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Integration selbstgesteuerten Lernens in Bildungseinrichtungen der ...

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<strong>Integration</strong> <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> <strong>in</strong><br />

Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung<br />

- E<strong>in</strong> Praxisbeispiel -<br />

Diplomarbeit<br />

am Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre<br />

<strong>der</strong> Technischen Universität Berl<strong>in</strong><br />

Vorgelegt von:<br />

Thorsten Stellmacher<br />

Betreut und begutachtet von:<br />

Prof. Dr. Wolf-Dietrich Gre<strong>in</strong>ert<br />

Wolfgang Wirsich<br />

Berl<strong>in</strong>, September 2003


Für Jutta


EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG<br />

Eidesstattliche Erklärung<br />

Die selbständig und eigenhändige Anfertigung dieser Diplomarbeit versichere ich an Eides<br />

statt.<br />

________________________________<br />

Datum / Unterschrift<br />

I


VORWORT<br />

Vorwort<br />

In <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit hat die Entwicklung von Konzepten e<strong>in</strong>en sehr hohen<br />

Stellenwert. Mit ihnen werden nicht nur die Ziele def<strong>in</strong>iert, die mit den jeweiligen<br />

pädagogischen Maßnahmen verfolgt werden, son<strong>der</strong>n Sie beschreiben und veran-<br />

schaulichen auch den Weg – die Methoden, die zum E<strong>in</strong>satz kommen sollen, um die<br />

erklärten Ziele zu erreichen. Damit s<strong>in</strong>d pädagogische Konzepte für die beteiligten<br />

PädagoInnen, für diejenigen, die die Mittel für Maßnahmen zur Verfügung stellen<br />

und idealerweise auch für die von den jeweiligen Maßnahmen Betroffenen e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Basis zum Verständnis <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit.<br />

Die hier vorliegende Arbeit, die am Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre<br />

<strong>der</strong> Technischen Universität Berl<strong>in</strong> entstanden und dort als Diplomarbeit im Herbst<br />

2003 vorgelegt worden ist, zeichnet anhand e<strong>in</strong>es Praxisbeispiels den Prozess zur<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es berufspädagogischen Konzeptes nach und thematisiert Faktoren,<br />

die sich för<strong>der</strong>nd und hemmend auf die Realisierung dieses Konzeptes auswirken.<br />

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle vor allem bei me<strong>in</strong>er Familie, die <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Wochen sehr nachsichtig mit mir war. Me<strong>in</strong> fachlicher Dank gilt vor<br />

allem me<strong>in</strong>en KollegInnen bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH, den für das<br />

SELBER-Projekt des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung Verantwortlichen<br />

und den MitarbeiterInnen des Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre <strong>der</strong><br />

Technischen Universität Berl<strong>in</strong>.<br />

II


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG............................................................................. I<br />

VORWORT ....................................................................................................... II<br />

INHALTSVERZEICHNIS........................................................................................ III<br />

1. H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit.............................................................. 1<br />

1.1. Zielstellung.................................................................................................... 1<br />

1.2. Kontext <strong>der</strong> Arbeit...................................................................................1<br />

1.2.1. Entwicklungstendenzen im Bildungssystem......................................... 2<br />

1.2.2. Politische Aktivitäten............................................................................ 5<br />

1.2.3. För<strong>der</strong>nde Aktivitäten des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung<br />

(DIE) auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen ................................... 8<br />

1.2.4. Aktivitäten bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH im Rahmen des<br />

Projekts SELBER................................................................................ 10<br />

1.3. Zur Vorgehensweise bei <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit......................................... 11<br />

1.4. E<strong>in</strong>grenzung des Beobachtungszeitraums................................................... 14<br />

2. Vorphase <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> bei <strong>der</strong><br />

bildungsmarkt waldenser gGmbH................................................................ 16<br />

2.1. Konstituierung <strong>der</strong> Arbeitsgruppe „Selber“.............................................. 16<br />

2.2. Zielbestimmende Aushandlungen zwischen <strong>der</strong> AG Selber und den<br />

MitarbeiterInnen .......................................................................................... 19<br />

3. Die Entwicklungsphase ................................................................................... 23<br />

3.1. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ................................................................................... 23<br />

3.2. Konzentrationsphase.................................................................................... 25<br />

3.2.1. Reflexion und Resümee zur abgelaufenen Maßnahme.......................... 25<br />

3.2.2. Leitbildentwicklung .............................................................................. 28<br />

3.3. Konzeptions- und Gestaltungsphase ........................................................... 30<br />

III


Inhaltsverzeichnis<br />

4. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen<br />

Umfeld.................................................................................................................. 31<br />

4.1. Lernverständnis und E<strong>in</strong>ordnung des Lernarrangements............................ 31<br />

4.2. Struktureller Rahmen des Lernarrangements............................................... 33<br />

4.3. Verantwortlichkeiten, Beratung und Reflexion im Lernarrangement ............ 37<br />

4.4. Mediale Unterstützung des Lernarrangements............................................. 40<br />

4.5. Ergebnissicherung im Lernarrangement...................................................... 43<br />

5. Ergebnis: Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept........ 47<br />

5.1. Lehrgangsordnung als Handlungsrahmen................................................... 48<br />

5.2. Module als Elemente zur Maßnahmestrukturierung ..................................... 49<br />

5.3. Kernkomponenten auf <strong>der</strong> Handlungsebene ................................................ 53<br />

5.3.1. Lernvertrag zur Sicherung <strong>der</strong> Selbstverantwortung............................... 53<br />

5.3.2. Projektorientierung des Unterrichts zur Stärkung <strong>der</strong> Handlungs-fähigkeit 54<br />

5.3.3. Fachliche und soziale Lernberatung zur verbalen Selbstreflexion............ 55<br />

5.3.4. Berichtsheft und Lerntagebuch zur nonverbalen Selbstreflexion........ 56<br />

5.3.5. Lehrbriefe zur medialen Anregung von Selbstlernprozessen................... 58<br />

5.3.6. Handapparat und virtuelle Lernplattform zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Medienkompetenz............................................................................... 62<br />

5.3.7. Modulprüfungen und -zertifikate zur Sicherung von Lernfortschritten ....... 63<br />

6. Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses......................... 65<br />

6.1. Bilanz zu den Konstituierungs- und Zielf<strong>in</strong>dungsprozessen <strong>der</strong> AG<br />

Selber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorphase ............................................................................... 65<br />

6.2. Bilanz zur Konzeptentwicklungsphase und den erzielten Ergeb-nissen des<br />

KfB-Teams.................................................................................................... 66<br />

6.2.1. Die Teamarbeit im Rahmen des Entwicklungsprozesses........................ 67<br />

6.2.1.1. Ausmaß des gegenseitigen Vertrauens im Team............................................69<br />

6.2.1.3. Ausmaß <strong>der</strong> gegenseitigen Unterstützung......................................................70<br />

6.2.1.4. E<strong>in</strong>deutigkeit <strong>der</strong> Ziele des Teams.................................................................71<br />

6.2.1.5. Umgang mit <strong>in</strong>ternen Konflikten im Team .......................................................71<br />

6.2.1.6. Nutzung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Ressourcen ...........................................................72<br />

6.2.1.7. Kontrolle des Teams ....................................................................................73<br />

6.2.1.8. Organisationsklima ......................................................................................73<br />

IV


Inhaltsverzeichnis<br />

6.2.2. E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Prozesse und Ergebnisse...................................... 74<br />

6.2.2.1. E<strong>in</strong>schätzung durch das KfB-Team................................................................74<br />

6.2.2.2. E<strong>in</strong>schätzungen durch die AG Selber.............................................................75<br />

6.2.2.3. E<strong>in</strong>schätzungen durch e<strong>in</strong>e Leitungskraft .......................................................76<br />

7. Perspektiven für die Umsetzung des Konzeptes...................................... 79<br />

7.1. Zeitknappheit................................................................................................ 80<br />

7.2. Haltungen gegenüber dem Konzept ............................................................. 81<br />

7.3. Kommunikationsfähigkeit............................................................................. 82<br />

7.4. Prioritäten..................................................................................................... 83<br />

7.5. E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Betriebsstruktur auf die Konzeptrealisierung ........................... 84<br />

8. Schlussbetrachtung und Ausblick ............................................................... 87<br />

9. Anhang........................................................................................................89<br />

I Literaturliste.................................................................................................. 89<br />

II Lehrgangsordnung für die KfB-Maßnahme .................................................. 97<br />

III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief......................................................................... 103<br />

IV Leitfaden zur Leitbildentwicklung............................................................... 117<br />

V Fragebogen zur Teamarbeit........................................................................ 121<br />

VI Fragebogen zur Beurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und Prozesse ....................... 122<br />

V


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

1. HINTERGRUND UND RAHMEN DER ARBEIT<br />

1.1. Zielstellung<br />

Mit dieser Diplomarbeit wird die erste Phase <strong>der</strong> Entwicklung und des Aufbaus e<strong>in</strong>er<br />

Struktur zur För<strong>der</strong>ung von <strong>selbstgesteuerten</strong> Lernprozessen bei <strong>der</strong> bildungsmarkt wal-<br />

denser gGmbH 1 dargestellt.<br />

Dabei wird zusätzlich zur Darstellung <strong>der</strong> erzielten Ergebnisse vor allem <strong>der</strong> Entwick-<br />

lungsprozess beleuchtet, mit dem <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> genannten Institution die Grundlage zum<br />

Aufbau von Selbstlernstrukturen gelegt wurde. Mit diesem Fokus wird vor allem heraus-<br />

gearbeitet, welche Chancen und Risiken sich <strong>in</strong> den bisher gemachten Entwicklungs-<br />

schritten verbergen, durch welche Faktoren <strong>der</strong> Prozess bisher bestimmt war und welche<br />

sich zukünftig för<strong>der</strong>nd und hemmend auswirken könnten. Damit soll die Arbeit bei <strong>der</strong><br />

(noch) besseren Bewältigung dieses speziellen, an <strong>der</strong> Praxis von Bildungsträgern orien-<br />

tierten Problemkomplexes helfen.<br />

1.2. Kontext <strong>der</strong> Arbeit<br />

Seit etwa Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre wird <strong>in</strong> Deutschland im Rahmen e<strong>in</strong>er sich verstärkenden<br />

Debatte für den Bereich <strong>der</strong> beruflichen Bildung e<strong>in</strong>e strukturelle Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong><br />

Bildungse<strong>in</strong>richtungen gefor<strong>der</strong>t, die sich vor allem durch ökonomische Zwänge des ge-<br />

sellschaftlichen Strukturwandels (vgl. Adam 1997; Hardt/Negri 2002) und durch e<strong>in</strong>e als<br />

notwendig angesehene Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>der</strong> europäischen Berufsbildungssysteme (vgl.<br />

u.a. Sell<strong>in</strong> 1999) begründet.<br />

Zur Veranschaulichung des Kontextes dieser Arbeit werden im Folgenden zunächst mög-<br />

liche und gefor<strong>der</strong>te Entwicklungstendenzen, politische Aktivitäten <strong>der</strong> letzten Jahre und<br />

die Aktivitäten zur För<strong>der</strong>ung von Entwicklungen auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtun-<br />

gen am Beispiel <strong>der</strong> Anstrengungen des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung<br />

knapp skizziert. Im Anschluß werden die ersten Entwicklungsschritte zur Realisierung von<br />

selbstgesteuertem Lernen bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH vorgestellt.<br />

1 Die bildungsmarkt waldenser gGmbH ist e<strong>in</strong>e Tochtergesellschaft <strong>der</strong> bildungsmarkt e. V. Sie bietet<br />

am Standort Berl<strong>in</strong>-Tiergarten als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> großen regionalen Bildungsträger im Bereich <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung<br />

ihre Leistungen für arbeitslose Jugendliche und Erwachsene an. Das Angebot reicht<br />

von <strong>der</strong> Berufsvorbereitung und Vorbereitung auf externe Schulabschlussprüfungen über Beschäftigungs-<br />

und Qualifizierungsmaßnahmen (ABM, SAM, BSHG) bis h<strong>in</strong> zur Verbund- und außerbetrieblichen<br />

Berufsausbildung.<br />

1


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

1.2.1. Entwicklungstendenzen im Bildungssystem<br />

Die unterschiedlichen Stellungnahmen 2 zur Weiterentwicklung des Berufsbildungssystems<br />

ab Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre weisen alle e<strong>in</strong>e jeweils etwas an<strong>der</strong>e Akzentsetzung auf. In<br />

ihren Grundzügen enthalten sie aber ausnahmslos ähnlich gerichetete konzeptionelle Vor-<br />

schläge, die vom Bildungssystem mehr Flexibilität, Dynamik, Dualität (im S<strong>in</strong>ne von<br />

Lernortvielfalt, geteilten Verantwortlichkeiten, Theorie-Praxis-Verzahnung), Modularität<br />

(im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er verzahnbaren Angebotsstruktur), Transparenz und Durchlässigkeit for-<br />

<strong>der</strong>n, um <strong>in</strong> Deutschland langfristig lebensbegleitendes Lernen zum Nutzen <strong>der</strong> Gesell-<br />

schaft, <strong>der</strong> Wirtschaft und <strong>der</strong> Individuen zu <strong>in</strong>stitutionalisieren.<br />

Die fundamentale Kritik an <strong>der</strong>artigen Vorschlägen (vgl. dazu Pongratz 1997, S. 273 ff)<br />

besteht vor allem dar<strong>in</strong>, dass sie <strong>in</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger ausgeprägter Form e<strong>in</strong>e Vormacht-<br />

stellung <strong>der</strong> ökonomischen Pr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Gesellschaft akzeptieren, die im Zuge<br />

von Globalisierung und Informatisierung (vgl. zu diesen Begriffen Hardt/Negri 2002, S.<br />

293ff) e<strong>in</strong>e permanente Anpassungsleistung von Gesellschaft, beruflichem Bildungswesen<br />

und Individuen an die jeweiligen wirtschaftlichen Anfor<strong>der</strong>ungen verlangt. Problematisch<br />

ist dies nach Ansicht von Pongratz (1997, S. 274) vor allem, weil sich unter <strong>der</strong>artigen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen die positiven humanistischen Vorstellungen, die sich mit dem lebensbeglei-<br />

tenden Lernen durchaus verb<strong>in</strong>den lassen, zunehmend zu verflüchtigen drohen. Lebensbe-<br />

gleitendes Lernen wird se<strong>in</strong>er Ansicht nach zu „lebenslänglichem“ Lernen und „zur päd-<br />

agogischen Chiffre für die E<strong>in</strong>willigung <strong>in</strong>s ‚rat race‘, <strong>in</strong>s ‚Rattenrennen‘ um die besten<br />

gesellschaftlichen Plätze, die selbstverständlich immer nur wenigen zur Verfügung ste-<br />

hen“.<br />

Auf <strong>der</strong> Strecke bleibt unter diesen Umständen <strong>der</strong> Anspruch auf e<strong>in</strong>e aufklärerische le-<br />

bensbegleitende Bildung, <strong>der</strong>en Ziel die selbständige und kritische Aneignung <strong>der</strong> Le-<br />

bensumstände ist. Von daher gehen die For<strong>der</strong>ungen kritischer PädagogInnen anknüpfend<br />

an die Aufklärungstradition <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne dah<strong>in</strong>, den Bildungsbereich zu e<strong>in</strong>er Support-<br />

struktur zu entwickeln, mit <strong>der</strong>en Hilfe sich e<strong>in</strong>e wi<strong>der</strong>standsfähige und zu solidarischem<br />

2 vgl. dazu neben an<strong>der</strong>en Diskussionsbeiträgen beispielsweise „Reformbedarf <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen<br />

Bildung. Gutachten für das M<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen“ Heidegger/Rauner (1996); „Überlegungen <strong>der</strong> KMK zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Berufsbildung“<br />

(verabschiedet von <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz am 23.10.1998); „Berl<strong>in</strong>er Memorandum<br />

zur Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> beruflichen Bildung“ (herausgegeben 1999 von <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Senatsverwaltung<br />

für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen).<br />

2


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

Handeln befähigende Subjektivität ausbilden kann. Dabei soll „ihr zentraler Term<strong>in</strong>us<br />

nicht Optimierung‘ o<strong>der</strong> ‚Effizienz‘, son<strong>der</strong>n ‚Bildung‘ lauten.“ (Pongratz 1997, S. 277)<br />

Diese von Pongratz formulierte For<strong>der</strong>ung nach Anknüpfung an die aufklärerischen Mo-<br />

mente <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne ist unter humanistischen Gesichtspunkten sicherlich nicht zu kritisie-<br />

ren. Deutlich sehen muss man aber auch, dass ihre Verwirklichung nicht erst unter den<br />

heutigen wirtschaftsliberalen Bed<strong>in</strong>gungen schwierig ist. So weisen bereits Ador-<br />

no/Horkheimer (1967, S. 177) <strong>in</strong> ihrer „Dialektik <strong>der</strong> Aufklärung“ deutlich auf e<strong>in</strong>en<br />

grundsätzlichen Wi<strong>der</strong>spruch zwischen <strong>der</strong> bürgerlichen Aufklärung durch Bildung und<br />

<strong>der</strong> langsamen Auflösung re<strong>in</strong> geistiger Menschheitsideale wie Wahrheit, Freiheit, Ge-<br />

rechtigkeit und Humanismus unter den Verwertbarkeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> technokratisch-<br />

kapitalistischen Gesellschaften h<strong>in</strong>:<br />

„Mit dem bürgerlichen Eigentum hatte auch die Bildung sich ausgebreitet. ... Da aber die<br />

reale Emanzipation <strong>der</strong> Menschen nicht zugleich mit <strong>der</strong> Aufklärung des Geistes erfolgte,<br />

erkrankte die Bildung selber. Je weniger das gebildete Bewusstse<strong>in</strong> von <strong>der</strong> gesellschaftli-<br />

chen Wirklichkeit e<strong>in</strong>geholt wurde, desto mehr unterlag es selbst e<strong>in</strong>em Prozess <strong>der</strong> Ver-<br />

d<strong>in</strong>glichung. ... Das Denken wird kurzatmig, beschränkt sich auf die Erfassung des isoliert<br />

Faktischen. Gedankliche Zusammenhänge werden als unbequeme und unnütze Anstren-<br />

gungen fortgewiesen. Das Entwicklungsmoment im Gedanken, alles Genetische und Inten-<br />

sive dar<strong>in</strong>, wird vergessen und aufs unvermittelt Gegenwärtige, aufs Extensive nivelliert.<br />

Der aufs Wissen abgezogene Gedanke wird neutralisiert, zur bloßen Qualifikation auf<br />

spezifischen Arbeitsmärkten und zur Steigerung des Warenwerts <strong>der</strong> Persönlichkeit.<br />

Schließlich ist unter den Bed<strong>in</strong>gungen des Spätkapitalismus die Halbbildung zum objekti-<br />

ven Geist geworden.“<br />

Vor diesem kritischen H<strong>in</strong>tergrund ist <strong>der</strong> Diskussionsbeitrag „E<strong>in</strong> neues Leitbild für das<br />

Bildungssystem – Elemente e<strong>in</strong>er künftigen Berufsbildung“, den <strong>der</strong> „Sachverständigenrat<br />

Bildung“ <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung 1998 herausgegeben hat und mit dem e<strong>in</strong>e mögliche<br />

Gesamtrichtung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung aufgezeigt wird, e<strong>in</strong> erster Schritt <strong>in</strong> die richtige<br />

Richtung, denn er kann den geschil<strong>der</strong>ten Wi<strong>der</strong>spruch natürlich nicht auflösen, aber er<br />

versucht immerh<strong>in</strong>, durch se<strong>in</strong>en sehr am Subjekt orientierten Standpunkt e<strong>in</strong>e vermitteln-<br />

de Position e<strong>in</strong>zunehmen.<br />

3


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

In diesem Diskussionspapier wird vorgeschlagen, die berufliche Bildung, bestehend aus<br />

Erstausbildung, Studium und Weiterbildung, e<strong>in</strong>heitlichen Grundsätzen zu unterwerfen<br />

und die historisch gewachsenen E<strong>in</strong>zelbereiche zu e<strong>in</strong>em differenzierten Gesamtsystem<br />

lebensbegleitenden <strong>Lernens</strong> zu entwickeln.<br />

Dabei umfasst <strong>der</strong> Vorschlag e<strong>in</strong> spezifisches Menschen- und Gesellschaftsbild,<br />

� das von e<strong>in</strong>er größeren Autonomie <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Menschen bei <strong>der</strong> Nutzung von Bil-<br />

dungschancen ausgeht,<br />

� die Lernzeiten über das gesamte aktive Arbeits- und Berufsleben verteilt,<br />

� mit zunehmendem Alter die Eigenverantwortung für das Lernen hervorhebt<br />

� und selbst gewähltes und eigenverantwortlich bestimmtes Lernen im Gegensatz zu<br />

fremdbestimmten Lernenprozessen grundsätzlich favorisiert.<br />

Bei <strong>der</strong> Systemarchitektur wird e<strong>in</strong>e Verknüpfung und Vernetzung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Bildungsbereiche empfohlen, die den Rahmen für den schrittweisen Erwerb von Qualifi-<br />

kationen und Kompetenzen und für die Ausgestaltung <strong>in</strong>dividueller Qualifizierungswege<br />

setzt. Um dies zu gewährleisten, soll dieses System gekennzeichnet se<strong>in</strong><br />

� durch „Vielfalt, Wettbewerb und Kooperation <strong>der</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen auf allen<br />

Stufen,<br />

� durch Verän<strong>der</strong>ungsbereitschaft und die Fähigkeit, neue Anfor<strong>der</strong>ungen aus sozialen,<br />

ökonomischen, technischen, kulturellen o<strong>der</strong> politischen Entwicklungen zu erkennen<br />

und <strong>in</strong> Bildungsangebote umzusetzen<br />

� sowie durch Modularität <strong>der</strong> Konzeption des Angebots und hohe Abnehmer-, Kunden-<br />

und Klientenorientierung.“ (Hans-Böckler-Stiftung 1998, S. 11)<br />

Dem Staat wird bei <strong>der</strong> Empfehlung des Sachverständigenrats Bildung e<strong>in</strong>e weiterh<strong>in</strong><br />

unverzichtbare, jedoch im Vergleich zu heute reduzierte Rolle zugeordnet. Er soll nicht<br />

mehr versuchen, alles bis <strong>in</strong>s kle<strong>in</strong>ste Detail (z.B. Lehrpläne, Lehrbuchbestimmungen) zu<br />

regulieren, son<strong>der</strong>n se<strong>in</strong>e Aufgabe vor allem dar<strong>in</strong> sehen, „das Zusammenwirken <strong>der</strong> ver-<br />

schiedenen Partner zu beobachten, bei Bedarf zu mo<strong>der</strong>ieren und das System, wenn not-<br />

wendig, fortzuschreiben.“ (Hans-Böckler-Stiftung 1998, S. 12)<br />

4


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

Deutlich macht <strong>der</strong> Sachverständigenrat Bildung auch, dass sich aus <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong><br />

hier kurz zusammengefassten Grundsätze vielfältige Impulse und Entwicklungschancen<br />

ergeben, die neben den Reformanstößen aber zugleich auch „Risiken des Scheiterns für die<br />

Gruppen im unteren Qualifizierungssegment“ (Hans-Böckler-Stiftung 1998, S. 19) be<strong>in</strong>-<br />

halten.So könnte die Selbststeuerung von Lernprozessen für diese BildungsteilnehmerIn-<br />

nen zunächst e<strong>in</strong>e Überfor<strong>der</strong>ung se<strong>in</strong> (vgl. Hans-Böckler-Stiftung 1998, S. 19). Solch e<strong>in</strong><br />

Scheitern sieht <strong>der</strong> Sachverständigenrat Bildung aus Gründen <strong>der</strong> sozialen Gerechtigkeit<br />

aber als nicht h<strong>in</strong>nehmbar an und for<strong>der</strong>t die Bereitstellung adressatengerechter Stützmaß-<br />

nahmen und För<strong>der</strong>ungsprogramme, mit denen die Gruppe <strong>der</strong> Benachteiligten immer<br />

weiter an selbstgesteuerte Lernprozesse herangeführt werden kann.<br />

Grundsätzlich sieht <strong>der</strong> Sachverständigenrat Bildung die von ihm formulierten Leitgedan-<br />

ken selbst noch als sehr visionär für die Entwicklung des deutschen Berufsbildungssy-<br />

stems an. Er betont jedoch, dass im gegebenen Bildungssystem bereits Ansatzpunkte für<br />

die Entwicklung <strong>in</strong> die vorgeschlagene Richtung vorhanden s<strong>in</strong>d. So sieht er beispielswei-<br />

se <strong>in</strong> den Bereichen <strong>der</strong> Hochschul- und Weiterbildung geeignete Ansätze zu weitgehen-<br />

<strong>der</strong> Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden. Modularität <strong>der</strong> Angebote und Pluralität <strong>der</strong> Anbieter<br />

s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>er Auffassung nach bisher vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung angelegt.<br />

Weiterh<strong>in</strong> entwickeln sich bereits Transparenz, Beratung, Qualitätssicherung und Teil-<br />

nehmerschutz <strong>in</strong> den verschiedenen Bereichen des Bildungssystems durch geme<strong>in</strong>same<br />

Aktivitäten und Anstrengungen von Staat, Arbeitgebern, Arbeitnehmern, TeilnehmerIn-<br />

nen, Eltern und SchülerInnen.<br />

Mit dieser Anerkennung von Leistungen und Entwicklungsmöglichkeiten stellt <strong>der</strong> Sach-<br />

verständigenrat Bildung <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung mit se<strong>in</strong>en Vorschlägen nicht alles<br />

Bisherige <strong>in</strong> Frage. Vielmehr wird deutlich, dass es ihm e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen ist, die<br />

Institutionen des Bildungssystems für die gefor<strong>der</strong>ten Lern- und Umstrukturierungsprozes-<br />

se <strong>in</strong> Teilen zum<strong>in</strong>dest dort abzuholen, wo sie bisher schon Erfahrungen und Wissen<br />

sammeln konnten und damit gute Voraussetzungen mitbr<strong>in</strong>gen.<br />

1.2.2. Politische Aktivitäten<br />

Die Notwendigkeit zu e<strong>in</strong>er Reform des deutschen Berufsbildungssystems ist nach dem<br />

Bundestagswahlkampf 1998 auch von politischer Seite aufgegriffen und betont worden.<br />

Entsprechend machte die Koalitionsvere<strong>in</strong>barung zwischen Bündnis 90 - Die Grünen und<br />

5


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

SPD vom 20. Oktober 1998 deutlich, dass die Zukunft <strong>der</strong> Bildung zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> wichtigen<br />

Politikfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bundesregierung werden soll. Als Themen ihrer zukünftigen Bildungs-<br />

politik benannte sie damals die<br />

� Sicherung <strong>der</strong> Ausbildungschancen für Jugendliche,<br />

� Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Weiterbildung,<br />

� Chancengleichheit bei <strong>der</strong> beruflichen Bildung,<br />

� Entbürokratisierung <strong>der</strong> Bildung,<br />

� Stärkung <strong>der</strong> politischen Bildung von Jugendlichen und Erwachsenen,<br />

� För<strong>der</strong>ung von Schlüsselkompetenzen,<br />

� Reform <strong>der</strong> Ausbildungsför<strong>der</strong>ung<br />

� und die beson<strong>der</strong>e För<strong>der</strong>ung von jungen Mädchen und Frauen.<br />

Zu e<strong>in</strong>em großen berufsbildungspolitischen Wurf konnte sich die Bundesregierung <strong>in</strong> ihrer<br />

ersten Legislaturperiode aber nicht durchr<strong>in</strong>gen und organisierte statt dessen im Rahmen<br />

des von ihr <strong>in</strong>s Leben gerufenen „Forum Bildung“ erneut e<strong>in</strong>en sehr umfassend geführten<br />

Diskurs.<br />

Als wichtige Ergebnisse aus dieser Debatte hat im Jahr 2001 das Forum Bildung zwölf<br />

Empfehlungen für e<strong>in</strong>e Mo<strong>der</strong>nisierung im deutschen Bildungswesen vorgelegt (Arbeits-<br />

stab Forum Bildung, 2001). Dabei sieht es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Teilen sehr subjektbezogenen<br />

Vorschlag und ähnlich wie bereits vorangegangene Vorschläge die frühe För<strong>der</strong>ung, die<br />

<strong>in</strong>dividuelle För<strong>der</strong>ung, die Verwirklichung lebenslangen <strong>Lernens</strong> für alle, die Erziehung<br />

zu Verantwortung und die Reform <strong>der</strong> Aus- und Weiterbildung <strong>der</strong> Lehrenden als vor-<br />

dr<strong>in</strong>gliche Ziele an. Es hebt mit diesen Empfehlungen gleichzeitig aber auch deutlich her-<br />

vor, dass für die Entwicklung <strong>der</strong> Bildungslandschaft nicht nur die politisch Zuständigen<br />

Verantwortung tragen, son<strong>der</strong>n gleichermaßen diejenigen, die die Bildungsprozesse vor<br />

Ort gestalten.<br />

Den politisch Verantwortlichen <strong>der</strong> Bundesregierung kann, nachdem sie <strong>in</strong> ihrer zweiten<br />

Koalitionsvere<strong>in</strong>barung vom 16. Oktober 2002 erneut ihren Willen zum Handeln im Be-<br />

rufsbildungsbereich bekräftigt haben, mit dem Inkrafttreten <strong>der</strong> von <strong>der</strong> “Hartz-<br />

Kommission” vorgestellen Reformvorschläge zum BBiG (Berufsbildungsgesetz) und<br />

zum SGB III (Sozialgesetzbuch III) am 1. Januar 2003 e<strong>in</strong> grundsätzliches Verschleppen<br />

von dr<strong>in</strong>gend gefor<strong>der</strong>ten politischen Reformen mittlerweile nicht mehr angelastet werden.<br />

6


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

Diese neuen Regelungen be<strong>in</strong>halten <strong>in</strong> Bezug auf den Berufsbildungsbereich (vgl. Vock<br />

2003)<br />

� die gesetzlich verankerte Anerkennung <strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrationsför<strong>der</strong>nden Berufsvorbereitung,<br />

die dem Ziel dient, „an e<strong>in</strong>e Berufsausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anerkannten Ausbildungsberuf<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e gleichwertige Berufsausbildung heranzuführen“ (§ 1 Abs. 1a BBiG),<br />

� die Möglichkeit zur Vergabe von Bildungsgutsche<strong>in</strong>en durch das Arbeitsamt an Ar-<br />

beitnehmerInnen, die die rechtlichen Voraussetzungen für Fort- und Weiterbildungen<br />

erfüllen, um damit bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Bildungsanbieter e<strong>in</strong>e etwas größere <strong>in</strong>dividuelle<br />

Entscheidungsfreiheit zu ermöglichen,<br />

� die Zertifizierung <strong>der</strong> Träger und Maßnahmen <strong>der</strong> Fort- und Weiterbildung durch ex-<br />

terne fachkundige Stellen (“Zertifizierungsagenturen”) – <strong>der</strong>en eigene Zulassung auf<br />

Bundesebene durch e<strong>in</strong>e “Akkreditierung” festgestellt werden muss – um zu gewähr-<br />

leisten, dass die Träger und vor allem ihr Personal für die Durchführung ihrer Maß-<br />

nahmen e<strong>in</strong>e entsprechende Leistungsfähigkeit mitbr<strong>in</strong>gen (vgl. § 84 SGB III-neu) und<br />

die Maßnahmen zulassungsfähig s<strong>in</strong>d (vgl. § 85 SGB III-neu),<br />

� dass die Träger <strong>der</strong> beruflichen Fort- und Weiterbildung für die Zulassung durch e<strong>in</strong>e<br />

externe Zertifizierungsstelle „e<strong>in</strong> System zur Sicherung <strong>der</strong> Qualität“ (§ 85 SGB III-<br />

neu) im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Qualitätsmanagements anwenden.<br />

Es ist davon auszugehen, dass mit diesen neuen Regelungen mittelfristig, nach dem Auf-<br />

bau <strong>der</strong> dafür vorgesehenen Strukturen, enorme Auswirkungen auf das Bildungssystem<br />

erzielt werden, denn auch wenn die meisten <strong>der</strong> bisher formulierten Regelungen sich auf<br />

den Fort- und Weiterbildungsbereich beziehen, so haben sie doch e<strong>in</strong>en Vorbildcharakter<br />

für die gesamte Trägerlandschaft.<br />

Das bedeutet, dass letztendlich alle Träger, also auch die <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung und<br />

Berufsvorbereitung, gut beraten s<strong>in</strong>d, wenn sie <strong>in</strong>nerhalb ihrer E<strong>in</strong>richtungen zügig den<br />

neuen gesetzlichen Regelungen entsprechende Verän<strong>der</strong>ungen vornehmen, um konkur-<br />

renzfähig zu bleiben. Dabei müssen sie auch e<strong>in</strong>en Umgang mit dem Wi<strong>der</strong>spruch f<strong>in</strong>den,<br />

dass durch die Bildungsgutsche<strong>in</strong>e zwar die Nachfragemacht <strong>der</strong> BildungsteilnehmerInnen<br />

gestärkt wird und sie damit immer mehr E<strong>in</strong>fluss auf die Art und Qualität <strong>der</strong> Trägerange-<br />

bote erhalten, die geplanten Zertifizierungsstellen den Bildungsträgern aber weiterh<strong>in</strong> die<br />

Qualifizierungsziele vorgeben werden (vgl. Forneck 2001).<br />

7


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

1.2.3. För<strong>der</strong>nde Aktivitäten des Deutschen Instituts für Erwachse-<br />

nenbildung 3 (DIE) auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

Als beispielhaft für die notwendige und zukunftsweisende Reform bei <strong>der</strong> Gestaltung von<br />

Bildungsprozessen bei den Bildungsträgern vor Ort nennt das oben bereits genannte Fo-<br />

rum Bildung auch die Aktivitäten, die das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE)<br />

im Rahmen se<strong>in</strong>es Projektes „SeGeL“ (Selbstgesteuertes Lernen) unternommen hat (vgl.<br />

http://bildungplus.forum-bildung.de; L<strong>in</strong>k: Gute Beispiele; Suchbegriff: SeGeL) .<br />

Zielsetzung dieses von 1998 bis Ende 2000 durch das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) geför<strong>der</strong>ten Projektes war es, die Entwicklung e<strong>in</strong>er neuen Lernkultur<br />

<strong>selbstgesteuerten</strong> und selbstbestimmten <strong>Lernens</strong> auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

exemplarisch bei unterschiedlichen <strong>in</strong>teressierten Bildungsträgern durch e<strong>in</strong>e breite Palette<br />

von Serviceleistungen zu unterstützen und zu begleiten.<br />

Dieses Projekt wird mit e<strong>in</strong>er etwas verän<strong>der</strong>ten Zielstellung und unter dem neuen Pro-<br />

jekttitel „SELBER“ seit Ende 2001 bis September 2004 weiterh<strong>in</strong> durch das BMBF unter-<br />

stützt (vgl. zum Folgenden das Informationsmaterial zum Projekt im Internet unter http://www.die-<br />

bonn.de/selber/projekt/<strong>in</strong>dex.html).<br />

Im Rahmen des Projektes SELBER geht es um die Schaffung von Lernarrangements im<br />

<strong>in</strong>stitutionellen Rahmen, bei denen die Selbststeuerung des <strong>Lernens</strong> das wesentliche<br />

Merkmal ist. Zu verstehen ist darunter die Schaffung e<strong>in</strong>er organisatorischen Struktur, die<br />

den Lernenden die selbständige „Erkundung von Lernbedürfnissen und Lernanfor<strong>der</strong>un-<br />

gen, [...] die Begründung und Präzisierung von Lernzielen, [...] die ‚Eignungsprüfung‘<br />

von Lernstilen und Lerntechniken, [...] die Auswahl von Lern<strong>in</strong>halten und audiovisuellen<br />

Medien [und] die Kontrolle des Lernfortschritts und <strong>der</strong> Lernschwierigkeiten“ (Siebert<br />

2000, S. 105) ermöglicht.<br />

Um exemplarisch solche Lernarrangements zu entwickeln, unterstützt das DIE mit dem SELBER-<br />

Projekt e<strong>in</strong>e Auswahl von E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong>tensiv dar<strong>in</strong>, verän<strong>der</strong>te und flexiblere Angebotsfor-<br />

men h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen, organisatorischen, zeitlichen und räumlichen Ausge-<br />

3 Das DIE ist e<strong>in</strong> Institut <strong>der</strong> Leibniz-Geme<strong>in</strong>schaft - <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Forschungsför<strong>der</strong>ung von<br />

Bund und Län<strong>der</strong>n. Es betreibt praxisorientierte Grundlagenforschung und vermittelt zwischen Forschung<br />

und Praxis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwachsenenbildung.<br />

8


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

staltung von Bildungsmaßnahmen für die Lernenden zu entwickeln und damit Ansätze für<br />

e<strong>in</strong>e neue Lernkultur zu schaffen, die auf die Verwirklichung von selbstgesteuertem und<br />

selbstbestimmten Lernen h<strong>in</strong>zielt.<br />

Geför<strong>der</strong>t werden die E<strong>in</strong>richtungen dabei <strong>in</strong>dividuell und flexibel durch e<strong>in</strong> umfangrei-<br />

ches Supportsystem <strong>in</strong> Abhängigkeit von den konkreten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Aufga-<br />

benstellungen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>richtung. Zu dieser Supportstruktur gehören als Kernele-<br />

mente e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Organisationsberatung und drei damit eng verzahnte<br />

Fortbildungsreihen für jeweils e<strong>in</strong>ige MitarbeiterInnen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen zu den Themen:<br />

Gruppe, Beratung und Medien.<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Organisationsberatung ist die Begleitung und Beratung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

im gesamten Prozess <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung, beg<strong>in</strong>nend bei <strong>der</strong> Zielf<strong>in</strong>dung über die Entwick-<br />

lung <strong>der</strong> Vorhaben bis h<strong>in</strong> zu ihrer Umsetzung und Auswertung. Gegenstand <strong>der</strong> Fortbil-<br />

dungsreihen s<strong>in</strong>d Themen, die sich <strong>in</strong> Bezug auf die Realisierung e<strong>in</strong>er neuen „Lernkultur“<br />

als beson<strong>der</strong>s bedeutsam erwiesen haben und so werden<br />

� <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fortbildungsreihe „Gruppe“ die Begleitung und Mo<strong>der</strong>ation selbstgesteuerter<br />

Lerngruppen, das Arrangieren sozialer Bezüge, das „Anstiften zum selbstorganisierten<br />

Lernen“, die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbststeuerung und des Lernprozesses sowie die Verän-<br />

<strong>der</strong>ung des Selbstverständnisses <strong>der</strong> Lehrenden zur Etablierung e<strong>in</strong>er neuen Lernkultur<br />

thematisiert,<br />

� <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fortbildungsreihe „Beratung“ die Rolle <strong>der</strong> (Lern-)Beratung und die För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Kompetenzen für die Selbststeuerung sowohl <strong>in</strong> fachlicher wie <strong>in</strong> prozess- und<br />

personenbezogener H<strong>in</strong>sicht zur Etablierung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Beratungs-<br />

Kompetenzen verdeutlicht<br />

� und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fortbildungsreihe „Medien“ die Mediengestaltung und Mediennutzung, das<br />

Arrangement geeigneter Lernquellenpools sowie <strong>der</strong>en s<strong>in</strong>nvolle E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> neue<br />

