Bensberger Symposium - Katholische Tageseinrichtungen für ...
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Ich beginne mit einer Aussage der Ministerin<br />
<strong>für</strong> Schule, Jugend und Kinder:<br />
„Erfahrungen in anderen europäischen<br />
Ländern haben uns gezeigt, dass Kinder, die<br />
ganztags die Schule besuchen, ihre Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten optimaler entfalten<br />
können. Denn in der Ganztagsschule gibt<br />
es mehr Zeit <strong>für</strong> Kinder und ein positives<br />
Zusammenspiel von Unterricht, Freizeit-<br />
und Fördermaßnahmen. Die Zeit wird damit<br />
nutzbar gemacht <strong>für</strong> die individuellen<br />
Förderbedarfe des einzelnen Kindes. Die<br />
Entwicklung der Grundschulen zu offenen<br />
Ganztagsgrundschulen eröffnet eine<br />
große Optionsvielfalt <strong>für</strong> alle Beteiligten.<br />
Sie schafft <strong>für</strong> deutlich mehr Kinder die<br />
Möglichkeit des ganztägigen Verweilens<br />
in der Schule, führt die im Bildungs- und<br />
Erziehungsprozess beteiligten Professionen<br />
zusammen, ermöglicht darüber hinaus<br />
die Einbeziehung sozialer, kultureller und<br />
sportlicher Organisationen und erleichtert<br />
den Eltern die Wahrnehmung ihrer Berufstätigkeit.<br />
Offen heißt: Schule ist mehr als<br />
Unterricht und öffnet sich in das Gemeinwesen;<br />
sie wird zum Lern- und Lebensort<br />
<strong>für</strong> Kinder.“<br />
So weit, so gut. Bleibt die Frage: Leistet<br />
die offene Ganztagsgrundschule, wie sie<br />
in NRW eingeführt wurde, das, was die<br />
Ministerin hier beschreibt und von ihr<br />
erwartet?<br />
Wenn wir aus den PISA-Ergebnissen etwas<br />
gelernt haben, dann Folgendes: Bildung<br />
beginnt bereits im Elementar- und Primarbereich,<br />
und deshalb müssen diese<br />
JUTTA ENDRUSCH<br />
Was<br />
Ganztagsschulen<br />
bieten?<br />
Zum Selbstverständnis der Ganztagsschulen<br />
Jutta Endrusch<br />
Bereiche vor allem qualitativ aufgewertet<br />
werden. Ganztagsschule heißt, auch wenn<br />
man in andere europäische Länder blickt,<br />
nicht angehängte Verwahrung nach dem<br />
Unterricht. PISA-Koordinator Andreas<br />
Schleicher hat in einem Zeitungsinterview<br />
zwei Jahre nach PISA gesagt:<br />
„Wenn man den Ganztag wie derzeit nur<br />
als Betreuungsangebot vorsieht, dann hat<br />
das keinen Wert <strong>für</strong> Bildung. Die Idee muss<br />
sein: Wie können wir ganztägiges Lernen<br />
zur Realität werden lassen. Wenn das nur<br />
Sportvereine und Musikschulen übernehmen,<br />
bringt das nichts.“<br />
Ganztagsangebote im Sinne von Ganztagsschule<br />
müssen mehr als reine Betreuung<br />
und Aufsicht sein. Ganztagsbetreuung<br />
muss nach unserer Ansicht in ein schulisches<br />
Gesamtkonzept integriert sein.<br />
Ganztagsschulen dürfen nicht den Charakter<br />
von Verwahranstalten erhalten,<br />
sondern ihr pädagogischer Auftrag muss<br />
eindeutig defi niert und in ein schulisches<br />
Gesamtkonzept integriert sein. Darüber<br />
hinaus brauchen sie professionell ausgebildetes<br />
Personal, seien es Lehrerinnen und<br />
Lehrer, seien es Sozialpädagoginnen und<br />
Sozialpädagogen, seien es Erzieherinnen<br />
und Erzieher oder andere Professionen.<br />
Wir brauchen eine Ganztagsschule mit<br />
pädagogischem Gesamtkonzept <strong>für</strong> Unterricht<br />
und Schulleben – nicht als Paukschule,<br />
sondern als Lern-, Erfahrungs- und<br />
Lebensraum zur allseitigen Förderung von<br />
Kindern und Jugendlichen. IGLU hat gezeigt,<br />
dass Kinder aus anregungsarmen<br />
Elternhäusern in unserem Schulsystem<br />
benachteiligt sind und bleiben. Schule<br />
leistet keinen Ausgleich. Also muss die<br />
Schule in die Lage versetzt werden, dies<br />
zu leisten. Nur so gewinnen wir mehr<br />
Chancengerechtigkeit. Das alles aber<br />
leistet die offene Ganztagsgrundschule,<br />
wie sie in NRW eingeführt wurde, nicht!<br />
Das Konzept der offenen Ganztagsschule,<br />
wie es die Landesregierung vorgelegt<br />
hat, ist keine Antwort auf PISA, sondern<br />
lediglich eine Mogelpackung, deren Inhalt<br />
nicht hält, was das Etikett verspricht.<br />
Dem VBE fehlt mit Blick auf PISA vor<br />
allem eine eindeutige Beschreibung des<br />
Ziels. Das vorliegende Konzept macht<br />
nicht einmal eine Aussage darüber, ob<br />
die so genannte offene Ganztagsschule<br />
nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu<br />
einem echten Ganztagsschulkonzept ist.<br />
Er sichert lediglich ein fl ächendeckendes<br />
Betreuungsangebot. Gut, wenn man das<br />
will, wenn das der Landesregierung reicht,<br />
dann soll sie dazu stehen und es den Eltern<br />
sagen, aber sie soll Eltern mit einem<br />
Namen nichts vorgaukeln, was sie nicht<br />
halten kann.<br />
Mogelpackung<br />
Das Modell der offenen Ganztagsschule ist<br />
kein pädagogisches Ganztagsschulkonzept<br />
– weder vom qualitativen Standard noch<br />
von der Lehrerausstattung her. Es bietet<br />
gegenüber den bestehenden Angeboten<br />
lediglich eine quantitative Erweiterung in<br />
den Nachmittag hinein, aber keine qualita-<br />
KOMPAKT Spezial 15