special - Berufsverband Deutscher Markt
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SPECIAL<br />
20<br />
Die Messung der Reputation<br />
Elske Ludewig, eResult, zur Entwicklung eines wissenschaftlich fundierten Fragebogens<br />
Die Messung der Reputation von Unternehmen, Organisationen oder Personen ist die notwendige<br />
Voraussetzung, um sie positiv beeinflussen zu können. Im Folgenden soll ein neues Messinstrument<br />
vorgestellt werden, das als Online-Fragebogen bereits erfolgreich getestet wurde.<br />
Der Entwicklungsprozess basiert auf einer Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg,<br />
insbesondere mit dem Promotionsstipendiaten Eric Horster, und wurde wissenschaftlich<br />
begründet, begleitet und dokumentiert. Der Beitrag gibt einen Einblick in einzelne Entstehungsphasen<br />
und veranschaulicht die Inhalte und Einsatzbereiche des Messinstruments.<br />
Seit Mitte der 1990er Jahre wächst das Interesse daran, die<br />
Wahrnehmung von Unternehmen, Organisationen und Personen<br />
messbar zu machen. Im Zuge der Verbreitung des Internets<br />
vervielfältigten sich die Informationswege. Nicht zuletzt<br />
durch die immer stärkere Vernetzung der Menschen untereinander<br />
stieg der Bedarf, die Informationen über die jeweiligen<br />
Reputationsträger zu sammeln, auszuwerten und effektiv zu<br />
nutzen.<br />
Vertrauen kann als etwas angesehen werden,<br />
was die Verlässlichkeit eines Unternehmens<br />
reflektiert und gleichzeitig die Bereitschaft,<br />
ein Risiko auf sich zu nehmen.<br />
Über das Konzept und die Bezeichnung „Reputation” herrscht<br />
in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen Uneinigkeit.<br />
Oft wird der Begriff mit dem der Unternehmensreputation<br />
gleichgesetzt. Er kann sich jedoch auch auf andere Objekte<br />
– beispielsweise Produkte eines Unternehmens – beziehen.<br />
Zusätzlich kann Reputation aus Sicht verschiedener Stakeholder,<br />
zu denen beispielsweise auch die Mitarbeiter des eigenen<br />
Unternehmens gehören, gemeint sein. Angewandt wird Reputation<br />
häufig auf bestimmte soziale Akteure wie Personen,<br />
Gruppen oder Organisationen. Dies ist insbesondere dann der<br />
Fall, wenn auch die Entstehung der Reputation nachvollzogen<br />
werden soll.<br />
Diese definitorischen Unterschiede sind grundsätzlich nicht<br />
verwunderlich, denn das Interesse an der Reputationsfor-<br />
BVM Kongress-Special August 2012<br />
Elske Ludewig<br />
M.A., Senior UX Consultant & Teamleitung qualitative<br />
Forschung, ist seit Ende 2007 bei eResult,<br />
Göttingen, als User Experience Consultant tätig.<br />
Sie studierte Soziologie, Psychologie und Informatik<br />
an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena.<br />
schung hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.<br />
So ist durch die gestiegene Zahl an Veröffentlichungen<br />
auch eine definitorische Vielfalt entstanden, die sich durch<br />
die Messung verschiedener Sachverhalte erklären lässt. Als<br />
Folge davon muss der Begriff der Reputation immer im Kontext<br />
verwendet werden. Sowohl der Reputationsträger als<br />
auch die zu untersuchenden Stakeholder müssen definiert<br />
werden.<br />
Inhalte und Definition von Reputation als Grundlage der<br />
Operationalisierung<br />
Um einen Fragebogen zur Messung von Online-Reputation<br />
zu entwickeln, sind also zunächst die Kunden im Internet als<br />
Stake holder und die Unternehmen, die im Internet präsent<br />
sind, als Reputationsträger zu benennen. Eine passende Definition,<br />
die sich auf die Reputation im Kontext des Internets sowie<br />
dessen Wirkung auf den (Online-)Kunden beziehen lässt,<br />
liefert Zimmer (2010):<br />
„Unter ‘Reputation‘ soll (…) das Wissen über die zentralen<br />
Eigenschaften und die Wahrnehmungen charakteristischer<br />
Merkmale einer sozialen Entität verstanden werden, über das<br />
(…) ein Individuum einer spezifischen Bezugsgruppe des Reputationsträgers<br />
in Gestalt eines Globalurteils verfügt.”<br />
Sodann können die verschiedenen Einfluss- oder Wirkfaktoren,<br />
die im Zusammenhang mit Reputation betrachtet werden<br />
müssen, fokussiert werden. Einen interessanten Ansatz<br />
verfolgte hier bereits Schwaiger (2004), der nicht nur das Ziel<br />
hatte, das Konstrukt „Reputation” zu operationalisieren. Zusätzlich<br />
identifizierte er die Einflüsse, die andere Konstrukte<br />
auf die Reputation haben. Schwaiger geht von der Einstellungsnähe<br />
des Konstrukts aus und integriert Kompetenz und<br />
Sympathie als kognitive beziehungsweise emotionale Komponenten.<br />
Die kognitive Kompetenzkomponente verweist auf<br />
das Wissen und die subjektive Wahrnehmung bei der rationalen<br />
Bewertung des Reputationsobjekts. Die affektive Sympathiekomponente<br />
drückt die subjektive Einschätzung des<br />
Unternehmens und dessen Tätigkeiten aus.