Angebotsformen, die Entwicklung didaktisch-methodischer Konzepte und die hierfür<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Kompetenzen besprochen.<br />

Zusätzlich zu diesen Aktivitäten s<strong>in</strong>d an die Projektstruktur des SELBER-Projektes die<br />

Universitäten Hamburg, Gießen und Leipzig mit Forschungsprojekten zu folgenden drei<br />

zentralen Fragestellungen angebunden:<br />

9


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

� Hat das selbstgesteuerte Lernen e<strong>in</strong>e Auslesewirkung und wie bekommt das Angebot<br />

e<strong>in</strong>e größere Reichweite? (Prof. Dr. Peter Faulstich, Universität Hamburg)<br />

� Wie s<strong>in</strong>d die Angebote didaktisch und methodisch zu gestalten und wie s<strong>in</strong>d Medien<br />

und Materialien e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den? (Prof. Dr. Hermann Forneck, Universität Giessen)<br />

� Was s<strong>in</strong>d die Spezifika <strong>der</strong> Lernprozesse aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden und wie muss die<br />

Lernberatung und Unterstützung gestaltet werden? (Prof. Dr. Jörg Knoll, Universität<br />

Leipzig)<br />

Ziel ist es, die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten im Verlauf des SELBER-Projektes<br />

sukzessive <strong>in</strong> die Projektarbeit e<strong>in</strong>fließen zu lassen um e<strong>in</strong>e noch bessere Unterstützung zu<br />

gewährleisten. Als weiteres wichtiges Element zur Unterstützung des Projektes SELBER<br />

steht außerdem e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternetbasierte Supportstruktur zur Vernetzung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

und Akteure, zur Kommunikation und zur Distribution von Materialien zur Verfügung.<br />

Insgesamt kann man davon ausgehen, dass das Projekt SELBER des DIE durch den kurz<br />

dargestellten Projektzuschnitt bis zum Projektende im September 2004 den beteiligten<br />

Trägern sehr viele wichtige Impulse für den Aufbau von Selbstlernstrukturen geben kann.<br />

Liefern wird dieses Projekt aber auch nützliche, an den realen Trägerproblemen orientierte<br />

H<strong>in</strong>weise zu den Möglichkeiten und Schwierigkeiten beim Aufbau von Selbstlernstruktu-<br />

ren.<br />

1.2.4. Aktivitäten bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH im Rahmen<br />

des Projekts SELBER<br />

Die bildungsmarkt waldenser gGmbH beteiligt sich seit dem Frühjahr 2002 als Träger mit<br />

dem beson<strong>der</strong>en Profil <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung an dem oben dargestellten vom DIE<br />

durchgeführten Organisationsentwicklungsprojekt SELBER. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong><br />

vom DIE formulierten Zielstellung s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH im ver-<br />

gangenen Jahr e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Entwicklungen <strong>in</strong> Gang gesetzt worden:<br />

� MitarbeiterInnen wurden zu e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe „SELBER“ (AG Selber) formiert<br />

und haben an den von DIE angebotenen Fortbildungen teilgenommen.<br />

10


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

� Die Aufgaben und Ziele dieser Arbeitsgruppe wurden def<strong>in</strong>iert und s<strong>in</strong>d im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es Entwicklungsprozesses immer wie<strong>der</strong> auf ihre S<strong>in</strong>nhaftigkeit und Realisierbar-<br />

keit h<strong>in</strong> überprüft und teilweise auch modifiziert worden.<br />

� Vorstellungen und Offenheit gegenüber selbstgesteuertem Lernen wurden bei den<br />

MitarbeiterInnen aus dem kaufmännischen Ausbildungs- und Qualifizierungsbereich<br />

<strong>der</strong> Waldenser gGmbH mittels Fragebögen abgefragt.<br />

� Die Verantwortlichen des DIE für SELBER haben bei e<strong>in</strong>er ersten Beratung vor Ort<br />

wichtige H<strong>in</strong>weise für die weitere Entwicklung von selbstgesteuertem Lernen <strong>in</strong>ner-<br />

halb <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung gegeben.<br />

� Und schließlich s<strong>in</strong>d (neben an<strong>der</strong>en Aktivitäten) <strong>in</strong> die Konzeption e<strong>in</strong>er abschlusso-<br />

rientierten kaufmännischen Qualifizierungsmaßnahme konkrete Elemente e<strong>in</strong>geflos-<br />

sen, mit denen selbstgesteuertes Lernen bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH e<strong>in</strong>e<br />

erste Basis bekommen hat.<br />

Diese <strong>in</strong> fünf Stichworten zusammengefassten Ereignisse stellen <strong>in</strong> aller Kürze den kle<strong>in</strong>en<br />

Ausschnitt e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er gesamten Reichweite viel größeren Entwicklungsprozesses dar.<br />

Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bezug auf selbstgesteuertes Lernen die ersten konkreten Schritte, die unter-<br />

nommen worden s<strong>in</strong>d, um das Profil <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH <strong>in</strong> pädagogi-<br />

scher H<strong>in</strong>sicht weiter zu entwickeln und zu schärfen.<br />

Damit ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Institution <strong>in</strong>nerhalb des vergangenen Jahres e<strong>in</strong> sehr wichtiger Grundste<strong>in</strong><br />

gelegt worden, um Ansprüchen gerecht zu werden, die zukünftig immer stärker an e<strong>in</strong>e<br />

mo<strong>der</strong>ne Bildungsarbeit im Bereich <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung gestellt werden.<br />

1.3. Zur Vorgehensweise bei <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit<br />

Die Zielsetzung <strong>der</strong> Arbeit, die mit <strong>der</strong> Darstellung und Beurteilung des im vorangegange-<br />

nen Abschnitts skizzierten Prozesses und <strong>der</strong> dabei erzielten Ergebnisse vor allem e<strong>in</strong>e<br />

Unterstützungsleistung für die Praxis bieten soll, erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e entsprechende Wahl <strong>der</strong><br />

methodischen Mittel. Diese sollen durch reflektierendes Vorgehen dazu beitragen, dass <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Gang gesetzte Entwicklungsprozess zum Aufbau von Selbstlernstrukturen bei<br />

<strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH <strong>in</strong> Gang bleibt und erfolgreich weitergeführt werden<br />

kann.<br />

11


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

Damit beschränkt sich die Arbeit bezüglich <strong>der</strong> Reichweite auf e<strong>in</strong>en sehr engen Rahmen<br />

und bewegt sich mit <strong>der</strong> Verflechtung von Forschungs<strong>in</strong>teresse und Forschungsgegenstand<br />

weniger im Bereich <strong>der</strong> empirisch-wissenschaftlichen Forschung, die hypothesengeleitet<br />

allgeme<strong>in</strong> gültige Erkenntnisse gew<strong>in</strong>nen will (vgl. Bortz 1984, S. 8), son<strong>der</strong>n ist eher auf<br />

dem Gebiet <strong>der</strong> Praxisforschung angesiedelt.<br />

Nach Kardorff (1988, S. 73) ist <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Praxisforschung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur als festste-<br />

hen<strong>der</strong> Begriff nicht e<strong>in</strong>geführt. Er selbst versteht darunter Untersuchungen, die auf rele-<br />

vante Problemstellungen begrenzt s<strong>in</strong>d und die von Praktikern, gegebenenfalls unter Zuhil-<br />

fenahme professioneller Sozialforscher, im Wesentlichen aber selbst mit eigenen Mitteln<br />

durchgeführt werden können.<br />

So ist e<strong>in</strong> wichtiges Kriterium <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxisforschung, dass sich das Verhältnis von Auf-<br />

wand und erwartbarem Ertrag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vertretbaren Rahmen bewegt. Auch die Handhab-<br />

barkeit und Durchschaubarkeit <strong>der</strong> verwendeten Verfahren spielen bei praxisorientierten<br />

Untersuchungen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Methodisch aufwändige Untersuchungsverfahren<br />

wird man deshalb <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht durchführen. (Fils<strong>in</strong>ger/H<strong>in</strong>te 1988, S. 55)<br />

Für die hier vorliegende Fragestellung ist e<strong>in</strong>e systematische Verlaufsdokumentation, wie<br />

sie Kardorff (1988) vorschlägt, beson<strong>der</strong>s geeignet, da es mit ihr möglich ist, die vielfälti-<br />

gen Aspekte bei <strong>der</strong> Entwicklung von Selbstlernstrukturen bei <strong>der</strong> bildungsmarkt wal-<br />

denser gGmbH zu veranschaulichen und zusätzlich zu überblicken, welche Ursachenket-<br />

ten für das Erreichen von Zielen o<strong>der</strong> für das Scheitern verantwortlich s<strong>in</strong>d. Auf <strong>der</strong> Basis<br />

des so dokumentierten Projektverlaufs können gezielte Verbesserungsvorschläge entwik-<br />

kelt werden.<br />

Die Darstellung und Analyse <strong>der</strong> Verlaufsdokumentation glie<strong>der</strong>n sich <strong>in</strong> für den bisheri-<br />

gen Prozess wesentliche Entwicklungsschritte. Diese s<strong>in</strong>d<br />

1. die Vorphase des Vorhabens mit <strong>der</strong> Initiative dazu und den damit verbunden Aus-<br />

handlungsprozessen (Kapitel 2),<br />

2. die Entwicklungsphase (Kapitel 3),<br />

3. die Beschreibung von Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutio-<br />

nellen Umfeld (Kapitel 4),<br />

4. die Sicherung <strong>der</strong> konkreten Ergebnisse am Ende <strong>der</strong> Entwicklungsphase (Kapitel 5),<br />

12


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

5. die Beurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des bisher durchlaufenen Prozesses (Kapitel 6)<br />

6. und die Diskussion <strong>der</strong> Perspektiven (Kapitel 7)<br />

Grundlage für die Verlaufsdokumentation ist e<strong>in</strong>e Sammlung von Feldnotizen, die zwar<br />

chronologisch geordnet aber sehr spontan, stichpunktartig, unsystematisch und zum Teil<br />

auch spekulativ s<strong>in</strong>d. H<strong>in</strong>zu kommen diverse Sitzungsprotokolle und kurze Statusberichte,<br />

die von MitarbeiterInnen <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH für das DIE zum Verlauf<br />

des Projektes verfasst wurden. Auch die Ergebnisse von Mitarbeiterbefragungen und die<br />

Ergebnisse, die im Verlauf des bisherigen Arbeitsprozesses erzielt wurden, gehen mit <strong>in</strong><br />

die Dokumentation e<strong>in</strong>. Zusätzlich wird für diese Arbeit schließlich vor allem im Zusam-<br />

menhang mit den Reflexionen auf geeignete Literatur zurückgegriffen.<br />

Nicht unerwähnt soll und darf an dieser Stelle abschließend bleiben, dass <strong>der</strong> Autor dieser<br />

Arbeit persönlich sehr stark <strong>in</strong> die Entwicklung <strong>der</strong> Selbstlernstruktur bei <strong>der</strong> bildungs-<br />

markt waldenser gGmbH e<strong>in</strong>gebunden war und ist. Aus wissenschaftlicher Sicht ergeben<br />

sich daraus e<strong>in</strong>ige Vorteile. So ist zum Beispiel e<strong>in</strong> sehr aufwändiger E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Untersu-<br />

chungsfeld nicht notwendig gewesen. Die grundsätzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Ar-<br />

beit waren bekannt, die von Befragungen betroffenen Kollegen ließen sich vergleichswei-<br />

se leicht zu e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit motivieren und manche Türen, die für Außenstehende<br />

verschlossen geblieben wären, standen weit offen.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist die enge Anb<strong>in</strong>dung an den Forschungsgegenstand <strong>in</strong> mehrfacher<br />

H<strong>in</strong>sicht natürlich auch nicht ganz unproblematisch. Beson<strong>der</strong>s deutlich weisen Fils<strong>in</strong>-<br />

ger/H<strong>in</strong>te (1988, S. 41 f) auf die nicht unkomplizierte Rolle des Forschenden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis-<br />

forschung h<strong>in</strong>, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr wi<strong>der</strong>sprüchlichen Spannungsfeld oftmals schwer<br />

e<strong>in</strong>lösbaren Erwartungen gegenüber sieht. So hat Forschung sich grundsätzlich durch wis-<br />

senschaftliche Dignität, ethische Sensibilität und durch ihre Nützlichkeit für die Praxis<br />

auszuweisen (vgl. auch Bortz 1999, S. 16ff).<br />

In <strong>der</strong> Praxisforschung werden diese richtigen Anfor<strong>der</strong>ungen allerd<strong>in</strong>gs sehr deutlich von<br />

den „Abnehmern“ bestimmt. Die Forschungstätigkeit soll <strong>in</strong> ihrem S<strong>in</strong>ne neue Kompeten-<br />

zen und Strategien zur Lösung praktischer Probleme entwickeln und im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Wissen-<br />

schaftlichkeit gleichzeitig neutral und unabhängig bleiben. Darüber h<strong>in</strong>aus soll die Praxis-<br />

forschungstätigkeit sich gegenüber allen Beteiligten loyal verhalten, d. h. e<strong>in</strong>e<br />

13


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

Forschungsarbeit betreiben, die den – zumeist kontroversen Interessen – nicht zuwi<strong>der</strong>-<br />

läuft.<br />

Zu den beteiligten Akteuren <strong>in</strong> diesem Forschungszusammenhang gehören das DIE, die<br />

Geschäftsleitung <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH, die AG Selber, die MitarbeiterIn-<br />

nen des am Projekt beteiligten kaufmännischen Teams und natürlich, zum<strong>in</strong>dest virtuell,<br />

die Lernenden. Mit diesem Gefüge wi<strong>der</strong>streiten<strong>der</strong> Interessen ist <strong>der</strong> am Aufbau von<br />

Selbstlernstrukturen bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH beteiligte Autor als Fortbil-<br />

dungsteilnehmer beim DIE, als langjähriger Mitarbeiter des Bildungsträgers, als Mitglied<br />

<strong>der</strong> AG Selber und als Mitarbeiter im ausgewählten kaufmännischen Team bestens ver-<br />

traut.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund gilt es nach Auffassung von Kardorff (1988, S. 85) als unum-<br />

gänglich, im Rahmen <strong>der</strong> jeweiligen Untersuchung die emotionale „Besetzung“ des Pro-<br />

jektes regelmäßig zu überprüfen und transparent zu machen: „E<strong>in</strong> solch reflexives Vorge-<br />

hen zw<strong>in</strong>gt ... zu e<strong>in</strong>er beständigen Vergegenwärtigung des schwierigen Verhältnisses zum<br />

Gegenstand e<strong>in</strong>erseits und des Wunsches sowie <strong>der</strong> Verpflichtung zu e<strong>in</strong>er möglichst un-<br />

vore<strong>in</strong>genommenen Untersuchung an<strong>der</strong>seits.“<br />

So stellt die Nähe zum Forschungsgegenstand e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung, gleichzeitig aber<br />

auch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Chance und reizvolle Aufgabe dar, die Implementierung von Innova-<br />

tionen aus e<strong>in</strong>er Institution heraus zu reflektieren. E<strong>in</strong> glücklicher Umstand war es aller-<br />

d<strong>in</strong>gs auch, dass durch e<strong>in</strong>e Erziehungszeit des Autors, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Arbeit entstanden ist,<br />

zeitweise wenigstens e<strong>in</strong>e räumliche Distanz hergestellt werden konnte. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

waren alle Beteiligten von Anfang an über diese Diplomarbeit <strong>in</strong>formiert und an den Er-<br />

gebnissen <strong>in</strong>teressiert. Die Darstellung ist deshalb von dem Bemühen geleitet, die Blick-<br />

w<strong>in</strong>kel aller Beteiligten angemessen zu berücksichtigen und sich nicht e<strong>in</strong>seitig vere<strong>in</strong>-<br />

nahmen zu lassen.<br />

1.4. E<strong>in</strong>grenzung des Beobachtungszeitraums<br />

Die Arbeit dokumentiert den Zeitraum von <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> AG Selber bei <strong>der</strong> bildungs-<br />

markt waldenser gGmbH (Mai 2002) bis zum Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> oben angesprochenen abschlus-<br />

sorientierten Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme zum/zur „Kaufmann/-frau<br />

für Bürokommunikation“ (IHK) (Mai 2003).<br />

14


1. Kapitel H<strong>in</strong>tergrund und Rahmen <strong>der</strong> Arbeit<br />

E<strong>in</strong>e Beschränkung auf diesen Zeitraum ist s<strong>in</strong>nvoll, da mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Elemen-<br />

ten zum <strong>selbstgesteuerten</strong> Lernen <strong>in</strong> die Konzeption <strong>der</strong> Beschäftigungs- und Qualifizie-<br />

rungsmaßnahme e<strong>in</strong>e erste Etappe beim Aufbau von Selbstlernstrukturen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

bildungsmarkt waldenser gGmbH erreicht ist und die Reflexion dieses Abschnitts wichtige<br />

Erkenntnisse für die weitere Entwicklung verspricht.<br />

15


2. Kapitel Vorphase <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong><br />

2. VORPHASE DER INTEGRATION SELBSTGESTEUERTEN LERNENS BEI DER<br />

BILDUNGSMARKT WALDENSER GGMBH<br />

Die Vorphase zum Aufbau von Selbstlernstrukturen bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser<br />

gGmbH ist von zwei <strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkten gekennzeichnet: <strong>der</strong> Konstituierung und<br />

Zielbestimmung <strong>der</strong> Arbeitsgruppe „Selber“ (Kapitel 2.1) und – im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e<br />

Konkretisierung <strong>der</strong> Zielstellung – den betriebs<strong>in</strong>ternen Aushandlungsprozessen zwischen<br />

<strong>der</strong> AGSelber und den MitarbeiterInnen <strong>der</strong> betroffenen Arbeitsbereiche, <strong>der</strong>en Ausgang<br />

am Beg<strong>in</strong>n völlig offen war (Kapitel 2.2). E<strong>in</strong>e kurze Zwischenbilanz zu den Entwicklun-<br />

gen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorphase (Kapitel 2.3) schließt das Kapitel 2 ab.<br />

2.1. Konstituierung <strong>der</strong> Arbeitsgruppe „Selber“<br />

In <strong>der</strong> Zeit von Februar bis Mai 2002 hat das DIE im Rahmen e<strong>in</strong>er Mobilisierungsphase<br />

für ihr SELBER-Projekt den Kontakt zu unterschiedlichsten E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Sekundar-<br />

stufe II, <strong>der</strong> beruflichen Bildung und <strong>der</strong> Erwachsenenbildung gesucht und sich darum<br />

bemüht, möglichst geeignete Partner für die Durchführung des Projekts zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Auf verschiedenen Wegen (schriftliches Informationsmaterial, Telefongespräche, Erst-<br />

kontaktbesuche) konnten sich die <strong>in</strong>teressierten E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>en genaueren E<strong>in</strong>blick<br />

über die Ziele und die Support-Struktur des vom DIE verfolgten Projekts verschaffen und<br />

sich e<strong>in</strong> grobes Bild darüber machen, was e<strong>in</strong>e Beteiligung am SELBER-Projekt für sie<br />

bedeuten würde. Das Ende <strong>der</strong> Mobilisierungsphase bildete e<strong>in</strong> 2-tägiger Auftakt-<br />

Workshop, zu dem die Geschäftsleitungen <strong>der</strong> <strong>in</strong>teressierten E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>geladen<br />

wurden. Im Rahmen dieser Veranstaltung g<strong>in</strong>g es vor allem darum, den E<strong>in</strong>richtungen<br />

abschließend e<strong>in</strong>e detaillierte Orientierung zu den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen des Projektes zu<br />

geben (z.B. Zeitrahmen, f<strong>in</strong>anzieller Rahmen, personeller Aufwand), sie besser kennen zu<br />

lernen und e<strong>in</strong>e endgültige Teilnahme am Projekt herbeizuführen.<br />

An diesem Auftakt-Workshop hat auch die Geschäftsführung <strong>der</strong> bildungsmarkt wal-<br />

denser gGmbH teilgenommen und ist vor allem auf Grund <strong>der</strong> Möglichkeiten, die das<br />

Projekt SELBER für die Entwicklung <strong>der</strong> pädagogischen Konzeption und <strong>der</strong> Träger-<br />

strukturen selbst bietet, von e<strong>in</strong>er Kooperation mit dem DIE überzeugt worden.<br />

16


2. Kapitel Vorphase <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong><br />

Zur Realisierung des Projektes SELBER s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten konkreten Schritt bei <strong>der</strong><br />

bildungsmarkt waldenser gGmbH drei MitarbeiterInnen aus e<strong>in</strong>em jeweils an<strong>der</strong>en kauf-<br />

männischen Ausbildungsbereich bezüglich ihres Interesses an den durch das DIE angebo-<br />

tenen Fortbildungsreihen und Entwicklungsvorstellungen angesprochen worden und zu-<br />

sammen mit dem Abteilungsleiter zu e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe „Selber“ formiert worden.<br />

Diese Arbeitsgruppe stand bereits kurz nach ihrer Konstituierung im Mai 2002 unter er-<br />

heblichem Druck. Für Ende Mai 2002 hatte das DIE zu e<strong>in</strong>er Auftaktveranstaltung e<strong>in</strong>ge-<br />

laden, bei <strong>der</strong> sich die siebzehn teilnehmenden E<strong>in</strong>richtungen im Rahmen e<strong>in</strong>es soge-<br />

nannten „Markts <strong>der</strong> Möglichkeiten“ mit ihren speziellen Vorhaben und Zielen<br />

präsentieren sollten. Bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH waren aber noch gar ke<strong>in</strong>e<br />

genauen Zielstellungen formuliert. Von Seiten <strong>der</strong> Geschäftsleitung bestand lediglich die<br />

Vorgabe, mit dem zu entwickelnden Vorhaben die Verzahnung <strong>der</strong> drei organisatorisch<br />

und personell getrennt vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> arbeitenden kaufmännischen Ausbildungsbereiche <strong>der</strong><br />

bildungsmarkt waldenser gGmbH zu erreichen 4 .<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist von <strong>der</strong> AG Selber <strong>in</strong> aller Eile im Rahmen e<strong>in</strong>es Bra<strong>in</strong>stor-<br />

m<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e erste Projektidee unter dem Titel „Lernwerkstatt“ entwickelt und bei <strong>der</strong> ge-<br />

nannten Auftaktveranstaltung präsentiert worden. Letztendlich stellte diese Projektidee<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht mehr als e<strong>in</strong>e Stichwortsammlung zur möglichen Entwicklung von selbst-<br />

gesteuertem Lernen bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH dar und blieb von daher <strong>in</strong><br />

Bezug auf e<strong>in</strong>e Zielperspektive weitgehend unkonkret (vgl. Abb. 1). Auf dieses Problem<br />

ist auch von Seiten des DIE h<strong>in</strong>gewiesen worden.<br />

Dadurch stieg <strong>der</strong> Druck auf die AG Selber weiter, denn zum Ende <strong>der</strong> Auftaktphase des<br />

SELBER-Projekts sollte zwischen dem DIE und allen beteiligten E<strong>in</strong>richtungen auf <strong>der</strong><br />

Basis <strong>der</strong> genauen Benennung ihres jeweiligen Vorhabens e<strong>in</strong> Kooperationsvertrag abge-<br />

schlossen werden, mit dem die E<strong>in</strong>richtungen sich verb<strong>in</strong>dlich zu e<strong>in</strong>er vollständigen Teil-<br />

nahme am Projekt und e<strong>in</strong>er sukzessiven Weiterentwicklung ihrer Lernkultur verpflichten<br />

sollten.<br />

4 Die drei kaufmännischen Ausbildungsbereiche haben <strong>in</strong> Bezug auf die Ausbildungs<strong>in</strong>halte und Lernenden<br />

mit Berufsvorbereitung, Berufsausbildung und beruflicher Nachqualifizierung jeweils unterschiedliche<br />

Schwerpunkte.<br />

17


2. Kapitel Vorphase <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong><br />

Abb. 1: Ideensammlung zum <strong>selbstgesteuerten</strong> Lernen zur Entwicklung e<strong>in</strong>er Zielperspektive<br />

für die Arbeit <strong>der</strong> AG Selber.<br />

So ist als Ergebnis des ersten Zielf<strong>in</strong>dungsprozesses von <strong>der</strong> AG Selber schließlich – vor<br />

allem auch, um sich von dem entstandenen Druck kurzfristig e<strong>in</strong> Stück weit zu entlasten –<br />

als Projektziel für die Kooperationsvere<strong>in</strong>barung schlicht <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>es „Selbstlern-<br />

zentrums Bildungsmarkt“ benannt worden. Gedacht war dabei ursprünglich weniger an<br />

e<strong>in</strong>en tatsächlichen Ort, son<strong>der</strong>n vielmehr an die regelmäßige Organisation von Studienta-<br />

gen o<strong>der</strong> Projektwochen, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Rahmen die Lernenden aller drei kaufmännischen Aus-<br />

bildungsbereiche aus e<strong>in</strong>em übergreifenden Themenpool ihre Veranstaltungen frei wählen<br />

können sollten.<br />

E<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur weiteren Aushandlung <strong>der</strong> Frage, welche Ziele bei <strong>der</strong> bil-<br />

dungsmarkt waldenser gGmbH mit dem SELBER-Projekt verfolgt und erreicht werden<br />

sollen und können, haben die drei Fortbildungsreihen „Beratung“, „Gruppe“ und „Medi-<br />

en“ des DIE geleistet.<br />

An diesen Fortbildungsreihen hat ab Juni 2002 jeweils e<strong>in</strong> Mitglied <strong>der</strong> AG Selber <strong>der</strong><br />

bildungsmarkt waldenser gGmbH teilgenommen. Die dabei gesammelten Informationen<br />

und erzielten Ergebnisse wurden im Anschluss <strong>in</strong> Arbeitsgruppensitzungen <strong>der</strong> AG Selber<br />

ausgetauscht und im H<strong>in</strong>blick auf die Situation <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> eigenen E<strong>in</strong>richtung und<br />

eigener Entwicklungsmöglichkeiten bis <strong>in</strong> den Dezember 2002 h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> immer wie<strong>der</strong> unter<br />

jeweils verän<strong>der</strong>ten Blickw<strong>in</strong>keln diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass für die erfolgrei-<br />

che Arbeit <strong>der</strong> AG Selber<br />

� die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Arbeitsgruppenarbeit deutlich geklärt werden müssen,<br />

18


2. Kapitel Vorphase <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong><br />

� regelmäßige und <strong>in</strong>tensive Arbeitstreffen dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d,<br />

� <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong>tensiv für die Unterstützung des Vorhabens geworben<br />

werden muss,<br />

� <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung nach Partnern für die Entwicklungsarbeit e<strong>in</strong>es Vorhabens gesucht<br />

und diese <strong>in</strong> die Umsetzung mit e<strong>in</strong>gebunden werden müssen,<br />

� Projekte zunächst nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zu großen Rahmen, son<strong>der</strong>n mit Pilotcharakter eher<br />

kle<strong>in</strong>er realisiert werden sollten,<br />

� alle MitarbeiterInnen <strong>der</strong> drei von möglichen Entwicklungen betroffenen kaufmänni-<br />

schen Bereiche im Rahmen e<strong>in</strong>es Teamtages/Infotages dr<strong>in</strong>gend <strong>in</strong>formiert werden<br />

müssen<br />

� und langfristig die Konzeption e<strong>in</strong>er MitarbeiterInnenschulung zum <strong>selbstgesteuerten</strong><br />

Lernen <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung erfor<strong>der</strong>lich se<strong>in</strong> könnte.<br />

Deutlich wurde bei den Diskussionen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> AG Selber auch, dass <strong>der</strong> <strong>in</strong> Gang<br />

gesetzte Prozess zum Aufbau von Selbstlernstrukturen <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung nicht mit dem<br />

Ende des SELBER-Projektes des DIE im September 2004 aufhören kann und wird. Dieses<br />

Datum markiert aus Sicht <strong>der</strong> AG-Mitglie<strong>der</strong> mittlerweile lediglich e<strong>in</strong>en ersten wichtigen<br />

Meilenste<strong>in</strong>, bis zu dem die ersten Schritte zur Verwirklichung <strong>der</strong> Vision „Selbstlernzen-<br />

trum Bildungsmarkt“ zurückgelegt se<strong>in</strong> sollen.<br />

2.2. Zielbestimmende Aushandlungen zwischen <strong>der</strong> AG Selber und<br />

den MitarbeiterInnen<br />

Nachdem sich die AG Selber <strong>in</strong> dem oben geschil<strong>der</strong>ten schwierigen Prozess endgültig<br />

konstituieren konnte, war es ihrer E<strong>in</strong>schätzung nach dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich, mit den Lehr-<br />

kräften und PädagogInnen <strong>der</strong> kaufmännischen Bereiche e<strong>in</strong>en konstruktiven Dialog über<br />

die möglichen Ziele <strong>der</strong> Arbeitsgruppe zu führen. Damit sollten die Aufgaben <strong>der</strong> AG<br />

Selber für alle betroffenen MitarbeiterInnen transparent gemacht und vor allem e<strong>in</strong>er<br />

wachsenden Unruhe vorgebeugt werden, die unter den KollegInnen durch <strong>in</strong>formelle Ge-<br />

spräche über die Arbeit <strong>der</strong> AG Selber bereits am entstanden war.<br />

Zu diesem Zweck ist von <strong>der</strong> AG Selber im Herbst 2002 e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Teamnachmit-<br />

tag organisiert und mit ca. 20 KollegInnen durchgeführt worden. Der Leitgedanke bei <strong>der</strong><br />

Durchführung dieses geme<strong>in</strong>samen Teamnachmittages war es, für die Idee des selbstge-<br />

19


2. Kapitel Vorphase <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong><br />

steuerten <strong>Lernens</strong> im Allgeme<strong>in</strong>en und vor allem aber auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> bildungsmarkt<br />

waldenser gGmbH zu werben. Dabei sah das Vorgehen so aus, dass<br />

� den KollegInnen <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>e gesellschaftliche Handlungsbedarf und die Notwen-<br />

digkeit zu Verän<strong>der</strong>ungen im Berufsbildungsbereich skizziert und mit ihnen diskutiert,<br />

� das Projekt SELBER des DIE vorgestellt,<br />

� die Erwartungen <strong>der</strong> Lehrkräfte an Lehren und Lernen <strong>in</strong> Bezug auf sich selbst und <strong>in</strong><br />

Bezug auf die Auszubildenden ermittelt (Meta-Plan),<br />

� bereits praktizierte Formen des <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> <strong>in</strong> den verschiedenen kauf-<br />

männischen Bereichen identifiziert<br />

� und mit e<strong>in</strong>em Fragebogen die Bereitschaft <strong>der</strong> Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen zur Reali-<br />

sierung <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> am Bildungsmarkt abgefragt wurde.<br />

Als Ergebnis aus diesem Vorgehen erhoffte sich die AG Selber zusätzliche konstruktive<br />

H<strong>in</strong>weise, die für die Entwicklung e<strong>in</strong>es realisierbaren Projektes genutzt werden sollten.<br />

Schnell deutlich wurde im Verlauf dieser Veranstaltung aber trotz e<strong>in</strong>er sehr offenen, <strong>in</strong>-<br />

teressierten und konstruktiven Atmosphäre, dass dieses Ziel sich nicht realisieren lassen<br />

würde, weil die Erwartungen <strong>der</strong> KollegInnen an den Teamnachmittag teilweise ganz<br />

an<strong>der</strong>s aussahen. Für sie g<strong>in</strong>g es vor allem darum,<br />

� den Begriff des <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> genauer def<strong>in</strong>iert und beschrieben zu be-<br />

kommen (Stichwort: theoretischer H<strong>in</strong>tergrund / Ideologie),<br />

� über die Ziele und Aufgaben <strong>der</strong> AG Selber <strong>in</strong>formiert zu werden (Stichwort: Transpa-<br />

renz),<br />

� über die möglichen strukturellen und organisatorischen Verän<strong>der</strong>ungen, die sich durch<br />

die Arbeit des Selber-Teams ergeben, aufgeklärt zu werden (Stichwort: Transparenz),<br />

� e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung zu bekommen, wie die persönliche Arbeit jedes E<strong>in</strong>zelnen von den<br />

möglichen Maßnahmen betroffen se<strong>in</strong> wird (Stichwort: Beteiligung)<br />

� und neue Lehr- und Lernmethoden, mit denen selbstgesteuertes Lernen möglich wird,<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er betriebs<strong>in</strong>ternen Weiterbildung vermittelt zu bekommen.<br />

20


2. Kapitel Vorphase <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong><br />

Als wichtige Motive h<strong>in</strong>ter den Erwartungen <strong>der</strong> KollegInnen standen<br />

� Verständnisprobleme <strong>in</strong> Bezug auf die Begriffe und die sich dah<strong>in</strong>ter verbergenden<br />

pädagogischen Konzepte,<br />

� grundlegende pädagogische bzw. ideologische Vorbehalte gegenüber <strong>der</strong> Vorstellung<br />

des <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong>,<br />

� Skepsis gegenüber Verän<strong>der</strong>ung,<br />

� Skepsis gegenüber e<strong>in</strong>er möglichen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> die Arbeit,<br />

� Wunsch nach mehr Transparenz <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung,<br />

� Wunsch nach mehr E<strong>in</strong>fluss und Steuerungsmöglichkeiten auf die Entwicklungen<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

� und <strong>der</strong> Wunsch nach Patentrezepten und an<strong>der</strong>en Hilfsmitteln zur Erleichterung <strong>der</strong><br />

Unterrichtsdurchführung.<br />

Viele dieser Fragen, Wünsche und Erwartungen konnten durch die AG Selber im Rahmen<br />

des Teamnachmittages nicht befriedigend beantwortet werden, was zur Folge hatte, dass<br />

die S<strong>in</strong>nhaftigkeit <strong>der</strong> Veranstaltung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tendenz eher bezweifelt wurde und sich die<br />

KollegInnen <strong>in</strong> ihrer Haltung bestätigt fühlten, die die gesamte Veranstaltung von vornher-<br />

e<strong>in</strong> als überflüssig angesehen hatten.<br />

Mit diesem Ergebnis hatte sich die AG Selber von ihrem Ziel, für selbstgesteuertes Lernen<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung zu werben, zunächst e<strong>in</strong>mal eher weiter entfernt, als dass sie ihm<br />

näher gekommen wäre. Als Möglichkeiten zur Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> etwas verfahrenen Situa-<br />

tion wurden von Seiten <strong>der</strong> Arbeitsgruppe folgende weitere Vorgehensweisen diskutiert:<br />

� Durchführung e<strong>in</strong>es zweiten, bereits vorher geplanten Teamtages mit den Mitarbeite-<br />

rInnen, <strong>der</strong> so vorbereitet se<strong>in</strong> muss, dass alle Zweifel zerstreut, die Erwartungen <strong>der</strong><br />

Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen berücksichtigt und konkrete Ergebnisse geliefert werden.<br />

� Absage des zweiten Teamtages mit dem Gesamtteam und Besprechung <strong>der</strong> Erwartun-<br />

gen, Ziele und Möglichkeiten <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Teams. Diese Diskussion sollte durchaus <strong>in</strong> mehreren Sitzungen stattf<strong>in</strong>den, durch die<br />

21


2. Kapitel Vorphase <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong><br />

AG Selber koord<strong>in</strong>iert werden und am Ende ebenfalls e<strong>in</strong> realistisches Pro-<br />

jekt/Vorhaben hervorbr<strong>in</strong>gen.<br />

� Modifizierung des Arbeitsansatzes weg von <strong>der</strong> Arbeit mit den drei Teams gleichzeitig<br />

h<strong>in</strong> zur Bildung von „Expertenrunden“, „bzw. „Interessiertenrunden“.<br />

� Modifizierung des Arbeitsansatzes dah<strong>in</strong>gehend, dass e<strong>in</strong> eigenständiges Konzept für<br />

e<strong>in</strong>e neue Maßnahme auf <strong>der</strong> Basis des <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> entwickelt wird.<br />

Herauskristallisiert hat sich bei <strong>der</strong> AG Selber dann schließlich <strong>der</strong> Ansatz, zunächst e<strong>in</strong>-<br />

mal nicht mehr auf e<strong>in</strong>e alle kaufmännischen Bereiche gleichermaßen betreffende Lösung<br />

zu setzen. Dazu sollten <strong>in</strong> die zum damaligen Zeitpunkt anstehende konzeptionelle Wei-<br />

terentwicklung <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH seit 1992 bereits mehrfach<br />

erfolgreich durchgeführten Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme „Kaufleute für<br />

Bürokommunikation“ (KfB-Maßnahme) Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> e<strong>in</strong>fließen.<br />

Die Diskussionen, Entwicklungen und Ergebnisse, die mit dieser Konzeptentwicklung<br />

verknüpft waren, werden <strong>in</strong> den folgenden Kapiteln 3 und 4 ausführlicher dargestellt. 5<br />

5 Weiterh<strong>in</strong> sollten getrennt von diesem Plan erste Erfahrungen mit selbstgesteuertem Lernen bei<br />

e<strong>in</strong>em als Projekt organisierten Auftritt bei <strong>der</strong> Übungsfirmenmesse im Herbst 2003 durch die Auszubildenden<br />

e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> drei kaufmännischen Bereiche gesammelt werden.<br />

22


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

3. DIE ENTWICKLUNGSPHASE<br />

In diesem Kapitel wird die unter den Gesichtspunkten <strong>der</strong> Selbststeuerung vorgenommene<br />

Konzeptentwicklung für die Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme „Kaufleute<br />

für Bürokommunikation“ (KfB-Maßnahme) bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH<br />

dargestellt. Dabei werden zunächst die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen erläutert (Abschnitt 3.1),<br />

anschließend die Aktivitiäten des Entwicklungsteams (KfB-Team) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Konzentrati-<br />

onsphase geschil<strong>der</strong>t (Abschnitt 3.2) und schließlich wird auf die eigentliche Konzeptent-<br />

wicklungsarbeit e<strong>in</strong>gegangen (Abschnitt 3.3). Abschließend wird im Abschnitt 3.4 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

weiteren Zwischenbilanz die Teamarbeit des KfB-Teams reflektiert.<br />

3.1. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Das Maßnahmeangebot <strong>der</strong> KfB-Maßnahme richtet sich an die Zielgruppe „Sozialhil-<br />

feempfängerInnen mit Erfahrungen aus Büro und Verwaltung“ im Alter von ca. 25 – 45<br />

Jahren, die durch zurückliegende Tätigkeiten möglichst über Grundkenntnisse aus dem<br />

Bürobereich verfügen, aber vor längerer Zeit arbeitslos geworden s<strong>in</strong>d und seither ke<strong>in</strong>e<br />

Erwerbsarbeit mehr f<strong>in</strong>den konnten.<br />

Ziel <strong>der</strong> Maßnahme ist es, die Lernenden <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> 26-monatigen Maßnahme auf die<br />

externe Prüfung des Ausbildungsberufs „Kaufmann/-frau für Bürokommunikation“ bei<br />

