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Gesellschaft zur Förderung von Kinderbetreuung e. V. Gesellschaft ...

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Als „bildungspolitischen Katastrophe“ hatte Bundesfamilienministerin<br />

Ursula <strong>von</strong> der Leyen (CDU) das Betreuungsgeld<br />

kritisiert. Aber dann nahm sie es Ende Oktober 2007<br />

doch im Gesetzesentwurf zum Ausbau der <strong>Kinderbetreuung</strong><br />

mit auf. Damit habe sie lediglich einen Beschluss des Koalitionsausschusses<br />

<strong>von</strong> CDU und SPD umgesetzt, hielt sie jenen<br />

entgegen, die ihr vorwarfen, vor der CSU „eingeknickt“<br />

zu sein. Fest steht: Der Entwurf, der ab dem Jahr 2013 greifen<br />

soll, sieht neben einem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz<br />

für Kleinkinder auch eine monatliche Zahlung<br />

für die Eltern vor, die ihre Kinder <strong>von</strong> ein bis drei Jahren<br />

nicht in einer Einrichtung betreuen lassen wollen. Einzelheiten<br />

soll ein Bundesgesetz regeln – das wohl erst nach der<br />

Bundestagswahl 2009 ausgestaltet wird.<br />

Vor allem die CSU hatte das Betreuungsgeld gefordert, mit<br />

der „Wahlfreiheit“ der Familien argumentiert, einen Betrag<br />

<strong>von</strong> 150 Euro monatlich vorgeschlagen und dafür Kosten<br />

<strong>von</strong> bis zu 2,1 Milliarden Euro jährlich errechnet. Derweil<br />

kommt Kritik nicht nur <strong>von</strong> der Opposition, sondern auch<br />

vom Koalitionspartner SPD. Das Betreuungsgeld sei ungerecht<br />

und „bildungspolitisch hochproblematisch“, sagt etwa<br />

SPD-Familienpolitikerin Nicolette Kressl. Ihre Partei werde im<br />

Parlament versuchen, die Passage für das Betreuungsgeld<br />

aus dem Gesetzesentwurf zu streichen. Notfalls müsse sich<br />

die Koalitionsspitze erneut mit dem Thema befassen.<br />

Landeserziehungsgeld in vier Bundesländern<br />

Worüber noch gestritten wird, ist in Bayern, Baden-Württemberg,<br />

Sachsen und Thüringen schon Alltag: Hier werden<br />

Eltern im dritten Lebensjahr ihres Kindes – auf der Basis unterschiedlicher<br />

Regelungen – mit Landeserziehungsgeld unterstützt.<br />

Beispiel Thüringen: Dort hat die CDU-Landesregie-<br />

Gegner erfanden den Begriff „Herdprämie“ und damit das<br />

„Unwort“ des Jahres 2007: Das Betreuungsgeld, das nach einem<br />

Gesetzesentwurf aus dem Bundesfamilienministerium Eltern<br />

erhalten sollen, die ihre Kleinkinder nicht in einer Krippe<br />

betreuen lassen, ist umstritten. Viele fürchten, dass gerade Eltern<br />

<strong>von</strong> Kindern, denen eine <strong>Förderung</strong> in einer Kita gut täte,<br />

lieber das Geld nehmen als den Krippenplatz. In Thüringen<br />

gibt es seit Juli 2006 ein Landeserziehungsgeld. Seither sinkt<br />

die Zahl der betreuten Kinder unter drei Jahren gegen den<br />

bundesdeutschen Trend. Sozialverbände sind alarmiert.<br />

Betreuungsgeld bleibt umstritten<br />

rung unter Ministerpräsident Dieter Althaus das Erziehungsgeld<br />

zum 1. Juli 2006 eingeführt. Jedes Kind hat ab dem<br />

zweiten Geburtstag einen Rechtsanspruch auf einen kostenpflichtigen<br />

Kindergartenplatz zwischen 7 und 17 Uhr. Eltern,<br />

die ihr Kind zu Hause erziehen, erhalten unabhängig vom<br />

Einkommen ein Jahr lang 150 Euro im Monat. Gibt es Geschwister,<br />

erhöht sich die Summe. Wer seinen Nachwuchs nur<br />

einige Stunden am Tag in die Kita gibt, erhält entsprechend<br />

weniger – der Rest kommt dem Kindergarten zugute. Der Etat<br />

der Kindertageseinrichtungen wurde indes <strong>von</strong> 230 Millionen<br />

Euro auf 210 Millionen Euro jährlich gekürzt – mit der Folge,<br />

dass die Erzieherinnenstellen um vier Prozent <strong>zur</strong>ückgegangen<br />

und die Kindergartenbeiträge gestiegen sind.<br />

Sozialverbände sind alarmiert<br />

Inzwischen zeigen Zahlen des statistischen Bundesamtes für<br />

2007: In Thüringen sinkt die Zahl der betreuten Kinder unter<br />

drei Jahren gegen den bundesdeutschen Trend. Waren 2006<br />

noch 79,5 Prozent der Zwei- bis Dreijährigen in einer Krippe<br />

angemeldet, waren es im vergangenen Jahr 73,4 Prozent. Das<br />

ist, verglichen mit den westdeutschen Bundesländern, noch<br />

viel, aber eben auch ein Rückgang um rund sechs Prozentpunkte.<br />

„Die Zahlen sollten alle alarmieren“, meint der Landesgeschäftsführer<br />

des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes<br />

Thüringen, Reinhard Müller. Die These vieler Experten, dass<br />

gerade sozial schwache Familien ihre Kinder gar nicht erst in<br />

die Krippe schickten oder sie aus Kostengründen schon vor<br />

dem Mittagessen wieder abholten, habe sich bestätigt. Den<br />

Eltern ein Wahlrecht ein<strong>zur</strong>äumen sei nicht falsch, die Verknüpfung<br />

mit finanziellen Anreizen führe jedoch in die falsche<br />

Richtung. Wer es ernst meine mit frühkindlicher Bildung<br />

und Chancengleichheit, müsse darauf hinarbeiten, den Kindergartenbesuch<br />

genau wie die Schule kostenfrei zu stellen.<br />

::: Gundula Zeitz<br />

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