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Im Bilde 02/2006 - BBK-Bayern

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<strong>BBK</strong> Niederbayern<br />

12<br />

Eröffnung der Jubiläumsausstellung im Kulturmodell Bräugasse<br />

20 JAHRE <strong>BBK</strong> NIEDERBAYERN E.V.<br />

(Einführung: Dr. Maximilian Seefelder, Bezirksheimatpfleger)<br />

Jubiläumsfeiern – und sei es eben das zwanzigjährige<br />

Bestehen einer etablierten Kulturinstitution<br />

wie des Berufsverbands <strong>Bilde</strong>nder<br />

Künstler Niederbayern e.V. – folgen in der<br />

Regel einem Muster: Der Blick schweift<br />

zurück, die Reden rühmen die Erfolgsgeschichte<br />

und die Jahre harter Arbeit. Lob den<br />

Verantwortlichen und aller Dank dazu.<br />

Nicht zu vergessen bei Anlässen wie dem<br />

heutigen: Wert und Nutzen der bildenden<br />

Kunst sind hervorzuheben – im Allgemeinen<br />

wie im Besonderen. Es darf philosophiert<br />

werden. Wo sonst, wenn nicht hier? Es gilt,<br />

möglichst blumige Worte für bunte <strong>Bilde</strong>r<br />

finden.<br />

Gerne wird dabei die Formel vom ‚Traumberuf<br />

Künstler’ bemüht, den wir um seine<br />

geistig kreative Freiheit beneiden, der uns die<br />

Aura des mystisch Schöpferischen atmen<br />

lässt – ein ‚creator mundi’, fähig seine eigene<br />

kleine Welt zu erschaffen.<br />

Die Realität indes sieht anders aus. Der<br />

Welt des Künstlers sind oft sehr enge, schier<br />

unüberwindbare Grenzen gesetzt. Freilich,<br />

das ist nicht der Stoff, aus dem man Festreden<br />

macht. Tatsache bleibt aber: Neun von<br />

zehn Kunststudierenden schaffen es nicht,<br />

nach dem Kunststudium von ihrer Kunst zu<br />

leben. Und dann - aus der Traum von der ungehinderten<br />

Verwirklichung der eigenen kreativen<br />

Fähigkeiten, von den Freiheiten, die mit<br />

einem gewöhnlichen Beruf nicht zu erreichen<br />

sind?!<br />

Diese Freiheit hat ihren Preis – und wirklich<br />

bewusst ist dies oft weder Kunstliebhabern<br />

noch angehenden Künstlerinnen und<br />

Künstlern. Schnell wird dann mehr Anerkennung<br />

für die unverzichtbare Arbeit Kunst-<br />

und Kulturschaffender gefordert – vor allem<br />

mehr Förderung und finanzielle Unterstützung.<br />

Nur, Realität ist auch: Die Zahl entsprechender<br />

Fördertöpfe ist überschaubar, die<br />

eingestellten Mittel sind endlich. Und bei der<br />

Diskussion über die wirklichen Notwendigkeiten,<br />

über das Unentbehrliche und Unverzichtbare<br />

zieht zumeist die Kunst – die edle,<br />

schöne Muse – den Kürzeren.<br />

Dennoch, es bleibt dabei: Kunst ist ein Gewinn.<br />

Sie bereichert das Leben – nicht nur im<br />

Wortsinn das des einzelnen Sammlers und<br />

des Kunstliebhabers, sondern auch das öffentliche.<br />

Mehr noch: Ein Demokratisierungsprozess<br />

hat stattgefunden. Kunst ist<br />

nicht mehr wie ehedem den Musentempeln<br />

und elitären Minderheiten vorbehalten, sondern<br />

sie ist beinahe allgegenwärtig in Bahnhofshallen,<br />

Parkgaragen oder Kneipen erlebbar.<br />

Sie lädt ein, regt an oder provoziert zur<br />

Beschäftigung mit ihr. Diese Auseinandersetzung,<br />

diesen Luxus kann und sollte sich jeder<br />

leisten. Er ist nicht von materiellen Mitteln<br />

abhängig.<br />

im <strong>Bilde</strong> 2/06<br />

Die Künstler sind es, die konventionelle<br />

Sichtweisen überwinden und neue Perspektiven<br />

eröffnen – Ihnen, mir, allen. Und, das ist<br />

das Faszinierende daran, sie schaffen es ohne<br />

Worte.<br />

Doch ehe ich ins Schwärmen gerate – Tatsache<br />

bleibt auch: Kunst ist und war auch immer<br />

schon ein Geschäft. Die romantisch verklärte<br />

Vorstellung vom Maler, der mit Picknickkorb<br />

und Staffelei ins Grüne zieht, an<br />

den Wochenenden in den Salons der Gesellschaft<br />

zuhause ist und seine Arbeiten zwischen<br />

Kanapees und Champagner quasi im<br />

Vorbeigehen zu gutem Geld macht, fand in<br />

der Realität kaum ihre Entsprechung. Selbst<br />

die Gunst großzügiger Mäzene musste oft auf<br />

erniedrigende Weise gewonnen und erhalten<br />

werden und nicht selten lebte unbeachtet und<br />

verarmt, wer heute als großer Meister gerühmt<br />

wird.<br />

In Zeiten knapper öffentlicher Mittel und<br />

der verschärften Situation auf allen Märkten<br />

wird den Kunstschaffenden ein großes Maß<br />

an Realitätsbezug, Unternehmergeist und Engagement<br />

abverlangt. Es ist notwendig, Allianzen<br />

zu schmieden und Kooperationen einzugehen,<br />

um gemeinsame Interessen vertreten<br />

und so neben ideellem auch materiellen<br />

Gewinn aus der aktiven Arbeit mit und an der<br />

Kunst ziehen zu können.<br />

Doch auch diese Erkenntnis ist nicht wirklich<br />

neu. Mit dem Ziel, sich gemeinsam für<br />