<strong>der</strong> IHK vorzubereiten und ihre berufliche Perspektive durch diese Qualifikation zu ver-<br />

bessern. Die konzeptionelle Weiterentwicklung dieser Maßnahme unter den Gesichts-<br />

punkten des <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> bot sich <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht an. So befand sich<br />

zum damaligen Zeitpunkt e<strong>in</strong>e noch laufende KfB-Maßnahme <strong>in</strong> ihrer Endphase und<br />

musste für ihre Neubeantragung ohneh<strong>in</strong> konzeptionell überarbeitet werden. H<strong>in</strong>zu kam,<br />

dass<br />

� die an dieser Vorgängermaßnahme beteiligten Lehrkräfte und SozialpädagogInnen<br />

bereits Interesse an gewissen Verän<strong>der</strong>ungen signalisiert hatten und dementsprechend<br />

motiviert waren, neue Wege zu beschreiten,<br />

� dieses Team mit ursprünglich fünf Mitglie<strong>der</strong>n (später sechs) für e<strong>in</strong>e Entwicklungstä-<br />

tigkeit e<strong>in</strong>e optimale Größe hatte,<br />

� <strong>in</strong> diesem Team mit <strong>der</strong> Qualitätsbeauftragten <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH,<br />

e<strong>in</strong>em Mitglied <strong>der</strong> AG Selber, e<strong>in</strong>em als Lehrkraft e<strong>in</strong>gesetzten Psychologen und er-<br />

23


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

fahrenen Sozialpädagog<strong>in</strong>nen von personeller Seite e<strong>in</strong> großes Entwicklungspotential<br />

vorhanden war<br />

� und dass bis zum E<strong>in</strong>reichen des Konzeptes beim entsprechenden Zuwendungsgeber<br />

(zwei Monate nach Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Konzeptentwicklung) und bis zum ersten möglichen<br />

Startterm<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Maßnahme (frühestens fünf Monate nach Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Kon-<br />

zeptentwicklung) noch ausreichend Zeit für die Entwicklungsarbeit zur Verfügung<br />

stand.<br />

Unterstützung fand das Vorhaben <strong>der</strong> Konzeptentwicklung auch wegen des Vorbildcha-<br />

rakters <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH <strong>in</strong> personeller, zeitlicher und fach-<br />

licher H<strong>in</strong>sicht durch die Geschäftsleitung und darüber h<strong>in</strong>aus durch den <strong>in</strong>haltlichen<br />

Austausch mit den verschiedenen bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH angesiedelten<br />

Arbeitsgruppen (vgl. Abb. 2).<br />

Abb. 2: In den Entwicklungsprozess e<strong>in</strong>gebundene Unternehmense<strong>in</strong>heiten<br />

24


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

3.2. Konzentrationsphase<br />

In <strong>der</strong> Konzentrationsphase geht es um die Standortbestimmung und E<strong>in</strong>igung auf das<br />

geme<strong>in</strong>same (Fern-) Ziel. In diesem Prozess kommen die zum Teil wi<strong>der</strong>sprüchliche Ge-<br />

dankenvielfalt <strong>der</strong> am Entwicklungsprozess beteiligten KfB-Teammitglie<strong>der</strong>, ihre ver-<br />

schiedenen Vorstellungen, Ideen, Erfahrungen, E<strong>in</strong>igkeiten und Une<strong>in</strong>igkeiten zusammen,<br />

ordnen und bündeln sich und werden schließlich zu e<strong>in</strong>er klaren und deutlichen Zielper-<br />

spektive für die Entwicklung des Maßnahmekonzeptes.<br />

Gekennzeichnet ist die Konzentrationsphase durch<br />

� e<strong>in</strong> Resümee zur vergangenen Maßnahme, mit dem geklärt wurde, was als Basis für<br />

die Entwicklung bereits vorhanden ist (Abschnitt 3.2.1.),<br />

� und e<strong>in</strong>e Leitbilddiskussion, bei <strong>der</strong> Wünsche und Visionen <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong> und<br />

die allgeme<strong>in</strong>e Entwicklungstendenz für die Zukunftsplanungen verdeutlicht wurden<br />

(Abschnitt 3.2.2.).<br />

3.2.1. Reflexion und Resümee zur abgelaufenen Maßnahme<br />

Mit dem geme<strong>in</strong>samen Resümee zum Verlauf <strong>der</strong> vergangenen Maßnahme ist <strong>in</strong>nerhalb<br />

des KfB-Teams e<strong>in</strong> ganz bewusster Abschluss des vergangenen Maßnahmegeschehens<br />

gesucht worden, das ursprünglich mit sehr unterschiedlichen Erwartungen verbunden war,<br />

Erfolge und Misserfolge be<strong>in</strong>haltete und den beteiligten Lehrkräften und Sozialpädago-<br />

gInnen mancherlei Stress verursacht, e<strong>in</strong>iges an Strapazen abverlangt und sicherlich h<strong>in</strong><br />

und wie<strong>der</strong> auch Freude bereitet hat.<br />

Verbunden war mit diesem bewussten Abschluss e<strong>in</strong>e sehr wichtige Funktion. So stand für<br />

die Teammitglie<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Reflexionsveranstaltung zunächst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> wichtiges Ventil<br />

zur Verfügung um Ballast abzuwerfen und Dampf abzulassen, ähnlich dem, wie es von<br />

Jungk/Müllert (1983) im Rahmen e<strong>in</strong>er Beschwerde- und Kritikphase von „Zukunftswerk-<br />

stätten“ vorgeschlagen wird.<br />

Die Reflexion, während <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Blick und die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong><br />

zurück auf vergangene Ereignisse, Geschehnisse, Abläufe und Personen richten, bedeutet<br />

aber auch für e<strong>in</strong>en kurzen Moment e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Innehalten und Loslassen von den<br />

Tagesgeschäften. Die volle Konzentration kann und soll nur noch auf die gemachten Er-<br />

25


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

fahrungen <strong>der</strong> vorangegangenen Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme gelenkt<br />

werden.<br />

H<strong>in</strong>tergrund dieses Prozesses war die Vorstellung <strong>in</strong>nerhalb des KfB-Teams, dass je <strong>in</strong>ten-<br />

siver die Reflexion gel<strong>in</strong>gt, die künftigen Handlungen und Aktivitäten desto besser planbar<br />

werden. Also je weiter jedes e<strong>in</strong>zelne Teammitglied nach „<strong>in</strong>nen“, auf se<strong>in</strong>e konstruierten<br />

Bil<strong>der</strong> und Wahrnehmungen, auf se<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres Erleben schaut und dies für die an<strong>der</strong>en<br />

Teammitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Worte fasst, desto gründlicher wird das Überlegen ausfallen und das<br />

Überdenken von Verhältnissen und Beziehungen gel<strong>in</strong>gen (vgl. Drever/Fröhlich 1969, S.<br />

195).<br />

Von daher wurde die Teamsitzung zur Reflexion von den KfB-Teammitglie<strong>der</strong>n sehr<br />

ausführlich geplant und vorbereitet. Im Vorfeld wurde geme<strong>in</strong>sam mit allen Teammitglie-<br />

<strong>der</strong>n die umfangreiche Tagesordnung zusammengestellt, besprochen und überarbeitet. Für<br />

den Sitzungsterm<strong>in</strong> wurde ausreichend Zeit mit e<strong>in</strong>em offenen Ende veranschlagt und als<br />

Leitfaden für die Besprechung wurde vere<strong>in</strong>bart, dass die e<strong>in</strong>zelnen aufgeworfenen<br />

Aspekte entlang <strong>der</strong> drei Leitfragen „Was ist gelaufen?“, „Wie ist es gelaufen?“ und<br />

„Warum ist es so gelaufen?“ diskutiert werden sollten.<br />

Zur Diskussion, Reflexion und Überprüfung im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> genannten Fragen standen<br />

schließlich<br />

� die Teamarbeit, um sich <strong>in</strong>nerhalb des Teams Klarheit über den Informationsfluss, die<br />

Verb<strong>in</strong>dlichkeit von Absprachen, die allgeme<strong>in</strong>e Kommunikation, den Umgang mit-<br />

e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> (feedback), den Verlauf von Teamsitzungen und Formen <strong>der</strong> Supervision und<br />

gegenseitigen Unterstützung zu verschaffen,<br />

� die Gruppe <strong>der</strong> QualifizierungsteilnehmerInnen, um die Problembereiche <strong>der</strong> Vergan-<br />

genheit <strong>in</strong> Bezug auf selbstverantwortliches Lernen, Transfervermögen, Allgeme<strong>in</strong>bil-<br />

dung, Deutschkenntnisse, Setzen und E<strong>in</strong>halten von Regeln, Reflexionsvermögen, so-<br />

ziale Kompetenzen und Motivation <strong>der</strong> TeilnehmerInnen anzusprechen,<br />

� die allgeme<strong>in</strong>e Organisation <strong>der</strong> Maßnahme, um Schwierigkeiten im Umgang mit<br />

Berichtsheften, För<strong>der</strong>gruppen, <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> TeilnehmerInnen, Stundenausfällen<br />

und Vertretungen, Öffentlichkeitsarbeit und <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit den zuständigen<br />

Ämtern zu beleuchten,<br />

26


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

� und die Unterrichtspraxis, um verschiedene Lerntechniken und Lehrmethoden sowie<br />

Methoden (z. B. Projektarbeiten) zur Stärkung <strong>der</strong> Selbstverantwortung und Transfer-<br />

fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden zu thematisieren.<br />

Der Verlauf dieser Teamsitzung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr konzentrierten Atmosphäre orientierte sich<br />

schließlich doch nicht ganz so str<strong>in</strong>gent an den oben genannten Leitfragen. Neben <strong>der</strong><br />

Bestandsaufnahme von Problemen und Mängeln kam es im Rahmen dieser Sitzung bereits<br />

zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Formulierung, Erörterung und Festlegung von Vere<strong>in</strong>barungen zur<br />

geme<strong>in</strong>samen Teamarbeit, ersten Leitideen für die Konzeptentwicklung und Anregungen<br />

für den weiteren Verlauf <strong>der</strong> Konzeptarbeit.<br />

So wurde im H<strong>in</strong>blick auf die geme<strong>in</strong>same Arbeit des KfB-Teams im Rahmen e<strong>in</strong>er zu-<br />

künftigen Maßnahme<br />

� zur allgeme<strong>in</strong>en Entwicklung <strong>der</strong> Teamarbeit und im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> weiteren Konzeptent-<br />

wicklung die geme<strong>in</strong>same Formulierung von Leit- und Handlungszielen durch das<br />

Team verabredet (vgl. Abschnitt 3.2.2),<br />

� zur Verbesserung des Informationsaustauschs die Möglichkeit zur Installation e<strong>in</strong>er<br />

Team-P<strong>in</strong>nwand, e<strong>in</strong>es Teamfachs und die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Teambüros diskutiert,<br />

wobei auch sehr stark darauf verwiesen wurde, dass e<strong>in</strong>e „Informationsschuld“ auch<br />

e<strong>in</strong>e „Holschuld“ ist,<br />

� zum formalen Verlauf von Teamsitzungen das Formulieren von Tagesordnungen im<br />

Voraus, die Festlegung auf Teamsitzungsschwerpunkte , e<strong>in</strong>e rotierende Protokoll-<br />

und Sitzungsführung und e<strong>in</strong> formaler Ablaufplan für die Teamsitzungen abgespro-<br />

chen,<br />

� zur Entwicklung <strong>der</strong> fachlichen und methodischen Spielräume <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Veranstaltungen e<strong>in</strong>e gegenseitige Hospitation als Möglichkeit verabredet,<br />

� und zur Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsatmosphäre, Teamentwicklung und Krisenvorbeu-<br />

gung e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen stattf<strong>in</strong>dende verlängerte Teamsitzung mit deut-<br />

lich reflexivem Charakter vere<strong>in</strong>bart.<br />

27


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

In Bezug auf den Anspruch nach mehr selbstverantwortlichem Lernen durch die Teilneh-<br />

merInnen, <strong>der</strong> sich vor allem aus den erlebten Defiziten <strong>der</strong> vergangenen Maßnahme ent-<br />

wickelt hat, wurde für e<strong>in</strong>e neue Maßnahme vere<strong>in</strong>bart, dass<br />

� von Beg<strong>in</strong>n an e<strong>in</strong>e klare und deutliche Verteilung und Regelung <strong>der</strong> Verantwortlich-<br />

keiten von Lehrkräften und Lernenden besteht,<br />

� die Lehrkräfte gegenüber den Lernenden e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Haltung deutlich machen,<br />

die ihren Ausdruck vor allem auch durch sprachliche Regelungen wie, „nicht wir be-<br />

reiten Sie vor, son<strong>der</strong>n Sie bereiten sich vor“, f<strong>in</strong>det,<br />

� Lehrbücher nicht mehr klassensatzweise durch den Träger angeschafft werden, son-<br />

<strong>der</strong>n die Lernenden sich die notwendige Literatur auf Empfehlung h<strong>in</strong> selbständig be-<br />

sorgen,<br />

� e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Handbibliothek für den Sem<strong>in</strong>arraum angelegt wird,<br />

� die Lernenden zur persönlichen Reflexion ihres Lernverhaltens zum Führen von<br />

Lerntagebüchern angeleitet werden<br />

� und dass die Lernenden im Rahmen regelmäßiger sozialpädagogisch betreuter Grup-<br />

pene<strong>in</strong>heiten selbstverantwortliches Lernen im sozialen Umfeld reflektieren.<br />

Im Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er Entwicklung <strong>der</strong> strukturellen Ebene <strong>der</strong> Qualifizierungs-<br />

maßnahme wurden auch, erstmals etwas <strong>in</strong>tensiver, Ansätze für e<strong>in</strong>en modulartigen Auf-<br />

bau <strong>der</strong> Maßnahme erörtert. Ergebnis dieser Erörterung war, dass<br />

� die zukünftige Maßnahme e<strong>in</strong>en modulartigen Charakter bekommen soll,<br />

� die Modul<strong>in</strong>halte zwischen den Lehrkräften bis zum Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Moduls sehr genau<br />

abgesprochen und <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung gebracht werden müssen<br />

� und die e<strong>in</strong>zelnen Module jeweils mit e<strong>in</strong>er Prüfung abgeschlossen werden sollen.<br />

3.2.2. Leitbildentwicklung<br />

E<strong>in</strong>en weiteren ganz wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Konzepts <strong>der</strong> KfB-<br />

Maßnahme hat die im Anschluss an das geme<strong>in</strong>same Resümee an zwei halben Tagen<br />

<strong>in</strong>nerhalb des KfB-Teams betriebene Leitbildentwicklung geleistet. Dabei fand unter dem<br />

28


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

Stichwort „Leitbildf<strong>in</strong>dung“ entlang e<strong>in</strong>es von e<strong>in</strong>em Teammitglied vorgeschlagenen Leit-<br />

fadens (vgl. Anhang V) e<strong>in</strong>e sehr angeregte und ergebnisoffene Diskussion statt.<br />

Diese Diskussion hat unterschiedliche und geme<strong>in</strong>same pädagogische und gesellschaftli-<br />

che Positionen <strong>der</strong> beteiligten Teammitglie<strong>der</strong> deutlich erkennbar gemacht. Genau dar-<br />

über gelang es, unter an<strong>der</strong>em neue, für manche „fremde“ und im ersten Moment auch<br />

„unrealistische“ Zielstellungen <strong>in</strong> die Entwicklungsdiskussion e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen und im Ver-<br />

lauf des Diskussionsprozesses auf ihre Attraktivität und Realisierbarkeit h<strong>in</strong> zu untersu-<br />

chen (vgl. Keßler/W<strong>in</strong>kelhofer 1997, S. 166).<br />

Als Ergebnis <strong>der</strong> Leitbilddiskussion wurde vom KfB-Team vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Ziel-<br />

gruppe <strong>der</strong> Maßnahme formuliert, dass die Lernenden zur Stärkung ihrer Selbstverant-<br />

wortung und Handlungsfähigkeit neben ihrer fachlichen Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung<br />

von Schlüsselqualifikationen unterstützt werden sollen. Im e<strong>in</strong>zelnen sollen sie lernen,<br />

� durch die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Pr<strong>in</strong>tmedien, die Wahrnehmung ihrer eigenen Um-<br />

welt und die Beschäftigung mit Literatur, über den „Tellerrand h<strong>in</strong>auszuschauen“ und<br />

Zusammenhänge zu erkennen,<br />

� durch die Fähigkeit zu Kommunizieren (verbal/nonverbal), das Wahrnehmen und<br />

Benennen von Situationen und Gefühlen und das Lernen, eigene Bedürfnisse zurück-<br />

stellen zu können, konstruktiv im Team zu arbeiten,<br />

� durch das Aufstellen von Verhaltensregeln für ihre Maßnahme, das Begründen und<br />

Beachten dieser Regeln, die Sanktion nicht regelkonformen Verhaltens und die gege-<br />

benenfalls notwendige Überprüfung und Neuformulierung <strong>der</strong> von ihnen aufgestellten<br />

Regeln, Regelsysteme zu entwickeln und sich dar<strong>in</strong> zu bewegen,<br />

� durch das Kennenlernen und Anwenden von Lerntechniken, die Entwicklung von Lust<br />

am Lernen durch Erfolgserlebnisse und das Erleben <strong>der</strong> Umsetzbarkeit des Gelernten,<br />

Lernbereitschaft zu entwickeln,<br />

� durch das Erleben von Emphatie und das Unterscheiden von Sach- und Gefühlsebene,<br />

Kritik zu geben und anzunehmen,<br />

� und durch das Erfassen und Organisieren von Strukturen und das Erkennen von Lö-<br />

sungsmustern, bei Problemen nicht zu resignieren, son<strong>der</strong>n Lösungen zu f<strong>in</strong>den und zu<br />

entwickeln.<br />

29


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

Neben <strong>der</strong> Entwicklung dieser Leitgedanken und Leitideen war die Leitbilddiskussion für<br />

das KfB-Team aber auch noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiteren H<strong>in</strong>sicht sehr wichtig: Durch das geme<strong>in</strong>-<br />

same Erarbeiten <strong>der</strong> Leitgedanken erreichte die Motivation und Leistungsbereitschaft <strong>der</strong><br />

beteiligten Teammitglie<strong>der</strong> für die weitere Konzeptentwicklung e<strong>in</strong> sehr hohes Niveau.<br />

Dieses Ergebnis ist <strong>in</strong>sofern auch nicht erstaunlich, da von wissenschaftlicher Seite unter<br />

an<strong>der</strong>em von Senge (1996, S. 254) immer wie<strong>der</strong> darauf verwiesen wird, dass e<strong>in</strong>e ge-<br />

me<strong>in</strong>same Vision den Menschen für ihre Arbeitshandlungen e<strong>in</strong>en sehr för<strong>der</strong>lichen Auf-<br />

trieb gibt. Se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung nach empf<strong>in</strong>den sie ihre Arbeit mit e<strong>in</strong>em von vielen ge-<br />

teilten Leitbild immer weniger als e<strong>in</strong>e durch die Lebensumstände verursachte Belastung,<br />

son<strong>der</strong>n begreifen ihre Tätigkeiten zunehmend als e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>em höheren Zweck dienende<br />

Aufgabe. Genau diese Haltungsän<strong>der</strong>ung wirkt sich dann belebend <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Ar-<br />

beitsgruppe o<strong>der</strong> Institution aus, stärkt die geme<strong>in</strong>same Identität <strong>der</strong> Beteiligten, erhöht<br />

ihre Produktivität und erzeugt die nötige Aufregung, um sich von an<strong>der</strong>en abzuheben und<br />

aus dem Profanen herauszuragen.<br />

3.3. Konzeptions- und Gestaltungsphase<br />

In <strong>der</strong> Konzeptions- und Gestaltungsphase fand die eigentliche Konzeptentwicklung statt.<br />

Gekennzeichnet war sie durch verschiedene arbeitsteilige Aktivitäten und regelmäßige Ar-<br />

beitstreffen des KfB-Teams, die sich e<strong>in</strong>erseits um die strukturelle Entwicklung des Maß-<br />

nahmekonzepts und an<strong>der</strong>erseits um die <strong>in</strong>haltliche Abstimmung und Ausgestaltung <strong>der</strong><br />

Modulstruktur drehten.<br />

Als wichtige Grundlage zur Orientierung bei <strong>der</strong> Konzeptionsarbeit dienten dabei die von<br />

den Beruflichen För<strong>der</strong>zentren <strong>der</strong> Bayrischen Wirtschaft (bfz) gGmbH zusammengestellten<br />

„Lehr- und Lernmaterialien zur Durchführung e<strong>in</strong>er modularen Nachqualifizierung zum<br />

Beruf Kauffrau/Kaufmann für Bürokommunikation“, die im Rahmen des aus Mitteln <strong>der</strong><br />

Europäischen Geme<strong>in</strong>schafts<strong>in</strong>itiative Beschäftigung – NOW geför<strong>der</strong>ten Projekts „Flexible<br />

Wege zum Berufsabschluss“ entstanden s<strong>in</strong>d (vgl. Berufliche För<strong>der</strong>zentren <strong>der</strong> Bayrischen<br />

Wirtschaft (bfz) gGmbH 2000).<br />

Das Ergebnis <strong>der</strong> Konzeptionsarbeit wird im Kapitel 5 ausführlich dargestellt. Zuvor werden<br />

im Kapitel 4 aber noch e<strong>in</strong>ige grundlegende Aspekte und Bed<strong>in</strong>gungen, die bei <strong>der</strong> Realisie-<br />

rung <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im <strong>in</strong>stitutionellen Rahmen e<strong>in</strong>e Rolle spielen, thematisiert.<br />

30


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

4. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR SELBSTGESTEUERTES LERNEN IM INSTI-<br />

TUTIONELLEN UMFELD<br />

Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Rahmen zu realisieren, was – wie im voran-<br />

gegangenen Kapitel dargestellt – vom KfB-Team angestrebt wird, setzt zunächst e<strong>in</strong>e<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Bed<strong>in</strong>gungen und Möglichkeiten dieser Lernform <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

organisierten Umfeld voraus.<br />

Da e<strong>in</strong>e Betrachtung, die die Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>es vom Lernenden, Lehrenden und <strong>der</strong> je-<br />

weiligen Institution bee<strong>in</strong>flussten Selbstlernarrangements aufgreift, allerd<strong>in</strong>gs komplexer<br />

ist, als es zunächst den Ansche<strong>in</strong> haben mag, können an dieser Stelle nicht alle erdenkli-<br />

chen Aspekte erschöpfend dargestellt und <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>zelheiten diskutiert werden. 6 Inso-<br />

fern geht es <strong>in</strong> diesem Kapitel mit <strong>der</strong> Darstellung und Thematisierung<br />

� des erfor<strong>der</strong>lichen Lernverständnisses für das Selbstlernarrangement (Abschnitt 4.1.),<br />

� se<strong>in</strong>em strukturellen Rahmen (Abschnitt 4.2.),<br />

� den verbundenen Verantwortlichkeiten, Beratungs- und Reflexionaspekten (Abschnitt<br />

4.3.),<br />

� <strong>der</strong> medialen Unterstützung des Selbstlernarrangements (Abschnitt 4.4.),<br />

� und <strong>der</strong> Notwendigkeit zur Ergebnissicherung im Selbstlernarrangement (Abschnitt<br />

4.4.)<br />

nicht um Vollständigkeit, son<strong>der</strong>n vielmehr um e<strong>in</strong>e Standortbestimmung, mit <strong>der</strong> auch<br />

deutlich wird, auf welche Grund- und Ausgangsannahmen die Konzeption <strong>der</strong> KfB-<br />

Maßnahme zurückzuführen ist.<br />

4.1. Lernverständnis und E<strong>in</strong>ordnung des Lernarrangements<br />

E<strong>in</strong>en sehr guten, wenn auch teilweise begrifflich etwas überzogenen Überblick zu ver-<br />

schiedenen grundlegenden Lernkonzepten und e<strong>in</strong>igen damit verbundenen Kategorien gibt<br />

die folgende von Baumgartner/Payr (1994, S. 110) vorgeschlagene Übersicht:<br />

6 Sehr umfassende Darstellungen f<strong>in</strong>den sich bei Greif/Kurtz (1998) und Siebert (2001). Wichtige<br />

H<strong>in</strong>weise <strong>in</strong> Bezug auf die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> liefert auch die vom Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Bildung und Forschung (1999) herausgegebene Broschüre „Weiterbildungs<strong>in</strong>stitutionen,<br />

Medien, Lernumwelten“.<br />

31


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

Kategorie Behaviorismus Kognitivismus Konstruktivismus<br />

Gehirn ist<br />

e<strong>in</strong><br />

passiver Behälter <strong>in</strong>formationsverarbei-<br />

tendes "Gerät"<br />

<strong>in</strong>formationell ge-<br />

schlossenes System<br />

Wissen wird abgelagert verarbeitet konstruiert<br />

Wissen ist e<strong>in</strong>e korrekte Input-<br />

Outputrelation<br />

e<strong>in</strong> adäquater <strong>in</strong>terner<br />

Verarbeitungsprozess<br />

Lernziele richtige Antworten richtige Methoden zur<br />

Antwortf<strong>in</strong>dung<br />

mit e<strong>in</strong>er Situation<br />

operieren zu können<br />

komplexe Situationen<br />

bewältigen<br />

Paradigma Stimulus-Response Problemlösung Konstruktion<br />

Strategie lehren beobachten und helfen kooperieren<br />

Lehrkraft ist Autorität Tutor Coach, (Spieler) Trai-<br />

Feedback extern vorgegeben extern modelliert <strong>in</strong>tern modelliert<br />

Diese Übersicht verdeutlicht <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Bezug auf den Behaviorismus, aber auch im<br />

H<strong>in</strong>blick auf den Kognitivismus die vorherrschenden Denkmuster <strong>der</strong> mechanistischen<br />

Industriegesellschaft, bei <strong>der</strong> die Welt und auch die Menschen wie Masch<strong>in</strong>en als extern<br />

steuerbar angesehen und behandelt werden (vgl. Siebert 2001, S. 30).<br />

Dagegen wird im Konzept des Konstruktivismus <strong>der</strong> Mensch selbst, ausgehend von sei-<br />

nem Innersten, als Persönlichkeit wahrgenommen, wobei sich se<strong>in</strong> jeweiliges Weltwissen<br />

aus se<strong>in</strong>en von ihm verarbeiteten Weltwahrnehmungen <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Weltkonstruktion<br />

entwickelt und damit se<strong>in</strong>e Handlungen bestimmt, die ebenfalls als Formen se<strong>in</strong>er Welt-<br />

und Selbstkonstruktion angesehen werden (vgl. Huschke-Rhe<strong>in</strong> 1998, S. 13).<br />

Diese Vorstellung vom Menschen, wurzelnd auf <strong>der</strong> Selbstkonstruktion <strong>der</strong> Welt, liefert<br />

aus lernpsychologischer Sicht den Rahmen für e<strong>in</strong> Lernverständnis, das sich auf „Selbst-<br />

steuerung, Selbst<strong>in</strong>itiierung, Selbstorganisation im engeren S<strong>in</strong>ne (als Gestaltung <strong>der</strong> Or-<br />

ganisationsformen des eigenen <strong>Lernens</strong>) und Selbstevaluation“ (vgl. Siebert 2001, S. 30f)<br />

stützt. Die Wirksamkeit <strong>der</strong>artiger Kategorien des <strong>Lernens</strong> ist grundsätzlich natürlich<br />

überhaupt nicht an e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>stitutionellen Rahmen gebunden, denn „je<strong>der</strong> Mensch kann<br />

schließlich selbst und selbstgesteuert lernen – ganz ohne professionelle Unterstützung“<br />

(Dietrich 2001, S. 59).<br />

ner<br />

32


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

Institutionen können aus konstruktivistischer Sicht aber die Aufgabe wahrnehmen, wichti-<br />

ge Hilfestellungen für die Lernenden anzubieten. So geht es beim <strong>selbstgesteuerten</strong> Lernen<br />

von <strong>in</strong>stitutioneller Seite aus darum,<br />

� gezielte Angebote für die Lernvorhaben von Lernenden zu entwickeln und bereitzu-<br />

stellen,<br />

� Lernende, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn sie diese Fähigkeit bisher wenig entwickelt haben, zum<br />

<strong>selbstgesteuerten</strong> Lernen zu motivieren<br />

� und die Lernprozesse durch Supportstrukturen für Lehrende, Kommunikations- und<br />

Interaktionsstrukturen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung (E<strong>in</strong>richtungskultur) und zwischen<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung und ihrem Umfeld (Netzwerkkultur) zu unterstützen (vgl. Dietrich<br />

2001, S. 60f).<br />

Das konstruktivistische Lernverständnis und die daraus abgeleiteten Aufgaben von Insti-<br />

tutionen zur För<strong>der</strong>ung des <strong>Lernens</strong> s<strong>in</strong>d auch die grundlegenden Vorstellungen, von de-<br />

nen die Konzeptentwicklung <strong>der</strong> KfB-Maßnahme getragen wird (vgl. auch Abschnitt<br />

3.2.2.).<br />

4.2. Struktureller Rahmen des Lernarrangements<br />

Der vorangegangene Abschnitt hat verdeutlicht, dass e<strong>in</strong>e wichtige <strong>in</strong>stitutionelle Aufgabe<br />

zur Unterstützung <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> dar<strong>in</strong> besteht, Lernende zu Selbstlernprozes-<br />

sen zu motivieren. Dabei kann die strukturelle Ausgestaltung e<strong>in</strong>es Lernarrangements<br />

unterstützend wirken.<br />

So ist es bei <strong>der</strong> Gestaltung e<strong>in</strong>es motivierenden Lernprozesses s<strong>in</strong>nvoll, den Lernprozess<br />

für die Lernenden <strong>der</strong>art zu arrangieren, dass er sie e<strong>in</strong>erseits zur Lösung immer an-<br />

spruchsvollerer und komplexerer Aufgaben und Tätigkeiten befähigt und bei ihnen ande-<br />

rerseits durch das Unterteilen <strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvolle Abschnitte e<strong>in</strong>e Kette von Wissens- und Kennt-<br />

nisbedürfnissen entstehen lässt, die sie wie<strong>der</strong>um durch ihr Lernen befriedigen können.<br />

Für die motivationsför<strong>der</strong>nde Organisation des Lernprozesses halten Hacker/Skell (1993,<br />

S. 189ff) folgende Grundsätze fest:<br />

33


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

� Die (Lernprozess-)Organisation muss den <strong>in</strong>dividuellen, arbeitsweltlichen und gesell-<br />

schaftlichen Nutzen des <strong>Lernens</strong> erkennen lassen.<br />

� Die ()Organisation muss aufzeigen, <strong>in</strong> welcher zeitlichen Perspektive das Lernen statt-<br />

f<strong>in</strong>det und wann <strong>der</strong> Nutzen zum Tragen kommen wird.<br />

� Die ()Organisation muss das Erleben von Lernfortschritten ermöglichen.<br />

� Die ()Organisation des Lehrprogramms muss <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form gestaffelt se<strong>in</strong>, dass immer<br />

e<strong>in</strong> erkennbarer Bezug <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelteile des Programms auf das zu erreichende Gesamt-<br />

ziel gegeben ist.<br />

� Die ()Organisation muss Unter- und Überfor<strong>der</strong>ungen vermeiden.<br />

Diesen Ansprüchen an den Lernprozess folgt die Glie<strong>der</strong>ung von Bildungsmaßnahmen <strong>in</strong><br />

zeitlicher und struktureller H<strong>in</strong>sicht durch Module als vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgegrenzte Qualifizie-<br />

rungse<strong>in</strong>heiten. Da sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> berufspädagogischen Diskussion mit den Begriffen <strong>der</strong><br />

„Modularisierung“ und „Module“ sehr unterschiedliche Vorstellungen und Konzepte ver-<br />

b<strong>in</strong>den, erfolgt hier zu e<strong>in</strong>em besseren Verständnis <strong>der</strong> Funktion, die die Module im Rah-<br />

men <strong>der</strong> KfB-Maßnahme e<strong>in</strong>nehmen können, e<strong>in</strong>e kurze allgeme<strong>in</strong>e Charakterisierung.<br />

Grundsätzlich wird bei dem E<strong>in</strong>satz von Modulen, bzw. bei dem als Modularisierung be-<br />

zeichneten Prozess <strong>der</strong> an modularen Strukturen orientierten konzeptuellen Verän<strong>der</strong>ung<br />

von Lehrgängen zwischen ordnungspolitischen und didaktisch-methodischen Aspekten<br />

unterschieden (vgl. Gre<strong>in</strong>ert 1997, S. 66ff).<br />

Umstritten s<strong>in</strong>d dabei heute vor allem die ordnungspolitischen Konzepte, bei denen Mo-<br />

dule als <strong>in</strong> sich abgeschlossene Teilqualifikationen angesehen werden, die e<strong>in</strong>zeln geprüft,<br />

zertifiziert und anschließend auf dem Arbeitsmarkt e<strong>in</strong>zeln o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation verwertet<br />

werden.<br />

E<strong>in</strong> Vorbildcharakter für diese Form <strong>der</strong> Modularisierung <strong>in</strong>nerhalb des beruflichen Bil-<br />

dungswesens f<strong>in</strong>det sich im britischen „National Vocational Qualification (NVQ)“-<br />

Modell. Das Ende <strong>der</strong> 1980er Jahre e<strong>in</strong>geführte Modell ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesamtkonstruktion<br />

modular aufgebaut. Es ist sehr flexibel, zertifiziert arbeitsplatzorientierte Teilqualifikatio-<br />

nen und wird als das am deutlichsten ausgeprägte kompetenz- und leistungsbezogene Be-<br />

rufsbildungssystem angesehen (vgl. Gre<strong>in</strong>ert 1997, S. 68). Es weist mittlerweile rund 1000<br />

34


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

Qualifikationen auf fünf Qualifikationsniveaus auf, die e<strong>in</strong>zeln geprüft und zertifiziert<br />

werden. E<strong>in</strong>e Qualifikation def<strong>in</strong>iert sich dabei durch e<strong>in</strong> sehr eng umrissenes E<strong>in</strong>satzge-<br />

biet. Sie wird nicht <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er schriftlichen Prüfung erworben, son<strong>der</strong>n die Erfüllung<br />

<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen wird überwiegend durch Beobachtung am Arbeitsplatz beurteilt. Sie<br />

kann aber auch die Bearbeitung von Simulations- und Projektaufgaben o<strong>der</strong> die mündliche<br />

Beantwortung von Fragen be<strong>in</strong>halten.<br />

Der große Vorteil e<strong>in</strong>es Modulsystems im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> NVQs liegt aus arbeitsweltlicher<br />

Sicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er großen Flexibilität. Auf e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

und die kurzfristigen Bedürfnisse <strong>der</strong> Betriebe kann sehr schnell reagiert werden. Ent-<br />

wicklungen im Beschäftigungssystem f<strong>in</strong>den schnell e<strong>in</strong>e Entsprechung im Bildungssy-<br />

stem.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Flexibilitätsmerkmal ist die Möglichkeit, <strong>in</strong>dividuelle Leistungsvoraussetzun-<br />

gen und -möglichkeiten abgestuft zu berücksichtigen. Damit bietet das Modulsystem vor<br />

allem für die schwächeren Bildungsteilnehmer, die sich ihre beruflichen Kenntnisse teil-<br />

weise als Ungelernte „on the job“ angeeignet haben, ganz an<strong>der</strong>e Abschlussperspektiven<br />

(vgl. Lappe/Schulz-Hofen 1999, S. 214).<br />

Deutlich wird aber auch, dass die Qualifizierung <strong>in</strong> diesem System überwiegend dazu<br />

dient, die Arbeitskraft mit e<strong>in</strong>em eng umrissenen Tätigkeitsspektrum als „qualifizierten“<br />

Produktionsfaktor auf e<strong>in</strong>em von möglichst allen Zwängen freigehaltenen Markt nachfra-<br />

getauglich zu plazieren. Damit unterscheidet sich das britische NVQ-System durch se<strong>in</strong>e<br />

zwar pragmatische, aber ausschließlich an ökonomischen Verwertungs<strong>in</strong>teressen orien-<br />

tierte Philosophie grundlegend vom deutschen Berufsbildungssystem (vgl. zur allgemei-<br />

nen Typologie von Ausbildungssystemen Gre<strong>in</strong>ert 1998, S. 17ff). An<strong>der</strong>s als im angel-<br />

sächsischen Modell steht bei <strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland organisierten Berufsausbildung<br />

traditionell das ganzheitliche Berufskonzept im Zentrum. Dabei wird dem Auszubildenden<br />

e<strong>in</strong> breites Spektrum an Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen vermittelt, um beruf-<br />

lich handlungsfähig zu werden und die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt gefor<strong>der</strong>ten Tätigkeiten selb-<br />

ständig planend durchführen und kontrollieren zu können (vgl. Kloas 1997, S. 128).<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist es auch nicht erstaunlich, dass vor e<strong>in</strong>er grundsätzlichen Ab-<br />

kehr vom ganzheitlichen Charakter des deutschen Berufsausbildungssystems nachhaltig<br />

35


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

gewarnt wird (vgl. Gre<strong>in</strong>ert 1999, S. 99) und dass sich ordnungspolitische Vorschläge zu<br />

Modul-Konzepten im S<strong>in</strong>ne des NVQ-Systems <strong>in</strong> Deutschland nicht durchsetzen können.<br />

An<strong>der</strong>s stellt sich die Situation <strong>der</strong> Modularisierung dagegen <strong>in</strong> Bezug auf didaktisch-<br />

methodische Aspekte <strong>in</strong> Deutschland dar. In diesem Zusammenhang werden Module als<br />

strategisch wichtige Instrumente zur Reorganisation <strong>der</strong> beruflichen Bildung angesehen,<br />

mit denen bei den Bildungsanbietern e<strong>in</strong>e grundlegende Neubestimmung beruflicher Bil-<br />

dungsveranstaltungen <strong>in</strong> organisatorischer, curricularer und abschlussbezogener H<strong>in</strong>sicht<br />

möglich wird (vgl. Faulstich, 1999, S. 133f).<br />

Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es didaktisch-methodischen Gestaltungsansatzes werden Module nicht als <strong>in</strong><br />

sich abgeschlossene ungebundene E<strong>in</strong>zelteile angesehen, son<strong>der</strong>n als vielschichtige<br />

Lerne<strong>in</strong>heiten begriffen, die <strong>der</strong> B<strong>in</strong>nendifferenzierung e<strong>in</strong>es gesamten Lernprozesses<br />

dienen. In e<strong>in</strong>em solchen Fall bleiben e<strong>in</strong>zelne Module als Gestaltungselemente immer<br />

Teilaspekte e<strong>in</strong>es noch größeren komplexen Ganzen (also z. B. <strong>der</strong> Berufsausbildung),<br />

wobei dem Ganzen e<strong>in</strong>e höhere Bedeutung beigemessen wird als <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zel-<br />

nen Elemente (vgl. Kloas 1997, S. 126).<br />

Dabei können die Module grundsätzlich unter verschiedenen Gesichtspunkten zuge-<br />

schnitten werden. So ist es zum Beispiel im (berufs-)schulischen Rahmen traditionell<br />

üblich, die Inhalte von Unterrichtsveranstaltungen an e<strong>in</strong>er wissenslogischen Fachsyste-<br />

matik, wie sie etwa <strong>in</strong> Fachbüchern vorgegeben ist, zu orientieren (vgl. Kr<strong>in</strong>gs/Oberth<br />

2001, S. 21f).<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> beruflichen Praxis br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige Glie<strong>der</strong>ung allerd<strong>in</strong>gs große Nach-<br />

teile mit sich. In sich geschlossene und logische betriebliche Tätigkeiten, Handlungsfel<strong>der</strong><br />

und Zusammenhänge werden durch e<strong>in</strong>e fachspezifische und -systematische Sortierung <strong>in</strong><br />

den meisten Fällen nicht gut genug repräsentiert. Für die Lernenden, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn es<br />

sich um Lernschwache handelt, verkompliziert sich dadurch unnötigerweise <strong>der</strong> Lernpro-<br />

zess. Die beruflich gefor<strong>der</strong>ten ganzheitlichen Kenntnisse, die sich an den Prozessen <strong>der</strong><br />

