationsfonds.<br />

In der Folge werden einige Punkte, welche vom neuen Einheitstext<br />

für die Arbeitssicherheit vorgesehen sind, erläutert:<br />

Arbeitgeber<br />

Der Arbeitgeber ist der Träger<br />

des Arbeitsverhältnisses oder<br />

jene Person, welche nach Art<br />

und Aufbau der organisation,<br />

in welcher der Arbeitnehmer<br />

seine Arbeit leistet, die Verantwortung<br />

für die organisation<br />

und die Entscheidungs- und<br />

Ausgabenbefugnis inne hat.<br />

Der Arbeitgeber ist der Hauptverantwortliche<br />

für die Sicherheit<br />

und die Gesundheit seiner<br />

Führungskraft<br />

Die Führungskraft setzt im<br />

Rahmen ihrer beruflichen Kompetenzen<br />

und der ihrem Auftrag<br />

entsprechenden organisatorischen<br />

und funktionalen<br />

Befugnisse die Anweisungen<br />

des Arbeitgebers um, indem sie<br />

die Arbeitstätigkeit überwacht<br />

Dieser Leitfaden richtet sich sowohl an<br />

die Arbeitgeber als auch an die Arbeitnehmer.<br />

Arbeitnehmer. Er ist für die allgemeinen<br />

Schutzmaßnahmen und<br />

die organisation der Sicherheit im<br />

Betrieb zuständig. Die Pflichten<br />

des Arbeitgebers können an eine<br />

andere Person übertragen werden,<br />

sofern dies mit einer schriftlichen<br />

Vollmacht mit sicherem Datum erfolgt<br />

und der Bevollmächtigte diese<br />

Aufgaben annimmt. Außerdem<br />

muss der Bevollmächtigte über die<br />

berufliche Qualifikation und die<br />

und kontrolliert. Mit Ausnahme<br />

der nicht delegierbaren Kompetenzen<br />

sieht das Gesetz für die<br />

Führungskraft weitgehend dieselben<br />

Pflichten des Arbeitgebers<br />

vor, sofern diese mit ihren Kompetenzen<br />

und Befugnissen auch<br />

finanzieller Art vereinbar sind.<br />

Foto: Shutterstock<br />

Statistische Daten die zum Nachdenken anregen<br />

sollten: In Südtirol werden pro Jahr ungefähr 17.000<br />

Unglücke am Arbeitsplatz gezählt, von denen 500<br />

schwere Unfälle und zehn Todesfälle sind.<br />

Führungs- und Kontrollmacht sowie<br />

die notwendigen finanziellen<br />

Mittel verfügen. Die Vollmacht<br />

schließt die Aufsichtspflicht zu<br />

Lasten des Arbeitgebers nicht<br />

aus. zu den nicht delegierbaren<br />

Pflichten des Arbeitgebers gehören<br />

die Risikobewertung und<br />

entsprechende Ausarbeitung des<br />

Sicherheitsberichtes sowie die<br />

Ernennung des Leiters des Arbeitsschutzdienstes.<br />

15


16<br />

Arbeitnehmer<br />

Arbeitnehmer sind Personen die<br />

ihre Arbeitstätigkeit in der organisation<br />

eines öffentlichen oder<br />

privaten Arbeitgebers leisten.<br />

Art des Vertrages und Entlohnung<br />

sind irrelevant, sodass<br />

auch freie Mitarbeiter, Projektarbeiter,<br />

Lehrlinge, Praktikanten,<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter und<br />

arbeitende Gesellschafter in den<br />

Genuss der für die Arbeitnehmer<br />

vorgesehenen Schutzbestimmungen<br />

fallen. Jeder Arbeitnehmer<br />

ist verpflichtet, für die eige-<br />

Foto: WK © 2009<br />

THEMA<br />

Vorgesetzte<br />

Der Vorgesetzte hat in seinem<br />

Arbeitsbereich die Kontroll-<br />

und Aufsichtspflicht über die<br />

Anweisungen des Arbeitgebers<br />

und wacht über die korrekte<br />

Ausführung durch die Arbeitnehmer.<br />

Er stellt sicher, dass die<br />

Arbeitnehmer, die gesetzlichen<br />

und betrieblichen Anweisungen<br />

bezüglich der Sicherheit und Gesundheit<br />

einhalten und die persönlichen<br />

Schutzausrüstungen<br />

ne Gesundheit und Sicherheit und<br />

jene der anderen am Arbeitsplatz<br />

anwesenden Personen Sorge zu<br />

tragen und mit dem Arbeitgeber,<br />

den Führungskräften und den Vorgesetzen<br />

im Bereich des Arbeitsschutzes<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

Der Arbeitnehmer muss die Anordnungen<br />

und Anweisungen des<br />

Arbeitgebers, der Führungskräfte<br />

und der Vorgesetzten befolgen,<br />

die persönliche Schutzausrüstung<br />

verwenden, Arbeitsmittel, gefährliche<br />

Stoffe und Ausrüstungen<br />

Der Arbeitgeber ernennt die Mitglieder<br />

der Notfalleinsatzgruppe,<br />

welche für die Durchführung der<br />

Maßnahmen zur Brandverhütung,<br />

zur Brandbekämpfung,<br />

zur Evakuierung bei ernstem<br />

und unmittelbarem Risiko, zur<br />

Rettung, zur Ersten Hilfe oder<br />

in sonstigen Notfällen beauftragt<br />

sind. Bei der Ernennung<br />

berücksichtigt er die Größe des<br />

Betriebes und die spezifischen<br />

Risiken. Auf jeden Fall müssen<br />

die Mitglieder der Notfalleinsatzgruppe<br />

in ausreichender Anzahl<br />

verwenden. In Notfällen informiert<br />

er die Arbeitnehmer und<br />

erteilt Anweisungen, damit diese<br />

den Gefahrenbereich verlassen. Er<br />

meldet dem Arbeitgeber Mängel<br />

an Arbeitsmitteln, Geräten und<br />

persönlichen Schutzausrüstungen<br />

sowie jedes weitere Risiko. Der<br />

Vorgesetzte hat das Recht und<br />

die Pflicht spezifische Ausbildungskurse<br />

zu besuchen.<br />

richtig verwenden, Mängel an<br />

Maschinen und Ausrüstungen<br />

sowie andere Risiken sofort<br />

melden und keine Handlungen<br />

durchführen, welche die eigene<br />

oder die Sicherheit anderer<br />

gefährdet. Außerdem muss der<br />

Arbeitnehmer an den betrieblichen<br />

Ausbildungs- und Schulungsprogrammen<br />

teilnehmen<br />

und sich den vom Betriebsarzt<br />

verordneten ärztlichen Kontrollen<br />

unterziehen.<br />

Notfalleinsatzgruppe<br />

vorhanden sein und über angemessene<br />

Ausrüstungen verfügen.<br />

Die Arbeitnehmer können<br />

die Ernennung nur aus einem<br />

triftigen Grund ablehnen. Die<br />

Mitglieder der Notfalleinsatzgruppe<br />

müssen in den Bereichen<br />

Brandschutz und Erste Hilfe ausgebildet<br />

werden. Die Ausbildung<br />

zum Brandschutzbeauftragten<br />

richtet sich nach dem Brandrisiko<br />

und unterscheidet Betriebe mit<br />

niedrigem, mittlerem und hohem<br />

Brandrisiko.


Ausbildung, Information,<br />

Schulung<br />

um einen sicheren Betriebsablauf<br />

und gesunde Arbeitsbedingungen<br />

zu erreichen, sind Ausbildung,<br />

Information und Schulung der<br />

Arbeitnehmer und ihrer Vertreter<br />

unerlässlich. Nur wer über<br />

Arbeitsabläufe, Gefahren, Schutzmaßnahmen<br />

und das Verhalten in<br />

Notfällen informiert ist, kann auch<br />

entsprechend handeln. Der Arbeitgeber<br />

hat dafür Sorge zu<br />

tragen, dass jeder Arbeitnehmer<br />

über die allgemeinen Risiken, die<br />

Schutzmaßnahmen und Vorkeh-<br />

Risikobewertung<br />

zu den zentralen Pflichten des<br />

Arbeitgebers zählt die Risikobewertung.<br />

Diese muss auch bezüglich<br />

der Wahl der Arbeitsmittel,<br />

der verwendeten Arbeitsstoffe<br />

und der Ausstattung der Arbeitsplätze<br />

sämtliche Risiken für die<br />

Sicherheit und Gesundheit der<br />

Arbeitnehmer berücksichtigen.<br />

zu berücksichtigen sind außerdem<br />

spezielle Risiken, Risiken<br />

rungen und die Abläufe bezüglich<br />

Erste Hilfe, Brandbekämpfung<br />

und Räumung informiert ist.<br />

Außerdem muss jeder Arbeitnehmer<br />

über die spezifischen Risiken<br />

seiner Tätigkeit und die entsprechenden<br />

Sicherheitsvorschriften<br />

und Betriebsanweisungen informiert<br />

werden. Weiter stellt der<br />

Arbeitgeber sicher, dass jeder Arbeitsnehmer<br />

eine ausreichende<br />

und angemessene Ausbildung in<br />

bezug auf die besonderen Risiken<br />

seiner Arbeit erhält.<br />

für Schwangere und Risiken in<br />

bezug auf Alter, Geschlecht und<br />

Herkunft der Arbeitnehmer. Der<br />

Sicherheitsbericht wird in zusammenarbeit<br />

mit dem Leiter des Arbeitsschutzdienstes<br />

und dem Betriebsarzt<br />

und nach Anhören des<br />

Sicherheitssprechers verfasst und<br />

muss mit einem sicheren Datum<br />

versehen sein. Der Sicherheitsbericht<br />

enthält sämtliche Risiken und<br />

Sicherheitssprecher<br />

Der Sicherheitssprecher vertritt<br />

die Arbeitnehmer in Belangen<br />

der Arbeitssicherheit und des<br />

Gesundheitsschutzes gegenüber<br />

dem Arbeitgeber. In kleinen<br />

Betrieben wird er in der Regel<br />

direkt von den Arbeitnehmern<br />

gewählt, in größeren Betrieben<br />

wird er im Rahmen der Gewerkschaftsvertretungen<br />

gewählt<br />

oder ernannt. Für den Fall dass<br />

im Betrieb kein Sicherheitssprecher<br />

vorhanden ist, sieht das Gesetz<br />

auch sogenannte territoriale<br />

Sicherheitssprecher vor. Die Anzahl<br />

der Sicherheitssprecher, die<br />

Modalitäten für deren Wahl, sowie<br />

die bezahlte Arbeitszeit und<br />

die Mittel zur Ausübung ihrer<br />

Aufgaben werden von den Kollektivverträgen<br />

festgelegt. Auf<br />

jeden Fall hat der Sicherheitssprecher<br />

Anrecht auf eine spezifische<br />

Aus- und Weiterbildung und muss<br />

über die zeit, die Räumlichkeiten<br />

und die Mittel verfügen, die für<br />

die Ausübung seiner Aufgaben<br />

erforderlich sind.<br />

Foto: WK © 2009<br />

deren Bewertung, die Präventions-<br />

und Schutzmaßnahmen<br />

samt persönlichen Schutzausrüstungen,<br />

ein Programm für die<br />

langfristige Verbesserung der<br />

Sicherheitsstandards, die Verfahren<br />

zur umsetzung der Maßnahmen,<br />

die entsprechenden Aufgaben<br />

und die dafür zuständige<br />

Betriebsorganisation.<br />

17


18<br />

Walter Obkircher, Bozen<br />

Ich finde, dass sich der Staat darum<br />

kümmern soll, ob der Schutz der<br />

Bürger im Land gewährleistet ist.<br />

Und zwar durch Gesetze, die von<br />

den Ordnungshütern angewandt<br />

werden und nicht durch den Einsatz<br />

irgendwelcher Zivilpersonen,<br />

die nicht einmal eine Ausbildung<br />

dafür haben. Ich sehe sonst die<br />

Gefahr, dass die Leute zu weit<br />

gehen und so Unrecht an anders<br />

Denkenden passieren könnte.<br />

Martin Abram, Jenesien<br />

Es kommt darauf an, auf welcher<br />

Seite die Bürgerwehr steht. Die<br />

Frage ist, was ist das Ziel davon<br />

und wem soll sie nützen. Es ist<br />

wichtig weiter zu denken: wie es<br />

in 10 Jahren sein wird und wofür<br />

die Bürgerwehr dann verwendet<br />

wird. Warum soll sie überall<br />

eingeführt werden und nicht nur<br />

da, wo die Ordnung durch die<br />

heutigen Ordnungshüter nicht<br />

gewährleistet wird?<br />

UMFRAGE<br />

Katharina Erlacher,<br />

Naturns<br />

Henriette Annegg,<br />

Schenna<br />

MEINUNGEN<br />

„Brauchen Südtirols Gemeinden<br />

eigene Bürgerwehren?“<br />

Der Einsatz der Bürgerwehr ist<br />

gesetzlich viel zu vage geregelt<br />

und kann somit ausgenutzt werden,<br />

um andere Menschengruppen<br />

auszugrenzen. Generell glaube<br />

ich, dass die Bürgerwehr die Gefahr<br />

heraufbeschwört, Gewalt zu<br />

legitimieren. Es braucht einfach<br />

mehr Zivilcourage der einzelnen<br />

Bürger.<br />

Ich bin dafür, da ich das Gefühl<br />

habe, dass es auf unseren Straßen<br />

zu wenig Sicherheit gibt. Ich<br />

möchte gern in einer Ortschaft<br />

leben, wo ich ruhig schlafen kann,<br />

denn die Menschen halten immer<br />

weniger die Gesetze ein und die<br />

Aggressivität steigt ständig. Deshalb<br />

reicht die Polizei zur Gewährleistung<br />

der Sicherheit von<br />

uns Bürgern nicht mehr aus.<br />

Edi Rabini, Bozen<br />

Ich glaube, dass Leute die sich der<br />

Bürgerwehr anschließen zu einer<br />

Gruppe von Menschen gehören,<br />

die nicht die wirklichen Schwierigkeiten<br />

der Allgemeinheit sieht<br />

und so weit wichtigere Probleme<br />

der Menschen in den Hintergrund<br />

stellt. So kann das Problem der<br />

Kriminalität im Land sicher nicht<br />

gelöst werden.<br />

Silvia Wisthaler,<br />

Innichen<br />

Ich kann die Forderung nach<br />

Bürgerwehren bei uns in Südtirol<br />

nicht nachvollziehen. Jeder<br />

einzelne Bürger, der ein Vergehen<br />

beobachtet, kann die Polizei<br />

informieren. Ganz abgesehen<br />

davon, haben wir eh schon eine<br />

hohe Polizeipräsenz in unserem<br />

Land und benötigen schon deshalb<br />

keine zusätzlichen Bürgerwehren,<br />

sondern mehr Zivilcourage und<br />

weniger Gleichgültigkeit.<br />

Ingrid Facchini, Bozen<br />

lch bin dagegen; Zivilpersonen<br />

haben hierzu keine Berechtigung.<br />

Es wäre zu gefährlich, da sich z.B.<br />

Übergriffe auf Ausländer oder auch<br />

auf gleichgeschlechtlich veranlagte<br />

Personen häufen könnten. Außerdem<br />

sehe ich darin einen Schritt<br />

hin zum Verfall der Demokratie,<br />

denn dadurch werden die Rechte<br />

aller Menschen beschnitten. Die<br />

Polizeipräsenz in Südtirol reicht<br />

vollkommen aus.<br />

Egon Eberhöfer, Martell<br />

Bei uns in Südtirol finde ich eine<br />

Bürgerwehr als ungeeignet und<br />

auch nicht Ziel führend. Wir<br />

haben eine starke lokale Polizeipräsenz,<br />

deshalb ziehe ich diese<br />

Behörden den lokalen Bürgerwehren<br />

hundertprozentig vor. Die<br />

Nächstenhilfe ist sicherlich sehr<br />

wichtig, aber nicht auf diese Art<br />

und Weise.<br />

Umfrage und Fotos: Christa Waldboth


„Führung von Altenheimen –<br />

eine rein öffentliche Aufgabe?“<br />

CHRISTOPH GUFLER<br />

ist als Bürgermeister der Marktgemeinde Lana und<br />

als Ausschussmitglied der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt<br />

