DIE GEMEINDE
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<strong>DIE</strong> <strong>GEMEINDE</strong><br />
ZEITSCHRIFT DES SÜDTIROLER <strong>GEMEINDE</strong>NVERBANDES<br />
NOTIZIARIO DEL CONSORZIO DEI COMUNI · PLATA DL CUNSORZ DI CHEMINS<br />
Altenpflege in Südtirol<br />
Zufrieden und sorglos<br />
im Alter<br />
<strong>GEMEINDE</strong>N-<br />
IMMOBILIENSTEUER<br />
Ende eines Rechtsstreites<br />
ARBEITSSICHERHEIT<br />
Der Südtiroler Gemeindenverband<br />
arbeitet Leitfaden aus<br />
AUSGABE 08 I<br />
OKTOBER 2009<br />
GPS MOUNTAINBIKE -<br />
CUP 2009<br />
Rennen der Extraklasse in Latsch
INHALT<br />
3 Editorial<br />
3 Arnold schuler: mensch sein – bis ins hohe Alter!<br />
4 Im Fokus<br />
4 Alten- und pflegeheime: menschen in den mittelpunkt stellen<br />
6 Norbert Bertignoll: Alten menschen mehr stellenwert geben<br />
8 Luca Critelli: pflegesicherung ist mehr als nur pflegegeld<br />
10 Thema<br />
10 Gemeindeimmobiliensteuer: sechs lange Jahre sind verstrichen<br />
12 radarkontrollen: Verkehrssicherheit ja – „Abzocke” nein<br />
14 Arbeitssicherheit: unversehrtheit und Gesundheit haben Vorrang<br />
18 Meinungen<br />
18 umfrage: Brauchen südtiroler Gemeinden eigene Bürgerwehren?<br />
19 pro & Contra: Führung von Altenheimen – eine rein öffentliche Aufgabe?<br />
20 Aus den Gemeinden<br />
20 eppan: Übergemeindliches Tourismuskonzept genehmigt<br />
22 Tisens: „Walking Bus“ für mehr sicherheit am schulweg<br />
24 Vintl: „Höfeweg“ soll das pfunderertal touristisch erschließen<br />
26 Terlan: spielplatzangebot in Broschüre zusammengefasst<br />
28 Latsch: mountainbikerennen der extraklasse<br />
30 Ladinien: Für Kinderfreundlichkeit ausgezeichnet<br />
31 Über die Grenze geschaut<br />
31 Tirol: Herausforderungen für den Altenwohnheimverband Telfs<br />
32 Service<br />
32 Verwaltungsschule: ernährung und Gesundheit groß geschrieben<br />
33 rechtsberatung: experten geben hilfreiche Antworten<br />
34 rat der Gemeinden: Verschiedene stellungnahmen<br />
35 Verwaltungsrat: Wichtige entscheidungen zusammengefasst<br />
36 Technologie: Voice-over-Ip-Telefonie in den Gemeindestuben<br />
37 Intern: Der südtiroler Gemeindenverband zu Gast in Lech am Arlberg und in Turin<br />
38 Das Allerletzte: Schnappschuss – Der „Gemeine“ – Glosse<br />
Impressum<br />
DIe GemeINDe – IL COmuNe<br />
eintragung beim Landesgericht Bozen Nr. 1/2008<br />
Herausgeber:<br />
Kanonikus-michael-Gamper-straße 10<br />
39100 Bozen, Tel. +39 0471 304655<br />
Fax: +39 0471 304625, info@gvcc.net<br />
presserechtliche Verantwortung:<br />
Dr. ulrich mayer<br />
Koordination:<br />
Dr. Klaus unterweger<br />
redaktion: Dr. ulrich mayer (redaktionsleitung),<br />
Dr. Klaus unterweger, Dr. Benedikt Galler,<br />
Arnold schuler, Christa Waldboth,<br />
Dr. Luigi spagnolli, Wilfried Battisti-matscher,<br />
Christoph Gufler<br />
Grafische Ausarbeitung,<br />
Layout & DTp-satz: Brixmedia GmbH,<br />
Heidi Oberhauser, Verena Campestrini<br />
Übersetzung: maria Antonella Telmon<br />
Titelfoto: Helmuth rier/südtirol marketing<br />
Druck und Gesamtherstellung:<br />
Auflage: 10.000 stück
EDITORIAL<br />
DEM PRÄSIDENTEN DAS WORT<br />
Mensch sein – bis ins<br />
hohe Alter!<br />
Statistisch werden wir alle älter als<br />
unsere Eltern und Großeltern. Und<br />
unsere Kinder können sich über eine<br />
noch höhere Lebenserwartung freuen.<br />
Diese Begeisterung dürfte aber aufgrund<br />
einer Tatsache etwas getrübt sein: Alle<br />
gehen davon aus, im Alter den Alltag<br />
rüstig und ohne fremde Hilfe zu meistern.<br />
Nicht für alle wird es aber so eine<br />
selbständige Lebensführung geben. Sehr<br />
viele werden auf Hilfe und Pflege angewiesen<br />
sein – nicht nur im Falle einer<br />
Krankheit; sie werden ganz alltägliche<br />
Dinge nicht mehr allein verrichten können:<br />
Kleidungswechsel, Körperpflege,<br />
Nahrungsaufnahme usw.<br />
Auf andere (fremde) Menschen angewiesen<br />
zu sein, die einem die Windeln<br />
wechseln oder den Katheter säubern... an<br />
solche Situationen denkt niemand gerne,<br />
wird doch die eigene Würde auf eine<br />
starke Probe gestellt. Pflegebedürftige<br />
fühlen sich in solchen Situationen sehr<br />
oft als Objekt, nicht mehr als Mensch.<br />
Und genau dieses Bild gelangt heute<br />
immer wieder in die Köpfe, wenn man<br />
von den pflegerischen Dienstleistungen<br />
spricht, als wären sie wie ein Besuch<br />
beim Frisör. Pflegebedürftigkeit ist<br />
anders, handelt es sich doch um eine<br />
Notsituation – in welcher jeder Bürger<br />
unabhängig von der Dicke seiner Brieftasche<br />
das Recht auf Hilfe hat.<br />
In diesem Sinne müssen Pflegefälle auch<br />
mehr als eine statistische Größe sein. Und<br />
sie müssen uns alle angehen, sie können<br />
uns schließlich auch irgendwann selbst<br />
betreffen. So werden wir uns frühzeitig<br />
die Frage stellen müssen, wie und wo wir<br />
bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit<br />
(die übrigens immer öfter mit Demenz<br />
einher geht) wohnen, leben und betreut<br />
werden sollen. Wir werden alte Menschen,<br />
die auf Hilfe angewiesen sind,<br />
aber auch in einem neuen Licht sehen<br />
müssen: Ihnen darf ihr Recht auf ehrliche<br />
Zuwendung nicht streitig gemacht<br />
werden. Sie haben einen Anspruch auf<br />
menschenwürdige Pflege, gleich wie für<br />
Pflegekräfte menschenwürdige Arbeitsbedingungen<br />
gesichert sein müssen.<br />
Auch wenn die Familien immer kleiner<br />
werden und innerhalb dieser die beruflichen<br />
Verpflichtungen zunehmen, in den<br />
familiären Netzen sind alte Menschen<br />
meist am besten aufgehoben. Dies wurde<br />
erkannt – entsprechend gibt es mittlerweile<br />
professionelle Unterstützung durch<br />
„Nimmt man einem Menschen seine Würde,<br />
dann hört er auf zu leben.“<br />
Arnold Schuler<br />
ambulante Dienste; die Betreuenden<br />
erbringen schließlich sehr oft Leistungen<br />
bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.<br />
Kann dem Partner, der Mutter oder dem<br />
Vater das Leben zuhause aber nicht mehr<br />
ermöglicht werden, dann muss – oft recht<br />
kurzfristig – ein Umzug in ein Alten-<br />
und Pflegeheim erfolgen. Um deren<br />
Situation und Probleme hat sich in den<br />
vergangenen Jahren doch eine recht breite<br />
öffentliche Diskussion entwickelt.<br />
Ein weiteres Thema, das wir mit Freude in<br />
dieser Ausgabe behandeln, ist der endlich<br />
abgeschlossene Rechtstreit in Bezug<br />
auf die landwirtschaftlichen Genossenschaften<br />
und deren Pflicht, zumindest<br />
bisher die Gemeindeimmobiliensteuer<br />
zu entrichten. Am 19. August hat das<br />
Kassationsgericht definitiv seine Urteile<br />
gesprochen. Wir haben versucht die<br />
Entwicklung bis hin zu diesem auch für<br />
die Gemeinden wichtigen Punkt noch<br />
einmal nachzuzeichnen.<br />
Zur Zeit beschäftigt die Gemeinden<br />
aber noch ein heißes Eisen, nämlich<br />
die Rechtsunsicherheit im Bereich der<br />
öffentlichen Arbeiten. Die Landesregierung<br />
hat sich zwar auf unseren Druck<br />
hin noch einmal mit der Senkung der<br />
Schwellenwerte für öffentliche Arbeiten<br />
beschäftigt, allerdings nicht in einem für<br />
uns zufriedenstellenden Ausmaß.<br />
Wir waren deshalb dagegen, in Zeiten der<br />
Wirtschaftskrise Verschärfungen für die<br />
Verwaltungen und die Wirtschaft vorzunehmen,<br />
weil zum gegenwärtigen Zeitpunkt<br />
keine unmittelbare Notwendigkeit<br />
zu einem so weitreichendem Handeln<br />
besteht. Insofern sind wir nicht unglücklich<br />
darüber, dass der Rechnungshof das<br />
Dekret des Landeshauptmannes, welches<br />
die Nichtanwendung des Landesbautengesetzes<br />
vorsah, vorerst abgelehnt hat.<br />
Arnold Schuler<br />
Arnold Schuler<br />
Präsident des<br />
Südtiroler Gemeindenverbandes<br />
3
4<br />
Ulrich Mayer<br />
Auch in Südtirol werden die Menschen<br />
nicht nur älter, auch die Anzahl<br />
jener mit dauerhafter Pflegebedürftigkeit<br />
oder chronischer Krankheit nimmt<br />
zu. Über 8000 werden zu Hause betreut;<br />
das Landesgesetz zur „Pflegesicherung“<br />
aus dem Jahr 2007 sichert hierfür u.a.<br />
die notwendigen finanziellen Mittel.<br />
Schaffen die Familien dies nicht allein, so<br />
werden im ganzen Land entsprechende<br />
ambulante und stationäre Pflegedienste<br />
(Hauspflege und Tagesstätten) angeboten<br />
– und auch 72 Alten- und Pflegeheime.<br />
Etwa 3800 Plätze stehen dort bereit – in<br />
zehn Jahren sollen es 1000 Betten mehr<br />
sein. Geboten werden neben Unterkunft<br />
und Verpflegung auch soziale, krankenpflegerische,<br />
rehabilitative und ärztliche<br />
Begleitung, Betreuung und Pflege – auch<br />
im Falle der so genannten Kurzzeitunterbringung<br />
(normalerweise bis zu<br />
vier Wochen pro Jahr).<br />
Mit den „Maßnahmen zur Sicherung<br />
der Pflege“ unterstützt die öffentliche<br />
Hand im Sinne des sozialen Ausgleiches<br />
jene Familien, auf denen die Kosten<br />
pflegebedürftiger Menschen lasten. Es<br />
besteht ein Anrecht auf ein Pflegegeld.<br />
So sollen Betreuung und Pflege für ein<br />
Leben in Würde gesichert werden. Die<br />
so genannte Pflegeeinstufung gewährleistet,<br />
dass die tatsächlich pflege- und<br />
betreuungswürdigen Menschen in den<br />
Genuss der entsprechenden Leistungen<br />
kommen. In zumutbarem Ausmaß<br />
Foto: Verband der Altersheime Südtirols IM FOkUS<br />
ALTEN- UND PFLEGEHEIME IN SÜDTIROL<br />
Menschen in den<br />
Mittelpunkt stellen<br />
Rund 3800 Betten in 72 Alten- und Pflegeheimen, etwa 800 Seniorenwohnungen,<br />
13 Tagespflegeheime und etwa 200 Seniorenclubs: Für<br />
ganz unterschiedliche Bedürfnisse von alten, hilfsbedürftigen Menschen<br />
bietet Südtirol ganz unterschiedliche Einrichtungen.<br />
Der zunehmende Einsatz teilweise hochtechnisierter Hilfsmittel<br />
und die Umsetzung moderner Pflegekonzepte erfordern eine<br />
immer höhere Qualifizierung. Dies hat einen steigenden Bedarf<br />
an ausgebildeten Fachkräften zur Folge.<br />
müssen hierfür aber auch eigene finanzielle<br />
Mittel verwendet werden. Schätzungsweise<br />
gibt es heute in Südtirol<br />
knapp 12.000 Pflegebedürftige (darunter<br />
auch Menschen mit Behinderung), gut<br />
zwei Drittel werden daheim versorgt.<br />
Bau von neuen Heimen ist<br />
nicht die einzige Lösung<br />
Immerhin noch ein Drittel dieser Menschen<br />
wird in stationären Einrichtungen<br />
gepflegt. Um in Zeiten zunehmender Ressourcenverknappung<br />
weiterhin qualitativ<br />
hochstehende Dienste zu garantieren,<br />
wurden heuer mit Beschluss der Landesregierung<br />
eigene „Kriterien für die<br />
Akkreditierung der stationären Einrichtungen<br />
für Senioren“ verabschiedet. Das<br />
Dokument ist von der Landesabteilung<br />
Familie und Sozialwesen ausgearbeitet<br />
worden – in enger Absprache mit dem<br />
Sanitätsbetrieb, dem Gemeindenverband<br />
und dem Verband der Altersheime,<br />
welcher seit 1987 die Interessen der<br />
Alten- und Pflegeheime im Land vertritt.<br />
Zum einen soll die Qualität in<br />
Betreuung und Pflege gewährleistet,<br />
zum anderen auch die Wirtschaftlichkeit<br />
der Betriebe gesichert werden.
Die „Akkreditierung“ ist Voraussetzung<br />
für die Eröffnung und Führung<br />
und nicht zuletzt für die öffentliche<br />
Bezuschussung. Die entsprechenden<br />
Kriterien und Richtlinien sehen u.a.<br />
vor: Neue Alten- und Pflegeheime<br />
müssen mindestens 40 und dürfen<br />
höchsten 120 Betten haben. Auch das<br />
zahlenmäßige Verhältnis zwischen Betreuten<br />
und Mitarbeitern ist genau<br />
festgeschrieben. Qualitätsstandards<br />
sind klar definiert – und ebenso gibt<br />
es nunmehr eine Pflicht, eine eigene<br />
Betriebscharta zu erstellen. Ein<br />
wichtiger Aspekt ist auch die Zusammenarbeit,<br />
vor allem zwischen den<br />
kleineren Einrichtungen, die gefördert<br />
und in Form neuer Verbundsysteme<br />
umgesetzt werden soll. Die Kosten<br />
und die Leistungen sollen noch transparenter<br />
gemacht werden. Kurzum:<br />
Ein „unternehmerischer Geist“ soll<br />
durch die Heime wehen – zum Zwecke<br />
der Qualitätssicherung, und nicht der<br />
Gewinnausschüttung.<br />
Pflegerische Versorgung im<br />
Alter muss gesichert sein<br />
Seit Jahresbeginn greift die genannte<br />
Pflegesicherung auch in den Alten- und<br />
Pflegeheimen. Die Auszahlung des Pflege-<br />
geldes des Landes wirkt sich auf das<br />
bisherige System der Tagessätze aus:<br />
Gemäß Pflegeeinstufung stehen dem<br />
Heimbewohner nun im Monat 510 Euro,<br />
900 Euro, 1350 Euro oder 1800 Euro zur<br />
Verfügung. Hinzu kommt ein je nach<br />
Heim unterschiedlicher Zusatzbetrag<br />
(als Ausgleich zum bisherigen Begleitgeld),<br />
welcher ebenfalls persönlich und<br />
monatlich ausbezahlt wird und der Zahlung<br />
des Tagessatzes dient. Vorgesehen<br />
ist aber auch eine Eigenbeteiligung, die<br />
von Einkommen und Vermögen des<br />
Heimbewohners abhängig ist (heuer:<br />
max. 48 Euro pro Tag). Dieser Restbetrag<br />
muss vom Bewohner selbst bzw. von den<br />
beteiligungspflichtigen Angehörigen<br />
und den Wohnsitzgemeinden getragen<br />
werden.<br />
Das vielfältige Angebot für die vielfältigen<br />
Bedürfnisse wird auch durch 800<br />
Seniorenwohnungen ergänzt. Es handelt<br />
sich hierbei um Kleinwohnungen,<br />
welche von Gemeinden, von Stiftungen<br />
oder vom Wohnbauinstitut errichtet<br />
worden sind; sie berücksichtigen architektonische<br />
Kriterien, die auf ältere,<br />
selbständige Menschen und ihre Probleme<br />
ausgerichtet sind. Zu bezahlen<br />
sind der soziale Mietzins sowie die<br />
Kondominiumsspesen. In den Wohnungen<br />
können selbstverständlich jene<br />
Dienste beansprucht werden, die auch<br />
anderen Senioren zustehen – etwa die<br />
Hauspflege und die Hauskrankenpflege<br />
oder auch das „Essen auf Rädern“. Gleich<br />
wie bei den Alten- und Pflegeheimen<br />
soll es auch bei den Seniorenwohnungen<br />
in den nächsten Jahren in Südtirol zu<br />
erheblichen Aufstockungen kommen.<br />
Alte Menschen brauchen viel<br />
individuelle Zuwendung<br />
Wichtige Einrichtungen sind auch die<br />
13 Tagespflegeheime und die beinahe<br />
flächendeckend bereitstehenden Seniorenclubs.<br />
Die Tagesstätten verstehen<br />
sich als Ergänzung zur Pflege durch<br />
die Angehörigen oder die Mitarbeiter<br />
des Sozialsprengels in den eigenen vier<br />
Wänden. Ältere Menschen werden dort<br />
während des ganzen Tages – meist an<br />
allen Wochentagen – nicht nur pflegerisch<br />
betreut, sondern auch unterhalten<br />
und gefördert. Das Angebot richtet sich<br />
an Personen ab dem 60. Lebensjahr,<br />
die wegen physischer oder psychischer<br />
Gebrechen nicht mehr allein in ihrer<br />
Wohnung leben können bzw. deren<br />
umfangreiche Betreuung durch die stundenweise<br />
verrichteten Leistungen der<br />
Hauspflege (Sozialsprengel) nicht mehr<br />
abgedeckt werden können. Schwerst<br />
Pflegebedürftige werden nur in Ausnahmefällen<br />
aufgenommen.<br />
In beinahe allen Dörfern und Stadtvierteln<br />
gibt es auch ehrenamtlich<br />
geführte Seniorenclubs. Es sind dies<br />
Foto: Verband der Altersheime Südtirols<br />
Aufgrund der demographischen Entwicklung und<br />
des medizinischen Fortschritts nimmt der Anteil<br />
alter Menschen in allen Industrieländern stetig<br />
zu – als Folge wird immer mehr professionelle<br />
Betreuung und Pflege notwendig.<br />
Treffpunkte für ältere Menschen, Orte<br />
der Begegnung und der Unterhaltung.<br />
So werden gemeinsame Ausflüge oder<br />
andere Freizeitaktivitäten und Ferienaufenthalte<br />
organisiert, Gymnastikkurse<br />
oder Theatervorführungen angeboten.<br />
Für die Durchführung dieser Tätigkeiten<br />
gibt es entsprechende Beiträge<br />
vom Landesamt für Senioren und vom<br />
jeweiligen Sozialsprengel.<br />
zuM AuToR<br />
ULRICH MAYER<br />
ist presserechtlich verantwortlicher<br />
schriftleiter der Zeitschriften „Die<br />
Gemeinde“ und „meraner Nachrichten“;<br />
er ist Journalist, politologe und<br />
public manager; derzeit arbeitet er als<br />
Kabinettsleiter im meraner rathaus.<br />
5
6<br />
Foto: Verband der Altersheime Südtirols<br />
Norbert Bertignoll, der Präsident des Verbandes der Südtiroler Altenheime, berichtet<br />
über eine „180-Grad-Wende“ im Bereich der Betreuung und Pflege von alten Menschen.<br />
Er plädiert für eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema.<br />
Interview: Ulrich Mayer<br />
ALTEN- UND PFLEGEHEIME IN SÜDTIROL<br />
„Alten Menschen mehr<br />
Stellenwert geben“<br />
Auch in Südtirol hat sich für<br />
die Alten- und Pflegeheime<br />
in den vergangenen Jahren<br />
sehr viel verändert. Welches<br />
sind die wesentlichen Neuerungen?<br />
Vor nicht allzu langer Zeit war es so, dass<br />
ältere Menschen da eigentlich gar nicht<br />
hin wollten. Heute ist dieser Schritt in<br />
den meisten Fällen kein Problem mehr;<br />
Ein Manko in der Ausbildung zum Altenpfleger ist<br />
in Südtirol noch immer die mangelnde Spezialisierung.<br />
Diese werden mit anderen Berufsbildern<br />
in den Topf Sozialbetreuer geworfen. Auch deren<br />
Bezahlung erfolgt nach Ausbildung und nicht nach<br />
effektiver Dienstleistung.<br />
IM FOkUS<br />