Betriebs- und Arbeitsorganisation orientieren (vgl. Baethge/Haase 1999, S. 179), s<strong>in</strong>d für<br />

die Lernenden bei e<strong>in</strong>er fachsystematischen Aufbereitung weniger transparent und an-<br />

schaulich und bleiben oftmals schlechter verständlich, so dass <strong>der</strong> Lernprozess mehr Füh-<br />

rung braucht und weniger Selbststeuerung zulässt.<br />

36


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

Dies verdeutlicht, dass <strong>der</strong> Lernprozessorganisation unter pädagogischen und psychologi-<br />

schen Gesichtspunkten e<strong>in</strong> großer Stellenwert beigemessen werden muss, denn abhängig<br />

von <strong>der</strong> Gesamtorganisation wird auf die Potentiale zur Selbst- und Fremdsteuerung moti-<br />

vieren<strong>der</strong> o<strong>der</strong> demotivieren<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss genommen.<br />

4.3. Verantwortlichkeiten, Beratung und Reflexion im Lernarrangement<br />

Neben den strukturellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ist für die Entwicklung von selbstgesteuer-<br />

tem Lernen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>stitutionellen Lernarrangements vor allem die Ausgestaltung<br />

<strong>der</strong> B<strong>in</strong>nenverhältnisse und Beziehungen von Lehrenden und Lernenden von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung.<br />

Für die positive Entwicklung dieses Verhältnisses tragen dabei beide Seiten gleichermaßen<br />

die Verantwortung. Allerd<strong>in</strong>gs muss berücksichtigt werden, dass Lehrende und Lernende<br />

auf Grund ihrer unterschiedlichen Positionen im Lernarrangement e<strong>in</strong>er jeweils sehr eige-<br />

nen Handlungslogik folgen und dadurch <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise versuchen, ihrer Ver-<br />

antwortung nachzukommen.<br />

Wenn die Lehrenden im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> klassischen Lehrerrolle vor ihre Veranstaltungsteil-<br />

nehmerInnen treten, fühlen sie sich im Allgeme<strong>in</strong>en sofort und automatisch für alles weite-<br />

re verantwortlich. Ganz selbstverständlich empf<strong>in</strong>den sie sich als „Motor“ des Lernprozes-<br />

ses und wirken schon alle<strong>in</strong> durch die schlichte Tatsache ihrer physischen Anwesenheit.<br />

Diese Handlungslogik <strong>der</strong> Lehrenden ist auch beim <strong>selbstgesteuerten</strong> Lernen im <strong>in</strong>stitutio-<br />

nellen Rahmen grundsätzlich immer wie<strong>der</strong> notwendig, denn oftmals kann sich <strong>der</strong> Lern-<br />

prozess <strong>in</strong> diesem Rahmen nur dadurch überhaupt konstituieren.<br />

So gibt es aus Sicht <strong>der</strong> Veranstaltungsteilnehmenden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Anfangssituationen<br />

auch ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wände gegen die Lehrkraft als „Motor“. Sie s<strong>in</strong>d dankbar, wenn ihnen e<strong>in</strong>e<br />

„starke“ Lehrkraft e<strong>in</strong>en soliden Rückhalt gibt. Selbst s<strong>in</strong>d sie – vor allem, wenn es sich<br />

um ganz neue Kurszusammensetzungen handelt – oftmals unbewusst zunächst auch mit<br />

ganz an<strong>der</strong>en Fragen beschäftigt (vgl. Geisler 1995, S 169):<br />

� Wer b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Lernenden und was wird me<strong>in</strong>e Rolle <strong>in</strong> dieser Veran-<br />

staltung se<strong>in</strong>? (Rollen- und Identitätsfrage)<br />

37


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

� Über welche Wissensgrundlagen verfüge ich bereits <strong>in</strong> Bezug auf die Veranstaltung<br />

und im Vergleich zu den an<strong>der</strong>en Lernenden? Was kann ich wie <strong>in</strong> den Lernprozess<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen? (Kompetenzfrage)<br />

� Wie entwickelt sich die <strong>in</strong>formelle Hierarchie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe? Wen kann ich bee<strong>in</strong>flus-<br />

sen und durch wen lasse ich mich bee<strong>in</strong>flussen? (Machtfrage)<br />

� An wen kann ich mich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe bei Fragen wenden und wie offen kann ich se<strong>in</strong>?<br />

(Vertrauensfrage)<br />

� Welche Sanktionsmuster und –mittel entwickeln sich <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Gruppe und von<br />

Seiten <strong>der</strong> Institution? (Normfrage)<br />

Wenn <strong>der</strong> mit diesen Fragen befasste F<strong>in</strong>dungsprozess für die Lernenden abgeschlossen<br />

ist, beg<strong>in</strong>nen sie langsam, die mehr o<strong>der</strong> weniger ausgeprägte Zentrierung auf die Lehr-<br />

kraft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr subjektiven Form wahrzunehmen. Dabei neigen sie oftmals „zu e<strong>in</strong>er<br />

moralisch-ganzheitlichen Betrachtungsweise, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Persönlichkeitsstruktur des Leh-<br />

renden, die von ihm realisierten Unterrichtsmethoden und die <strong>in</strong>stitutionellen Zwänge des<br />

Unterrichtsalltags zu e<strong>in</strong>er Figuration verschmelzen.“ (Meyer 1987, S. 41) Gekennzeich-<br />

net ist ihre Urteilsbildung auch durch den Wi<strong>der</strong>spruch, dass sie sich auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite<br />

zwar starke Lehrkräfte wünschen, die ihnen genau sagen, was sie wann und wie zu tun<br />

haben. Gleichzeitig erwarten sie aber auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite e<strong>in</strong> Maximum an Freiheit und<br />

Autonomie <strong>in</strong> Bezug auf ihre Lernarbeit.<br />

Je nach dem, zu welchem Bild die Lernenden schließlich kommen, wird sich die Ausge-<br />

staltung des Veranstaltungsgeschehens durch die Lehrkraft für sie entwe<strong>der</strong> als Mittel zur<br />

Gestaltung und Ausweitung o<strong>der</strong> zur Beschneidung ihrer Handlungsspielräume darstellen.<br />

Ihre Reaktionen darauf reichen entsprechend von wohlwollen<strong>der</strong> Aktivität bis zu lähmen-<br />

<strong>der</strong> Passivität.<br />

Um <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten Logik im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er besseren Entwicklung des B<strong>in</strong>nenverhältnisses<br />

Lehrkraft/Lernende etwas entgegenzusetzen, ist es s<strong>in</strong>nvoll, das bestehende Aufgabenver-<br />

ständnis <strong>der</strong> Lehrkraft dah<strong>in</strong>gehend zu entwickeln, dass sie sich nicht mehr ausschließlich<br />

als „VorturnerIn“, son<strong>der</strong>n zunehmend auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Beratungsfunktion den Lernenden<br />

gegenüber sieht. E<strong>in</strong> sehr wichtiges Ziel im Rahmen <strong>der</strong> Beratungstätigkeit ist immer wie-<br />

38


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

<strong>der</strong> die Anregung zur Selbstmotivation bei den Lernenden, damit sie ihre Lernprozesse<br />

zunehmend selbst steuern.<br />

Genau diese Fähigkeit zur Selbstmotivation ist aber gerade bei lernschwachen Lernenden,<br />

wie sie im Rahmen <strong>der</strong> KfB-Maßnahme qualifiziert werden, oftmals schon von Beg<strong>in</strong>n an<br />

nicht sehr ausgeprägt. Deshalb wird bei dieser Zielgruppe die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fähigkeit zur<br />

Selbstmotivierung selbst zu e<strong>in</strong>em wichtigen Lernziel.<br />

Um dieses sehr allgeme<strong>in</strong>e und schwer fassbare Lernziel operationalisierbar zu machen,<br />

zerlegen Hacker/Skell (1993, S. 205ff) es <strong>in</strong> Teilfähigkeiten, die ihrer Ansicht nach<br />

Grundlage jeglicher Selbstmotivierung s<strong>in</strong>d. Dazu zählen sie<br />

� die Fähigkeit, sich überhaupt Ziele zu setzen und dabei zwischen realistischen und<br />

unrealistischen Zielen zu unterscheiden,<br />

� die Fähigkeit, realistische Ziele zu verfolgen und die damit zusammenhängenden An-<br />

for<strong>der</strong>ungen zu bewältigen,<br />

� die Fähigkeit, das eigene Leistungsvermögen und die Leistungsbereitschaft angemes-<br />

sen e<strong>in</strong>zuschätzen,<br />

� die Fähigkeit zur Zuversicht beim Angehen von Konflikten und Problemen,<br />

� das Verfügen bzw. Erwerben von rationellen Strategien zur Aufgabenbewältigung<br />

(e<strong>in</strong>schließlich Lernstrategien)<br />

� und die Fähigkeit zur Suche, Annahme, Nutzung und Gewährung von Hilfe.<br />

Damit diese auf die Möglichkeiten und Verhaltensweisen des Lernenden selbst gerichteten<br />

Ziele im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>selbstgesteuerten</strong> Lernprozesses geför<strong>der</strong>t werden können, ist es<br />

notwendig, dass je<strong>der</strong> Lernende zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung und Beurteilung se<strong>in</strong>es Selbst ge-<br />

langt. In reflektieren<strong>der</strong> Weise muss er sich zur Entwicklung se<strong>in</strong>es Lernprozesses bestän-<br />

dig vergewissern über se<strong>in</strong>e Methoden und Formen <strong>der</strong> Stoffaneignung, die Eigenarten <strong>der</strong><br />

Inhalte und über se<strong>in</strong> sich je nach Lebenslage wandelndes persönliches Leistungsvermö-<br />

gen. Die Aufgabe <strong>der</strong> persönlichen Lernberatung durch die Lehrenden besteht also genau<br />

dar<strong>in</strong>, diesen <strong>in</strong>dividuellen Prozess zu för<strong>der</strong>n und zu unterstützen.<br />

39


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

Das Gel<strong>in</strong>gen dieser Beratung setzt auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Lehrkraft allerd<strong>in</strong>gs die Fähigkeit<br />

voraus, e<strong>in</strong>e klare, e<strong>in</strong>deutige und möglichst störungsfreie Kommunikation zu gestalten,<br />

um den Erfolg des Gesprächs zu gewährleisten (vgl. Heger 1991, S. 2). Wobei dabei nach<br />

Huschke-Rhe<strong>in</strong> (1998, S. 54) die positive Beziehung zwar e<strong>in</strong>e Voraussetzung des Bera-<br />

tungserfolges, aber <strong>der</strong> Erfolg nicht e<strong>in</strong>fach das direkte Resultat <strong>der</strong> Beziehung ist. Im<br />

Unterschied zur Alltagskommunikation, die ja auch positiv gestaltet se<strong>in</strong> kann, ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

jeweiligen konkreten Beratungssituation die kommunikative Kompetenz <strong>der</strong> Lehrkraft <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Form gefor<strong>der</strong>t, dass es ihr gel<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong>e tragfähige Beziehung zum Lernenden zu eta-<br />

blieren, Probleme zu benennen und präzise Ziele für die Beratungssituation zu formulie-<br />

ren.<br />

Als e<strong>in</strong> wichtiger Schritt für die Konstruktion e<strong>in</strong>er guten Beziehung steht bei Huschke-<br />

Rhe<strong>in</strong> (1998, S. 55) am Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Beratungssituation die Aufwertung des Ratsuchen-<br />

den durch die Akzeptanz und wertschätzende Haltung des Beraters. Diese ist beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig, da die Ratsuchenden meist erst nach e<strong>in</strong>er Kette von Misserfolgen o<strong>der</strong> vergebli-<br />

chen Lösungsversuchen e<strong>in</strong>es Problems versuchen, Ratschläge e<strong>in</strong>zuholen. Wenn es dann<br />

glückt, „e<strong>in</strong> Problem o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Symptom an<strong>der</strong>s zu beleuchten, es <strong>in</strong> den Kontext beteiligter<br />

Personen e<strong>in</strong>zuordnen, e<strong>in</strong>e positive Sicht zu f<strong>in</strong>den – ‚für wen war das Symptom vielleicht<br />

auch nützlichß‘ – ,entsteht allmählich e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e emotionale Färbung, und nicht selten<br />

lautet die Reaktion: ‚Ja, so habe ich das ja noch gar nicht gesehen ...‘.“ (Huschke-Rhe<strong>in</strong><br />

1998, S. 55)<br />

4.4. Mediale Unterstützung des Lernarrangements<br />

Der E<strong>in</strong>satz von Medien zur Unterstützung von Lernarrangements spielt seit geraumer Zeit<br />

e<strong>in</strong>e große Rolle, wobei mit Medien <strong>in</strong> diesem Zusammenhang alle gegenständlichen<br />

Lehr- und Lernhilfen, wie etwa Bücher, Karten, Tonbän<strong>der</strong>, Filme, Softwareprodukte etc.<br />

geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d. In <strong>der</strong> gegenwärtigen Diskussion um den Mediene<strong>in</strong>satz zur Unterstützung<br />

von Selbstlernprozessen spielen die meisten dieser genannten Medien allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e eher<br />

untergeordnete Rolle. Wenn <strong>der</strong>zeit vom Mediene<strong>in</strong>satz gesprochen wird, ist damit über-<br />

wiegend <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> sogenannten „neuen“ Medien geme<strong>in</strong>t.<br />

Auffallend ist an <strong>der</strong> momentanen Debatte zunächst e<strong>in</strong>mal, dass die grundsätzlichen Ziel-<br />

perspektiven des Medien-E<strong>in</strong>satzes denen aus den 1970er Jahren <strong>in</strong> vielen Punkten ähnlich<br />

40


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

s<strong>in</strong>d (vgl. Hofer 1974, S. 99f). So lassen sich je nach Interessenlage und Sichtweise fol-<br />

gende Motive identifizieren (vgl. Kerres 2003, S. 2):<br />

� Politische Interessen, die mit dem E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> „neuen“ Medien unter an<strong>der</strong>em günstige<br />

Effekte auf Chancengleichheit, Bildung für alle, Reform <strong>der</strong> Bildungslandschaft, Ent-<br />

lastung <strong>der</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen, Verkürzung von Studien- und Ausbildungszeiten<br />

o<strong>der</strong> auch auf die Behebung des Lehrermangels begründen,<br />

� ökonomische Interessen, die <strong>in</strong> Zeiten des globalisierten Wettbewerbs und rascher<br />

technologischer Entwicklungen die Möglichkeiten des effektiveren Wissensmanage-<br />

ments und –transfers betonen,<br />

� privatwirtschaftliche Interessen, die versuchen, e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz von technisch möglichst<br />

komplexen und kosten<strong>in</strong>tensiven Medienprodukten zu beför<strong>der</strong>n, um neue Märkte zu<br />

erschließen<br />

� und schließlich auch pädagogische und psychologische Interessen, die sich von dem<br />

E<strong>in</strong>satz neuer Medien unter an<strong>der</strong>em e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Motivation, e<strong>in</strong>en Wechsel<br />

von fremd gesteuertem Lehren h<strong>in</strong> zu selbst organisiertem Lernen, e<strong>in</strong>e Objektivierung<br />

von Lern<strong>in</strong>halten, e<strong>in</strong>e Effektivierung des Unterrichts und e<strong>in</strong> neues Rollenverhältnis<br />

zwischen Lehrenden und Lernenden versprechen.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte dienen Medien traditionell dem Lehrenden bei <strong>der</strong> methodischen<br />

Inszenierung und Gestaltung des Unterrichtsgeschehens als e<strong>in</strong>e Bereicherung und Unter-<br />

stützung e<strong>in</strong>er speziellen Unterrichtssituation. Es kommt ihnen dabei e<strong>in</strong>e veranschauli-<br />

chende, visualisierende, h<strong>in</strong>weisende o<strong>der</strong> dokumentierende Funktion zu (Rieck/Ritter<br />

1995, S. 378). Als tatsächlich medienorientiert werden Lernarrangements von Rieck/Ritter<br />

(1995, S. 378) aber erst charakterisiert, wenn „die Medien von eigenständiger, hervorge-<br />

hobener Bedeutung für das Lernen s<strong>in</strong>d“ und durch sie „die Steuerung <strong>der</strong> Lernprozesse<br />

übernommen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen auch objektiviert und <strong>in</strong>dividualisiert wird.“<br />

Dabei unterscheiden sie zwischen zwei Gruppen von medienorientierten Lernsituationen.<br />

In <strong>der</strong> ersten s<strong>in</strong>d die Medien zeitweise die eigentlichen Träger des Unterrichtsprozesses,<br />

bleiben aber noch e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> den herkömmlich organisierten Unterricht. Beispiele s<strong>in</strong>d<br />

dafür vor allem audiovisuelle Medien wie Filme, Diapositive, Hörspiele o<strong>der</strong> Hörmedien,<br />

die die Lehrkraft zeitweise als Wissensvermittler vertreten, ohne sie jedoch ganz abzulö-<br />

41


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

sen. In <strong>der</strong> zweiten Gruppe treten die Medien ganz an die Stelle <strong>der</strong> Lehrkraft und ersetzen<br />

sie. Beispiele dafür s<strong>in</strong>d Formen des programmierten Unterrichts (vgl. dazu Jank/Meyer<br />

1991, S. 298; Rieck/Ritter 1995, S. 380), bei denen überwiegend sehr unterschiedliche<br />

schriftliche Medien (Bücher, Arbeitsbücher, Leittexte, usw.) zum E<strong>in</strong>satz kommen o<strong>der</strong><br />

neuere computergestütze Lernformen wie beispielsweise Computer Based Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

(CBT), Web Based Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (WBT) o<strong>der</strong> Open Distance Learn<strong>in</strong>g (ODL), bei denen <strong>in</strong>-<br />

teraktionsfähige Softwareprodukte als Medium verwendet werden.<br />

In Bezug auf die Wirkung von Medien macht die Medienforschung heute aber auch deut-<br />

lich, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von Medien sehr viel komplexer ist, als vielfach angenommen wird.<br />

Als e<strong>in</strong>e ganz entscheidende Größe gelten dabei vor allem die durch soziale Normen und<br />

Werte bee<strong>in</strong>flusste <strong>in</strong>dividuelle Verarbeitung und <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuelle Umgang mit Medien<br />

(vgl. Kerres 2003, S. 3), die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er von schneller Verfügbarkeit von Informationen ge-<br />

prägten Zeit völlig neue Dimension erreichen.<br />

So drückt sich Medienkompetenz heute nicht mehr ausschließlich dar<strong>in</strong> aus, dass man<br />

halbwegs souverän mit dem Overhead-Projektor, dem Kassetten- o<strong>der</strong> dem Videorekor<strong>der</strong><br />

umgehen kann. Heutzutage f<strong>in</strong>det <strong>der</strong> arbeitende Mensch Rahmenbed<strong>in</strong>gungen vor, die<br />

„von <strong>der</strong> globalen Verfügbarkeit (fast) aller Informationen, über neue Formen <strong>der</strong> Ar-<br />

beitsorganisation <strong>in</strong> kreativen und gelegentlich virtuellen Netzwerken, bis zum Umgang<br />

mit multimedialen Werkzeugen “ (Klemke 1999, S 7) reichen, so dass die beständige aktive<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Medien immer mehr zu e<strong>in</strong>er zentralen Aufgabe jedes E<strong>in</strong>zelnen<br />

für se<strong>in</strong>e kognitive Entwicklung wird.<br />

Diese beständige Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung bedeutet nach Hillebrand/Lange (1996, S. 35f) die<br />

Entwicklung und För<strong>der</strong>ung<br />

� <strong>der</strong> grundlegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten zum Umgang mit Medien, ihrer In-<br />

betriebnahme, Bedienung, Wartung und Pflege,<br />

� <strong>der</strong> Fähigkeit, sich selbständig über die Konsequenzen neuer Medienentwicklungen<br />

und ihrer Konsequenzen für den eigenen Arbeitsbereich zu <strong>in</strong>formieren und für sich<br />

e<strong>in</strong>en entsprechenden Handlungs- und Qualifikationsbedarf zu bestimmen und zu rea-<br />

lisieren,<br />

42


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

� <strong>der</strong> Fähigkeit, unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen und nach bestimmten Kriterien reflek-<br />

tierte Entscheidungen für o<strong>der</strong> gegen <strong>in</strong>haltliche Angebote, Anwendungen und techni-<br />

sche Lösungen zu treffen,<br />

� <strong>der</strong> generellen Fähigkeit und Bereitschaft, sich auf Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Informationsge-<br />

sellschaft konstruktiv und verantwortungsbewusst e<strong>in</strong>zulassen und Konsequenzen für<br />

eigenes Handeln, die Bewältigung von Problemen und die Ausschöpfung <strong>der</strong> Chancen<br />

<strong>der</strong> Informationsgesellschaft zu ziehen.<br />

Beim Erwerb genau dieser Schlüsselqualifikationen bestehen aber nicht für alle gesell-<br />

schaftlichen Gruppen die gleichen Bed<strong>in</strong>gungen. Dies gilt auch für die Lernenden <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

KfB-Maßnahme, und „deshalb gilt es, Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und flexible Strukturen zu<br />

schaffen, die es allen sozialen Gruppen ermöglichen, sich über die relevanten Medienent-<br />

wicklungen zu <strong>in</strong>formieren, sich bewusst neue Angebote anzueignen und sich aktiv an <strong>der</strong><br />

Gestaltung <strong>der</strong> Informationsgesellschaft zu beteiligen.“ (Klemke 1999, S 7)<br />

4.5. Ergebnissicherung im Lernarrangement<br />

Bei <strong>der</strong> strukturellen Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> KfB-Maßnahme mit Hilfe von Modulen stellt jedes<br />

e<strong>in</strong>zelne Modul, wie oben dargestellt, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> sich abgeschlossen Qualifikationse<strong>in</strong>heit mit<br />

abgegrenzten berufsbezogenen Kenntnissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten dar. Mit dem<br />

Erwerb <strong>der</strong> im Rahmen dieser Module vermittelten Kompetenzen setzen sich die Lernen-<br />

den von denen ab, die nicht über gleiches Wissen und gleiche Fähigkeiten verfügen (vgl.<br />

Faulstich 1997, 143).<br />

Diese erreichte Kompetenz wird für die Lernenden und für an<strong>der</strong>e transparent, wenn die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Module mit e<strong>in</strong>er Abschlussprüfung und bei erfolgreichem Bestehen dieser<br />

Prüfung mit <strong>der</strong> Vergabe von Zertifikaten abschließen. Mit e<strong>in</strong>er solchen Prüfung wird<br />

auch das modulare Gefüge <strong>der</strong> Maßnahme dah<strong>in</strong>gehend gestützt, dass die Lernenden den<br />

Beg<strong>in</strong>n und das Ende e<strong>in</strong>es jeden Moduls über die Prüfungen e<strong>in</strong>deutig identifizieren kön-<br />

nen. Dabei sollte die Prüfung allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong> das Zentrum <strong>der</strong> Aufmerksamkeit <strong>der</strong><br />

Lernenden gerückt werden, denn durch e<strong>in</strong>e solche Verschiebung wird <strong>der</strong> positive Effekt<br />

<strong>der</strong> Handlungs- und Berufsorientierung <strong>der</strong> Module zugunsten e<strong>in</strong>es ausschließlich auf die<br />

Modulprüfung h<strong>in</strong> orientierten <strong>Lernens</strong> aufgegeben (vgl. Zeller 2001, S. 42).<br />

43


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

Zusätzlich kommen <strong>der</strong> Koppelung von Kompetenz, Prüfung und Zertifikat zwei wesent-<br />

liche Funktionen zu (vgl. Faulstich 1997, S. 144): Bezogen auf die kognitive Entwicklung<br />

und <strong>in</strong>dividuelle Sozialisation erhält <strong>der</strong> Lernende über die Prüfung als äußeren Reiz e<strong>in</strong><br />

idealerweise positiv motivierendes Feedback zu dem, was er zu e<strong>in</strong>em bestimmten Zeit-<br />

punkt weiß, denkt und gelernt hat. Bezogen auf die Selektion für unterschiedliche arbeits-<br />

weltliche und gesellschaftliche Positionen stellt die Zertifizierung e<strong>in</strong> Instrument zur Sta-<br />

tusdistribution dar.<br />

Im S<strong>in</strong>ne dieses Funktionsverständnisses unterscheidet Kell (1982, S. 302) bei <strong>der</strong> Rolle<br />

von Prüfungen und Zertifikaten grundsätzlich zwischen Funktionen, die sich aus dem<br />

organisierten Lernprozess ergeben und Funktionen, die aus dem gesellschaftlichen Zu-<br />

sammenhang entstehen, <strong>in</strong> dem sie e<strong>in</strong>gesetzt werden sollen. Er differenziert diese Funk-<br />

tionen weiter und unterscheidet<br />

� e<strong>in</strong>e Lernanreizfunktion, die sich als extr<strong>in</strong>sische Motivation aus den mit den Zertifi-<br />

katen verbundenen gesellschaftlichen Berechtigungen ergibt,<br />

� e<strong>in</strong>e Beurteilungsfunktion, bei <strong>der</strong> die Urteile über Prüfungsergebnisse <strong>in</strong> Zertifikaten<br />

dokumentiert und festgehalten werden,<br />

� e<strong>in</strong>e Diszipl<strong>in</strong>ierungsfunktion, bei <strong>der</strong> durch die Drohung mit dem Nichterwerb e<strong>in</strong>es<br />

Zertifikats e<strong>in</strong> erheblicher Leistungs- und Erfolgsdruck erzeugt wird,<br />

� e<strong>in</strong>e Informationsfunktion, die von <strong>der</strong> Aussagekraft <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Zertifikaten enthalte-<br />

nen Urteile abhängig ist,<br />

� e<strong>in</strong>e Allokationsfunktion, bei <strong>der</strong> die Plazierung und Zuordnung von Arbeitsplätzen,<br />

über die <strong>in</strong> den Zertifikaten nachgewiesenen Qualifikationen erfolgt,<br />

� e<strong>in</strong>e Selektionsfunktion, bei <strong>der</strong> Zertifikate über die soziale Zuordnung und Verteilung<br />

von Privilegien und Stellungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> hierarchisch ausgeprägten gesellschaftli-<br />

chen und betrieblichen Strukturen entscheiden,<br />

� e<strong>in</strong>e Optionsfunktion, die den Inhabern von Zertifikaten Ansprüche auf Zulassung zu<br />

weiteren Bildungsgängen o<strong>der</strong> beruflichen Laufbahnen zusichert,<br />

� e<strong>in</strong>e Monopolisierungsfunktion, bei <strong>der</strong> die formalisierten Abschlüsse den Zugang zu<br />

Berufen und Arbeitsplätzen begrenzen, um durch verschärfte Leistungskontrollen zur<br />

44


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

Steigerung des sozialen Ansehens und damit zu materiellen Vorteilen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>ar-<br />

tiger Berufsgruppen zu kommen,<br />

� e<strong>in</strong>e Herrschaftsfunktion, die sich dar<strong>in</strong> ausdrückt, dass Zertfikats<strong>in</strong>habern <strong>in</strong>nerhalb<br />

gesellschaftlicher und betrieblicher Hierarchien die Möglichkeit zuerkannt wird, Herr-<br />

schaft über diejenigen auszuüben, die über ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>rangigere Berechtigungs-<br />

nachweise verfügen.<br />

Dieses umfassende Funktionsverständnis von Prüfungen und Zertifikaten verdeutlicht,<br />

welche wichtigen Anreize sich durch Prüfungen und Zertifikate für das selbstgesteuerte<br />

Lernen ergeben. Allerd<strong>in</strong>gs weist Faulstich (1997, S. 172) darauf h<strong>in</strong>, dass Zertifikate die<br />

ihnen zugeschrieben Funktionen erst erfüllen können, wenn sie durch e<strong>in</strong>e objektivierende<br />

M<strong>in</strong>destdistanz gegenüber den Lern- und E<strong>in</strong>satzsituationen darüber Auskunft geben, dass<br />

ihr Inhaber<br />

� die angegebenen und nachvollziehbaren Lern<strong>in</strong>halte bearbeitet hat,<br />

� Lernerfolge erzielt hat, die durch Noten o<strong>der</strong> ähnliche Klassifizierungssysteme nach-<br />

gewiesen werden,<br />

� sich den Lernanfor<strong>der</strong>ungen über e<strong>in</strong>en bestimmten def<strong>in</strong>ierten Zeitraum h<strong>in</strong>weg ge-<br />

stellt hat,<br />

� bei zur Prüfungsabnahme berechtigten Personen e<strong>in</strong>e Prüfung abgelegt hat<br />

� und dass se<strong>in</strong> Lernen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Kontext o<strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen Rahmen statt-<br />

gefunden hat.<br />

Als problematisch muss an dem von Kell vorgeschlagenen Funktionsansatz angemerkt<br />

werden, dass er ke<strong>in</strong>e genauen Aussagen darüber trifft, welche gesellschaftlichen und be-<br />

ruflichen Perspektiven sich für diejenigen realisieren lassen, die aus unterschiedlichen<br />

Gründen im Rahmen ihrer beruflichen Sozialisation benachteiligt s<strong>in</strong>d, ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> nicht<br />

mehr brauchbare Zertfikate erhalten haben und als Un- und Angelernte versuchen müssen,<br />

sich auf dem Arbeitsmarkt zu plazieren.<br />

Für diese Gruppe wurde im Rahmen <strong>der</strong> vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung, Wissen-<br />

schaft, Forschung und Technologie <strong>in</strong>itiierten Modellreihe „Berufsbegleitende Nachquali-<br />

fizierung“ von den beteiligten Bildungsträgern e<strong>in</strong> Zertifizierungssystem entwickelt, dass<br />

45


4. Kapitel Selbstgesteuertes Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

kle<strong>in</strong>ere erreichte Qualifizierungsschritte so zertifiziert, dass die Vergleichbarkeit <strong>der</strong> von<br />

den Lernenden erworbenen Qualifizierungsergebnisse mit den Berufsbildpositionen <strong>der</strong><br />

Ausbildungsordnungen besteht und diese e<strong>in</strong>e Grundlage für e<strong>in</strong> späteres Nachholen des<br />

Berufsabschlusses bei den zuständigen Stellen im Rahmen <strong>der</strong> Externenprüfung bilden<br />

können (vgl. BMFT 1998, S. 176).<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus bieten solche kle<strong>in</strong>en Teilzertifikate den Lernschwächeren die Möglich-<br />

keit, sich auch, wenn sie e<strong>in</strong>en Berufsabschluss nicht erfolgreich bestehen, <strong>in</strong> angemesse-<br />

ner Form am Arbeitsmarkt zu präsentieren. Insofern be<strong>in</strong>halten diese kle<strong>in</strong>en Zertifikate<br />

auch für Lernbenachteiligte e<strong>in</strong> hohes Selbststeuerungspotential.<br />

46


5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

5. ERGEBNIS: ELEMENTE SELBSTGESTEUERTEN LERNENS IM KFB-KONZEPT<br />

Das Ergebnis <strong>der</strong> im Kapitel 3 dargestellten Entwicklungsphase s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e ganze Reihe von<br />

sehr konkreten Elementen, mit denen selbstgesteuertes Lernen im Rahmen <strong>der</strong> abschlusso-<br />

rientierten Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme zu „Kaufleuten für Bürokom-<br />

munikation“ (KfB) bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH unterstützt werden soll.<br />

Abb. 3: Elemente zur För<strong>der</strong>ung <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

Zu diesen Elementen gehören e<strong>in</strong>e Lehrgangsordnung zur Beschreibung des Handlungs-<br />

rahmens, e<strong>in</strong>e methodisch-didaktisch begründete modulare Strukturierung <strong>der</strong> Maßnahme<br />

und verschiedene, auf <strong>der</strong> konkreten Handlungsebene angesiedelte Kernkomponenten zur<br />

47


5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

Unterstützung von Selbstlernprozessen. E<strong>in</strong>en Überblick zu den im Folgenden beschriebe-<br />

nen Lehrgangselementen gibt die Abbildung 3.<br />

5.1. Lehrgangsordnung als Handlungsrahmen<br />

Lernen im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld erfolgt immer – auch wenn es <strong>in</strong> zunehmendem Maße<br />

selbstgesteuert se<strong>in</strong> soll – im Rahmen e<strong>in</strong>er dem Lernenden von außen vorgegebenen<br />

Struktur und Ordnung. Diese regelt, ob offensichtlich o<strong>der</strong> verdeckt, auf e<strong>in</strong>er organisatori-<br />

schen, <strong>in</strong>haltlichen, methodischen und medialen Ebene das Lern- und Lehrgeschehen <strong>der</strong><br />

Lernenden.<br />

Wenn sich die Lernenden nun zunehmend mit <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung konfrontiert sehen, an <strong>der</strong><br />

Planung und Gestaltung ihrer persönlichen Lernprozesse aktiv teilzunehmen, so setzt dies<br />

immer mehr e<strong>in</strong>e transparente Gestaltung <strong>der</strong> vorgegebenen Strukturen und Rahmenbe-<br />

d<strong>in</strong>gungen voraus. Nur wenn sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, ihre Lernumgebung so wahrzunehmen,<br />

dass sie sie durchschauen und verstehen, was an welchem Ort gelernt werden kann, wel-<br />

che Angebote zu welchen Zeiten gemacht werden, wie die e<strong>in</strong>zelnen Qualifikationen und<br />

Kompetenzen aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aufbauen, wie die verschiedenen Lernabschnitte sich glie<strong>der</strong>n,<br />

wo die Möglichkeiten ihres Bildungsanbieters liegen und wo se<strong>in</strong>e Grenzen s<strong>in</strong>d (vgl.<br />

Kemper/Kle<strong>in</strong> 1998, S. 48), werden sie sich auf die Suche nach dem für sie persönlich<br />

jeweils richtigen Lernweg begeben und dabei ihre <strong>in</strong>dividuellen Formen des Umgangs und<br />

<strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen effektiv entwickeln.<br />

Vorwiegend vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist für die KfB-Maßnahme e<strong>in</strong>e Lehrgangsordnung<br />

(vgl. Anhang I) geschaffen worden, die zum Maßnahmebeg<strong>in</strong>n allen Lernenden übergeben<br />

und mit ihnen besprochen wird. In ihr s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konzeption <strong>der</strong> Maßnahme vorfor-<br />

mulierten Ziele zu e<strong>in</strong>em sehr konkreten handlungsleitenden Rahmenplan umgearbeitet<br />

worden. Ihre wesentlichen Elemente s<strong>in</strong>d<br />

� die Def<strong>in</strong>ition von formalen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wie Geltungsdauer, Lehrgangszeit-<br />

raum, Status und E<strong>in</strong>gangsvoraussetzungen für die TeilnehmerInnen,<br />

� die Beschreibung <strong>der</strong> Lehrgangsorte und des Fachgebiets, für das qualifiziert wird,<br />

� und schließlich die Darstellung <strong>der</strong> Ziele, Inhalte und strukturierenden Instrumente <strong>der</strong><br />

Maßnahme.<br />

48


5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

Alle<strong>in</strong> mit dem Überreichen und Besprechen <strong>der</strong> Lehrgangsordnung ist aber für die Ler-<br />

nenden noch nicht unbed<strong>in</strong>gt Transparenz geschaffen, denn das Durchschauen und Ver-<br />

stehen dieses Textes hängt nicht nur von den Fähigkeiten und Möglichkeiten <strong>der</strong> Lernen-<br />

den, son<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong> Art und Weise ihrer Formulierung ab. Dies wird beson<strong>der</strong>s<br />

deutlich, wenn man sich die vielbeklagte Schwerverständlichkeit von Vertragstexten, Ge-<br />

setzestexten und amtlichen Verordnungen o<strong>der</strong> auch Gebrauchsanweisungen vergegen-<br />

wärtigt (vgl. Schulz v. Thun 1981, S.139).<br />

Insgesamt ist bei <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong> Lehrgangsordnung im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> oben angespro-<br />

chenen notwendigen Transparenz zur För<strong>der</strong>ung von Selbstlernprozessen auch Wert dar-<br />

auf gelegt worden, e<strong>in</strong> halbwegs realistisches Bild dessen zu zeichnen, was die Lernenden<br />

von <strong>der</strong> Maßnahme erwarten dürfen und was von ihnen verlangt wird. Sie macht ke<strong>in</strong>e<br />

übertriebenen Versprechungen, bemüht sich um Seriosität und versucht auch, ke<strong>in</strong>e fal-<br />

schen Erwartungen zu wecken.<br />

5.2. Module als Elemente zur Maßnahmestrukturierung<br />

Unter <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> oben dargestellten Anfor<strong>der</strong>ungen ist die „Modularisie-<br />

rung“ von Lernprozessen <strong>in</strong> methodisch-didaktischer H<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> pädagogischen Dis-<br />

kussion <strong>in</strong> Deutschland weitestgehend konsensfähig (vgl. Kloas 1997, S. 126) und <strong>in</strong> die-<br />

sem S<strong>in</strong>ne ist auch die durch das KfB-Team vorgenommene Form <strong>der</strong> Modularisierung<br />

<strong>der</strong> abschlussorientierten Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme „Kaufleute für<br />

Bürokommunikation“ zu verstehen.<br />

In teilweiser Anlehnung an das Projekt „Flexible Wege zum Berufsabschluss“ <strong>der</strong> Berufli-<br />

chen Fortbildungszentren <strong>der</strong> Bayrischen Wirtschaft gGmbH (vgl. Beruflichen Fortbil-<br />

dungszentren <strong>der</strong> Bayrischen Wirtschaft gGmbH 2001) s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnen Module für die<br />

KfB-Maßnahme so zugeschnitten, dass sie <strong>in</strong>sgesamt alle relevanten Handlungssituationen<br />

<strong>der</strong> betrieblichen Tätigkeiten von Kaufleuten für Bürokommunikation abbilden.<br />

Def<strong>in</strong>iert wurden dafür als Module die beruflichen Tätigkeitsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Beschaffungswirt-<br />

schaft, <strong>der</strong> Absatzwirtschaft, <strong>der</strong> Personalwirtschaft und <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzwirtschaft. Zusammen<br />

mit e<strong>in</strong>em Basismodul zur Schaffung von berufsfeldrelevanten Grundlagen und e<strong>in</strong>er Prü-<br />

fungsvorbereitungsphase verteilen sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er logischen und aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aufbauenden<br />

Reihenfolge über den gesamten Qualifizierungszeitraum von 26 Monaten (vgl. Abb. 4).<br />

49


5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

Abb 4: Zeitliche und strukturelle Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> KfB-Maßnahme durch die Module und<br />

Betriebspraktika.<br />

Zusätzlich zu <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen Fokussierung auf berufliche Tätigkeitsfel<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d die Mo-<br />

dule im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> „dualen“ Lernortorganisation (vgl. Gre<strong>in</strong>ert 1998, S. 120ff) mit zwei<br />

Betriebsphasen, für die e<strong>in</strong>mal drei Tage und e<strong>in</strong>mal vier halbe Tage pro Woche vorgese-<br />

hen s<strong>in</strong>d, gezielt unterfüttert.<br />

Damit besteht für die Lernenden die Möglichkeit, sich begleitend zur <strong>in</strong>stitutionellen mo-<br />

dularen Unterweisung beim Bildungsträger <strong>in</strong> die Realsituationen <strong>der</strong> Betriebe und <strong>in</strong> die<br />

dortigen berufspraktischen Handlungsfel<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zuglie<strong>der</strong>n. Mit dieser Verzahnung sollen<br />

