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Im Rückspiegel - Evangelische Kirchengemeinde Hirschberg ...

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Luther kommt !<br />

Epitaph der Katharina Luther in der Stadtkirche<br />

(ehem. Marienkirche) zu Torgau.<br />

Katharina liebt und verehrt Martin<br />

hingebungsvoll. Und er? Nicht weniger.<br />

Das wird besonders aus den<br />

vielen Namen und Anreden deutlich,<br />

die Luther gern, häufig auch<br />

neckend, verwendet: „Morgenstern<br />

von Wittenberg“, „mein Herr Käthe“,<br />

„Jungfer“, „Doktorin“, „Predigerin“,<br />

„Bierbräuerin“, „Saumärkterin“,<br />

„mein Liebchen“, „meine Käthe<br />

Luther von Bora“, „meine Kette“.<br />

„Ich wollte meine Käthe nicht um<br />

Frankreich und um Venedig (dazu)<br />

hergeben“, sagt Luther schon kurz<br />

nach der Eheschließung. Aus allem,<br />

was wir aus den zahllosen Briefen<br />

und Luthers Tischreden wissen,<br />

haben sich die beiden wirklich von<br />

Herzen geliebt.<br />

Zweimal sucht die Pest Wittenberg<br />

heim. Wer kann, verlässt die<br />

Stadt, bringt sich in Sicherheit. Die<br />

Lutherin dringt vergeblich darauf,<br />

dass ihr teurer Gatte mit den anderen<br />

Professoren und Studenten<br />

nach Torgau flieht – sie bleiben<br />

beide und leisten übermenschliche<br />

Hilfe an Kranken, Elenden, Übriggebliebenen.<br />

Hier, wie auch in der<br />

Pflege ihres Mannes, dessen labile<br />

Gesundheit stets Anlass zu großer<br />

Sorge bietet, erweist sich Katharina<br />

in Kenntnis und Anwendung der<br />

Heilkräuter äußerst geschickt, eine<br />

Fähigkeit, die sie wahrscheinlich<br />

im Kloster erworben hat. Luther<br />

leidet oft unter quälenden Selbstzweifeln<br />

und Depressionen. Katharina<br />

erweist sich nicht nur als<br />

treue Kameradin ihres Mannes,<br />

sondern auch als geistliche Ratgeberin<br />

und Mutmacherin. Nur einmal,<br />

als sie mit vierzig ein weiteres<br />

Kind erwartet und eine Fehlgeburt<br />

erleidet, liegt sie selber dem Tode<br />

nah darnieder, monatelang.<br />

1542 müssen sich die Eltern von<br />

der 13jährigen Magdalena, Luthers<br />

Lieblingstochter „Lenchen“, verabschieden.<br />

Obwohl selber leidend,<br />

versucht Katharina, ihren Mann<br />

in seinem tiefen Leid zu trösten.<br />

Am 18.02.1546 stirbt Luther. Neben<br />

dem Herzeleid eine existentielle<br />

Katastrophe für Käthe Luther. Das<br />

wenige, was er besitzt, sowie das<br />

Sorgerecht für seine Kinder hat<br />

er ohne notarielle Beglaubigung<br />

testamentarisch auf Katharina<br />

als Alleinerbin übertragen. Das<br />

Testament wird nicht anerkannt.<br />

Luthers Kinder und selbst sie, die<br />

Lutherin, erhalten Vormünder. Sie<br />

erstreitet sich aber ihr Recht und<br />

schlägt sich mehr recht als schlecht<br />

durch. Dann rollt die Kriegswalze<br />

des Schmalkaldischen Krieges auf<br />

Wittenberg zu. Katharina flieht<br />

1546 nach Magdeburg, von dort<br />

nach Braunschweig. Und als sie<br />

1547 nach Wittenberg zurückkehrt,<br />

ist ihr Haus (das „Schwarze Kloster“)<br />

zerstört. Gänzlich mittellos<br />

versucht sie einen Neuanfang, lädt<br />

erneut Professoren und Studenten<br />

als zahlende Gäste ein, kämpft ums<br />

nackte Überleben. Und dann kommt<br />

1552 erneut die Pest nach Wittenberg.<br />

Die Universität weicht nach<br />

Torgau aus. Auch Katharina flieht<br />

mit ihren Jüngsten. Wenige Kilometer<br />

vor Torgau scheuen die Pferde<br />

ihres Rei-sewagens. Er droht umzukippen.<br />

Katharina springt ab und erleidet<br />

einen Oberschenkelhalsbruch,<br />

der sie unter unsäglichen Schmerzen<br />

monatelang ans Bett fesselt. Ihrer<br />

Tochter Margarethe vertraut sie sich<br />

in den letzten Tagen ihres Lebens an:<br />

„Käme Christus jetzt und hier vorbei,<br />

ich hängte mich wie eine Klette<br />

an sein Kleid. Hilf mir, Herr Jesus!“<br />

Am 20. Dezember 1552 wird sie<br />

von ihrem Leiden erlöst und in der<br />

Marienkirche zu Torgau begraben.<br />

(Quellen: The Project Gutenberg EBook of<br />

Katharina von Bora, by D. Albrecht Thoma;<br />

wikipedia; Luther2017; Stiftung Luthergedenkstätten;<br />

Kleio.org; WittenbergKultur e.V.;<br />

Ursula Koch „Rosen im Schnee“;<br />

Joachim Kummer „Martin Luther, ein Lebensweg<br />

in Wort und Bild“; Elisabeth Stiefel „Mein<br />

Herr Käthe“; Ursula Koch „Die gelebte<br />

Botschaft“; Jochen Klepper „Die Flucht der<br />

Katharina von Bora“; Harald Meller „Fundsache<br />

Luther“; Kurt Aland „Martin Luther<br />

- Tischreden“; Cornelia Dömer „Mit Martin<br />

Luther unterwegs“)<br />

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