viele sehen in ihm einfach einen Wohnungswechsel.<br />
In unserem Verband sind<br />
72 Heime zusammengeschlossen, die<br />
von 60 ganz unterschiedlichen Institutionen<br />
getragen werden: von öffentlichen<br />
Betrieben für Pflege- und Betreuungsdienste<br />
(ÖBPB), von Gemeinden, von<br />
Bezirksgemeinschaften, von Konsortien<br />
und eben auch von Privaten. Ein ganz<br />
besonderer Fall ist in diesem breiten<br />
Spektrum der Sozialbetrieb von Bozen,<br />
welcher alle Heime in der Landeshauptstadt<br />
führt. Man kann heute<br />
ohne weiteres sagen, dass die Menschen<br />
empfinden, in einer Art Garni untergebracht<br />
zu sein. Das hat nichts mehr<br />
mit den von Privaten gestifteten und<br />
von der Kirche geführten Armen- und<br />
Altenhäusern von früher zu tun, die<br />
eher einem Versorgungshaus geglichen<br />
haben. Im Vordergrund stehen heute in<br />
erster Linie Betreuung und Pflege sowie<br />
medizinischer Beistand.<br />
Mit Gebrechen und Probleme<br />
altern, daran denkt man als<br />
Jugendlicher eigentlich nicht.<br />
Gelingt es, die Menschen zu<br />
ermutigen, sich damit zu beschäftigen?<br />
Das ist eines unserer Ziele: Die Menschen<br />
sollen sich frühzeitig mit diesem<br />
Lebensabschnitt auseinandersetzen<br />
und diesen planen. Meist geschieht<br />
dies immer noch viel zu spät, etwa<br />
erst dann, wenn schon eine Demenz<br />
da ist. Ich wünsche mir, dass die Leute<br />
rechtzeitig darüber nachdenken, in<br />
welcher Form sie im Alter etwaige<br />
Dienstleistungen in stationären Einrichtungen<br />
beanspruchen wollen. Und<br />
auch darüber, wie sie diese finanzieren<br />
wollen. Ich plädiere aber gleichzeitig<br />
auch für eine andere Wahrnehmung<br />
des alten Menschen; sein Stellenwert<br />
muss anerkannt werden, denn er hat<br />
mir während seines Arbeitslebens dazu<br />
verholfen, das zu werden, was ich bin.<br />
Viel zu oft werden Ältere nur als Belastung<br />
wahrgenommen. Hier ist auch<br />
die Politik gefordert: Sie sollte sich<br />
sehr gut überlegen, ob in diesem Bereich<br />
massive Sparmaßnahmen getätigt<br />
werden – im Widerspruch zu dem,<br />
was in Wahlkämpfen immer wieder<br />
versprochen wird. Auch 100.000 ältere<br />
Menschen haben eine Stimme.<br />
Immer öfter liest man in<br />
Zeitungen von rüstigen Hundertjährigen.<br />
Mit welchen<br />
organisatorischen Auswirkungen<br />
ist hinsichtlich der<br />
steigenden Lebenserwartung<br />
zu rechnen?<br />
Derzeit liegen wir in Südtirol bei einer<br />
durchschnittlichen Lebenserwartung<br />
von 85 Jahren – vor einem Jahrzehnt<br />
waren es noch zehn Jahre weniger.<br />
Bald wird auch hundert Jahre ein Thema<br />
sein... Die „Alten“ überflügeln die<br />
Jungen, werden immer mehr zu einem<br />
Thema für die Jugend – die Wirtschaft<br />
hat dies schon erkannt. Wir als Verband<br />
versuchen, den sich ständig ändernden<br />
gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht<br />
zu werden. Wir haben aber immer<br />
noch zu wenig Fachpersonal, müssen
auf jenes aus osteuropäischen Staaten<br />
zurückgreifen, welches zwar nicht so<br />
gut ausgebildet ist, aber deswegen nicht<br />
unbedingt einen schlechteren Zugang<br />
zu älteren Menschen hat – problematisch<br />
ist halt die andere Sprache und<br />
die andere Kultur. Unsere Leute sind<br />
leider nicht immer bereit, Turnusdienste<br />
zu übernehmen oder an Wochenenden<br />
zu arbeiten. Wir müssen uns endlich<br />
klar werden, ob wir die Hilfe aus dem<br />
Osten annehmen wollen oder nicht.<br />
In unserem Bereich herrscht derzeit<br />
bei 4000 Beschäftigten – und einem<br />
sehr hohen Frauenanteil – eine hohe<br />
Fluktuation; alle fünf bis sechs Jahre<br />
wird die Arbeitsstelle gewechselt.<br />
Nach langer Vorarbeit ist die<br />
so genannte Pflegesicherung<br />
mittlerweile in der Umsetzungsphase.<br />
Können Sie eine<br />
erste Bewertung vornehmen?<br />
Ich will die Pflegesicherung sicher nicht<br />
in Frage stellen, aber es können sich daraus<br />
auch problematische Fälle ergeben.<br />
Grundsätzlich möchten alte Menschen<br />
so lange wie möglich in ihrer vertrauten<br />
Umgebung bleiben, also nicht in ein<br />
neues Zuhause umziehen. Dies ist aber<br />
nicht immer sinnvoll – und entspricht<br />
nicht immer dem Grundsatz, das Wohl<br />
des Menschen vorrangig zu behandeln.<br />
Es ist auch der Wunsch vieler Angehöriger,<br />
zuhause zu pflegen. Dabei liefert<br />
die Pflegesicherung ein gutes Argument:<br />
bis zu 1800 Euro netto auf die Hand! Da<br />
kann es dann dazu kommen, dass nur<br />
mehr das Geld wichtig ist – und nicht<br />
die Dienstleistung. Der Bedürftige erhält<br />
oft nicht mehr die Betreuung und Pflege,<br />
die er braucht und die ihm zusteht. Der<br />
Dienst wird von der öffentlichen Hand<br />
bezahlt, aber vom Privaten nicht ausreichend<br />
verrichtet. Bei akkreditierten<br />
Heimen werden Standards festgelegt,<br />
welche, bei ständiger Kontrolle eine<br />
hohe Qualität der Dienstleistung garantieren.<br />
Privatpersonen fehlt meist<br />
sogar die grundlegende Ausbildung<br />
hierfür.<br />
Foto: Verband der Altersheime Südtirols<br />
Der Verband der Altersheime Südtirols ist ein gemeinnütziger Verein, der<br />
seit 1987 besteht. Im Bild der Vorstand (von links): Günter Staffler, Bruno<br />
Marcato, Oswald Mair (Direktor), Josef Lanz, Hermann Pirpamer (Vizepräsident),<br />
Georg Psenner und ganz vorne Norbert Bertignoll (Präsident).<br />
Wie ist es um die Alten- und<br />
Pflegeheime in Südtirol bestellt?<br />
Und in welcher Situa-<br />
tion befinden sich die von<br />
Gemeinden geführten Einrichtungen?<br />
Bezüglich der Strukturen und auch<br />
der Dienstleistungen hat Südtirol sicher<br />
ein sehr hohes Niveau, kann etwa<br />
mit Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz mithalten. Gemeinden und<br />
Land haben in den vergangenen Jahren<br />
sehr viel investiert. Künftig werden dort<br />
Investitionen getätigt werden, wo dies<br />
der Mensch selbst will, denn er hat nun<br />
das Geld... Auch beim bürokratischen<br />
Aufwand können wir mit anderen Ländern<br />
mithalten; dieser verschlingt einen<br />
beträchtlichen Teil unserer Ressourcen.<br />
Bei den von Gemeinden geführten<br />
Heimen kann ich nur immer wieder<br />
auf eine ganz besondere Situation<br />
aufmerksam machen: Bürgermeister<br />
sind Präsidenten, Referenten bilden<br />
die Verwaltungsräte, Generalsekretäre<br />
übernehmen Leitungsaufgaben – und<br />
vielleicht gibt es dann noch einen Pflegedienstkoordinator.<br />
Das ist nicht ideal;<br />
die Gemeinden sollen die Führung<br />
der Heime – unter Beibehaltung der<br />
Hoheit der öffentlichen Institution<br />
– weitergeben. Dies ist etwa über ein<br />
Konsortium mit einem Verwaltungsrat<br />
möglich; bei der Vollversammlung wird<br />
dann dem Bürgermeister Rechenschaft<br />
abgelegt.<br />
7
8<br />
Ulrich Mayer<br />
ALTEN- UND PFLEGEHEIME IN SÜDTIROL<br />
„Pflegesicherung ist mehr<br />
als nur Pflegegeld“<br />
Direktor Luca Critelli vom Landesamt für Senioren und Sozialsprengel<br />
spricht über die vom neuen Pflegegesetz vorgesehene umfassende<br />
Reorganisation samt Ausbau der Pflege- und Betreuungsangebote.<br />
Wie viele alte Menschen sind<br />
in Südtirol heute pflegebedürftig?<br />
Wie hat sich diese<br />
Zahl in den vergangenen<br />
Jahren entwickelt? Welche<br />
Prognosen gibt es diesbezüglich<br />
für die Zukunft?<br />
Pflegebedürftigkeit ist immer auch eine<br />
Frage der Definition. Wir verwenden<br />
heute nicht die gleiche amtliche Definition<br />
wie in der Vergangenheit, also<br />
ist ein Vergleich schwierig. Aufgrund<br />
der ausbezahlten Leistungen der Pflegesicherung<br />
gibt es zur Zeit ca. 12.000<br />
pflegebedürftige Personen in Südtirol,<br />
was 2,4 Prozent der Bevölkerung<br />
entspricht. Die Anzahl der pflegebedürftigen<br />
Menschen hat in den letzten<br />
Jahrzehnten ständig zugenommen und<br />
wird auch in Zukunft zunehmen. Dies<br />
hängt hauptsächlich mit der Alterung<br />
der Bevölkerung zusammen, da der<br />
Anteil der Pflegebedürftigen mit steigendem<br />
Alter zunimmt.<br />
Wie groß ist der Anteil jener,<br />
die ambulant – also im gewohnten<br />
häuslichen Umfeld –<br />
betreut werden können? Und<br />
wie groß jener, die stationär<br />
in Pflegeheimen untergebracht<br />
werden müssen?<br />
Ungefähr zwei Drittel der Pflegebedürftigen<br />
werden zu Hause betreut, ein<br />
Drittel in Heimen. In Südtirol verfügen<br />
wir zur Zeit über ca. 3.800 Heimplätze.<br />
Von den zu Hause Betreuten nehmen<br />
Foto: Shutterstock IM FOkUS<br />
„Heuer beträgt der Pflegefonds rund 185 Millionen<br />
Euro“, erklärt Amtsdirektor Luca Critelli (im kleinen<br />
Bild). „Die Finanzierung erfolgt ausschließlich durch<br />
die öffentliche Hand.“<br />
ca. ein Drittel professionelle Pflegedienste<br />
(Hauspflege, Tagesstätten,<br />
Tagespflegeheime, Essen auf Rädern)<br />
in Anspruch, ca. zwei Drittel werden<br />
ausschließlich durch Angehörige bzw.<br />
private Haushaltshilfen betreut. Eine<br />
ähnliche Verteilung zwischen den verschiedenen<br />
Betreuungsformen finden wir<br />
in sehr vielen europäischen Staaten.<br />
Weshalb ist ein eigenes Pflegegesetz<br />
für Südtirol notwendig<br />
geworden? Welches<br />
sind die Grundgedanken<br />
der Pflegesicherung, die als<br />
nachhaltiger sozialpolitischer<br />
Meilenstein bezeichnet wird?<br />
Das Pflegegesetz gibt der Sicherung<br />
der Pflege einen langfristigen Rahmen,<br />
besonders was die Finanzierung der<br />
Leistungen anbelangt: Man hat den pflegebedürftigen<br />
Bürgern ein subjektives<br />
Recht in Form eines monatlichen Pflegegeldes<br />
anerkannt, bei gleichzeitiger<br />
Verpflichtung ein quantitativ und qualitativ<br />
angemessenes Netz an ambulanten
und stationären Betreuungseinrichtungen<br />
zu gewährleisten. Durch dieses<br />
subjektive Recht auf ein Pflegegeld ist<br />
die Gewährleistung der Finanzierung<br />
der Ausgaben für die Pflege weniger als<br />
früher von der jährlichen Entwicklung<br />
des Landeshaushaltes abhängig. Mit<br />
der Verabschiedung des Pflegegesetzes<br />
fließen jährlich ca. 20 Millionen Euro<br />
mehr als bisher in den Bereich der<br />
Pflege; somit kann man wohl nicht<br />
behaupten, dass man dadurch irgendwelche<br />
Einsparungen oder Einschnitte<br />
im Sozialbereich vornehmen will.<br />
Welche konkreten Maßnahmen<br />
verstecken sich hinter<br />
der Pflegesicherung? Worin<br />
unterscheidet sich der Südtiroler<br />
Lösungsansatz zu den<br />
Modellen etwa in unseren<br />
Nachbarländern?<br />
Die sichtbarste Maßnahme im Rahmen<br />
der Pflegesicherung ist natürlich<br />
die Auszahlung des monatlichen<br />
Pflegegeldes. Im Hintergrund geht<br />
es aber auch um die Reorganisation<br />
und den Ausbau der Pflege- und<br />
Betreuungsangebote. Wenn man die<br />
Südtiroler Pflegesicherung mit den<br />
Modellen in Deutschland, Österreich<br />
oder Luxemburg vergleicht, liegen die<br />
Unterschiede hauptsächlich in der Form<br />
der Leistungen und der Finanzierung.<br />
In Südtirol sind die Leistungen im<br />
Wesentlichen Geldleistungen und die<br />
Finanzierung erfolgt zu 100 Prozent<br />
über den Landeshaushalt.<br />
An wen ist die neue Unterstützung<br />
in Form des monatlichen<br />
Pflegegeldes – welches<br />
Hauspflegegeld und/oder<br />
Begleitgeld ersetzt – in welchem<br />
Ausmaß gerichtet? Wie<br />
erfolgt die Finanzierung?<br />
Für das Anrecht auf Pflegegeld ist<br />
grundsätzlich nur das Vorhandensein<br />
einer anerkannten Pflegebedürftigkeit<br />
ausschlaggebend. Es sind vier Stufen<br />
von Pflegebedürftigkeit vorgesehen,<br />
welche eine monatliche Leistung von<br />
510, 900, 1350 und 1800 Euro vorsehen.<br />
Für die Betreuung im Heim gibt es einen<br />
Zusatzbetrag. Die einzigen zusätzlichen<br />
Voraussetzungen betreffen Wohnsitz<br />
und Ansässigkeit. Die wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse spielen in Bezug auf das<br />
Anrecht auf Pflegegeld keine Rolle,<br />
wohl aber bei der Inanspruchnahme<br />
der Dienste, da sich die Tarife nach<br />
Einkommen und Vermögen richten.<br />
Die Finanzierung erfolgt zu 100 Prozent<br />
durch den öffentlichen Haushalt,<br />
also mit Steuergeldern. Für das Jahr<br />
2009 umfasst der Pflegefonds ca. 185<br />
Millionen Euro.<br />
Wie wirkt sich die Pflegesicherung<br />
inhaltlich und organisatorisch<br />
auf die Betreuung<br />
im ambulanten, teilstationären<br />
und stationären Bereich<br />
aus? Wie viel Pflegegeld ist<br />
bisher ausbezahlt worden?<br />
Im ambulanten Bereich konnte seit<br />
Einführung der Pflegesicherung eine<br />
steigende Nachfrage an professionellen<br />
Diensten festgestellt werden. Was die<br />
Pflege in Heimen anbelangt, ist der Bedarf<br />
mehr oder weniger stabil geblieben.<br />
Hier ist aber die Nachfrage sehr stark<br />
durch das bestehende Angebot bedingt.<br />
Was die Zukunft anbelangt, bleibt der<br />
Grundsatz „ambulant vor stationär“<br />
aufrecht, d.h. man wird hauptsächlich im<br />
Ausbau der ambulanten Betreuung und<br />
neuer Betreuungsformen investieren.<br />
Monatlich werden zur Zeit ca. 15 Millionen<br />
Euro Pflegegeld ausbezahlt.<br />
Welche Zwischenbilanz kann<br />
bezüglich der Umsetzung<br />
des „Gesetzes zur Sicherung<br />
der Pflege“ gezogen<br />
werden? Wo haben sich in<br />
Foto: Shutterstock<br />
den vergangenen Monaten<br />
konkrete Schwierigkeiten<br />
ergeben?<br />
Für eine organisatorisch so komplexe<br />
Sozialreform kann die Umsetzung eigentlich<br />
sehr positiv bewertet werden.<br />
Es hat Schwierigkeiten und Probleme<br />
gegeben, was bei mehr als 15.000 Einstufungen<br />
und 12.000 monatlichen<br />
Auszahlungen auch nicht anders sein<br />
konnte, aber grundsätzlich konnte das<br />
Gesetz nach Plan umgesetzt werden. Es<br />
sind sicherlich noch kleinere Korrekturen<br />
notwendig, aber zwei Jahre nach<br />
Genehmigung des Pflegegesetzes ist<br />
die Bilanz insgesamt positiv.<br />
In Südtirol sind im Rahmen der Pflegesicherung<br />
vier Stufen von Pflegebedürftigkeit vorgesehen,<br />
welche ein monatliches Pflegegeld von 510, 900,<br />
1350 oder 1800 Euro vorsehen.<br />
9
10<br />
Foto: Shutterstock<br />
Marco Zancanella<br />
Das Kassationsgericht hat nun ein<br />
endgültiges Urteil zugunsten der<br />
Gemeinden gefällt, indem es bestätigt<br />
hat, dass die landwirtschaftlichen Genossenschaften<br />
kein Anrecht auf die<br />
Rückerstattung der Liegenschaftssteuer<br />
haben. Dadurch wurde einer Geschichte<br />
ein Ende gesetzt, die im Dezember des<br />
Jahres 2003 ihren Anfang genommen<br />
hatte, als 70 landwirtschaftliche Genossenschaften<br />
aus 34 Gemeinden Südtirols<br />
nach dem Motto: „Entschuldigt, wir haben<br />
irrtümlicherweise bezahlt, nun gebt uns<br />
unser Geld einschließlich Zinsen zurück!“,<br />
die Rückzahlung aller ab dem Jahr 2000<br />
getätigten ICI-Einzahlungen forderten.<br />
Was damals wahrscheinlich unterschätzt<br />
wurde, war das Ausmaß der Forderungen –<br />
rund 5,2 Millionen Euro ohne Zinsen –<br />
und das finanzielle Tohuwabohu, das<br />
THEMA<br />
<strong>GEMEINDE</strong>IMMOBILIENSTEUER – LANDWIRTSCHAFTLICHE GENOSSENSCHAFTEN<br />
Sechs lange Jahre<br />
sind verstrichen...<br />
Sechs Jahre mit zahlreichen Überraschungen und Stellungnahmen sind vergangen, bis<br />
endlich ein Schlussstrich unter die Diskussion, die die Öffentlichkeit gefesselt hat, und<br />
den Streitfall zwischen den landwirtschaftlichen Genossenschaften und den Gemeinden<br />
über die Einzahlung der Gemeindeimmobiliensteuer (ICI) gezogen werden konnte.<br />
durch die Rückzahlungen entstanden<br />
wäre. Für einige Gemeinden im Vinschgau<br />
und Überetsch wäre die Rückzahlungsverpflichtung<br />
ein herber Schlag<br />
gewesen, da in diesen Gemeinden die<br />
meisten Immobilien als Erstwohnungen<br />
oder landwirtschaftliche Wohngebäude<br />
eingestuft sind und der Löwenanteil<br />
der ICI-Einnahmen von den Genossenschaften<br />
stammt. Von jenen Genossenschaften,<br />
die Eigentümerinnen von<br />
Gebäuden sind, in denen nicht ausschließlich<br />
die auf eigenem Grund und<br />
Boden angebauten und geernteten<br />
Produkte bearbeitet, konserviert<br />
und verarbeitet<br />
werden, sondern auch<br />
die von Dritten (den<br />
Genossenschaftsmitgliedern)<br />
abgelieferten<br />
Produkte. Diese Gebäude<br />
sind aufgrund<br />
ihrer Größe, Ausstattung und Lage nur<br />
schwer als landwirtschaftliche Gebäude<br />
einzustufen und z.B. mit einem Stall oder<br />
einer Traktorgarage zu vergleichen.<br />
Damoklesschwert für die<br />
Gemeinden<br />
Im Falle einer Rückerstattung hätten die<br />
Gemeinden sich entscheiden müssen,<br />
entweder die Gemeindeliegenschaftssteuer<br />
für alle anderen Steuerpflichtigen<br />
zu erhöhen – ganz entgegen dem<br />
Grundsatz der Steuergerechtigkeit<br />
– oder die Ausgaben<br />
für wichtigeDienstleistungen<br />
und Inves-<br />
t i t i o n e n<br />
zugunsten<br />
Am 21. August 2009 sind die 19 Urteile zur ICI-Einzahlung der landwirtschaftlichen Genossenschaften<br />
gefällt worden - es besteht keine Rückzahlungspflicht für die Gemeinden.