die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

freier künstlerischer Arbeit<br />

einzusetzen, wurde schon vor 150 Jahren die<br />

„Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft“<br />

als erster nationaler Zusammenschluss regionaler<br />

Kunstvereine gegründet. Sie vertrat<br />

fortan die Interessen bildender Künstler gegenüber<br />

Politik und Öffentlichkeit. Sie war<br />

maßgeblich an der Erstellung der gesetzlichen<br />

Grundlagen für das erste deutsche Urheberrecht<br />

von 1876 beteiligt. Darüber hinaus<br />

brachte sich die Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft<br />

auch normativ in die nationale<br />

Kunstszene ein. Sie kontrollierte damit<br />

nicht nur den Kunstmarkt, sondern ebenso<br />

den Zugriff auf staatliche Förderungen.<br />

Interne Auseinandersetzungen blieben nicht<br />

aus, zumal insbesondere zeitgenössisch<br />

„moderne“ Künstler kaum Unterstützung von<br />

den bestehenden Organisationen erwarten<br />

konnten. <strong>Bilde</strong>r – z. B. die des norwegischen<br />

Malers Edvard Munch, heute einer der Vertreter<br />

der klassischen Moderne – wurden als<br />

„abstoßend, hässlich und gemein“ bezeichnet<br />

und von Ausstellungen ausgeschlossen. So<br />

musste es letztendlich zum Bruch kommen<br />

zwischen der progressiven, liberalen Künstlerschaft<br />

und dem bis dahin dominierenden<br />

traditionell akademischen Kunstbetrieb, den<br />

auch die Allgemeine Deutsche Kunstgenos-<br />

senschaft vertrat. Abspaltungen – treffend<br />

als „Sezession“ bezeichnet – fanden an der<br />

Wende zum 20. Jahrhundert in allen deutschsprachigen<br />

Zentren moderner bildender<br />

Kunst statt: München 1893, Wien 1897,<br />

Berlin 1898.<br />

Warum erzähle ich das? Weil daran auch<br />

das generelle Dilemma moderner Kunst offensichtlich<br />

wird: Innovativ, progressiv, visionär<br />

und ihrer Zeit voraus soll und will sie<br />

sein – mit dem Ergebnis, dass sie es dementsprechend<br />

schwer hat, verstanden, toleriert<br />

oder gar anerkannt zu werden.<br />

Die Kunstgeschichte zeigt zahllose Beispiele<br />

dieser immer wieder kehrenden Problematik.<br />

Breitenwirksame, offiziell propagierte<br />

Kunstdefinitionen halten sich oft hartnäckig<br />

und lassen kaum Raum für Neues.<br />

Dennoch überholen sich solch zeitgenössische<br />

Kunstauffassungen regelmäßig selbst.<br />

Ehedem verschmähte Künstler wie Munch,<br />

Klimt und Co sind heute populär und nahezu<br />

inflationär auf Kaffeetassen und Einkaufstüten<br />

zu finden. Popularität allein – posthum<br />

ebenso wenig wie zu Lebzeiten – kann es<br />

aber nicht sein, was ein Künstler, eine Künstlerin<br />

zum Leben braucht. Mit schillernden<br />

Vernissagen und hoch gelobten Ausstellungen<br />

ist es nicht getan, wenn dem nicht Aufträge<br />

und Verkäufe folgen.<br />

So gilt es grundlegende Akzeptanz zu<br />

schaffen, Berührungsängste abzubauen,<br />

Kunst für jedermann – sowohl inhaltlich als<br />

auch finanziell – zugänglich zu machen. Dazu<br />

bedarf es der gezielten Öffentlichkeitsarbeit<br />

und des Marketings als vorrangige Aufgabe<br />

und Ziel sowohl der öffentlichen Kulturarbeit,<br />

der Kulturförderung, als auch von<br />

Künstlervertretungen wie dem <strong>BBK</strong> und der<br />

Kunstschaffenden selbst.<br />

Sicher war es kein Zufall, dass die Gründungsinitiative<br />

des <strong>BBK</strong> Regionalverbandes<br />

ausgerechnet vom östlichen – um nicht zu sagen<br />

„hintersten“ – Niederbayern ausging. Pionierarbeit<br />

im eigentlichen Sinne war hier gefragt.<br />

Es galt künstlerisches Terrain urbar zu<br />

machen, mit dem Wesentlichen auszustatten<br />

und auf unbürokratischem Weg einheitliche<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen, die die<br />

Selbständigkeit bildender Künstler in der Region<br />

fernab der großen Kunst- und Kulturzentren<br />

erst möglich machten.<br />

Die Einrichtung des „Kulturmodell Bräugasse“<br />

als Präsentationsplattform, Arbeitsplatz<br />

und Begegnungsstätte von Künstlern<br />

und Laien war dabei ein großer Schritt. Der<br />

Vorsitzende des <strong>BBK</strong> Landesverbandes <strong>Bayern</strong>,<br />

Klaus von Gaffron, konnte bereits anlässlich<br />

des 10jährigen Bestehens des <strong>BBK</strong><br />

Niederbayern e.V. 1996 konstatieren:<br />

„10 Jahre <strong>BBK</strong> Niederbayern heißt: Aus einer<br />

künstlerischen Diaspora ist ein lebendiges<br />

Forum geworden, eine Schnittstelle an der<br />

Künstler aus den verschiedenen Bundesländern,<br />

aber auch aus den Nachbarländern Ausstellungsmöglichkeiten<br />

fanden und anregend<br />

auf die regionale Kunstszene wirkten.“

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