mit der Thematik Altenheime vertraut.<br />

Ja. Für mich wäre es ein Armutszeugnis, wenn sich die öffentliche<br />

Hand ausgerechnet bei den alten Menschen aus der Verantwortung<br />

stehlen würde. Abgesehen davon, dass wir nicht vergessen<br />

sollten, wem wir unseren heutigen Wohlstand verdanken, ist es<br />

ganz einfach unsere gesetzliche Pflicht den älteren Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürgern eine gute und sichere Altersversorgung<br />

zu garantieren.<br />

Dies kann in diesem sensiblen Bereich auf Dauer und in der<br />

angebrachten Qualität am besten von der öffentlichen Hand<br />

gewährleistet werden.<br />

Private Unternehmen – und ich meine damit natürlich nicht Stiftungen,<br />

Sozialgenossenschaften oder andere Non-Profit-Organisationen<br />

– sondern Wirtschaftsunternehmen, wollen und müssen<br />

Gewinne machen. Der Profit und nicht der Mensch steht dabei im<br />

Mittelpunkt. Profite werden im Bereich der Altenbetreuung aber<br />

entweder auf Kosten der Betreuungsintensität und -qualität, oder<br />

aber auf Kosten des Auftraggebers, und das heißt der öffentlichen<br />

Hand, erzielt. Dafür gibt es im Ausland genug Beispiele und die<br />

sind beschämend für die Verantwortungsträger.<br />

Im Lebensabend von Menschen betreut zu werden, die nicht<br />

unsere Sprache sprechen und schlecht bezahlt sind, das kann<br />

wohl nicht das Ziel sein.<br />

Private Trägerschaften für öffentliche Dienste mögen in manchen<br />

Bereichen durchaus angebracht und sinnvoll sein. Wo es aber um<br />

Menschen geht und um deren ureigensten Bedürfnisse, sollte die<br />

öffentliche Hand weiterhin der erste und wichtigste Ansprechpartner<br />

bleiben.<br />

PRO & CONTRA<br />

DOROTHEE WAGNER<br />

ist Gerontologin; sie arbeitet als Präsidentin,<br />

Pflegekoordinatorin und Altenpflegerin im<br />

Haus „Sonnenschein“ in Meran.<br />

Ich denke nicht, dass die Führung von Altersheimen eine rein<br />

öffentliche Aufgabe ist. Durch das Subsidiaritätsprinzip jeder<br />

Sozialdemokratie wird dies etwa rechtlich verankert. Hinsichtlich<br />

der demographischen Entwicklung wird die öffentliche Hand die<br />

Kosten der stationären Altenbetreuung auch nicht mehr lange<br />

tragen können. Folglich sind neue Wege in der Altenbetreuung<br />

unumgänglich.<br />

Außerdem bringt die private Trägerschaft viele Vorteile, 14 Jahre<br />

Erfahrung geben mir dabei Recht. Neue Konzepte oder Pflegeplanungsmaßnahmen<br />

können viel schneller und kreativer eingesetzt,<br />

umgewandelt und revidiert werden, da der lange Weg der Bürokratie<br />

entfällt. Budgetgelder können effizienter eingesetzt werden, genau<br />

an der Stelle, an der sie jetzt im Augenblick gebraucht werden<br />

(Personalaufstockung, Anschaffungen usw.), da die Verwaltung<br />

minimiert werden kann. Dies steigert die Qualität der Pflege.<br />

Das Personal kann in Bezug auf das Konzept ausgesucht werden,<br />

beispielsweise entfallen Ranglisten. Allerdings dürfen keine<br />

Dumping-Löhne oder Billigarbeit entstehen. Altenpflege ist ein<br />

anspruchsvoller Beruf, der ordentlich honoriert werden muss. Genau<br />

so wie der zu Pflegende ein Recht auf sein Kulturgut und seine<br />

Sprachgruppe innerhalb der stationären Betreuung hat.<br />

Außerdem sind private Trägerschaften kostengünstiger; die Einsparungen<br />

liegen im Verwaltungsbereich. Dies sind nur einige<br />

Punkte, die für eine Privatisierung der stationären Altenbetreuung<br />

sprechen. In Bereichen, wie Konzepte der Pflege, direkte Betreuung<br />

des alten Menschen aber auch Arbeitsklima usw., gibt es unendlich<br />

viele Argumente, die für die Privatisierung sprechen.<br />

Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass eine Privatisierung<br />

der Altenpflege nur auf Non-Profit-Basis stattfinden kann. Die<br />

soziale Dienstleistung am Nächsten darf nicht zum Profit eines<br />

Einzelnen führen.<br />

19


20<br />

Der Eppaner Gemeinderat hat jüngst ein übergemeindliches Tourismusentwicklungskonzept<br />

für die Gemeinden Eppan, Kaltern, Tramin und<br />

Pfatten genehmigt. Walburga Kössler, Referentin für Bauwesen und<br />

urbanistik, spricht über die Vergangenheit und die zukunft.<br />

Interview: Ulrich Mayer<br />

EPPAN<br />

Gemeinsam touristische<br />

Entwicklung anpacken<br />

Eigentlich haben Tourismusgemeinden<br />

im Überetsch und<br />

im Unterland erfolgsversprechende<br />

Voraussetzungen;<br />

dennoch hat dort in den vergangenen<br />

zwei Jahrzehnten<br />

die Zahl der Betriebe deutlich<br />

abgenommen. Worauf ist das<br />

zurückzuführen?<br />

Laut WIFO-Erhebungen ist die Anzahl<br />

der Betten seit dem Höchststand der<br />

80-er Jahre rückläufig; in Eppan haben<br />

die Beherbergungsbetriebe zwischen<br />

1987 und 2007 um fast 47 Prozent<br />

abgenommen – derzeit zählen wir<br />

noch 255 Betriebe mit 3960 Betten.<br />

Die Gründe für den Rückgang müssen<br />

von Gemeinde zu Gemeinde gesondert<br />

betrachtet werden. Allgemein gilt aber:<br />

Seit den 60-er Jahren haben Pioniere<br />

im Tourismus sehr viel geleistet, vor<br />

allem in der Privatzimmer-Vermietung<br />

(so genannte „nicht-gastgewerbliche<br />

Betriebe“, Anm. d. Red.). Privatzimmer<br />

sind heute aber bei den Gästen weniger<br />

gefragt; auch deren Ansprüche haben<br />

sich grundlegend geändert, gleich wie<br />

die Gästeschicht selbst. Das Angebot<br />

„Urlaub auf dem Bauernhof“ hat zugenommen,<br />

nicht zuletzt auch durch die<br />

günstigen urbanistischen Rahmenbedingungen.<br />

Ein Grund für den Rückgang dürfte<br />

der Wohnraumbedarf der mittlerweile<br />

erwachsenen Kinder der genannten<br />

Pioniere sein: Die vorwiegend in<br />

AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>N<br />

Foto: Tappeiner AG – Tourismusverein Eppan/Gemeinde Eppan<br />

Gemeindereferentin Walburga Kössler (im kleinen<br />

Bild) aus Eppan konnte sich über eine hohe Rücklaufquote<br />

bei der Befragung freuen, die im Zuge der<br />

Erstellung des Tourismuskonzeptes durchgeführt<br />

worden ist.<br />

Wohnzonen angesiedelten Gastbetriebe,<br />

Pensionen und Hotels sind für den Wohnungsbau<br />

überaus attraktiv. Gästezimmer<br />

wurden so zu Wohnungen umgebaut.<br />

Besonders das Überetsch verspürt durch<br />

die Nähe zur Stadt Bozen den Druck der<br />

Zuwanderung. Nicht zuletzt auch wegen<br />

mangelnder Erweiterungsmöglichkeiten<br />

hat die zweite oder dritte Generation<br />

der Betriebsinhaber wenig Interesse den<br />

Betrieb weiterzuführen. Hinzu kommt<br />

der stetig zunehmende Verwaltungsaufwand.<br />

Gemeinsame gemeindeübergreifende<br />

Marketingstrategien wurden<br />

bisher wenig genutzt; zu viel oder zu<br />

lange hat man sich in der Bewerbung<br />

auf den deutschen Quellmarkt konzentriert,<br />

zu wenig Angebote für bestimmte<br />

Gästestrukturen geboten.<br />

Um die künftige touristische<br />

Ausrichtung festlegen zu<br />

können, wurden Stärken und<br />

Schwächen diskutiert. Wo<br />

liegen die Chancen und wo<br />

die Risiken? Welche Kernkompetenzen<br />

und Themen sollen<br />

in Zukunft gezielt besetzt<br />

werden?<br />

Eigentlich kann ich vor allem Chancen<br />

erkennen. Das gemeinsame touristische<br />

Profil unserer Destination soll gestärkt


werden, um den Betrieben für die Zukunft<br />

neue Entwicklungsmöglichkeiten<br />

zu eröffnen. Stärken, die alle beteilig-<br />

ten Gemeinden gemeinsam haben,<br />

sollen hervorgehoben werden, z.B. die<br />

zentrale Lage in Südtirol, die günstige<br />

Verkehrsanbindung, das milde Klima,<br />

die ähnliche Siedlungsstruktur und Kulturlandschaft,<br />

die kulturelle Vielfalt, die<br />

Freizeitangebote usw.<br />

Jede Gemeinde hat bereits in der Vergangenheit<br />

bestimmte Schwerpunkte<br />

gesetzt – und tut dies ja immer noch; wir<br />

beginnen somit nicht bei Null. Es gilt<br />

diese zusammenzufassen bzw. gemeinsam<br />

voranzutreiben ohne die Eigenheit der<br />

Gemeinden und Fraktionen aufzugeben,<br />

beispielsweise bezüglich der Themenfelder<br />

Wein und Genuss, Reblandschaften,<br />

Weinstraße, Seen, Burgen, Architektur,<br />

Sport und Erholung, Kultur und Traditionen,<br />

Authentizität usw. So sollen<br />

Synergien geschaffen, die Destination<br />

„Herzstück der Südtiroler Weinstraße“<br />

übergemeindlich vermarktet, die Angebote<br />

kompensiert und gemeinsam Wettbewerbsvorteile<br />

entwickelt werden.<br />

Mittels Fragebogen wurden<br />

Entwicklungs- und Erweiterungspläne<br />

der bestehenden<br />

Betriebe erhoben. Welche<br />

Kapazitäten können über<br />

„quantitative Erweiterung“<br />

verwirklicht werden? Wie<br />

viele Betten über Zonen für<br />

touristische Einrichtungen?<br />

Die Rücklaufquote war in allen Gemeinden<br />

recht hoch. Nachgefragt wurde u.a.,<br />

ob eine Erweiterung beabsichtigt werde<br />

– oder eine Betriebseinstellung. Das Erweiterungspotential<br />

wurde auf Grundlage<br />

des Bettenstandes 1997 errechnet. In<br />

Eppan liegt dieses vor allem bei Hotels<br />

(190 Betten) und Garnis (83 Betten),<br />

betroffen sind vor allem Betriebe der<br />

3-Sterne- und 3-Sterne-S-Kategorie,<br />

während die Erweiterungsmöglichkeiten<br />

bei Betrieben im 4-Sterne-Segment<br />

großteils ausgeschöpft sind. Im nichtgastgewerblichen<br />

Bereich ergibt sich<br />

Foto: Gemeinde Eppan<br />

Koordiniert wurden die zahlreichen Sitzungen der Arbeitsgruppe „Tourismuskonzept“<br />

mit Mitgliedern aus den verschiedenen Gemeinden vom EURAC-Institut für Regionalentwicklung<br />

und Standortmarketing.<br />

ein Potential von ca. 88 Betten.<br />

Heftig diskutiert wurde die Bettenerweiterung<br />

in Zonen für touristische<br />

Einrichtungen; die Vorstellungen der<br />

verschiedenen Interessensgruppen waren<br />

natürlich verschieden gelagert. In<br />

Eppan sollten es innerhalb von zehn<br />

Jahren 800 Betten sein, in Kaltern 600<br />

und in Tramin 440. Die maximal zu<br />

verwirklichende Zahl wird jedoch von<br />

der Landesregierung festgelegt.<br />

Ein Tourismusgebiet muss heutzutage<br />

für alle Vorstellungen und Urlaubswünsche<br />

sowie Gästeschichten die<br />

geeigneten Strukturen bieten können.<br />

So wurden auch bestimmte Angebote<br />

berücksichtigt, die heute im Trend liegen<br />

und unbedingt erforderlich sind,<br />

um konkurrenzfähig zu sein oder die<br />

Zielgruppe Familie und Jugend vermehrt<br />

anzusprechen wie z.B. die Errichtung<br />

einer Jugendherberge oder eines Campingplatzes<br />

in Eppan.<br />

Welche Kriterien werden für<br />

die Ausweisung von Zonen<br />

für touristische Einrichtungen<br />

in Eppan, Kaltern, Tramin und<br />

Pfatten gemäß Tourismus-<br />

entwicklungskonzept ins<br />

Auge gefasst – für bestehende<br />

Betriebe und für neu zu errichtende<br />

Betriebe?<br />

Primäres Ziel des Tourismusentwicklungskonzeptes<br />

ist es jungen, motivierten<br />

Unternehmern die Chance zu geben,<br />

ihren Betrieb zu erweitern oder sich<br />

qualitativ zu positionieren, um wettbewerbsfähig<br />

zu sein und zu bleiben.<br />

Mögliche neue Strukturen müssen gut in<br />

dem bestehenden urbanistischen Gefüge<br />

eingebettet bzw. integriert werden. Es<br />

dürfen nicht irgendwo und irgendwie<br />

neue touristische Zonen aus dem Boden<br />

gestampft werden. Deshalb wurde auch<br />

die Vorgehensweise genau definiert:<br />

• neue Zonen für touristische Einrichtungen<br />

werden grundsätzlich nur auf<br />

Anfrage ausgewiesen;<br />

• die Mindestkategorie liegt bei drei<br />

Sternen; Vier- und Fünf-Sterne-<br />

Betriebe erhalten den Vorzug;<br />

• die zu erweiternden Betriebe müssen<br />

in das im Entwicklungskonzept thematisierte<br />

Profil passen;<br />

• die maximal zulässige Bettenanzahl für<br />

bestehende und neue Betriebe wurde<br />

genau festgelegt: 90 Betten für 3-Sterne-<br />

/3-Sterne-S-, 110 Betten für 4-Sterne-,<br />

130 Betten für 4-Sterne-S- und 150<br />

Betten für 5-Sterne-Betriebe.<br />

Weiters kann jede Gemeinde einen<br />

Fachbeirat einrichten, der ein unabhängiges<br />

Gutachten über die Ausweisung<br />

– in Bezug auf Ort, Gestaltung oder<br />

Dienstleistung – abgeben darf.<br />

21


22<br />

TISENS<br />

Ein „Bus“ mit vielen,<br />

kleinen Füßen<br />

Mehr Sicherheit am Schulweg und weniger Verkehr vor Schulbeginn bzw. nach<br />

Schulende: Das Projekt „Walking Bus“ hat seine erklärten ziele erreicht – und<br />

ist in Tisens mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Tag für Tag machen sich die<br />