aller Bürger und Wirtschaftsbereiche<br />
– Landwirtschaft eingenommen - auf<br />
unbestimmte Zeit zu kürzen oder auf<br />
Eis zu legen. Da sich die Situation von<br />
Jahr zu Jahr zuspitzte, wurde das Damoklesschwert,<br />
das über den Gemeinden<br />
schwebte, für die Genossenschaften langsam<br />
immer mehr zu einem Bumerang.<br />
Zu den Forderungen des Jahres 2003<br />
gesellten sich noch jene der Jahre 2004,<br />
2005, 2006 und 2007 dazu, wodurch<br />
sich die anfänglichen 5,2 Millionen<br />
verdoppelten. Auch die Zinsen waren<br />
beachtlich: 28 % auf die im Jahr 2000<br />
einbezahlten Beträge, 25% auf die Beträge<br />
des Jahres 2001 und so weiter.<br />
Um das Problem zu beheben, hat der<br />
Südtiroler Gemeindenverband wiederholt<br />
eine politische Lösung angestrebt<br />
und auch die gesamtstaatlichen landwirtschaftlichen<br />
Interessensvertretungen<br />
haben sich mit allen Mitteln für eine<br />
gesetzliche Lösung ausgesprochen und<br />
eingesetzt. Da der Streitfall sich aus der<br />
fehlenden Sicherheit der Staatsgesetze<br />
ergeben hatte, schien es angebracht,<br />
durch eine klare Umformulierung dieser<br />
Gesetze Sicherheit zu schaffen. Es oblag<br />
folglich dem Parlament, einerseits das<br />
Problem der Rückzahlungen aus dem<br />
Weg zu räumen und andrerseits Klarheit<br />
über die zukünftigen Verpflichtungen<br />
zur Einzahlung der Steuer zu schaffen.<br />
In dieser Zeit trafen auch die Rückzahlungsforderungen<br />
der Südtiroler Genossenschaften<br />
in Rom ein, die Akten waren<br />
von der Bozner Steuerkommission erster<br />
und zweiter Instanz, die in allen Fällen<br />
zugunsten der Gemeinden geurteilt hatte,<br />
an den Sitz des Kassationsgerichtes<br />
in Rom weitergeleitet worden.<br />
Bumerang für die<br />
landwirtschaftlichen<br />
Genossenschaften<br />
Doch während das Kassationsgericht<br />
immer mehr dazu neigte, den Gemeinden<br />
Recht zu geben, versuchte der Gesetzgeber<br />
mit einem Flickwerk von Maß-<br />
Foto: Shutterstock<br />
Mit den Urteilen der Vereinigten Kammern des Kassationsgerichtes<br />
haben die Südtiroler Gemeinden einen großen Erfolg erzielt.<br />
nahmen, einen salomonischen Kompromiss<br />
herzustellen: die Genossenschaften<br />
sollten in Zukunft von der Gemeindeimmobilensteuer<br />
befreit werden, aber für<br />
die vergangenen Jahre kein Anrecht auf<br />
eine Rückerstattung haben. Zu diesem<br />
Ansatz, der zwar einen lobenswerten<br />
Grundgedanken aber wenig Konsequenz<br />
aufwies, hat sich schließlich auch das<br />
Verfassungsgericht geäußert und die<br />
Bestimmung, mit der die Rückerstattung<br />
verboten wurde, für verfassungswidrig<br />
erklärt. Dieser neuerliche Eklat erfolgte<br />
im Juni des Jahres 2009, gerade als das<br />
Kassationsgericht die Rekurse der Südtiroler<br />
Genossenschaften behandelte, was<br />
der Einstellung dieser Instanz besondere<br />
Bedeutung verlieh.<br />
Am 21. August 2009 sind schließlich<br />
die viel erwarteten 19 Urteile zu den<br />
landwirtschaftlichen Genossenschaften<br />
Südtirols (darunter die VOG, FRU-<br />
BONA, EOFRUT oder die Kellerei<br />
Kaltern) ergangen. Diese Urteile sind<br />
zugunsten der Gemeinden ausgefallen,<br />
sie haben klargestellt, dass keine Rückerstattung<br />
erfolgen muss, da die Gebäude<br />
der Genossenschaften im Kataster als<br />
Betriebsgebäude für die Ausübung von<br />
Produktionstätigkeiten (Katasterkategorie<br />
D8) und nicht als Betriebsgebäude<br />
für landwirtschaftliche Tätigkeiten<br />
(Katasterkategorie D10) eingetragen<br />
sind. Die landwirtschaftlichen Genossenschaften<br />
müssen demzufolge, wenn<br />
sie ein Recht auf Freistellung geltend<br />
machen wollen, die Katasterkategorie<br />
ändern. Erst nachdem die Umschreibung<br />
erfolgt ist, sind die Genossenschaften<br />
von der Bezahlung der Gemeindeliegenschaftssteuer<br />
befreit.<br />
Mit diesen Urteilen der vereinten Kammern<br />
des Kassationsgerichts wurde<br />
endlich ein positives Ergebnis erzielt,<br />
mit dem Arnold Schuler, Präsident des<br />
Südtiroler Gemeindenverbandes, der<br />
selbst Landwirt ist, durchaus zufrieden<br />
sein kann.<br />
zuM AuToR<br />
MARCO ZANCANELLA<br />
ist experte zum Thema Gemeindeimmobiliensteuer<br />
und rechtsberater<br />
beim südtiroler Gemeindenverband.<br />
11
12<br />
Fabrizio Piras<br />
RADARkONTROLLEN<br />
Verkehrssicherheit ja –<br />
„Abzocke” nein<br />
In letzter zeit wird viel über die Radarkontrollen diskutiert, auch in zusammenhang<br />
mit Skandalen, nachgewiesenem oder angenommenem Betrug, Beschlagnahme von<br />
Geräten, Rekursen usw. Das Thema ist zweifellos von großem Interesse, genauso wie<br />
alle anderen Themen, die mit unserm Geldbeutel zusammenhängen.<br />
Betrugsfälle einmal ausgenommen,<br />
diese müssen selbstverständlich<br />
laut Gesetz verfolgt werden, ist meiner<br />
Ansicht nach in der Diskussion der<br />
eigentliche Grund für die Geschwindigkeitskontrollen<br />
auf unseren Straßen,<br />
nämlich die Erhöhung der Verkehrssicherheit,<br />
zu sehr in den Hintergrund<br />
gerückt. Laut Absatz 1 des Artikels 1 der<br />
Straßenverkehrsordnung ist „Die Sicherheit<br />
der Verkehrsteilnehmer (ist) eines der<br />
vorrangigen sozialen und wirtschaftlichen<br />
Ziele des Staates“; die folgenden Absätze<br />
betonen: „die Normen und Durchführungsbestimmungen<br />
fußen auf dem<br />
Grundsatz der Verkehrssicherheit …“<br />
und dies sollte meiner bescheidenen<br />
Meinung nach auch der Leitgrundsatz<br />
der Polizeiarbeit auf Gemeinde- und<br />
Staatsebene sein.<br />
Aber ist die Erhöhung der Verkehrssicherheit<br />
mit dem Einsatz von elektronischen<br />
Messgeräten vereinbar?<br />
Oder handelt es sich dabei nur um<br />
reine Abzocke und Schikane gegenüber<br />
den Autofahrern, wie vielfach beklagt?<br />
Die Antwort auf diese Fragen lautet:<br />
der Einsatz ist gerechtfertigt, wenn er<br />
vernünftig (und natürlich rechtmäßig)<br />
und mit geeigneten Mitteln erfolgt.<br />
Ich möchte einen Vergleich mit den Systemen<br />
zur Videoüberwachung ziehen,<br />
die heute häufig zum Schutz der öffentlichen<br />
Sicherheit angebracht werden.<br />
Eigentlich können diese Systeme keine<br />
Gesetzesverstöße verhindern, doch allein<br />
Foto: Gemeinde Meran/Stefano Bolognesi<br />
THEMA<br />
Elektronische Geschwindigkeitsmessungen zielen auf die Erhöhung der<br />
Verkehrssicherheit und die Verminderung der Schadens- und Todesfälle<br />
ab und nicht auf die Abzocke der Autofahrer.<br />
schon die Tatsache, dass sie installiert<br />
sind und entsprechende Tafeln darauf<br />
hinweisen, kann vor bestimmten Handlungen<br />
abschrecken und natürlich auch<br />
dazu beitragen, die Verantwortlichen<br />
ausfindig zu machen.<br />
Mittel zur Unfallprävention<br />
Elektronische Geschwindigkeitsmessungen<br />
sollten dieselbe Vorbeugungs-<br />
und Abschreckungswirkung haben und<br />
verhindern, dass durch verantwortungsloses<br />
Verhalten die eigene Unversehrtheit<br />
und die Unversehrtheit anderer<br />
gefährdet werden. Deshalb sind alle<br />
Bestimmungen und Richtlinien willkommen,<br />
die diesem Ansatz folgen, so<br />
auch die Richtlinie des Innenministers<br />
vom 14. August 2009.<br />
Diese Richtlinie für koordinierte<br />
Maßnahmen zur Vorbeugung und
Bekämpfung der überhöhten Geschwindigkeit<br />
auf den Straßen hat den Zweck,<br />
die Polizei mit effizienten Mitteln zur<br />
Unfallprävention auszustatten. Sie<br />
dient auch der Umsetzung des Ziels<br />
der Europäischen Union, die Zahl der<br />
Verkehrsopfer bis zum Jahr 2010 zu<br />
halbieren.<br />
Ohne zu sehr auf die technischen Details<br />
einzugehen, sei erwähnt, dass für<br />
die Erreichung dieses ehrgeizigen Ziels<br />
unter anderem den Präfekten (Regierungskommissär)<br />
die Aufgabe übertragen<br />
wurde, die Unfallschwerpunkte im<br />
Straßennetz ausfindig zu machen und<br />
eine bessere Koordination zwischen<br />
den staatlichen Polizeikräften und der<br />
Gemeindepolizei anzustreben, um Überlappungen<br />
und Zweigleisigkeiten bei<br />
den Kontrollen zu vermeiden.<br />
Schadens- und Todesfälle als<br />
Indikatoren<br />
Der Inhalt dieser Richtlinie ist vor<br />
allem was den Datenschutz betrifft<br />
durchaus angemessen. Vorgesehen<br />
sind Einschränkungen für die Aufbewahrung<br />
der Bilder und für die<br />
Aufnahmemodalitäten (unzulässig<br />
sind z.B. frontale Einstellungen oder<br />
Aufnahmen, die eine Erkennung der<br />
Fahrzeugpassagiere ermöglichen) sowie<br />
für die Nebendienstleistungen nach<br />
Feststellung der Übertretung, die von<br />
den Verwaltungen an Private vergeben<br />
werden können. Ich bin aber der Ansicht,<br />
dass ein Punkt zu einer heftigen<br />
Diskussion vor allem zwischen den<br />
direkt Betroffenen führen könnte: ist es<br />
richtig, die Geschwindigkeitskontrollen<br />
zu Vorbeugungszwecken gut sichtbar<br />
aufzustellen oder können die schlechten<br />
Gewohnheiten und das kriminelle<br />
Verhalten einiger Verkehrsteilnehmer<br />
nur mit Radarfallen und verdeckten<br />
Kontrollen bekämpft werden, d.h.<br />
mit Zivilstreifen, die Geschwindigkeitsübertretungen<br />
im Straßenverkehr<br />
ahnden, wie es in anderen Ländern<br />
Europas üblich ist?<br />
Foto: Gemeinde Meran/Stefano Bolognesi<br />
Laut Artikel 1, Absatz 1 der italienischen Straßenverkehrsordnung ist<br />
die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer eines der vorrangigen sozialen<br />
und wirtschaftlichen Ziele des Staates.<br />
Die italienische Gesetzgebung sieht<br />
vor, dass die Geschwindigkeitskontrollen<br />
an gut sichtbaren und entsprechend<br />
angekündigten Punkten<br />
erfolgen, „unter Berücksichtigung des<br />
Informationsbedarfs der Verkehrsteilnehmer,<br />
damit die größtmögliche<br />
Transparenz der Vorbeugungstätigkeit<br />
sichergestellt wird, die mithilfe von<br />
Geschwindigkeitskontrollen erfolgt“.<br />
Man könnte dies als ein Signal gegen<br />
den angeblichen Missbrauch und Betrug<br />
einiger lokalen Verwaltungen im<br />
Land auslegen. Aber ist das wirklich der<br />
richtige Weg, die geeignete Methode,<br />
um die oben genannten Ziele zu erreichen?<br />
Gibt es Alternativen? Reicht<br />
dies oder bedarf es ganz allgemein<br />
einer umfassenderen Diskussion über<br />
die Einhaltung von Regeln?<br />
Jeder Ansatz hat Gegner und Befürworter.<br />
Ob wir den richtigen Weg<br />
eingeschlagen haben, wird sich daran<br />
zeigen, ob wir das gesteckte Ziel<br />
erreichen, nämlich mehr Sicherheit auf<br />
unseren Straßen und einen Rückgang<br />
der Schadens- und Todesfälle. Sollte es<br />
gelingen, die Zahl der Verkehrsopfer<br />
aufgrund überhöhter Geschwindigkeit<br />
zu verringern, dann haben wir ein großes<br />
Ergebnis erzielt.<br />
Alles andere wie die „Abzocke”, soll<br />
und kann nicht unser Ziel sein.<br />
zuM AuToR<br />
FABRIZIO PIRAS<br />
ist Kommandant der stadtpolizei von<br />
meran. er absolvierte das studium<br />
der Wirtschaftswissenschaften und ein<br />
Kurzstudium in statistik.<br />
13
14<br />
Foto: Shutterstock<br />
Das Thema der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz<br />
ist in den vergangenen Jahren immer mehr in den Mittelpunkt gerückt. zu recht,<br />
wenn man bedenkt, dass sich in Italien pro Jahr ungefähr 1.000.000 Arbeitsunfälle<br />
ereignen, bei denen rund 1.000 Menschen ihr Leben verlieren.<br />
Toni Schuster<br />
ARBEITSSICHERHEIT<br />
Unversehrtheit und<br />
Gesundheit haben Vorrang<br />
In Südtirol werden pro Jahr etwa<br />
17.000 Arbeitsunfälle gezählt, von<br />
denen 500 schwere Unfälle und zehn<br />
Todesfälle sind. Der Schutz der Arbeitnehmer<br />
ist bereits in der italienischen<br />
Verfassung verankert. In den 50-er<br />
Jahren wurden eine Reihe staatlicher<br />
THEMA<br />
Gesetze zum Schutz der Arbeitnehmer<br />
erlassen und für Arbeitgeber eine Reihe<br />
von Verpflichtungen und Verboten<br />
eingeführt. In der Folge hat sich das<br />
Verständnis von Arbeitssicherheit geändert<br />
und vom Recht auf körperliche<br />
Unversehrtheit hin zum Recht auf ein<br />
gesundes Arbeitsumfeld entwickelt.<br />
Dies ist auch die Ausrichtung der euro-<br />
Auch den Arbeitnehmern wird eine aktive Rolle zugesprochen – bei der Wahl<br />
des Sicherheitssprechers und bei der Bestellung der Verantwortlichen für<br />
Brandbekämpfung, Evakuierung und Erste Hilfe.<br />
päischen Richtlinien aus den 90-er Jahren,<br />
welche ihr besonderes Augenmerk<br />
auf die Arbeitsbedingungen und das<br />
Arbeitsumfeld legen und Vorbeugung,<br />
Programmierung und Beteiligung der<br />
am Arbeitsprozess beteiligten Personen<br />
in den Mittelpunkt stellen.<br />
Die europäischen Richtlinien wurden<br />
von Italien mit dem Gesetz Nr.<br />
626/1994 (Sicherheit am Arbeitsplatz)<br />
und dem Gesetz Nr. 242/1996 (Baustellensicherheit)<br />
übernommen und<br />
definieren ein neues System der betrieblichen<br />
Vorbeugung und Sicherheit,<br />
welches auf die aktive Mitbestimmung<br />
und Mitarbeit aller im Betrieb tätigen<br />
Personen aufbaut. Das System läuft auf<br />
zwei Schienen, einer operativen, auf<br />
welcher der Arbeitgeber, die Führungskräfte<br />
und die Vorgesetzten tätig sind<br />
und einer beratenden, um die sich der<br />
Arbeitsschutzdienst kümmert.<br />
Eine besondere Rolle nimmt der Betriebsarzt<br />
ein, der sowohl beratende<br />
als auch operative Funktionen wahrnimmt.<br />
Zum ersten Mal wird auch<br />
den Arbeitnehmern eine aktive Rolle<br />
zugesprochen, einerseits durch die<br />
Wahl des Sicherheitssprecher, der sie<br />
in Fragen des Arbeitsschutzes vertritt,<br />
zum anderen bei der Bestellung der<br />
Verantwortlichen für Brandbekämpfung,<br />
Evakuierung und Erste Hilfe.<br />
Mit dem Gesetz Nr. 81/2008 wurden<br />
die verschiedenen Gesetze und Bestimmungen<br />
auf dem Gebiet der Arbeitssicherheit<br />
zu einem Einheitstext<br />
zusammengefasst.
Die Verwaltungsschule hat im Frühjahr<br />
den Auftrag erhalten, das Thema „Arbeitssicherheit<br />
und Gesundheitsschutz“<br />
mehr in das Blickfeld der Gemeinden<br />
zu bringen. Es wurde in Zusammenarbeit<br />
mit Sicherheitsexperten<br />
ein Leitfaden ausgearbeitet. Dieser<br />
Leitfaden stellt eine Zusammenfassung<br />
von Informationen aus verschiedenen<br />
Quellen dar und unterstützt die Gemeinden<br />
bei der Information zu Fragen<br />
der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes<br />
und will auf dem<br />
wichtigen Gebiet der Arbeitssicherheit<br />
eine Orientierung geben.<br />
zuM AuToR<br />
TONI SCHUSTER<br />
ist sicherheitssprecher des südtiroler<br />
Gemeindenverbandes, Verantwortlicher<br />
des Konsortiums des Wassereinzugsgebiets<br />
der etsch sowie Verantwortlicher<br />
für die Darlehensaufnahmen<br />
bei der Depositenkasse und dem<br />
rotationsfonds.<br />
In der Folge werden einige Punkte, welche vom neuen Einheitstext<br />
für die Arbeitssicherheit vorgesehen sind, erläutert:<br />
Arbeitgeber<br />
Der Arbeitgeber ist der Träger<br />
des Arbeitsverhältnisses oder<br />
jene Person, welche nach Art<br />
und Aufbau der organisation,<br />
in welcher der Arbeitnehmer<br />
seine Arbeit leistet, die Verantwortung<br />
für die organisation<br />
und die Entscheidungs- und<br />
Ausgabenbefugnis inne hat.<br />
Der Arbeitgeber ist der Hauptverantwortliche<br />
für die Sicherheit<br />
und die Gesundheit seiner<br />
Führungskraft<br />
Die Führungskraft setzt im<br />
Rahmen ihrer beruflichen Kompetenzen<br />
und der ihrem Auftrag<br />
entsprechenden organisatorischen<br />
und funktionalen<br />
Befugnisse die Anweisungen<br />
des Arbeitgebers um, indem sie<br />
die Arbeitstätigkeit überwacht<br />
Dieser Leitfaden richtet sich sowohl an<br />
die Arbeitgeber als auch an die Arbeitnehmer.<br />
Arbeitnehmer. Er ist für die allgemeinen<br />
Schutzmaßnahmen und<br />
die organisation der Sicherheit im<br />
Betrieb zuständig. Die Pflichten<br />
des Arbeitgebers können an eine<br />
andere Person übertragen werden,<br />
sofern dies mit einer schriftlichen<br />
Vollmacht mit sicherem Datum erfolgt<br />
und der Bevollmächtigte diese<br />
Aufgaben annimmt. Außerdem<br />
muss der Bevollmächtigte über die<br />
berufliche Qualifikation und die<br />
und kontrolliert. Mit Ausnahme<br />
der nicht delegierbaren Kompetenzen<br />
sieht das Gesetz für die<br />
Führungskraft weitgehend dieselben<br />
Pflichten des Arbeitgebers<br />
vor, sofern diese mit ihren Kompetenzen<br />
und Befugnissen auch<br />
finanzieller Art vereinbar sind.<br />
Foto: Shutterstock<br />
Statistische Daten die zum Nachdenken anregen<br />
sollten: In Südtirol werden pro Jahr ungefähr 17.000<br />
Unglücke am Arbeitsplatz gezählt, von denen 500<br />
schwere Unfälle und zehn Todesfälle sind.<br />
Führungs- und Kontrollmacht sowie<br />
die notwendigen finanziellen<br />
Mittel verfügen. Die Vollmacht<br />
schließt die Aufsichtspflicht zu<br />
Lasten des Arbeitgebers nicht<br />
aus. zu den nicht delegierbaren<br />
Pflichten des Arbeitgebers gehören<br />
die Risikobewertung und<br />
entsprechende Ausarbeitung des<br />
Sicherheitsberichtes sowie die<br />
Ernennung des Leiters des Arbeitsschutzdienstes.<br />
15
16<br />
Arbeitnehmer<br />
Arbeitnehmer sind Personen die<br />
ihre Arbeitstätigkeit in der organisation<br />
eines öffentlichen oder<br />
privaten Arbeitgebers leisten.<br />
Art des Vertrages und Entlohnung<br />
sind irrelevant, sodass<br />
auch freie Mitarbeiter, Projektarbeiter,<br />
Lehrlinge, Praktikanten,<br />
ehrenamtliche Mitarbeiter und<br />
arbeitende Gesellschafter in den<br />
Genuss der für die Arbeitnehmer<br />
vorgesehenen Schutzbestimmungen<br />
fallen. Jeder Arbeitnehmer<br />
ist verpflichtet, für die eige-<br />
Foto: WK © 2009<br />
THEMA<br />
Vorgesetzte<br />
Der Vorgesetzte hat in seinem<br />
Arbeitsbereich die Kontroll-<br />
und Aufsichtspflicht über die<br />
Anweisungen des Arbeitgebers<br />
und wacht über die korrekte<br />
Ausführung durch die Arbeitnehmer.<br />
Er stellt sicher, dass die<br />
Arbeitnehmer, die gesetzlichen<br />
und betrieblichen Anweisungen<br />
bezüglich der Sicherheit und Gesundheit<br />
einhalten und die persönlichen<br />
Schutzausrüstungen<br />
ne Gesundheit und Sicherheit und<br />
jene der anderen am Arbeitsplatz<br />
anwesenden Personen Sorge zu<br />
tragen und mit dem Arbeitgeber,<br />
den Führungskräften und den Vorgesetzen<br />
im Bereich des Arbeitsschutzes<br />
zusammenzuarbeiten.<br />
Der Arbeitnehmer muss die Anordnungen<br />
und Anweisungen des<br />
Arbeitgebers, der Führungskräfte<br />
und der Vorgesetzten befolgen,<br />
die persönliche Schutzausrüstung<br />
verwenden, Arbeitsmittel, gefährliche<br />
Stoffe und Ausrüstungen<br />
Der Arbeitgeber ernennt die Mitglieder<br />
der Notfalleinsatzgruppe,<br />
welche für die Durchführung der<br />
Maßnahmen zur Brandverhütung,<br />
zur Brandbekämpfung,<br />
zur Evakuierung bei ernstem<br />
und unmittelbarem Risiko, zur<br />
Rettung, zur Ersten Hilfe oder<br />
in sonstigen Notfällen beauftragt<br />
sind. Bei der Ernennung<br />
berücksichtigt er die Größe des<br />
Betriebes und die spezifischen<br />
Risiken. Auf jeden Fall müssen<br />
die Mitglieder der Notfalleinsatzgruppe<br />
in ausreichender Anzahl<br />
verwenden. In Notfällen informiert<br />
er die Arbeitnehmer und<br />
erteilt Anweisungen, damit diese<br />
den Gefahrenbereich verlassen. Er<br />
meldet dem Arbeitgeber Mängel<br />
an Arbeitsmitteln, Geräten und<br />
persönlichen Schutzausrüstungen<br />
sowie jedes weitere Risiko. Der<br />
Vorgesetzte hat das Recht und<br />
die Pflicht spezifische Ausbildungskurse<br />
zu besuchen.<br />
richtig verwenden, Mängel an<br />
Maschinen und Ausrüstungen<br />
sowie andere Risiken sofort<br />
melden und keine Handlungen<br />
durchführen, welche die eigene<br />
oder die Sicherheit anderer<br />
gefährdet. Außerdem muss der<br />
Arbeitnehmer an den betrieblichen<br />
Ausbildungs- und Schulungsprogrammen<br />
teilnehmen<br />
und sich den vom Betriebsarzt<br />
verordneten ärztlichen Kontrollen<br />
unterziehen.<br />
Notfalleinsatzgruppe<br />
vorhanden sein und über angemessene<br />
Ausrüstungen verfügen.<br />
Die Arbeitnehmer können<br />
die Ernennung nur aus einem<br />
triftigen Grund ablehnen. Die<br />
Mitglieder der Notfalleinsatzgruppe<br />
müssen in den Bereichen<br />
Brandschutz und Erste Hilfe ausgebildet<br />
werden. Die Ausbildung<br />
zum Brandschutzbeauftragten<br />
richtet sich nach dem Brandrisiko<br />
und unterscheidet Betriebe mit<br />
niedrigem, mittlerem und hohem<br />
Brandrisiko.