50


5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

sie vor allem die Fähigkeit entwickeln und festigen, ihre zukünftigen beruflichen Arbeits-<br />

aufgaben eigenständig, begründet und situationsgerecht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis auszuführen.<br />

Die Modulzuschneidung soll dabei bewirken, dass die Lernenden <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Betriebe<br />

relativ zügig „als vollwertig anerkannte MitarbeiterInnen <strong>in</strong> Arbeitsteams <strong>in</strong>tegriert wer-<br />

den, was sowohl die Motivation <strong>der</strong> TeilnehmerInnen för<strong>der</strong>t, ... als auch die Bereitschaft<br />

<strong>der</strong> Fachkräfte <strong>in</strong> den ausbildenden Betrieben verstärkt, an <strong>der</strong> Vermittlung von Berufsfä-<br />

higkeit <strong>der</strong> TeilnehmerInnen mitzuwirken, da e<strong>in</strong> unmittelbar erfahrbarer praktischer Zu-<br />

sammenhang <strong>der</strong> Kollegialität hergestellt wird.“ (Kr<strong>in</strong>gs/Oberth 2001, S. 23)<br />

Die <strong>in</strong>haltlich Ausrichtung <strong>der</strong> Module orientiert sich am geltenden Ausbildungsrahmen-<br />

plan und Rahmenlehrplan. Sie zielt mit Vermittlungsumfang, -tiefe, -dauer und -<br />

reihenfolge deutlich auf die Abschlussprüfung bei <strong>der</strong> IHK. Fachlicher Gegenstand <strong>der</strong><br />

theoretischen und praktischen Unterweisung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Module ist von da-<br />

her:<br />

� die allgeme<strong>in</strong>e Wirtschaftslehre,<br />

� die spezielle Wirtschaftslehre,<br />

� das Rechnungswesen,<br />

� die Informationsverarbeitung,<br />

� mo<strong>der</strong>ne Formen <strong>der</strong> Kommunikations- und Arbeitstechnik,<br />

� Deutsch<br />

� und Englisch.<br />

Abb. 5: Bündellung von Ausbildungs<strong>in</strong>halten zu Modulen, die sich an beruflichen Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />

und <strong>der</strong> beruflichen Handlungsfähigkeit orientieren.<br />

51


5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

An<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> fachliche Unterricht und die Vermittlung <strong>der</strong><br />

Inhalte <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Fächer aber nicht mehr getrennt vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu sehen. Mit <strong>der</strong> Mo-<br />

dularisierung ist auf <strong>der</strong> curricularen Ebene e<strong>in</strong>e Neuordnung verbunden, die zu e<strong>in</strong>er Zu-<br />

sammenführung und Bündelung von bisher getrennt vermittelten Inhalten unter dem Dach<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Module führt.<br />

Diese Bündelung stellt an die Lehrenden und die Veranstaltungsvorbereitung hohe Anfor-<br />

<strong>der</strong>ungen, denn sie setzt im Vorfeld und während <strong>der</strong> Durchführung e<strong>in</strong>es jeden Moduls<br />

e<strong>in</strong> sehr hohes <strong>in</strong>haltliches und methodisches Abstimmungsengagement zwischen den<br />

Lehrkräften voraus.<br />

So s<strong>in</strong>d von den Lehrkräften für das Modul „Beschaffungswirtschaft“ <strong>in</strong>haltlich alle kauf-<br />

männischen Aufgaben zusammenzufassen, die für die Beschaffung von Gütern und Dien-<br />

sten <strong>in</strong>nerhalb des betrieblichen Leistungsprozesses von Bedeutung s<strong>in</strong>d. Dazu zählt <strong>der</strong><br />

Ablauf des Beschaffungsvorganges von <strong>der</strong> Planung über die Durchführung bis zur Kon-<br />

trolle des Warene<strong>in</strong>gangs. Weitere Inhalte s<strong>in</strong>d das Reklamationswesen, mögliche Ver-<br />

tragsstörungen und die sich daraus ergebenden Rechte.<br />

Im Modul „Absatzwirtschaft“ s<strong>in</strong>d die Kenntnisse über die Instrumente <strong>der</strong> Absatzpolitik,<br />

Teilgebiete und Aufgaben <strong>der</strong> Marktforschung, ihre Rolle für den Absatz, die Organisation<br />

des Absatzes und wichtige rechtliche Bestimmungen, die den Absatz betreffen, zu ver-<br />

dichten. H<strong>in</strong>zu kommen Inhalte zum Ablauf <strong>der</strong> Auftrags- und Rechnungsbearbeitung, die<br />

Abwicklung e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> Aufträge unter E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Rechnungsstellung, -prüfung<br />

und -kontierung, die Überwachung <strong>der</strong> Zahlungsterm<strong>in</strong>e und die Bearbeitung <strong>der</strong> Zah-<br />

lungse<strong>in</strong>gänge bis zum betrieblichen und gerichtlichen Mahnverfahren.<br />

Das Modul „Personalwirtschaft“ bündelt die Lern<strong>in</strong>halte über die Grundlagen <strong>der</strong> Perso-<br />

nalwirtschaft, des betrieblichen Personalwesens, <strong>der</strong> Personalführung, -planung, -<br />

entwicklung und -verwaltung und ihre rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Dazu gehört auch<br />

die Entgeltabrechnung unter Anwendung <strong>der</strong> gesetzlichen, tariflichen und betrieblichen<br />

Regelungen (Lohnkonten, -steuern, Sozialversicherungsbeiträge, etc.).<br />

Das Modul „F<strong>in</strong>anzwirtschaft“ umfasst die Grundlagen <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzwirtschaft mit den Zu-<br />

sammenhängen von F<strong>in</strong>anzierung und Investition, <strong>der</strong> Anlagewirtschaft und des Jahresab-<br />

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5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

schlusses und außerdem den Überblick über die Steuerarten, den Zahlungsverkehr und die<br />

Überwachung <strong>der</strong> Zahlungsterm<strong>in</strong>e.<br />

5.3. Kernkomponenten auf <strong>der</strong> Handlungsebene<br />

Um die oben dargestellten Leitvorstellungen zur För<strong>der</strong>ung <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> zu<br />

realisieren, s<strong>in</strong>d für die konkrete Handlungsebene zusätzlich zum modularen Grundaufbau<br />

<strong>der</strong> KfB-Maßnahme weitere Kernkomponeten für die Maßnahme def<strong>in</strong>iert worden. Dazu<br />

gehören<br />

� <strong>der</strong> Lernvertrag zur Sicherung <strong>der</strong> Selbstverantwortung,<br />

� die Projektorientierung des Unterrichts zur Stärkung <strong>der</strong> Handlungsfähigkeit,<br />

� die fachliche und soziale Lernberatung zur verbalen Selbstreflexion,<br />

� das Berichtsheft und Lerntagebuch zur nonverbalen Selbstreflexion,<br />

� Lehrbriefe zur medialen Anregung von Selbstlernprozessen,<br />

� e<strong>in</strong> Handapparat (bereitgestellte Lernmittel) und e<strong>in</strong>e virtuelle Lernplattform zur För-<br />

<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Medienkompetenz.<br />

5.3.1. Lernvertrag zur Sicherung <strong>der</strong> Selbstverantwortung<br />

Um die geteilte Verantwortung zwischen Lehrendem und Lernendem schon am Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> Sem<strong>in</strong>argestaltung stärker zu verdeutlichen, wird von unterschiedlichen Autoren (vgl.<br />

Geißler 1994, S. 19 f / Siebert 2000, S. 208 f) <strong>der</strong> Abschluss e<strong>in</strong>es Lernvertrages angeregt.<br />

Mit diesem Vertrag soll festgeschrieben werden, wieviel Mitdenken, Kreativität, Offen-<br />

heit, Kritik, Selbstkontrolle, Diszipl<strong>in</strong> und Frustrationstoleranz von den e<strong>in</strong>zelnen Lernen-<br />

den untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite vom Lehrenden erwartet und gefor<strong>der</strong>t wer-<br />

den können. „Zu berücksichtigen ist dabei allerd<strong>in</strong>gs, dass das Lern<strong>in</strong>teresse oft anfangs<br />

noch diffus ist und die Teilnehmenden nicht alle didaktischen Fragen entscheiden kön-<br />

nen.“ (Siebert 2000, S. 209)<br />

Grundsätzlich ist <strong>der</strong> Lernvertrag <strong>in</strong>dividuell zwischen e<strong>in</strong>er Lehrkraft und den Teilneh-<br />

menden an se<strong>in</strong>er speziellen Lehrveranstaltung auszuhandeln. Wie hoch <strong>der</strong> Grad an Ver-<br />

b<strong>in</strong>dlichkeit von Lernverträgen ist, hängt <strong>in</strong> sehr starkem Maße davon ab, wie realistisch<br />

die Vertragsziele def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong> welchen Zeitspannen es zu e<strong>in</strong>er Überprüfung und<br />

gegebenenfalls zur Modifizierung <strong>der</strong> Ziele kommt. Enthalten kann er Angaben darüber,<br />

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5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

� wer die Vertragspartner s<strong>in</strong>d,<br />

� auf welchen Zeitraum er sich bezieht,<br />

� welche Ziele mit <strong>der</strong> Veranstaltung von Seiten <strong>der</strong> Lehrkraft verfolgt werden,<br />

� welche subjektiven Lernwünsche und –bedürfnisse die Lernenden haben,<br />

� an welchen Lernorten e<strong>in</strong>e Veranstaltung durchgeführt werden soll,<br />

� welche Inhalte <strong>in</strong> welcher Reihenfolge von Seiten <strong>der</strong> Lehrkraft angeboten werden,<br />

� welches methodische Vorgehen geplant ist,<br />

� wie die Vertragspartner mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> umgehen wollen<br />

� und wer welche Verantwortungen übernimmt.<br />

Durch die Vere<strong>in</strong>barung e<strong>in</strong>es Lernvertrags können zwei Bedürfnisse <strong>der</strong> Lernenden be-<br />

friedigt werden: E<strong>in</strong>erseits wird ihr Interesse an Mitbestimmung bezüglich spezieller <strong>in</strong>-<br />

haltlicher Fragen und Lernmethoden ernst genommen und an<strong>der</strong>erseits wird ihr Wunsch<br />

nach Strukturierung und orientierenden Vorgaben berücksichtigt.<br />

5.3.2. Projektorientierung des Unterrichts zur Stärkung <strong>der</strong> Handlungs-<br />

fähigkeit<br />

Um bei <strong>der</strong> normalen und alltäglichen Unterrichtsgestaltung e<strong>in</strong> Gegengewicht zur „me-<br />

thodischen Monostruktur“ (vgl. Meyer 1987, S. 63ff) des lehrerzentrierten Frontalunter-<br />

richts zu etablieren, ist <strong>in</strong>nerhalb des KfB-Teams e<strong>in</strong>e verstärkte Realisierung des Projekt-<br />

lernens vere<strong>in</strong>bart worden. Ziel dieser methodischen Festlegung ist es, die Lernenden<br />

stärker zu aktivieren und an die selbständige Bearbeitung und Lösung komplexer und<br />

fachübergreifen<strong>der</strong> Sachverhalte heranzuführen.<br />

Durchgeführt werden soll die projektartige Unterrichtsarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong> stabilen<br />

Kle<strong>in</strong>gruppen, die sich möglichst leistungsheterogen zusammensetzen. Diesen Kle<strong>in</strong>grup-<br />

pen wird im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel das Projektziel, die Dokumentation <strong>der</strong><br />

Projektarbeit und die abschließende Präsentation <strong>der</strong> Projektergebnisse vorgegeben. Über<br />

den Weg zum Erreichen <strong>der</strong> Projektziele entscheiden die Kle<strong>in</strong>gruppen selbständig und<br />

eigenverantwortlich.<br />

Die Aufgabe <strong>der</strong> Lehrenden besteht im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes dar<strong>in</strong> (vgl. Frei-<br />

muth/Hoets 1998, S. 137),<br />

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5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

� die Lernenden zum Lernprozess zu aktivieren,<br />

� den Gesamtzusammenhang des Lernprozesses zu beobachten und zu analysieren,<br />

� die Lernenden <strong>in</strong> Sachfragen zu begleiten, ohne ihnen die Lösung von Aufgaben ab-<br />

zunehmen,<br />

� <strong>in</strong>tegrierend auf gruppendynamische Prozesse e<strong>in</strong>zuwirken, ohne die Probleme stell-<br />

vertretend selbst zu lösen,<br />

� und die Ergebnisse und die Lernprozesse abschließend zu bewerten.<br />

Gestärkt werden sollen mit <strong>der</strong> Projektmethode e<strong>in</strong>erseits Schlüsselqualifikationen wie<br />

Verantwortung und Teamfähigkeit und an<strong>der</strong>erseits beruflich gefor<strong>der</strong>te Fähigkeiten wie<br />

selbständiges Informieren, Planen, Entscheiden, Durchführen, Kontrollieren und Bewerten<br />

von Arbeitsprozessen und –ergebnissen (vgl. Freimuth/Hoets 1998, S. 135).<br />

5.3.3. Fachliche und soziale Lernberatung zur verbalen Selbstreflexion<br />

Grundsätzlich lassen sich im Bildungsalltag <strong>in</strong> Bezug auf die Lernenden drei Beratungs-<br />

fel<strong>der</strong> unterscheiden (vgl. Huschke-Rhe<strong>in</strong> 1998, S. 153):<br />

� Die pädagogisch-psychologische Beratung,<br />

� die Laufbahnberatung,<br />

� die Unterrichtsberatung.<br />

Diese Beratungsfel<strong>der</strong> greift das Konzept <strong>der</strong> KfB-Maßnahme auf, <strong>in</strong>dem die soziale und<br />

die fachliche Beratung zu tragenden Elementen <strong>der</strong> Maßnahme gemacht werden. Dabei<br />

f<strong>in</strong>det die soziale Beratung <strong>in</strong> Form von Gruppenarbeit, E<strong>in</strong>zelfallarbeit o<strong>der</strong> Krisen<strong>in</strong>ter-<br />

vention statt und entwickelt zusammen mit den Lernenden <strong>in</strong>dividuelle För<strong>der</strong>pläne.<br />

Für die fachliche Beratung wird jedem Lernenden nach dem Basismodul e<strong>in</strong>e Lehrkraft als<br />

fester Fachberater zugeordnet. Diese steht dann als fachlicher Berater und Ansprechpartner<br />

zur Verfügung. Die Aufgaben <strong>der</strong> Lehrkräfte s<strong>in</strong>d dabei die Besprechung von Berichtsheft<br />

und Lerntagebuch, das Geben von H<strong>in</strong>weisen für die Bearbeitung <strong>der</strong> Lehrbriefe, das Re-<br />

flektieren von Lernfortschritten, das mit den Lernenden geme<strong>in</strong>same Erarbeiten und Set-<br />

zen fachlicher Meilenste<strong>in</strong>e und das Kontakthalten zu den Praktikumsbetrieben.<br />

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5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

Diese fachliche Beratung bedeutet für die Lehrkräfte e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung und setzt<br />

bei ihnen e<strong>in</strong>e Haltungsän<strong>der</strong>ung voraus. Sie müssen dazu bereit se<strong>in</strong>, sich <strong>in</strong> den fachli-<br />

chen Beratungssituationen vom gängigen Vermittlungsverhalten nach dem „Schulungs-<br />

modell“ zu lösen, denn es geht bei <strong>der</strong> für sie zunächst sicherlich ungewohnten Bera-<br />

tungstätigkeit ja nicht mehr ausschließlich um die bloße Weitergabe relevanter Inhalte. Sie<br />

sollen stattdessen e<strong>in</strong>e komplexe Lehr-/Lernsituation schaffen, die von e<strong>in</strong>em unmittelba-<br />

ren Austausch geprägt ist und auf <strong>der</strong> Ebene des gegenseitigen Verstehens mit e<strong>in</strong>em<br />

wechselseitigen Erkunden von Lehrendem und Lernendem verbunden ist (vgl. Heger<br />

1991, S. 3).<br />

5.3.4. Berichtsheft und Lerntagebuch zur nonverbalen Selbstreflexion<br />

Das Führen von Berichtsheften ist heute <strong>in</strong> nahezu allen Ausbildungsordnungen als e<strong>in</strong>e<br />

Pflichtaufgabe <strong>der</strong> Auszubildenden vorgeschrieben. Es ist sorgfältig und ordnungsgemäß<br />

zu führen und muss den Ausbil<strong>der</strong>n regelmäßig zur Kontrolle vorgelegt werden. Der Aus-<br />

bildende muss zum Führen <strong>der</strong> Berichtshefte anhalten und sie durchsehen (§6 BBiG –<br />

Berufsbildungsgesetz). Das vollständige Berichtsheft ist Voraussetzung für die Zulassung<br />

zur Abschlussprüfung (§ 39 BBiG).<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> KfB-Maßnahme muss das Berichtsheft die wesentlichen Inhalte <strong>der</strong> e<strong>in</strong>-<br />

zelnen Arbeitstage aufführen und 14-tägig e<strong>in</strong>en detaillierten Bericht zu e<strong>in</strong>em herausra-<br />

genden Qualifizierungs- bzw. Arbeits<strong>in</strong>halt darstellen. In diesem Turnus ist es im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er regelmäßigen Fachberatung <strong>der</strong> für die Fachberatung zugeordneten Lehrkraft zum<br />

Gegenzeichnen vorzulegen.<br />

Damit ist das Berichtsheft wichtiger fachlicher Nachweis über die vermittelten Lern<strong>in</strong>halte<br />

und bietet sich gleichzeitig im Rahmen <strong>der</strong> Fachberatung als gutes Instrument zum Eröff-<br />

nen von Lerngesprächen an.<br />

Neben dem Berichtsheft werden die Lernenden auch zum Führen e<strong>in</strong>es Lerntagebuchs<br />

angehalten. Es dient <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>der</strong> persönlichen Reflexion von <strong>in</strong>dividuellen, sozialen<br />

und fachlichen Fragen und soll helfen, persönliche Entwicklungen und Verän<strong>der</strong>ungen<br />

beim Lernenden und bei se<strong>in</strong>em Lernverhalten bewusst zu machen. Vergleichbar mit ei-<br />

nem persönlichen Tagebuch bietet es dem Lernenden Raum, sich Erfreuliches und Ärger-<br />

liches „von <strong>der</strong> Seele zu schreiben“. Es soll von den Lernenden genutzt werden<br />

56


5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

� für <strong>in</strong>haltliche Notizen und Informationen,<br />

� als Raum für reflexive Gedanken zum eigenen Lernen,<br />

� zur Planung, Formulierung und Überprüfung von persönlichen Lernzielen und Lern-<br />

prozessen,<br />

� um wichtige Term<strong>in</strong>e, Er<strong>in</strong>nerungen und „to do“-Listen festzuhalten,<br />

� für E<strong>in</strong>fälle, Geistesblitze, Erkenntnisse, Probleme o<strong>der</strong> offenen Fragen<br />

� und für alles an<strong>der</strong>e, was den Lernenden im Zusammenhang mit ihrem Lernen wichtig<br />

ersche<strong>in</strong>t.<br />

Berichtsheft und Lerntagebuch werden am Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Maßnahme unter Anleitung <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte von den Lernenden als Loseblattsammlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em D<strong>in</strong>-A4-Ordner e<strong>in</strong>ge-<br />

richtet und s<strong>in</strong>d von ihnen am Beg<strong>in</strong>n zu versehen mit<br />

� Trennblättern für verschiedene Rubriken (Berichtsheft-/Lerntagebuchteil),<br />

� vorgefertigten Blättern für den Berichtsheftteil,<br />

� leeren Blättern für persönliche Notizen und Aufzeichnungen,<br />

� e<strong>in</strong>em Kalen<strong>der</strong>, <strong>der</strong> über die Zeit <strong>der</strong> Maßnahme reicht,<br />

� grundlegenden Informationen zur Gesamtorganisation und zu den Zielen und Inhalten<br />

<strong>der</strong> Maßnahme,<br />

� Literaturempfehlungen,<br />

� Listen mit TeilnehmerInnen und Lehrkräften und<br />

� den aktuellen Unterrichtsplänen.<br />

Um die Lernenden im Verlauf <strong>der</strong> Maßnahme immer wie<strong>der</strong> zum Nutzen des Lerntage-<br />

buchs anzuregen, werden ihnen regelmäßig Arbeitsblätter ausgegeben, die zur Mitsteue-<br />

rung von Unterrichts- und Lern<strong>in</strong>halten konzipiert s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> schriftliches Feedback zur<br />

Lern- und Lehrgestaltung geben. Diese Arbeitsblätter können von den Lehrkräften e<strong>in</strong>ge-<br />

sammelt und allgeme<strong>in</strong> besprochen werden. Ansonsten entscheiden die TeilnehmerInnen<br />

selbst, welche Inhalte ihres Lerntagebuchs sie <strong>in</strong> Beratungssituationen öffentlich machen<br />

wollen.<br />

57


5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

5.3.5. Lehrbriefe zur medialen Anregung von Selbstlernprozessen<br />

Zu den Medien, die nach <strong>der</strong> oben dargestellten Klassifizierung von Rieck/Ritter geeignet<br />

s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e Lehrkraft im Rahmen e<strong>in</strong>es Lernprozesses partiell zu ersetzen, werden auch die<br />

im Rahmen von verschiedenen Modellversuchen (s.o.) zur arbeitsorientierten beruflichen<br />

Nachqualifizierung von An- und Ungelernten vorgeschlagenen Lehrbriefe gerechnet<br />

(Rieck/Ritter 1995, S. 382). Der Begriff des Lehrbriefs (auch Studienbrief genannt) ver-<br />

weist dabei auf das traditionell im Rahmen von Fernlehrgängen realisierte Korrespon-<br />

denzmodell. In diesem Modell erhält <strong>der</strong> Lernende wie bei e<strong>in</strong>em Briefwechsel (Korre-<br />

spondenz) zu e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunkt e<strong>in</strong>en Lehrbrief o<strong>der</strong> soll ihn sich, wie es heute<br />

immer üblicher wird, von e<strong>in</strong>er bestimmten Webseite im Internet herunterladen. In e<strong>in</strong>em<br />

vorgegebenen Zeitrahmen soll <strong>der</strong> Lernende diesen Lehrbrief „durcharbeiten“ und gege-<br />

benenfalls gelöste Aufgaben zur Kontrolle an e<strong>in</strong>en üblicherweise zugeordneten Tutor<br />

zurücksenden.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf selbstgesteuertes Lernen liegt e<strong>in</strong> großer Vorzug <strong>der</strong> Lehrbriefe dar<strong>in</strong>,<br />

dass die Lernenden ihren Umgang mit den Lehrbriefen <strong>in</strong> zeitlicher H<strong>in</strong>sicht sehr <strong>in</strong>divi-<br />

duell gestalten können, wobei sich grundsätzlich zwei Aspekte unterscheiden lassen (vgl.<br />

Hofer, 1974, 105ff):<br />

� Die Lehrbriefe legen die Lernenden nicht auf e<strong>in</strong>e bestimmte Geschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong><br />

Darbietung fest. Die Bearbeitung wird durch das <strong>in</strong>dividuelle Lerntempo <strong>der</strong> Lernen-<br />

den eigenständig und frei reguliert. Sie können selbst bestimmen, ob sie e<strong>in</strong>e Abbil-<br />

dung beispielsweise etwas genauer betrachten, e<strong>in</strong>zelne Wörter, Sätze o<strong>der</strong> ganze Ab-<br />

schnitte, <strong>der</strong>en Bedeutung sich ihnen nicht gleich erschließt, erneut lesen,<br />

zurückliegende Abschnitte nochmals überfliegen und sich noch e<strong>in</strong>mal vergegenwär-<br />

tigen o<strong>der</strong> ob sie auch e<strong>in</strong>mal kurz – o<strong>der</strong> länger – pausieren wollen, um e<strong>in</strong>em Ge-<br />

danken nachzuhängen o<strong>der</strong> um e<strong>in</strong>fach zu entspannen.<br />

� Die Lehrbriefe ermöglichen e<strong>in</strong>e eigenständige Bestimmung <strong>der</strong> jeweiligen Lerndauer.<br />

Das heißt die Lernenden können, abhängig von ihrem jeweiligen Konzentrationsver-<br />

mögen, für sich selbst die optimale Länge e<strong>in</strong>zelner Lernphasen festlegen. Sie s<strong>in</strong>d bei<br />

<strong>der</strong> Bearbeitung nicht an e<strong>in</strong>e extr<strong>in</strong>sische „zeitliche Steuerung des Lernprozesses“ ge-<br />

bunden, wie sie beispielsweise die historisch gewachsene Festlegung auf Unterrichts-<br />

stunden vorgibt.<br />

58


5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

Damit die Lehrbriefe die ihnen zugerechneten Möglichkeiten zur Unterstützung von<br />

Selbstlernprozessen entfalten können, muss ihre Gestaltung <strong>in</strong> angemessener Art und Wei-<br />

se erfolgen. Dazu schlägt Rebel (1998, S. 55) die Berücksichtigung folgen<strong>der</strong> H<strong>in</strong>weise<br />

vor:<br />

� Die genaue Differenzierung des Lernszenariums im H<strong>in</strong>blick auf Zielgruppe, Lern-<br />

ziele, Inhalte, Medien und verfügbare Lernkompetenzen,<br />

� die Klärung <strong>der</strong> Nähe o<strong>der</strong> Ferne des Lernszenariums von selbstgesteuertem Lernen,<br />

� die e<strong>in</strong>deutige Bestimmung <strong>der</strong> didaktischen Funktionen, die dem schriftlichen Lehr-<br />

material zukommen,<br />

� Überlegungen dazu, wie das schriftliche Lernmaterial den Lern<strong>in</strong>halten gerecht wird,<br />

das Lernen lernen för<strong>der</strong>t, den Bedürfnissen <strong>der</strong> Lernenden gerecht wird und sie moti-<br />

viert und wie Lern- und Selbstkontrollen <strong>in</strong>tegriert werden können,<br />

� die Bestimmung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an das Lernmaterial im H<strong>in</strong>blick auf die Lesbar-<br />

keit, Übersichtlichkeit, Strukturiertheit, aktivierende Elemente, Orientierungshilfen,<br />

(antizipatorische) Hilfen bei Lernschwierigkeiten, alternative Lernpfade und vertiefen-<br />

de Elemente als Optionen.<br />

Für die Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme „Kaufleute für Bürokommunika-<br />

tion“ orientieren sich die Lehrkräfte bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Lehrbriefe an diesen H<strong>in</strong>wei-<br />

sen. Ziel ist es, dabei für die Lernenden e<strong>in</strong>e motivationsför<strong>der</strong>nde und speziell auf die<br />

Lernziele und Lern<strong>in</strong>halte <strong>der</strong> jeweiligen Module abgestimmte Zusammenstellung von<br />

Lern- und Übungsmaterialien bereitzustellen, mit <strong>der</strong> sie zielgruppengerecht zu Selbstlern-<br />

prozessen angeregt werden.<br />

Die <strong>in</strong> den Lehrbriefen gestellten Aufgaben sollen von den Lernenden vor dem H<strong>in</strong>ter-<br />

grund des Unterrichts und <strong>der</strong> praktischen Gegebenheiten <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Praxisbetriebe<br />

selbständig außerhalb des normalen Unterrichtsgeschehens gelöst werden, wobei für die<br />

Bearbeitung <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> jeweils festgelegter, ausreichen<strong>der</strong> zeitlicher Rahmen zur Ver-<br />

fügung steht.<br />

59


5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

Formal enthält je<strong>der</strong> für die Module konzipierte Lehrbrief sechs Elemente:<br />

� E<strong>in</strong> Deckblatt mit dem Titel und Thema des Lehrbriefs, <strong>der</strong> Nennung des Moduls,<br />

dem er zugeordnet ist, und mit e<strong>in</strong>em kurzen E<strong>in</strong>führungstext, <strong>der</strong> die Lernziele ver-<br />

deutlicht, die mit ihm verfolgt werden. Zusätzlich ist es an dieser Stelle auch s<strong>in</strong>nvoll,<br />

den Schwierigkeitsgrad des Lehrbriefes darzustellen und H<strong>in</strong>weise zu den möglichen<br />

Bearbeitungsvoraussetzungen zu geben.<br />

� E<strong>in</strong>e sachliche Glie<strong>der</strong>ung, die die <strong>in</strong>haltlichen Teilthemen und –abschnitte des Lehr-<br />

briefes für die Lernenden veranschaulicht und ihnen e<strong>in</strong>e grobe Orientierung liefert.<br />

� Leitfragen zum Thema wie „Sie haben doch sicherlich schon etwas über ... gehört?“<br />

o<strong>der</strong> „Schreiben Sie die wichtigsten Stichworte auf, die Ihnen zu ... bereits geläufig<br />

s<strong>in</strong>d.“. Mit diesen Fragen soll e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e motivierende Wirkung entfaltet werden,<br />

<strong>in</strong>dem sie latent vorhandenes Wissen bei den Lernenden aktivieren und Neugier auf<br />

detaillierteres Wissen wecken. An<strong>der</strong>erseits stellen die Antworten auf diese Fragen für<br />

die Lernenden und für die Lehrenden im Berarbeitungsverlauf immer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Bezugspunkt zur (selbständigen) Beurteilung und E<strong>in</strong>ordnung <strong>der</strong> erworbe-<br />

nen Kenntnisse dar.<br />

� Inhaltliche Abschnitte, mit denen die Kern<strong>in</strong>halte des jeweiligen Moduls <strong>in</strong> schriftli-<br />

cher Form als deklaratives Wissen wie<strong>der</strong>gegeben und konkretisiert werden. Dabei<br />

wird darauf geachtet, dass die Inhalte durch die graphische Gestaltung von Texten und<br />

den E<strong>in</strong>satz von Bil<strong>der</strong>n möglichst abwechslungsreich angeboten werden.<br />

� Übungs- und Testaufgaben, wobei das Spektrum <strong>der</strong> Aufgaben von programmierten<br />

theoretischen Aufgaben über Rätsel, Lückentexte und Zuordnungsaufgaben bis h<strong>in</strong> zu<br />

sehr offen gestalteten praktischen Handlungsanweisungen o<strong>der</strong> Projektaufgaben rei-<br />

chen soll. Vor allem diesen Aufgaben kommt für das Aufmerksamkeits- und Orientie-<br />

rungsverhalten <strong>der</strong> Lernenden e<strong>in</strong>e wichtige Rolle zu. Nach Rothkopf (dargestellt bei<br />

Hofer 1974, S. 110) erfüllen e<strong>in</strong>geschobene Test- und Übungsaufgaben drei wichtige<br />

Funktionen: Sie lösen e<strong>in</strong> Suchverhalten aus, bei dem die Lernenden ihre Aufmerk-<br />

samkeit <strong>in</strong>tensiv auf den schriftlichen Text richten mit <strong>der</strong> Absicht, den visuell darge-<br />

botenen Buchstaben-, Wort und Bildsequenzen die für die Lösung relevanten gedank-<br />

lichen E<strong>in</strong>heiten zu entnehmen. Sie bewirken e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> relevanten<br />

Textstellen und sie ermöglichen durch die Kenntnisnahme <strong>der</strong> richtigen Lösung die<br />

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5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

Kontrolle und Nachprüfbarkeit des Gelernten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann, wenn die Lehrbriefe<br />

Möglichkeiten zur Selbstkontrolle be<strong>in</strong>halten.<br />

� E<strong>in</strong> Feedbackteil, <strong>der</strong> am Ende des Lehrbriefes die Lernenden zu e<strong>in</strong>er Reflexion des<br />

Gelernten anregt und dazu ermuntert, konstruktive Kritik an dem jeweiligen Lehrbrief<br />

zu üben. Feedbackteile müssen allerd<strong>in</strong>gs nicht nur am Ende des Lehrbriefs stehen. So<br />

ist es zum Beispiel ähnlich wie bei computergestützen Anwendungen möglich, <strong>in</strong> die<br />

Lehrbriefe e<strong>in</strong>en Lernbegleiter (Avatar) e<strong>in</strong>zufügen, <strong>der</strong> etwa <strong>in</strong> den Lehrbrief und sei-<br />

ne Ziele e<strong>in</strong>führt, Aufgaben erläutert, Rückmeldungen gibt, zu regelmäßigen Pausen-<br />

und Konzentrationsübungen motiviert o<strong>der</strong> bei schwierigen Aufgaben zum E<strong>in</strong>holen<br />

von Hilfe anregt. Auf diese Weise kann die Aufmerksamkeit durch das Ansprechen<br />

<strong>der</strong> Gefühlsebene <strong>der</strong> Lernenden gezielt auf wesentliche Lern<strong>in</strong>halte und Lernschritte<br />

gelenkt werden. Allerd<strong>in</strong>gs sollte e<strong>in</strong> solches Mittel nicht übertrieben häufig zur An-<br />

wendung kommen.<br />

Damit die Lernenden sich mit den Lehrbriefen im Rahmen <strong>der</strong> Module auch tatsächlich<br />

befassen, ist die Bearbeitung obligatorisch und mit <strong>der</strong> Zertifizierung des Moduls ver-<br />

knüpft. Das heißt, dass die Lernenden ke<strong>in</strong> Zertifikat für e<strong>in</strong> Modul erhalten, wenn sie den<br />

entsprechenden Lehrbrief nicht vollständig abgegeben haben.<br />

Ursprünglich war auch daran gedacht, dass die Lernenden für jedes Modul nicht nur e<strong>in</strong>en,<br />

son<strong>der</strong>n mehrere Lehrbriefe zu verschiedenen Themen bearbeiten und diese aus e<strong>in</strong>em<br />

Pool von Lehrbriefen nach Schwierigkeitsgraden und Interessen auswählen können. Diese<br />

Idee musste zunächst aber aus Mangel an erstellten Lehrbriefen zurückgestellt werden.<br />

Damit ist auch auf die momentan größte Hürde für den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Lehrbriefe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Maß-<br />

nahme h<strong>in</strong>gewiesen. Damit sie sich tatsächlich zu e<strong>in</strong>em wichtigen strukturellen Instru-<br />

ment <strong>der</strong> Maßnahme entwickeln können ist es notwendig, dass <strong>der</strong> bisherige Mangel an<br />

Lehrbriefen durch die Lehrkräfte mit e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Ausarbeitung zügig ausgeglichen<br />

wird. Dies wird anfänglich aber sicherlich die Qualität verr<strong>in</strong>gern.<br />

61


5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

5.3.6. Handapparat und virtuelle Lernplattform zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Medien-<br />

kompetenz<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Aneignung von Medienkompetenz im oben erläuterten S<strong>in</strong>ne ist<br />

neben dem E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Lehrbriefe auch die weitere mediale Unterfütterung <strong>der</strong> KfB-<br />

Maßnahme zu verstehen.<br />

E<strong>in</strong>erseits sollen die Lernenden dabei mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> ihrem Veranstaltungsraum immer zu-<br />

gänglichen Handapparat, <strong>der</strong> vor allem ausgewählte Fachliteratur und e<strong>in</strong>e Tageszeitung<br />

be<strong>in</strong>haltet, zu e<strong>in</strong>er Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit klassischen Medien ermuntert werden. 7 Auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite sollen sie durch den E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er webbasierten Lernplattform<br />

(www.lernen-on-l<strong>in</strong>e.de) gezielt an die verschiedenen Formen mo<strong>der</strong>ner Kommunikation<br />

und Mediennutzung herangeführt werden. Der Zugang zu dieser Plattform ist bisher für<br />

drei verschiedene Nutzergruppen vorgesehen:<br />

E<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>er Bereich, <strong>in</strong> dem vor allem Beratungsangebote gemacht werden, ist allen<br />

Internetnutzern zugänglich. Die Inhalte für diesen Bereich sollen von den TeilnehmerIn-<br />

nen im Verlauf <strong>der</strong> Maßnahme selbständig erarbeitet und im Internet bereitgestellt werden.<br />

E<strong>in</strong> zweiter Bereich ist nur den KursteilnehmerInnen selbst und den Lehrkräften <strong>der</strong> Maß-<br />

nahme zugänglich. Dieser Bereich <strong>der</strong> Plattform dient den TeilnehmerInnen <strong>der</strong> "KfB"-<br />

Maßnahme“ als e<strong>in</strong>e Art virtuelles Klassenzimmer. Sie f<strong>in</strong>den dort H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>forma-<br />

tionen zur Maßnahme, die bereits ausgegebenen Lehrbriefe, weitere von den Lehrkräften<br />

bereitgestellte Übungsmaterialien und Verweise auf an<strong>der</strong>e im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Ausbildung <strong>in</strong>-<br />

teressante Internetseiten. Zusätzlich ist es <strong>in</strong> diesem Bereich möglich, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gesicherten<br />

„Chatraum“ und e<strong>in</strong>en elektronischen „Forum“ auf virtuellem Wege synchron und asyn-<br />

chron mit an<strong>der</strong>en Lernenden und mit den Lehrkräften zu kommunizieren.<br />

Der dritte Bereich steht ausschließlich den Lehrkräften im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es virtuellen Lehrer-<br />

zimmers zur Kommunikation zur Verfügung. Sie können sich <strong>in</strong> diesem Bereich gegen-<br />

seitig maßnahmerelevante Informationen bereitstellen und austauschen.<br />

Gesicherten Zugang zu <strong>der</strong> Lernplattform haben die Lernenden grundsätzlich immer im<br />

Rahmen ihrer Unterrichtsveranstaltungen, die im EDV-Raum stattf<strong>in</strong>den (ca. 8 Stun-<br />

62


5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

den/Woche). Denkbar ist im Verlauf <strong>der</strong> Maßnahme auch, dass e<strong>in</strong>zelne Lernende über<br />

ihre Praxisbetriebe die Möglichkeit zur Internet- und Lernplattformnutzung bekommen.<br />

Die Möglichkeit, von Zuhause auf das Internet zugreifen und die Lernplattform nutzen zu<br />

können, wird nur den wenigsten QualifizierungsteilnehmerInnen gegeben se<strong>in</strong>. Diejeni-<br />

gen, die über e<strong>in</strong>en Internetzugang verfügen und dies möchten, sollen aber auf jeden Fall<br />

dabei unterstützt werden.<br />

Ob die Lernplattform tatsächlich <strong>in</strong> dem angedachten S<strong>in</strong>ne funktioniert und somit ihren<br />

