09.01.2013 Aufrufe

Gesundheitsförderung in der außerschulischen Jugendarbeit

Gesundheitsförderung in der außerschulischen Jugendarbeit

Gesundheitsförderung in der außerschulischen Jugendarbeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

chen zunächst auf se<strong>in</strong>e „Aneignungschancen und -barrieren“ (Krisch 2002, S.<br />

263) h<strong>in</strong> zu untersuchen, um daraufh<strong>in</strong> Vorschläge für e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong><br />

Lebenswelt sozialpolitisch e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen zu können (vgl. De<strong>in</strong>et 2005b).<br />

Diese Perspektive lässt sich an die gesundheitswissenschaftliche Debatte<br />

um e<strong>in</strong>e notwendige Erweiterung des Sett<strong>in</strong>gbegriffs anschließen: Altgeld<br />

(2004) schlägt vor, das Quartier als e<strong>in</strong> eigenes Sett<strong>in</strong>g zu etablieren, um gezielte<br />

Strategien <strong>der</strong> <strong>Gesundheitsför<strong>der</strong>ung</strong> für Stadtteile zu entwickeln. Das<br />

Programm „Entwicklung und Chancen junger Menschen <strong>in</strong> sozialen Brennpunkten“<br />

(E&C) setzt bereits <strong>in</strong> Ansätzen e<strong>in</strong> solches Vorgehen um. Hier ist<br />

kritisch zu h<strong>in</strong>terfragen, ob mit dem Ansatz nicht soziale Verhältnisse durch<br />

ihre Zuordnung zu e<strong>in</strong>em bestimmten, physischen Raum festgeschrieben bzw.<br />

von <strong>der</strong> Gesellschaft „abgetrennt“ werden. Die Perspektive auf „das Problemviertel“<br />

o<strong>der</strong> den sozialräumlichen „sozialen Brennpunkt“ birgt die Gefahr<br />

e<strong>in</strong>er Verd<strong>in</strong>glichung von sozialen Problem- und Lebenslagen (vgl. zusammenfassend<br />

Reutl<strong>in</strong>ger 2005, S. 89).<br />

Der Auftrag <strong>der</strong> <strong>außerschulischen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> liegt dar<strong>in</strong>, den konkret erfahrenen,<br />

sozialgeographischen Nahraum <strong>der</strong> Jugendlichen als Möglichkeitsraum<br />

zu verstehen, d.h. aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> <strong>Gesundheitsför<strong>der</strong>ung</strong> die<br />

dar<strong>in</strong> liegenden strukturellen Benachteiligungen aufzudecken (z.B. an „Bewegungsfreiräumen“,<br />

aber auch an Zugängen zu gesundheitlichen Versorgungssystemen),<br />

die Jugendlichen dar<strong>in</strong> zu unterstützen, ihre Raumnutzungen im<br />

Verhältnis zu den Raumnutzungen an<strong>der</strong>er zu setzen (z.B. Vorurteilen und<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierungen zu begegnen) und nicht zuletzt Wege <strong>der</strong> selbstbestimmten<br />

Mitgestaltung <strong>der</strong> sozialgeographischen Raumnutzung zu etablieren (z.B.<br />

durch die Gestaltung von Freiflächen).<br />

3. Differenzreflexive <strong>Jugendarbeit</strong><br />

Die aufgegriffen sozialen Differenzen (Geschlecht, Migration, ökonomische<br />

und soziale Ressourcen) heben den Zusammenhang von Gesundheit, sozialer<br />

Ungleichheit und Sozialer Arbeit hervor. Soziale Arbeit, die sich mit <strong>der</strong> gesundheitlichen<br />

Ungleichheit von Jugendlichen befasst, hat neben den sozial-,<br />

gesundheits- und bildungspolitisch zu stellenden For<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>e Praxis <strong>in</strong><br />

den Blick zu nehmen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie selbst soziale Differenzen reformuliert und<br />

reflexiv bearbeiten muss. Die speziellen Angebote für spezifische Jugendgruppen<br />

(z.B. Jugendcliquen mit geme<strong>in</strong>samen Migrationserfahrungen o<strong>der</strong> geschlechtergetrennten<br />

Gruppen) ermöglichen e<strong>in</strong>e Anerkennung von erlebter<br />

und ausgedrückter Differenz und e<strong>in</strong>e Stärkung von Selbstbehauptung <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Ordnung und ihrer Dom<strong>in</strong>anzstrukturen. Sie können<br />

die Jugendlichen dazu auffor<strong>der</strong>n, die sozialen (Macht-)Räume neu zu<br />

besetzen. E<strong>in</strong>e differenzreflexive <strong>Jugendarbeit</strong> verb<strong>in</strong>det mit den gesundheitsrelevanten<br />

Themenstellungen und ihrer e<strong>in</strong>zel- wie gruppenspezifischen Bearbeitungen<br />

die Herausfor<strong>der</strong>ung, die von den Jugendlichen selbst gezogenen<br />

sowie von den gesellschaftlichen Verhältnissen, <strong>in</strong> denen sie leben, ausformu-<br />

Hanses, San<strong>der</strong>: <strong>Gesundheitsför<strong>der</strong>ung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>außerschulischen</strong> … 399

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!