Ausbildung, Information,<br />
Schulung<br />
um einen sicheren Betriebsablauf<br />
und gesunde Arbeitsbedingungen<br />
zu erreichen, sind Ausbildung,<br />
Information und Schulung der<br />
Arbeitnehmer und ihrer Vertreter<br />
unerlässlich. Nur wer über<br />
Arbeitsabläufe, Gefahren, Schutzmaßnahmen<br />
und das Verhalten in<br />
Notfällen informiert ist, kann auch<br />
entsprechend handeln. Der Arbeitgeber<br />
hat dafür Sorge zu<br />
tragen, dass jeder Arbeitnehmer<br />
über die allgemeinen Risiken, die<br />
Schutzmaßnahmen und Vorkeh-<br />
Risikobewertung<br />
zu den zentralen Pflichten des<br />
Arbeitgebers zählt die Risikobewertung.<br />
Diese muss auch bezüglich<br />
der Wahl der Arbeitsmittel,<br />
der verwendeten Arbeitsstoffe<br />
und der Ausstattung der Arbeitsplätze<br />
sämtliche Risiken für die<br />
Sicherheit und Gesundheit der<br />
Arbeitnehmer berücksichtigen.<br />
zu berücksichtigen sind außerdem<br />
spezielle Risiken, Risiken<br />
rungen und die Abläufe bezüglich<br />
Erste Hilfe, Brandbekämpfung<br />
und Räumung informiert ist.<br />
Außerdem muss jeder Arbeitnehmer<br />
über die spezifischen Risiken<br />
seiner Tätigkeit und die entsprechenden<br />
Sicherheitsvorschriften<br />
und Betriebsanweisungen informiert<br />
werden. Weiter stellt der<br />
Arbeitgeber sicher, dass jeder Arbeitsnehmer<br />
eine ausreichende<br />
und angemessene Ausbildung in<br />
bezug auf die besonderen Risiken<br />
seiner Arbeit erhält.<br />
für Schwangere und Risiken in<br />
bezug auf Alter, Geschlecht und<br />
Herkunft der Arbeitnehmer. Der<br />
Sicherheitsbericht wird in zusammenarbeit<br />
mit dem Leiter des Arbeitsschutzdienstes<br />
und dem Betriebsarzt<br />
und nach Anhören des<br />
Sicherheitssprechers verfasst und<br />
muss mit einem sicheren Datum<br />
versehen sein. Der Sicherheitsbericht<br />
enthält sämtliche Risiken und<br />
Sicherheitssprecher<br />
Der Sicherheitssprecher vertritt<br />
die Arbeitnehmer in Belangen<br />
der Arbeitssicherheit und des<br />
Gesundheitsschutzes gegenüber<br />
dem Arbeitgeber. In kleinen<br />
Betrieben wird er in der Regel<br />
direkt von den Arbeitnehmern<br />
gewählt, in größeren Betrieben<br />
wird er im Rahmen der Gewerkschaftsvertretungen<br />
gewählt<br />
oder ernannt. Für den Fall dass<br />
im Betrieb kein Sicherheitssprecher<br />
vorhanden ist, sieht das Gesetz<br />
auch sogenannte territoriale<br />
Sicherheitssprecher vor. Die Anzahl<br />
der Sicherheitssprecher, die<br />
Modalitäten für deren Wahl, sowie<br />
die bezahlte Arbeitszeit und<br />
die Mittel zur Ausübung ihrer<br />
Aufgaben werden von den Kollektivverträgen<br />
festgelegt. Auf<br />
jeden Fall hat der Sicherheitssprecher<br />
Anrecht auf eine spezifische<br />
Aus- und Weiterbildung und muss<br />
über die zeit, die Räumlichkeiten<br />
und die Mittel verfügen, die für<br />
die Ausübung seiner Aufgaben<br />
erforderlich sind.<br />
Foto: WK © 2009<br />
deren Bewertung, die Präventions-<br />
und Schutzmaßnahmen<br />
samt persönlichen Schutzausrüstungen,<br />
ein Programm für die<br />
langfristige Verbesserung der<br />
Sicherheitsstandards, die Verfahren<br />
zur umsetzung der Maßnahmen,<br />
die entsprechenden Aufgaben<br />
und die dafür zuständige<br />
Betriebsorganisation.<br />
17
18<br />
Walter Obkircher, Bozen<br />
Ich finde, dass sich der Staat darum<br />
kümmern soll, ob der Schutz der<br />
Bürger im Land gewährleistet ist.<br />
Und zwar durch Gesetze, die von<br />
den Ordnungshütern angewandt<br />
werden und nicht durch den Einsatz<br />
irgendwelcher Zivilpersonen,<br />
die nicht einmal eine Ausbildung<br />
dafür haben. Ich sehe sonst die<br />
Gefahr, dass die Leute zu weit<br />
gehen und so Unrecht an anders<br />
Denkenden passieren könnte.<br />
Martin Abram, Jenesien<br />
Es kommt darauf an, auf welcher<br />
Seite die Bürgerwehr steht. Die<br />
Frage ist, was ist das Ziel davon<br />
und wem soll sie nützen. Es ist<br />
wichtig weiter zu denken: wie es<br />
in 10 Jahren sein wird und wofür<br />
die Bürgerwehr dann verwendet<br />
wird. Warum soll sie überall<br />
eingeführt werden und nicht nur<br />
da, wo die Ordnung durch die<br />
heutigen Ordnungshüter nicht<br />
gewährleistet wird?<br />
UMFRAGE<br />
Katharina Erlacher,<br />
Naturns<br />
Henriette Annegg,<br />
Schenna<br />
MEINUNGEN<br />
„Brauchen Südtirols Gemeinden<br />
eigene Bürgerwehren?“<br />
Der Einsatz der Bürgerwehr ist<br />
gesetzlich viel zu vage geregelt<br />
und kann somit ausgenutzt werden,<br />
um andere Menschengruppen<br />
auszugrenzen. Generell glaube<br />
ich, dass die Bürgerwehr die Gefahr<br />
heraufbeschwört, Gewalt zu<br />
legitimieren. Es braucht einfach<br />
mehr Zivilcourage der einzelnen<br />
Bürger.<br />
Ich bin dafür, da ich das Gefühl<br />
habe, dass es auf unseren Straßen<br />
zu wenig Sicherheit gibt. Ich<br />
möchte gern in einer Ortschaft<br />
leben, wo ich ruhig schlafen kann,<br />
denn die Menschen halten immer<br />
weniger die Gesetze ein und die<br />
Aggressivität steigt ständig. Deshalb<br />
reicht die Polizei zur Gewährleistung<br />
der Sicherheit von<br />
uns Bürgern nicht mehr aus.<br />
Edi Rabini, Bozen<br />
Ich glaube, dass Leute die sich der<br />
Bürgerwehr anschließen zu einer<br />
Gruppe von Menschen gehören,<br />
die nicht die wirklichen Schwierigkeiten<br />
der Allgemeinheit sieht<br />
und so weit wichtigere Probleme<br />
der Menschen in den Hintergrund<br />
stellt. So kann das Problem der<br />
Kriminalität im Land sicher nicht<br />
gelöst werden.<br />
Silvia Wisthaler,<br />
Innichen<br />
Ich kann die Forderung nach<br />
Bürgerwehren bei uns in Südtirol<br />
nicht nachvollziehen. Jeder<br />
einzelne Bürger, der ein Vergehen<br />
beobachtet, kann die Polizei<br />
informieren. Ganz abgesehen<br />
davon, haben wir eh schon eine<br />
hohe Polizeipräsenz in unserem<br />
Land und benötigen schon deshalb<br />
keine zusätzlichen Bürgerwehren,<br />
sondern mehr Zivilcourage und<br />
weniger Gleichgültigkeit.<br />
Ingrid Facchini, Bozen<br />
lch bin dagegen; Zivilpersonen<br />
haben hierzu keine Berechtigung.<br />
Es wäre zu gefährlich, da sich z.B.<br />
Übergriffe auf Ausländer oder auch<br />
auf gleichgeschlechtlich veranlagte<br />
Personen häufen könnten. Außerdem<br />
sehe ich darin einen Schritt<br />
hin zum Verfall der Demokratie,<br />
denn dadurch werden die Rechte<br />
aller Menschen beschnitten. Die<br />
Polizeipräsenz in Südtirol reicht<br />
vollkommen aus.<br />
Egon Eberhöfer, Martell<br />
Bei uns in Südtirol finde ich eine<br />
Bürgerwehr als ungeeignet und<br />
auch nicht Ziel führend. Wir<br />
haben eine starke lokale Polizeipräsenz,<br />
deshalb ziehe ich diese<br />
Behörden den lokalen Bürgerwehren<br />
hundertprozentig vor. Die<br />
Nächstenhilfe ist sicherlich sehr<br />
wichtig, aber nicht auf diese Art<br />
und Weise.<br />
Umfrage und Fotos: Christa Waldboth
„Führung von Altenheimen –<br />
eine rein öffentliche Aufgabe?“<br />
CHRISTOPH GUFLER<br />
ist als Bürgermeister der Marktgemeinde Lana und<br />
als Ausschussmitglied der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt<br />
mit der Thematik Altenheime vertraut.<br />
Ja. Für mich wäre es ein Armutszeugnis, wenn sich die öffentliche<br />
Hand ausgerechnet bei den alten Menschen aus der Verantwortung<br />
stehlen würde. Abgesehen davon, dass wir nicht vergessen<br />
sollten, wem wir unseren heutigen Wohlstand verdanken, ist es<br />
ganz einfach unsere gesetzliche Pflicht den älteren Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürgern eine gute und sichere Altersversorgung<br />
zu garantieren.<br />
Dies kann in diesem sensiblen Bereich auf Dauer und in der<br />
angebrachten Qualität am besten von der öffentlichen Hand<br />
gewährleistet werden.<br />
Private Unternehmen – und ich meine damit natürlich nicht Stiftungen,<br />
Sozialgenossenschaften oder andere Non-Profit-Organisationen<br />
– sondern Wirtschaftsunternehmen, wollen und müssen<br />
Gewinne machen. Der Profit und nicht der Mensch steht dabei im<br />
Mittelpunkt. Profite werden im Bereich der Altenbetreuung aber<br />
entweder auf Kosten der Betreuungsintensität und -qualität, oder<br />
aber auf Kosten des Auftraggebers, und das heißt der öffentlichen<br />
Hand, erzielt. Dafür gibt es im Ausland genug Beispiele und die<br />
sind beschämend für die Verantwortungsträger.<br />
Im Lebensabend von Menschen betreut zu werden, die nicht<br />
unsere Sprache sprechen und schlecht bezahlt sind, das kann<br />
wohl nicht das Ziel sein.<br />
Private Trägerschaften für öffentliche Dienste mögen in manchen<br />
Bereichen durchaus angebracht und sinnvoll sein. Wo es aber um<br />
Menschen geht und um deren ureigensten Bedürfnisse, sollte die<br />
öffentliche Hand weiterhin der erste und wichtigste Ansprechpartner<br />
bleiben.<br />
PRO & CONTRA<br />
DOROTHEE WAGNER<br />
ist Gerontologin; sie arbeitet als Präsidentin,<br />
Pflegekoordinatorin und Altenpflegerin im<br />
Haus „Sonnenschein“ in Meran.<br />
Ich denke nicht, dass die Führung von Altersheimen eine rein<br />
öffentliche Aufgabe ist. Durch das Subsidiaritätsprinzip jeder<br />
Sozialdemokratie wird dies etwa rechtlich verankert. Hinsichtlich<br />
der demographischen Entwicklung wird die öffentliche Hand die<br />
Kosten der stationären Altenbetreuung auch nicht mehr lange<br />
tragen können. Folglich sind neue Wege in der Altenbetreuung<br />
unumgänglich.<br />
Außerdem bringt die private Trägerschaft viele Vorteile, 14 Jahre<br />
Erfahrung geben mir dabei Recht. Neue Konzepte oder Pflegeplanungsmaßnahmen<br />
können viel schneller und kreativer eingesetzt,<br />
umgewandelt und revidiert werden, da der lange Weg der Bürokratie<br />
entfällt. Budgetgelder können effizienter eingesetzt werden, genau<br />
an der Stelle, an der sie jetzt im Augenblick gebraucht werden<br />
(Personalaufstockung, Anschaffungen usw.), da die Verwaltung<br />
minimiert werden kann. Dies steigert die Qualität der Pflege.<br />
Das Personal kann in Bezug auf das Konzept ausgesucht werden,<br />
beispielsweise entfallen Ranglisten. Allerdings dürfen keine<br />
Dumping-Löhne oder Billigarbeit entstehen. Altenpflege ist ein<br />
anspruchsvoller Beruf, der ordentlich honoriert werden muss. Genau<br />
so wie der zu Pflegende ein Recht auf sein Kulturgut und seine<br />
Sprachgruppe innerhalb der stationären Betreuung hat.<br />
Außerdem sind private Trägerschaften kostengünstiger; die Einsparungen<br />
liegen im Verwaltungsbereich. Dies sind nur einige<br />
Punkte, die für eine Privatisierung der stationären Altenbetreuung<br />
sprechen. In Bereichen, wie Konzepte der Pflege, direkte Betreuung<br />
des alten Menschen aber auch Arbeitsklima usw., gibt es unendlich<br />
viele Argumente, die für die Privatisierung sprechen.<br />
Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass eine Privatisierung<br />
der Altenpflege nur auf Non-Profit-Basis stattfinden kann. Die<br />
soziale Dienstleistung am Nächsten darf nicht zum Profit eines<br />
Einzelnen führen.<br />
19
20<br />
Der Eppaner Gemeinderat hat jüngst ein übergemeindliches Tourismusentwicklungskonzept<br />
für die Gemeinden Eppan, Kaltern, Tramin und<br />
Pfatten genehmigt. Walburga Kössler, Referentin für Bauwesen und<br />
urbanistik, spricht über die Vergangenheit und die zukunft.<br />
Interview: Ulrich Mayer<br />
EPPAN<br />
Gemeinsam touristische<br />
Entwicklung anpacken<br />
Eigentlich haben Tourismusgemeinden<br />
im Überetsch und<br />
im Unterland erfolgsversprechende<br />
Voraussetzungen;<br />
dennoch hat dort in den vergangenen<br />
zwei Jahrzehnten<br />
die Zahl der Betriebe deutlich<br />
abgenommen. Worauf ist das<br />
zurückzuführen?<br />
Laut WIFO-Erhebungen ist die Anzahl<br />
der Betten seit dem Höchststand der<br />
80-er Jahre rückläufig; in Eppan haben<br />
die Beherbergungsbetriebe zwischen<br />
1987 und 2007 um fast 47 Prozent<br />
abgenommen – derzeit zählen wir<br />
noch 255 Betriebe mit 3960 Betten.<br />
Die Gründe für den Rückgang müssen<br />
von Gemeinde zu Gemeinde gesondert<br />
betrachtet werden. Allgemein gilt aber:<br />
Seit den 60-er Jahren haben Pioniere<br />
im Tourismus sehr viel geleistet, vor<br />
allem in der Privatzimmer-Vermietung<br />
(so genannte „nicht-gastgewerbliche<br />
Betriebe“, Anm. d. Red.). Privatzimmer<br />
sind heute aber bei den Gästen weniger<br />
gefragt; auch deren Ansprüche haben<br />
sich grundlegend geändert, gleich wie<br />
die Gästeschicht selbst. Das Angebot<br />
„Urlaub auf dem Bauernhof“ hat zugenommen,<br />
nicht zuletzt auch durch die<br />
günstigen urbanistischen Rahmenbedingungen.<br />
Ein Grund für den Rückgang dürfte<br />
der Wohnraumbedarf der mittlerweile<br />
erwachsenen Kinder der genannten<br />
Pioniere sein: Die vorwiegend in<br />
AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>N<br />
Foto: Tappeiner AG – Tourismusverein Eppan/Gemeinde Eppan<br />
Gemeindereferentin Walburga Kössler (im kleinen<br />
Bild) aus Eppan konnte sich über eine hohe Rücklaufquote<br />
bei der Befragung freuen, die im Zuge der<br />
Erstellung des Tourismuskonzeptes durchgeführt<br />
worden ist.<br />
Wohnzonen angesiedelten Gastbetriebe,<br />
Pensionen und Hotels sind für den Wohnungsbau<br />
überaus attraktiv. Gästezimmer<br />
wurden so zu Wohnungen umgebaut.<br />
Besonders das Überetsch verspürt durch<br />
die Nähe zur Stadt Bozen den Druck der<br />
Zuwanderung. Nicht zuletzt auch wegen<br />
mangelnder Erweiterungsmöglichkeiten<br />
hat die zweite oder dritte Generation<br />
der Betriebsinhaber wenig Interesse den<br />
Betrieb weiterzuführen. Hinzu kommt<br />
der stetig zunehmende Verwaltungsaufwand.<br />
Gemeinsame gemeindeübergreifende<br />
Marketingstrategien wurden<br />
bisher wenig genutzt; zu viel oder zu<br />
lange hat man sich in der Bewerbung<br />
auf den deutschen Quellmarkt konzentriert,<br />
zu wenig Angebote für bestimmte<br />
Gästestrukturen geboten.<br />
Um die künftige touristische<br />
Ausrichtung festlegen zu<br />
können, wurden Stärken und<br />
Schwächen diskutiert. Wo<br />
liegen die Chancen und wo<br />
die Risiken? Welche Kernkompetenzen<br />
und Themen sollen<br />
in Zukunft gezielt besetzt<br />
werden?<br />
Eigentlich kann ich vor allem Chancen<br />
erkennen. Das gemeinsame touristische<br />
Profil unserer Destination soll gestärkt
werden, um den Betrieben für die Zukunft<br />
neue Entwicklungsmöglichkeiten<br />
zu eröffnen. Stärken, die alle beteilig-<br />
ten Gemeinden gemeinsam haben,<br />
sollen hervorgehoben werden, z.B. die<br />
zentrale Lage in Südtirol, die günstige<br />
Verkehrsanbindung, das milde Klima,<br />
die ähnliche Siedlungsstruktur und Kulturlandschaft,<br />
die kulturelle Vielfalt, die<br />
Freizeitangebote usw.<br />
Jede Gemeinde hat bereits in der Vergangenheit<br />
bestimmte Schwerpunkte<br />
gesetzt – und tut dies ja immer noch; wir<br />
beginnen somit nicht bei Null. Es gilt<br />
diese zusammenzufassen bzw. gemeinsam<br />
voranzutreiben ohne die Eigenheit der<br />
Gemeinden und Fraktionen aufzugeben,<br />
beispielsweise bezüglich der Themenfelder<br />
Wein und Genuss, Reblandschaften,<br />
Weinstraße, Seen, Burgen, Architektur,<br />
Sport und Erholung, Kultur und Traditionen,<br />
Authentizität usw. So sollen<br />
Synergien geschaffen, die Destination<br />
„Herzstück der Südtiroler Weinstraße“<br />
übergemeindlich vermarktet, die Angebote<br />
kompensiert und gemeinsam Wettbewerbsvorteile<br />
entwickelt werden.<br />
Mittels Fragebogen wurden<br />
Entwicklungs- und Erweiterungspläne<br />
der bestehenden<br />
Betriebe erhoben. Welche<br />
Kapazitäten können über<br />
„quantitative Erweiterung“<br />
verwirklicht werden? Wie<br />
viele Betten über Zonen für<br />
touristische Einrichtungen?<br />
Die Rücklaufquote war in allen Gemeinden<br />
recht hoch. Nachgefragt wurde u.a.,<br />
ob eine Erweiterung beabsichtigt werde<br />
– oder eine Betriebseinstellung. Das Erweiterungspotential<br />
wurde auf Grundlage<br />
des Bettenstandes 1997 errechnet. In<br />
Eppan liegt dieses vor allem bei Hotels<br />
(190 Betten) und Garnis (83 Betten),<br />
betroffen sind vor allem Betriebe der<br />
3-Sterne- und 3-Sterne-S-Kategorie,<br />
während die Erweiterungsmöglichkeiten<br />
bei Betrieben im 4-Sterne-Segment<br />
großteils ausgeschöpft sind. Im nichtgastgewerblichen<br />
Bereich ergibt sich<br />
Foto: Gemeinde Eppan<br />
Koordiniert wurden die zahlreichen Sitzungen der Arbeitsgruppe „Tourismuskonzept“<br />
mit Mitgliedern aus den verschiedenen Gemeinden vom EURAC-Institut für Regionalentwicklung<br />
und Standortmarketing.<br />
ein Potential von ca. 88 Betten.<br />
Heftig diskutiert wurde die Bettenerweiterung<br />
in Zonen für touristische<br />
Einrichtungen; die Vorstellungen der<br />
verschiedenen Interessensgruppen waren<br />
natürlich verschieden gelagert. In<br />
Eppan sollten es innerhalb von zehn<br />
Jahren 800 Betten sein, in Kaltern 600<br />
und in Tramin 440. Die maximal zu<br />
verwirklichende Zahl wird jedoch von<br />
der Landesregierung festgelegt.<br />
Ein Tourismusgebiet muss heutzutage<br />
für alle Vorstellungen und Urlaubswünsche<br />
sowie Gästeschichten die<br />
geeigneten Strukturen bieten können.<br />
So wurden auch bestimmte Angebote<br />
berücksichtigt, die heute im Trend liegen<br />
und unbedingt erforderlich sind,<br />
um konkurrenzfähig zu sein oder die<br />
Zielgruppe Familie und Jugend vermehrt<br />
anzusprechen wie z.B. die Errichtung<br />
einer Jugendherberge oder eines Campingplatzes<br />
in Eppan.<br />
Welche Kriterien werden für<br />
die Ausweisung von Zonen<br />
für touristische Einrichtungen<br />
in Eppan, Kaltern, Tramin und<br />
Pfatten gemäß Tourismus-<br />
entwicklungskonzept ins<br />
Auge gefasst – für bestehende<br />
Betriebe und für neu zu errichtende<br />
Betriebe?<br />
Primäres Ziel des Tourismusentwicklungskonzeptes<br />
ist es jungen, motivierten<br />
Unternehmern die Chance zu geben,<br />
ihren Betrieb zu erweitern oder sich<br />
qualitativ zu positionieren, um wettbewerbsfähig<br />
zu sein und zu bleiben.<br />
Mögliche neue Strukturen müssen gut in<br />
dem bestehenden urbanistischen Gefüge<br />
eingebettet bzw. integriert werden. Es<br />
dürfen nicht irgendwo und irgendwie<br />
neue touristische Zonen aus dem Boden<br />
gestampft werden. Deshalb wurde auch<br />
die Vorgehensweise genau definiert:<br />
• neue Zonen für touristische Einrichtungen<br />
werden grundsätzlich nur auf<br />
Anfrage ausgewiesen;<br />
• die Mindestkategorie liegt bei drei<br />
Sternen; Vier- und Fünf-Sterne-<br />
Betriebe erhalten den Vorzug;<br />
• die zu erweiternden Betriebe müssen<br />
in das im Entwicklungskonzept thematisierte<br />
Profil passen;<br />
• die maximal zulässige Bettenanzahl für<br />
bestehende und neue Betriebe wurde<br />
genau festgelegt: 90 Betten für 3-Sterne-<br />
/3-Sterne-S-, 110 Betten für 4-Sterne-,<br />
130 Betten für 4-Sterne-S- und 150<br />
Betten für 5-Sterne-Betriebe.<br />
Weiters kann jede Gemeinde einen<br />
Fachbeirat einrichten, der ein unabhängiges<br />
Gutachten über die Ausweisung<br />
– in Bezug auf Ort, Gestaltung oder<br />
Dienstleistung – abgeben darf.<br />
21
22<br />
TISENS<br />
Ein „Bus“ mit vielen,<br />
kleinen Füßen<br />
Mehr Sicherheit am Schulweg und weniger Verkehr vor Schulbeginn bzw. nach<br />
Schulende: Das Projekt „Walking Bus“ hat seine erklärten ziele erreicht – und<br />
ist in Tisens mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Tag für Tag machen sich die<br />
Grundschüler gemeinsam auf den Schulweg.<br />
Ulrich Mayer<br />
Tisens scheint heute zu den Stoßzeiten<br />
kurz vor Schulbeginn und<br />
kurz nach Schulende verkehrsberuhigt.<br />
Das war nicht immer so: „Fast alle Eltern<br />
brachten ihre Kinder gleichzeitig zur<br />
Schule“, erinnert sich Bürgermeister<br />
Thomas Knoll an die recht chaotischen<br />
Zustände vor wenigen Jahren. Aber was<br />
noch viel schlimmer war: „Die wenigen<br />
Fußgänger waren durch den vielen hektischen<br />
Verkehr – schließlich mussten<br />
die Eltern ja auch noch zur Arbeit – arg<br />
gefährdet.“ Ein TV-Bericht über ein in<br />
Paderborn umgesetztes Projekt hat dann<br />
alles verändert: „Ich war begeistert. Und<br />
habe einige Eltern angesprochen, die<br />
ebenfalls angetan waren.“ Dann galt<br />
es, bei einer Informationsveranstaltung<br />
auch die anderen Eltern der Grundschüler<br />
zu gewinnen. Dies gelang.<br />
Haltestellen, Fahrscheine und<br />
-pläne – wie im richtigen Leben<br />
„Voraussetzung für das Gelingen der<br />
Initiative war aber eine fast professionelle<br />
Vorbereitung“, erinnern sich<br />
Thomas Knoll, Renate Schwärzer und<br />
Sepp Weis, die mit Martina Hafner,<br />
Ulrike Pichler und Joachim Mair die<br />
entsprechende Arbeitsgruppe bildeten.<br />
Zum einen wurden die Eckpunkte des<br />
„Walking Bus“ kommuniziert:<br />
a) Die Kinder sollten den Schulweg<br />
in Gemeinschaft mit Kameraden<br />
bestreiten;<br />
AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>N<br />
Foto: Sepp Weis<br />
Im Gleichschritt marschieren die Buben<br />
und Mädchen in Tisens diszipliniert,<br />
aber nicht ohne sich dabei angeregt zu<br />
unterhalten, sicher bis zur Grundschule,<br />
begleitet von Dekan Alexander Raich.<br />
Im kleinen Bild: das Logo des<br />
„Walking Bus“.<br />
b) jeder sollte Verantwortung übernehmen,<br />
damit sich der „Bus“ fortbewegen<br />
kann;<br />
c) schwierige Situationen am Schulweg<br />
sollten bewusster wahrgenommen<br />
werden;<br />
d) die Autofahrer sollten den „Bus“<br />
schneller und deutlicher erkennen,<br />
als einzelne Kinder;<br />
e) die körperliche Bewegung sollte zu<br />
einer Leistungssteigerung bei den<br />
Schülern führen.<br />
Es sollte fast ein richtiger „Bus“ sein: So<br />
brauchte man eigene Haltestellen und<br />
auch Fahrausweise. Und auch ein detaillierter<br />
Fahrplan mit genauen Abfahrts-<br />
zeiten und Ankunftszeiten war nötig.<br />
Für die Ausschilderung der Ein- und<br />
Aussteigemöglichkeiten wurden eigene<br />
Kartonkärtchen am Wegrand angebracht<br />
– und das auf beiden Linien: „Prissian<br />
– Grundschule – Prissian“ und „Tisens –<br />
Grundschule – Tisens“ (mittlerweile sind<br />
daraus professionelle Schilder geworden).<br />
Selbstverständlich brauchte es hierfür<br />
ein eigenes Logo – und wer hätte ein<br />
solches besser entwerfen können, als die<br />
Grundschüler selbst. Im Rahmen eines<br />
Wettbewerbes wurde so ein lustiges und<br />
treffendes Erkennungszeichen für das<br />
Projekt gefunden. Sicherheitswesten<br />
ergänzten die Ausstattung.