Grundschüler gemeinsam auf den Schulweg.<br />

Ulrich Mayer<br />

Tisens scheint heute zu den Stoßzeiten<br />

kurz vor Schulbeginn und<br />

kurz nach Schulende verkehrsberuhigt.<br />

Das war nicht immer so: „Fast alle Eltern<br />

brachten ihre Kinder gleichzeitig zur<br />

Schule“, erinnert sich Bürgermeister<br />

Thomas Knoll an die recht chaotischen<br />

Zustände vor wenigen Jahren. Aber was<br />

noch viel schlimmer war: „Die wenigen<br />

Fußgänger waren durch den vielen hektischen<br />

Verkehr – schließlich mussten<br />

die Eltern ja auch noch zur Arbeit – arg<br />

gefährdet.“ Ein TV-Bericht über ein in<br />

Paderborn umgesetztes Projekt hat dann<br />

alles verändert: „Ich war begeistert. Und<br />

habe einige Eltern angesprochen, die<br />

ebenfalls angetan waren.“ Dann galt<br />

es, bei einer Informationsveranstaltung<br />

auch die anderen Eltern der Grundschüler<br />

zu gewinnen. Dies gelang.<br />

Haltestellen, Fahrscheine und<br />

-pläne – wie im richtigen Leben<br />

„Voraussetzung für das Gelingen der<br />

Initiative war aber eine fast professionelle<br />

Vorbereitung“, erinnern sich<br />

Thomas Knoll, Renate Schwärzer und<br />

Sepp Weis, die mit Martina Hafner,<br />

Ulrike Pichler und Joachim Mair die<br />

entsprechende Arbeitsgruppe bildeten.<br />

Zum einen wurden die Eckpunkte des<br />

„Walking Bus“ kommuniziert:<br />

a) Die Kinder sollten den Schulweg<br />

in Gemeinschaft mit Kameraden<br />

bestreiten;<br />

AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>N<br />

Foto: Sepp Weis<br />

Im Gleichschritt marschieren die Buben<br />

und Mädchen in Tisens diszipliniert,<br />

aber nicht ohne sich dabei angeregt zu<br />

unterhalten, sicher bis zur Grundschule,<br />

begleitet von Dekan Alexander Raich.<br />

Im kleinen Bild: das Logo des<br />

„Walking Bus“.<br />

b) jeder sollte Verantwortung übernehmen,<br />

damit sich der „Bus“ fortbewegen<br />

kann;<br />

c) schwierige Situationen am Schulweg<br />

sollten bewusster wahrgenommen<br />

werden;<br />

d) die Autofahrer sollten den „Bus“<br />

schneller und deutlicher erkennen,<br />

als einzelne Kinder;<br />

e) die körperliche Bewegung sollte zu<br />

einer Leistungssteigerung bei den<br />

Schülern führen.<br />

Es sollte fast ein richtiger „Bus“ sein: So<br />

brauchte man eigene Haltestellen und<br />

auch Fahrausweise. Und auch ein detaillierter<br />

Fahrplan mit genauen Abfahrts-<br />

zeiten und Ankunftszeiten war nötig.<br />

Für die Ausschilderung der Ein- und<br />

Aussteigemöglichkeiten wurden eigene<br />

Kartonkärtchen am Wegrand angebracht<br />

– und das auf beiden Linien: „Prissian<br />

– Grundschule – Prissian“ und „Tisens –<br />

Grundschule – Tisens“ (mittlerweile sind<br />

daraus professionelle Schilder geworden).<br />

Selbstverständlich brauchte es hierfür<br />

ein eigenes Logo – und wer hätte ein<br />

solches besser entwerfen können, als die<br />

Grundschüler selbst. Im Rahmen eines<br />

Wettbewerbes wurde so ein lustiges und<br />

treffendes Erkennungszeichen für das<br />

Projekt gefunden. Sicherheitswesten<br />

ergänzten die Ausstattung.


Wertvolle Gemeinschafts-<br />

initiative von Gemeinde,<br />

Schule und Eltern<br />

„Und dann galt es auch noch, einige<br />

Begleitpersonen zu finden“, berichtet<br />

Renate Schwärzer. Auch dies gelang:<br />

Heute zählt der „Walking Bus“ 35 ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter – nicht nur<br />

Eltern, sondern auch Großeltern und andere<br />

Freiwillige. Von der ersten Sitzung<br />

über die Informationsveranstaltung bis<br />

hin zum Auftakt sind nicht einmal drei<br />

Monate vergangen: Vom 16. bis 27. April<br />

2007 nahm der „Walking Bus“ dann<br />

erstmals seine Fahrten auf: Die Buben<br />

und Mädchen, ausgestattet mit Fahrschein<br />

und Sicherheitsweste, wurden<br />

morgens an den Haltestellen abgeholt<br />

und sicher bis in die Schule gebracht.<br />

Mittags fuhr der „Bus“ dann in die<br />

entgegen gesetzte Richtung. „Alle waren<br />

begeistert“, erinnert sich Sepp Weis.<br />

Und es habe keine Zweifel gegeben,<br />

das Pilotprojekt bis zum Schulschluss<br />

weiter zu führen.<br />

„Und er fährt noch immer“, unterstreichen<br />

Thomas Knoll, Renate Schwärzer<br />

und Sepp Weis. Nur noch jene Kinder,<br />

die unmittelbar bei der Schule wohnen,<br />

steigen heute nicht in den „Bus“:<br />

Rund die Hälfte der Grundschüler ist<br />

mit dem „Walking Bus“ unterwegs; die<br />

anderen – die über 2,5 Kilometer von<br />

der Schule entfernt wohnen – haben<br />

bekanntlich Anrecht auf Fahrten mit<br />

einem richtigen motorisierten Bus. „Es<br />

muss nicht unbedingt immer erst etwas<br />

passieren, bis sich das Thema‚ Sicherheit<br />

am Schulweg in konkreten Initiativen<br />

niederschlägt“, meinen die Mitglieder<br />

der Arbeitsgruppe in Richtung andere<br />

Gemeinden. Wege, diese zu verbessern,<br />

gebe es viele: „In Tisens haben wir nur<br />

zwei große Straßen, die zur Grundschule<br />

führen. Da haben wir uns mit dem<br />

„Walking Bus“ sicher leichter getan, als<br />

dies etwa in einer Stadt möglich ist.“<br />

Voraussetzung seien aber die Begeisterung<br />

der Bürger und nicht zuletzt<br />

deren Mitarbeit.<br />

Foto: Sepp Weis<br />

Bürgermeister Thomas Knoll (im kleinen Bild) ist es gelungen, seine Begeisterung<br />

für die Idee „Walking Bus“ erst einer Arbeitsgruppe, dann den<br />

Eltern und Lehrern und schließlich den Kindern weiterzugeben. Seit April<br />

2007 verkehrt dieser außergewöhnliche „Bus“ regelmäßig an Schultagen.<br />

Sicherheit am Schulweg und<br />

zusätzliche Bewegung für die<br />

Schüler<br />

Der „Walking Bus“ in Tisens, der übrigens<br />

bei jedem Wind und Wetter (auch<br />

bei Schnee!) „fährt“, wird von der Gemeinde,<br />

der Schule und den Eltern gemeinsam<br />

getragen. Laut Bürgermeister<br />

sei die Investition nur gering gewesen:<br />

„Etwas Material. Und, was auch ganz<br />

wichtig ist, eine Versicherung für die<br />

Begleitpersonen.“ Mittels Fragebögen<br />

habe man auch Meinungen von den<br />

Eltern eingeholt; den bereits eingangs<br />

genannten vielen Vorteilen kann eigentlich<br />

so gut wie nichts entgegengesetzt<br />

werden: Und der eine oder andere kann<br />

jetzt in der Früh gemütlich seinen Kaffee<br />

schlürfen, weil er sich nicht frühzeitig<br />

ins Auto setzen muss, um mit seinem<br />

Auto das Verkehrschaos bis zur Schule<br />

zu bewältigen – und damit schon<br />

gestresst den Tag zu beginnen. Übrigens:<br />

Der „Walking Bus“ ist bisher immer<br />

noch pünktlich angekommen, zumindest<br />

in der Grundschule...<br />

Und zur immer wieder solchen Initiativen<br />

entgegneten Kritik, die Kinder<br />

würden im Verkehrsalltag „entmündigt“,<br />

nicht zu selbständigen Handeln erzogen:<br />

Zwischendurch wird der „Bus“ – etwa<br />

an Nachmittagen – gerade aus diesem<br />

Grund ausgesetzt. „Im Vordergrund<br />

stand von Anfang an die Sicherheit“,<br />

erklärt Thomas Knoll. Ein Aspekt, der<br />

anfangs nur am Rande betrachtet wurde,<br />

sei die zusätzliche Bewegung, die viele<br />

Buben und Mädchen nun erfahren –<br />

teilweise ist der „Bus“ ja bis zu einer<br />

halben Stunde unterwegs. „Kinder und<br />

auch Erwachsene gehen heute nur noch<br />

wenig zu Fuß. Die Bewegung in der<br />

Früh und die zusätzliche Sauerstoffaufnahme<br />

tut einfach gut!“ Der „Walking<br />

Bus“ ist somit auch eine wertvolle Präventionsmaßnahme!<br />

Suchen Sie noch immer?<br />

www.fundinfo.it<br />

23


24<br />

Foto: Stefan Gasser<br />

VINTL<br />

Höfeweg führt durch<br />

„Tal der Schätze“<br />

Die Idee einen Höfeweg in der ortschaft Pfunders (Gemeinde Vintl) zu verwirklichen,<br />

entstand vor zwei Jahren im zuge einer Werkstätte zur nachhaltigen touristischen<br />

Erschließung des Pfunderertales. Demnächst beginnen die Arbeiten, im nächsten<br />

Sommer soll der Weg eröffnet werden.<br />

Stefan Gasser<br />

Die beiden Tourismusgebiete<br />

Gitschberg-Jochtal und Vintl-<br />

Pfunders-Weitental haben sich im Jahr<br />

2007 zusammengetan und treten seitdem<br />

gemeinsam auf. Der Grund für diesen<br />

Schritt lag aus Sicht von Vintl-Pfunders-<br />

Weitental darin, sich einem starken<br />

und bekannten Partner anzuschließen.<br />

Gitschberg-Jochtal wurde im Gegenzug<br />

um eine landschaftlich überaus attraktive<br />

und bis dahin touristisch kaum<br />

erschlossene Zone erweitert.<br />

Damit das Gebiet Vintl-Pfunders-<br />

Weitental in Form eines nachhaltigen<br />

sanften Tourismus erschlossen werden<br />

kann, hat sich eine Arbeitsgruppe aus<br />

verschiedenen Vertretern des Tourismus,<br />

des Gastgewerbes und der Politik gebildet,<br />

um ein entsprechendes Konzept<br />

zu erarbeiten. Nach mehreren Treffen<br />

AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>N<br />

nehmen nun einige Ideen bereits konkrete<br />

Formen an: Eine ist die Errichtung<br />

eines Höfeweges in Pfunders.<br />

Natur- und Kulturlandschaft<br />

als Ausgangspunkt<br />

Im Gegensatz zu den restlichen Gebieten<br />

der Ferienregion Gitschberg-Jochtal<br />

wartet Vintl-Pfunders-Weitental mit<br />

landesweit nahezu einzigartigen natur-<br />

und kulturräumlichen Qualitäten<br />

auf. Das Gebiet ist durch eine weithin<br />

erhaltene, historisch gewachsene Natur-<br />

und Kulturlandschaft charakterisiert.<br />

Ländliches Brauchtum und Ursprünglichkeit<br />

sind hier noch erlebbar. Diese<br />

Grundlagen legen eine Ausrichtung<br />

der touristischen Entwicklung auf die<br />

Förderung des ländlichen Tourismus<br />

mit starker Verwurzelung in der Landwirtschaft<br />

nahe.<br />

Am „Höfeweg“ warten kulinarische und handwerkliche Besonderheiten des Pfunderertales – aber auch<br />

tolle Panoramablicke, wie jenen über die Ortschaft Pfunders von einer Erhöhung oberhalb des Grafhofes.<br />