Beitrag zur Entwicklung von Medienkompetenz leistet, wird sich erst im Verlauf <strong>der</strong> Maß-<br />

nahme herausstellen. Grundsätzlich s<strong>in</strong>d Bedenken auf jeden Fall angebracht, denn e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ter-<br />

aktiver Lernprozess lebt vom Austausch, also e<strong>in</strong>er (virtuellen) Begegnung zwischen Ler-<br />

nenden (mit gestellten Aufgaben) o<strong>der</strong> von Lehrenden und Lernenden. Alle<strong>in</strong> die Tatsache,<br />

dass dazu die praktische Möglichkeit besteht, reicht für e<strong>in</strong>e tatsächliche Begegnung aber<br />

noch nicht aus. Das „<strong>in</strong>s Netz stellen“ von Materialien ist zwar e<strong>in</strong> notwendiges, aber noch<br />

lange nicht h<strong>in</strong>reichendes Kriterium für die regelmäßige Nutzung <strong>der</strong> Lernplattform. H<strong>in</strong>zu<br />

kommt, dass sich <strong>der</strong> regelmäßige Besuch von Webseiten nur lohnt, wenn es dort auch re-<br />

gelmäßig etwas Neues zu entdecken gibt.<br />

Insofern müssen die Lernenden und auch die Lehrenden, für die die Nutzung <strong>der</strong> Lernplatt-<br />

form ja auch neu und ungewöhnlich ist, immer wie<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>em Besuch und zur Bereitstel-<br />

lung von Materialien aufgefor<strong>der</strong>t werden.<br />

5.3.7. Modulprüfungen und -zertifikate zur Sicherung von Lernfortschritten<br />

Jedes <strong>der</strong> oben beschriebenen E<strong>in</strong>zelmodule <strong>der</strong> KfB-Maßnahme wird am Ende durch e<strong>in</strong>e<br />

Modulprüfung abgeschlossen. Diese kann <strong>in</strong> schriftlicher Form o<strong>der</strong> durch Beobachtung<br />

und Beurteilung fachpraktischer Fähigkeiten erfolgen. Sie kann auch die Bearbeitung von<br />

Simulations- und Projektaufgaben o<strong>der</strong> die mündliche Beantwortung von Fragen be<strong>in</strong>hal-<br />

ten. Welche Prüfungsform e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelmodul beendet, wird den TeilnehmerInnen am Beg<strong>in</strong>n<br />

des jeweiligen Moduls mitgeteilt.<br />

Als erfolgreich abgeschlossen gilt e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelmodul, wenn die Abschlussprüfung bestanden<br />

wurde, die gefor<strong>der</strong>te Anzahl von Lehrbriefen bearbeitet und bestimmte zusätzliche Aufga-<br />

ben, wie beispielsweise Projektarbeiten von den Lernenden erledigt worden s<strong>in</strong>d. Die Zerti-<br />

7 Denkbar ist, dass sich dieser Handapparat zu e<strong>in</strong>em Selbstlernzentrum weiterentwickelt.<br />

63


5. Kapitel Elemente <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im KfB-Konzept<br />

fikate dokumentieren das Ergebnis <strong>der</strong> Modulabschlussprüfung, die Inhalte <strong>der</strong> im Rahmen<br />

des Moduls angebotenen Fächer und geben Auskunft über spezifische Leistungen, die im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es Moduls erbracht wurden (z. B. Anzahl und Titel <strong>der</strong> bearbeiteten Lehrbriefe,<br />

Leistungen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Projekts, Ergebnisse von Gruppenarbeiten usw.).<br />

Werden von e<strong>in</strong>em Lernenden die Leistungen, die für die Zertifizierung e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>-<br />

zelmoduls erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> nicht ausreichendem Maße erbracht, wird ke<strong>in</strong> Zerti-<br />

fikat ausgestellt und das Modul gilt als nicht bestanden.<br />

64


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

6. GESAMTBEURTEILUNG DER ERGEBNISSE UND DES PROZESSES<br />

Bei <strong>der</strong> Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> bisher bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH vollzoge-<br />

nen Prozesse und erzielten Ergebnisse zum Aufbau von Selbstlernstrukturen muss man<br />

zwischen zwei verschieden Entwicklungsprozessen unterscheiden. Dies s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> Kapitel 2 beschriebene Konstituierungs- und Zielf<strong>in</strong>dungsprozess <strong>der</strong> AG Selber<br />

und zum an<strong>der</strong>en die <strong>in</strong> den Kapiteln 3 und 4 dargestellte pilotprojektartige Konzeptent-<br />

wicklung durch das KfB-Team. Aus beiden Entwicklungsschritten lassen sich wertvolle<br />

und wichtige H<strong>in</strong>weise für die weitere Entwicklung gew<strong>in</strong>nen. Sie werden deshalb im<br />

H<strong>in</strong>blick auf ihre wesentlichen Merkmale <strong>in</strong> den Abschnitten 5.1. und 5.2. e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong><br />

analysiert. Der Abschnitt 5.3. fasst darüber h<strong>in</strong>aus abschließend die für die weitere Ent-<br />

wicklung wichtigsten för<strong>der</strong>nden und hemmenden Aspekte zusammen.<br />

6.1. Bilanz zu den Konstituierungs- und Zielf<strong>in</strong>dungsprozessen <strong>der</strong><br />

AG Selber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorphase<br />

Der im Kapitel 2. beschriebene Konstituierungs- und Zielf<strong>in</strong>dungsprozess <strong>der</strong> AG-Selber<br />

zeigt deutlich, dass dieser Prozess anfangs für die beteiligten MitarbeiterInnen nicht e<strong>in</strong>-<br />

fach und mit vielen Unwägbarkeiten behaftet war. Dies liegt hauptsächlich an den unter-<br />

schiedlichen Erwartungen, die sich an die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> AG Selber richteten. In dem<br />

Spannungsfeld zwischen DIE, <strong>der</strong> Geschäftsleitung und den von möglichen Entwicklun-<br />

gen betroffenen MitarbeiterInnen <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH musste die AG<br />

Selber zunächst ihre Rolle, Funktionen, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten def<strong>in</strong>ie-<br />

ren (vgl. dazu Keßler/W<strong>in</strong>kelhofer 1997, S. 40). Dies wurde durch den sehr überhasteten<br />

E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Arbeitsgruppentätigkeit zusätzlich erschwert, so dass e<strong>in</strong>e genaue Klärung<br />

von Aufgaben, Zielen, Kompetenzen und Verantwortungen erst im Laufe des geschil<strong>der</strong>-<br />

ten Aushandlungsprozesses durch die gemachten Erfahrungen langsam Formen ange-<br />

nommen hat. Effektiver wäre es sicherlich gewesen, sofort mit Aufnahme <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />

AG Selber für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe genauer und deutlicher zu klären,<br />

� was ihre spezielle Rolle bei <strong>der</strong> Projektentwicklung ausmacht,<br />

� mit welchen Erwartungen sie sich von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung, den KollegInnen, dem DIE<br />

und <strong>in</strong>nerhalb des Teams konfrontiert sehen werden,<br />

� welche Ressourcen <strong>in</strong> Bezug auf Zeit, Hilfen von außen, Sachmittel und f<strong>in</strong>anzielle<br />

Mittel zur Verfügung stehen,<br />

65


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

� welche Kompetenzen sie für die Arbeit mitbr<strong>in</strong>gen,<br />

� wie sie ihre Ergebnisse verantwortlich erarbeiten und für an<strong>der</strong>e aufbereiten wollen<br />

� und wie <strong>der</strong> Erfolg ihrer Arbeit erkennbar und messbar wird.<br />

Zu wenig thematisiert worden ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aushandlungsphase <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> AG Selber auch<br />

die mit dem Aufbau und <strong>der</strong> Entwicklung von Selbstlernarrangements e<strong>in</strong>hergehende<br />

tiefgreifende Verän<strong>der</strong>ung des Aufgabenspektrums <strong>der</strong> Lehrkräfte und die sich dadurch<br />

neu def<strong>in</strong>ierenden Rollenerwartungen. Dies macht vor allem <strong>der</strong> im Abschnitt 2.2. darge-<br />

stellte Diskussionsprozess im Rahmen des Teamtages mit den MitarbeiterInnen aller<br />

kaufmännischen Teams deutlich. Die <strong>in</strong> dieser Veranstaltung zum Ausdruck gekommenen<br />

Haltungen gegenüber <strong>der</strong> Entwicklung h<strong>in</strong> zu Selbstlernstrukturen zeigen e<strong>in</strong>e latente Un-<br />

sicherheit und auch Vorbehalte <strong>der</strong> KollegInnen gegenüber <strong>der</strong> zukünftigen Entwicklung.<br />

Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Berufsbil<strong>der</strong> des „Lehrers“ und des „Ausbil<strong>der</strong>s“ <strong>in</strong> die Richtung<br />

e<strong>in</strong>er weniger lehrenden und stattdessen mehr beratenden Tätigkeit (vgl. Arbeitsstab Fo-<br />

rum Bildung 2001, S. 13) ist <strong>in</strong> ihrer gesamten Dimension dabei aber kaum angesprochen<br />

und wahrgenommen worden.<br />

Insgesamt muss die Vorphase <strong>der</strong> <strong>Integration</strong> <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> bei <strong>der</strong> bildungs-<br />

markt waldenser gGmbH trotz <strong>der</strong> genannten Kritikpunkte aber dennoch als sehr erfolg-<br />

reich bewertet werden. So ist es durch die Aktivitäten <strong>der</strong> AG Selber <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es hal-<br />

ben Jahres gelungen,<br />

� die Vision „Selbstlernzentrum Bildungsmarkt“ zu entwickeln,<br />

� mit den KollegInnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Dialog über die Ziele <strong>der</strong> AG Selber zu treten,<br />

� Problembereiche und notwendige Voraussetzungen für die Entwicklung zu benennen<br />

� und schließlich zwei Pilotprojekte mit Vorbildcharakter für die weitere Entwicklung<br />

und Erprobung auszuwählen.<br />

6.2. Bilanz zur Konzeptentwicklungsphase und den erzielten Ergeb-<br />

nissen des KfB-Teams<br />

In den Kapiteln 3 und 4 s<strong>in</strong>d die unterschiedlichen Schritte und Ausgangspunkte bei <strong>der</strong><br />

Neukonzeption <strong>der</strong> KfB-Maßnahme unter Gesichtspunkten des <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong><br />

und <strong>der</strong> Modularisierung dargestellt worden. Deutlich gemacht wurde bei dieser Darstel-<br />

66


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

lung, dass <strong>der</strong> Konzeptentwicklungsprozess nicht von e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelperson vorangetrieben,<br />

son<strong>der</strong>n dass die Ergebnisse im Rahmen e<strong>in</strong>er Gruppendiskussion bzw. e<strong>in</strong>es Gruppen-<br />

prozesses <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH durch das KfB-Team erarbeitet<br />

worden s<strong>in</strong>d. Das heißt, ohne das Engagement und die Zusammenarbeit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong><br />

diesem Team wären die vorliegenden Ergebnisse nicht zustande gekommen.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite muss man aber auch ganz deutlich sehen, dass e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Team-<br />

arbeit nicht automatisch zu optimalen Ergebnissen führt. So macht beispielsweise Witte<br />

(2002, S. 203ff) bei den von ihm vorgestellten funktionalen Aspekten zu Gruppenprozes-<br />

sen deutlich, dass zwar „die Komplexität vieler Probleme nur durch gezielte <strong>Integration</strong><br />

des Wissens mehrerer Personen angegangen werden kann“ (Witte 2002, S. 206), aber<br />

� die Problemlösungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit von Gruppen sehr stark von den <strong>in</strong>dividuellen<br />

Problemlösungsfähigkeiten abhängig ist und man sich auf Gruppen im H<strong>in</strong>blick auf<br />

qualitativ hochwertige Lösungen nur verlassen kann, wenn es sich bei den Gruppen-<br />

mitglie<strong>der</strong>n um Experten handelt,<br />

� <strong>in</strong> Gruppen das Phänomen des „sozial loaf<strong>in</strong>g“ dazu führt, dass sich Personen <strong>in</strong><br />

Gruppen weniger anstrengen als unter <strong>in</strong>dividuellen Bed<strong>in</strong>gungen,<br />

� bei Gruppendiskussionen immer die Gefahr besteht, dass nicht geteiltes Wissen oft-<br />

mals wenig <strong>in</strong> die Diskussionen e<strong>in</strong>gebracht wird und die Gruppenmitglie<strong>der</strong> aus at-<br />

mosphärischen Gründen (zur Vermeidung von Konflikten) vor allem Wissens<strong>in</strong>halte<br />

austauschen, die bereits allen bekannt s<strong>in</strong>d.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund richtet sich bei <strong>der</strong> Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und Pro-<br />

zesse das Hauptaugenmerk auf die Beziehungen und die Atmosphäre <strong>in</strong>nerhalb des KfB-<br />

Teams während <strong>der</strong> Entwicklungsphase (Abschnitt 6.2.1). Die Beurteilung <strong>der</strong> Konzeptar-<br />

beit anhand von verschiedenen Selbste<strong>in</strong>schätzungen wird im Abschnitt 6.2.2. geschil<strong>der</strong>t.<br />

6.2.1. Die Teamarbeit im Rahmen des Entwicklungsprozesses<br />

Um die Bed<strong>in</strong>gungen, unter denen die Ergebnisse des KfB-Teams erzielt wurden, etwas<br />

besser zu veranschaulichen, s<strong>in</strong>d die Teammitglie<strong>der</strong> zwei Monate nach Abschluss <strong>der</strong><br />

Konzeptionsphase zu den Beziehungen und zur Atmosphäre <strong>in</strong>nerhalb des Teams wäh-<br />

rend <strong>der</strong> Entwicklungsphase befragt worden.<br />

67


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

Verwendet wurde dazu e<strong>in</strong> von Rechtien (1999, S. 140) vorgeschlagener Fragebogen zur<br />

Teamentwicklung (vgl. Anhang VI). Auf diesem Fragebogen haben die Teammitglie<strong>der</strong><br />

mit Hilfe von siebenstufigen bipolaren Rat<strong>in</strong>g-Skalen ihre jeweiligen E<strong>in</strong>schätzungen zu<br />

acht verschiedenen, den Zustand des Teams betreffenden Fragen abgegeben. Dabei stellen<br />

die hohen Bewertungen e<strong>in</strong>e positive und die niedrigen Werte e<strong>in</strong>e eher negative Bewer-<br />

tung dar.<br />

Ausgewählt wurde dieses Verfahren mit den Rat<strong>in</strong>g-Skalen, die <strong>in</strong> den Sozialwissen-<br />

schaften zwar „zu den am häufigsten verwendeten, aber auch umstrittensten Erhebungs<strong>in</strong>-<br />

strumenten“ (Bortz 1984, S. 118) zählen, weil es e<strong>in</strong>fach handhabbar und leicht verständ-<br />

lich ist. Die Ergebnisse geben <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>en Überblick über die aktuelle<br />

E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong> und s<strong>in</strong>d deshalb auch e<strong>in</strong>e gute Diskussionsgrundlage<br />

für die zukünftige Teamentwicklung. Im E<strong>in</strong>zelnen dienen sie <strong>der</strong> künftigen (vgl. Rechtien<br />

1999, S. 141)<br />

� Verbesserung des Verständnisses für die verschiedenen Rollen <strong>in</strong>nerhalb des Teams,<br />

� Verortung und Rolle des Teams <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Gesamtabläufe <strong>der</strong> Institution,<br />

� För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Effektivität des Teams durch die Entwicklung <strong>der</strong> Kommunikations-<br />

kultur <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong> untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

� För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Effektivität des Teams durch die stärkere gegenseitige Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong>,<br />

� Entwicklung e<strong>in</strong>es Verständnisses <strong>der</strong> gruppendynamischen Prozesse <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Teams,<br />

� Entwicklung von Wegen, wie bestehende Gruppenprobleme <strong>der</strong> Sach- und <strong>der</strong> Bezie-<br />

hungsebene bewältigt werden können,<br />

� Entwicklung <strong>der</strong> Fähigkeit, Konflikte positiv (statt destruktiv) zu nutzen,<br />

� Verbesserung <strong>der</strong> Fähigkeit, mit an<strong>der</strong>en Teams und Arbeitsgruppen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

zusammenzuarbeiten,<br />

� und För<strong>der</strong>ung des Bewusstse<strong>in</strong>s des gegenseitigen „aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> angewiesen Se<strong>in</strong>s“<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Teams.<br />

68


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

6.2.1.1. Ausmaß des gegenseitigen Vertrauens im Team<br />

Diagramm 1: Skalierung von großem Mißtrauen (1) bis<br />

zu großem Vertrauen (7). Die Durchschnittliche Abweichung<br />

vom Mittelwert liegt bei 1,17.<br />

Dem gegenseitigen Vertrauen<br />

kommt wohl e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

Rolle für die Entwicklung und<br />

das Gel<strong>in</strong>gen zwischenmensch-<br />

licher Interaktionen zu. Zwar ist<br />

es für e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Ar-<br />

beits- und Entwicklungsprozess<br />

nicht zw<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich,<br />

dass die Teammitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

„verschworene Geme<strong>in</strong>schaft“<br />

bilden. Es ist aber natürlich von Vorteil, wenn es unter ihnen ke<strong>in</strong>e Intrigen, ke<strong>in</strong>e Mogelei<br />

und ke<strong>in</strong> Führungsgerangel gibt. Dies gilt nicht nur für den privaten, son<strong>der</strong>n natürlich<br />

auch für den öffentlichen und beruflichen Bereich.<br />

Innerhalb des KfB-Teams wird das gegenseitige Vertrauen für die Phase <strong>der</strong> Konzeptent-<br />

wicklung von <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong> im Durchschnitt als recht gut bewertet<br />

(vgl. Diagramm 1). Grundsätzlich herrscht ke<strong>in</strong>e von Misstrauen geprägte Teamatmosphä-<br />

re vor.<br />

Es gibt aber auch Teammitglie<strong>der</strong>, die bei <strong>der</strong> Beantwortung <strong>der</strong> Frage nach dem gegen-<br />

seitigen Vertrauen eher zurückhaltend und vorsichtig bleiben. Sie verweisen damit ver-<br />

mutlich weniger auf e<strong>in</strong>en offenkundigen Mißstand im Team, son<strong>der</strong>n deuten an, dass es<br />

nicht nur „Schokoladenseiten“ gibt und dass das gegenseitige Vertrauen noch weiter gefe-<br />

stigt werden sollte.<br />

6.2.1.2. Kommunikation im Team<br />

Die Kommunikation im Team wird recht unterschiedlich bewertet (vgl. Diagramm 2).<br />

Zwar liegt die Mehrzahl <strong>der</strong> Bewertungen eher im positiven Bereich, <strong>in</strong>sgesamt verteilen<br />

sich die E<strong>in</strong>schätzungen durch die Teammitglie<strong>der</strong> aber nahezu im gesamten möglichen<br />

Spektrum von leichter Wachsamkeit und Vorsicht bis h<strong>in</strong> zur Offenheit und Glaubwürdig-<br />

keit.<br />

Ausmaß des gegenseitigen Vertrauens im Team<br />

6<br />

5<br />

7<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Antworten <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong><br />

3<br />

6<br />

4<br />

Teammitglie<strong>der</strong><br />

(~1,17)<br />

Durchschitt (5,17)<br />

69


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

Diese sehr weit gestreute Wahrnehmung <strong>der</strong> Kommunikationsprozesse ist mit Sicherheit<br />

ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e gestörte Kommunikation. Sie deutet aber an, dass nicht alle Team-<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Diagramm 2: Skalierung von wachsam, vorsichtig (1)<br />

bis zu offen, glaubwürdig (7). Die durchschnittliche<br />

Abweichung vom Mittelwert liegt bei 1,56.<br />

mitglie<strong>der</strong> während <strong>der</strong> Ent-<br />

wicklungsphase mit den abge-<br />

laufenenKommunikationspro- zessen bzw. mit den Formen <strong>der</strong><br />

Kommunikation gleichermaßen<br />

zufrieden waren.<br />

Für e<strong>in</strong>en gewissen Zeitraum<br />

mag e<strong>in</strong> solcher Zustand tragbar<br />

se<strong>in</strong>. Er sollte aber nicht zu<br />

lange unbearbeitet bleiben. Die Kommunikation <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Teams stellt das „Herz-<br />

stück“ <strong>der</strong> Teamarbeit dar. Nur wenn die e<strong>in</strong>zelnen Teammitglie<strong>der</strong> wirklich offen mite<strong>in</strong>-<br />

an<strong>der</strong> reden können, werden sie langfristig zu e<strong>in</strong>er reibungslosen Zusammenarbeit kom-<br />

men.<br />

6.2.1.3. Ausmaß <strong>der</strong> gegenseitigen Unterstützung<br />

Die Effektivität e<strong>in</strong>es Teams hängt sehr stark von <strong>der</strong> Frage ab, wie sehr sich die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Teammitglie<strong>der</strong> bei ihrer Arbeit und den von ihnen zu erledigenden Aufgaben unterstützen<br />

(vgl. Rechtien 1999, S. 141).<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

2<br />

7<br />

Kommunikation im Team<br />

3<br />

7<br />

5 5<br />

1 2 3 4 5 6<br />

4<br />

Antworten <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong><br />

Ausmaß <strong>der</strong> gegenseitigen Unterstützung<br />

6<br />

4<br />

5,5<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Antworten <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong><br />

Teammitglie<strong>der</strong><br />

(~1,56)<br />

Durchschnitt (4,83)<br />

Diagramm 3: Skalierung von „je<strong>der</strong> für sich“ (1) bis zu<br />

echtem gegenseitigem (7). Die durchschnittliche Abweichung<br />

vom Mittelwert liegt bei 1,08.<br />

3<br />

6<br />

Teammitglie<strong>der</strong><br />

(~1,08)<br />

Durchschnitt (4,75)<br />

Auch bei dieser Frage liegen die<br />

Beurteilungen <strong>der</strong> KfB-Team-<br />

mitglie<strong>der</strong> ähnlich wie bei <strong>der</strong><br />

Frage nach <strong>der</strong> Kommunikation<br />

zwar nicht extrem ausgeprägt,<br />

aber doch deutlich erkennbar<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> (vgl. Diagramm 3).<br />

So sieht e<strong>in</strong>e Hälfte <strong>der</strong> Team-<br />

mitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tendenz e<strong>in</strong><br />

recht hohes gegenseitiges Inter-<br />

70


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

esse, wogegen die an<strong>der</strong>e Hälfte eher zurückhaltend reagiert und die gegenseitige Unter-<br />

stützung vermutlich noch als ausbaufähig ansieht.<br />

6.2.1.4. E<strong>in</strong>deutigkeit <strong>der</strong> Ziele des Teams<br />

Bei <strong>der</strong> Frage nach dem Verständnis und <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Ziele <strong>der</strong><br />

Teamarbeit gibt es nahezu durchgängig e<strong>in</strong>e erfreulich positive und e<strong>in</strong>heitliche Beurtei-<br />

lung durch die Teammitglie<strong>der</strong> (vgl. Diagramm 4). Die Aufgaben und Ziele des Teams<br />

waren demnach im Wesentlichen sehr konkret beschrieben und realistisch gesetzt.<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

7<br />

Diagramm 4: Skalierung von nicht verstanden, bzw.<br />

akzeptiert (1) bis zu verstanden, akzeptiert (7). Die<br />

durchschnittliche Abweichung vom Mittelwert liegt bei<br />

0,58.<br />

Damit war e<strong>in</strong>e ganz wichtige<br />

Grundvoraussetzung für den<br />

Erfolg <strong>der</strong> Konzeptentwicklung<br />

gegeben, denn nur bei e<strong>in</strong>er<br />

großen Klarheit und E<strong>in</strong>igkeit<br />

über die Zielsetzung s<strong>in</strong>d die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Teammitglie<strong>der</strong> über-<br />

haupt erst handlungsfähig.<br />

Verantwortlich für die E<strong>in</strong>deu-<br />

tigkeit bei <strong>der</strong> Zielstellung ist<br />

sicherlich die umfangreiche und gründlich betriebene Situationserfassung und Leit-<br />

bildentwicklung am Beg<strong>in</strong>n des Entwicklungsprozesses.<br />

6.2.1.5. Umgang mit <strong>in</strong>ternen Konflikten im Team<br />

Die Frage nach dem Umgang mit Konflikten ergibt bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung e<strong>in</strong>e große Un-<br />

e<strong>in</strong>heitlichkeit <strong>in</strong>nerhalb des KfB-Teams (vgl. Diagramm 5). Zwar s<strong>in</strong>d überwiegend eher<br />

ausgeglichene Positionen vertreten, die darauf schließen lassen, dass sich diese Frage nicht<br />

ganz e<strong>in</strong>deutig beantworten lässt. Es gibt aber auch Teammitglie<strong>der</strong>, die sich sehr e<strong>in</strong>deu-<br />

tig bei den Extremen positionieren und das Gefühl zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen, dass Probleme<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Teams umgangen und unterdrückt, bzw. nicht akzeptiert und nicht<br />

ausgetragen werden.<br />

E<strong>in</strong>deutigkeit <strong>der</strong> Ziele des Teams<br />

6<br />

5<br />

6,5<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Antworten <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong><br />

6<br />

7<br />

Teammitglie<strong>der</strong><br />

(~0,58)<br />

Durchschnitt (6,25)<br />

71


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Diagramm 5: Skalierung von abstreiten, unterdrücken,<br />

umgehen (1) bis als unvermeidbar akzeptiert und werden<br />

ausgetragen (7). Die durchschnittliche Abweichung<br />

vom Mittelwert liegt bei 1,33.<br />

Wodurch dieser extreme Wahr-<br />

nehmungsunterschiedletztend- lich zustande kommt, kann und<br />

soll hier nicht beantwortet wer-<br />

den und muss <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Teams selbst geklärt und aufge-<br />

arbeitet werden.<br />

Als Vermutung soll an dieser<br />

Stelle lediglich auf die Mög-<br />

lichkeit von nicht ganz e<strong>in</strong>deu-<br />

tig geklärten Rollen- und Machtverhältnissen <strong>in</strong>nerhalb des Teams h<strong>in</strong>gewiesen werden.<br />

So ist es beispielsweise denkbar, dass e<strong>in</strong> Gruppenmitglied mit viel E<strong>in</strong>fluss auf die Ent-<br />

scheidungen des Teams unter dem Austragen von <strong>in</strong>ternen Konflikten lediglich die Aus-<br />

e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit se<strong>in</strong>en Vorschlägen versteht und an<strong>der</strong>e, beispielsweise mit se<strong>in</strong>er<br />

Rolle und se<strong>in</strong>en Handlungen verbundene Konflikte gar nicht wahrnimmt.<br />

6.2.1.6. Nutzung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Ressourcen<br />

Die Nutzung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Ressourcen für den Konzeptentwicklungsprozess wird fast<br />

durchgängig von allen Teammitglie<strong>der</strong>n als relativ hoch e<strong>in</strong>gestuft (vgl. Diagramm 6).<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Diagramm 6: Skalierung von schlechter Nutzung (1) bis<br />

zu guter Nutzung (7). Die durchschnittliche Abweichung<br />

vom Mittelwert liegt bei 0,31.<br />

Deutlich wird damit, dass die<br />

Teammitglie<strong>der</strong> sich <strong>in</strong> den<br />

Konzeptentwicklungsprozess<br />

mit ihren Fähigkeiten und Stär-<br />

ken e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen konnten und bei<br />

ihnen grundsätzlich e<strong>in</strong> Gefühl<br />

des s<strong>in</strong>nvollen Arbeitse<strong>in</strong>satzes<br />

zurückgeblieben ist. Zu erken-<br />

nen ist aber auch, dass von kei-<br />

nem Teammitglied <strong>der</strong> Spit-<br />

zenwert ausgewählt wurde und somit für die Nutzung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Ressourcen und<br />

damit für die Effektivität <strong>der</strong> weiteren Teamarbeit auch noch Entwicklungspotentiale offen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

1<br />

Umgang mit <strong>in</strong>ternen Konflikten im Team<br />

5<br />

4<br />

1 2 3 4 5 6<br />

5<br />

Antworten <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong><br />

7<br />

Nutzung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuelle Ressourcen<br />

6<br />

5<br />

4,5<br />

4<br />

3<br />

5 5<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Antworten <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong><br />

Teammitglie<strong>der</strong><br />

(~1,33)<br />

Durchschnitt (4,00)<br />

Teammitglie<strong>der</strong><br />

(~0,31)<br />

Durchschnitt (5,08)<br />

72


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

6.2.1.7. Kontrolle des Teams<br />

Auch bei <strong>der</strong> Frage, durch wen die Arbeit des KfB-Teams hauptsächlich kontrolliert und<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3<br />

Diagramm 7: Skalierung von Kontrolle von außen (1)<br />

bis zu Selbstkontrolle (7). Die durchschnittliche Abweichung<br />

vom Mittelwert liegt bei 1,16.<br />

damit letztendlich auch steuernd<br />

bee<strong>in</strong>flusst wird, zeigt sich e<strong>in</strong><br />

une<strong>in</strong>heitliches Bild (vgl. Dia-<br />

gramm 7). So gibt es zwar e<strong>in</strong>e<br />

ganze Reihe von Teammitglie-<br />

<strong>der</strong>n, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tendenz<br />

überwiegend <strong>der</strong> Selbstkontrolle<br />

unterworfen sehen, sich aber<br />

letztendlich unentschieden zei-<br />

gen. Darüber h<strong>in</strong>aus fühlen sich<br />

zwei Teammitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tendenz eher von außen kontrolliert und damit <strong>in</strong> ihren<br />

Teamaktivitäten stärker fremdbestimmt.<br />

Dieses Ergebnis ist <strong>in</strong>sofern sehr <strong>in</strong>teressant, da es ja e<strong>in</strong> erklärtes Ziel des Teams ist, von<br />

den Lernenden immer mehr Selbststeuerung und Selbstverantwortung für die Lernprozes-<br />

se zu for<strong>der</strong>n, das Team sich aber selbst zum<strong>in</strong>dest zum Teil Kontrollbed<strong>in</strong>gungen ausge-<br />

setzt sieht, die e<strong>in</strong>er Selbständigkeit entgegenstehen.<br />

Insofern kann die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Kontrollfrage gleichzeitig auch e<strong>in</strong>en An-<br />

satz bieten für die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit unterschiedlichen Haltungen zur Selbststeue-<br />

rung von Lernprozessen.<br />

5<br />

2<br />

Kontrolle des Teams<br />

4,5<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Antworten <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong><br />

6.2.1.8. Organisationsklima<br />

5<br />

6<br />

Teammitglie<strong>der</strong><br />

(~1,16)<br />

Durchschnitt (4,25)<br />

Mit <strong>der</strong> Frage nach dem Organisationsklima werden die Teammitglie<strong>der</strong> zu ihren konkre-<br />

ten Empf<strong>in</strong>dungen bezüglich ihrer grundsätzlichen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen befragt.<br />

Bis auf zwei Teammitglie<strong>der</strong>, die bei dieser Frage die höchsten Werte vergeben, bleiben<br />

alle an<strong>der</strong>en mit ihrer E<strong>in</strong>schätzung dabei eher zurückhaltend und sehen, wenn man unter-<br />

stellt, dass das Organisationsklima mit den Möglichkeiten <strong>der</strong> Mitsprache und persönli-<br />

chen Entfaltung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen MitarbeiterInnen korelliert, im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e stärker<br />

73


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

partizipative Unternehmensorganisation e<strong>in</strong>en gewissen Bedarf (vgl. Diagramm 8). Al-<br />

lerd<strong>in</strong>gs schätzen auch sie das Organisationsklima nicht als restriktiv und autoritär e<strong>in</strong>.<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

6.2.2. E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Prozesse und Ergebnisse<br />

Mit e<strong>in</strong>em weiteren Fragebogen s<strong>in</strong>d die KfB-Teammitglie<strong>der</strong>, e<strong>in</strong> Mitglied <strong>der</strong> AG-<br />

Selber und e<strong>in</strong>e Leitungskraft <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

Selbste<strong>in</strong>schätzung mit e<strong>in</strong>em Fragebogen zum Konzeptentwicklungsprozess, zur<br />

Qualität <strong>der</strong> entwickelten Instrumente und zu <strong>der</strong>en Realisierbarkeit befragt worden.<br />

Die Ergebnisse dieser Befragungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Abschnitten 5.1. bis 5.3. zusammen-<br />

gefasst.<br />

4 4 4<br />

Organisationsklima<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Antworten <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong><br />

7<br />

4<br />

Ziel dieser Befragungen war es, durch die Beteiligten selbst H<strong>in</strong>weise zu möglichen Chan-<br />

cen und Risiken, die sich mit dem Entwicklungsprozess verb<strong>in</strong>den, zu erhalten.<br />

6.2.2.1. E<strong>in</strong>schätzung durch das KfB-Team<br />

In <strong>der</strong> Befragung br<strong>in</strong>gt die Mehrzahl <strong>der</strong> KfB-Teammitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e deutliche Zufrieden-<br />

heit darüber zum Ausdruck, dass es mit Hilfe <strong>der</strong> Modularisierung und <strong>der</strong> Lehrgangsord-<br />

nung gelungen ist, e<strong>in</strong>en transparenten und vollständigen Überblick über Verlauf und<br />

Rahmen <strong>der</strong> gesamten Maßnahme zu schaffen. Als zukünftige Erleichterung für die Unter-<br />

richtsplanung wird <strong>in</strong> diesem Zusammenhang <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die mit <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong><br />

Module verbundene Möglichkeit zur klaren Abstimmung <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong> bezüglich<br />

<strong>der</strong> Lehr<strong>in</strong>halte und ihres jeweiligen Zeitumfangs empfunden.<br />

7<br />

Teammitglie<strong>der</strong><br />

(~1,33)<br />

Durchschnitt (5,00)<br />

Diagramm 8: Skalierung von<br />

Konformitätsdruck, restriktiv (1)<br />

bis tolerant, Berücksichtigung<br />

von Verschiedenheit (7). Die<br />

durchschnittliche Abweichung<br />

vom Mittelwert liegt bei 1,33.<br />

74


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

Kritisiert wird an <strong>der</strong> Modulkonzeption aus dem Entwicklungsteam heraus allerd<strong>in</strong>gs<br />

auch, dass sie <strong>in</strong> ihrer momentanen Zuschneidung und Handhabung noch viel zu starr ist,<br />

sich zu wenig am Niveau <strong>der</strong> Lernenden orientiert, Lehrende und Lernende für die Erar-<br />

beitung <strong>der</strong> Unterrichts<strong>in</strong>halte sehr stark unter Zeitdruck setzt und die <strong>in</strong>haltliche Abstim-<br />

mung unvollständig und zu wenig e<strong>in</strong>deutig geblieben ist.<br />

Für die För<strong>der</strong>ung des selbständigen <strong>Lernens</strong> werden von den KfB-Teammitglie<strong>der</strong>n alle<br />

Instrumente als geeignet angesehen, die darauf abzielen, die Lernenden frei agieren und<br />

die Lehrkräfte möglichst wenig steuern zu lassen. Dazu wird vor allem die geplante zu-<br />

nehmende Projektorientierung <strong>der</strong> Unterrichtsgestaltung gerechnet. Als sehr wichtig wer-<br />

den aber auch die Lehr-/Lernverträge, die Lehrbriefe zur eigenständigen Erarbeitung von<br />

Lern<strong>in</strong>halten und die verschiedenen Möglichkeiten zur Reflexion des <strong>Lernens</strong> (Lerntage-<br />

buch, Lernberatung) e<strong>in</strong>geschätzt.<br />

Gerade die Instrumente zur Lernreflexion werden vom Team <strong>in</strong> Bezug auf ihre mittel- bis<br />

langfristige Umsetzung allerd<strong>in</strong>gs auch kritisch gesehen. So besteht die Befürchtung, dass<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz des Lerntagebuchs und die Lernberatung sich langfristig wegen e<strong>in</strong>es zu hohen<br />

Zeitaufwands durch die Lernenden und Lehrenden vermutlich nur schwer umsetzen lassen<br />

werden und deshalb vom Team noch genauer besprochen werden sollten.<br />

6.2.2.2. E<strong>in</strong>schätzungen durch die AG Selber<br />

Von Seiten <strong>der</strong> AG Selber wird als beson<strong>der</strong>s positiv hervorgehoben, dass dem KfB-Team<br />

für die Phase <strong>der</strong> Kursplanung und Konzeptarbeit ungewöhnlich viel, aber auch notwendi-<br />

ge Zeit e<strong>in</strong>geräumt wurde und diese unter an<strong>der</strong>em dafür genutzt worden ist, den Verlauf<br />

und die Ereignisse des vorangegangenen Kurses sehr umfassend zu reflektieren. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus wird bei <strong>der</strong> Gesamtbetrachtung des Entwicklungsprozesses vor allem die E<strong>in</strong>be-<br />

ziehung des Qualitätsgedankens und das im Laufe <strong>der</strong> Entwicklung immer wie<strong>der</strong> durch<br />

das KfB-Team geäußerte Anliegen, die Prozesse und Ergebnisse für an<strong>der</strong>e KollegInnen<br />

im Haus transparent zu machen, als sehr wertvoll empfunden.<br />

Als e<strong>in</strong>e sich eventuell herauskristallisierende Schwierigkeit wird dagegen angesehen, dass<br />

möglicherweise zu viele „Versuchsballons“ für den Kurs entwickelt worden s<strong>in</strong>d und dar-<br />

aus e<strong>in</strong>e permanente Überlastung <strong>der</strong> Lehrkräfte resultiert. So wird während des Kursver-<br />

laufs neben <strong>der</strong> „simplen“ Unterrichtsvorbereitung, die im S<strong>in</strong>ne von selbstgesteuertem<br />

75


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

Lernen „umgestrickt“ werden soll, sehr viel zusätzliche Zeit für die regelmäßigen Refle-<br />

xionen mit den Lernenden, die Erstellung und Korrektur <strong>der</strong> Lehrbriefe und die Vorberei-<br />

tung und Gestaltung <strong>der</strong> Modulprüfungen benötigt. Wo diese Arbeitszeit herkommen soll<br />

bzw. wie die zeitlichen Abläufe für alle Lehrkräfte und Lernenden zumutbar und erfolg-<br />

reich e<strong>in</strong>geteilt werden können, ist durch das KfB-Team im Rahmen <strong>der</strong> Konzeptent-<br />

wicklung nicht e<strong>in</strong>deutig geklärt worden.<br />

Im S<strong>in</strong>ne des <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> und e<strong>in</strong>er För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Eigenverantwortung <strong>der</strong><br />

Lernenden für ihren Lernprozess betont die AG Selber als wichtige Instrumente beson<strong>der</strong>s<br />

die Lehr-/Lernverträge, die Lernberatung – wenn sie denn stattf<strong>in</strong>det – und die regelmäßi-<br />

gen Kurz-Reflexionen durch die Lernenden als Basis für die Lernberatung. Ob bei den<br />

Voraussetzungen <strong>der</strong> Lernenden die Lerntagebücher für die Lernreflexionen allerd<strong>in</strong>gs<br />

tatsächlich e<strong>in</strong>e wichtige unterstützende Rolle spielen können, wird abwartend gesehen.<br />

Hilfreich kann dabei möglicherweise die von e<strong>in</strong>em Teammitglied e<strong>in</strong>gebrachte Idee se<strong>in</strong>,<br />

die Lernenden selbständig e<strong>in</strong>en Reflexionsfragebogen entwickeln zu lassen.<br />

Abschließend wird <strong>in</strong> Bezug auf den gesamten Konzeptentwicklungsprozess aus <strong>der</strong> AG<br />

Selber heraus nochmals darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass zum<strong>in</strong>dest bei <strong>der</strong> Planung des Kurses<br />

durch die zeitlichen und personellen Möglichkeiten <strong>in</strong>sgesamt unüblich gute Bed<strong>in</strong>gungen<br />

herrschten und diese Verhältnisse vermutlich nicht so ohne weiteres auf an<strong>der</strong>e Kurszu-<br />

sammenhänge <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH zu übertragen s<strong>in</strong>d.<br />