Wertvolle Gemeinschafts-<br />
initiative von Gemeinde,<br />
Schule und Eltern<br />
„Und dann galt es auch noch, einige<br />
Begleitpersonen zu finden“, berichtet<br />
Renate Schwärzer. Auch dies gelang:<br />
Heute zählt der „Walking Bus“ 35 ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter – nicht nur<br />
Eltern, sondern auch Großeltern und andere<br />
Freiwillige. Von der ersten Sitzung<br />
über die Informationsveranstaltung bis<br />
hin zum Auftakt sind nicht einmal drei<br />
Monate vergangen: Vom 16. bis 27. April<br />
2007 nahm der „Walking Bus“ dann<br />
erstmals seine Fahrten auf: Die Buben<br />
und Mädchen, ausgestattet mit Fahrschein<br />
und Sicherheitsweste, wurden<br />
morgens an den Haltestellen abgeholt<br />
und sicher bis in die Schule gebracht.<br />
Mittags fuhr der „Bus“ dann in die<br />
entgegen gesetzte Richtung. „Alle waren<br />
begeistert“, erinnert sich Sepp Weis.<br />
Und es habe keine Zweifel gegeben,<br />
das Pilotprojekt bis zum Schulschluss<br />
weiter zu führen.<br />
„Und er fährt noch immer“, unterstreichen<br />
Thomas Knoll, Renate Schwärzer<br />
und Sepp Weis. Nur noch jene Kinder,<br />
die unmittelbar bei der Schule wohnen,<br />
steigen heute nicht in den „Bus“:<br />
Rund die Hälfte der Grundschüler ist<br />
mit dem „Walking Bus“ unterwegs; die<br />
anderen – die über 2,5 Kilometer von<br />
der Schule entfernt wohnen – haben<br />
bekanntlich Anrecht auf Fahrten mit<br />
einem richtigen motorisierten Bus. „Es<br />
muss nicht unbedingt immer erst etwas<br />
passieren, bis sich das Thema‚ Sicherheit<br />
am Schulweg in konkreten Initiativen<br />
niederschlägt“, meinen die Mitglieder<br />
der Arbeitsgruppe in Richtung andere<br />
Gemeinden. Wege, diese zu verbessern,<br />
gebe es viele: „In Tisens haben wir nur<br />
zwei große Straßen, die zur Grundschule<br />
führen. Da haben wir uns mit dem<br />
„Walking Bus“ sicher leichter getan, als<br />
dies etwa in einer Stadt möglich ist.“<br />
Voraussetzung seien aber die Begeisterung<br />
der Bürger und nicht zuletzt<br />
deren Mitarbeit.<br />
Foto: Sepp Weis<br />
Bürgermeister Thomas Knoll (im kleinen Bild) ist es gelungen, seine Begeisterung<br />
für die Idee „Walking Bus“ erst einer Arbeitsgruppe, dann den<br />
Eltern und Lehrern und schließlich den Kindern weiterzugeben. Seit April<br />
2007 verkehrt dieser außergewöhnliche „Bus“ regelmäßig an Schultagen.<br />
Sicherheit am Schulweg und<br />
zusätzliche Bewegung für die<br />
Schüler<br />
Der „Walking Bus“ in Tisens, der übrigens<br />
bei jedem Wind und Wetter (auch<br />
bei Schnee!) „fährt“, wird von der Gemeinde,<br />
der Schule und den Eltern gemeinsam<br />
getragen. Laut Bürgermeister<br />
sei die Investition nur gering gewesen:<br />
„Etwas Material. Und, was auch ganz<br />
wichtig ist, eine Versicherung für die<br />
Begleitpersonen.“ Mittels Fragebögen<br />
habe man auch Meinungen von den<br />
Eltern eingeholt; den bereits eingangs<br />
genannten vielen Vorteilen kann eigentlich<br />
so gut wie nichts entgegengesetzt<br />
werden: Und der eine oder andere kann<br />
jetzt in der Früh gemütlich seinen Kaffee<br />
schlürfen, weil er sich nicht frühzeitig<br />
ins Auto setzen muss, um mit seinem<br />
Auto das Verkehrschaos bis zur Schule<br />
zu bewältigen – und damit schon<br />
gestresst den Tag zu beginnen. Übrigens:<br />
Der „Walking Bus“ ist bisher immer<br />
noch pünktlich angekommen, zumindest<br />
in der Grundschule...<br />
Und zur immer wieder solchen Initiativen<br />
entgegneten Kritik, die Kinder<br />
würden im Verkehrsalltag „entmündigt“,<br />
nicht zu selbständigen Handeln erzogen:<br />
Zwischendurch wird der „Bus“ – etwa<br />
an Nachmittagen – gerade aus diesem<br />
Grund ausgesetzt. „Im Vordergrund<br />
stand von Anfang an die Sicherheit“,<br />
erklärt Thomas Knoll. Ein Aspekt, der<br />
anfangs nur am Rande betrachtet wurde,<br />
sei die zusätzliche Bewegung, die viele<br />
Buben und Mädchen nun erfahren –<br />
teilweise ist der „Bus“ ja bis zu einer<br />
halben Stunde unterwegs. „Kinder und<br />
auch Erwachsene gehen heute nur noch<br />
wenig zu Fuß. Die Bewegung in der<br />
Früh und die zusätzliche Sauerstoffaufnahme<br />
tut einfach gut!“ Der „Walking<br />
Bus“ ist somit auch eine wertvolle Präventionsmaßnahme!<br />
Suchen Sie noch immer?<br />
www.fundinfo.it<br />
23
24<br />
Foto: Stefan Gasser<br />
VINTL<br />
Höfeweg führt durch<br />
„Tal der Schätze“<br />
Die Idee einen Höfeweg in der ortschaft Pfunders (Gemeinde Vintl) zu verwirklichen,<br />
entstand vor zwei Jahren im zuge einer Werkstätte zur nachhaltigen touristischen<br />
Erschließung des Pfunderertales. Demnächst beginnen die Arbeiten, im nächsten<br />
Sommer soll der Weg eröffnet werden.<br />
Stefan Gasser<br />
Die beiden Tourismusgebiete<br />
Gitschberg-Jochtal und Vintl-<br />
Pfunders-Weitental haben sich im Jahr<br />
2007 zusammengetan und treten seitdem<br />
gemeinsam auf. Der Grund für diesen<br />
Schritt lag aus Sicht von Vintl-Pfunders-<br />
Weitental darin, sich einem starken<br />
und bekannten Partner anzuschließen.<br />
Gitschberg-Jochtal wurde im Gegenzug<br />
um eine landschaftlich überaus attraktive<br />
und bis dahin touristisch kaum<br />
erschlossene Zone erweitert.<br />
Damit das Gebiet Vintl-Pfunders-<br />
Weitental in Form eines nachhaltigen<br />
sanften Tourismus erschlossen werden<br />
kann, hat sich eine Arbeitsgruppe aus<br />
verschiedenen Vertretern des Tourismus,<br />
des Gastgewerbes und der Politik gebildet,<br />
um ein entsprechendes Konzept<br />
zu erarbeiten. Nach mehreren Treffen<br />
AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>N<br />
nehmen nun einige Ideen bereits konkrete<br />
Formen an: Eine ist die Errichtung<br />
eines Höfeweges in Pfunders.<br />
Natur- und Kulturlandschaft<br />
als Ausgangspunkt<br />
Im Gegensatz zu den restlichen Gebieten<br />
der Ferienregion Gitschberg-Jochtal<br />
wartet Vintl-Pfunders-Weitental mit<br />
landesweit nahezu einzigartigen natur-<br />
und kulturräumlichen Qualitäten<br />
auf. Das Gebiet ist durch eine weithin<br />
erhaltene, historisch gewachsene Natur-<br />
und Kulturlandschaft charakterisiert.<br />
Ländliches Brauchtum und Ursprünglichkeit<br />
sind hier noch erlebbar. Diese<br />
Grundlagen legen eine Ausrichtung<br />
der touristischen Entwicklung auf die<br />
Förderung des ländlichen Tourismus<br />
mit starker Verwurzelung in der Landwirtschaft<br />
nahe.<br />
Am „Höfeweg“ warten kulinarische und handwerkliche Besonderheiten des Pfunderertales – aber auch<br />
tolle Panoramablicke, wie jenen über die Ortschaft Pfunders von einer Erhöhung oberhalb des Grafhofes.<br />
Ausgangspunkt in jeder Region ist<br />
eben nur die „Kulturlandschaft“, die<br />
schon da ist. So entstand die Idee, die<br />
historisch-kulturellen Grundlagen des<br />
Gebietes in Form der „Schatzmeile<br />
Vintl-Pfunders-Weitental“ vorzustellen.<br />
Die größten Schätze des Tales sind die<br />
einmalige Natur- und Kulturlandschaft,<br />
sowie das alte traditionelle Handwerk,<br />
z.B. die Hutmacherin, der Fassbinder,<br />
der Radmacher und die Filzerin. Daraus<br />
wurde von der Arbeitsgruppe das<br />
Konzept des Themenweges „Höfeweg<br />
Pfunders“ abgeleitet.<br />
Handwerkern bei der Arbeit<br />
über die Schulter schauen<br />
Der Höfeweg bringt die einzigartige<br />
Natur- und Kulturlandschaft und das<br />
alte traditionelle Handwerk unter einen<br />
Hut, indem die Ortschaft Pfunders
auf bestehenden Wegen „umwandert“<br />
wird. Gleichzeitig können die Besucher<br />
bei den Höfen einkehren, um den<br />
„Handwerkern“ bei der Arbeit über die<br />
Schultern zu schauen. In der Hofschenke<br />
gibt es den bekannten Pfunderer<br />
Käse, während auf anderen Höfen frisch<br />
gebackenes Brot oder Speck verkostet<br />
werden können. Im „Hofladele“ besteht<br />
die Möglichkeit die Produkte<br />
zu kaufen.<br />
Zusätzlich zu den kulinarischen und<br />
handwerklichen Besonderheiten des<br />
Tales bietet der Höfeweg Pfunders<br />
die Möglichkeit auf einer Plattform<br />
beim Pichlerhof die herrliche Aussicht<br />
talauswärts zu genießen. Diese liegt<br />
auf einer alten Trockenmauer und ist<br />
mit einer Panoramakarte versehen, die<br />
über die wichtigsten Gebäude sowie<br />
die umliegenden Berggipfel informiert.<br />
Weiters finden sich mehrere Sitzgelegenheiten<br />
entlang der Strecke, die<br />
zum gemütlichen Verweilen einladen.<br />
Um den Höfeweg auch für Kinder und<br />
Familien attraktiv zu gestalten sind<br />
interaktive Stationen geplant, damit<br />
die Wanderung spannend bleibt und<br />
zu einem Erlebnis wird.<br />
Interaktive Stationen bringen<br />
spannende Erlebnisse<br />
So gibt es z.B. einen drehbaren Sagenwürfel<br />
in der Nähe des Waldbrunnens,<br />
mit dem verschiedene Sagen aus dem<br />
Ort zusammengestellt werden können.<br />
Bei einer schönen alten Trockenmauer<br />
im Dorf können verschiedene Tier- und<br />
Pflanzenbewohner des Mauerhotels<br />
besucht und dabei entdeckt werden. An<br />
der Station „Pfunderer Kuriositäten“<br />
stoßen die Besucher auf ungewöhnliche<br />
Flurnamen, wie „Bleckorsch“ oder den<br />
weit über die Grenzen des Tales hinaus<br />
bekannten Zwerg „Jutta Krickla“,<br />
der aufgrund seiner Zwergwüchsigkeit<br />
mit einem Zirkus auf Europatournee<br />
gegangen ist.<br />
Die Wasser-Erlebnisstation am Zusammenfluss<br />
des Lehen- und Pfunderer-<br />
Foto: Stefan Gasser<br />
Im Ofen des Obergasserhofes (rechts im Bild) in Pfunders wird noch<br />
regelmäßig Brot gebacken – nur eine Besonderheit am „Höfeweg“, die<br />
man nicht so schnell vergessen wird. Links: der Untergasserhof.<br />
baches ermöglicht es, die Kraft des<br />
Wassers am Beispiel von kleinen Wasserrädern<br />
zu erfahren. An der Dorfer<br />
Kapelle informiert eine Tafel über das<br />
Lawinenunglück 1951, bei dem sechs<br />
Menschen verschüttet wurden. Der<br />
Höfeweg kann einmal pro Woche mit<br />
einer Wanderführerin begangen werden<br />
und an zwei Wochentagen auf eigene<br />
Initiative, wobei an diesen Tagen drei<br />
Viertel der beteiligten Höfe zugänglich<br />
sind. Die Bauern arbeiten an diesen<br />
Tagen an ihren Produkten, und die<br />
Gäste haben die Möglichkeit, ihnen<br />
dabei zu zuschauen.<br />
Wurzeln des Pfunderertales<br />
zeigen und erhalten<br />
Ziel des Höfeweges ist, das Gebiet aufzuwerten<br />
und gleichzeitig historische,<br />
kulturelle, natur- und kulturlandschaftliche<br />
Wurzeln zu erhalten. Die Besonderheit<br />
beim Pfunderer Höfeweg ist,<br />
dass einzelne Hofstellen und auch das<br />
traditionelle Handwerk aktiv besichtigt<br />
werden können. Somit ist er nicht nur<br />
für Touristen interessant, die Land und<br />
Leute kennen lernen möchten, sondern<br />
auch für Einheimische. Zudem können<br />
Schulklassen vom Wissen der Pfunderer<br />
Bauern profitieren und noch einiges über<br />
die Besonderheiten der Pfunderer Natur<br />
und altes Brauchtum erfahren.<br />
Die Errichtung des Höfeweges Pfunders<br />
beginnt demnächst mit Verbesserungsarbeiten<br />
der bestehenden Wege.<br />
Im Frühling 2010 werden dann die<br />
Tafeln und Stationen angebracht und<br />
nach Abschluss der Arbeiten erfolgt die<br />
Eröffnung im Sommer 2010. Finanziert<br />
wird das Projekt großteils über den<br />
Ländlichen Entwicklungsplan 2007-<br />
2013, wobei die Gemeinde Vintl als<br />
Projektträger und die Almenregion<br />
Gitschberg-Jochtal als Auftragnehmer<br />
fungieren.<br />
zuM AuToR<br />
STEFAN GASSER<br />
ist Inhaber des Büros „umwelt & gis“<br />
in Brixen, welches sich hauptsächlich<br />
mit Landeschaftsplanung und<br />
Geoinformation beschäftigt – und die<br />
Arbeitsgruppe zur Konzeption des<br />
„pfunderer Höfeweges“ geleitet hat.<br />
25
26<br />
Interview: Ulrich Mayer<br />
Welcher Grundgedanke veranlasst<br />
die Gemeindeverwaltung,<br />
„Plätze der Begegnung“<br />
für Kinder zu schaffen und zu<br />
unterhalten?<br />
Für uns ist es öffentlicher Auftrag, dafür<br />
Sorge zu tragen, dass sich Kinder und<br />
Jugendliche im Dorf wohlfühlen. Die<br />
sozialen Bedürfnisse sollen berücksichtigt<br />
und besonders die Bewegung<br />
Die Kinder der St.-Peter-Siedlung hatten sich<br />
jüngst mit Gemeindereferentin Inge Clementi<br />
(im Bild) zusammengesetzt, um ein bei einer<br />
Unterschriftenaktion zusätzliches gefordertes<br />
Spielgerät gemeinsam auszusuchen.<br />
AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>N<br />
TERLAN<br />
„Kinder und Jugendliche<br />
sollen sich wohlfühlen“<br />
Gemeindereferentin Inge Clementi berichtet über die Bemühungen der Gemeinde Terlan,<br />
verschiedene attraktive Anlagen für die Freizeitgestaltung der Jüngsten zu schaffen.<br />
zusammengefasst sind diese seit kurzem in einer eigenen Informationsbroschüre.<br />
Foto: Gemeinde Terlan/Alex Puska<br />
und Kreativität gefördert werden. Wir<br />
versuchen, die Bedürfnisse der Kinder<br />
und Jugendlichen zu erkennen und<br />
Plätze für verschiedene Altersgruppen<br />
zu schaffen so z.B. den Ballspielplatz<br />
für größere Kinder in der Unterkreuth<br />
oder den Kleinkinderspielplatz im Dorfzentrum.<br />
Wer „führt“ die verschiedenen<br />
Ball- und Spielplätze in Terlan,<br />
Siebeneich und Vilpian? Und<br />
zu welchen Bedingungen?<br />
Einige unserer Spielplätze werden ehrenamtlich<br />
von Vereinen geführt, so z.B.<br />
der Ballspielplatz in Siebeneich vom<br />
Fußballclub Siebeneich, der Spielplatz<br />
vom VKE Siebeneich. Die Naherholungszone<br />
in Vilpian wird vom Sport-<br />
verein Bachau geführt. Die Plätze in<br />
Terlan werden von der Gemeinde selbst<br />
betreut, unterstützt vom Spielplatzkomitee<br />
Terlan. Der Ballspielplatz „Platzl“ in<br />
der Unterkreuth wird von einer Anrainerin<br />
gemeinsam mit den kleinen und<br />
großen Benutzern betreut.<br />
Welche Investitionen stehen<br />
noch auf Ihrer Wunschliste –<br />
bzw. auf jener der Kinder und<br />
Jugendlichen von Terlan?<br />
Ein großes Anliegen ist die Neugestaltung<br />
des Pausenhofes in Terlan. Dort<br />
sollte in einem Projekt mit Schule und<br />
Gemeinde den Bedürfnissen der Grund-<br />
und Mittelschüler Rechnung getragen<br />
werden. Das Partizipationsprojekt kann<br />
jedoch erst beginnen, wenn der Standort<br />
der neuen Bibliothek feststeht.<br />
Eine bunte Broschüre informiert<br />
über das Spielplatzangebot<br />
in Terlan, Siebeneich<br />
und Vilpian. Was und wen<br />
wollen Sie damit erreichen?<br />
Die Idee zu einem Spielplatzführer<br />
entstand eigentlich ganz zufällig. Wir<br />
haben gemerkt, dass nicht alle über die<br />
Spielplatzangebote im Gemeindegebiet<br />
informiert waren. Unsere Angebote<br />
sollen Treffpunkte für alle sein,<br />
um sich zu bewegen, um Kontakte zu<br />
knüpfen und um Anschluss zu finden<br />
oder einfach nur um ein „Ratscherle“<br />
zu machen. Auf diese Weise haben<br />
auch die Eltern die Möglichkeit, sich<br />
besser kennenzulernen und gemütlich<br />
auszutauschen.<br />
Welche weiteren kommunalen<br />
Initiativen ergänzen in<br />
Terlan das Freizeitangebot für<br />
Kinder und Jugendliche?<br />
Wir haben verschiedene Betreuungs-<br />
und Ferienangebote initiiert: Die<br />
Grund- und Mittelschüler werden am<br />
Nachmittag durch den Verein „Die<br />
Kinderfreunde“ betreut. In den Weihnachts-,<br />
Semester- und Osterferien,<br />
sowie in den Sommerferien werden<br />
tolle Programme vom Jugenddienst<br />
Mittleres Etschtal und vom Verein<br />
„Die Kinderfreunde“ angeboten. Diese<br />
ganzjährige Betreuung ermöglicht<br />
es vielen Menschen, Beruf und<br />
Familie unter einen Hut zu bringen.<br />
Hinzu kommt selbstverständlich das<br />
sehr rege sportliche und kulturelle<br />
Vereinsleben.