Ausgangspunkt in jeder Region ist<br />

eben nur die „Kulturlandschaft“, die<br />

schon da ist. So entstand die Idee, die<br />

historisch-kulturellen Grundlagen des<br />

Gebietes in Form der „Schatzmeile<br />

Vintl-Pfunders-Weitental“ vorzustellen.<br />

Die größten Schätze des Tales sind die<br />

einmalige Natur- und Kulturlandschaft,<br />

sowie das alte traditionelle Handwerk,<br />

z.B. die Hutmacherin, der Fassbinder,<br />

der Radmacher und die Filzerin. Daraus<br />

wurde von der Arbeitsgruppe das<br />

Konzept des Themenweges „Höfeweg<br />

Pfunders“ abgeleitet.<br />

Handwerkern bei der Arbeit<br />

über die Schulter schauen<br />

Der Höfeweg bringt die einzigartige<br />

Natur- und Kulturlandschaft und das<br />

alte traditionelle Handwerk unter einen<br />

Hut, indem die Ortschaft Pfunders


auf bestehenden Wegen „umwandert“<br />

wird. Gleichzeitig können die Besucher<br />

bei den Höfen einkehren, um den<br />

„Handwerkern“ bei der Arbeit über die<br />

Schultern zu schauen. In der Hofschenke<br />

gibt es den bekannten Pfunderer<br />

Käse, während auf anderen Höfen frisch<br />

gebackenes Brot oder Speck verkostet<br />

werden können. Im „Hofladele“ besteht<br />

die Möglichkeit die Produkte<br />

zu kaufen.<br />

Zusätzlich zu den kulinarischen und<br />

handwerklichen Besonderheiten des<br />

Tales bietet der Höfeweg Pfunders<br />

die Möglichkeit auf einer Plattform<br />

beim Pichlerhof die herrliche Aussicht<br />

talauswärts zu genießen. Diese liegt<br />

auf einer alten Trockenmauer und ist<br />

mit einer Panoramakarte versehen, die<br />

über die wichtigsten Gebäude sowie<br />

die umliegenden Berggipfel informiert.<br />

Weiters finden sich mehrere Sitzgelegenheiten<br />

entlang der Strecke, die<br />

zum gemütlichen Verweilen einladen.<br />

Um den Höfeweg auch für Kinder und<br />

Familien attraktiv zu gestalten sind<br />

interaktive Stationen geplant, damit<br />

die Wanderung spannend bleibt und<br />

zu einem Erlebnis wird.<br />

Interaktive Stationen bringen<br />

spannende Erlebnisse<br />

So gibt es z.B. einen drehbaren Sagenwürfel<br />

in der Nähe des Waldbrunnens,<br />

mit dem verschiedene Sagen aus dem<br />

Ort zusammengestellt werden können.<br />

Bei einer schönen alten Trockenmauer<br />

im Dorf können verschiedene Tier- und<br />

Pflanzenbewohner des Mauerhotels<br />

besucht und dabei entdeckt werden. An<br />

der Station „Pfunderer Kuriositäten“<br />

stoßen die Besucher auf ungewöhnliche<br />

Flurnamen, wie „Bleckorsch“ oder den<br />

weit über die Grenzen des Tales hinaus<br />

bekannten Zwerg „Jutta Krickla“,<br />

der aufgrund seiner Zwergwüchsigkeit<br />

mit einem Zirkus auf Europatournee<br />

gegangen ist.<br />

Die Wasser-Erlebnisstation am Zusammenfluss<br />

des Lehen- und Pfunderer-<br />

Foto: Stefan Gasser<br />

Im Ofen des Obergasserhofes (rechts im Bild) in Pfunders wird noch<br />

regelmäßig Brot gebacken – nur eine Besonderheit am „Höfeweg“, die<br />

man nicht so schnell vergessen wird. Links: der Untergasserhof.<br />

baches ermöglicht es, die Kraft des<br />

Wassers am Beispiel von kleinen Wasserrädern<br />

zu erfahren. An der Dorfer<br />

Kapelle informiert eine Tafel über das<br />

Lawinenunglück 1951, bei dem sechs<br />

Menschen verschüttet wurden. Der<br />

Höfeweg kann einmal pro Woche mit<br />

einer Wanderführerin begangen werden<br />

und an zwei Wochentagen auf eigene<br />

Initiative, wobei an diesen Tagen drei<br />

Viertel der beteiligten Höfe zugänglich<br />

sind. Die Bauern arbeiten an diesen<br />

Tagen an ihren Produkten, und die<br />

Gäste haben die Möglichkeit, ihnen<br />

dabei zu zuschauen.<br />

Wurzeln des Pfunderertales<br />

zeigen und erhalten<br />

Ziel des Höfeweges ist, das Gebiet aufzuwerten<br />

und gleichzeitig historische,<br />

kulturelle, natur- und kulturlandschaftliche<br />

Wurzeln zu erhalten. Die Besonderheit<br />

beim Pfunderer Höfeweg ist,<br />

dass einzelne Hofstellen und auch das<br />

traditionelle Handwerk aktiv besichtigt<br />

werden können. Somit ist er nicht nur<br />

für Touristen interessant, die Land und<br />

Leute kennen lernen möchten, sondern<br />

auch für Einheimische. Zudem können<br />

Schulklassen vom Wissen der Pfunderer<br />

Bauern profitieren und noch einiges über<br />

die Besonderheiten der Pfunderer Natur<br />

und altes Brauchtum erfahren.<br />

Die Errichtung des Höfeweges Pfunders<br />

beginnt demnächst mit Verbesserungsarbeiten<br />

der bestehenden Wege.<br />

Im Frühling 2010 werden dann die<br />

Tafeln und Stationen angebracht und<br />

nach Abschluss der Arbeiten erfolgt die<br />

Eröffnung im Sommer 2010. Finanziert<br />

wird das Projekt großteils über den<br />

Ländlichen Entwicklungsplan 2007-<br />

2013, wobei die Gemeinde Vintl als<br />

Projektträger und die Almenregion<br />

Gitschberg-Jochtal als Auftragnehmer<br />

fungieren.<br />

zuM AuToR<br />

STEFAN GASSER<br />

ist Inhaber des Büros „umwelt & gis“<br />

in Brixen, welches sich hauptsächlich<br />

mit Landeschaftsplanung und<br />

Geoinformation beschäftigt – und die<br />

Arbeitsgruppe zur Konzeption des<br />

„pfunderer Höfeweges“ geleitet hat.<br />

25


26<br />

Interview: Ulrich Mayer<br />

Welcher Grundgedanke veranlasst<br />

die Gemeindeverwaltung,<br />

„Plätze der Begegnung“<br />

für Kinder zu schaffen und zu<br />

unterhalten?<br />

Für uns ist es öffentlicher Auftrag, dafür<br />

Sorge zu tragen, dass sich Kinder und<br />

Jugendliche im Dorf wohlfühlen. Die<br />

sozialen Bedürfnisse sollen berücksichtigt<br />

und besonders die Bewegung<br />

Die Kinder der St.-Peter-Siedlung hatten sich<br />

jüngst mit Gemeindereferentin Inge Clementi<br />

(im Bild) zusammengesetzt, um ein bei einer<br />

Unterschriftenaktion zusätzliches gefordertes<br />

Spielgerät gemeinsam auszusuchen.<br />

AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>N<br />

TERLAN<br />

„Kinder und Jugendliche<br />

sollen sich wohlfühlen“<br />

Gemeindereferentin Inge Clementi berichtet über die Bemühungen der Gemeinde Terlan,<br />

verschiedene attraktive Anlagen für die Freizeitgestaltung der Jüngsten zu schaffen.<br />

zusammengefasst sind diese seit kurzem in einer eigenen Informationsbroschüre.<br />

Foto: Gemeinde Terlan/Alex Puska<br />

und Kreativität gefördert werden. Wir<br />

versuchen, die Bedürfnisse der Kinder<br />

und Jugendlichen zu erkennen und<br />

Plätze für verschiedene Altersgruppen<br />

zu schaffen so z.B. den Ballspielplatz<br />

für größere Kinder in der Unterkreuth<br />

oder den Kleinkinderspielplatz im Dorfzentrum.<br />

Wer „führt“ die verschiedenen<br />

Ball- und Spielplätze in Terlan,<br />

Siebeneich und Vilpian? Und<br />

zu welchen Bedingungen?<br />

Einige unserer Spielplätze werden ehrenamtlich<br />

von Vereinen geführt, so z.B.<br />

der Ballspielplatz in Siebeneich vom<br />

Fußballclub Siebeneich, der Spielplatz<br />

vom VKE Siebeneich. Die Naherholungszone<br />

in Vilpian wird vom Sport-<br />

verein Bachau geführt. Die Plätze in<br />

Terlan werden von der Gemeinde selbst<br />

betreut, unterstützt vom Spielplatzkomitee<br />

Terlan. Der Ballspielplatz „Platzl“ in<br />

der Unterkreuth wird von einer Anrainerin<br />

gemeinsam mit den kleinen und<br />

großen Benutzern betreut.<br />

Welche Investitionen stehen<br />

noch auf Ihrer Wunschliste –<br />

bzw. auf jener der Kinder und<br />

Jugendlichen von Terlan?<br />

Ein großes Anliegen ist die Neugestaltung<br />

des Pausenhofes in Terlan. Dort<br />

sollte in einem Projekt mit Schule und<br />

Gemeinde den Bedürfnissen der Grund-<br />

und Mittelschüler Rechnung getragen<br />

werden. Das Partizipationsprojekt kann<br />

jedoch erst beginnen, wenn der Standort<br />

der neuen Bibliothek feststeht.<br />

Eine bunte Broschüre informiert<br />

über das Spielplatzangebot<br />

in Terlan, Siebeneich<br />

und Vilpian. Was und wen<br />

wollen Sie damit erreichen?<br />

Die Idee zu einem Spielplatzführer<br />

entstand eigentlich ganz zufällig. Wir<br />

haben gemerkt, dass nicht alle über die<br />

Spielplatzangebote im Gemeindegebiet<br />

informiert waren. Unsere Angebote<br />

sollen Treffpunkte für alle sein,<br />

um sich zu bewegen, um Kontakte zu<br />

knüpfen und um Anschluss zu finden<br />

oder einfach nur um ein „Ratscherle“<br />

zu machen. Auf diese Weise haben<br />

auch die Eltern die Möglichkeit, sich<br />

besser kennenzulernen und gemütlich<br />

auszutauschen.<br />

Welche weiteren kommunalen<br />

Initiativen ergänzen in<br />

Terlan das Freizeitangebot für<br />

Kinder und Jugendliche?<br />

Wir haben verschiedene Betreuungs-<br />

und Ferienangebote initiiert: Die<br />

Grund- und Mittelschüler werden am<br />

Nachmittag durch den Verein „Die<br />

Kinderfreunde“ betreut. In den Weihnachts-,<br />

Semester- und Osterferien,<br />

sowie in den Sommerferien werden<br />

tolle Programme vom Jugenddienst<br />

Mittleres Etschtal und vom Verein<br />

„Die Kinderfreunde“ angeboten. Diese<br />

ganzjährige Betreuung ermöglicht<br />

es vielen Menschen, Beruf und<br />

Familie unter einen Hut zu bringen.<br />

Hinzu kommt selbstverständlich das<br />

sehr rege sportliche und kulturelle<br />

Vereinsleben.


„Plätze der Begegnung“ für die<br />

Kleinsten<br />

In Terlan, siebeneich und Vilpian wurden<br />

in den vergangenen Jahren eine<br />

reihe von spielplätzen neu errichtet.<br />

Andere sind ausgebaut worden.<br />

eine bunte Broschüre gibt nun einen<br />

Überblick, wo Kinder in der freien<br />

Natur unbeschwert laufen, springen<br />

und spielen können.<br />

Laufen, springen, spielen: „Für die<br />

entwicklung unserer Kinder ist es<br />

wichtig, dass sie sich bewegen und<br />

sich mit anderen Buben und mädchen<br />

in der freien Natur treffen“,<br />

betont Bürgermeister Klaus runer.<br />

Dabei könnten sich auch die eltern<br />

kennen lernen und gemütlich austauschen,<br />

was sicherlich die Qualität des<br />

Zusammenlebens fördere. eine bunte<br />

Broschüre mit dem Titel „plätze der<br />

Begegnung“ zeigt nun nicht nur, in<br />

welchem Bereich in den vergangenen<br />

Jahr gezielt investiert worden ist, sondern<br />

gibt auch einen Überblick über<br />

die Ball- und spielplätze sowie erholungszonen<br />

im Gemeindegebiet.<br />

2007 ist ein Ballspielplatz samt kleiner<br />

Tribüne in der „unterkreuth“<br />

beim petersbach entstanden; er ist<br />

für größere Kinder bestimmt, die mit<br />

den Geräten auf klassischen spielplätzen<br />

nicht mehr so viel anfangen<br />

können. Der nur zu Fuß erreichbare<br />

Kinderspielplatz „petersbach“ ist im<br />

vergangenen Jahr erneuert worden;<br />

der angenehm schattige Ort bietet zu<br />

jeder Jahreszeit verschiedene spielgeräte<br />

und natürliche Freiräume.<br />

mitten in Terlan, neben dem Kindergarten<br />

und dem Altenheim wurde<br />

2006 der „Kinderspielplatz der<br />

sinne“ mit Klangkörper, Drehscheiben<br />

und schwebebalken verwirklicht.<br />

Im Vorjahr ist neben der Grund- und<br />

Foto: Gemeinde Terlan/Alex Puska<br />

Michael Schwarz auf dem Spielplatz im Dorfzentrum – dieses<br />

Aktionsfoto wurde für die Titelseite des „Terlaner Spielplatzführers“<br />

ausgewählt. Die Broschüre informiert über das beachtliche Spielplatzangebot<br />

