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Gesellschaft zur Förderung von Kinderbetreuung e. V. Gesellschaft ...

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„Wer in Krippen investiert,<br />

investiert in die Zukunft“<br />

Im Gespräch mit Dr. Ilse Wehrmann über ein antiquiertes<br />

Familienbild, den Nachholbedarf bei frühkindlicher Bildung<br />

– und über vorbildliche Krippenkonzepte<br />

Die Bildung und Betreuung <strong>von</strong> Kindern im Vorschulalter ist eine<br />

gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sagt Dr. Ilse Wehrmann. Die Diplom-Sozialpädagogin<br />

berät die Daimler AG beim bundesweiten Aufbau<br />

der „sternchen“-Krippen für Kinder <strong>von</strong> Mitarbeitern, die unter<br />

anderem auch <strong>von</strong> der <strong>Gesellschaft</strong> für <strong>Kinderbetreuung</strong> und Schule<br />

mbH & Co. KG (GFKS) betrieben werden. Dr. Wehrmann sieht in<br />

Deutschland einen großen Nachholbedarf vor allem bei Kindertagesstätten<br />

und Krippen für Kinder unter drei Jahren. Denn schon<br />

die Kleinsten können, so die Expertin, <strong>von</strong> einer Betreuung in der<br />

Krippe profitieren – wenn die Bedingungen stimmen.<br />

spiel / raum: Wer sein Baby in eine Krippe gibt, erntet dafür oft Kritik, sogar<br />

<strong>von</strong> „Rabenmüttern“ ist die Rede. Frau Dr. Wehrmann, was halten Sie<br />

<strong>von</strong> dieser Diskussion?<br />

Dr. Ilse Wehrmann: Das ist eine rein deutsche Diskussion. Dass arbeitende<br />

Mütter in Deutschland als Rabenmütter galten und vielfach auch<br />

noch gelten, hat mit einem antiquierten Mutter- und Familienbild zu<br />

tun. Mit einem männlichen Ernährermodell, bei dem die Rollen klar verteilt<br />

sind zwischen einem berufstätigen Vater als Alleinernährer und einer<br />

für den Haushalt sorgenden Mutter. Für ein aufgeschlossenes Familienbild<br />

gibt es hierzulande keinen Konsens. Da hängen wir 20 Jahre<br />

hinter anderen europäischen Ländern hinterher, in denen ein weitgehender<br />

gesellschaftlicher Konsens <strong>zur</strong> Vereinbarkeit <strong>von</strong> Familie und<br />

Beruf besteht. In Länder wie etwa Frankreich oder Finnland sind berufstätige<br />

Mütter viel häufiger anzutreffen. Und den Kindern scheint<br />

dies nicht schlecht zu bekommen: Finnland zum Beispiel, mit einem<br />

sehr hohen Anteil berufstätiger Mütter, war Sieger in der PISA-Studie.<br />

spiel / raum: Nicht erst seit der PISA-Studie ist das deutsche Bildungssystem<br />

in der Kritik. Nahezu jede Schulform wie auch Lehrer, Eltern und<br />

Schüler haben inzwischen, salopp gesagt, ihr Fett abbekommen. Fragen<br />

nach den Ursachen führen unter anderem an den Beginn des Bildungsweges,<br />

in die Kindertagesstätten. Die seien nicht auf der Höhe der Zeit, heißt<br />

es. Ist das so?<br />

Dr. Ilse Wehrmann: Der Nachholbedarf im Bereich der frühkindlichen<br />

Bildung, Erziehung und Betreuung in Deutschland ist überwiegend auf<br />

das allzu lange vertretene Familienmodell <strong>zur</strong>ückzuführen, nach dem für<br />

die Erziehung und Betreuung vor allem die Familie und für die Bildung<br />

Dr. Ilse Wehrmann<br />

Die 57-jährige Diplom-Sozialpädagogin, die<br />

2007 mit der Dissertation „Bildungspläne als<br />

Steuerungsinstrumente der frühkindlichen<br />

Erziehung, Bildung und Betreuung.<br />

Zur Rolle der Bildungspläne im Rahmen des<br />

Reformbedarfs“ promovierte, ist Sachverständige<br />

für Frühpädagogik und seit 2007 als<br />

freie Beraterin tätig.<br />

Zuvor war sie 31 Jahre lang Geschäftsführerin<br />

der Evangelischen Kindergärten in Bremen<br />

und, <strong>von</strong> 2000 bis 2005, Vorsitzende der<br />

Bundesvereinigung evangelischer Tageseinrichtungen<br />

für Kinder e.V. (BETA). Auch ein<br />

Kindertagesheim leitete sie mehrere Jahre –<br />

im Anschluss an die Ausbildung <strong>zur</strong> staatlich<br />

geprüften Erzieherin und das Studium an der<br />

Hochschule für Sozialpädagogik in Bremen.<br />

Neben ihrer Berufstätigkeit absolvierte sie<br />

Sozial-, Chance- und Qualitätsmanagements-<br />

Ausbildungen. Sie begleitete verschiedene<br />

Projekte <strong>von</strong> Stiftungen und Universitäten<br />

zum Thema Kindertagesstätten und frühkindliche<br />

Bildung. Zuletzt hat sie für die Daimler<br />

AG ein Fachkonzept für die „sternchen-Kinderkrippen“<br />

verfasst.<br />

Derzeit berät und begleitet sie die Entwicklung<br />

und Umsetzung des Gesamtprojekts und<br />

arbeitet an einem Qualitätshandbuch, das als<br />

Anleitung <strong>zur</strong> Umsetzung der strukturellen,<br />

inhaltlichen und pädagogischen Qualitätsstandards<br />

in Krippen dienen soll.<br />

www.ilse-wehrmann.de<br />

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