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Elisabeth Gauthier<br />

EU-Verträge sowie eine Stärkung der von den BürgerInnen gewählten Gremien<br />

ins Auge gefasst. So ist die Europäische Linke bestrebt, auf die Herausbildung<br />

einer europäischen Widerstandsfront und von Alternativen hinzuarbeiten.<br />

Was die Bewegungen anbelangt, so ist es wohl an der Zeit, diejenigen, die<br />

im Wesentlichen gegen „die Finanzwelt“ protestieren, und diejenigen, die sich<br />

gegen „den Kapitalismus“ stellen, zusammenzubringen – mit anderen Worten:<br />

diejenigen, die radikale Kritik an der Finanzmacht üben, und diejenigen,<br />

die sich bei ihren Aktionen auf die Kritik des Verhältnisses zwischen Arbeit<br />

und Kapital stützen. Was die ökologischen Herausforderungen anbelangt, so<br />

wird ebenfalls immer klarer, dass sie sich im Kontext der derzeitigen Logik<br />

nicht ernsthaft bewältigen lassen. Angesichts der Offensiven im Zusammenhang<br />

mit der Verschuldung der öffentlichen Hand und mit der Sparpolitik<br />

bleibt den verschiedenen Bewegungen – seien es nun soziale, politische, gewerkschaftliche,<br />

globalisierungskritische oder ökologische – keine andere<br />

Wahl, als ihre Anstrengungen zu bündeln, um gemeinsam gegen eine Logik<br />

anzugehen, die eindeutig eine größere Zerstörungskraft entfaltet, als die Teilaspekte,<br />

auf die sich die Einzelziele der verschiedenen Bewegungen beziehen.<br />

In dieser Hinsicht ist es bedeutsam, dass immer mehr öffentliche selbstverwaltete<br />

Bereiche eröffnet werden – die Bewegung „Erobert die Plätze“ zeigt<br />

die Dimensionen, welche diese Erscheinung gegenwärtig zu entwickeln vermag<br />

– und dass Arbeitsräume entstehen, in denen sich Konvergenz für unsere<br />

Anstrengungen herausbilden kann. 21<br />

Die politische Landschaft ist weiterhin im Wandel begriffen. Populistische<br />

Forderungen finden eine zunehmend tiefe Verwurzelung. 22 Die in Deutschland<br />

und Frankreich herrschenden rechten Mehrheiten, die im Kern auf europäisches<br />

Handeln ausgerichtet sind, verlieren zuhause immer mehr an Boden. So hat die<br />

Bastion der französischen Rechten, der Senat, seit Kurzem eine linke Mehrheit,<br />

ein Novum in der Geschichte der Fünften Republik. 23 In Deutschland musste<br />

die CDU bei Landtagswahlen eine Reihe schwerer Niederlagen einstecken,<br />

verschärft durch den völligen Einbruch der FPD, ihres Koalitionspartners im<br />

Bund. Zugleich musste sich Giorgos Papandreou, der Vorsitzende der Sozialistischen<br />

Internationalen, dem Diktat der EU-Troika beugen, wodurch sein Land<br />

nun in eine bodenlose Katastrophe gestürzt wird. Die kommenden Monate,<br />

besonders mit dem Wahlkampf in Frankreich, werden die Widersprüche innerhalb<br />

der europäischen Sozialdemokratie weiter verschärfen. Es ist ungewiss,<br />

welchen Weg die anstehenden gesellschaftlichen Explosionen nehmen werden.<br />

Für die politische Linke bringen diese große Krise und der Wandel der<br />

politischen Landschaft völlig neue Herausforderungen mit sich. Angesichts<br />

des gesellschaftlichen Zerfalls und der bröckelnden neoliberalen Hegemonie<br />

muss sie sich für die Herausbildung einer neuartigen kulturellen und politischen<br />

Hegemonie einsetzen.

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