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Im Bilde 02/2006 - BBK-Bayern

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<strong>BBK</strong> Schwaben Nord und Augsburg<br />

8<br />

DER ANDERE BLICK<br />

AUF EIN GENIE<br />

Ausstellung und Kunstpreis der Stadt<br />

Augsburg zum Thema Mozart,<br />

2. bis 30. April <strong>2006</strong>,<br />

<strong>BBK</strong>-Galerie im Kulturforum abraxas<br />

Mozart aushalten. Mozart ist überall. Auf jedem<br />

Kanal, in Radio, Fernsehen, Konzert und<br />

Bühne. Da darf natürlich auch die <strong>Bilde</strong>nde<br />

Kunst nicht abseits stehen. Und so wurde im<br />

Mozartjahr auch eine Themenausstellung<br />

vom <strong>BBK</strong> Schwaben Nord und Augsburg mit<br />

der Stadt Augsburg - inklusive Kunstpreis -<br />

ausgeschrieben.<br />

„.wie die Sachen oft querre gehen.“, lautet<br />

ein Mozart-Briefzitat (Vater an den Sohn),<br />

welches als Grundlage zur künstlerischen<br />

Ideenfindung und gleichzeitig als Ausstellungstitel<br />

gewählt wurde. Über 100 Arbeiten<br />

wurden zum Thema eingereicht, aus denen<br />

die Jury letztlich 34 Werke von 21 Künstlerinnen<br />

und Künstlern herausfilterte.<br />

Der Kunstpreis der Stadt Augsburg (1500<br />

€) wurde der aus Werdohl stammenden<br />

Künstlergruppe N-E-S-T für ihre Installation<br />

„Der goldene Käfig“ zuerkannt. Ein Käfig als<br />

intelektuelles Gedanken- und Wortspiel oder<br />

gar ein literarisch-musikalischer Verweis auf<br />

Mozarts „Zauberflöte“. Nun ja, man muß<br />

schon etwas suchen, um einen Bezug zum<br />

Protagonisten der Ausstellung herzustellen.<br />

Aber wie dem auch sei, einen großen Vorteil<br />

hat dieser goldene Vogelkäfig, er ist nach unten<br />

offen und wird niemand lange hinter seinen<br />

Stäben halten.<br />

Neben den Preisträgern waren recht originelle<br />

Exponate auszumachen, wobei eher die<br />

künstlerische Qualität im Vordergrund stand<br />

und nicht der unmittelbare Mozart-Bezug.<br />

Die Dinge gehen eben quer. Allen voran sicher<br />

Hermann Coning und Pit Kinzer mit ihren<br />

ironisch verspielten Deutungen. Bei Conings<br />

Xerographie fungiert eine Mozartkugel<br />

als Augenersatz und verleiht dem keck blickenden<br />

Amadeus somit auch die Form eines<br />

Doppelportraits. „Auch ein Genie muss Geld<br />

verdienen“, nennt Kinzer seine Fotoarbeit.<br />

Hier sind kleine Trachten-Figuren im Halbkreis<br />

aufgereiht, die Mozart als Dirigenten ihrer<br />

Blechbläserkapelle huldigen. Was tut<br />

man nicht alles für Geld und Mozart litt wohl<br />

an chronischer Knappheit. Monika Schultes<br />

Mischtechniken gehen in gewohnt ornamental<br />

angelegter Bildsprache an das Thema heran.<br />

Man könnte sich die Arbeiten gut in Programmheften<br />

für Oper oder Theater vorstellen.<br />

Mozart im Spiegelkabinett zeigt Erika<br />

Berckhemer. Verschiedene Blickwinkel und<br />

Raumverschachtelungen umspielen das ehemalige<br />

Wunderkind. Filigrane Tuschzeichnungen,<br />

stilsicher und gekonnt, die irgendwie<br />

jedoch nicht in der Gegenwart wurzeln, sind<br />

von Max P. Häring zu entdecken.<br />

Angekohlte und geflammte Baum- wie<br />

Wurzelstücke sind das Material, mit denen<br />

im <strong>Bilde</strong> 2/06<br />

Die Künstlergruppe N-E.-S-T mit dem Sieger-Käfig<br />

Wolfgang Schenk seine Mozartportraits recht<br />

eigenwillig inszeniert. Laut und trashig dagegen<br />

die beiden Assemblagen von Stephan<br />

Pauer. Mozart als ungezogenes Kind und<br />

ständiger Besucher sämtlicher Flohmärkte.<br />

Ein ästhetischer <strong>Bilde</strong>rfries von Helmut<br />

Ranftl aus Relief, Malerei und Collage vereint<br />

starke Gegensätze zur Einheit. In den<br />

Stundenbüchern von Babette Ueberschär hätte<br />

man gerne geblättert, doch der leider notwendige<br />

Schutz hatte sie in eine Glasvitrine<br />

gesperrt. Daneben Christine Schells Eddingspuren<br />

auf Überweisungsträger: Autonome<br />

Zeichnungen nach Klaviersonaten mit sensibler<br />

Strichführung, Überlagerung und Verdichtung.<br />

„Allegro furioso“, so der Titel des zerbrechlich<br />

wirkenden Notenbuch-Objekts von<br />

Friederike Klotz, zitiert die Musikalität.<br />

Jutta Hieret-Piosczyk zeigt Fotografien von<br />

Straßenmusikern, das Spannungsfeld der<br />

