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Bensberger Symposium - Katholische Tageseinrichtungen für ...

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Ein funktionierendes Sozialgefüge und<br />

größtmögliche Selbständigkeit innerhalb<br />

der Lehrerschaft eines Kollegiums mit guten<br />

Kommunikations- und Kooperationsstrukturen<br />

hilft hier ebenso präventiv wie<br />

ein hohes Maß an Teamarbeit, regelmäßige<br />

Balintgruppen und/oder Supervisionen.<br />

Sinnvoll ist die Einrichtung einer Stelle <strong>für</strong><br />

Konfl iktmanagement/Mediation sowie die<br />

Erweiterung der Lehrerausbildung um den<br />

Bereich Entwicklungspsychologie.<br />

2. Schule macht Schüler krank<br />

Der schulsystem-immanente Mangel an<br />

Selbstbestimmungsrecht <strong>für</strong> die Schülerinnen<br />

und Schüler innerhalb des Systems<br />

Schule macht krank. So konnte die<br />

WHO-Studie Österreich 2000 deutlich<br />

machen, das Gesundheit die Möglichkeit<br />

der Selbstkontrolle voraussetzt. Es ließ<br />

sich zeigen, dass Schüler, die sich selbst<br />

als selbstkontrolliert und emanzipiert<br />

einschätzten, dreimal so gesund wie der<br />

Durchschnitt und sogar sechsmal so gesund<br />

wie die unterste Schülergruppe waren.<br />

(Wolfgang Dürr, 2000). Dem steht gegenüber,<br />

dass sich nur etwa 15% der deutschen<br />

Schülerinnen und Schüler in der Schule<br />

wohlfühlen und jeder fünfte Schüler unter<br />

psychiatrischen bzw. psychosomatischen<br />

Auffälligkeiten leidet. Hier sind Kopf- und<br />

Bauchschmerzen, Übelkeit, Inappetenz,<br />

Schul- und Versagensangst ebenso zu nen-<br />

34 KOMPAKT Spezial<br />

THOMAS FISCHBACH<br />

Folgen des Burning out<br />

Desillusionierung – Negative Einstellung zur Arbeit – Fluchtgedanken – Zynismus<br />

– Verlust positiver Gefühle – Widerwillen – Kälte – Eifersucht – Größere<br />

Distanz – Überdruss – Empathieverlust – Partnerprobleme – Meidung von Kontakt<br />

– Auf-die-Uhr-Sehen – Verständnislosigkeit – Probleme mit den eigenen<br />

Kindern<br />

nen wie Einnässen, Einkoten, Zähneknirschen<br />

und Nägelbeißen. So haben 63%<br />

der Schüler Angst vor schlechten Noten,<br />

54% <strong>für</strong>chten sich davor, etwas Falsches<br />

zu sagen, 50% <strong>für</strong>chten sich davor, an die<br />

Tafel gerufen zu werden und 58% vergessen<br />

vor lauter Furcht das zuvor Gelernte.<br />

Weiterhin geben 60% der Schüler an, dass<br />

Lehrer Schüler vor der ganzen Klasse blamieren,<br />

44% fühlen sich von Pädagogen<br />

durch Notenandrohungen bedroht. Die<br />

Problematik gipfelt darin, dass 40% der<br />

Schüler regelmäßig Kopfschmerztabletten,<br />

6 % der über 12-Jährigen Aufputschmittel<br />

und 18% Beruhigungsmittel, meist auf ärztliche<br />

Verordnung, einnehmen. Führt man<br />

sich vor Augen, dass die vielbemühte und<br />

-zitierte PISA-Studie einen eindeutigen<br />

Zusammenhang zwischen dem Erleben<br />

des schulischen Umfelds und der Leistung<br />

aufzeigen konnte, wird vieles klarer.<br />

Eine besondere Facette krankmachenden<br />

Schülerverhaltens stellt das Mobbing dar.<br />

Hierunter ist das bewusste Ausgrenzen<br />

einzelner Mitschüler aus der Klassengemeinschaft<br />

durch psychische und/oder<br />

physische Gewalt. Psychische Repressalien<br />

(Beziehungsaggression) sind meist<br />

von längerer Dauer als körperliche, denen<br />

insbesondere Jungen vermehrt ausgesetzt<br />

sind. Da Mobbingopfer aus Angst vor noch<br />

größeren Repressalien meist weder mit<br />

Psychosomatische Beschwerden von Schülerinnen und Schülern<br />

Kopfschmerzen – Bauchschmerzen – Übelkeit – Appetitstörungen – Schlafstörungen<br />