in Terlan, Siebeneich und Vilpian.<br />

mittelschule im Dorfzentrum ein weiterer<br />

Kinderspielplatz entstanden, der<br />

zum Verweilen einlädt. Bereits 2001 gebaut,<br />

wurde der große Kinderspielplatz<br />

mit sandlandschaft am st.-peter-Weg<br />

2008 erneuert.<br />

Der Ballspielplatz in der sportzone<br />

wurde im vergangenen Jahr mit einem<br />

spielturm ergänzt. Zwischen mittelschule<br />

und Grundschule befindet sich<br />

seit mittlerweile 18 Jahren eine große<br />

Fläche, welche für Fußball, Volleyball<br />

und andere Ballspiele genutzt werden<br />

kann; die Fläche wird auch als pausenhof<br />

für die schulen verwendet.<br />

2002 entstand der öffentliche Ballspiel-<br />

platz bei der Grundschule siebeneich.<br />

An der Bahnhofstraße befindet sich<br />

dort ein weiterer Ball- und Kinderspielplatz,<br />

der 1991 errichtet und<br />

eben erst erneuert worden ist.<br />

2003 ist der kleine, gemütliche Kinderspielplatz<br />

am Waldweg in Vilpian<br />

entstanden, 1998 der Ballspielplatz<br />

bei der örtlichen Grundschule. Am<br />

Dorfeingang befindet sich dort die<br />

1980 verwirklichte Naherholungszone<br />

„Bachau“, die neben einem<br />

Trimm-Dich-pfad, einem Fußball- und<br />

einem Volleyballfeld auch schaukel<br />

und sandkiste sowie sitzgelegenheiten<br />

bietet.<br />

27


28<br />

Josef Bernhart<br />

Es war zwar nicht einer dieser 300<br />

herrlichen Sonnentage im Jahr,<br />

die das Bikeparadies Vinschgau Einheimischen<br />

und Gästen bietet, aber die<br />

Stimmung war trotzdem weltmeisterlich.<br />

Die Rede ist vom Startschuss zum innovativsten<br />

CUP Südtirols, der kürzlich in<br />

der Gemeinde Latsch erfolgte. Ab sofort<br />

stehen für ambitionierte Hobby- und<br />

Freizeitradler vier ausgewählte Routen<br />

zur Verfügung, die man nach Lust und<br />

Laune absolvieren kann. Das Besondere<br />

daran: Man nimmt ein GPS-Gerät mit<br />

und lädt im Anschluss an die Tour seine<br />

Fahrtdaten ganz einfach über die Seite<br />

des Tourismusvereins ins Internet. Damit<br />

ist man bereits im Rennen und der<br />

AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>N<br />

LATSCH<br />

Bürgermeister oder<br />

Weltmeister?<br />

Die Gemeinde Latsch organisiert ein Mountainbike-Rennen der Extraklasse<br />

in zusammenarbeit mit der EuRAC und der universität Innsbruck.<br />

Vergleich mit den Besten beginnt.<br />

Die vier zur Auswahl stehenden Strecken<br />

sind sowohl mit dem Mountainbike (auf<br />

die Latscher oder Tarscher Alm) als auch<br />

mit dem Rennrad (nach St. Martin am<br />

Kofel und ins Martelltal) bewältigbar.<br />

Was an Emotionen und Erlebnissen<br />

bereits während der Fahrt spürbar ist,<br />

findet im Internet seine Ergänzung.<br />

Bequem können die eigene Fahrt noch<br />

einmal nachverfolgt, das Höhenprofil<br />

studiert, Fahrtzeiten und Geschwindigkeiten<br />

analysiert werden. Zusätzlich<br />

ist es möglich, sich mit den weltweit<br />

Besten zu vergleichen. Gemeint sind<br />

Eva Lechner und Nathalie Schneitter,<br />

die Aushängeschilder des Profiteams<br />

Colnago der Mountainbike-Frauen.<br />

Während Nathalie Schneitter aus der<br />

Schweiz bereits 2004 als Juniorenweltmeisterin<br />

erfolgreich war, hat Südtirols<br />

Top-Mountainbikerin Eva Lechner nach<br />

mehreren Italien- und Europameistertiteln<br />

nun auch einen WM-Titel errungen.<br />

Beide Profibikerinnen haben, ausgestattet<br />

mit GPS-Geräten je eine Strecke des<br />

Cups absolviert und sind ins Martelltal<br />

bzw. nach St. Martin am Kofel geradelt.<br />

Ihre Leistungen sind bereits im Internet<br />

und fordern nun alle Hobbyfahrer heraus,<br />

die sich noch bis Ende Oktober 2009<br />

in die Ergebnislisten eintragen können.<br />

Als zusätzliche Motivation werden unter<br />

allen Teilnehmern am Cup Sachpreise<br />

verlost und die oder der Zeitbeste insgesamt<br />

prämiert.<br />

Am 16. September 2009 wurde der<br />

GPS Mountainbike CUP Latsch auf


Foto: Eurac, Bozen<br />

dem Hauptplatz offiziell vorgestellt.<br />

Idee und Umsetzung stammen von<br />

der Europäischen Akademie Bozen<br />

(EURAC) in Zusammenarbeit mit der<br />

Universität Innsbruck im Rahmen des<br />

grenzüberschreitenden Innovationsnetzwerkes<br />

für Gemeinden GemNova.net<br />

(www.gemnova.net). Ausrichter der für<br />

Südtirol einzigartigen Initiative ist der<br />

Tourismusverein Latsch-Martell mit<br />

finanzieller Unterstützung durch die<br />

Gemeinde Latsch. Aus diesem Grunde<br />

ließ es sich Latschs Erster Bürger zum<br />

Auftakt auch nicht nehmen, auf dem<br />

eigens eingerichteten Testparcours eine<br />

erste Richtzeit vorzulegen. Wie gut sich<br />

Bürgermeister Karl Weiss auf dem Weg<br />

vom Latscher Haupt- zum Sportplatz im<br />

Vergleich zur amtierenden Weltmeisterin<br />

Eva Lechner geschlagen hat, kann im<br />

Internet unter www.latsch-martell.it/<br />

gps-mtb-cup nachverfolgt werden.<br />

Folgende Routen sind im Internet abrufbar:<br />

Latsch - Latscher Alm<br />

etappe 1 des Gps-mountainbike<br />

Cup Latsch - der Klassiker<br />

auf die Latscher Alm<br />

• startdatum: 16.09.2009<br />

• enddatum: 31.10.2009<br />

• Ziel: Latscher Alm (1715m)<br />

• start: Latsch (sportplatz) -<br />

Wertung ab AquaForum bis<br />

Latscher Alm<br />

• Bewertung: 4 sterne<br />

• schwierigkeitsgrad: mittel<br />

Latsch - Martell/Stausee<br />

etappe 2 des Gps-mountainbike<br />

Cup Latsch - eine tolle strecke<br />

ins martelltal am stausee vorbei<br />

bis zum Gasthof schönblick<br />

• startdatum: 09.09.2009<br />

• enddatum: 31.10.2009<br />

• Ziel: Gasthof schönblick<br />

(2100m)<br />

• start: Latsch (Bahnhof) -<br />

Wertung ab Ortsende morter<br />

(Abzweigung montani)<br />

bis Gasthof schönblick<br />

• Bewertung: 4 sterne<br />

• schwierigkeitsgrad: mittel<br />

zuM AuToR<br />

JOSEF BERNHART<br />

ist stellvertretender Leiter des eurAC -<br />

Institutes für public management und<br />

südtirol-Koordinator des grenzüberschreitenden<br />

Innovationsnetzwerkes<br />

für Gemeinden „Gem.Nova.net“.<br />

Latsch - St. Martin am Kofel<br />

etappe 3 des Gps-mountainbike<br />

Cup Latsch - Hier geht‘s<br />

rauf auf den sonnenberg<br />

oberhalb von Latsch<br />

• startdatum: 09.09.2009<br />

• enddatum: 31.10.2009<br />

• Ziel: st. martin am Kofel<br />

(Bergstation 1740m)<br />

• start: Latsch (Talstation Bergbahn)<br />

- (Wertung ab Winkelweg<br />

(Apotheke) Kastelbell bis<br />

200m vor Bergstation)<br />

• Bewertung: 4 sterne<br />

• schwierigkeitsgrad: mittel<br />

Vergleich mit den Besten:<br />

Weltmeisterin Eva Lechner<br />

(links) mit Team bei der<br />

Vorstellung in Latsch<br />

Latsch - Tarscher Alm<br />

etappe 4 des Gps-mountainbike<br />

Cup Latsch - die 2. strecke<br />

auf den Nördersberg über<br />

Tarsch - eine tolle etappe mit<br />

teilweise knackigen Anstiegen<br />

und belohnenden Aussichten<br />

• startdatum: 09.09.2009<br />

• enddatum: 31.10.2009<br />

• Ziel: Tarscher Alm (1940m)<br />

• start: Latsch (sportplatz) -<br />

(Wertung ab AquaForum bis<br />

Tarscher Alm)<br />

• Bewertung: 5 sterne<br />

•<br />

schwierigkeitsgrad: schwer<br />

29


30<br />

Elisabeth Baur<br />

LADINIEN<br />

Für Kinderfreundlichkeit<br />

ausgezeichnet<br />

Der VKE-Preis für die kinderfreundliche Gemeinde ging heuer an gleich drei<br />

Gemeinden, die sich gemeinsam um diese Auszeichnung beworben hatten.<br />

Die Wahl des Vereins für Kinderspielplätze und Erholung war auf St. ulrich,<br />

St. Christina und Wolkenstein gefallen.<br />

Bereits seit vielen Jahren erarbeiten<br />

die Familien-, Sozial- und Jugendreferate<br />

der drei Grödner Gemeinden<br />

gemeinsame Projekte und Initiativen<br />

im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit.<br />

So wird auf Talebene seit acht<br />

Jahren in enger Zusammenarbeit der<br />

Gemeindeverwaltungen und der VKE-<br />

Sektion Gröden der Kindersommer<br />

„L’Pavel“ organisiert: Kinder von vier<br />

bis elf Jahren können sechs bis acht<br />

Sommerwochen mit Spiel, Sport und<br />

Kultur verbringen.<br />

Vor einigen Jahren wurde die Kindertagesstätte<br />

„Cesa di pitli“ in St. Christina<br />

eröffnet, die auch von Kleinkindern<br />

aus den Nachbargemeinden besucht<br />

werden kann, da eine entsprechende<br />

Konvention abgeschlossen worden ist.<br />

Seit dem vergangenen Jahr wird auch<br />

die Nachmittagsbetreuung von Grundund<br />

Mittelschülern unterstützt, die in<br />

den Grödner Ortschaften von der Sozialgenossenschaft<br />

„Die Kinderfreunde<br />

Südtirol“ angeboten wird. Diese Initiativen<br />

waren Beweggründe für die<br />

VKE-Auszeichnung.<br />

Einen wichtigen Grund stellte auch das<br />

große Angebot an Kinderspielplätzen<br />

dar, welche von den Gemeinden vorbildlich<br />

gewartet und immer wieder durch<br />

neue Spielstrukturen ergänzt werden.<br />

Weiters: die ehemalige Grödner Bahntrasse,<br />

die einen beliebten Spazierweg<br />

und somit eine verkehrsfreie Verbindung<br />

zwischen den Ortschaften und<br />

AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>N<br />

Foto: Gemeindeblatt St.Ulrich<br />

Stolz auf die Auszeichnung (von links): VKE-Geschäftsführer Roberto<br />

Pompermeier, Sozialreferentin Waltraud Dellago und Bürgermeister<br />

Roland Demetz aus Wolkenstein, Sozialreferentin Elisabeth Baur und<br />

Bürgermeister Ewald Moroder aus St.Ulrich, Vorsitzende Doris Dellago<br />

vom VKE Gröden, Bürgermeister Bruno Senoner und Sozialreferent<br />

Robert Ploner aus St.Christina.<br />

in den Dörfern selbst, einen geeigneten<br />

Raum für Ruheplätze und Spielecken<br />

darstellt.<br />

Die Möglichkeit der Freizeitgestaltung<br />

für Jugendliche wurde in den<br />

vergangenen Jahren gemeinsam mit<br />

dem Dachverband der Jugendvereine<br />

und Jugendgruppen „Neus Jeuni“ um<br />

verschiedene Angebote bereichert, wie<br />

zum Beispiel durch die Errichtung des<br />

neuen Gebäudes für Jugend, Kunst und<br />

Kultur, in dem nun der Jugendtreff des<br />

Tales „L saut“ untergebracht ist.<br />

Seit fünf Jahren ist der „Valgardena<br />

Night Bus“ für die Jugendlichen des<br />

Tales ein beliebtes Verkehrsmittel. Der<br />

Dienst, der von den Grödner Gemeinden<br />

organisiert und mitfinanziert wird,<br />

stellt eine zusätzliche Sicherheit für<br />

Jugendliche und Familien des Tales dar.<br />

Die traditionellen Familienwochen und<br />

verschiedene Kinderfeste, die von den<br />

Vereinen und Gemeindeverwaltungen<br />

Jahr für Jahr veranstaltet werden, runden<br />

die fruchtbringende Zusammenarbeit<br />

der Grödner Gemeinden ab.<br />

zuM AuToR<br />

ELISABETH BAUR<br />

Oberschullehrerin und pharmazeutin;<br />

ist seit neun Jahren Gemeindereferentin<br />

in st. ulrich.


Helmut Kopp<br />

ÜBER <strong>DIE</strong> GRENZE GESCHAUT<br />

TIROL<br />

„Zukunft bringt gewaltige<br />

Herausforderungen“<br />

In großem Einvernehmen mit den Bürgermeistern der angeschlossenen Gemeinden<br />

hat der Altenwohnheimverband Telfs und umgebung ab 1989 in einem gewaltigen<br />

Investitionsprogramm drei Pflegeheime, sieben Liegenschaften für Betreutes Wohnen<br />

und ein Pflegeheim für psychisch Kranke errichtet.<br />

Der Verband betreibt an den verschiedenen<br />

Standorten Tagesheime,<br />

verwaltet offene Cafeterias, führt<br />

die ambulanten Dienste der Hauskrankenpflege<br />

und Heimhilfe durch und<br />

betreut vom Essen auf Rädern über<br />

Wäschedienste und Besuchsdienste bis<br />

zur Hospizbewegung eine breite Palette<br />

von Diensten, die zum Teil auch<br />

ehrenamtlich durch Mitglieder der Vinzenzgemeinschaft,<br />

der Pfarren und der<br />

Gemeinden erbracht werden.<br />

Mit seinen 210 Mitarbeitern, die in<br />

einem klaren Organigramm kommunizieren,<br />

hat der Verband das Glück,<br />

dass ein hoher Prozentsatz, vor allem<br />

in den drei Pflegeheimen, mit diplomierten<br />

Frauen und Männern tätig ist.<br />

Die Pflegeheime haben auch Hauskapellen,<br />

in denen die Priester der Region<br />

wöchentlich das Messopfer feiern.<br />

Die Mitarbeiter arbeiten nach dem<br />

Pflegesystem Erich Böhm, in dem die<br />

Menschenwürde und die Persönlichkeit<br />

besonders geschützt sind und das Bemühen<br />

der täglichen Aktivierung und<br />

Betreuung Vorzug hat.<br />

Ein Team von Frauen bemüht sich<br />

um den Bereich der Animation, wo<br />

in Bastel- und Malgruppen, bei wöchentlichem<br />

Gedächtnistraining, bei<br />

Seniorentanz und beeindruckenden<br />

Gesangsrunden und organisierten Tagesausflügen<br />

den Menschen, die dem<br />

Verband anvertraut sind, eine ihnen<br />

angemessene Unterhaltung und schöne<br />

Foto: Marktgemeinde Telfs/Stefan Dietrich<br />

Erlebnisse vermittelt werden und was<br />

ein Aktivprogramm vor allem auch für<br />

Behinderte darstellt.<br />

Der Verband ist auch Ausbildungshaus<br />

für auszubildendes Pflegepersonal. Man<br />

lebt in Partnerschaft mit der Marktgemeinde<br />

Lana und hat in vielen Begegnungen<br />

mit den dortigen Einrichtungen<br />

einen guten Erfahrungsaustausch.<br />

In der Hochrechnung für die Zukunft<br />

werden in 13 Jahren 165 Prozent mehr<br />

über 85-Jährige leben und gleichzeitig<br />

wird die Geburtenziffer zurückgehen.<br />

Das Steigen des Lebensalters ist vorerst<br />

natürlich erfreulich, die Verantwortlichen<br />

des Verbandes wissen jedoch, dass<br />

die Herausforderung in der Zukunft<br />

eine gewaltige sein wird, und die Sorge<br />

um die systemerhaltenden Mitarbeiter<br />

ist nicht unerheblich.<br />

Aus diesen Gründen ist man froh,<br />

dass das Land Tirol hier ein Aus-<br />

bildungsprogramm für die Zukunft<br />

entwickelt. Der Verband betreut Menschen<br />

bis zur Pflegestufe 3 gut und<br />

federt somit einigermaßen den hohen<br />

Aufwand für qualitativ hochwertige<br />

Pflegeheime ab.<br />

zuM AuToR<br />

HELMUT KOPP<br />

ist Obmann des Altenwohnheimverbandes<br />

Telfs und umgebung, der einer<br />

der ersten Verbände des Landes Tirol<br />

ist und neben der marktgemeinde Telfs<br />

die Gemeinden Flaurling, Oberhofen,<br />

pfaffenhofen, rietz, pettnau, seefeld,<br />

reith, Leutasch und scharnitz betreut.<br />

Jüngst konnte der Telfser<br />

Altbürgermeister<br />

Helmut Kopp, Obmann<br />

des Altenwohnheimverbandes<br />

Telfs, mit<br />

vielen Gästen die<br />

Eröffnung der neuen<br />

„Seniorenresidenz“ in<br />

Seefeld feiern.<br />

31


32<br />

Elisabeth Trebo<br />

Fast 70 Mitarbeiter der Gemeinschaftsküchen<br />

sind der<br />

Einladung zur Fachtagung gefolgt.<br />

Rositha Girbardt, zertifizierte<br />

Qualitätsmanagerin der Deutschen<br />

Gesellschaft für Ernährung (DGE<br />

e.V.) sprach über die Bedeutung<br />

der Ernährung im Alltag und deren<br />

Einfluss auf die Leistungsfähigkeit<br />

der Menschen. Sie erklärte<br />

mit Nachdruck, dass eine auf den<br />

Arbeitsalltag abgestimmte Ernährung<br />

einen positiven Einfluss auf<br />

die kurzfristige Leistungs- und<br />

langfristige Arbeitsfähigkeit der<br />

Beschäftigten hat.<br />

Langfristig haben Zusammensetzung<br />

und Menge der verzehrten<br />

Lebensmittel einen Einfluss auf<br />

die Entstehung chronisch degenerativer<br />

Krankheiten. Fettstoffwechselstörungen<br />

und Diabetes<br />

mellitus sowie daraus resultierende<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

zählen zu den häufigsten ernährungsbedingten<br />

Krankheiten.<br />

Auch Übergewicht ist hauptsächlich<br />

auf eine dauerhaft überhöhte<br />

Energiezufuhr, verbunden mit<br />

einer zu geringen körperlichen<br />

Aktivität, zurückzuführen. Über<br />

eine bedarfsgerechte Versorgung<br />

mit Energie und Nährstoffen, die<br />

gleichzeitig präventiv wirksame<br />

Inhaltsstoffe wie beispielsweise<br />

Ballaststoffe, n-3-Fettsäuren und<br />

SERVICE<br />

VERWALTUNGSSCHULE<br />

Gesunde Ernährung<br />

im Alltag<br />

Gemeinsam mit der Landesberufschule für das Gastgewerbe „Savoy“ in Meran lud die<br />

