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Dokumentation und Arbeitshilfe, Evangelischer Oberkirchenrat ...

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<strong>Evangelischer</strong> <strong>Oberkirchenrat</strong> <strong>Dokumentation</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeitshilfe</strong> „Illegalität“<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium des Innern teilte mit 15 , es sei „unstreitig, dass die Lebensumstände<br />

der betroffenen Menschen in vielerlei Hinsicht unbefriedigend“ seien; gewürdigt<br />

wird das „humanitäre Engagement der Kirchen <strong>und</strong> Hilfsorganisationen für<br />

Ausländer ohne Aufenthaltsrecht“ als „wertvolles Beispiel für notwendiges Bürgerengagement<br />

in einem funktionierenden Gemeinwesen“.<br />

Ungezählt sind die staatlichen Akteure, die im Anonymen bleiben wollen, die hilflos<br />

mit den Achseln zucken, wenn sie auf den Problemkomplex "Illegalität" angesprochen<br />

werden - <strong>und</strong> gewissenhaft der Kirche danken. Der Dank bezieht sich allerdings<br />

auf weit mehr als auf nur pastorale <strong>und</strong> soziale Unterstützung.<br />

Spätestens seitdem die Kommission für Migrationsfragen der Deutschen Bischofskonferenz<br />

im vergangenen Jahr ihre Informations- <strong>und</strong> Reflexionsschrift "Leben in<br />

der Illegalität in Deutschland - eine humanitäre <strong>und</strong> pastorale Herausforderung" veröffentlichte<br />

16 , wissen Gesellschaft <strong>und</strong> Staat nicht nur, welche konkreten Hilfen von<br />

der Kirche erbracht werden, sondern auch um die ordnungsrechtliche Bedeutung<br />

dieser Hilfe. Im säkularisierten Staat des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts übernimmt die Kirche hier<br />

Aufgaben, die herkömmlich der staatlichen Gefahrenabwehr zugerechnet werden.<br />

Wenn die Kirche Geld für ein paar Lebensmittel gibt, beugt sie Diebstahl vor; wenn<br />

sie Namen von Ärzten nennt, die unentgeltlich behandeln, oder wenn sie Krankenhausrechnungen<br />

begleicht, schützt sie nicht nur Leben <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit von Kranken<br />

<strong>und</strong> Schwangeren, sondern beugt auch Ansteckungsgefahren für die Allgemeinheit<br />

vor; wenn sie Kinder in ihren Schulen einschult, wird sie den Kindern gerecht, verhindert<br />

gleichzeitig aber auch das Entstehen neuer krimineller Brennpunkte.<br />

Staat <strong>und</strong> Gesellschaft sehen dem Geschehen staatlich weitgehend tatenlos zu,<br />

Grenzkontrollen oder Arbeitsplatzkontrollen ändern hieran wenig - Ordnungspolitik<br />

durch Unterlassen: Viel zu viele in der Gesellschaft profitieren schließlich bereits von<br />

der so genannten illegalen Migration. Es ist kein Geheimnis, dass z.B. das neue<br />

Leipzig oder die neue Berliner Mitte nur dank der Hilfe irregulärer Migranten hochgezogen<br />

werden konnten. Der Markt regiert - immer mehr, wie es scheint, in Privathaushalten,<br />

auch im Gaststätten- <strong>und</strong> Hotelgewerbe, in der Landwirtschaft, in der<br />

Reinigungsbranche, bei Speditionsunternehmen, in Reparaturwerkstätten <strong>und</strong> der<br />

kleingewerblichen Produktion, nicht zuletzt in der gewerblichen (Zwangs-) Prostitution<br />

<strong>und</strong> Haushaltsprostitution.<br />

• Die "autonome" Gesellschaft<br />

Es scheint, die Gesellschaft setzt sich hier selbst ihre "Normen" - <strong>und</strong> sei es auch nur<br />

insoweit, als sie bestehende rechtliche Normen ignoriert.<br />

Im Bericht der Süßmuth-Kommission heißt es: "Vorteile aus der illegalen Beschäftigung<br />

ziehen vor allem die Arbeitgeber dieser Ausländer: Sie sparen Steuern, Sozialabgaben<br />

<strong>und</strong> Kosten eines Arbeitsschutzes, erhöhen so ihre Gewinne, Flexibilität<br />

<strong>und</strong> Wettbewerbsvorteile. Dem Aufnahmeland entsteht durch die nichtabgeführten<br />

Steuern <strong>und</strong> damit Wettbewerbsverzerrungen wirtschaftlicher Schaden. 17<br />

15 Schreiben vom 14. Februar 2001 an den Petitionsausschuss des Deutschen B<strong>und</strong>estags.<br />

16 Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.); Die deutschen Bischöfe - Kommission für<br />

Migrationsfragen: Leben in der Illegalität in Deutschland - eine humanitäre <strong>und</strong> pastorale Herausforderung;<br />

Bonn, 21. Mai 2001; Seite 11.<br />

17 Unabhängige Kommission "Zuwanderung"; Seite 196.<br />

Seite 15

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