„Plätze der Begegnung“ für die<br />
Kleinsten<br />
In Terlan, siebeneich und Vilpian wurden<br />
in den vergangenen Jahren eine<br />
reihe von spielplätzen neu errichtet.<br />
Andere sind ausgebaut worden.<br />
eine bunte Broschüre gibt nun einen<br />
Überblick, wo Kinder in der freien<br />
Natur unbeschwert laufen, springen<br />
und spielen können.<br />
Laufen, springen, spielen: „Für die<br />
entwicklung unserer Kinder ist es<br />
wichtig, dass sie sich bewegen und<br />
sich mit anderen Buben und mädchen<br />
in der freien Natur treffen“,<br />
betont Bürgermeister Klaus runer.<br />
Dabei könnten sich auch die eltern<br />
kennen lernen und gemütlich austauschen,<br />
was sicherlich die Qualität des<br />
Zusammenlebens fördere. eine bunte<br />
Broschüre mit dem Titel „plätze der<br />
Begegnung“ zeigt nun nicht nur, in<br />
welchem Bereich in den vergangenen<br />
Jahr gezielt investiert worden ist, sondern<br />
gibt auch einen Überblick über<br />
die Ball- und spielplätze sowie erholungszonen<br />
im Gemeindegebiet.<br />
2007 ist ein Ballspielplatz samt kleiner<br />
Tribüne in der „unterkreuth“<br />
beim petersbach entstanden; er ist<br />
für größere Kinder bestimmt, die mit<br />
den Geräten auf klassischen spielplätzen<br />
nicht mehr so viel anfangen<br />
können. Der nur zu Fuß erreichbare<br />
Kinderspielplatz „petersbach“ ist im<br />
vergangenen Jahr erneuert worden;<br />
der angenehm schattige Ort bietet zu<br />
jeder Jahreszeit verschiedene spielgeräte<br />
und natürliche Freiräume.<br />
mitten in Terlan, neben dem Kindergarten<br />
und dem Altenheim wurde<br />
2006 der „Kinderspielplatz der<br />
sinne“ mit Klangkörper, Drehscheiben<br />
und schwebebalken verwirklicht.<br />
Im Vorjahr ist neben der Grund- und<br />
Foto: Gemeinde Terlan/Alex Puska<br />
Michael Schwarz auf dem Spielplatz im Dorfzentrum – dieses<br />
Aktionsfoto wurde für die Titelseite des „Terlaner Spielplatzführers“<br />
ausgewählt. Die Broschüre informiert über das beachtliche Spielplatzangebot<br />
in Terlan, Siebeneich und Vilpian.<br />
mittelschule im Dorfzentrum ein weiterer<br />
Kinderspielplatz entstanden, der<br />
zum Verweilen einlädt. Bereits 2001 gebaut,<br />
wurde der große Kinderspielplatz<br />
mit sandlandschaft am st.-peter-Weg<br />
2008 erneuert.<br />
Der Ballspielplatz in der sportzone<br />
wurde im vergangenen Jahr mit einem<br />
spielturm ergänzt. Zwischen mittelschule<br />
und Grundschule befindet sich<br />
seit mittlerweile 18 Jahren eine große<br />
Fläche, welche für Fußball, Volleyball<br />
und andere Ballspiele genutzt werden<br />
kann; die Fläche wird auch als pausenhof<br />
für die schulen verwendet.<br />
2002 entstand der öffentliche Ballspiel-<br />
platz bei der Grundschule siebeneich.<br />
An der Bahnhofstraße befindet sich<br />
dort ein weiterer Ball- und Kinderspielplatz,<br />
der 1991 errichtet und<br />
eben erst erneuert worden ist.<br />
2003 ist der kleine, gemütliche Kinderspielplatz<br />
am Waldweg in Vilpian<br />
entstanden, 1998 der Ballspielplatz<br />
bei der örtlichen Grundschule. Am<br />
Dorfeingang befindet sich dort die<br />
1980 verwirklichte Naherholungszone<br />
„Bachau“, die neben einem<br />
Trimm-Dich-pfad, einem Fußball- und<br />
einem Volleyballfeld auch schaukel<br />
und sandkiste sowie sitzgelegenheiten<br />
bietet.<br />
27
28<br />
Josef Bernhart<br />
Es war zwar nicht einer dieser 300<br />
herrlichen Sonnentage im Jahr,<br />
die das Bikeparadies Vinschgau Einheimischen<br />
und Gästen bietet, aber die<br />
Stimmung war trotzdem weltmeisterlich.<br />
Die Rede ist vom Startschuss zum innovativsten<br />
CUP Südtirols, der kürzlich in<br />
der Gemeinde Latsch erfolgte. Ab sofort<br />
stehen für ambitionierte Hobby- und<br />
Freizeitradler vier ausgewählte Routen<br />
zur Verfügung, die man nach Lust und<br />
Laune absolvieren kann. Das Besondere<br />
daran: Man nimmt ein GPS-Gerät mit<br />
und lädt im Anschluss an die Tour seine<br />
Fahrtdaten ganz einfach über die Seite<br />
des Tourismusvereins ins Internet. Damit<br />
ist man bereits im Rennen und der<br />
AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>N<br />
LATSCH<br />
Bürgermeister oder<br />
Weltmeister?<br />
Die Gemeinde Latsch organisiert ein Mountainbike-Rennen der Extraklasse<br />
in zusammenarbeit mit der EuRAC und der universität Innsbruck.<br />
Vergleich mit den Besten beginnt.<br />
Die vier zur Auswahl stehenden Strecken<br />
sind sowohl mit dem Mountainbike (auf<br />
die Latscher oder Tarscher Alm) als auch<br />
mit dem Rennrad (nach St. Martin am<br />
Kofel und ins Martelltal) bewältigbar.<br />
Was an Emotionen und Erlebnissen<br />
bereits während der Fahrt spürbar ist,<br />
findet im Internet seine Ergänzung.<br />
Bequem können die eigene Fahrt noch<br />
einmal nachverfolgt, das Höhenprofil<br />
studiert, Fahrtzeiten und Geschwindigkeiten<br />
analysiert werden. Zusätzlich<br />
ist es möglich, sich mit den weltweit<br />
Besten zu vergleichen. Gemeint sind<br />
Eva Lechner und Nathalie Schneitter,<br />
die Aushängeschilder des Profiteams<br />
Colnago der Mountainbike-Frauen.<br />
Während Nathalie Schneitter aus der<br />
Schweiz bereits 2004 als Juniorenweltmeisterin<br />
erfolgreich war, hat Südtirols<br />
Top-Mountainbikerin Eva Lechner nach<br />
mehreren Italien- und Europameistertiteln<br />
nun auch einen WM-Titel errungen.<br />
Beide Profibikerinnen haben, ausgestattet<br />
mit GPS-Geräten je eine Strecke des<br />
Cups absolviert und sind ins Martelltal<br />
bzw. nach St. Martin am Kofel geradelt.<br />
Ihre Leistungen sind bereits im Internet<br />
und fordern nun alle Hobbyfahrer heraus,<br />
die sich noch bis Ende Oktober 2009<br />
in die Ergebnislisten eintragen können.<br />
Als zusätzliche Motivation werden unter<br />
allen Teilnehmern am Cup Sachpreise<br />
verlost und die oder der Zeitbeste insgesamt<br />
prämiert.<br />
Am 16. September 2009 wurde der<br />
GPS Mountainbike CUP Latsch auf
Foto: Eurac, Bozen<br />
dem Hauptplatz offiziell vorgestellt.<br />
Idee und Umsetzung stammen von<br />
der Europäischen Akademie Bozen<br />
(EURAC) in Zusammenarbeit mit der<br />
Universität Innsbruck im Rahmen des<br />
grenzüberschreitenden Innovationsnetzwerkes<br />
für Gemeinden GemNova.net<br />
(www.gemnova.net). Ausrichter der für<br />
Südtirol einzigartigen Initiative ist der<br />
Tourismusverein Latsch-Martell mit<br />
finanzieller Unterstützung durch die<br />
Gemeinde Latsch. Aus diesem Grunde<br />
ließ es sich Latschs Erster Bürger zum<br />
Auftakt auch nicht nehmen, auf dem<br />
eigens eingerichteten Testparcours eine<br />
erste Richtzeit vorzulegen. Wie gut sich<br />
Bürgermeister Karl Weiss auf dem Weg<br />
vom Latscher Haupt- zum Sportplatz im<br />
Vergleich zur amtierenden Weltmeisterin<br />
Eva Lechner geschlagen hat, kann im<br />
Internet unter www.latsch-martell.it/<br />
gps-mtb-cup nachverfolgt werden.<br />
Folgende Routen sind im Internet abrufbar:<br />
Latsch - Latscher Alm<br />
etappe 1 des Gps-mountainbike<br />
Cup Latsch - der Klassiker<br />
auf die Latscher Alm<br />
• startdatum: 16.09.2009<br />
• enddatum: 31.10.2009<br />
• Ziel: Latscher Alm (1715m)<br />
• start: Latsch (sportplatz) -<br />
Wertung ab AquaForum bis<br />
Latscher Alm<br />
• Bewertung: 4 sterne<br />
• schwierigkeitsgrad: mittel<br />
Latsch - Martell/Stausee<br />
etappe 2 des Gps-mountainbike<br />
Cup Latsch - eine tolle strecke<br />
ins martelltal am stausee vorbei<br />
bis zum Gasthof schönblick<br />
• startdatum: 09.09.2009<br />
• enddatum: 31.10.2009<br />
• Ziel: Gasthof schönblick<br />
(2100m)<br />
• start: Latsch (Bahnhof) -<br />
Wertung ab Ortsende morter<br />
(Abzweigung montani)<br />
bis Gasthof schönblick<br />
• Bewertung: 4 sterne<br />
• schwierigkeitsgrad: mittel<br />
zuM AuToR<br />
JOSEF BERNHART<br />
ist stellvertretender Leiter des eurAC -<br />
Institutes für public management und<br />
südtirol-Koordinator des grenzüberschreitenden<br />
Innovationsnetzwerkes<br />
für Gemeinden „Gem.Nova.net“.<br />
Latsch - St. Martin am Kofel<br />
etappe 3 des Gps-mountainbike<br />
Cup Latsch - Hier geht‘s<br />
rauf auf den sonnenberg<br />
oberhalb von Latsch<br />
• startdatum: 09.09.2009<br />
• enddatum: 31.10.2009<br />
• Ziel: st. martin am Kofel<br />
(Bergstation 1740m)<br />
• start: Latsch (Talstation Bergbahn)<br />
- (Wertung ab Winkelweg<br />
(Apotheke) Kastelbell bis<br />
200m vor Bergstation)<br />
• Bewertung: 4 sterne<br />
• schwierigkeitsgrad: mittel<br />
Vergleich mit den Besten:<br />
Weltmeisterin Eva Lechner<br />
(links) mit Team bei der<br />
Vorstellung in Latsch<br />
Latsch - Tarscher Alm<br />
etappe 4 des Gps-mountainbike<br />
Cup Latsch - die 2. strecke<br />
auf den Nördersberg über<br />
Tarsch - eine tolle etappe mit<br />
teilweise knackigen Anstiegen<br />
und belohnenden Aussichten<br />
• startdatum: 09.09.2009<br />
• enddatum: 31.10.2009<br />
• Ziel: Tarscher Alm (1940m)<br />
• start: Latsch (sportplatz) -<br />
(Wertung ab AquaForum bis<br />
Tarscher Alm)<br />
• Bewertung: 5 sterne<br />
•<br />
schwierigkeitsgrad: schwer<br />
29
30<br />
Elisabeth Baur<br />
LADINIEN<br />
Für Kinderfreundlichkeit<br />
ausgezeichnet<br />
Der VKE-Preis für die kinderfreundliche Gemeinde ging heuer an gleich drei<br />
Gemeinden, die sich gemeinsam um diese Auszeichnung beworben hatten.<br />
Die Wahl des Vereins für Kinderspielplätze und Erholung war auf St. ulrich,<br />
St. Christina und Wolkenstein gefallen.<br />
Bereits seit vielen Jahren erarbeiten<br />
die Familien-, Sozial- und Jugendreferate<br />
der drei Grödner Gemeinden<br />
gemeinsame Projekte und Initiativen<br />
im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit.<br />
So wird auf Talebene seit acht<br />
Jahren in enger Zusammenarbeit der<br />
Gemeindeverwaltungen und der VKE-<br />
Sektion Gröden der Kindersommer<br />
„L’Pavel“ organisiert: Kinder von vier<br />
bis elf Jahren können sechs bis acht<br />
Sommerwochen mit Spiel, Sport und<br />
Kultur verbringen.<br />
Vor einigen Jahren wurde die Kindertagesstätte<br />
„Cesa di pitli“ in St. Christina<br />
eröffnet, die auch von Kleinkindern<br />
aus den Nachbargemeinden besucht<br />
werden kann, da eine entsprechende<br />
Konvention abgeschlossen worden ist.<br />
Seit dem vergangenen Jahr wird auch<br />
die Nachmittagsbetreuung von Grundund<br />
Mittelschülern unterstützt, die in<br />
den Grödner Ortschaften von der Sozialgenossenschaft<br />
„Die Kinderfreunde<br />
Südtirol“ angeboten wird. Diese Initiativen<br />
waren Beweggründe für die<br />
VKE-Auszeichnung.<br />
Einen wichtigen Grund stellte auch das<br />
große Angebot an Kinderspielplätzen<br />
dar, welche von den Gemeinden vorbildlich<br />
gewartet und immer wieder durch<br />
neue Spielstrukturen ergänzt werden.<br />
Weiters: die ehemalige Grödner Bahntrasse,<br />
die einen beliebten Spazierweg<br />
und somit eine verkehrsfreie Verbindung<br />
zwischen den Ortschaften und<br />
AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>N<br />
Foto: Gemeindeblatt St.Ulrich<br />
Stolz auf die Auszeichnung (von links): VKE-Geschäftsführer Roberto<br />
Pompermeier, Sozialreferentin Waltraud Dellago und Bürgermeister<br />
Roland Demetz aus Wolkenstein, Sozialreferentin Elisabeth Baur und<br />
Bürgermeister Ewald Moroder aus St.Ulrich, Vorsitzende Doris Dellago<br />
vom VKE Gröden, Bürgermeister Bruno Senoner und Sozialreferent<br />
Robert Ploner aus St.Christina.<br />
in den Dörfern selbst, einen geeigneten<br />
Raum für Ruheplätze und Spielecken<br />
darstellt.<br />
Die Möglichkeit der Freizeitgestaltung<br />
für Jugendliche wurde in den<br />
vergangenen Jahren gemeinsam mit<br />
dem Dachverband der Jugendvereine<br />
und Jugendgruppen „Neus Jeuni“ um<br />
verschiedene Angebote bereichert, wie<br />
zum Beispiel durch die Errichtung des<br />
neuen Gebäudes für Jugend, Kunst und<br />
Kultur, in dem nun der Jugendtreff des<br />
Tales „L saut“ untergebracht ist.<br />
Seit fünf Jahren ist der „Valgardena<br />
Night Bus“ für die Jugendlichen des<br />
Tales ein beliebtes Verkehrsmittel. Der<br />
Dienst, der von den Grödner Gemeinden<br />
organisiert und mitfinanziert wird,<br />
stellt eine zusätzliche Sicherheit für<br />
Jugendliche und Familien des Tales dar.<br />
Die traditionellen Familienwochen und<br />
verschiedene Kinderfeste, die von den<br />
Vereinen und Gemeindeverwaltungen<br />
Jahr für Jahr veranstaltet werden, runden<br />
die fruchtbringende Zusammenarbeit<br />
der Grödner Gemeinden ab.<br />
zuM AuToR<br />
ELISABETH BAUR<br />
Oberschullehrerin und pharmazeutin;<br />
ist seit neun Jahren Gemeindereferentin<br />
in st. ulrich.
