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Gesundheitsförderung in der außerschulischen Jugendarbeit

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entlang <strong>der</strong> gegenwärtigen Gesundheitsdiskurse an bestimmenden Risikokonzepten<br />

zu orientieren. So sehr Drogen, „riskantes“ Sexualverhalten, e<strong>in</strong> zu<br />

großer BMI-Wert o<strong>der</strong> zu wenig Bewegung als gravierendes gesundheitliches<br />

und soziales Problem ersche<strong>in</strong>en mögen, so bedarf es doch e<strong>in</strong>es weitergehenden<br />

Verständnisses von Gesundheit, das sie von ihren sozialen Dimensionen<br />

her zu verstehen vermag. Drei Perspektiven wären dabei wichtig:<br />

a. Gesundheit ist im Wesentlichen von sozialen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen abhängig.<br />

Das Risikoverhalten von E<strong>in</strong>zelnen o<strong>der</strong> von Gruppen ist daher immer<br />

auch als Verweis auf Risikolebenslagen zu verstehen. Die Forschungen<br />

zur sozialen Ungleichheit belegen dies e<strong>in</strong>drücklich. Die außerschulische<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> sollte vor diesem H<strong>in</strong>tergrund die Gesundheitsprobleme<br />

systematisch als Ausdruck sozialer Lebenslagen thematisieren und fokussieren<br />

(vgl. St<strong>in</strong>g/Zurhorst 2000; Homfeldt/St<strong>in</strong>g 2006; Richter/Hurrelmann<br />

2006; Richter/Mielck 2006).<br />

b. Gesundheit ist darüber h<strong>in</strong>aus als e<strong>in</strong>e soziale Herstellungspraxis zu verstehen.<br />

Dies me<strong>in</strong>t, dass Gesundheit im Kontext von Interaktionen <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Lebenswelten <strong>der</strong> Jugendlichen o<strong>der</strong> im Kontext <strong>in</strong>stitutionalisierter<br />

Prozesse ausgehandelt, hergestellt und mit S<strong>in</strong>n besetzt wird. E<strong>in</strong><br />

sozialpädagogischer Blick auf Gesundheit sollte diese Perspektive auf die<br />

Strukturen und Bedeutsamkeiten <strong>der</strong> Herstellung von Gesundheit <strong>in</strong> den<br />

Alltagswelten erst nehmen und ihn systematisch <strong>in</strong> die Konzeptualisierungen<br />

e<strong>in</strong>er „Gesundheitsarbeit“ e<strong>in</strong>beziehen (vgl. u. a. Hanses 2007). Die<br />

unerwartete Beobachtung, dass geme<strong>in</strong>sames Kochen sozial benachteiligter<br />

Jugendlicher zwar nicht zw<strong>in</strong>gend das Ernährungsverhalten aber das<br />

Sozialverhalten und das Selbstbewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendlichen verän<strong>der</strong>t, ist<br />

<strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne nicht als Scheitern e<strong>in</strong>er gesundheitsför<strong>der</strong>nden Maßnahmen<br />

zu sehen, son<strong>der</strong>n vielmehr als produktiver Prozess zur Herstellung<br />

sozialer Praxis, die als wichtige (langfristige) Option für Gesundheit zu<br />

verstehen ist.<br />

c. Gesundheit ist e<strong>in</strong>e soziale Konstruktion. Mit dieser Aussage soll darauf<br />

aufmerksam gemacht werden, dass Gesundheit ke<strong>in</strong> ontologisches Gut ist,<br />

son<strong>der</strong>n Produkt gesellschaftlicher Gesundheitsvorstellungen, Gesundheitsdiskurse<br />

und spezifischen Interessen gesellschaftlicher Akteure unterliegt.<br />

Dieser Sachverhalt besitzt für die außerschulische <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>in</strong>sofern<br />

e<strong>in</strong>e große Relevanz, da er e<strong>in</strong>e (notwendig) kritische Perspektive gegenüber<br />

den gesundheitspolitischen Entwicklungen im Jugendbereich erlaubt<br />

und e<strong>in</strong>e eigene Standortbestimmung herausfor<strong>der</strong>t und ermöglicht<br />

(vgl. u. a. Brunett 2007; Schmidt-Semisch/Schorb 2008).<br />

2. Die Relevanz des Körpers <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong><br />

Die Perspektiverweiterung vom kranken Körper zu e<strong>in</strong>er sozialen Gesundheitskonzeption<br />

ist wichtig. Zugleich s<strong>in</strong>d aber körpertheoretische Positionie-<br />

Hanses, San<strong>der</strong>: <strong>Gesundheitsför<strong>der</strong>ung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>außerschulischen</strong> … 395

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