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Integration selbstgesteuerten Lernens in Bildungseinrichtungen der ...

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4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

Qualifikationen auf fünf Qualifikationsniveaus auf, die e<strong>in</strong>zeln geprüft und zertifiziert<br />

werden. E<strong>in</strong>e Qualifikation def<strong>in</strong>iert sich dabei durch e<strong>in</strong> sehr eng umrissenes E<strong>in</strong>satzge-<br />

biet. Sie wird nicht <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er schriftlichen Prüfung erworben, son<strong>der</strong>n die Erfüllung<br />

<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen wird überwiegend durch Beobachtung am Arbeitsplatz beurteilt. Sie<br />

kann aber auch die Bearbeitung von Simulations- und Projektaufgaben o<strong>der</strong> die mündliche<br />

Beantwortung von Fragen be<strong>in</strong>halten.<br />

Der große Vorteil e<strong>in</strong>es Modulsystems im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> NVQs liegt aus arbeitsweltlicher<br />

Sicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er großen Flexibilität. Auf e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

und die kurzfristigen Bedürfnisse <strong>der</strong> Betriebe kann sehr schnell reagiert werden. Ent-<br />

wicklungen im Beschäftigungssystem f<strong>in</strong>den schnell e<strong>in</strong>e Entsprechung im Bildungssy-<br />

stem.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Flexibilitätsmerkmal ist die Möglichkeit, <strong>in</strong>dividuelle Leistungsvoraussetzun-<br />

gen und -möglichkeiten abgestuft zu berücksichtigen. Damit bietet das Modulsystem vor<br />

allem für die schwächeren Bildungsteilnehmer, die sich ihre beruflichen Kenntnisse teil-<br />

weise als Ungelernte „on the job“ angeeignet haben, ganz an<strong>der</strong>e Abschlussperspektiven<br />

(vgl. Lappe/Schulz-Hofen 1999, S. 214).<br />

Deutlich wird aber auch, dass die Qualifizierung <strong>in</strong> diesem System überwiegend dazu<br />

dient, die Arbeitskraft mit e<strong>in</strong>em eng umrissenen Tätigkeitsspektrum als „qualifizierten“<br />

Produktionsfaktor auf e<strong>in</strong>em von möglichst allen Zwängen freigehaltenen Markt nachfra-<br />

getauglich zu plazieren. Damit unterscheidet sich das britische NVQ-System durch se<strong>in</strong>e<br />

zwar pragmatische, aber ausschließlich an ökonomischen Verwertungs<strong>in</strong>teressen orien-<br />

tierte Philosophie grundlegend vom deutschen Berufsbildungssystem (vgl. zur allgemei-<br />

nen Typologie von Ausbildungssystemen Gre<strong>in</strong>ert 1998, S. 17ff). An<strong>der</strong>s als im angel-<br />

sächsischen Modell steht bei <strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland organisierten Berufsausbildung<br />

traditionell das ganzheitliche Berufskonzept im Zentrum. Dabei wird dem Auszubildenden<br />

e<strong>in</strong> breites Spektrum an Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen vermittelt, um beruf-<br />

lich handlungsfähig zu werden und die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt gefor<strong>der</strong>ten Tätigkeiten selb-<br />

ständig planend durchführen und kontrollieren zu können (vgl. Kloas 1997, S. 128).<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist es auch nicht erstaunlich, dass vor e<strong>in</strong>er grundsätzlichen Ab-<br />

kehr vom ganzheitlichen Charakter des deutschen Berufsausbildungssystems nachhaltig<br />

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