6.2.2.3. E<strong>in</strong>schätzungen durch e<strong>in</strong>e Leitungskraft<br />

Für die Phase <strong>der</strong> konzeptionellen Arbeit des KfB-Teams ist aus Leitungssicht beson<strong>der</strong>s<br />

herausragend die spontane und anhaltende Bereitschaft aller Teammitglie<strong>der</strong> aufgefallen,<br />

sich geme<strong>in</strong>sam mit (zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> diesem Zusammenhang) neuen pädagogischen Ansät-<br />

zen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen und diese zu e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>sam getragenen Konzept zusammen-<br />

zub<strong>in</strong>den. Dadurch sei trotz <strong>der</strong> unklaren Situation, ob, wann und zu welchen Konditionen<br />

die Maßnahme bewilligt werden würde, im Vertrauen auf die Unterstützung durch die<br />

Geschäftsleitung, e<strong>in</strong> Bottom-Up-Prozess <strong>in</strong> Gang gekommen, <strong>der</strong> vor allem durch die<br />

Kompetenzen, Interessenlagen und Fragestellungen <strong>der</strong> beteiligten Teammitglie<strong>der</strong> ge-<br />

steuert und vorangetrieben wurde. Auffällig seien dabei die pragmatische Vorgehensweise<br />

des KfB-Teams und <strong>der</strong> weitgehende Verzicht auf Grundsatzdebatten, angestrebte Gesell-<br />

76


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

schaftsrevolutionen und Endlos-Recherchen gewesen. Vielmehr sei es dem Team gelun-<br />

gen, zeitnah und konkret mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu arbeiten.<br />

Insgesamt sieht die Leitung das KfB-Team mit se<strong>in</strong>er Konzeptentwicklungsarbeit, den<br />

erzielten Ergebnissen, aber auch den e<strong>in</strong>geräumten Freiheiten <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

sehr weit vorn. Von daher ist aus ihrer Sicht e<strong>in</strong>e zusätzliche Unterstützung beim Aufbau<br />

von Selbstlernstrukturen und <strong>der</strong> Entwicklung neuer Lernarrangements durch an<strong>der</strong>e<br />

Teams o<strong>der</strong> Betriebse<strong>in</strong>heiten kaum, bzw. nur an sehr begrenzten Schnittstellen möglich.<br />

Selbstkritisch betrachtet die Leitung auch ihre eigene prozessunterstützende Rolle und<br />

stellt fest, dass sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklungsphase zum Teil härtere Diskussionen hätte heraus-<br />

for<strong>der</strong>n müssen. Für die verschiedensten sich im KfB-Team anbahnenden Probleme, wie<br />

die sehr hohe Arbeitsbelastung <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong>, Schwierigkeiten bei Absprachen o<strong>der</strong><br />

auch mögliche Personalwechsel <strong>in</strong>nerhalb des Teams, hätten dadurch bereits im Vorfeld<br />

tragfähige Lösungen entwickelt werden können. Deshalb bestehe nun die Gefahr e<strong>in</strong>es<br />

erheblichen „Verpuffens“ des vorhandenen Innovationspotentials.<br />

In Bezug auf die Entwicklung von Instrumenten zur För<strong>der</strong>ung des <strong>selbstgesteuerten</strong> Ler-<br />

nens hat aus Sicht <strong>der</strong> Leitung die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konzeption verankerte Lernberatung e<strong>in</strong>en be-<br />

son<strong>der</strong>s hohen Stellenwert. Zwar s<strong>in</strong>d Module und Lehrbriefe ebenfalls bedeutsam, weil<br />

sie wichtige strukturelle Glie<strong>der</strong>ungselemente darstellen und gleichzeitig den Lernenden<br />

zeigen können, was sie schon geleistet haben, wo sie stehen und was daran auf ihre eigene<br />

Initiative zurückzuführen ist. Mit <strong>der</strong> professionalisierten Lernberatung sei dies aber sehr<br />

viel direkter möglich. Durch sie können den im Benachteiligtenbereich häufig „konsumie-<br />

renden“ Lernenden <strong>der</strong> geeignete Halt und die notwendige Orientierung gegeben und<br />

rechtzeitig auf die im langfristigen Lernprozess angelegten Rückschläge und Probleme<br />

zeitnah und an die <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnisse angepasst h<strong>in</strong>gewiesen werden.<br />

Im Zusammenhang mit dem vom KfB-Team entwickelten Modulzuschnitt ist aus Lei-<br />

tungssicht fraglich, ob dieser sich mittel- bis langfristig <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorgeschlagenen Art und<br />

Weise durchsetzen wird. Dagegen sprechen die sich rasant wandelnden beruflichen An-<br />

for<strong>der</strong>ungen, die immer höher werdende Geschw<strong>in</strong>digkeit, mit <strong>der</strong> die Berufsbil<strong>der</strong> neu<br />

geordnet werden und die zunehmende Tendenz zu schnell erreich- und verwertbaren Teil-<br />

qualifikationen.<br />

77


6. Kapitel Gesamtbeurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Prozesses<br />

Insgesamt zeigt sich die Leitung mit dem bisherigen Diskussions- und Entwicklungspro-<br />

zess <strong>in</strong>nerhalb des KfB-Teams aber sehr zufrieden, auch wenn die Frage nach dem Trans-<br />

fer <strong>der</strong> erzielten Ergebnisse und gesammelten Erfahrungen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Teams und die Per-<br />

spektive <strong>der</strong> Lernenden etwas <strong>in</strong>tensiver hätte aufbereitet werden können. Diese Punkte<br />

seien aber ohne weiteres noch nachträglich bearbeitbar.<br />

78


7. Kapitel Perspektiven für die Umsetzung des Konzeptes<br />

7. PERSPEKTIVEN FÜR DIE UMSETZUNG DES KONZEPTES<br />

Alle <strong>in</strong> dem Konzept für e<strong>in</strong>e KfB-Maßnahme formulierten Ziele s<strong>in</strong>d nur so gut, wie sie<br />

auch tatsächlich umgesetzt werden. E<strong>in</strong>en bestimmenden E<strong>in</strong>fluss auf die Realisierung-<br />

schancen und die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten des im KfB-Konzept angelegten<br />

pädagogischen Grundgerüsts wird deshalb <strong>der</strong> alltägliche Umgang aller Beteiligten <strong>in</strong>ner-<br />

halb <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung mit diesem Konzept haben. Die neuralgischen Punkte dabei s<strong>in</strong>d, wie<br />

auch die verschiedenen Befragungen deutlich gemacht haben, vor allem die zeitlichen<br />

Ressourcen und die Arbeitsbelastung <strong>der</strong> Betroffenen, ihre persönlichen Haltungen zum<br />

Konzept und zur Zielvorstellung des <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> sowie ihre Fähigkeit zur<br />

effektiven und weitgehend störungsfreien Kommunikation. H<strong>in</strong>zu kommen als wichtige<br />

und sehr stark von den Teammitglie<strong>der</strong>n selbst bee<strong>in</strong>flussbare Faktoren noch die Prioritä-<br />

tensetzung bei <strong>der</strong> Realisierung des Konzeptes und die Frage, ob es gel<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong>e stabilisie-<br />

rende, aber gleichzeitig auch flexible Rout<strong>in</strong>ebildung für die verschiedenen Abläufe zu<br />

etablieren (vgl. Meyer 1983, S. 166 ff).<br />

Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d die Möglichkeiten <strong>der</strong> Realisierung und Übertragung des Konzeptes und<br />

<strong>der</strong> dar<strong>in</strong> formulierten Ideen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH auch sehr<br />

eng mit den - <strong>in</strong> jedem Betrieb vorhandenen - strukturell bed<strong>in</strong>gten Reibungspunkten ver-<br />

knüpft. Dazu gehören beispielsweise Aspekte <strong>der</strong> formalen Betriebsorganisation, des Be-<br />

triebsklimas, <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerbetrieblichen Machtverhältnisse, persönliche Reibungen, soziale<br />

Konflikte o<strong>der</strong> auch die Arbeits- und Lohnbed<strong>in</strong>gungen, die mit über die Realisierung-<br />

schancen entscheiden und deshalb für die Umsetzung ke<strong>in</strong>esfalls außer Acht gelassen<br />

werden sollten (vgl. Dahrendorf 1959, S. 53 ff; Keßler/W<strong>in</strong>kelhofer 1997, 147 ff).<br />

Als für die weitere Umsetzung des Konzeptes beson<strong>der</strong>s wichtige (weil zum<strong>in</strong>dest teilwei-<br />

se durch die KfB-Teammitglie<strong>der</strong> selbst bee<strong>in</strong>flussbare) Aspekte werden <strong>in</strong> den folgenden<br />

Unterabschnitten die Zeitknappheit (Abschnitt 5.3.1.), die verschiedenen Haltungen dem<br />

Konzept gegenüber (Abschnitt 5.3.2.), die Kommunikationsfähigkeit (Abschnitt 5.3.3.),<br />

die Prioritätensetzung (Abschnitt 5.3.4.) und mögliche <strong>in</strong>nerbetriebliche Reibungspunkte<br />

diskutiert.<br />

79


7. Kapitel Perspektiven für die Umsetzung des Konzeptes<br />

7.1. Zeitknappheit<br />

Die Zeitknappheit ist <strong>in</strong> den verschiedenen Befragungen immer wie<strong>der</strong> als e<strong>in</strong>e sehr her-<br />

ausragende Schwierigkeit für die Umsetzung des KfB-Konzeptes genannt worden. Diese<br />

Sorge ist begründet und verständlich, denn die betroffenen Lehrkräfte und Sozialpädago-<br />

gen s<strong>in</strong>d bereits durch ihren bisherigen Unterrichts- und Arbeitsalltag physisch und psy-<br />

chisch stark belastet und oftmals überanstrengt.<br />

Insgesamt ist das Problem <strong>der</strong> Zeitknappheit sehr vielfältig. Beispielhaft sei hier deshalb<br />

nur darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass sich Lehrende neben dem re<strong>in</strong>en Unterrichten und <strong>der</strong> Vor-<br />

bereitung darauf mit sehr vielen weiteren kle<strong>in</strong>en D<strong>in</strong>gen beschäftigen müssen. Dazu ge-<br />

hören etwa das E<strong>in</strong>sammeln von Entschuldigungen, die Vorbereitung, Durchführung und<br />

Protokollierung von Teamsitzungen, das Ausfüllen von Klassenbüchern, Listen und Stati-<br />

stiken, spontane Hilfsangebote für die Lernenden o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>fach nur das Nachlegen<br />

von Papier im Fotokopierer. Für viele dieser Aufgaben ist nie genug Zeit. Alles muss mit<br />

e<strong>in</strong>em hohen Tempo „zwischen Tür und Angel“ erledigt werden und ständig nagt das<br />

schlechte Gewissen am Selbstverständnis, weil wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal etwas nicht, nur halb o<strong>der</strong><br />

den eigenen Ansprüchen nicht genügend erledigt wurde.<br />

Für die Umsetzung des KfB-Konzepts hat sich das KfB-Team nun zusätzlich selbst unter<br />

e<strong>in</strong>en erheblichen Erfolgsdruck gesetzt. Die damit verbundenen pädagogischen und vor<br />

allem eben auch zeitlichen Anfor<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d, wenn man an die Erstellung von Lehrbrie-<br />

fen, die Gestaltung und Kontrolle von Modulprüfungen o<strong>der</strong> auch an die Beratungsaufga-<br />

ben denkt, enorm. Wie lange all diese Tätigkeiten und Aufgaben überhaupt dauern dürfen<br />

und wie umfassend sie se<strong>in</strong> müssen, ist, da <strong>in</strong> gewisser Weise Neuland betreten wird, bis-<br />

her gar nicht e<strong>in</strong>deutig def<strong>in</strong>iert. Genau dieser Mangel an e<strong>in</strong>em halbwegs objektiven Ver-<br />

gleichsmaß setzt die Lehrkräfte wie<strong>der</strong>um zusätzlich unter den Druck e<strong>in</strong>es ständigen<br />

Beweisnotstands. Sie müssen sich selbst und an<strong>der</strong>en gegenüber immer wie<strong>der</strong> rechtferti-<br />

gen, warum sie „so“ lange für bestimmte Aufgaben und Tätigkeiten gebraucht haben (vgl.<br />

Meyer 1983, S. 172).<br />

Die Frage, ob und wie mit dem so empfundenen Zeitnotstand und dem Druck, unter<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digeitsbed<strong>in</strong>gungen arbeiten zu müssen, umgegangen werden kann, wird<br />

das KfB-Team letztendlich nur selbst lösen können. Deutlich ist aber, dass die Qualität <strong>der</strong><br />

Konzeptumsetzung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen Zusammenhang zu <strong>der</strong> Fähigkeit des Teams zu sehen<br />

80


7. Kapitel Perspektiven für die Umsetzung des Konzeptes<br />

ist, sich zeitliche Freiräume, bzw. für die Umsetzung e<strong>in</strong>en gewissen Zeitwohlstand (vgl.<br />

zu diesem Begriff Geißler 2000, S. 189ff) zu schaffen.<br />

7.2. Haltungen gegenüber dem Konzept<br />

Neben <strong>der</strong> Zeitknappheit ist die Qualität <strong>der</strong> Konzeptumsetzung beson<strong>der</strong>s von den E<strong>in</strong>-<br />

stellungen <strong>der</strong> beteiligten MitarbeiterInnen zu dem Konzept abhängig. E<strong>in</strong>e positive Hal-<br />

tung dem Konzept gegenüber bedeutet gleichzeitig auch e<strong>in</strong>e hohe Bereitschaft <strong>der</strong> Betei-<br />

ligten, sich für das Ziel <strong>der</strong> Umsetzung des Konzeptes e<strong>in</strong>zusetzen und dafür<br />

Verantwortung zu übernehmen. Welche Haltungsformen gegenüber Zielen und Visionen<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en unterschieden werden können, veranschaulicht die folgende Tabelle, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> verschiedene von Senge (1996, S. 268) vorgeschlagene Typen zusammengefasst s<strong>in</strong>d.<br />

Haltung zur Vision<br />

(Leitbild)<br />

<strong>in</strong>dividuelles Motiv e<strong>in</strong>es/e<strong>in</strong>er<br />

Mitarbeiters/Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

Engagement Will die Ziele erreichen. Wird sie verwirklichen.<br />

Teilnehmerschaft Will die Ziele erreichen.<br />

Echte E<strong>in</strong>willigung<br />

Formelle E<strong>in</strong>willigung<br />

Wi<strong>der</strong>strebende E<strong>in</strong>willi-<br />

gung<br />

Nichte<strong>in</strong>willigung<br />

Apathie<br />

Sieht die Vorteile <strong>der</strong> Ziele. Tut alles, was erwartet wird,<br />

und mehr.<br />

Sieht im großen und ganzen die Vorteile <strong>der</strong> Ziele. Tut<br />

was erwartet wird, aber nicht mehr.<br />

Sieht die Vorteile <strong>der</strong> Ziele nicht. Will an<strong>der</strong>erseits die<br />

Arbeit nicht verlieren. Tut gerade noch, was erwartet<br />

wird, weil er/sie es muss. Macht aber gleichzeitig deut-<br />

lich, dass er/sie nicht wirklich dah<strong>in</strong>ter steht.<br />

Sieht die Vorteile <strong>der</strong> Ziele nicht. Tut nicht, was erwartet<br />

wird. „Das tue ich nicht; niemand kann mich dazu zw<strong>in</strong>-<br />

gen.“<br />

We<strong>der</strong> für noch gegen die Ziele. Ke<strong>in</strong> Interesse. Ke<strong>in</strong>e<br />

Energie. „Ist nicht bald Feierabend?“<br />

Deutlich wird mit dieser Tabelle, dass e<strong>in</strong>e positive Haltung zum Ziel <strong>der</strong> Konzeptumset-<br />

zung nicht für alle Seiten selbstverständlich se<strong>in</strong> muss. Für die Mitglie<strong>der</strong> des KfB-Teams<br />

kann zwar ohne weiteres von e<strong>in</strong>em sehr hohen Grad an E<strong>in</strong>willigung und damit auch<br />

81


7. Kapitel Perspektiven für die Umsetzung des Konzeptes<br />

Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme ausgegangen werden, denn schließlich haben<br />

sie das Konzept ja selbst mit sehr viel Aufwand, Eigen<strong>in</strong>itiative und Engagement entwik-<br />

kelt. Umkreist wird die Konzeptumsetzung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung aber auch noch von<br />

weiteren Personen und Grem<strong>in</strong>en, die als „Satelliten“ versuchen, auf das KfB-Team und<br />

den Umsetzungsverlauf <strong>der</strong>art E<strong>in</strong>fluss zu nehmen, dass „persönliche und/o<strong>der</strong> dem Pro-<br />

jektziel zuwi<strong>der</strong>laufende o<strong>der</strong> mit dem Projektziel unvere<strong>in</strong>bare Ansprüche im und durch<br />

das Projekt doch noch erhalten o<strong>der</strong> mitrealisiert werden.“ (Keßler/W<strong>in</strong>ckelhofer 1997, S.<br />

139)<br />

Die Ziele solcher „Satelliten“ müssen grundsätzlich nicht böswillig se<strong>in</strong>, obwohl es natür-<br />

lich auch solche gibt. Problematischer an ihnen ist vielmehr, dass sie für den Erfolg <strong>der</strong><br />

Konzeptumsetzung letztendlich ke<strong>in</strong>e Verantwortung tragen, dennoch mitreden, Zustän-<br />

digkeiten verwischen und damit lei<strong>der</strong> zum Teil blockieren (Keßler/W<strong>in</strong>ckelhofer 1997, S.<br />

139).<br />

7.3. Kommunikationsfähigkeit<br />

Unter Kommunikationsfähigkeit wird die Fähigkeit verstanden, an<strong>der</strong>en die eigene Sicht-<br />

weise auf die Welt so zu vermitteln, dass diese sie nicht nur hören, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> „ihrer Welt“<br />

auch verstehen können. Umgekehrt ist es gleichzeitig aber auch die Fähigkeit, die Signale,<br />

Symbole, Botschaften und Worte an<strong>der</strong>er „aus <strong>der</strong>en Welt“ so wahrzunehmen, dass diese<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> „eigenen Welt“ gleich verstanden werden. Diese zweiseitige Fähigkeit „ist nicht<br />

etwas, das man hat, son<strong>der</strong>n etwas, was <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Situation und gegenüber jedem Menschen<br />

ständig neu geübt und bewiesen werden muss.“ (Keßler/W<strong>in</strong>ckelhofer 1997, S. 139)<br />

Ohne Frage hängt die Umsetzung des KfB-Konzeptes mit se<strong>in</strong>en vielen Nuancen von <strong>der</strong><br />

gut entwickelten Fähigkeit zur Kommunikation <strong>der</strong> Lehrkräfte untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und <strong>in</strong>ner-<br />

halb <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung ab. Dieser Aspekt sche<strong>in</strong>t trivial, vor allem <strong>in</strong> Anbetracht <strong>der</strong> Tatsa-<br />

che, dass immer wie<strong>der</strong> auf die Bedeutung und Funktion von Kommunikationsprozessen<br />

h<strong>in</strong>gewiesen wird (siehe u.a. Schulz von Thun, 1981). Dennoch ist es aber im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

mit <strong>der</strong> Kommunikation zwischen Lehrkräften <strong>in</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen nicht immer ganz<br />

e<strong>in</strong>fach. So stellt Meyer (1983, S. 168) die These auf, dass die Lehrkräfte, weil sie ihre<br />

unterrichtspraktische Tätigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel isoliert von ihren KollegInnen durchführen<br />

und ihr Unterricht durch die Lehrerzentrierung meist auch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>seitiges Kommunikati-<br />

onsmuster aufweist, üblicherweise auch nur mit sich selbst über ihre Vorbereitung kom-<br />

82


7. Kapitel Perspektiven für die Umsetzung des Konzeptes<br />

munizieren und sie es von daher oftmals e<strong>in</strong>fach nicht gewohnt s<strong>in</strong>d, mit an<strong>der</strong>en Ziele<br />

abzustimmen und diese geme<strong>in</strong>sam zu verfolgen.<br />

Wie die Umfrage zur Teamatmosphäre gezeigt hat, gibt es <strong>in</strong> diesem Punkt auch <strong>in</strong>nerhalb<br />

des KfB-Teams zum<strong>in</strong>dest für e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en gewissen Entwick-<br />

lungsbedarf. Im S<strong>in</strong>ne des Erhalts e<strong>in</strong>er positiven Teamkultur sollte dieser Punkt sehr ernst<br />

genommen und im Team bearbeitet werden. Oftmals genügen dafür e<strong>in</strong>ige offene Worte<br />

im Team. Denkbar wäre aber auch e<strong>in</strong>e regelmäßige Supervision, durch die nicht nur die<br />

Frage <strong>der</strong> Kommunikation, son<strong>der</strong>n auch an<strong>der</strong>e übergreifende Aspekte zur professionel-<br />

len För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Teamkultur weiterentwickelt werden könnten.<br />

Beherzigt werden sollten auf jeden Fall die folgenden „Grundregeln des Gedankenaus-<br />

tauschs“ von Johann Georg He<strong>in</strong>rich Fe<strong>der</strong> (J.G.H. Fe<strong>der</strong>: Institutiones logicae et meta-<br />

physical, Gött<strong>in</strong>gen 1777) aus dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t, die Geißler (1999, S. 118) im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>er guten Kommunikationskultur vorschlägt:<br />

1. Je<strong>der</strong> soll sich Mühe geben, dass die Zunge nicht dem Nachdenken voraneilt und we-<br />

nig Überlegtes und Durchdachtes vorbr<strong>in</strong>gt.<br />

2. Sodann dem An<strong>der</strong>en, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Überlegungen vorbr<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong> offenes Ohr und e<strong>in</strong>en<br />

aufmerksamen Geist leihen.<br />

3. Wenn Streit entsteht, sorgfältig bestimmen, woher er kommt und wor<strong>in</strong> er besteht.<br />

4. Besonnen und freundlich wi<strong>der</strong>sprechen und den Wi<strong>der</strong>sprechenden als Nächsten<br />

behandeln.<br />

5. Auf diese und jede an<strong>der</strong>e Art verhüten, dass die Gemüter erbittert werden.<br />

6. Von <strong>der</strong> Diskussion Abstand nehmen, wenn jemand Gewohnheiten hat, die von diesen<br />

Regeln ganz abweichen, und se<strong>in</strong>em Irrtum auf an<strong>der</strong>e Art zu Hilfe kommen.<br />

7.4. Prioritäten<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch die angesprochenen zeitlichen Probleme, aber auch abhängig von <strong>der</strong> Viel-<br />

falt <strong>der</strong> im KfB-Konzept vorgesehenen Entwicklungsperspektiven, werden sich das KfB-<br />

Team als Ganzes und jedes e<strong>in</strong>zelne Teammitglied für die Bewältigung <strong>der</strong> Aufgaben<br />

Prioritäten setzen. Nicht alles kann gleichzeitig realisiert werden und es kann auch nicht<br />

83


7. Kapitel Perspektiven für die Umsetzung des Konzeptes<br />

erwartet werden, dass alle Teammitglie<strong>der</strong> mit den verschiedenen Instrumenten von Be-<br />

g<strong>in</strong>n an <strong>in</strong> gleicher Art und Weise umgehen.<br />

E<strong>in</strong>e wichtige Frage, die <strong>in</strong> diesem Zusammenhang gestellt werden muss, ist, durch wel-<br />

che Mechanismen die Entscheidung über Prioritäten zustande kommt. So kann die Priori-<br />

tätensetzung sich beispielsweise unauffällig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prozess <strong>der</strong> alltäglich Arbeit vollzie-<br />

hen, bei dem die schwierigen Fragen <strong>der</strong> Maßnahmerealisierung durch die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Lehrkräfte und das gesamte Team unbewusst so lange umformuliert werden, bis sie<br />

schließlich zu e<strong>in</strong>fach lösbaren Problemen geworden s<strong>in</strong>d (vgl. Meyer 1983, S. 173). Bei<br />

diesem Prozess <strong>der</strong> Problemverschiebung leidet allerd<strong>in</strong>gs mit hoher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

die Qualität <strong>der</strong> Umsetzung. Es ist zu befürchten, dass die Konzeptrealisierung sich im<br />

Laufe <strong>der</strong> Zeit durch den Problemverschiebungsprozess nicht mehr an den im Interesse <strong>der</strong><br />

Lernenden formulierten Konzeptideen orientiert, son<strong>der</strong>n dass sich unbewusst, geleitet von<br />

dem subjektiven Wunsch nach e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>fachung des Arbeitsalltags, Rout<strong>in</strong>en und<br />

Handlungsmuster im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Lehrkräfte herausbilden.<br />

Mit dem bewussten Setzen von Meilenste<strong>in</strong>en und dem Aufstellen e<strong>in</strong>es Meilenste<strong>in</strong>plans<br />

kann sich die Prioritätensetzung an<strong>der</strong>erseits aber auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em stärker formalisierten<br />

Rahmen vollziehen (Keßler/W<strong>in</strong>ckelhofer 1997, S. 128 u. S. 174ff). Regelmäßige Meilen-<br />

ste<strong>in</strong>konferenzen, die sich bei <strong>der</strong> KfB-Maßnahme beispielsweise an das Ende <strong>der</strong> Module<br />

anschließen könnten, bieten dann die Möglichkeit, Ziele, Prioritäten, Erfolge, Misserfolge,<br />

Term<strong>in</strong>e und Ressourcen zu bestimmen und immer wie<strong>der</strong>, abhängig von den jeweiligen<br />

Gegebenheiten und Maßnahmesituationen begründbar, neu zu def<strong>in</strong>ieren. Durch die dar-<br />

aus resultierende Transparenz bietet sich den Beteiligten vor allem die Chance für e<strong>in</strong>es<br />

bewussteres und tatsächlich an den Zielen des Konzeptes orientiertes Handeln.<br />

7.5. E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Betriebsstruktur auf die Konzeptrealisierung<br />

E<strong>in</strong>en nicht unerheblichen E<strong>in</strong>fluss auf die Möglichkeiten und vor allem auch auf die Mo-<br />

tivation <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Realisierung des KfB-Konzeptes beteiligten MitarbeiterInnen haben,<br />

wie e<strong>in</strong>gangs dieses Kapitels bereits angesprochen, die betrieblichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />

E<strong>in</strong>e zentrale und e<strong>in</strong>flussreiche Funktion kommt dabei <strong>der</strong> formalisierten hierarchischen<br />

Struktur zu, die für größere Organisationen typisch ist.<br />

84


7. Kapitel Perspektiven für die Umsetzung des Konzeptes<br />

Mit Hilfe dieser Struktur s<strong>in</strong>d die Organisationen im S<strong>in</strong>ne ihrer Ziele <strong>in</strong> verschiedene<br />

Ebenen und Schichten unterteilt, werden Funktionen und Beziehungen zwischen den e<strong>in</strong>-<br />

zelnen Ebenen festgelegt und Regeln <strong>der</strong> Interaktion zwischen <strong>der</strong> Organisation und ihrem<br />

Umfeld def<strong>in</strong>iert. Diese für das Erreichen <strong>der</strong> Organisationsziele notwendige formale<br />

Ausprägung bedeutet gleichzeitig aber auch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen.<br />

Durch die vorgegebene Struktur und die damit verbundenen Regelungen s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> Bezug<br />

auf ihre Handlungsmöglichkeiten und ihre wechselseitigen Beziehungen immer <strong>in</strong> irgend-<br />

e<strong>in</strong>er Form e<strong>in</strong>geschränkt (vgl. Palazzoli et all. 1984, S. 240f). Das heißt, dieselbe Autori-<br />

tätsstruktur, „die die <strong>Integration</strong> des Betriebes garantiert, wird an<strong>der</strong>erseits zum Aus-<br />

gangspunkt von Gegensätzen und Konflikten“. (Dahrendorf 1958, S. 46)<br />

Damit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Organisationsstruktur günstige Voraussetzungen für Entwicklung und In-<br />

novation entstehen können, ist es nach Ansicht von Dahrendorf (1958, S. 45) zunächst<br />

wichtig, <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Organisation selbst zu begreifen, „dass Konflikt und Wandel kei-<br />

neswegs e<strong>in</strong>e ‚Krankheit‘ <strong>der</strong> sozialen Institutionen, e<strong>in</strong>e Abweichung vom Normalzustand<br />

s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n diesen erst Leben und Zukunft verleihen“. Sie s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Motor für Verände-<br />

rungsprozesse und gehören genauso selbstverständlich dazu wie E<strong>in</strong>tracht und Beständig-<br />

keit. H<strong>in</strong><strong>der</strong>lich und die Organisation hemmend s<strong>in</strong>d Konflikte immer nur dann, wenn sie<br />

nicht bearbeitet und über lange Zeiträume <strong>in</strong>gnoriert werden.<br />

Für die Realisierung des KfB-Konzeptes bedeutet dies, dass während <strong>der</strong> Umsetzung<br />

überprüft werden muss, <strong>in</strong>wieweit das Konzept o<strong>der</strong> Teile davon zu Auslösern von be-<br />

trieblichen Konflikten werden und wor<strong>in</strong> sie bestehen.<br />

Beispielsweise wird sich an den absehbaren Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen über räumliche und<br />

personelle Ressourcen zeigen, welche Probleme sich daraus ergeben, dass das KfB-<br />

Konzept nicht von <strong>der</strong> Leitungsebene nach unten gegeben, son<strong>der</strong>n von dem betroffenen<br />

Team selbst erarbeitet wurde. In jedem Fall besteht die Gefahr, dass die Vorschläge <strong>der</strong><br />

unteren Ebene von oben mit dem Verweis auf Sachzwänge allzu leicht zurückgewiesen<br />

werden. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite scheuen die MitarbeiterInnen hierarchiebed<strong>in</strong>gt die Kon-<br />

flikte mit <strong>der</strong> oberen Ebene, was durch die prekäre Arbeitsplatzsituation des Personals bei<br />

freien Bildungsträgern verschärft wird.<br />

85


7. Kapitel Perspektiven für die Umsetzung des Konzeptes<br />

Auswege aus diesem Konflikt zu f<strong>in</strong>den, ist für die Beteiligten grundsätzlich schwierig<br />

und kann durch Unterstützung von außen erleichtert werden. Beson<strong>der</strong>s an dieser Stelle<br />

könnte sich die vom DIE im Projektzusammenhang angebotene Organisationsberatung als<br />

hilfreich erweisen.<br />

Die AG Selber sollte es wie<strong>der</strong>um als Teil ihrer Aufgabe begreifen, bei <strong>der</strong> Implementie-<br />

rung des KfB-Konzeptes und <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> Gerüchten, Misstrauen und unnö-<br />

tigen Konkurrenzen zwischen verschiedenen Teams und KollegInnen vorzubeugen. Wie<br />

wichtig dafür die <strong>in</strong>nerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit ist, zeigte bereits <strong>der</strong> Teamtag<br />

(vgl. Kapitel 2.2.).<br />

86


8. Kapitel Schlussbetrachtung<br />

8. SCHLUSSBETRACHTUNG UND AUSBLICK<br />

Mit <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit werden die Konzeptentwicklung und erste Schritte zur Im-<br />

plementierung von selbstgesteuertem Lernen bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH<br />

beschrieben. Großen Anteil an den geschil<strong>der</strong>ten Entwicklungen hat natürlich vor allem<br />

die engagierte Arbeit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> des KfB-Teams und <strong>der</strong> AG Selber, die sich von<br />

Rückschlägen nicht entmutigen ließen und diese eher als Chance zum Lernen aus Prozes-<br />

sen angesehen haben. Man muss <strong>in</strong> diesem Zusammenhang aber auch die von <strong>der</strong> Ge-<br />

schäftsleitung <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH aufgebrachte Geduld und Zuversicht<br />

hervorheben, ohne die e<strong>in</strong>e Entwicklung <strong>in</strong> die jetzige Richtung nicht möglich gewesen<br />

wäre.<br />

Mit Spannung darf nun erwartet werden, wie die praktische Umsetzung erfolgt, welche <strong>der</strong><br />

sich abzeichnenden Probleme tatsächlich auftreten und welche an<strong>der</strong>en sich möglicher-<br />

weise entwickeln. Von beson<strong>der</strong>em Interesse s<strong>in</strong>d dabei natürlich die Reaktionen <strong>der</strong> Ler-<br />

nenden. Vor allem ihre Erfahrungen mit den verschiedenen Elementen <strong>der</strong> Selbststeuerung<br />

und den Modulen werden weitere wertvolle H<strong>in</strong>weise für den zukünftigen Ausbau und<br />

E<strong>in</strong>satz gegeben.<br />

Aus Sicht des Autors werden sich dabei neben den im Laufe <strong>der</strong> Analyse bereits im E<strong>in</strong>-<br />

zelnen dargestellten Schwierigkeiten vor allem auch die engen Grenzen, die <strong>der</strong> Idee des<br />

<strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> im <strong>in</strong>stitutionellen Rahmen bisher noch gesetzt s<strong>in</strong>d, deutlich als<br />

hemmende Faktoren zeigen. Dazu zählen:<br />

� Die Festlegung <strong>der</strong> Inhalte durch die (notwendig angestrebte) IHK-Abschlussprüfung,<br />

� das mangelhafte Angebot an verschiedenen Lernmitteln, die auf die Bedürfnisse unter-<br />

schiedlicher Lerntypen, Wissensbestände etc. zugeschnitten s<strong>in</strong>d,<br />

� <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschränkte Zugang <strong>der</strong> Lernenden zum Internet und an<strong>der</strong>en Lernmitteln,<br />

� die fehlenden und nur unter großem Aufwand selbst herzustellenden Mittel zur Selbst-<br />

kontrolle des Gelernten (z.B. Lehrbriefe),<br />

� die durch die Bewilligungspraxis hervorgerufene Unmöglichkeit, den Lernenden die<br />

Wie<strong>der</strong>holung von Kursen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Modulen tatsächlich anbieten zu können.<br />

87


8. Kapitel Schlussbetrachtung<br />

Die E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten auf den größten Teil dieser Rahmenbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d für die<br />

bildungsmarkt waldenser gGmbH letztendlich aber ger<strong>in</strong>g und so stellt <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>er<br />

optimalen Selbstlernstruktur für den e<strong>in</strong>zelner Bildungsträger e<strong>in</strong>e kaum zu bewältigende<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Hier ist Vernetzung, z. B. mit Schulen, Volkshochschulen, Univer-<br />

sitäten, <strong>der</strong>en Bibliotheken und Mediatheken usw. gefragt (vgl. Dohmen 1999, S. 73).<br />

Mit e<strong>in</strong>er vernetzten und dezentralen Lernangebotsstruktur wird allerd<strong>in</strong>gs die <strong>in</strong>dividuel-<br />

le, professionelle Lernberatung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Lernenden den klassischen Lehrer zukünftig<br />

ersetzen müssen. Dabei muss es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Erfahrungen aus<br />

<strong>der</strong> Bildungsarbeit mit Benachteiligten das Ziel dieser Lernberatung se<strong>in</strong>, beim selbstge-<br />

steuerten Lernen Chancengleichheit herzustellen.<br />

Wie die Vernetzung von effektiven Selbstlernangeboten organisiert werden kann, welchen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen sie genügen müssen und wie e<strong>in</strong>e Lernberatung aussehen muß, die allen<br />

Interessierten e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Nutzung dieser Angebote ermöglicht, sollte auch von wissen-<br />

schaftlicher Seite zukünftig <strong>in</strong> entsprechenden Forschungsvorhaben geklärt werden.<br />

88


Anhang I Literaturliste<br />

9. ANHANG<br />

I Literaturliste<br />

Adam, Hermann: Bauste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Volkswirtschaftslehre. Köln 1997 (13. überarbeitete Aufl.)<br />

Adorno, Theodor W. / Horkheimer, Max: Dialektik <strong>der</strong> Aufklärung. Frankfurt a. M. 1967<br />

(zuerst erschienen Amsterdam 1947)<br />

Arbeitsstab Forum Bildung: Empfehlungen des Forum Bildung. Bonn 2001 (digitale Aus-<br />

gabe: http://bildungplus.forum-bildung.de/files/empf_27-11-A-B.pdf, Stand:<br />

08.08.2003)<br />

Baethge, Mart<strong>in</strong> / Haase, Peter: Plädoyer für e<strong>in</strong>e neue Berufsbildungsreform. In: Senats-<br />

verwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen (Hrsg.): Expertisen für e<strong>in</strong> Berli-<br />

ner Memorandum zur Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> beruflichen Bildung. Schriftenreihe <strong>der</strong> Se-<br />

natsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen, Bd. 38, Berl<strong>in</strong> 1999, S. 167-<br />

186<br />

Baumgartner, Peter / Payr, Sab<strong>in</strong>e: Lernen mit Software. Innsbruck 1994<br />

Berufliche Fortbildungszentren <strong>der</strong> Bayrischen Wirtschaft (bfz) gGmbH (Hrsg.): Lehr-<br />

und Lernmaterialien zur Durchführung e<strong>in</strong>er modularen Nachqualifizierung zum Beruf<br />

Kauffrau/Kaufmann für Bürokommunikation. Nürnberg 2000<br />

Berufliche Fortbildungszentren <strong>der</strong> Bayrischen Wirtschaft (bfz) gGmbH (Hrsg.): Flexible<br />

Wege zum Berufsabschluss. Schriftenreihe Wirtschaft und Weiterbildung, Bd. 24,<br />

Bielefeld 2001<br />

Bortz, Jürgen: Lehrbuch <strong>der</strong> empirischen Forschung für Sozialwissenschaftler. Unter Mit-<br />

arb. von D. Bongers. Berl<strong>in</strong>, Heidelberg, New York, Tokyo, 1984<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung – BMBF (Hrsg.): Weiterbildungs<strong>in</strong>stitu-<br />

tionen, Medien, Lernumwelten. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Entwicklungshilfen für das<br />

selbstgesteuerte Lernen. Bonn 1999<br />

89


Anhang I Literaturliste<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie – BMBF<br />

(Hrsg.): Berufsbildungsbericht 1998, Berl<strong>in</strong> 1998<br />

Dahrendorf, Ralf: Sozialstruktur des Betriebes, Wiesbaden 1959<br />

Dietrich, Stefan: Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen im Wandel. In: Dietrich, S. (Hrsg.): Selbst-<br />

gesteuertes Lernen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weiterbildungspraxis. Bielefeld 2001, S. 59-73<br />

Drever, James / Fröhlich, Werner D.: Wörterbuch zur Psychologie, München 1969 (Ta-<br />

schenbuchausgabe, 2. Aufl.)<br />

Dohmen, Günther: Die Unterstützung des <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> durch die Weiterbil-<br />

dungs<strong>in</strong>stitutionen. In: Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung – BMBF<br />

(Hrsg.): Weiterbildungs<strong>in</strong>stitutionen, Medien, Lernumwelten. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

und Entwicklungshilfen für das selbstgesteuerte Lernen. Bonn 1999, S. 39-94<br />

Faulstich, Peter: Kompetenz – Zertifikate – Indikatoren im H<strong>in</strong>blick auf arbeitsorientierte<br />

Erwachsenenbildung. In: Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Qualifikations-Entwicklungs-<br />

Management Berl<strong>in</strong> (Hrsg.): Kompetenzentwicklung ´97. Berufliche Weiterbildung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Transformation – Fakten und Visionen. Münster, New York, München, Berl<strong>in</strong><br />

1997, S. 141-196<br />

Faulstich, Peter: Organisationsansätze für e<strong>in</strong> reformiertes Bildungssystem. In: Senatsver-<br />

waltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen (Hrsg.): Expertisen für e<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er<br />