Helmut Kopp<br />
ÜBER <strong>DIE</strong> GRENZE GESCHAUT<br />
TIROL<br />
„Zukunft bringt gewaltige<br />
Herausforderungen“<br />
In großem Einvernehmen mit den Bürgermeistern der angeschlossenen Gemeinden<br />
hat der Altenwohnheimverband Telfs und umgebung ab 1989 in einem gewaltigen<br />
Investitionsprogramm drei Pflegeheime, sieben Liegenschaften für Betreutes Wohnen<br />
und ein Pflegeheim für psychisch Kranke errichtet.<br />
Der Verband betreibt an den verschiedenen<br />
Standorten Tagesheime,<br />
verwaltet offene Cafeterias, führt<br />
die ambulanten Dienste der Hauskrankenpflege<br />
und Heimhilfe durch und<br />
betreut vom Essen auf Rädern über<br />
Wäschedienste und Besuchsdienste bis<br />
zur Hospizbewegung eine breite Palette<br />
von Diensten, die zum Teil auch<br />
ehrenamtlich durch Mitglieder der Vinzenzgemeinschaft,<br />
der Pfarren und der<br />
Gemeinden erbracht werden.<br />
Mit seinen 210 Mitarbeitern, die in<br />
einem klaren Organigramm kommunizieren,<br />
hat der Verband das Glück,<br />
dass ein hoher Prozentsatz, vor allem<br />
in den drei Pflegeheimen, mit diplomierten<br />
Frauen und Männern tätig ist.<br />
Die Pflegeheime haben auch Hauskapellen,<br />
in denen die Priester der Region<br />
wöchentlich das Messopfer feiern.<br />
Die Mitarbeiter arbeiten nach dem<br />
Pflegesystem Erich Böhm, in dem die<br />
Menschenwürde und die Persönlichkeit<br />
besonders geschützt sind und das Bemühen<br />
der täglichen Aktivierung und<br />
Betreuung Vorzug hat.<br />
Ein Team von Frauen bemüht sich<br />
um den Bereich der Animation, wo<br />
in Bastel- und Malgruppen, bei wöchentlichem<br />
Gedächtnistraining, bei<br />
Seniorentanz und beeindruckenden<br />
Gesangsrunden und organisierten Tagesausflügen<br />
den Menschen, die dem<br />
Verband anvertraut sind, eine ihnen<br />
angemessene Unterhaltung und schöne<br />
Foto: Marktgemeinde Telfs/Stefan Dietrich<br />
Erlebnisse vermittelt werden und was<br />
ein Aktivprogramm vor allem auch für<br />
Behinderte darstellt.<br />
Der Verband ist auch Ausbildungshaus<br />
für auszubildendes Pflegepersonal. Man<br />
lebt in Partnerschaft mit der Marktgemeinde<br />
Lana und hat in vielen Begegnungen<br />
mit den dortigen Einrichtungen<br />
einen guten Erfahrungsaustausch.<br />
In der Hochrechnung für die Zukunft<br />
werden in 13 Jahren 165 Prozent mehr<br />
über 85-Jährige leben und gleichzeitig<br />
wird die Geburtenziffer zurückgehen.<br />
Das Steigen des Lebensalters ist vorerst<br />
natürlich erfreulich, die Verantwortlichen<br />
des Verbandes wissen jedoch, dass<br />
die Herausforderung in der Zukunft<br />
eine gewaltige sein wird, und die Sorge<br />
um die systemerhaltenden Mitarbeiter<br />
ist nicht unerheblich.<br />
Aus diesen Gründen ist man froh,<br />
dass das Land Tirol hier ein Aus-<br />
bildungsprogramm für die Zukunft<br />
entwickelt. Der Verband betreut Menschen<br />
bis zur Pflegestufe 3 gut und<br />
federt somit einigermaßen den hohen<br />
Aufwand für qualitativ hochwertige<br />
Pflegeheime ab.<br />
zuM AuToR<br />
HELMUT KOPP<br />
ist Obmann des Altenwohnheimverbandes<br />
Telfs und umgebung, der einer<br />
der ersten Verbände des Landes Tirol<br />
ist und neben der marktgemeinde Telfs<br />
die Gemeinden Flaurling, Oberhofen,<br />
pfaffenhofen, rietz, pettnau, seefeld,<br />
reith, Leutasch und scharnitz betreut.<br />
Jüngst konnte der Telfser<br />
Altbürgermeister<br />
Helmut Kopp, Obmann<br />
des Altenwohnheimverbandes<br />
Telfs, mit<br />
vielen Gästen die<br />
Eröffnung der neuen<br />
„Seniorenresidenz“ in<br />
Seefeld feiern.<br />
31
32<br />
Elisabeth Trebo<br />
Fast 70 Mitarbeiter der Gemeinschaftsküchen<br />
sind der<br />
Einladung zur Fachtagung gefolgt.<br />
Rositha Girbardt, zertifizierte<br />
Qualitätsmanagerin der Deutschen<br />
Gesellschaft für Ernährung (DGE<br />
e.V.) sprach über die Bedeutung<br />
der Ernährung im Alltag und deren<br />
Einfluss auf die Leistungsfähigkeit<br />
der Menschen. Sie erklärte<br />
mit Nachdruck, dass eine auf den<br />
Arbeitsalltag abgestimmte Ernährung<br />
einen positiven Einfluss auf<br />
die kurzfristige Leistungs- und<br />
langfristige Arbeitsfähigkeit der<br />
Beschäftigten hat.<br />
Langfristig haben Zusammensetzung<br />
und Menge der verzehrten<br />
Lebensmittel einen Einfluss auf<br />
die Entstehung chronisch degenerativer<br />
Krankheiten. Fettstoffwechselstörungen<br />
und Diabetes<br />
mellitus sowie daraus resultierende<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
zählen zu den häufigsten ernährungsbedingten<br />
Krankheiten.<br />
Auch Übergewicht ist hauptsächlich<br />
auf eine dauerhaft überhöhte<br />
Energiezufuhr, verbunden mit<br />
einer zu geringen körperlichen<br />
Aktivität, zurückzuführen. Über<br />
eine bedarfsgerechte Versorgung<br />
mit Energie und Nährstoffen, die<br />
gleichzeitig präventiv wirksame<br />
Inhaltsstoffe wie beispielsweise<br />
Ballaststoffe, n-3-Fettsäuren und<br />
SERVICE<br />
VERWALTUNGSSCHULE<br />
Gesunde Ernährung<br />
im Alltag<br />
Gemeinsam mit der Landesberufschule für das Gastgewerbe „Savoy“ in Meran lud die<br />
Verwaltungsschule des Südtiroler Gemeindenverbandes zu einer Fachtagung für die<br />
Mitarbeiter in den Gemeinschaftsküchen. unter dem Leitthema „Genuss & Gesundheit“<br />
referierten Experten über gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit.<br />
sekundäre Pflanzenstoffe liefert,<br />
leistet das Verpflegungsangebot<br />
somit einen enormen Beitrag zur<br />
Vermeidung von Krankheiten.<br />
Die Ernährungsberaterin und<br />
Fachlehrerin an der Landeshotelfachschule<br />
„Kaiserhof“ in Meran,<br />
Barbara Telser, berichtete über die<br />
nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung.<br />
Lebensmittel aus biologischkontrollierter<br />
Landwirtschaft und<br />
Herstellung stellen die Basis einer<br />
nachhaltigen Ernährung dar. Dabei<br />
richtet sich diese nach den<br />
Jahreszeiten und nach regionalen<br />
Produkten. Die Ernährungsgewohnheiten<br />
haben sich verändert<br />
und die aktuellen Trends,<br />
wie unter anderem der Kauf von<br />
vorgefertigten Produkten, kann<br />
nicht ignoriert werden. Deshalb ist<br />
hier eine Nachhaltigkeitsstrategie<br />
bei der Gemeinschaftsverpflegung<br />
sinnvoll.<br />
Im Rahmen einer Kochshow wurde<br />
den Teilnehmern die gesunde<br />
Südtiroler Küche mit Empfehlungen<br />
der Ernährungsexpertin<br />
Renate Mair und praktischen<br />
Tipps von Küchenchef Rudi<br />
Widmann schmackhaft gemacht.<br />
Die Teilnehmer konnten das eine<br />
oder andere Gericht verkosten und<br />
gesunde und köstliche Rezeptideen<br />
mit nach Hause nehmen.<br />
Nach dem Kochen wurden den<br />
Teilnehmern auch Tipps zum<br />
gesunden Einkaufen, Lagern,<br />
Foto: Shutterstock<br />
Die Teilnehmer an der Fachtagung „Genuss und Gesundheit“<br />
konnten neue und wichtige Informationen mit nach Hause<br />
nehmen, die jetzt hoffentlich in die Praxis umgesetzt werden.<br />
Verarbeiten und Konservieren von<br />
Lebensmitteln vermittelt.<br />
Spannung herrschte vor dem<br />
Vortrag von Professor Peter<br />
Nieschmidt (Fachhochschule<br />
München), welcher trotz des<br />
wissenschaftlichen Titels „Mitarbeiterführung<br />
auf dem Prüfstand<br />
– Arbeiten und Führen unter veränderten<br />
gesellschaftlichen Bedingungen“<br />
große Begeisterung<br />
bei den Teilnehmern auslöste. Er<br />
verstand es, einen kurzweiligen<br />
und informativen Bogen über das<br />
Arbeitsverständnis im Wandel<br />
der Jahrhunderte bis hin zu fundierten<br />
Tipps für eine zeitgemäße<br />
Mitarbeiterführung zu spannen.<br />
Der Professor sprach über die<br />
Tradition und Zukunft von Arbeit<br />
und Führung, vom Sinn und Unsinn<br />
motivierenden Führens und<br />
von der Sprache und Identität der<br />
Führungspersönlichkeiten.<br />
zuM AuToR<br />
ELISABETH TREBO<br />
ist mitarbeiterin der Verwaltungsschule<br />
im südtiroler Gemeindenverband.
RECHTSBERATUNG<br />
Experten geben<br />
hilfreiche Antworten<br />
Ich bin in Südtirol ansässig<br />
und Eigentümer einer über<br />
495 Kubikmeter großen<br />
Wohnung, für welche die<br />
Baukostenabgabe entrichtet<br />
worden ist. Ich möchte nun<br />
eine neue Wohnung mit 495<br />
Kubikmeter bauen, diese<br />
selbst nutzen und die andere<br />
vermieten. Steht mir für die<br />
neue Wohnung die Befreiung<br />
von der Baukostenab-<br />
gabe zu?<br />
Die Baukostenabgabebefreiung für<br />
den Bau der eigenen Wohnung zum<br />
ständigen Eigenbedarf im Höchstausmaß<br />
von 495 Kubikmetern wird jenen<br />
Personen zuerkannt, die zugleich folgende<br />
Voraussetzungen besitzen: Sie<br />
haben den meldeamtlichen Wohnsitz<br />
in einer Gemeinde des Landesgebietes;<br />
sie sind nicht Eigentümer, Fruchtgenuss-<br />
oder Nutzungsrechtsinhaber<br />
einer Wohnung im Mindestausmaß<br />
von 495 Kubikmetern und sind noch<br />
nie in den Genuss der Befreiung der<br />
eigenen Wohnung gekommen. Da Sie<br />
bereits Eigentümer einer Wohnung mit<br />
mehr als 495 Kubikmetern sind, steht<br />
Ihnen die Befreiung nicht zu.<br />
Bedarf es für die professionelle<br />
Ausübung einer nicht<br />
medizinischen und nicht diagnostischen<br />
Massagetechnik<br />
der Halsmuskulatur einer<br />
Ermächtigung von Seiten der<br />
Gemeindeverwaltung?<br />
Die Ausübung einer nicht medizinischen<br />
und nicht diagnostischen<br />
Massagetechnik der Halsmuskulatur<br />
unterscheidet sich von der<br />
viel umfassenderen Tätigkeit des<br />
Schönheitspflegers und ist demnach<br />
als eine „sonstige Dienstleistungstätigkeit<br />
für die Person“ im Sinne der<br />
Dienstleistungsordnung (Landesgesetz<br />
vom 16. November 2007, Nr. 11)<br />
anzusehen. Für die Ausübung dieser<br />
Massagetechnik sind somit auch nicht<br />
die von Art. 32 der Handwerksordnung<br />
vorgeschriebenen beruflichen<br />
Voraussetzungen für Schönheitspfleger<br />
notwendig. Somit kann die Tätigkeit<br />
im Sinne des Prinzips der freien<br />
Wirtschaftsinitiative des Art. 41 der<br />
italienischen Verfassung und in Ermangelung<br />
anderer Bestimmungen,<br />
die berufliche oder andere Voraussetzungen<br />
vorsehen, ohne eigene Ermächtigung<br />
von Seiten der Gemeinde<br />
ausgeübt werden.<br />
Welche urbanistische Zweckbestimmung<br />
müssen die<br />
Räumlichkeiten haben, in<br />
denen die Tätigkeit „Urlaub<br />
auf dem Bauernhof“ ausgeübt<br />
werden kann? Unterliegt<br />
diese Tätigkeit einer Lizenz?<br />
Gemäß den einschlägigen Landesvorschriften<br />
kann für die Tätigkeit „Urlaub<br />
auf dem Bauernhof“ ausschließlich<br />
Wohnvolumen genutzt werden, d.h.<br />
die urbanistische Zweckbestimmung<br />
der Räumlichkeiten muss „Wohnung“<br />
sein. Dies gilt für alle „Urlaub auf<br />
dem Bauernhof“-Tätigkeiten und<br />
somit nicht nur für die Beherbergung<br />
von Gästen, sondern auch für<br />
Hof-, Almen- und Buschenschänken.<br />
Diese Tätigkeiten können unmittelbar<br />
aufgenommen werden, sobald der<br />
Betroffene den Beginn der Tätigkeit<br />
der Gemeinde, in der die Tätigkeit<br />
ausgeübt wird, gemeldet hat.<br />
ABO-SERVICE<br />
Falsche Adresse?<br />
Wir haben uns sehr bemüht, die richtigen Adressen<br />
für die empfänger unserer Zeitschrift zu erfassen und<br />
in unsere Datenbank zu übertragen. Trotzdem können<br />
immer wieder Fehler passieren. Wir wären Ihnen<br />
sehr verbunden, wenn sie die Adresse auf dem<br />
Titelblatt kontrollieren und uns Fehler sofort mitteilen<br />
würden. ein Telefonanruf genügt: 0471 304655.<br />
Lingua sbagliata?<br />
Il periodico „Die Gemeinde - Il Comune“ viene<br />
stampato in lingua italiana e tedesca. Le abbiamo<br />
inviato l‘edizione tedesca, ma forse desidera ricevere<br />
(anche) quella italiana. se così fosse, La preghiamo di<br />
contattarci telefonicamente al numero 0471 304655.<br />
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Ihr Südtiroler Gemeindenverband<br />
33
34<br />
Benedikt Galler<br />
Omnibus-Gesetze eingehend<br />
begutachtet<br />
Mit den so genannten Omnibus-<br />
Gesetzen hat sich der Rat der<br />
Gemeinden in den vergangenen<br />
Monaten intensiv auseinandergesetzt.<br />
Wurden im Bereich<br />
Landwirtschaft keine Einwände<br />
erhoben, so gab es zu den anderen<br />
Sammelgesetzen jeweils einige<br />
Bemerkungen und Vorschläge:<br />
Bereich Handel – Handwerk –<br />
Gastgewerbe – Bergbau:<br />
Der Rat der Gemeinden hat sich<br />
gegen die Nutzung eines einzigen<br />
Kassenareals durch mehrere Handelsbetriebe<br />
ausgesprochen, die<br />
im selben Gebäude untergebracht<br />
sind. Auch mit der Übertragung<br />
der Zuständigkeit für die Detailregelung<br />
im Bereich Öffnungszeiten<br />
der gastgewerblichen Betriebe und<br />
wöchentlicher Ruhetag an den<br />
Landeshauptmann war man nicht<br />
einverstanden. Es wurde die Beibehaltung<br />
der geltenden Regelung<br />
gefordert, wonach diese Aufgaben<br />
dem Bürgermeister zustünden.<br />
Bezüglich der Regelung über<br />
Steinbrüche, Gruben und Torfstiche<br />
hat der Rat der Gemeinden<br />
erklärt, gegen die Abschaffung<br />
des Landesplans zu sein, weil die<br />
Gemeinden dadurch an Mitsprache<br />
verlieren würden. Neben der<br />
Gemeinde, in welcher sich die<br />
Schottergrube befindet, sollten<br />
nach Auffassung des Rates auch<br />
weiterhin die angrenzenden<br />
Gemeinden um ein Gutachten<br />
angeschrieben werden, wenn sie<br />
vom Abbaubetrieb direkt betroffen<br />
sind.<br />
SERVICE<br />
RAT DER <strong>GEMEINDE</strong>N<br />
Verschiedene Stellungnahmen<br />
Bereich Personal und öffentliche<br />
Dienste:<br />
In diesen Gesetzesentwurf war<br />
der Vorschlag des Gemeindenverbandes<br />
übernommen worden<br />
– und wie auf Staatsebene die<br />
Frist für die Inventarisierung der<br />
Gemeindebeteiligungen an Gesellschaften<br />
und für die Abtretung<br />
von unzulässigen Beteiligungen<br />
bis Ende 2010 verlängert. Der<br />
Rat der Gemeinden hat deshalb<br />
die Ergänzung des Landesgesetzes<br />
über lokale öffentliche Dienstleistungen<br />
begrüßt.<br />
Bereich Enteignungen:<br />
Zu den Änderungen des Enteignungsgesetzes<br />
hat der Rat der<br />
Gemeinden angeregt, dass der<br />
landwirtschaftliche Grund nach<br />
marktwirtschaftlichen Kriterien<br />
entschädigt werden solle. So wäre es<br />
kein Problem, bei der Enteignung<br />
von Gründen für die Errichtung<br />
von Parkplätzen, auch wenn diese<br />
im Dorfzentrum gelegen sind, die<br />
Entschädigung für landwirtschaftlichen<br />
Grund anzuwenden.<br />
Bereich Wohnbauförderung:<br />
Um die Verwirklichung der<br />
Wohnbauprogramme für den<br />
so genannten Mittelstand zu<br />
beschleunigen, sieht der entsprechende<br />
Gesetzesentwurf in<br />
Gemeinden mit mehr als 10.000<br />
Einwohnern eine Ausschreibung<br />
durch das Wohnbauinstitut vor.<br />
Die Gemeinden sollen bei der<br />
Ausweisung von Flächen für den<br />
geförderten Wohnbau und der<br />
Erteilung der Baukonzessionen<br />
entweder nur angehört bzw. ausgeschaltet<br />
werden. Der Rat der Gemeinden<br />
vertritt den Standpunkt,<br />
dass die Gemeinde bezüglich der<br />
Ausweisung im Bauleitplan ein<br />
Vetorecht haben solle und vom<br />
Erlass der Baukonzession nicht<br />
ausgeschaltet werden dürfe.<br />
Begrüßt wurde hingegen, dass im<br />
Falle der Zuweisung von bebauten<br />
Grundstücken, die sich bereits im<br />
Eigentum der Gemeinde befinden<br />
oder von dieser angekauft werden,<br />
die Eingewiesenen in ähnlicher<br />
Weise wie im Falle der Zuweisung<br />
von Bauland einer Erweiterungszone<br />
gefördert werden. Damit wurde<br />
einer wiederholten Forderung des<br />
Gemeindenverbandes entsprochen.<br />
Allerdings müsste die Förderung<br />
in beiden Fällen dieselbe sein, damit<br />
die Wiedergewinnung von<br />
Altbaukubatur in den Dörfern in<br />
Schwung kommen kann.<br />
Der Rat der Gemeinden hat außerdem<br />
vorgeschlagen, in das Gesetz<br />
eine Regelung einzufügen, wonach<br />
gemeindeeigene Wohnungen, die<br />
ohne Landesförderung errichtet<br />
worden sind, zum Landesmietzins<br />
vermietet werden können, wobei<br />
der Mieter je nach seiner finanziellen<br />
Situation um das Wohngeld<br />
ansuchen kann.<br />
Dienste im Sozialbereich<br />
erhalten genaue Regeln<br />
Für die stationären Einrichtungen<br />
im Bereich Senioren (das sind<br />
in erster Linie die Alten- und<br />
Pflegeheime), für den Dienst der<br />
Hauspflege und für den Dienst<br />
„Begleitetes Wohnen für Senioren“<br />
hat die Landesverwaltung<br />
Akkreditierungskriterien sowie<br />
eine Regelung für den Ablauf<br />
vorbereitet. Der Rat der Gemein-<br />
den hat die Regelungen positiv<br />
begutachtet, er hat jedoch auf die<br />
Schaffung von bürokratischem<br />
Mehraufwand hingewiesen, wenn<br />
die Einführung von Dienstchartas<br />
und die Erstellung eines individuellen<br />
Betreuungsplans für jeden<br />
Klienten vorgeschrieben werden.<br />
Die Landesregierung hat diese<br />
Einwände des Rates bei der Verabschiedung<br />
der Verordnungen<br />
nicht berücksichtigt.<br />
Neuregelung der Volksanwaltschaft<br />
abgelehnt<br />
Die Landtagsabgeordneten Alessandro<br />
Urzì und Maurizio Vezzali<br />
wollen mit einem Gesetzesentwurf<br />
die Neuregelung der Volksanwaltschaft<br />
der Autonomen Provinz<br />
Bozen veranlassen. So soll ein<br />
stellvertretender Volksanwalt eingesetzt<br />
werden, welcher der jeweils<br />
anderen Sprachgruppe als jener<br />
des Volksanwaltes angehört. Der<br />
Volksanwalt soll Unregelmäßigkeiten<br />
bei der Justiz oder beim<br />
Rechnungshof anzeigen können.<br />
Der Rat der Gemeinden hat sich<br />
für die Beibehaltung der bestehenden<br />
Regelung ausgesprochen,<br />
die sich bewährt hat. Somit wurde<br />
zum Gesetzesentwurf ein negatives<br />
Gutachten abgegeben.<br />
zuM AuToR<br />
BENEDIKT GALLER<br />
ist Geschäftsführer des<br />
südtiroler Gemeindenverbandes<br />
und sekretär des rates der<br />
Gemeinden.
