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Gesellschaft zur Förderung von Kinderbetreuung e. V. Gesellschaft ...

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ist, dies belegen alle nationalen und internationalen Bindungsforschungen, auf eine Bezugsperson fixiert<br />

und braucht die Liebe und Bindung als entscheidende Faktoren für eine gesunde und emotional<br />

stabile Entwicklung“, liest Jennifer ihrer Jugendfreundin am Telefon vor, „die zu frühe Verselbstständigung<br />

und Erziehung in der Gruppe schadet dem Kind.“ Dann sind irgendwann die Worte „Glucke“ und<br />

„Rabenmutter“ gefallen – und aus dem einst so engen Verhältnis der beiden 33-jährigen Mütter ist<br />

ein äußerst distanziertes geworden.<br />

Krippenbetreuung schadet nicht<br />

– wenn die Qualität stimmt<br />

Fest steht: Frauen untereinander können gnadenlos sein. Fest<br />

steht auch: Immer wieder wurde <strong>von</strong> „Krippenschäden“ berichtet.<br />

Besteht tatsächlich die Gefahr, dass die psychische<br />

Entwicklung der Kleinen unter der Fremdbetreuung leidet? Einen<br />

umfassenden Überblick zu dem Thema liefert die Zeitschrift<br />

Gehirn&Geist (Ausgabe 11/2007 und Sonderheft „Babys<br />

verstehen und fördern“). Das Fazit: Laut internationalen<br />

Studien schadet die Krippe nicht und bringt insbesondere<br />

Kindern aus sozial benachteiligten Familien sogar Vorteile.<br />

Voraussetzung ist allerdings, dass die Qualität der Betreuung<br />

stimmt – was leider nicht immer der Fall ist.<br />

Auslöser des Krippenstreits war eine Reihe <strong>von</strong> Veröffentlichungen,<br />

die aus einer amerikanischen Langzeituntersuchung<br />

des National Institute on Child Health and Human Development<br />

in Bethesada (USA) resultierten. Im Rahmen der so genannten<br />

„NICHD-Studie“ begleiteten Forscher seit 1991 mehr<br />

als 1000 Kinder <strong>von</strong> Geburt an. 2001 berichteten die Wissenschaftler<br />

erstmals auch über unerfreuliche Nachwirkungen intensiver<br />

frühkindlicher Betreuung außer Haus: Je mehr Zeit<br />

die Kids in den ersten Lebensjahren in der Kita verbrachten,<br />

desto eher fielen sie – laut Einschätzung <strong>von</strong> Eltern, Betreuern<br />

und Lehrern - später im Kindergarten und in der 1. Klasse<br />

als schwierig, fordernd und aggressiv auf. Das lieferte allen<br />

überzeugten Vollzeitmüttern Argumente.<br />

Etwas vorschnell, wie es scheint: Bei genauer Betrachtung der<br />

Ergebnisse zeigte sich, dass das Urteil pauschal gefällt worden<br />

war, in Wirklichkeit waren die Unterschiede bei Weitem<br />

nicht so gravierend. Von jenen Kindern, die seit ihrer Geburt<br />

im Schnitt 30 oder mehr Stunden pro Woche in Fremdbetreuung<br />

waren, benahmen sich gerade einmal 17 Prozent bis ins<br />

Grundschulalter auffällig schlecht. Und immerhin rund sechs<br />

Prozent der daheim betreuten Sprösslinge erhielten ähnlich<br />

miese Betragensnoten.<br />

KOMMENTAR:<br />

Zentrale<br />

Fragen<br />

ungeklärt<br />

Mit Studien ist das so eine Sache.<br />

Oft lassen sich die Ergebnisse<br />

so oder auch anders auslegen<br />

– in Schlagzeilen treffend<br />

fassen lassen sie sich in der Regel<br />

nicht. Die Zwischenergebnisse<br />

der als NICHD-Studie bekannt gewordenen amerikanische<br />

Langzeituntersuchung, in der Forscher seit 1999 mehr als<br />

1000 Kinder <strong>von</strong> Geburt an begleiten, sind nicht ohne weiteres<br />

auf Deutschland übertragbar. Auch werden in vielen Diskussionen<br />

Einzelaspekte aus der Studie herausgegriffen und<br />

bewertet, obwohl zum Beispiel die Kriterien der <strong>von</strong> den erwachsenen<br />

Studienteilnehmern auszufüllenden Bewertungsbögen<br />

unklar sind und wissenschaftlich nicht sauber gearbeitet<br />

wurde.<br />

Kinder profitieren in ihrer kognitiven und psychischen Entwicklung<br />

<strong>von</strong> der Betreuung in qualitativ hochwertigen Krippen<br />

und Kindertagessstätten. Deshalb müssten alle Träger in<br />

ihren Einrichtungen hohe Maßstäbe setzen. Die Qualität muss<br />

stimmen! Das berücksichtigen immer mehr Unternehmen (die<br />

ja auch bei ihren Produkten hohe Qualitätsansprüche verfolgen),<br />

wenn sie eine betriebliche <strong>Kinderbetreuung</strong> einrichten.<br />

Zu hoffen ist, dass eine Sogwirkung einsetzt und es insgesamt<br />

einen Qualitätssprung gibt – auch im Bereich der öffentlich<br />

geförderten Kindertagesstätten. Hochwertige Bildungsarbeit<br />

kostet Geld – doch die Investitionen rechnen sich. Und sie<br />

tragen mit dazu bei zum Beispiel der Jugendkriminalität, die<br />

im Landtagswahlkampf in Hessen und Niedersachsen mal wieder<br />

als Thema bemüht wurde, den Nährboden zu entziehen.<br />

Bildung zahlt sich aus!<br />

Alfons Scheitz, Geschäftsführer <strong>Gesellschaft</strong> <strong>zur</strong> <strong>Förderung</strong><br />

Gehirn&Geist-Autorin Verena Ahne verweist darauf, dass letzt- <strong>von</strong> <strong>Kinderbetreuung</strong> e.V. und <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

lich nicht klar werde, was die erwachsenen Studienteilnehmer <strong>Kinderbetreuung</strong> und Schule mbH & Co.KG.<br />

als „aggressiv“ werteten: „Streitet oft mit Erwachsenen“, „widersetzt<br />

sich den Regeln“ … stehe da im Beurteilungsbogen.<br />

Eigentlich recht typische Verhaltensweisen für Vier- bis Sechsjährige, das räume auch Margaret Burchinal<br />

<strong>von</strong> der University of North Carolina ein, die für die statistische Auswertung der Daten zuständig<br />

war. „Vielleicht mögen Lehrer schüchterne Mäuschen einfach lieber als selbstbewusste Buben und<br />

Mädchen, die in der Krippe gelernt haben sich durchzusetzen?“, so Verena Ahne. Die Wiener Kultur-<br />

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