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Bensberger Symposium - Katholische Tageseinrichtungen für ...

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Erziehung als Herausforderung an<br />

Eltern und Gesellschaft<br />

Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten<br />

und zu fördern, ist eine zunehmend<br />

anspruchsvolle Aufgabe geworden. Kinder<br />

sollen zu selbstbewussten, aber auch<br />

rücksichtsvollen, leistungsfähigen und<br />

verantwortungsvollen Mitgliedern unserer<br />

Gesellschaft heranwachsen. Sie müssen in<br />

der Lage sein, sich in einer zunehmend<br />

individualisierten Gesellschaft zurecht zu<br />

fi nden, die ihren Mitgliedern ein hohes<br />

Maß an Eigenverantwortung, Planungsverhalten<br />

und Flexibilität abverlangt. Sie<br />

müssen ihre Ziele eigenverantwortlich,<br />

aber im Abgleich mit den Interessen anderer<br />

verfolgen können. Sie müssen auf<br />

Wandlungsprozesse auf dem Arbeitsmarkt<br />

vorbereitet sein und jene Bildungsressourcen<br />

erwerben, die es ihnen erlauben, fl exibel<br />

auf veränderte Anforderungen und<br />

neue Chancen zu reagieren. Nicht zuletzt<br />

sollten sie eine staatsbürgerliche Haltung<br />

erwerben, die ihnen die Partizipation an<br />

und Mitgestaltung von gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen ermöglicht.<br />

Dies spiegelt sich auch in elterlichen Zielen<br />

in der Erziehung ihrer Kinder wieder.<br />

Eltern messen heute der kindlichen Selbstbestimmung<br />

und Selbständigkeit weitaus<br />

größeres Gewicht in ihren Erziehungszielen<br />

bei als dies noch bis in die 1960er-Jahre<br />

hinein der Fall war (Reuband, 1997). Das<br />

Ideal kindlicher Partizipation entspricht<br />

einem demokratischen Grundverständnis,<br />

verlangt jedoch hohen Einsatz der Eltern<br />

SABINE WALPER<br />

Kinderbetreuung<br />

im Wandel<br />

Die Perspektive der Familie<br />

Sabine Walper<br />

in den heute weit verbreiteten „Verhandlungshaushalten“.<br />

Das Ideal, kindliche<br />

Bedürfnisse einfühlsam zu respektieren,<br />

Raum <strong>für</strong> die Eigeninitiative der Kinder<br />

zu lassen und dennoch Fehlverhalten<br />

angemessen zu begrenzen, lässt sich oft<br />

nur bedingt einlösen und verwischt leicht<br />

angesichts der vielfältigen Anforderungen,<br />

mit denen Eltern in ihren anderen<br />

Lebensbezügen konfrontiert sind<br />

Eltern stehen in der Erziehung ihrer Kinder<br />

fraglos „an vorderster Front“, sind<br />

jedoch auf die Kooperation mit Schulen,<br />

Betreuungsinstitutionen, Arbeitgebern<br />

und Kommunen angewiesen. Besonders<br />

deutlich wird dies mit Blick auf die außerfamiliale<br />

Betreuung von Kindern durch<br />

Institutionen wie Krippe, Kindergarten<br />

und Hort oder im Rahmen informeller<br />

Arrangements, wie sie Tagesmütter bereitstellen.<br />

Sie hat in jüngerer Vergangenheit<br />

beträchtlich an Bedeutung gewonnen. Ein<br />

offensichtlicher Grund hier<strong>für</strong> liegt in der<br />

steigenden Erwerbsbeteiligung von Müttern,<br />

die familienergänzende Formen der<br />

Kinderbetreuung erforderlich macht. So<br />

hat sich in Westdeutschland die Erwerbstätigenquote<br />

von Frauen mit Kindern im<br />

Haushalt gegenüber 1975 um rund 50%<br />

von 42,3% auf 63,1% (im Jahr 2000) erhöht<br />

. Dies betrifft keineswegs nur Frauen mit<br />

älteren Kindern, sondern auch Mütter mit<br />

Kindern vor dem Schuleintritt. Mittlerweile<br />

ist gut jede 2. westdeutsche Mutter<br />

eines Kindes im Alter von unter 6 Jahren<br />

erwerbstätig (52,8%), in Ostdeutschland<br />

sind es – bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit<br />

mit deutlich rückläufi ger Tendenz<br />

seit der Vereinigung – 60,8%.<br />

Jenseits dieser Entwicklungen wird aber<br />

auch zunehmend das Bildungspotential<br />

einer bewusst gestalteten Förderung kindlicher<br />

Entwicklung anerkannt. Auch wenn<br />

die Diskussion um Bildungsstandards sich<br />

stark auf den Kindergarten konzentriert,<br />

ist doch deutlich, dass der Hortbereich eine<br />

nicht minder wichtige Rolle spielt, wenn<br />

es um die Entwicklungsförderung von<br />

Kindern geht. Hier werden wesentliche<br />

soziale Kompetenzen der Kinder in der<br />

gemeinschaftlichen Gestaltung der Gruppenaktivitäten<br />

eingeübt, Belastungen der<br />

Kinder fi nden in diesem Kontext ihren<br />

Ausdruck und müssen seitens des pädagogischen<br />

Personals professionell aufgegriffen<br />

werden, und nicht zuletzt bereiten<br />

sich die Kinder in diesem Kontext auf den<br />

nächsten Schultag vor und erledigen ihre<br />

außerschulischen Lernaufgaben.<br />

Der Zugang zu institutioneller Fremdbetreuung<br />

unterliegt allerdings beträchtlichen<br />

regionalen Schwankungen und variiert zudem<br />

<strong>für</strong> die einzelnen Altersgruppen der<br />

Kinder deutlich. Ähnlich wie im Krippenalter<br />

gehen auch im Grundschulalter die<br />

außerschulischen Betreuungsquoten am<br />

Nachmittag deutlich regional auseinander.<br />

Mit 59,4% besuchen fast sechsmal so viele<br />

6- und 7-jährige Schüler/innen im Osten<br />

eine Nachmittagseinrichtung wie Gleichaltrige<br />

im Westen (10,7%; vgl. Engstler,<br />

2001). Damit gehören die Versorgungs-<br />

KOMPAKT Spezial 57

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