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Gerassimos Moschonas<br />

verliehen, die in der Geschichte ihresgleichen suchen), ist die Distanz zwischen<br />

der Vergangenheit und der Gegenwart der radikalen Linken, des „Seins<br />

und Gewesenseins“, aus Sicht der Partei und der Ideologie enorm. In dieser<br />

Hinsicht ist der gegenwärtige radikale Raum (wenn auch nur zum Teil) ein<br />

post-kommunistischer Raum, auch wenn einige wichtige Parteien und Organisationen<br />

darin ihre kommunistische Identität zu erhalten bemüht sind und<br />

stolz verkünden. Die radikale Linke von heute ist nicht die Linke der großen<br />

„Maisons rouges“ (Rote Häuser) der Vergangenheit 9 . Mit dem Ende des kommunistischen<br />

Zentralismus beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte.<br />

Während die tiefe Krise der kommunistischen Hypothese die Situation bereits<br />

aus dem Gleichgewicht gebracht hat, wurden die früheren Konstanten<br />

durch die europäische Integration sogar noch weiter untergraben. Zu den<br />

großen internen Unsicherheiten (ideologische Leere infolge der Krise des<br />

kommunistischen Projektes) kam eine immense externe Unsicherheit hinzu<br />

(Europäische Union und Globalisierung). Auf den folgenden Seiten wird vereinfacht<br />

der Einfluss untersucht, der durch die europäische Integration auf<br />

den Raum der radikalen Linken ausgeübt wird. Die Europäische Union ist<br />

eine der einfallsreichsten Kreationen institutioneller und politischer Gestaltung<br />

– und übt auf die politischen Parteien im Allgemeinen und die radikalen<br />

linken Parteien im Besonderen einen nie dagewesenen Druck aus.<br />

Die EU und die Wiederbelebung der „reformistisch-revolutionären“<br />

Abspaltung<br />

Im Zuge der großen Reformen aus der Zeit von 1985 bis 1999 wurde die<br />

Europäische Union zu einem riesigen und beeindruckenden politischen Apparat.<br />

Als ein solcher beeinflusst er nicht nur mehr als je zuvor die gewählte<br />

Politik, sondern schafft auch neue Polarisierungen im linken Flügel (so wie<br />

auch im rechten Flügel) und lässt gleichzeitig frühere Spaltungen wieder aufleben.<br />

Das Teilungspotenzial ist gewachsen.<br />

In der Tat führt der „Europa-Faktor“ nicht nur zu internen Spaltungen<br />

innerhalb der radikalen Linken (siehe unten), sondern auch (und das ist<br />

geschichtlich bedeutsamer) zu Teilungen zwischen ihr und der Sozialdemokratie.<br />

Traditionell ist die Kritik des Integrationsprozesses schon seit den<br />

1950er-Jahren charakteristisch für die kommunistische Familie. Trotzdem<br />

hat sich mit der Renaissance von Europa und der Metamorphose der Sozialdemokratie<br />

und der radikalen Linken eine neue Dialektik des Wettbewerbs<br />

links und mitte-links im politischen Spektrum entwickelt.<br />

Seit Mitte der 1990er-Jahre wurde der Diskurs über Europa (und die Globalisierung)<br />

nach und nach zu einem immer wichtigeren Bestandteil auf der<br />

Agenda der radikalen Linken und heizte Identitätsdifferenzierungen gegen-

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