special - Berufsverband Deutscher Markt
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Abbildung 1: Prognosemodell<br />
c. „False Friends” (explizit positive, jedoch implizit negative<br />
Bewertung)<br />
d. „Loser” (implizit und explizit negative Bewertung)<br />
III. Stufe: Validierung des Prognosemodells<br />
Die Validierung dieses Modells erfolgte in einem dritten Untersuchungsschritt.<br />
Hierzu wurden dem IFM MANNHEIM<br />
Produktverpackungen renommierter Markenhersteller aus<br />
unterschiedlichen Kategorien – zum Beispiel Körper- und<br />
Zahnpflege – zur Verfügung gestellt, die vor der <strong>Markt</strong>einführung<br />
explizit positiv getestet wurden,<br />
deren Performance im <strong>Markt</strong> allerdings hinter den Erwartungen<br />
zurückblieb („False Friend”-Produkte)<br />
sowie solche, die sich erfolgreich im <strong>Markt</strong> behaupten<br />
konnten („Star”-Produkte).<br />
Falls Verpackungen implizit positiv, aber explizit<br />
negativ bewertet werden („Potentials”),<br />
können Optimierungsansätze für den Packungsauftritt<br />
durch Anwendung qualitativ<br />
psychologischer Explorationen entwickelt<br />
werden.<br />
a) Untersuchungsdesign<br />
Die Abbildungen der Verpackungen wurden einer Zufallsstichprobe<br />
von n=62 Frauen im Alter von 18 bis 50 Jahren<br />
präsentiert. Um Wechselwirkungen zwischen impliziten und<br />
expliziten Reaktionen auszuschließen, wurden implizite und<br />
explizite Messungen an unabhängigen Stichproben durchgeführt.<br />
Analog zu der vorangegangenen Untersuchung erfolg-<br />
te die implizite Bewertung reaktionszeitbasiert, die explizite<br />
Bewertung wurde auf fünf validierten Dimensionen anhand<br />
klassischer Ratingskalen erfasst (vgl. Grundannahmen).<br />
b) Ergebnisse<br />
Ein zentrales Ergebnis besteht darin, dass „False-Friend”-<br />
Produkte implizit abgelehnt werden. Die hohe Floprate von<br />
Produkten erklärt sich demnach durch das Phänomen der<br />
False Friends. Nur wenn sowohl implizite als auch explizite<br />
Urteile positiv ausfallen, bietet die Verpackung die Voraussetzung,<br />
ein „Star”-Produkt auf dem <strong>Markt</strong> zu werden.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Der <strong>Markt</strong>erfolg von Verpackungen hängt von expliziten und<br />
impliziten Urteilen der Verbraucher ab. Nur wenn beide positiv<br />
ausfallen, ist der <strong>Markt</strong>erfolg sicher.<br />
Mit dem entwickelten Prognosemodell können die Grundlagen<br />
für sichere Marketing-Entscheidungen geschaffen werden.<br />
Zuverlässige Entscheidungen im Marketing erfordern vor<br />
allem die differenzierte Unterscheidung von „False Friends”<br />
und „Potentials”. Der psychologische Hintergrund implizit negativer<br />
Entscheidungen („False Friends”) kann durch tiefenpsychologische<br />
Methoden, beispielsweise projektive Bildassoziationsverfahren<br />
aufgedeckt werden.<br />
Falls Verpackungen implizit positiv, aber explizit negativ bewertet<br />
werden („Potentials”), können Optimierungsansätze<br />
für den Packungsauftritt durch Anwendung qualitativ psychologischer<br />
Explorationen entwickelt werden. Aus einem „Potential”<br />
kann so doch noch ein echter „Star” werden.<br />
Kaufentscheidungen von Konsumenten liegen komplexe psychologische<br />
Prozesse zugrunde. Die Verpackung spielt dabei<br />
eine entscheidende Rolle. Eine systematische Packungsentwicklung<br />
in mehreren Stufen, die unter anderem explizite und<br />
implizite Entscheidungsprozesse von Anfang an berücksichtigt,<br />
ist der sicherste Weg zu erfolgreichen Verpackungen.<br />
Quellen<br />
Friese, Malte / Hofmann, Wilhelm / Wänke, Michaela (2009): The impulsive<br />
consumer: Predicting consumer behavior with implicit reaction<br />
time measures. In: Wänke M. (Hrsg.): Frontiers in social psychology:<br />
Social psychology of consumer behavior. New York, S. 335–364.<br />
Mast, Fred W. / Zaltman, Gerald (2005): A Behavioural Window to the<br />
Mind of the Market. An Application of the Response-Time-Paradigm.<br />
In: Brain Research Bulletin, 67/5, S. 422–427.<br />
Pöppel, Ernst (2010): Neuronale Repräsentation von Marken: Eine Frage<br />
der Identität. In: Bruhn, M. / Köhler R. (Hrsg.): Wie Marken wirken.<br />
Impulse aus der Neuroökonomie für die Markenführung. Verlag Franz<br />
Vahlen München.<br />
Stoll, M. / Baecke, S. / Kenning, P. (2008): What they see is what they<br />
get? An fMRI-Study on neural correlates of attractive packaging. In:<br />
Journal of Consumer Behavior, 7/2008, S. 342-359.<br />
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BVM Kongress-Special August 2012