– Angst vor der Schule (50%) – Einnässen – Zähneknirschen im Schlaf<br />

– Nägelbeißen – Einkoten – Versagensangst – Angst vor schlechten Noten (63%)<br />

– Vergessen des vor der Prüfung Gelernten (58%) – Angst vor der Tafel zu stehen<br />

(50%) – Angst, etwas Falsches zu sagen (54%) – Behauptung: Lehrer drohen mit<br />

Noten (44%) – Lehrer blamieren Schüler vor der Klasse (60%) – Händezittern<br />

vor Prüfungen (46%) – Benutzung von Beruhigungsmitteln (18%) – Arzt verordnet<br />

Beruhigungs- oder Stärkungsmittel (12%) – Regelmäßige Einnahme von<br />

Kopfschmerzmitteln (40%) – Einnahme von Aufputschmitteln (6% der über 12-<br />

Jährigen) – Herzklopfen bei der Rückgabe von Klassenarbeiten (61%)<br />

Eltern noch mit Lehrern über ihr Problem<br />

sprechen, ist eine hohe Sensibilität<br />

der Lehrer <strong>für</strong> die oftmals psychosomatischen<br />

Ersatzbeschwerden erforderlich.<br />

Die Methoden des Mobbing sind vielfältig<br />

und werden in dargestellt:<br />

Methodik des Mobbing<br />

Ignorieren der Opfer (stummes Mobbing)<br />

– Schlecht über das Opfer reden<br />

– Gerüchte und Lügen über das Opfer<br />

verbreiten – Unfreundliches Verhalten<br />

– Beschimpfungen und Beleidigungen<br />

– Verpetzen und Anschwärzen – Androhen<br />

oder Anwendung von körperlicher<br />

Gewalt – Erpressung von „Schutzgeld“<br />

– Diebstahl / Beschädigung von Opfereigentum<br />

Die negativen Folgen des Mobbings in der<br />

Schule sind vielfältig und betreffen sowohl<br />

Täter wie Opfer. Während Mädchen eher<br />

weniger zu leiden haben als Jungen, da<br />

sie meist in kleineren, austauschbaren<br />

Gruppen organisiert sind, werden Jungen<br />

zumeist von der ganzen Klassengemeinschaft<br />

gemobbt und häufi ger auch physisch<br />

misshandelt. Kurzfristige Negativfolgen<br />

<strong>für</strong> das Opfer sind Schulangst, Leistungsabfall,<br />

psychosomatische Erkrankungen,<br />

Schulschwänzen, Isolation und zunehmend<br />

schwindendes Selbstwertgefühl. Insbesondere<br />

die mit dem Mobbing verbundenen<br />

Probleme des Erwerbs von Sozialkompetenz<br />

stellen eine bedrohliche Langzeitfolge<br />

<strong>für</strong> die Opfer dar. Die Täter sind durch<br />

ein fehlendes Gerechtigkeitsbewusstsein<br />

charakterisiert und unterliegen daher stark<br />

dem Abdriften in die Dissozialität.<br />

Lösungsansätze bestehen in einer verstärkten<br />

Vermittlung Sozialen Lernens in der<br />

Schule und die damit verbundene Übertragung<br />

emotionaler Intelligenz. Soziales<br />

Lernen steht <strong>für</strong> Begriffe wie Kommunikationstraining<br />

ebenso wie <strong>für</strong> Konfl iktbewältigung<br />

durch Streitschlichter oder<br />

Mediatoren. Erfolgreich kann auch ein<br />

Anti-Aggressivitätstraining sein, das den<br />

Täter mit dem Opferleid konfrontiert und<br />

Mitgefühl erwecken helfen kann. Schließlich<br />

leisten anonyme Mobbing-Telefone<br />

und anonyme Online-Beratungsdienste<br />

wie www.kidsmobbing.de wertvolle<br />

Dienste.

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