Verwaltungsschule des Südtiroler Gemeindenverbandes zu einer Fachtagung für die<br />

Mitarbeiter in den Gemeinschaftsküchen. unter dem Leitthema „Genuss & Gesundheit“<br />

referierten Experten über gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit.<br />

sekundäre Pflanzenstoffe liefert,<br />

leistet das Verpflegungsangebot<br />

somit einen enormen Beitrag zur<br />

Vermeidung von Krankheiten.<br />

Die Ernährungsberaterin und<br />

Fachlehrerin an der Landeshotelfachschule<br />

„Kaiserhof“ in Meran,<br />

Barbara Telser, berichtete über die<br />

nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung.<br />

Lebensmittel aus biologischkontrollierter<br />

Landwirtschaft und<br />

Herstellung stellen die Basis einer<br />

nachhaltigen Ernährung dar. Dabei<br />

richtet sich diese nach den<br />

Jahreszeiten und nach regionalen<br />

Produkten. Die Ernährungsgewohnheiten<br />

haben sich verändert<br />

und die aktuellen Trends,<br />

wie unter anderem der Kauf von<br />

vorgefertigten Produkten, kann<br />

nicht ignoriert werden. Deshalb ist<br />

hier eine Nachhaltigkeitsstrategie<br />

bei der Gemeinschaftsverpflegung<br />

sinnvoll.<br />

Im Rahmen einer Kochshow wurde<br />

den Teilnehmern die gesunde<br />

Südtiroler Küche mit Empfehlungen<br />

der Ernährungsexpertin<br />

Renate Mair und praktischen<br />

Tipps von Küchenchef Rudi<br />

Widmann schmackhaft gemacht.<br />

Die Teilnehmer konnten das eine<br />

oder andere Gericht verkosten und<br />

gesunde und köstliche Rezeptideen<br />

mit nach Hause nehmen.<br />

Nach dem Kochen wurden den<br />

Teilnehmern auch Tipps zum<br />

gesunden Einkaufen, Lagern,<br />

Foto: Shutterstock<br />

Die Teilnehmer an der Fachtagung „Genuss und Gesundheit“<br />

konnten neue und wichtige Informationen mit nach Hause<br />

nehmen, die jetzt hoffentlich in die Praxis umgesetzt werden.<br />

Verarbeiten und Konservieren von<br />

Lebensmitteln vermittelt.<br />

Spannung herrschte vor dem<br />

Vortrag von Professor Peter<br />

Nieschmidt (Fachhochschule<br />

München), welcher trotz des<br />

wissenschaftlichen Titels „Mitarbeiterführung<br />

auf dem Prüfstand<br />

– Arbeiten und Führen unter veränderten<br />

gesellschaftlichen Bedingungen“<br />

große Begeisterung<br />

bei den Teilnehmern auslöste. Er<br />

verstand es, einen kurzweiligen<br />

und informativen Bogen über das<br />

Arbeitsverständnis im Wandel<br />

der Jahrhunderte bis hin zu fundierten<br />

Tipps für eine zeitgemäße<br />

Mitarbeiterführung zu spannen.<br />

Der Professor sprach über die<br />

Tradition und Zukunft von Arbeit<br />

und Führung, vom Sinn und Unsinn<br />

motivierenden Führens und<br />

von der Sprache und Identität der<br />

Führungspersönlichkeiten.<br />

zuM AuToR<br />

ELISABETH TREBO<br />

ist mitarbeiterin der Verwaltungsschule<br />

im südtiroler Gemeindenverband.