VERWALTUNGSRAT<br />
Wichtige Entscheidungen<br />
zusammengefasst<br />
Klaus Unterweger<br />
Kataster- und Grundbuchauszüge<br />
an die<br />
Bürger ausgeben<br />
Bei einem Treffen zwischen Präsident<br />
Arnold Schuler und dem<br />
zuständigen Abteilungsdirektor<br />
Klaus Gänsbacher wurde angeregt,<br />
dass die Gemeinden in verstärktem<br />
Maße den Bürgern die Kataster-<br />
und Grundbuchauszüge ausgeben<br />
sollten. Sie sollen dafür die Hälfte der<br />
entsprechenden Gebühr erhalten. In<br />
Kürze soll hierzu eine Vereinbarung<br />
zwischen Land und Gemeindenverband<br />
abgeschlossen werden; weiters<br />
sollen Kurse angeboten werden.<br />
Mit Landesrat über<br />
„Vergabe öffentlicher<br />
Arbeiten“ gesprochen<br />
Landesrat Florian Mussner hatte<br />
Vertretern des Verwaltungsrates einen<br />
Beschlussvorschlag der Landesregierung<br />
vorgestellt, durch welchen<br />
mehrere Bestimmungen des Landesgesetzes<br />
über die öffentlichen Arbeiten<br />
abgeschafft werden sollen. Die<br />
Vertreter des Gemeindenverbandes<br />
forderten einstimmig, dass die Landesregierung<br />
die Beschlussfassung<br />
solange aufschieben solle, bis die externen<br />
Gutachten der Fachexperten,<br />
sowie die Ergebnisse des Urteils des<br />
Verfassungsgerichtshofes bezüglich<br />
des Trentiner Gesetzes vorlägen. Es<br />
sei sehr bedenklich, wenn das Land<br />
freiwillig auf Befugnisse der primären<br />
Gesetzgebung und somit auf ein<br />
Stück Autonomie verzichte.<br />
Da die Landesregierung ihre Entscheidung<br />
nicht aufgeschoben hat, es<br />
aber widersprüchliche Informationen<br />
über den Inhalt der Entscheidung<br />
zum Landesbautengesetz gibt, werden<br />
der Landeshauptmann und der<br />
zuständige Landesrat aufgefordert,<br />
dem Gemeindenverband so schnell<br />
als möglich den Text der Entscheidung<br />
zukommen zu lassen. Ein erster<br />
Entwurf des Gutachtens von Professor<br />
Andrea Ambrosi bestätigt die<br />
Anwendbarkeit der Landesbestimmungen,<br />
solange sie nicht abgeschafft<br />
oder vom Verfassungsgerichtshof<br />
annulliert worden sind.<br />
Zwölf Delegierte für<br />
14. ANCI-Kongress 2009<br />
in Turin bestimmt<br />
In Anwesenheit des Vize-Generalsekretärs<br />
der ANCI, Nicola Cirimele,<br />
wählte der Verwaltungsrat folgende<br />
zwölf Delegierte für den ANCI-<br />
Kongress am 7. Oktober 2009 in<br />
Turin: Arnold Schuler, Luigi Gallo,<br />
Wilfried Battisti-Matscher, Rudolf<br />
Bertoldi, Diego Cavagna, Franz<br />
Complojer, Bernhard Daum, Fritz<br />
Messner, Albert Pürgstaller, Albrecht<br />
Plangger, Giovanni Polonioli und<br />
Hartmann Reichhalter. Der Bürgermeister<br />
von Bozen, Luigi Spagnolli,<br />
nimmt von Rechtswegen am Kongress<br />
teil. Der Verwaltungsrat wählte<br />
zudem Arthur Scheidle als Vertreter<br />
in den ANCI-Nationalrat.<br />
Ecocenter AG mit Führung<br />
des Verbrennungsofens<br />
beauftragen<br />
Im Treffen mit Vertretern der Ecocenter<br />
AG und den Präsidenten der<br />
Bezirksgemeinschaften wurde berichtet,<br />
dass der neue Verbrennungsofen<br />
bereits 2013 in Betrieb gehen<br />
soll. Der Verwaltungsrat hatte sich<br />
bereits dafür ausgesprochen, dass<br />
mit der Führung die Ecocenter AG<br />
beauftragt werden solle. Damit alle<br />
Gemeinden und Bezirksgemeinschaften<br />
den Dienst beanspruchen<br />
können, sei es erforderlich, dass sie<br />
mit wenigstens einer Aktie an der<br />
Ecocenter AG beteiligt sind, wobei<br />
die Stadt Bozen den neuen Aktionären<br />
Aktien abtreten soll. Damit<br />
nicht einige Gemeinden ihre Abfalltarife<br />
kräftig erhöhen müssen, ist es<br />
notwendig bei der Landesregierung<br />
zu intervenieren, dass diese einen wesentlichen<br />
Teil der Finanzierung der<br />
Errichtung des Verbrennungsanlage<br />
übernimmt.<br />
Grippevirus: Bürgermeis-<br />
ter soll die Schulschließung<br />
anordnen<br />
Im Treffen zum Umgang mit dem<br />
Grippevirus A/H1N1, bei dem die<br />
Schulamtsleiter und der Gemeindenverband<br />
anwesend waren, wurde<br />
vereinbart, dass im Extremfall, auf<br />
Empfehlung des zuständigen Hygienedienstes,<br />
der Schuldirektor<br />
die Schließung von Klassen und<br />
der Bürgermeister die Schließung<br />
der Schule anzuordnen hat.<br />
Anfragen an Direktor der<br />
Agentur der Einnahmen<br />
gerichtet<br />
Im Treffen mit Goffredo Piscopo,<br />
Direktor der Agentur der Einnahmen<br />
von Bozen, wurden jüngst<br />
folgende Punkte besprochen:<br />
• Mehrwertsteuer-Nachforderungen<br />
für Enteignung von<br />
Gründen: Bekanntlich müssen<br />
einige Landwirte für Enteignungsentschädigungen,<br />
welche<br />
sie ohne Mehrwertsteuer kassiert<br />
haben, nun die Mehrwertsteuer<br />
nachzahlen. Sie verlangen in der<br />
Folge, dass ihnen die Gemeinde<br />
den Betrag rückerstattet. Die<br />
Agentur der Einnahmen hat zugesagt,<br />
auf eine schriftliche Anfrage<br />
des Gemeindenverbandes<br />
zu klären, ob die Gemeinde die<br />
Nachzahlung tätigen kann.<br />
Der Verwaltungsrat beschließt<br />
außerdem, eventuell auch den<br />
Rechnungshof mit diesen Fragen<br />
zu befassen.<br />
• Ausschluss der Mehrwertsteuer<br />
bei der Müllabfuhrgebühr: Mit<br />
einer weiteren Anfrage an die<br />
Agentur der Einnahmen möchte<br />
der Gemeindenverband Klärung<br />
in Bezug auf jene Situation<br />
erhalten, die sich aufgrund<br />
des jüngsten Urteils des Verfassungsgerichtshofes<br />
ergeben<br />
hat. Klärungsbedarf besteht<br />
bezüglich der Erstellung des<br />
Haushaltsplans 2010, aber auch<br />
bezüglich eventueller Rückforderungsanträge<br />
von Seiten der<br />
Bürger.<br />
• Registrierung der Raumordnungsverträge:<br />
Anhand eines<br />
konkreten Beispiels wird die<br />
Agentur der Einnahmen zur Registrierung<br />
der Raumordnungsverträge<br />
Stellung nehmen.<br />
zuM AuToR<br />
KLAUS UNTERWEGER<br />
Jurist; leitet das präsidium und die<br />
revisionsdienststelle des südtiroler<br />
Gemeindenverbandes.<br />
35
36<br />
Hugo Leiter<br />
Für den Anschluss von Telefon,<br />
PC und Drucker reicht<br />
mittlerweile ein Netzanschluss<br />
(LAN) aus. Zwei-, drei- oder vierpolige<br />
Kabel und die typischen<br />
Telefonstecker sind Vergangenheit.<br />
Das heißt: Nicht nur weniger<br />
Leitungen, Stecker und<br />
Verbindungskabel, sondern auch<br />
geringere Installationskosten. Im<br />
neu erbauten Rathaus von Leifers<br />
wurde 2006 die erste VoIP-Anlage<br />
installiert. Man entschied sich für<br />
einen „Asterisk“-Telefonserver:<br />
Zum einen handelt es sich um<br />
eine freie Software, zum anderen<br />
ist die Auswahl an passenden<br />
Telefongeräten verschiedener<br />
Hersteller groß. Offene Software<br />
ist im Internet gut dokumentiert<br />
(auch in Diskussionsforen), ein<br />
Reiz für IT-Manager. So wird die<br />
Anlage seit einem Jahr von den<br />
EDV-Technikern der Gemeinde<br />
selbst gewartet.<br />
15 VoIP-Anlagen gibt es mittlerweile<br />
in den Südtiroler Gemeinden.<br />
Wo verschiedene Standorte<br />
wie Bibliothek, Altersheim, Gemeindepolizei<br />
mit dem Rathaus<br />
über DSL, Glasfaser oder WLAN<br />
TECHNOLOGIE<br />
VoIP: ein digitales Netz für alles<br />
Sprache wird digitalisiert, komprimiert, verschlüsselt und über IP-Netze (Internet-<br />
Protokoll) übertragen. Das ist VoIP-Telefonie, „Voice over IP“ oder Sprache über<br />
IP-Netze – auch in Südtiroler Gemeinden und Bezirksgemeinschaften.<br />
Foto: Shutterstock<br />
SERVICE<br />
Telefonieren ist heute auch über Netzwerkverbindungen möglich – kostengünstig, abhörsicher<br />
und vor allem einfach: Das Telefon wird einfach an den USB-Anschluss des Computers gesteckt.<br />
vernetzt sind, konnten Amtstelefone<br />
durch interne Anlagen ersetzt<br />
werden. Fixkosten für die Amtsanschlüsse<br />
entfallen. Der Umzug<br />
eines Mitarbeiters von einem Büro<br />
in ein anderes ist problemlos und<br />
kann vom Mitarbeiter selbst durchgeführt<br />
werden. Das Telefongerät<br />
(wie der PC) muss nur am neuen<br />
Arbeitsplatz ans Netz gesteckt<br />
werden. Durchwahl und interne<br />
Nummer bleiben erhalten.<br />
In einigen Gemeinden wurden<br />
Anschaffungskosten durch den<br />
Einsatz von „Softphones“ reduziert.<br />
Kosten teilen -<br />
Umwelt schonen:<br />
www.gvcc.net/mitfahrboerse<br />
Mitarbeiter telefonieren über einen<br />
Hörer mit Mikrofon, der über den<br />
USB-Anschluss mit dem PC verbunden<br />
ist. Weitere Eigenschaften<br />
der VoIP-Telefonie sind:<br />
• Privatgespräche können gesondert<br />
verrechnet werden. Dazu gibt<br />
der Mitarbeiter am IP-Telefon<br />
eine PIN ein und kennzeichnet<br />
so sein nächstes Telefonat als<br />
Privatgespräch.<br />
• So wie am PC, kann man sich<br />
auch beim IP-Telefon an- und<br />
abmelden, um unautorisierten<br />
Zugriff zu vermeiden.<br />
• Anrufe oder Faxe in Abwesenheit<br />
können umgeleitet oder per E-<br />
Mail mitgeteilt werden.<br />
• IP-Telefonie ist abhörsicher<br />
(nicht so die traditionelle Telefonie).<br />
Daten-Verschlüsselung,<br />
„Intrusion-Detection“, Authentifizierung<br />
und Virtual Private<br />
Networks (VPNs) sind für die<br />
Übermittlung von Sprache übers<br />
Internet verfügbare, ausgereifte<br />
Sicherheitsmechanismen.<br />
• An der IP-Telefonie arbeiten viele<br />
Softwarefirmen. Eigenschaften<br />
werden entwickelt und einige<br />
davon zum Einsatz kommen.<br />
Der Südtiroler Gemeindenverband<br />
hat den Gemeinden und Bezirksgemeinschaften<br />
bereits im Jahr 2005<br />
empfohlen, bei Neuinstallationen<br />
von Telefonanlagen die VoIP-<br />
Technologie vorzusehen.<br />
zuM AuToR<br />
HUGO LEITER<br />
ist Leiter der eDV-Abteilung im<br />
südtiroler Gemeindenverband.
INTERN<br />
Der Südtiroler<br />
Gemeindenverband zu Gast<br />
Fotos: Südtiroler Gemeindenverband<br />
56. Österreichischer Gemeindetag in Lech am Arlberg<br />
Über 2.000 Bürgermeister aus<br />
ganz Österreich und auch eine<br />
Delegation des südtiroler Ge-<br />
meindenverbandes waren zu<br />
dieser Großveranstaltung angereist.<br />
Chiamparino zum ANCI-Präsidenten gewählt<br />
Südtiroler Bürgermeister<br />
unterstützen<br />
Wahl<br />
Die Vollversammlung des ANCI,<br />
des Nationalen Gemeindenverbandes<br />
hat bei ihrer sitzung in<br />
Turin, den dortigen Bürgermeister<br />
sergio Chiamparino zum<br />
neuen präsidenten gewählt.<br />
unterstützt wurde seine Kandidatur<br />
auch von den südtiroler<br />
schritte zur Bewältigung der<br />
Wirtschaftskrise, die Auflegung<br />
eines eigenen Konjunkturpaketes<br />
für die Gemeinden und die Verwaltungsreform<br />
- dies waren<br />
die großen Themen, welche bei<br />
Bgm. Dr. Arthur Scheidle und Amtskollegen Bgm. Dr. Fritz<br />
Karl Messner und der Vize-Präsident des Südtiroler<br />
Gemeindenverbandes, Wilfried Battisti-Matscher im<br />
Gespräch mit der Innenministerin Maria Fekter.<br />
Bürgermeistern, die als Vertreter<br />
des Gemeindenverbandes nach<br />
Turin gekommen waren: Bozens<br />
Bürgermeister Dr. Luigi spagnolli,<br />
Bürgermeister Wilfried Battistimatscher<br />
(Kaltern) und Bürgermeister<br />
Dr. Arthur scheidle (Klausen).<br />
unterstützt wurde Chiamparino<br />
von allen politischen Lagern unter<br />
anderem auch von roms Bürgermeister<br />
Gianni Alemanno.<br />
Foto: ANCI<br />
der Veranstaltung von dem präsidenten<br />
des Österreichischen<br />
Gemeindebundes, Helmut mödlhammer,<br />
und weiteren namhaften<br />
politikern wie dem Bundespräsi-<br />
denten Heinz Fischer, der Innenministerin<br />
maria Fekter, der<br />
Lebensminister Niki Berlakovich<br />
angesprochen wurden.<br />
Die Delegation des Südtiroler Gemeindenverbandes, bestehend<br />
aus Bgm. Dr. Arthur Scheidle, Bgm. Dr. Fritz Messner, Geschäftsführer<br />
Dr. Benedikt Galler und Vizepräsident Bgm. Wilfried<br />
Battisti-Matscher, gemeinsam mit dem Direktor des Bayerischen<br />
Gemeindetags, Dr. Jürgen Busse (2.v.l.).<br />
Sergio Chiamparino:<br />
Studium der Politikwissenschaften;<br />
seit 2001 Bürgermeister<br />
von Turin; Präsident<br />
des italienischen Gemeindeverbandes<br />
ANCI und Mitglied<br />
der Koordinationsgruppe der<br />
italienischen Großstädte mit<br />
Sonderstatus.<br />
37
38<br />
Historischer Moment<br />
Christian Egartner, Arnold Schuler und Sepp Noggler haben’s<br />
geschafft. Die drei ehemaligen Bürgermeister haben ihre Wurzeln<br />
nicht vergessen. Als Neo-Landtagsabgeordnete brachten sie<br />
innerhalb kurzer Zeit einen Gesetzesentwurf zum Rat der Gemein-<br />
den ein, welcher auf den jahrelangen Bemühungen und emsigen<br />
Vorarbeiten des Gemeindenverbandes fußte. Immer wieder ab-<br />
geblockt, hat sich die geforderte Aufwertung nun durchgesetzt.<br />
Der „Rat“ ist künftig kein Feigenblatt mehr, hat einen institutio-<br />
nellen Stellenwert und endlich eine aktive Rolle: Er muss ernst<br />
genommen werden, die Gemeinden müssen ernst genommen<br />
werden! Die Weichen für die Zukunft sind in die Richtung „echte<br />
Partnerschaft“ zwischen Land und Gemeinden gestellt. Und alle<br />
Bürger werden von dieser profitieren!<br />
Der Gemeine<br />
SCHNAPPSCHUSS<br />
„Der Schnappschuss<br />
schaut eher<br />
nach Fotomontage<br />
aus!“<br />
DAS ALLERLETZTE<br />
Acht (09)<br />
GLOSSE<br />
Das ist zwar „erst“ die achte Ausgabe unserer in Stadt und Land<br />
beliebten Zeitschrift. Da aber dieses Jahr bekanntlich dem Tiroler<br />
Heldenjahr 1809 gewidmet ist, soll auch diese vielgelesene Rubrik<br />
im Zeichen von (anno) 9 stehen.<br />
Schließlich sind auch wir Gemeindeler aufrechte Patrioten. Auch wenn<br />
wir nicht zum Festumzug nach Innsbruck eingeladen waren.<br />
Manche Bürgermeister, selbsteingenommen wie diese Spezies nun<br />
einmal ist, haben sich zwar über diese Ausgrenzung beschwert und<br />
gemeint, sie hätten sich die Andreas-Hofer-Wurst, die den Nordtiroler<br />
Kollegen für die Teilnahme serviert wurde, schon selber bezahlt.<br />
Aber man muss das schon verstehen: Wenn von den 20.000 geladenen<br />
Teilnehmern ohnehin nur 5000 auf (Süd-)Tirol entfallen, wovon<br />
wiederum 3000 den Schützen vorbehalten sind, dann kann man nicht<br />
auch noch 116 Bürgermeister/innen einladen. Ganz abgesehen davon,<br />
dass man dann die Ehrentribüne hätte vergrößern müssen.<br />
Obwohl, ein großes Gedränge hat es ja für diese Ehrenplätze nicht<br />
gerade gegeben. Man hatte schon im Vorfeld munkeln gehört, dass<br />
die Schützen bei der Defilierung demonstrativ von der Ehrentribüne<br />
wegschauen würden. Ist zwar etwas ungewohnt, dass die Schützen<br />
plötzlich nach links schauen. Aber wer weiß: Vielleicht sind dies schon<br />
die ersten Früchte des Gedenkjahres. Letzthin hat sogar Japan links<br />
gewählt und die hatten ja auch viele Kamikazes.<br />
Überhaupt mehren sich die Zeichen, dass anno 9 nicht der Vergangenheit<br />
angehört.<br />
Wie damals geht ein geheimes Raunen durch die Täler und immer<br />
öfter hört man wieder die alte Losung „Mander, es isch Zeit!“ Man<br />
spürt es förmlich, dass ein wichtiges Ereignis bevorsteht.<br />
Wenn die Parteigremien, welche jahrelang kaum einmal zusammengetreten<br />
sind, eine Sitzung nach der anderen einberufen, wenn plötzlich<br />
Wirtschafts-, Landwirtschafts- und Sozialausschüsse gegründet werden,<br />
wenn die „young generation“ und das Frauenvolk sich sammelt,<br />
wenn die Oppositionsparteien noch mehr Pressemitteilungen als sonst<br />
verschicken und ihre Sprüche von Tag zu Tag beleidigender werden,<br />
wenn die hohen Politiker aus Rom und Bozen wie Heuschreckenschwärme<br />
übers Land ziehen, dann „isch es Zeit“ für Wahlen.<br />
Verwundert verfolgen Bürgermeister, Referenten und Räte (die -innen<br />
natürlich auch) das bunte Treiben, das plötzlich losgebrochen ist.<br />
Sie lauschen mit Andacht den vollmundigen Parolen und schämen<br />
sich ein wenig, dass ihnen all die einfachen Lösungen für komplexe<br />
Probleme selbst nicht eingefallen sind.<br />
Der eine oder andere fragt sich sogar, wo all diese engagierten Leute,<br />
die sie in den letzten viereinhalb Jahren so selten gesehen haben,<br />
nun plötzlich herkommen.<br />
Aber so ist es immer bei großen Ereignissen: was wirklich zählt, das<br />
ist nicht die mühsame Tagesarbeit, was die Massen begeistert, das<br />
sind Visionen. Neue Ideen brauchen die Gemeinden.<br />
Neue Verwalter natürlich auch. Wie gut, dass die „Alten“ schon<br />
bei Zeiten entsorgt wurden. Sie haben uns ja wirklich nur einen<br />
Scherbenhaufen hinterlassen, wenn wir unsere Dörfer und Städte<br />
so anschauen.<br />
Die Frage, welche die Südtiroler und -innen brennend interessiert ist:<br />
Wer werden die Neuen sein?<br />
Werden es – wie anno 9 – wieder die Wirte sein, die die Führung<br />
übernehmen? Oder doch zumindest die Land-wirte?<br />
Aber darüber sollten sich die Leute nicht allzu viele Sorgen<br />
machen. Gott sei dank gibt es ja die Partei(en), welche<br />
die undankbare Last schultern, die richtigen Kandidaten<br />
auszusuchen. Es genügt, am Wahltag bereit zu sein, wenn<br />
es wieder einmal heißt: „Mander es isch Zeit!“
PR-INFO<br />
E-Payment: 48 Gemeinden<br />
schon mit dabei!<br />
Bereits 48 Gemeinden in Südtirol wenden E-Payment an.<br />
185.000 Rechnungen wurden seit Beginn des Jahres eingegeben.<br />
Mithilfe der Plattform E-<br />
Payment, einem Gemeinschaftsprojekt<br />
zwischen Südtiroler<br />
Sparkasse AG, Autonome Provinz<br />
Bozen, Südtiroler Gemeindenverband<br />
und Südtiroler Informatik<br />
AG können die Bürger ihre<br />
Zahlungen an die öffentlichen<br />
Verwaltungen ganz bequem über<br />
Vorteile für den Bürger<br />
das Internet Banking tätigen. Müllentsorgungskosten,<br />
Abwasser-<br />
und Trinkwassergebühren, Kindergartenbeiträge,<br />
Schulausspeisung,<br />
Gemeindeimmobiliensteuer (ICI)<br />
und vieles mehr werden von den<br />
verschiedenen lokalen Körperschaften<br />
in einer Datenbank zum<br />
Abruf bereitgestellt. Sie können<br />
• Kein Gang zur Bank und kein lästiges Abtippen der Rech-<br />
nungsdaten mehr notwendig. Die Zahlung kann mit einem<br />
einfachen Klick übers Internet durchgeführt werden.<br />
• Man ist nicht mehr an die Schalteröffnungszeiten gebunden.<br />
Die rechnungsdaten sind zu jeder Zeit und jederorts abruf-<br />
bar. ein zugestellter Beleg ist zur Zahlung nicht mehr länger<br />
notwendig.<br />
• Tippfehler werden vermieden! Die Zahlungsvordrucke im Inter-<br />
net Banking aller teilnehmenden Banken, sind bereits ausgefüllt<br />
und brauchen nur noch bestätigt werden.<br />
• Das Fälligkeitsdatum für die Auftragserteilung muss nicht<br />
abgewartet werden! Der Zahlungsauftrag kann vom Bürger<br />
sofort und ohne Nachteile erteilt werden.<br />
• Kein Vergessen mehr! Offene Schuldpositionen sind für den<br />
Bürger sofort und immer ersichtlich – dies bedeutet, dass nie<br />
mehr Verzugszinsen gezahlt werden müssen.<br />
• Es ist außerdem möglich, auch eine Zahlung für Dritte vorzu-<br />
nehmen!<br />
Universitätsgebühren, Tickets im Gesundheitswesen, Sanktionen<br />
und Strafmandate, Kursgebühren, Tagessätze für Alters- und Pflegeheime<br />
sowie Tagesmütter und Kindertagesstätte - dies sind einige<br />
jener Gebühren die in naher Zukunft ebenfalls ohne umständliche<br />
Prozeduren und lange Wege vom Bürger mit einem simplen Klick<br />
bezahlt werden können.<br />
im ISI-net unter dem Menüpunkt<br />
„Zahlungsaufträge“ / „Lokale Abgaben“<br />
eingesehen und bezahlt<br />
werden.<br />
Die Südtiroler Sparkasse ist im<br />
Rahmen eines gesamtitalienischen<br />
Wettbewerbs zur Förderung der<br />
Innovation im Bankenwesen ausgezeichnet<br />
worden.<br />
Das Projekt E-Payment, welches<br />
die Einsicht und Bezahlung von<br />
Gebühren und Abgaben übers<br />
Internet ermöglicht, erlangte in<br />
der Kategorie „Zahlungsverkehr“<br />
den ersten Platz.<br />
Folgende Vorteile für öffentliche<br />
Körperschaften und für Bürger/-<br />
Innen können angeführt werden:<br />
Vorteile für die öffentliche Körperschaft<br />
• Arbeitserleichterung und Effizienzsteigerung durch eindeutige<br />
und automatisierte Zuordnung von schuldpositionen und er-<br />
folgtem Inkasso.<br />
• Potentielle Ausgangsbasis zur Dematerialisierung der Rech-<br />
nungs- und Zahlungsbescheide.<br />
• Das Bezahlen von Abgaben wird bequemer und einfacher ge-<br />
macht! Dies ist ein zusätzlicher und wertvoller service für jene<br />
Bürger, welche bereits Bankgeschäfte „online“ durchführen.<br />
• Potentielle Reduzierung säumiger Zahler! Die Bürger werden<br />
indirekt und nicht mehr nur durch postzustellung an offene<br />
rechnungen erinnert.<br />
• Überweisungen in Anwesenheit eines „Freccia“ ist über diese<br />
plattform nicht mehr möglich! Die mittels Bankerlagschein<br />
„Freccia“ eingehobenen Abgaben erfolgen automatisch über<br />
dieses Zahlungsmittel.<br />
• Die bestehende Verwaltung der Zahlungsflüsse bleibt unver-<br />
ändert! Dieser Dienst kann unabhängig vom schatzmeister<br />
angeboten werden.<br />
Welche Gemeindegebühren und Abgaben bereits heute übers Internet<br />
Banking eingesehen und bezahlt werden können, findet man<br />
beispielsweise auf der Webseite des Südtiroler Gemeindenverbandes<br />
(http://data.gvcc.net/EpayOnline/).<br />
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Die Lösung!<br />
Abgaben und Gebühren einfach<br />
über Internet bezahlen.<br />
Abgaben und Gebühren über Internetbanking,<br />
ISI-net, einsehen und bezahlen. Ganz einfach mit einem Klick.<br />
In folgenden Gemeinden ist die Bezahlung der Abgaben und Gebühren über ISI-net möglich:<br />
Algund - Branzoll - Brenner - Bruneck - Deutschnofen - Enneberg - Eppan an der Weinstrasse -<br />
Feldthurns - Glurns - Graun im Vinschgau - Gsies - Innichen - Kastelruth - Kurtinig an der Weinstrasse -<br />
Laas - Lajen - Latsch - Mals - Marling - Mölten - Nals - Naturns - Neumarkt - Partschins - Pfi tsch -<br />
Plaus - Prad am Stilfserjoch - Rasen Antholz - Riffi an - Sand in Taufers - Sankt Martin in Thurn -<br />
Sarntal - Schenna - Schluderns - Schnals - Sexten - St.Ulrich - Stilfs - Taufers im Münstertal -<br />
Terenten - Terlan - Tirol - Tisens - U.L.Frau i.W.-St.Felix - Villnöss - Völs - Welschnofen - Wengen<br />
www.sparkasse.it<br />
840 052 052