Memorandum zur Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> beruflichen Bildung. Schriftenreihe <strong>der</strong> Senats-<br />

verwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen, Bd. 38, Berl<strong>in</strong> 1999, S. 127-138<br />

Fils<strong>in</strong>ger, Dieter / H<strong>in</strong>te, Wolfgang: Praxisforschung: Grundlagen, Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

und Anwendungsbereiche e<strong>in</strong>es Forschungsansatzes. In: He<strong>in</strong>er, M. (Hrsg.): Praxisfor-<br />

schung <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Arbeit. Freiburg 1988, S. 34-72<br />

Forneck, Hermann J.: Die große Aspiration. Lebenslanges, selbstgesteuertes Lernen. On-<br />

l<strong>in</strong>e-Dokument 2001, (digitale Ausgabe: http://www.die-<br />

bonn.de/selber/materialien/Assets/Die_grosse_Aspiration.pdf, Stand: 08.08.2003)<br />

90


Anhang I Literaturliste<br />

Freimuth, Joachim /Hoets, Anna: Projektlernen. In: Greif, S. / Kurtz, H.-J. (Hrsg.): Hand-<br />

buch selbstorganisiertes Lernen, Gött<strong>in</strong>gen 1998 (2. Aufl.), S. 133-139<br />

Geißler, Karlhe<strong>in</strong>z A.: Über soziale Probleme zu Beg<strong>in</strong>n von Veranstaltungen. In: Müller,<br />

K. (Hrsg.): Kurs- und Sem<strong>in</strong>argestaltung. We<strong>in</strong>heim 1994 (5. Aufl.)<br />

Geißler, Karlhe<strong>in</strong>z A. / Ebner, Hermann G.: Interaktionsstrukturen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwachsenenbil-<br />

dung. In: Schmitz, E. / Tietgens, H. (Hrsg.): Erwachsenenbildung. Enzyklopädie Erzie-<br />

hungswissenschaft Bd. 11. Stuttgart 1995<br />

Geißler, Karlhe<strong>in</strong>z A.: Vom Tempo <strong>der</strong> Welt. Am Ende <strong>der</strong> Uhrzeit. Freiburg 2000 (4.<br />

Aufl.)<br />

Gensior, Sab<strong>in</strong>e / Wagner, Alexandra: Zukunft <strong>der</strong> Arbeit. In: Senatsverwaltung für Ar-<br />

beit, Berufliche Bildung und Frauen (Hrsg.): Expertisen für e<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er Memorandum<br />

zur Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> beruflichen Bildung. Schriftenreihe <strong>der</strong> Senatsverwaltung für<br />

Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen, Bd. 38, Berl<strong>in</strong> 1999, S. 51-82<br />

Greif, Siegfried / Kurz, Hans-Jürgen (Hrsg.): Handbuch selbstorganisiertes Lernen. Göt-<br />

t<strong>in</strong>gen 1998<br />

Gre<strong>in</strong>ert, Wolf-Dietrich: Konzepte beruflichen <strong>Lernens</strong>. Stuttgart 1997<br />

Gre<strong>in</strong>ert, Wolf-Dietrich: Das „deutsche System“ <strong>der</strong> Berufsausbildung. Tradition, Organi-<br />

sation, Funktion. Baden-Baden 1998 (3. überarb. Aufl.)<br />

Gre<strong>in</strong>ert, Wolf-Dietrich: Das „deutsche“ dual-korporatistische Berufsausbildungsmodell<br />

vor den Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Globalisierung und <strong>der</strong> Standortkonkurrenz im europäi-<br />

schen B<strong>in</strong>nenmarkt. In: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen<br />

(Hrsg.): Expertisen für e<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er Memorandum zur Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> beruflichen<br />

Bildung. Schriftenreihe <strong>der</strong> Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frau-<br />

en, Bd. 38, Berl<strong>in</strong> 1999, S. 95-100<br />

Hacker, W<strong>in</strong>fried / Skell, Wolfgang: Lernen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit. Berl<strong>in</strong> 1993<br />

91


Anhang I Literaturliste<br />

Hans-Böckler-Stiftung (Hrsg.): E<strong>in</strong> neues Leitbild für das Bildungssystem – Elemente<br />

e<strong>in</strong>er künftigen Berufsbildung. Diskussionspapiere Sachverständigenrat Bildung, Nr. 2.<br />

Düsseldorf 1998<br />

Hardt, Michael / Negri, Antonio: Empire. Die neue Weltordnung. Frankfurt, New York<br />

2002<br />

Heger, Rolf-Joachim: Techniken <strong>der</strong> Gesprächsführung und Beratung. In: Institut für Ar-<br />

beits- und Berufspädagogik <strong>der</strong> FU Berl<strong>in</strong> (Hrsg.): IDA-Informations-Dienst für Aus-<br />

bil<strong>der</strong><strong>in</strong>nen und Ausbil<strong>der</strong>, Kompaktheft „IDA plus“ Nr. 11. Berl<strong>in</strong> 1991<br />

Heidegger,Gerald / Rauner, Felix: Reformbedarf <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildung. Gutachten für<br />

das M<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen,<br />

Bremen 1996<br />

Hillebrand, Annette / Lange, Bernd-Peter: Medienkompetenz als gesellschaftliche Aufga-<br />

be <strong>der</strong> Zukunft. Die neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Informationsgesellschaft. In: Re<strong>in</strong>,<br />

A.: Medienkompetenz als Schlüsselbegriff. Bad Heilbrunn: Kl<strong>in</strong>khardt 1996, S. 24-41<br />

Hofer, Manfred: Instruktion als Optimierung von Lernprozessen II: Unterrichtsmedien. In:<br />

We<strong>in</strong>ert, Franz E. (Hrsg.): Pädagogische Psychologie Teil 6. Lehren und Instruktion-<br />

soptimierung. We<strong>in</strong>heim, Basel 1976, S. 95-118<br />

Huschke-Rhe<strong>in</strong>, Rolf: Systemische Erziehungswissenschaft. Pädagogik als Beratungswis-<br />

senschaft. We<strong>in</strong>heim 1998<br />

Jank, Werner / Meyer, Hilbert: Didaktische Modelle. Berl<strong>in</strong> 1991<br />

Jungk, Robert / Müllert, Norbert: Zukunftswerkstätten. München 1983<br />

Kardorff, Ernst v.: Praxisforschung als Forschung <strong>der</strong> Praxis. In: He<strong>in</strong>er, M. (Hrsg.): Pra-<br />

xisforschung <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Arbeit. Freiburg 1988, S. 73-100<br />

92


Anhang I Literaturliste<br />

Kell, Adolf: Das Berechtigungswesen zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem. In:<br />

Blankertz, H. / Derbolav, J. / Kell, A. / Kutscha, G. (Hrsg.): Sekundarstufe II: Jugend-<br />

bildung zwischen Schule und Beruf. Enzyklopädie Erziehungswissenschaft Bd. 9, Teil<br />

1. Stuttgart 1995, S. 289-320<br />

Kemper, Marita / Kle<strong>in</strong>, Rosemarie: Lernberatung – Gestaltung von Lernprozessen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

beruflichen Weiterbildung. Hohengehren 1998<br />

Kerres, Michael: Zu Wirkungen und Risiken neuer Medien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildung: Warum Medi-<br />

en ke<strong>in</strong>e Arznei für die Bildung s<strong>in</strong>d. In: Schlüter, A. (Hrsg.): Aktuelles und Querlie-<br />

gendes zur Didaktik und Curriculumentwicklung. Bielefeld 2003, S. 261-278 (digitale<br />

Ausgabe: http://www.onl<strong>in</strong>e-<br />

campus.net/edumedia/publications/festschriftfürwernerhabel-kerres.pdf, Stand:<br />

18.07.2003)<br />

Keßler, He<strong>in</strong>rich / W<strong>in</strong>kelhofer, Georg: Projektmanagement. Leitfaden zur Steuerung und<br />

Führung von Projekten. Berl<strong>in</strong> Heidelberg 1997<br />

Klemke, Klaus: Lesen und Schreiben genügt nicht mehr. In <strong>der</strong> Informationsgesellschaft<br />

wird Medienkompetenz zu e<strong>in</strong>er wichtigen Kulturtechnik. In: Handelsblatt Nr. 107,<br />

8.6.1999, Son<strong>der</strong>beilage "Multimedia <strong>in</strong> NRW", S. 7<br />

Kloas, Peter-Werner: Modularisierung unter Beibehaltung des Berufskonzeptes: Politische<br />

Positionen und praktische Ansätze. In: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung<br />

und Frauen (Hrsg.): Modulariserung abschlussorientierter beruflicher Weiterbildungs-<br />

maßnahmen. Schriftenreihe <strong>der</strong> Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und<br />

Frauen, Bd. 31, Berl<strong>in</strong> 1997, S. 123-140<br />

Kr<strong>in</strong>gs, Ursula / Oberth, Christa: Modulare Maßnahmestrukturen – e<strong>in</strong> flexibler Weg zum<br />

Berufsabschluss. In: Berufliche Fortbildungszentren <strong>der</strong> Bayrischen Wirtschaft (Hrsg.):<br />

Flexible Wege zum Berufsabschluss. Schriftenreihe Wirtschaft und Weiterbildung, Bd.<br />

24, Bielefeld 2001<br />

93


Anhang I Literaturliste<br />

Lappe, Lothar /Schulz-Hofen, Uwe: Handlungsempfehlungen zur Verbesserung <strong>der</strong> Start-<br />

chancen benachteiligter Jugendlicher. In: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bil-<br />

dung und Frauen (Hrsg.): Expertisen für e<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er Memorandum zur Mo<strong>der</strong>nisie-<br />

rung <strong>der</strong> beruflichen Bildung. Schriftenreihe <strong>der</strong> Senatsverwaltung für Arbeit,<br />

Berufliche Bildung und Frauen, Bd. 38, Berl<strong>in</strong> 1999, S. 203-228<br />

Meyer, Hilbert: Leitfaden zur Unterrichtsvorbereitung. Frankfurt a. M. 1983 (5. unverän-<br />

<strong>der</strong>te Aufl.)<br />

Meyer, Hilbert: Unterrichtsmethoden II - Praxisband. Frankfurt a. M. 1987<br />

Palazzoli, Mara S. et all.: H<strong>in</strong>ter den Kulissen <strong>der</strong> Organisation. Stuttgart 1984<br />

Pongratz, Ludwig: Erwachsenenbildung. In: Bernhard, A./Rothermel, L. (Hrsg.): Hand-<br />

buch kritische Pädagogik. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Erziehungs- und Bildungswissen-<br />

schaft. We<strong>in</strong>heim 1997, S. 270-280<br />

Rebel, Karlhe<strong>in</strong>z: Machbarkeitsstudie zur Realisation <strong>selbstgesteuerten</strong> <strong>Lernens</strong> – Die<br />

schriftlichen Lernmaterialien. Ihre Adaption und Entwicklung. Beauftragt durch das<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF)<br />

und als Manuskript vorgelegt. Rottenburg 1998 (digitale Ausgabe: http://www.pc-<br />

dozent.de/machbarkeitsstudie.pdf, Stand: 16.07.2003)<br />

Rechtien, Wolfgang: Angewandte Gruppendynamik. E<strong>in</strong> Lehrbuch für Studierende und<br />

Praktiker. We<strong>in</strong>heim, 1999 (3. überarb. Aufl.)<br />

Rieck, Wolf / Ritter, Ulrich P.: Lernsituationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hochschulausbildung. In: Huber, L.<br />

(Hrsg.): Ausbildung und Sozialisation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hochschule. Enzyklopädie Erziehungs-<br />

wissenschaft Bd. 11. Stuttgart 1995<br />

Schulz von Thun, Friedemann: Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> reden. Bd.1 Störungen und Klärungen. All-<br />

geme<strong>in</strong>e Psychologie <strong>der</strong> Kommunikation. Hamburg 1981<br />

94


Anhang I Literaturliste<br />

Sell<strong>in</strong>, Burkart: Europäische Trends <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufs- und Qualifikationsentwicklung. In:<br />

Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen (Hrsg.): Expertisen für e<strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>er Memorandum zur Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> beruflichen Bildung. Schriftenreihe <strong>der</strong><br />

Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen, Bd. 38, Berl<strong>in</strong> 1999, S.<br />

83-93<br />

Senge, Peter M.: Die fünfte Diszipl<strong>in</strong>. Kunst und Praxis <strong>der</strong> lernenden Organisation. Stutt-<br />

gart 1996<br />

Siebert, Horst: Didaktisches Handeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwachsenenbildung. Didaktik aus konstruk-<br />

tivistischer Sicht. Neuwied, Kriftel 2000<br />

Siebert, Horst: Selbstgesteuertes Lernen und Lernberatung. Neue Lernkulturen <strong>in</strong> Zeiten<br />

<strong>der</strong> Postmo<strong>der</strong>ne. Neuwied, Kriftel 2001<br />

Ste<strong>in</strong>ke, Rudolf / Stellmacher, Thorsten: Aspekte <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> beruflichen Bil-<br />

dung. In: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen (Hrsg.): Experti-<br />

sen für e<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er Memorandum zur Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> beruflichen Bildung.<br />

Schriftenreihe <strong>der</strong> Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen, Bd. 38,<br />

Berl<strong>in</strong> 1999, S. 7-47<br />

Vock, Ra<strong>in</strong>er: Neuausrichtung <strong>der</strong> beruflichen <strong>Integration</strong>sför<strong>der</strong>ung. In: Durchblick, Zeit-<br />

schrift für Ausbildung, Weiterbildung und berufliche <strong>Integration</strong>, Ausgabe 1/2003,<br />

hrsg. vom heidelberger <strong>in</strong>stitut beruf und arbeit (hiba gmbh), Heidelberg (digitale Aus-<br />

gabe: http://www.fstj.de/download/vock.doc, Stand 08.08.2003)<br />

Well<strong>in</strong>g, Stefan: Der Digitale Divide <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissens- und Informationsgesellschaft. Der<br />

Beitrag Öffentlicher Bibliotheken zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er dauerhaften Spaltung <strong>der</strong><br />

bundesrepublikanischen Gesellschaft <strong>in</strong> ‚<strong>in</strong>formation-have‘ und ‚have-nots‘. Bremen<br />

2000 (digitale Ausgabe: http://www.ecmc.de/content/new/pub/download/well<strong>in</strong>g.pdf,<br />

Stand: 18.07.2003)<br />

Witte, Erich H.: Gruppe. In: Endruweit, G./Trommsdorf, G. (Hrsg.): Wörterbuch <strong>der</strong> So-<br />

ziologie. Stuttgart 2002 (2. neubearbeitete und erweiterte Aufl.), S. 203-208<br />

95


Anhang I Literaturliste<br />

Yass, Mohammed: Entwicklung multimedialer Anwendungen. E<strong>in</strong>e systematische E<strong>in</strong>-<br />

führung. Heidelberg 2000<br />

Zeller, Beate: Verbesserung von Aussagekraft und Verwendungswert von Zertifikaten<br />

durch Modulprüfungen und Bildungspass. In: Berufliche Fortbildungszentren <strong>der</strong> Bay-<br />

rischen Wirtschaft (Hrsg.): Flexible Wege zum Berufsabschluss. Schriftenreihe Wirt-<br />

schaft und Weiterbildung, Bd. 24, Bielefeld 2001<br />

96


Anhang II Lehrgangsordnung<br />

II Lehrgangsordnung für die KfB-Maßnahme<br />

LEHRGANGSORDNUNG<br />

für die Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme zu „Kaufleuten für Bürokommunikation“<br />

bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH.<br />

§ 1 - Geltungsbereich<br />

Diese Lehrgangsordnung regelt den organisatorischen Ablauf <strong>der</strong> Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme<br />

„Kaufleute für Bürokommunikation“ bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH. Die<br />

Bestimmungen basieren auf dem beim Zuwendungsgeber e<strong>in</strong>gereichten Konzept.<br />

§ 2 - Lehrgangszeitraum und -dauer<br />

Der Lehrgang beg<strong>in</strong>nt am 1. Mai 2003, dauert 26 Monate und endet am 30. Juni 2005.<br />

§ 3 - Anzahl <strong>der</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen und Nachbesetzungsfrist<br />

Die Maßnahme ist für maximal 20 Teilnehmer/<strong>in</strong>nen konzipiert. Anmeldungen und Nachbesetzungen<br />

können bis spätestens 30. Juni 2003 erfolgen.<br />

§ 4 - Status <strong>der</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

Die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen gehen auf <strong>der</strong> Basis des § 19 BSHG e<strong>in</strong> vertraglich befristetes Arbeitsverhältnis<br />

mit dem Bezirksamt von Berl<strong>in</strong>-Mitte e<strong>in</strong>. Genaueres regelt <strong>der</strong> Arbeitsvertrag. Grundsätzlich gelten<br />

für die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen alle Rechte und Pflichten von Arbeitnehmer/<strong>in</strong>nen.<br />

§ 5 - E<strong>in</strong>gangsvoraussetzungen<br />

(1) An <strong>der</strong> Maßnahme teilnehmen können ausschließlich Sozialhilfeempfänger/<strong>in</strong>nen. Sie müssen<br />

m<strong>in</strong>destens über die schulischen Kenntnisse e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen Hauptschulabschlusses sowie 3 Jahre<br />

Berufserfahrung (im weitesten S<strong>in</strong>ne im kaufmännischen Bereich) verfügen.<br />

(2) Die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen sollten im Alter zwischen 30 und 40 Jahren se<strong>in</strong> und e<strong>in</strong> ausgeprägt hohes<br />

Interesse zeigen, ihre beruflichen Karrierechancen mit e<strong>in</strong>em Berufsabschluss nachhaltig auszubauen.<br />

§ 6 - Lehrgangsort<br />

(1) E<strong>in</strong>satzort s<strong>in</strong>d die Räumlichkeiten <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH <strong>in</strong> <strong>der</strong> Waldenser Straße<br />

(Berl<strong>in</strong> Tiergarten). Dort stehen technisch gut ausgestattete Räumlichkeiten für e<strong>in</strong>e differenzierte und<br />

qualifizierte Durchführung <strong>der</strong> Maßnahme zur Verfügung.<br />

(2) Die Vorbereitung auf die Praktikumsphasen erfolgt ebenfalls <strong>in</strong> <strong>der</strong> Waldenser Straße.<br />

(3) Der E<strong>in</strong>satzort im Rahmen des Praktikums wird <strong>in</strong> Absprache mit dem Praktikumsbetrieb festgelegt.<br />

§ 7 - Beschreibung des Fachgebiets und <strong>der</strong> Tätigkeitsfel<strong>der</strong><br />

Fachangestellte für Bürokommunikation s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Bereichen <strong>der</strong> Textgestaltung, Informationsübermittlung<br />

und Sachbearbeitung tätig.<br />

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Anhang II Lehrgangsordnung<br />

Die Bearbeitung des Poste<strong>in</strong>- und -ausgangs, Bereiche <strong>der</strong> Büroorganisation, Sachbearbeitung wie<br />

allgeme<strong>in</strong>e Verwaltung, Personalwesen, Öffentlichkeitsarbeit, F<strong>in</strong>anzwesen und vor allem die Arbeiten<br />

im Schreibbüro gehören zu ihren Aufgaben. Gute Rechtschreibkenntnisse und e<strong>in</strong>e sichere Ausdrucksweise<br />

s<strong>in</strong>d daher unumgänglich.<br />

Wesentliches Merkmal ihrer täglichen Arbeit ist <strong>der</strong> Umgang mit dem Computer. Damit schreiben sie<br />

normgerechte Briefe und gestalten Texte mit Textverarbeitungsprogrammen, sie erstellen und pflegen<br />

Statistiken mit Statistikprogrammen o<strong>der</strong> verwalten große Datenbestände mit Datenbankprogrammen.<br />

Gefragt s<strong>in</strong>d aber nicht nur technische, son<strong>der</strong>n auch kommunikative Fähigkeiten. Fachangestellte für<br />

Bürokommunikation bedienen Telefonanlagen mit vielfältigen Funktionen, versenden Faxe o<strong>der</strong><br />

tauschen Informationen per E-Mail aus. Dabei beachten sie die Vorschriften des Datenschutzes genau.<br />

§ 8 - Qualifizierungsziel und Profil <strong>der</strong> Maßnahme<br />

(1) Ziel <strong>der</strong> Maßnahme ist es, die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen durch die Stärkung ihres Selbstbewusstse<strong>in</strong>s und<br />

durch die fachliche Qualifizierung zum/zur Kaufmann/-frau optimal für e<strong>in</strong>e <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt<br />

vorzubereiten.<br />

Die Maßnahme be<strong>in</strong>haltet die folgenden vier grundsätzlichen Schwerpunkte:<br />

� Die fachtheoretische und fachpraktische Qualifizierung <strong>in</strong> modularer Form,<br />

� die Vermittlung berufsübergreifen<strong>der</strong> betrieblicher Qualifikationen (EDV, Betriebsabläufe,<br />

Kommunikations- und Präsentationsstrategien, Öffentlichkeitsarbeit),<br />

� die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sozial- und Selbstlernkompetenzen<br />

� und die Vermittlung von Zusatzqualifikationen mit Relevanz für den europäischen B<strong>in</strong>nenmarkt.<br />

(2) Bei Eignung werden die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen am Maßnahmeende zur externen IHK-Prüfung für<br />

„Kaufmann/-frau für Bürokommunikation“ angemeldet.<br />

§ 9 - Curricularer Aufbau <strong>der</strong> Maßnahme und Dauer <strong>der</strong> Abschnitte<br />

(1) Zeitlich ist die Gesamtmaßnahme <strong>in</strong> 5 Phasen geglie<strong>der</strong>t:<br />

1. Orientierungsphase 3 Monate<br />

2. Qualifizierung und<br />

Beschäftigung (QiB) I 6 Monate<br />

3. QiB II 4 Monate<br />

4. QiB III 3 Monate<br />

5. QiB IV 10 Monate<br />

Die Orientierungsphase ist sehr stark theoriebezogen. In dieser Phase werden wesentliche Grundlagen<br />

erarbeitet.<br />

Während <strong>der</strong> QiB I s<strong>in</strong>d die Theorieanteile und die Anteile e<strong>in</strong>er Qualifizierung <strong>in</strong> Beschäftigung etwa<br />

gleichgewichtig verteilt.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> QiB II steht die Berufspraxis (4 Monate lang 3 Tage/Woche). Die Theorieanteile<br />

treten deutlich zurück.<br />

Um die bis dah<strong>in</strong> erworbenen Fähigkeiten weiter zu festigen, f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> <strong>der</strong> QiB III erneut e<strong>in</strong>e gleichgewichtig<br />

verteilte Qualifizierung <strong>in</strong> Beschäftigung und theoretischer Qualifizierung statt.<br />

QiB IV schließt die Maßnahme ab. Sie dient vor allem <strong>der</strong> gründlichen Vorbereitung auf die spätere<br />

Berufstätigkeit und zum Ende h<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiven Prüfungsvorbereitung. Während dieser Phase ist e<strong>in</strong><br />

weiterer Praktikumsaufenthalt (9 Monate 4 halbe Tage/Woche) vorgesehen.<br />

(2) Inhaltlich geglie<strong>der</strong>t ist die Maßnahme durch die folgenden 5 abgegrenzten Qualifizierungse<strong>in</strong>heiten<br />

(Module):<br />

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Anhang II Lehrgangsordnung<br />

1. Basisqualifikation ~ 60 Tage<br />

2. Beschaffungswirtschaft ~ 70 Tage<br />

3. Absatzwirtschaft ~ 130 Tage<br />

4. Personalwirtschaft ~ 105 Tage<br />

5. F<strong>in</strong>anzwirtschaft ~ 80 Tage<br />

Innerhalb dieser Module werden <strong>in</strong> aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmter Weise die Inhalte nachfolgen<strong>der</strong> Fächer<br />

vermittelt:<br />

1. Allgeme<strong>in</strong>e Wirtschaftslehre<br />

2. Spezielle Wirtschaftslehre<br />

3. Rechnungswesen<br />

4. Informationsverarbeitung<br />

5. Mo<strong>der</strong>ne Formen <strong>der</strong> Kommunikation und Arbeitstechnik<br />

6. Deutsch<br />

7. Wirtschaftsenglisch<br />

Durch diese Modularisierung werden die diversen fachlichen Inhalte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er strukturierten und aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

abgestimmten Form vermittelt.<br />

(3) Teil <strong>der</strong> Maßnahme s<strong>in</strong>d zwei betriebliche Praxisphasen.<br />

Das erste Betriebspraktikum dauert 4 Monate. In dieser Zeit s<strong>in</strong>d die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen 3 volle Arbeitstage<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Praktikumsbetrieb und an zwei Tagen bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH.<br />

Das zweite Betriebspraktikum dauert 9 Monate. In dieser Zeit s<strong>in</strong>d die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen 4 halbe<br />

Arbeitstage im Betriebspraktikum und die restliche Zeit bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH.<br />

Die Praktikumsphasen dienen dazu, dass die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen ihr zukünftiges Arbeitsfeld <strong>in</strong>tensiv<br />

kennen lernen können und die Praxisrelevanz des theoretisch Gelernten erfahren. Sie stellen e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Beitrag zur Entwicklung <strong>der</strong> beruflichen Handlungsfähigkeit dar.<br />

§ 10 - Module, Modulprüfungen und –zertifi-kate<br />

(1) Die Module dieser Maßnahme s<strong>in</strong>d als didaktisch-/methodische Gestaltungselemente zu verstehen.<br />

Sie dienen <strong>der</strong> systematischen B<strong>in</strong>nendifferenzierung <strong>der</strong> gesamten Maßnahme und ermöglichen<br />

durch ihren <strong>in</strong>haltlichen Zuschnitt e<strong>in</strong>e Qualifizierung <strong>der</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen entlang realer beruflicher<br />

Handlungsfel<strong>der</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus bieten die Modulzertifikate die Möglichkeit, dass sich auch die<br />

Teilnehmer/<strong>in</strong>nen, die die IHK-Prüfung nicht erfolgreich bestehen, <strong>in</strong> angemessener Form am Arbeitsmarkt<br />

präsentieren können.<br />

(2) Die Inhalte jedes E<strong>in</strong>zelmoduls werden den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen spätestens am Beg<strong>in</strong>n des jeweiligen<br />

Moduls vorgestellt.<br />

(3) Jedes E<strong>in</strong>zelmodul wird am Ende durch e<strong>in</strong>e Modulprüfung abgeschlossen. Sie kann <strong>in</strong> schriftlicher<br />

Form o<strong>der</strong> durch Beobachtung und Beurteilung fachpraktischer Fähigkeiten erfolgen. Sie kann<br />

auch die Bearbeitung von Simulations- und Projektaufgaben o<strong>der</strong> die mündliche Beantwortung von<br />

Fragen be<strong>in</strong>halten.<br />

(4) Welche Prüfungsform e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelmodul beendet, wird den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen am Beg<strong>in</strong>n des jeweiligen<br />

Moduls mitgeteilt.<br />

(5) E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelmodul gilt als erfolgreich abgeschlossen, wenn die Abschlussprüfung bestanden, die<br />

gefor<strong>der</strong>te Anzahl von Lehrbriefen bearbeitet und mögliche zusätzliche Aufgaben e<strong>in</strong>wandfrei erledigt<br />

worden s<strong>in</strong>d.<br />

(6) Das erfolgreiche Durchlaufen e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelmoduls wird den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen zertifiziert. Die<br />

Zertifikate dokumentieren das Ergebnis <strong>der</strong> Modulabschlussprüfung und die Inhalte <strong>der</strong> im Rahmen<br />

des Moduls angebotenen Fächer. Sie geben außerdem Auskunft über spezifische Leistungen, die im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es Moduls erbracht wurden (z. B. Anzahl und Titel <strong>der</strong> bearbeiteten Lehrbriefe, Leistungen<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Projekts, Ergebnisse von Gruppenarbeiten usw.).<br />

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Anhang II Lehrgangsordnung<br />

(7) Werden die Leistungen, die für die Zertifizierung e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelmoduls erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, vom Lernenden<br />

<strong>in</strong> nicht ausreichendem Maße erbracht, wird ke<strong>in</strong> Zertifikat ausgestellt und das Modul gilt als<br />

nicht bestanden.<br />

(8) Werden E<strong>in</strong>zelmodule aufgrund nicht erbrachter Leistungen nicht erfolgreich abgeschlossen, so<br />

können sie jeweils e<strong>in</strong>malig, <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Frist von fünf Wochen, erneut beurteilt und gegebenenfalls<br />

nachzertifiziert werden.<br />

§ 11 - Lehrbriefe<br />

(1) Die Lehrbriefe s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e fachübergreifende o<strong>der</strong> zu fachspezifischen Themen zusammengestellte<br />

Aufgaben- und Materialsammlung. Mit den Lehrbriefen haben die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen die Möglichkeit,<br />

sich selbständig, ihrem Tempo und ihrem Leistungsvermögen entsprechend Lernfortschritte zu erarbeiten.<br />

Das Spektrum <strong>der</strong> Aufgaben reicht von programmierten theoretischen Aufgaben über praktische<br />

Handlungsanweisungen, bis h<strong>in</strong> zur allgeme<strong>in</strong>en Beauftragung von Projekten.<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en setzt sich je<strong>der</strong> Lehrbrief aus folgenden vier Abschnitten zusammen:<br />

1. Aktivierungsteil mit den Leitfragen,<br />

2. E<strong>in</strong>führungsteil mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>haltlichen H<strong>in</strong>führung zum Thema,<br />

3. Übungs- und Vertiefungsteil mit Arbeitsanweisungen und Übungen<br />

4. und dem Feedbackteil zur Selbstkontrolle und für Anregungen zum Lehrbrief.<br />

(2) Die Bearbeitung erfolgt selbständig und, wenn nicht an<strong>der</strong>s verabredet, außerhalb des normalen<br />

Unterrichtsgeschehens. Für die Bearbeitung steht e<strong>in</strong> jeweils festgelegter ausreichen<strong>der</strong> zeitlicher<br />

Rahmen zur Verfügung.<br />

(3) Jede/r Teilnehmer/<strong>in</strong> muss zur Zertifizierung e<strong>in</strong>es Moduls erfolgreich die jeweils vorgegebene<br />

Anzahl von Lehrbriefen selbständig bearbeitet haben. Damit s<strong>in</strong>d die Lehrbriefe e<strong>in</strong> wesentliches<br />

strukturierendes Element <strong>der</strong> Qualifizierungsmaßnahme.<br />

§ 12 - Berichtsheft und Lerntagebuch<br />

(1) Jede/r Teilnehmer/<strong>in</strong> ist dazu verpflichtet, e<strong>in</strong> Berichtsheft zu führen. Das Berichtsheft muss die<br />

wichtigen Inhalte <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Arbeitstage aufführen und 14-tägig e<strong>in</strong>en detaillierten Bericht zu<br />

e<strong>in</strong>em herausragenden Qualifizierungs- bzw. Arbeits<strong>in</strong>halt darstellen.<br />

Das Berichtsheft ist wichtig als Nachweis über die vermittelten Lern<strong>in</strong>halte und bietet gleichzeitig<br />

auch den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e Kontrolle hierüber.<br />

Das Berichtsheft ist sorgfältig zu führen und den Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen regelmäßig zum Gegenzeichnen<br />

vorzulegen. Das vollständige Berichtsheft ist Voraussetzung für die Zulassung zur Abschlussprüfung.<br />

Zur mündlichen Prüfung bei <strong>der</strong> IHK muss es den Prüfern dort vorgelegt werden.<br />

(2) Neben dem Berichtsheft führen die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> Lerntagebuch. Es dient <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

<strong>der</strong> persönlichen Reflexion von <strong>in</strong>dividuellen, sozialen und fachlichen Fragen und soll helfen, Entwicklungen<br />

und Verän<strong>der</strong>ungen bewusst zu machen.<br />

Im Verlauf <strong>der</strong> Maßnahme werden dem Lerntagebuch weitere Arbeitsblätter h<strong>in</strong>zugefügt, die zur<br />

Mitsteuerung von Unterrichts- und Lern<strong>in</strong>halten konzipiert s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> schriftliches Feedback zur<br />

Lern- und Lehrgestaltung geben. Diese Arbeitsblätter können von den Lehrkräften e<strong>in</strong>gesammelt und<br />

allgeme<strong>in</strong> besprochen werden. Ansonsten entscheiden die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen selbst, welche Inhalte<br />

ihres Lerntagebuchs sie öffentlich machen wollen.<br />

(3) Berichtsheft und Lerntagebuch s<strong>in</strong>d am Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Maßnahme von den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>zurichten.<br />

Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Loseblattsammlung und bestehen zunächst aus<br />

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Anhang II Lehrgangsordnung<br />

� e<strong>in</strong>em D<strong>in</strong>-A4-Ordner<br />

� mit Trennblättern für verschiedene Rubriken,<br />

� vorgefertigten Blättern für den Berichtsheftteil,<br />

� leeren Blättern für persönliche Notizen und Aufzeichnungen,<br />

� e<strong>in</strong>em Kalen<strong>der</strong>, <strong>der</strong> über die Zeit <strong>der</strong> Maßnahme reicht,<br />

� grundlegenden Informationen zur Gesamtorganisation und zu den Zielen und Inhalten <strong>der</strong> Maßnahme,<br />

� Literaturempfehlungen,<br />

� Listen mit Teilnehmer/<strong>in</strong>nen und Lehrkräften<br />

� und den aktuellen Unterrichtsplänen.<br />

§ 13 - Handbibliothek, Literatur und weitere Unterrichtsmedien<br />

(1) Lehrbücher und weitere Unterrichtsmedien müssen von den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen selbständig angeschafft<br />

und f<strong>in</strong>anziert werden.<br />

(2) Den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen steht im Rahmen <strong>der</strong> Maßnahme e<strong>in</strong> Handapparat zur Arbeit mit Fachliteratur<br />

und an<strong>der</strong>en Medien zur Verfügung.<br />

(3) Für den sachgemäßen Gebrauch des Handapparats tragen alle Teilnehmer/<strong>in</strong>nen gleichermaßen die<br />

Verantwortung. Am Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Maßnahme zahlen sie 25 € als Kaution <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Kasse.<br />

Werden Medien beschädigt o<strong>der</strong> verschw<strong>in</strong>den, so wird <strong>der</strong> Schadensersatz aus dieser Kasse f<strong>in</strong>anziert.<br />

Sollte das Geld <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kasse nicht ausreichen, wird von den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> weiterer<br />

Schadensersatz verlangt. Am Ende <strong>der</strong> Maßnahme erhalten die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen die Restgel<strong>der</strong> aus<br />

<strong>der</strong> Kasse zurück.<br />

§ 14 - Betreuung und Beratung<br />

(1) E<strong>in</strong> tragendes Element <strong>der</strong> Maßnahme ist die sozialpädagogische Begleitung und Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen. Sie f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Form von Gruppenarbeit, E<strong>in</strong>zelfallarbeit, Beratung o<strong>der</strong> Krisen<strong>in</strong>tervention<br />

statt und leistet e<strong>in</strong>en Beitrag zur <strong>in</strong>dividuellen Entwicklung <strong>der</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen.<br />

(2) Zusätzlich werden den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen nach dem Basismodul feste Fachbetreuer/<strong>in</strong>nen zugeordnet.<br />

Sie stehen für sie als fachliche Berater/<strong>in</strong>nen und Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen zur Verfügung, kontrollieren<br />

die Berichtshefte und halten Kontakt zu den Praktikumsbetrieben.<br />

§ 15 - Anfor<strong>der</strong>ungen zur Prüfungsanmeldung<br />

(1) Zur Prüfung angemeldet werden Teilnehmer/<strong>in</strong>nen, denen e<strong>in</strong> erfolgreicher Prüfungsabschluss<br />

zugetraut wird. Grundlage für die Beurteilung <strong>der</strong> Prüfungsfähigkeit <strong>der</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen ist <strong>der</strong><br />

erfolgreiche Abschluss aller im Rahmen <strong>der</strong> Maßnahme angebotenen Module.<br />

(2) Von Seiten <strong>der</strong> IHK werden Teilnehmer/<strong>in</strong>nen nur zur Prüfung zugelassen, wenn sie im gesamten<br />

Maßnahmezeitraum m<strong>in</strong>destens zu 90 % anwesend waren. Ausnahmen von dieser Regelung müssen<br />

bei beson<strong>der</strong>en Härtefällen schriftlich beantragt und glaubhaft begründet werden.<br />

§ 16 - Urlaub<br />

(1) Den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen stehen je Vertragsjahr 20 Urlaubstage zu.<br />

(2) Über die Lage <strong>der</strong> Urlaubstage können die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen nicht frei verfügen. Sie wird aus<br />

organisatorischen Gründen durch die bildungsmarkt waldenser gGmbH verb<strong>in</strong>dlich vorgeschrieben<br />

und den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen rechtzeitig bekannt gegeben.<br />

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Anhang II Lehrgangsordnung<br />

§ 17 - Krankheiten und Fehlzeiten<br />

(1) Fehlzeiten werden nur im Krankheitsfall entschuldigt. E<strong>in</strong>e Krankmeldung muss am Werktag des<br />

ersten Fehlens bis spätestens 10:00 Uhr bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH angezeigt werden.<br />

Die krankheitsbed<strong>in</strong>gte Arbeitsunfähigkeit ist bereits am ersten Werktag durch e<strong>in</strong>e ärztliche Besche<strong>in</strong>igung<br />

zu belegen und bis spätestens zum dritten Kalen<strong>der</strong>tag bei <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser<br />

gGmbH vorzulegen.<br />

(2) Sonstige Freistellungen e<strong>in</strong>zelner Teilnehmer/<strong>in</strong>nen können grundsätzlich nur <strong>in</strong> dr<strong>in</strong>genden Fällen<br />

bewilligt werden und müssen rechtzeitig vorher bei dem zuständigen Sozialpädagogen/<strong>in</strong> schriftlich<br />

beantragt werden.<br />

§ 18 - Abmahnung und Kündigung<br />

Es gelten die gesetzlichen Regellungen und die Ausführungen im Arbeitsvertrag.<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang III Beispiel für e<strong>in</strong>en Lehrbrief<br />

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Anhang IV Leitfaden zur Leitbildentwicklung<br />

IV Leitfaden zur Leitbildentwicklung<br />

Der auf den folgenden Seiten vorgestellte Leitfaden zur Leitbildentwicklung ist durch die<br />

Qualitätsmanager<strong>in</strong> <strong>der</strong> bildungsmarkt waldenser gGmbH <strong>in</strong> die Entwicklungsarbeit e<strong>in</strong>-<br />

gebracht worden. Er ist für das KfB-Team am Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Konzeptentwicklung sehr wich-<br />

tig gewesen und hat weitreichende Diskussionen ausgelöst. Für die Erlaubnis zur Wie<strong>der</strong>-<br />

gabe bedanke ich mich an dieser Stelle bei <strong>der</strong> Kolleg<strong>in</strong>.<br />

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Anhang IV Leitfaden zur Leitbildentwicklung<br />

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Anhang IV Leitfaden zur Leitbildentwicklung<br />

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Anhang IV Leitfaden zur Leitbildentwicklung<br />

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Anhang V Fragebogen zur Teamarbeit<br />

V Fragebogen zur Teamarbeit<br />

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Anhang V Fragebogen zur Teamarbeit<br />

VI Fragebogen zur Beurteilung <strong>der</strong> Ergebnisse und Prozesse<br />

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Anhang V Fragebogen zur Teamarbeit<br />

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