RECHTSBERATUNG<br />

Experten geben<br />

hilfreiche Antworten<br />

Ich bin in Südtirol ansässig<br />

und Eigentümer einer über<br />

495 Kubikmeter großen<br />

Wohnung, für welche die<br />

Baukostenabgabe entrichtet<br />

worden ist. Ich möchte nun<br />

eine neue Wohnung mit 495<br />

Kubikmeter bauen, diese<br />

selbst nutzen und die andere<br />

vermieten. Steht mir für die<br />

neue Wohnung die Befreiung<br />

von der Baukostenab-<br />

gabe zu?<br />

Die Baukostenabgabebefreiung für<br />

den Bau der eigenen Wohnung zum<br />

ständigen Eigenbedarf im Höchstausmaß<br />

von 495 Kubikmetern wird jenen<br />

Personen zuerkannt, die zugleich folgende<br />

Voraussetzungen besitzen: Sie<br />

haben den meldeamtlichen Wohnsitz<br />

in einer Gemeinde des Landesgebietes;<br />

sie sind nicht Eigentümer, Fruchtgenuss-<br />

oder Nutzungsrechtsinhaber<br />

einer Wohnung im Mindestausmaß<br />

von 495 Kubikmetern und sind noch<br />

nie in den Genuss der Befreiung der<br />

eigenen Wohnung gekommen. Da Sie<br />

bereits Eigentümer einer Wohnung mit<br />

mehr als 495 Kubikmetern sind, steht<br />

Ihnen die Befreiung nicht zu.<br />

Bedarf es für die professionelle<br />

Ausübung einer nicht<br />

medizinischen und nicht diagnostischen<br />

Massagetechnik<br />

der Halsmuskulatur einer<br />

Ermächtigung von Seiten der<br />

Gemeindeverwaltung?<br />

Die Ausübung einer nicht medizinischen<br />

und nicht diagnostischen<br />

Massagetechnik der Halsmuskulatur<br />

unterscheidet sich von der<br />

viel umfassenderen Tätigkeit des<br />

Schönheitspflegers und ist demnach<br />

als eine „sonstige Dienstleistungstätigkeit<br />

für die Person“ im Sinne der<br />

Dienstleistungsordnung (Landesgesetz<br />

vom 16. November 2007, Nr. 11)<br />

anzusehen. Für die Ausübung dieser<br />

Massagetechnik sind somit auch nicht<br />

die von Art. 32 der Handwerksordnung<br />

vorgeschriebenen beruflichen<br />

Voraussetzungen für Schönheitspfleger<br />

notwendig. Somit kann die Tätigkeit<br />

im Sinne des Prinzips der freien<br />

Wirtschaftsinitiative des Art. 41 der<br />

italienischen Verfassung und in Ermangelung<br />

anderer Bestimmungen,<br />

die berufliche oder andere Voraussetzungen<br />

vorsehen, ohne eigene Ermächtigung<br />

von Seiten der Gemeinde<br />

ausgeübt werden.<br />

Welche urbanistische Zweckbestimmung<br />

müssen die<br />

Räumlichkeiten haben, in<br />

denen die Tätigkeit „Urlaub<br />

auf dem Bauernhof“ ausgeübt<br />

werden kann? Unterliegt<br />

diese Tätigkeit einer Lizenz?<br />

Gemäß den einschlägigen Landesvorschriften<br />

kann für die Tätigkeit „Urlaub<br />

auf dem Bauernhof“ ausschließlich<br />

Wohnvolumen genutzt werden, d.h.<br />

die urbanistische Zweckbestimmung<br />

der Räumlichkeiten muss „Wohnung“<br />

sein. Dies gilt für alle „Urlaub auf<br />

dem Bauernhof“-Tätigkeiten und<br />

somit nicht nur für die Beherbergung<br />

von Gästen, sondern auch für<br />

Hof-, Almen- und Buschenschänken.<br />

Diese Tätigkeiten können unmittelbar<br />

aufgenommen werden, sobald der<br />

Betroffene den Beginn der Tätigkeit<br />

der Gemeinde, in der die Tätigkeit<br />

ausgeübt wird, gemeldet hat.<br />

ABO-SERVICE<br />

Falsche Adresse?<br />

Wir haben uns sehr bemüht, die richtigen Adressen<br />

für die empfänger unserer Zeitschrift zu erfassen und<br />

in unsere Datenbank zu übertragen. Trotzdem können<br />

immer wieder Fehler passieren. Wir wären Ihnen<br />

sehr verbunden, wenn sie die Adresse auf dem<br />

Titelblatt kontrollieren und uns Fehler sofort mitteilen<br />

würden. ein Telefonanruf genügt: 0471 304655.<br />

Lingua sbagliata?<br />

Il periodico „Die Gemeinde - Il Comune“ viene<br />

stampato in lingua italiana e tedesca. Le abbiamo<br />

inviato l‘edizione tedesca, ma forse desidera ricevere<br />

(anche) quella italiana. se così fosse, La preghiamo di<br />

contattarci telefonicamente al numero 0471 304655.<br />

Neuer Abonnent?<br />

sie sind interessiert an einer Zusendung unserer<br />

Zeitschrift? Kein problem! Teilen sie uns bitte Ihren<br />

Namen und Ihre Adresse mit – wir senden Ihnen<br />

gern ab der nächsten Ausgabe ein exemplar.<br />

Besuchen sie dafür unsere Homepage www.gvcc.net<br />

oder rufen sie uns einfach an: Tel. 0471 304655.<br />

„Die Gemeinde - Il Comune“ erscheint fünfmal im<br />

Jahr und ist kostenlos.<br />

Kein Interesse?<br />

sie erhalten unsere Zeitschrift, möchten sie aber in<br />

Zukunft nicht mehr erhalten? Besuchen sie dafür<br />

bitte unsere Homepage www.gvcc.net; hier können<br />

sie mit Hilfe Ihrer Abo-Nummer, die sie auf der<br />

Titelseite finden, die Zeitschrift abbestellen.<br />

Ihr Südtiroler Gemeindenverband<br />

33


34<br />

Benedikt Galler<br />

Omnibus-Gesetze eingehend<br />

begutachtet<br />

Mit den so genannten Omnibus-<br />

Gesetzen hat sich der Rat der<br />

Gemeinden in den vergangenen<br />

Monaten intensiv auseinandergesetzt.<br />

Wurden im Bereich<br />

Landwirtschaft keine Einwände<br />

erhoben, so gab es zu den anderen<br />

Sammelgesetzen jeweils einige<br />

Bemerkungen und Vorschläge:<br />

Bereich Handel – Handwerk –<br />

Gastgewerbe – Bergbau:<br />

Der Rat der Gemeinden hat sich<br />

gegen die Nutzung eines einzigen<br />

Kassenareals durch mehrere Handelsbetriebe<br />

ausgesprochen, die<br />

im selben Gebäude untergebracht<br />

sind. Auch mit der Übertragung<br />

der Zuständigkeit für die Detailregelung<br />

im Bereich Öffnungszeiten<br />

der gastgewerblichen Betriebe und<br />

wöchentlicher Ruhetag an den<br />

Landeshauptmann war man nicht<br />

einverstanden. Es wurde die Beibehaltung<br />

der geltenden Regelung<br />

gefordert, wonach diese Aufgaben<br />

dem Bürgermeister zustünden.<br />

Bezüglich der Regelung über<br />

Steinbrüche, Gruben und Torfstiche<br />

hat der Rat der Gemeinden<br />

erklärt, gegen die Abschaffung<br />

des Landesplans zu sein, weil die<br />

Gemeinden dadurch an Mitsprache<br />

verlieren würden. Neben der<br />

Gemeinde, in welcher sich die<br />

Schottergrube befindet, sollten<br />

nach Auffassung des Rates auch<br />

weiterhin die angrenzenden<br />

Gemeinden um ein Gutachten<br />

angeschrieben werden, wenn sie<br />

vom Abbaubetrieb direkt betroffen<br />

sind.<br />

SERVICE<br />

RAT DER <strong>GEMEINDE</strong>N<br />

Verschiedene Stellungnahmen<br />

Bereich Personal und öffentliche<br />

Dienste:<br />

In diesen Gesetzesentwurf war<br />

der Vorschlag des Gemeindenverbandes<br />

übernommen worden<br />

– und wie auf Staatsebene die<br />

Frist für die Inventarisierung der<br />

Gemeindebeteiligungen an Gesellschaften<br />

und für die Abtretung<br />

von unzulässigen Beteiligungen<br />

bis Ende 2010 verlängert. Der<br />

Rat der Gemeinden hat deshalb<br />

die Ergänzung des Landesgesetzes<br />

über lokale öffentliche Dienstleistungen<br />

begrüßt.<br />

Bereich Enteignungen:<br />

Zu den Änderungen des Enteignungsgesetzes<br />

hat der Rat der<br />

Gemeinden angeregt, dass der<br />

landwirtschaftliche Grund nach<br />

marktwirtschaftlichen Kriterien<br />

entschädigt werden solle. So wäre es<br />

kein Problem, bei der Enteignung<br />

von Gründen für die Errichtung<br />

von Parkplätzen, auch wenn diese<br />

im Dorfzentrum gelegen sind, die<br />

Entschädigung für landwirtschaftlichen<br />

Grund anzuwenden.<br />

Bereich Wohnbauförderung:<br />

Um die Verwirklichung der<br />

Wohnbauprogramme für den<br />

so genannten Mittelstand zu<br />

beschleunigen, sieht der entsprechende<br />

Gesetzesentwurf in<br />

Gemeinden mit mehr als 10.000<br />

Einwohnern eine Ausschreibung<br />

durch das Wohnbauinstitut vor.<br />

Die Gemeinden sollen bei der<br />

Ausweisung von Flächen für den<br />

geförderten Wohnbau und der<br />

Erteilung der Baukonzessionen<br />

entweder nur angehört bzw. ausgeschaltet<br />

werden. Der Rat der Gemeinden<br />

vertritt den Standpunkt,<br />

dass die Gemeinde bezüglich der<br />

Ausweisung im Bauleitplan ein<br />

Vetorecht haben solle und vom<br />

Erlass der Baukonzession nicht<br />

ausgeschaltet werden dürfe.<br />

Begrüßt wurde hingegen, dass im<br />

Falle der Zuweisung von bebauten<br />

Grundstücken, die sich bereits im<br />

Eigentum der Gemeinde befinden<br />

oder von dieser angekauft werden,<br />

die Eingewiesenen in ähnlicher<br />

Weise wie im Falle der Zuweisung<br />

von Bauland einer Erweiterungszone<br />

gefördert werden. Damit wurde<br />

einer wiederholten Forderung des<br />

Gemeindenverbandes entsprochen.<br />

Allerdings müsste die Förderung<br />

in beiden Fällen dieselbe sein, damit<br />

die Wiedergewinnung von<br />

Altbaukubatur in den Dörfern in<br />

Schwung kommen kann.<br />

Der Rat der Gemeinden hat außerdem<br />

vorgeschlagen, in das Gesetz<br />

eine Regelung einzufügen, wonach<br />

gemeindeeigene Wohnungen, die<br />

ohne Landesförderung errichtet<br />

worden sind, zum Landesmietzins<br />

vermietet werden können, wobei<br />

der Mieter je nach seiner finanziellen<br />

Situation um das Wohngeld<br />

ansuchen kann.<br />

Dienste im Sozialbereich<br />

erhalten genaue Regeln<br />

Für die stationären Einrichtungen<br />

im Bereich Senioren (das sind<br />

in erster Linie die Alten- und<br />

Pflegeheime), für den Dienst der<br />

Hauspflege und für den Dienst<br />

„Begleitetes Wohnen für Senioren“<br />

hat die Landesverwaltung<br />

Akkreditierungskriterien sowie<br />

eine Regelung für den Ablauf<br />

vorbereitet. Der Rat der Gemein-<br />

den hat die Regelungen positiv<br />

begutachtet, er hat jedoch auf die<br />

Schaffung von bürokratischem<br />

Mehraufwand hingewiesen, wenn<br />

die Einführung von Dienstchartas<br />

und die Erstellung eines individuellen<br />

Betreuungsplans für jeden<br />

Klienten vorgeschrieben werden.<br />

Die Landesregierung hat diese<br />

Einwände des Rates bei der Verabschiedung<br />

der Verordnungen<br />

nicht berücksichtigt.<br />

Neuregelung der Volksanwaltschaft<br />

abgelehnt<br />

Die Landtagsabgeordneten Alessandro<br />

Urzì und Maurizio Vezzali<br />

wollen mit einem Gesetzesentwurf<br />

die Neuregelung der Volksanwaltschaft<br />

der Autonomen Provinz<br />

Bozen veranlassen. So soll ein<br />

stellvertretender Volksanwalt eingesetzt<br />

werden, welcher der jeweils<br />

anderen Sprachgruppe als jener<br />

des Volksanwaltes angehört. Der<br />

Volksanwalt soll Unregelmäßigkeiten<br />

bei der Justiz oder beim<br />

Rechnungshof anzeigen können.<br />

Der Rat der Gemeinden hat sich<br />

für die Beibehaltung der bestehenden<br />

Regelung ausgesprochen,<br />

die sich bewährt hat. Somit wurde<br />

zum Gesetzesentwurf ein negatives<br />

Gutachten abgegeben.<br />

zuM AuToR<br />

BENEDIKT GALLER<br />

ist Geschäftsführer des<br />

südtiroler Gemeindenverbandes<br />

und sekretär des rates der<br />

Gemeinden.


VERWALTUNGSRAT<br />

Wichtige Entscheidungen<br />

zusammengefasst<br />

Klaus Unterweger<br />

Kataster- und Grundbuchauszüge<br />

an die<br />

Bürger ausgeben<br />

Bei einem Treffen zwischen Präsident<br />

Arnold Schuler und dem<br />

zuständigen Abteilungsdirektor<br />

Klaus Gänsbacher wurde angeregt,<br />

dass die Gemeinden in verstärktem<br />

Maße den Bürgern die Kataster-<br />

und Grundbuchauszüge ausgeben<br />

sollten. Sie sollen dafür die Hälfte der<br />

entsprechenden Gebühr erhalten. In<br />

Kürze soll hierzu eine Vereinbarung<br />

zwischen Land und Gemeindenverband<br />

abgeschlossen werden; weiters<br />

sollen Kurse angeboten werden.<br />

Mit Landesrat über<br />

„Vergabe öffentlicher<br />

Arbeiten“ gesprochen<br />

Landesrat Florian Mussner hatte<br />

Vertretern des Verwaltungsrates einen<br />

Beschlussvorschlag der Landesregierung<br />

vorgestellt, durch welchen<br />

mehrere Bestimmungen des Landesgesetzes<br />

über die öffentlichen Arbeiten<br />

abgeschafft werden sollen. Die<br />

Vertreter des Gemeindenverbandes<br />

forderten einstimmig, dass die Landesregierung<br />

die Beschlussfassung<br />

solange aufschieben solle, bis die externen<br />

Gutachten der Fachexperten,<br />

sowie die Ergebnisse des Urteils des<br />

Verfassungsgerichtshofes bezüglich<br />

des Trentiner Gesetzes vorlägen. Es<br />

sei sehr bedenklich, wenn das Land<br />

freiwillig auf Befugnisse der primären<br />

Gesetzgebung und somit auf ein<br />

Stück Autonomie verzichte.<br />

Da die Landesregierung ihre Entscheidung<br />

nicht aufgeschoben hat, es<br />

aber widersprüchliche Informationen<br />

über den Inhalt der Entscheidung<br />

zum Landesbautengesetz gibt, werden<br />

der Landeshauptmann und der<br />

zuständige Landesrat aufgefordert,<br />

dem Gemeindenverband so schnell<br />

als möglich den Text der Entscheidung<br />

zukommen zu lassen. Ein erster<br />

Entwurf des Gutachtens von Professor<br />

Andrea Ambrosi bestätigt die<br />

Anwendbarkeit der Landesbestimmungen,<br />

solange sie nicht abgeschafft<br />

oder vom Verfassungsgerichtshof<br />

annulliert worden sind.<br />

Zwölf Delegierte für<br />

14. ANCI-Kongress 2009<br />

in Turin bestimmt<br />

In Anwesenheit des Vize-Generalsekretärs<br />

der ANCI, Nicola Cirimele,<br />

wählte der Verwaltungsrat folgende<br />

zwölf Delegierte für den ANCI-<br />

Kongress am 7. Oktober 2009 in<br />

Turin: Arnold Schuler, Luigi Gallo,<br />

Wilfried Battisti-Matscher, Rudolf<br />

Bertoldi, Diego Cavagna, Franz<br />

Complojer, Bernhard Daum, Fritz<br />

Messner, Albert Pürgstaller, Albrecht<br />

Plangger, Giovanni Polonioli und<br />

Hartmann Reichhalter. Der Bürgermeister<br />

von Bozen, Luigi Spagnolli,<br />

nimmt von Rechtswegen am Kongress<br />

teil. Der Verwaltungsrat wählte<br />

zudem Arthur Scheidle als Vertreter<br />

in den ANCI-Nationalrat.<br />

Ecocenter AG mit Führung<br />

des Verbrennungsofens<br />

beauftragen<br />

Im Treffen mit Vertretern der Ecocenter<br />

AG und den Präsidenten der<br />

Bezirksgemeinschaften wurde berichtet,<br />

dass der neue Verbrennungsofen<br />

bereits 2013 in Betrieb gehen<br />

soll. Der Verwaltungsrat hatte sich<br />

bereits dafür ausgesprochen, dass<br />

mit der Führung die Ecocenter AG<br />

beauftragt werden solle. Damit alle<br />

Gemeinden und Bezirksgemeinschaften<br />

den Dienst beanspruchen<br />

können, sei es erforderlich, dass sie<br />

mit wenigstens einer Aktie an der<br />

Ecocenter AG beteiligt sind, wobei<br />

die Stadt Bozen den neuen Aktionären<br />

Aktien abtreten soll. Damit<br />

nicht einige Gemeinden ihre Abfalltarife<br />

kräftig erhöhen müssen, ist es<br />

notwendig bei der Landesregierung<br />

zu intervenieren, dass diese einen wesentlichen<br />

Teil der Finanzierung der<br />

Errichtung des Verbrennungsanlage<br />

übernimmt.<br />

Grippevirus: Bürgermeis-<br />

ter soll die Schulschließung<br />

anordnen<br />

Im Treffen zum Umgang mit dem<br />

Grippevirus A/H1N1, bei dem die<br />

Schulamtsleiter und der Gemeindenverband<br />

anwesend waren, wurde<br />

vereinbart, dass im Extremfall, auf<br />

Empfehlung des zuständigen Hygienedienstes,<br />

der Schuldirektor<br />

die Schließung von Klassen und<br />

der Bürgermeister die Schließung<br />

der Schule anzuordnen hat.<br />

Anfragen an Direktor der<br />

Agentur der Einnahmen<br />

gerichtet<br />

Im Treffen mit Goffredo Piscopo,<br />

Direktor der Agentur der Einnahmen<br />

von Bozen, wurden jüngst<br />

folgende Punkte besprochen:<br />

• Mehrwertsteuer-Nachforderungen<br />

für Enteignung von<br />

Gründen: Bekanntlich müssen<br />

einige Landwirte für Enteignungsentschädigungen,<br />

welche<br />

sie ohne Mehrwertsteuer kassiert<br />

haben, nun die Mehrwertsteuer<br />

nachzahlen. Sie verlangen in der<br />

Folge, dass ihnen die Gemeinde<br />

den Betrag rückerstattet. Die<br />

Agentur der Einnahmen hat zugesagt,<br />

auf eine schriftliche Anfrage<br />

des Gemeindenverbandes<br />

zu klären, ob die Gemeinde die<br />

Nachzahlung tätigen kann.<br />

Der Verwaltungsrat beschließt<br />

außerdem, eventuell auch den<br />

Rechnungshof mit diesen Fragen<br />

zu befassen.<br />

• Ausschluss der Mehrwertsteuer<br />

bei der Müllabfuhrgebühr: Mit<br />

einer weiteren Anfrage an die<br />

Agentur der Einnahmen möchte<br />

der Gemeindenverband Klärung<br />

in Bezug auf jene Situation<br />

erhalten, die sich aufgrund<br />

des jüngsten Urteils des Verfassungsgerichtshofes<br />

ergeben<br />

hat. Klärungsbedarf besteht<br />

bezüglich der Erstellung des<br />

Haushaltsplans 2010, aber auch<br />

bezüglich eventueller Rückforderungsanträge<br />

von Seiten der<br />

Bürger.<br />

• Registrierung der Raumordnungsverträge:<br />

Anhand eines<br />

konkreten Beispiels wird die<br />

Agentur der Einnahmen zur Registrierung<br />

der Raumordnungsverträge<br />

Stellung nehmen.<br />

zuM AuToR<br />

KLAUS UNTERWEGER<br />

Jurist; leitet das präsidium und die<br />

revisionsdienststelle des südtiroler<br />

Gemeindenverbandes.<br />

35


36<br />

Hugo Leiter<br />

Für den Anschluss von Telefon,<br />

PC und Drucker reicht<br />

mittlerweile ein Netzanschluss<br />

(LAN) aus. Zwei-, drei- oder vierpolige<br />

Kabel und die typischen<br />

Telefonstecker sind Vergangenheit.<br />

Das heißt: Nicht nur weniger<br />

Leitungen, Stecker und<br />

Verbindungskabel, sondern auch<br />

geringere Installationskosten. Im<br />

neu erbauten Rathaus von Leifers<br />

wurde 2006 die erste VoIP-Anlage<br />

installiert. Man entschied sich für<br />

einen „Asterisk“-Telefonserver:<br />

Zum einen handelt es sich um<br />

eine freie Software, zum anderen<br />

ist die Auswahl an passenden<br />

Telefongeräten verschiedener<br />

Hersteller groß. Offene Software<br />

ist im Internet gut dokumentiert<br />

(auch in Diskussionsforen), ein<br />

Reiz für IT-Manager. So wird die<br />

Anlage seit einem Jahr von den<br />

EDV-Technikern der Gemeinde<br />

selbst gewartet.<br />

15 VoIP-Anlagen gibt es mittlerweile<br />

in den Südtiroler Gemeinden.<br />

Wo verschiedene Standorte<br />

wie Bibliothek, Altersheim, Gemeindepolizei<br />

mit dem Rathaus<br />

über DSL, Glasfaser oder WLAN<br />

TECHNOLOGIE<br />

VoIP: ein digitales Netz für alles<br />

Sprache wird digitalisiert, komprimiert, verschlüsselt und über IP-Netze (Internet-<br />

Protokoll) übertragen. Das ist VoIP-Telefonie, „Voice over IP“ oder Sprache über<br />

IP-Netze – auch in Südtiroler Gemeinden und Bezirksgemeinschaften.<br />

Foto: Shutterstock<br />

SERVICE<br />

Telefonieren ist heute auch über Netzwerkverbindungen möglich – kostengünstig, abhörsicher<br />

und vor allem einfach: Das Telefon wird einfach an den USB-Anschluss des Computers gesteckt.<br />

vernetzt sind, konnten Amtstelefone<br />

durch interne Anlagen ersetzt<br />

werden. Fixkosten für die Amtsanschlüsse<br />

entfallen. Der Umzug<br />

eines Mitarbeiters von einem Büro<br />

in ein anderes ist problemlos und<br />

kann vom Mitarbeiter selbst durchgeführt<br />

werden. Das Telefongerät<br />

(wie der PC) muss nur am neuen<br />

Arbeitsplatz ans Netz gesteckt<br />

werden. Durchwahl und interne<br />

Nummer bleiben erhalten.<br />

In einigen Gemeinden wurden<br />

Anschaffungskosten durch den<br />

Einsatz von „Softphones“ reduziert.<br />

Kosten teilen -<br />

Umwelt schonen:<br />

www.gvcc.net/mitfahrboerse<br />

Mitarbeiter telefonieren über einen<br />

Hörer mit Mikrofon, der über den<br />

USB-Anschluss mit dem PC verbunden<br />

ist. Weitere Eigenschaften<br />

der VoIP-Telefonie sind:<br />

• Privatgespräche können gesondert<br />

verrechnet werden. Dazu gibt<br />

der Mitarbeiter am IP-Telefon<br />

eine PIN ein und kennzeichnet<br />

so sein nächstes Telefonat als<br />

Privatgespräch.<br />

• So wie am PC, kann man sich<br />

auch beim IP-Telefon an- und<br />

abmelden, um unautorisierten<br />

Zugriff zu vermeiden.<br />

• Anrufe oder Faxe in Abwesenheit<br />

können umgeleitet oder per E-<br />

Mail mitgeteilt werden.<br />

• IP-Telefonie ist abhörsicher<br />

(nicht so die traditionelle Telefonie).<br />

Daten-Verschlüsselung,<br />

„Intrusion-Detection“, Authentifizierung<br />

und Virtual Private<br />

Networks (VPNs) sind für die<br />

Übermittlung von Sprache übers<br />

Internet verfügbare, ausgereifte<br />

Sicherheitsmechanismen.<br />

• An der IP-Telefonie arbeiten viele<br />

Softwarefirmen. Eigenschaften<br />

werden entwickelt und einige<br />

davon zum Einsatz kommen.<br />

Der Südtiroler Gemeindenverband<br />

hat den Gemeinden und Bezirksgemeinschaften<br />

bereits im Jahr 2005<br />

empfohlen, bei Neuinstallationen<br />

von Telefonanlagen die VoIP-<br />

Technologie vorzusehen.<br />

zuM AuToR<br />

HUGO LEITER<br />

ist Leiter der eDV-Abteilung im<br />

südtiroler Gemeindenverband.


