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Gesellschaft zur Förderung von Kinderbetreuung e. V. Gesellschaft ...

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Damit Damit Babys<br />

Babys<br />

am am Ball Ball bleiben<br />

bleiben<br />

Prager Eltern-Kind-Programm<br />

im Kinderhaus KIWI<br />

Montag, 16 Uhr: Acht kleine Nackedeis, alle so um die fünf,<br />

sechs Monate alt, quietschen vor Vergnügen. Sie liegen auf<br />

Wasserbällen, die kleinen Füße berühren die weichen Matten<br />

auf dem Boden. Von Mama gehalten, stoßen sich die Kleinen<br />

ab, um an das Spielzeug zu kommen, das vor ihnen auf dem<br />

Boden liegt. Geschafft: Eine Hand nach der anderen streckt<br />

stolz eine Rassel in die Höhe.<br />

Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Treffen befreundeter<br />

Mütter mit ihren Babys, ist eine besondere Zeit für die Kinder,<br />

hinter der sich das Prager Eltern-Kind-Programm, kurz PEKiP,<br />

verbirgt. Das Programm basiert auf einem Konzept des Kinderarztes<br />

und Psychologen Jaroslaw Koch (1910-79), der Ende<br />

der 1960er Jahre am „Institut für Mutter und Kind“ in Prag<br />

forschte und „Spiel- und Bewegungsanregungen“ entwickelte,<br />

um Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen, sie „in ihrer<br />

Ganzheit zu entfalten“.<br />

„Babies brauchen Zeit mit und Kontakt zu den Eltern, um eine<br />

intensive Bindung entwickeln zu können“, sagt Susanne Brückner.<br />

Die Erzieherin im Kinderhaus KIWI der GFK e.V. hat<br />

eine Zusatzausbildung <strong>zur</strong> PEKiP-Gruppenleiterin absolviert<br />

und bietet in der Betriebskita der Wintershall Holding AG<br />

seit März 2006 Kurse an. „Beim PEKiP geht es darum, den<br />

Aufbau einer positiven Beziehung zwischen Eltern und Kind<br />

durch gemeinsames Erleben <strong>von</strong> Bewegung, Spiel und Freude<br />

zu unterstützen“, erklärt sie. Jede Gruppe besteht aus maximal<br />

acht Erwachsenen mit ihren Babys, wobei darauf geachtet<br />

wird, dass die Kleinen, die ab der achten Woche teilnehmen<br />

können, in etwa gleich alt sind. Die Gruppen treffen sich über<br />

einen Zeitraum <strong>von</strong> einem Jahr einmal pro Woche für je 90<br />

Minuten in einem Raum, in dem weiche Matten auf dem Bo-<br />

den liegen. Der Raum wird so gut geheizt, dass die Babys<br />

ausgezogen werden können. Das gehört dazu: „Die Kleidung<br />

hemmt die Körperwahrnehmung. Die Kleinen sind weniger<br />

eingeengt und viel mobiler“, erklärt Susanne Brückner.<br />

„Ich erlebe die Kinder in Aktion und schaue mir den jeweiligen<br />

Entwicklungsstand an. Dann zeige ich den Eltern, welche<br />

Anregungen sie in der jeweiligen Situation geben können“, so<br />

die Erzieherin. Die Babys werden nicht passiv bewegt, sondern<br />

dazu angeregt, selbst etwas zu tun. Strampelt ein Baby beispielsweise<br />

in der Rückenlage mit den Beinen, kann die Mutter<br />

ihm einen Wasserball an die Fußsohlen halten, so dass<br />

das Baby gegen den Ball tritt. „Es fühlt die Berührung am<br />

Fuß, sieht, wie sich der Ball bewegt und stellt irgendwann<br />

fest, dass es diese Bewegung selbst verursacht. Das bringt viel<br />

Spaß und erste Erfolgserlebnisse“, erklärt Susanne Brückner.<br />

Soziale Kontakte zu anderen „Knirpsen“ knüpfen, die liebevolle<br />

Beziehung <strong>zur</strong> Mutter oder zum Vater vertiefen, lernen,<br />

ohne dabei eine Norm erfüllen zu müssen – PEKiP hat verschiedenste<br />

Ziele. Um diese zu erreichen, wird das Baby genau<br />

beobachtet. Mag es Neues ausprobieren oder sich lieber<br />

nur mal umschauen, was die anderen so machen? Hat es<br />

Hunger und will lieber gestillt werden oder mal zum „Nachbarn“<br />

rüber krabbeln? Für Kursleiterin Susanne Brückner sind<br />

die Bewegungen und Gefühlsäußerungen des Babys der<br />

Schlüssel zu seinen Bedürfnissen – und ein Hinweis darauf,<br />

welche Entwicklungsphase es gerade durchläuft. „Ich möchte<br />

die Sensibilität der Eltern für ihre Babys stärken“, sagt Susanne<br />

Brückner, „so können sie gezielter auf die Bedürfnisse<br />

ihres Kindes eingehen – aber auch erfahren, was es schon alles<br />

alleine kann.“<br />

In jeder PEKiP-Einheit bietet Susanne Brückner auch ein Treffen<br />

mit den Vätern an: Dann verbringen sie die 90 Minuten<br />

mit ihren Kindern, während die Mütter gemütlich Kaffee trinken.<br />

„Aus dem Alltag herauszutreten, sich einmal eineinhalb<br />

Stunden intensiv Zeit zu nehmen für das jüngste Familienmitglied,<br />

das ist für die Väter oft eine neue und sehr positive Erfahrung“,<br />

sagt Susanne Brückner. Ein reines „Väter-PEKiP“ sei<br />

aber bislang nicht zustande gekommen, bedauert sie.<br />

::: Gundula Zeitz<br />

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