Strukturen bearbeitet Ada Mee in ihrer mehrteiligen<br />

Druckgrafik und Edgar Schmandt ist<br />

mit einem malerischen Querkopf vertreten.<br />

Reisesituationen und das Unterwegssein, analog<br />

zu Mozart, thematisiert Andre Lemmens<br />

mit seinen mehrschichtigen Plexiglasobjeten.<br />

Des weiteren Acrylmalerei in differenten<br />

Grautönen von Ehrenfried Kuhn, lockere<br />

Strichführung in Figur und Abstraktion von<br />

Lilo Ring, Ernst Eichinger und Gabriele<br />

Fischer. Und natürlich nicht zu vergessen<br />

das kleine Objekt von Mathias Wolf. Zwei in<br />

der Mitte zerbrochene Weingläser, wobei der<br />

jeweilige Kelch über den Griff gestülpt ist.<br />

Eine wirklich ausweglose Situation. „Was<br />

nun“ fragt somit auch Mathias Wolf und dies<br />

ist keine schlechte Frage!<br />

Stefan Wehmeier<br />

MITGLIEDERVERSAMMLUNG <strong>2006</strong><br />

Freitag, 20.06.<strong>2006</strong> – 19 Uhr in der <strong>BBK</strong>-<br />

Galerie im Abraxas, Augsburg<br />

<strong>BBK</strong> Schwaben-Süd und Schwaben Nord<br />

und Augsburg gemeinsam im Internet:<br />

www.kunst-aus-schwaben.de<br />

GESCHICHTEN<br />

MACHEN<br />

Debutanten Edith Toth und Frank Mardaus<br />

<strong>BBK</strong>-Galerie im abraxas, Augsburg<br />

In der Redewendung man solle doch „keine<br />

Geschichten machen“ steckt fast unverhüllt<br />

die Ermahnung, man solle doch gefälligst alle<br />

Übertreibungen unterlassen und direkt und<br />

ungekünstelt agieren. Was natürlich nichts<br />

anderes ist als die Sanktionierung der eigenen<br />

starren und letztlich unhaltbaren Position.<br />

Künstler machen aber notwendigerweise<br />

Geschichten, sobald sie die Augen öffnen<br />

und ein Bild hineingehen lassen. Ein Foto ist<br />

umso stärker, je mehr Geschichtenfäden in<br />

ihm verwoben sind. Frank Mardaus, 1969 in<br />

Althegnenberg geboren, Fotograf und Fotosammler<br />

mit beträchtlichem Bildarchiv, zeigt<br />

Fotoserien in Reihen oder Blöcken auf Blech<br />

und Glas montiert; dabei setzt er in der<br />

neuerdings scheinbar nur noch digitalisiert<br />

vorliegenden Welt bewusst auf analoge Technik.<br />

Die Fotos sind allesamt Handabzüge,<br />

in der Regel schwarz/weiß, gelegentlich mit<br />

farbigen Einschüben. Die Auswahl der <strong>Bilde</strong>r<br />

und die Zusammenstellung der Sequenzen ist<br />

der Part von Caroline Rusch. Bei manchen<br />

Bildfolgen bestimmen formale Kriterien die<br />

Ordnung, wiederkehrende Kreise, Linien.<br />

Gesichter. Neben solchen paradigmatischen<br />

Schichtungen gibt es aber auch Sequenzen,<br />

bei denen der inhaltliche Zusammenhang<br />

deutlicher ins Auge geht und ein syntaktisches<br />

Fließen einsetzt. Die Haltung des Fotografen<br />

wird deutlich: F. Mardaus sammelt<br />

<strong>Bilde</strong>r der Welt, schnell, spontan, gelegentlich<br />

bedächtig. Er nimmt die widersprüchlichen<br />

Elemente in den Blick, das Banale und<br />

das Heilige, das Private, das Öffentliche; er<br />

archiviert gleichermaßen Schnappschüsse,<br />

Serien konzeptioneller Kunst und klassische<br />

Szenen; da stehen erste Trophäen des 10jährigen<br />

Knipsers neben streng komponierten<br />

Bildgestaltungen des reifen Künstlers. Der<br />

Unübersehbarkeit und Vielfalt der Welt als<br />

Motivspenderin versucht er nicht dadurch<br />

beizukommen, dass er allem ein formales<br />

Raster überstülpt (einzige Konstante ist die<br />

Größe der stets quadratischen Fotoabzüge).<br />

Er lässt die <strong>Bilde</strong>r anfluten. Unschärfe ist<br />

hier keine modische Applikation, sondern<br />

ein Effekt der Spontaneität. Daneben stehen<br />

Fotografien von makelloser Schärfe und Körnung,<br />

beides jedoch nicht das Maß der Dinge<br />

abgebend. Frank Mardaus ist immer auf der<br />

Suche nach den Zwischentönen, die nicht in<br />

klassischer Bildaufteilung und Detailzeichnung<br />

fassbar sind. Fotosequenzen präsentieren<br />

Motive, Knotenpunkte einer weiter<br />

gespannten Erzählung in grafischer Ordnung.<br />

Bei F. Mardaus sind die Motive nicht so eng<br />

gekoppelt, dass dem Betrachter nur eine<br />

einzige Variante der Geschichte zum Lesen<br />

übrigbleibt. Sinn und Eindeutigkeit werden<br />

konsequent verweigert. Vielmehr scheint

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