INTERN<br />

Der Südtiroler<br />

Gemeindenverband zu Gast<br />

Fotos: Südtiroler Gemeindenverband<br />

56. Österreichischer Gemeindetag in Lech am Arlberg<br />

Über 2.000 Bürgermeister aus<br />

ganz Österreich und auch eine<br />

Delegation des südtiroler Ge-<br />

meindenverbandes waren zu<br />

dieser Großveranstaltung angereist.<br />

Chiamparino zum ANCI-Präsidenten gewählt<br />

Südtiroler Bürgermeister<br />

unterstützen<br />

Wahl<br />

Die Vollversammlung des ANCI,<br />

des Nationalen Gemeindenverbandes<br />

hat bei ihrer sitzung in<br />

Turin, den dortigen Bürgermeister<br />

sergio Chiamparino zum<br />

neuen präsidenten gewählt.<br />

unterstützt wurde seine Kandidatur<br />

auch von den südtiroler<br />

schritte zur Bewältigung der<br />

Wirtschaftskrise, die Auflegung<br />

eines eigenen Konjunkturpaketes<br />

für die Gemeinden und die Verwaltungsreform<br />

- dies waren<br />

die großen Themen, welche bei<br />

Bgm. Dr. Arthur Scheidle und Amtskollegen Bgm. Dr. Fritz<br />

Karl Messner und der Vize-Präsident des Südtiroler<br />

Gemeindenverbandes, Wilfried Battisti-Matscher im<br />

Gespräch mit der Innenministerin Maria Fekter.<br />

Bürgermeistern, die als Vertreter<br />

des Gemeindenverbandes nach<br />

Turin gekommen waren: Bozens<br />

Bürgermeister Dr. Luigi spagnolli,<br />

Bürgermeister Wilfried Battistimatscher<br />

(Kaltern) und Bürgermeister<br />

Dr. Arthur scheidle (Klausen).<br />

unterstützt wurde Chiamparino<br />

von allen politischen Lagern unter<br />

anderem auch von roms Bürgermeister<br />

Gianni Alemanno.<br />

Foto: ANCI<br />

der Veranstaltung von dem präsidenten<br />

des Österreichischen<br />

Gemeindebundes, Helmut mödlhammer,<br />

und weiteren namhaften<br />

politikern wie dem Bundespräsi-<br />

denten Heinz Fischer, der Innenministerin<br />

maria Fekter, der<br />

Lebensminister Niki Berlakovich<br />

angesprochen wurden.<br />

Die Delegation des Südtiroler Gemeindenverbandes, bestehend<br />

aus Bgm. Dr. Arthur Scheidle, Bgm. Dr. Fritz Messner, Geschäftsführer<br />

Dr. Benedikt Galler und Vizepräsident Bgm. Wilfried<br />

Battisti-Matscher, gemeinsam mit dem Direktor des Bayerischen<br />

Gemeindetags, Dr. Jürgen Busse (2.v.l.).<br />

Sergio Chiamparino:<br />

Studium der Politikwissenschaften;<br />

seit 2001 Bürgermeister<br />

von Turin; Präsident<br />

des italienischen Gemeindeverbandes<br />

ANCI und Mitglied<br />

der Koordinationsgruppe der<br />

italienischen Großstädte mit<br />

Sonderstatus.<br />

37


38<br />

Historischer Moment<br />

Christian Egartner, Arnold Schuler und Sepp Noggler haben’s<br />

geschafft. Die drei ehemaligen Bürgermeister haben ihre Wurzeln<br />

nicht vergessen. Als Neo-Landtagsabgeordnete brachten sie<br />

innerhalb kurzer Zeit einen Gesetzesentwurf zum Rat der Gemein-<br />

den ein, welcher auf den jahrelangen Bemühungen und emsigen<br />

Vorarbeiten des Gemeindenverbandes fußte. Immer wieder ab-<br />

geblockt, hat sich die geforderte Aufwertung nun durchgesetzt.<br />

Der „Rat“ ist künftig kein Feigenblatt mehr, hat einen institutio-<br />

nellen Stellenwert und endlich eine aktive Rolle: Er muss ernst<br />

genommen werden, die Gemeinden müssen ernst genommen<br />

werden! Die Weichen für die Zukunft sind in die Richtung „echte<br />

Partnerschaft“ zwischen Land und Gemeinden gestellt. Und alle<br />

Bürger werden von dieser profitieren!<br />

Der Gemeine<br />

SCHNAPPSCHUSS<br />

„Der Schnappschuss<br />

schaut eher<br />

nach Fotomontage<br />

aus!“<br />

DAS ALLERLETZTE<br />

Acht (09)<br />

GLOSSE<br />

Das ist zwar „erst“ die achte Ausgabe unserer in Stadt und Land<br />

beliebten Zeitschrift. Da aber dieses Jahr bekanntlich dem Tiroler<br />

Heldenjahr 1809 gewidmet ist, soll auch diese vielgelesene Rubrik<br />

im Zeichen von (anno) 9 stehen.<br />

Schließlich sind auch wir Gemeindeler aufrechte Patrioten. Auch wenn<br />

wir nicht zum Festumzug nach Innsbruck eingeladen waren.<br />

Manche Bürgermeister, selbsteingenommen wie diese Spezies nun<br />

einmal ist, haben sich zwar über diese Ausgrenzung beschwert und<br />

gemeint, sie hätten sich die Andreas-Hofer-Wurst, die den Nordtiroler<br />

Kollegen für die Teilnahme serviert wurde, schon selber bezahlt.<br />

Aber man muss das schon verstehen: Wenn von den 20.000 geladenen<br />

Teilnehmern ohnehin nur 5000 auf (Süd-)Tirol entfallen, wovon<br />

wiederum 3000 den Schützen vorbehalten sind, dann kann man nicht<br />

auch noch 116 Bürgermeister/innen einladen. Ganz abgesehen davon,<br />

dass man dann die Ehrentribüne hätte vergrößern müssen.<br />

Obwohl, ein großes Gedränge hat es ja für diese Ehrenplätze nicht<br />

gerade gegeben. Man hatte schon im Vorfeld munkeln gehört, dass<br />

die Schützen bei der Defilierung demonstrativ von der Ehrentribüne<br />

wegschauen würden. Ist zwar etwas ungewohnt, dass die Schützen<br />

plötzlich nach links schauen. Aber wer weiß: Vielleicht sind dies schon<br />

die ersten Früchte des Gedenkjahres. Letzthin hat sogar Japan links<br />

gewählt und die hatten ja auch viele Kamikazes.<br />

Überhaupt mehren sich die Zeichen, dass anno 9 nicht der Vergangenheit<br />

angehört.<br />

Wie damals geht ein geheimes Raunen durch die Täler und immer<br />

öfter hört man wieder die alte Losung „Mander, es isch Zeit!“ Man<br />

spürt es förmlich, dass ein wichtiges Ereignis bevorsteht.<br />

Wenn die Parteigremien, welche jahrelang kaum einmal zusammengetreten<br />

sind, eine Sitzung nach der anderen einberufen, wenn plötzlich<br />

Wirtschafts-, Landwirtschafts- und Sozialausschüsse gegründet werden,<br />

wenn die „young generation“ und das Frauenvolk sich sammelt,<br />

wenn die Oppositionsparteien noch mehr Pressemitteilungen als sonst<br />

verschicken und ihre Sprüche von Tag zu Tag beleidigender werden,<br />

wenn die hohen Politiker aus Rom und Bozen wie Heuschreckenschwärme<br />

übers Land ziehen, dann „isch es Zeit“ für Wahlen.<br />

Verwundert verfolgen Bürgermeister, Referenten und Räte (die -innen<br />

natürlich auch) das bunte Treiben, das plötzlich losgebrochen ist.<br />

Sie lauschen mit Andacht den vollmundigen Parolen und schämen<br />

sich ein wenig, dass ihnen all die einfachen Lösungen für komplexe<br />

Probleme selbst nicht eingefallen sind.<br />

Der eine oder andere fragt sich sogar, wo all diese engagierten Leute,<br />

die sie in den letzten viereinhalb Jahren so selten gesehen haben,<br />

nun plötzlich herkommen.<br />

Aber so ist es immer bei großen Ereignissen: was wirklich zählt, das<br />

ist nicht die mühsame Tagesarbeit, was die Massen begeistert, das<br />

sind Visionen. Neue Ideen brauchen die Gemeinden.<br />

Neue Verwalter natürlich auch. Wie gut, dass die „Alten“ schon<br />

bei Zeiten entsorgt wurden. Sie haben uns ja wirklich nur einen<br />

Scherbenhaufen hinterlassen, wenn wir unsere Dörfer und Städte<br />

so anschauen.<br />

Die Frage, welche die Südtiroler und -innen brennend interessiert ist:<br />

Wer werden die Neuen sein?<br />

Werden es – wie anno 9 – wieder die Wirte sein, die die Führung<br />

übernehmen? Oder doch zumindest die Land-wirte?<br />

Aber darüber sollten sich die Leute nicht allzu viele Sorgen<br />

machen. Gott sei dank gibt es ja die Partei(en), welche<br />

die undankbare Last schultern, die richtigen Kandidaten<br />

auszusuchen. Es genügt, am Wahltag bereit zu sein, wenn<br />

es wieder einmal heißt: „Mander es isch Zeit!“


PR-INFO<br />

E-Payment: 48 Gemeinden<br />

schon mit dabei!<br />

Bereits 48 Gemeinden in Südtirol wenden E-Payment an.<br />

185.000 Rechnungen wurden seit Beginn des Jahres eingegeben.<br />

Mithilfe der Plattform E-<br />

Payment, einem Gemeinschaftsprojekt<br />

zwischen Südtiroler<br />

Sparkasse AG, Autonome Provinz<br />

Bozen, Südtiroler Gemeindenverband<br />

und Südtiroler Informatik<br />

AG können die Bürger ihre<br />

Zahlungen an die öffentlichen<br />

Verwaltungen ganz bequem über<br />

Vorteile für den Bürger<br />

das Internet Banking tätigen. Müllentsorgungskosten,<br />

Abwasser-<br />

und Trinkwassergebühren, Kindergartenbeiträge,<br />

Schulausspeisung,<br />

Gemeindeimmobiliensteuer (ICI)<br />

und vieles mehr werden von den<br />

verschiedenen lokalen Körperschaften<br />

in einer Datenbank zum<br />

Abruf bereitgestellt. Sie können<br />

• Kein Gang zur Bank und kein lästiges Abtippen der Rech-<br />

nungsdaten mehr notwendig. Die Zahlung kann mit einem<br />

einfachen Klick übers Internet durchgeführt werden.<br />

• Man ist nicht mehr an die Schalteröffnungszeiten gebunden.<br />

Die rechnungsdaten sind zu jeder Zeit und jederorts abruf-<br />

bar. ein zugestellter Beleg ist zur Zahlung nicht mehr länger<br />

notwendig.<br />

• Tippfehler werden vermieden! Die Zahlungsvordrucke im Inter-<br />

net Banking aller teilnehmenden Banken, sind bereits ausgefüllt<br />

und brauchen nur noch bestätigt werden.<br />

• Das Fälligkeitsdatum für die Auftragserteilung muss nicht<br />

abgewartet werden! Der Zahlungsauftrag kann vom Bürger<br />

sofort und ohne Nachteile erteilt werden.<br />

• Kein Vergessen mehr! Offene Schuldpositionen sind für den<br />

Bürger sofort und immer ersichtlich – dies bedeutet, dass nie<br />

mehr Verzugszinsen gezahlt werden müssen.<br />

• Es ist außerdem möglich, auch eine Zahlung für Dritte vorzu-<br />

nehmen!<br />

Universitätsgebühren, Tickets im Gesundheitswesen, Sanktionen<br />

und Strafmandate, Kursgebühren, Tagessätze für Alters- und Pflegeheime<br />

sowie Tagesmütter und Kindertagesstätte - dies sind einige<br />

jener Gebühren die in naher Zukunft ebenfalls ohne umständliche<br />

Prozeduren und lange Wege vom Bürger mit einem simplen Klick<br />

bezahlt werden können.<br />

im ISI-net unter dem Menüpunkt<br />

„Zahlungsaufträge“ / „Lokale Abgaben“<br />

eingesehen und bezahlt<br />

werden.<br />

Die Südtiroler Sparkasse ist im<br />

Rahmen eines gesamtitalienischen<br />

Wettbewerbs zur Förderung der<br />

Innovation im Bankenwesen ausgezeichnet<br />

worden.<br />

Das Projekt E-Payment, welches<br />

die Einsicht und Bezahlung von<br />

Gebühren und Abgaben übers<br />

Internet ermöglicht, erlangte in<br />

der Kategorie „Zahlungsverkehr“<br />

den ersten Platz.<br />

Folgende Vorteile für öffentliche<br />

Körperschaften und für Bürger/-<br />

Innen können angeführt werden:<br />

Vorteile für die öffentliche Körperschaft<br />

• Arbeitserleichterung und Effizienzsteigerung durch eindeutige<br />

und automatisierte Zuordnung von schuldpositionen und er-<br />

folgtem Inkasso.<br />

• Potentielle Ausgangsbasis zur Dematerialisierung der Rech-<br />

nungs- und Zahlungsbescheide.<br />

• Das Bezahlen von Abgaben wird bequemer und einfacher ge-<br />

macht! Dies ist ein zusätzlicher und wertvoller service für jene<br />

Bürger, welche bereits Bankgeschäfte „online“ durchführen.<br />

• Potentielle Reduzierung säumiger Zahler! Die Bürger werden<br />

indirekt und nicht mehr nur durch postzustellung an offene<br />

rechnungen erinnert.<br />

• Überweisungen in Anwesenheit eines „Freccia“ ist über diese<br />

plattform nicht mehr möglich! Die mittels Bankerlagschein<br />

„Freccia“ eingehobenen Abgaben erfolgen automatisch über<br />

dieses Zahlungsmittel.<br />

• Die bestehende Verwaltung der Zahlungsflüsse bleibt unver-<br />

ändert! Dieser Dienst kann unabhängig vom schatzmeister<br />

angeboten werden.<br />

Welche Gemeindegebühren und Abgaben bereits heute übers Internet<br />

Banking eingesehen und bezahlt werden können, findet man<br />

beispielsweise auf der Webseite des Südtiroler Gemeindenverbandes<br />

(http://data.gvcc.net/EpayOnline/).<br />

39


Die Lösung!<br />

Abgaben und Gebühren einfach<br />

über Internet bezahlen.<br />

Abgaben und Gebühren über Internetbanking,<br />

ISI-net, einsehen und bezahlen. Ganz einfach mit einem Klick.<br />

In folgenden Gemeinden ist die Bezahlung der Abgaben und Gebühren über ISI-net möglich:<br />

Algund - Branzoll - Brenner - Bruneck - Deutschnofen - Enneberg - Eppan an der Weinstrasse -<br />

Feldthurns - Glurns - Graun im Vinschgau - Gsies - Innichen - Kastelruth - Kurtinig an der Weinstrasse -<br />

Laas - Lajen - Latsch - Mals - Marling - Mölten - Nals - Naturns - Neumarkt - Partschins - Pfi tsch -<br />

Plaus - Prad am Stilfserjoch - Rasen Antholz - Riffi an - Sand in Taufers - Sankt Martin in Thurn -<br />

Sarntal - Schenna - Schluderns - Schnals - Sexten - St.Ulrich - Stilfs - Taufers im Münstertal -<br />

Terenten - Terlan - Tirol - Tisens - U.L.Frau i.W.-St.Felix - Villnöss - Völs - Welschnofen - Wengen<br />

www.sparkasse.it<br />

840 052 052

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