15.01.2013 Aufrufe

Mutter Vater Kind - Georg-August-Universität Göttingen

Mutter Vater Kind - Georg-August-Universität Göttingen

Mutter Vater Kind - Georg-August-Universität Göttingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schwerpunkt<br />

Schwerpunkt<br />

Mit Mit <strong>Kind</strong>ern <strong>Kind</strong>ern in in der der Klinik Klinik Karriere Karriere machen machen -<br />

-<br />

Geht Geht das das denn denn ?<br />

?<br />

Vor gut einem Jahr habe ich am Bereich Humanmedizin das Amt der Frauenbeauftragten<br />

übernommen. Ich bin <strong>Mutter</strong> zweier <strong>Kind</strong>er und habe immer<br />

versucht, beruflich am Ball zu bleiben. Die Reaktionen auf mein berufliches<br />

Engagement in <strong>Göttingen</strong> bei gleichzeitigem Lebensmittelpunkt in Marburg<br />

reichen von Interesse über Verwunderung bis zur klar formulierten Ablehnung:<br />

„Aber Ihr Mann hat doch ein gutes Einkommen. Wieso tun Sie das<br />

Ihren <strong>Kind</strong>ern an?“ So, oder so ähnlich meinen manche meine Entscheidung<br />

kommentieren zu müssen. Vergleichbares würde denselben Menschen bei<br />

Berufspendlern, die auch Väter sind, vermutlich nicht einfallen.<br />

Aber nicht nur ich bin mit der Erwartungshaltung an „das <strong>Mutter</strong>sein“ konfrontiert.<br />

<strong>Mutter</strong>schaft steht unter den Erklärungsgründen für das zögerliche<br />

Weiterkommen von Frauen am Bereich Humanmedizin „ganz oben in der<br />

Hitliste“. Ob die Krankenversorgung aufgrund mangelnder Personalausstattung<br />

gefährdet scheint, das Forschungsergebnis der Abteilung schlechter ausgefallen<br />

ist, oder die Lehrbelastung allen über den Kopf wächst - fast immer<br />

werden als Ursachen mehr oder weniger ernsthaft Schwangerschaften und<br />

Erziehungszeiten von Frauen ins Feld geführt. Weiter wird dann argumentiert<br />

- meist im Zusammenhang mit Frauenförderung - dass Frauen sich ja freiwillig<br />

für ihre <strong>Kind</strong>er und gegen ihre Karriere entscheiden würden. Zugespitzt<br />

formuliert heißt es dann oft: „Frauen wollen doch gar keine Karriere machen“.<br />

Wollen sie nicht, oder können Sie nicht? Ist der Rückzug ins Private -<br />

dem „natürlichen <strong>Mutter</strong>band“ geschuldet, oder doch eher den äußeren Bedingungen?<br />

Ich denke, beides trifft zu. Betrachten wir nur einmal das weite<br />

Feld „Arbeitszeiten“.<br />

„Klinikstypische“ Arbeitszeiten lassen sich mit der Versorgung von <strong>Kind</strong>ern<br />

meist nur sehr schwer unter einen Hut bringen. Alle, die wie Pflegepersonal,<br />

MTAs, und ÄrztInnen dem „Kerngeschäft“, der Krankenversorgung nachgehen,<br />

kennen dies zu gut. In der Beratungspraxis steht das Thema Arbeitszeiten<br />

bei diesem Personenkreis entsprechend weit oben. Beklagt wird fast genauso<br />

häufig das mangelnde Verständnis für die besondere Situation durch die Vorgesetzten<br />

und die nachlassende Solidarität von Seiten der KollegInnen.<br />

In der Diskussion um Arbeitszeiten wird die Gruppe der ArbeiterInnen fast<br />

immer „übersehen“. Dabei sind sie ebenso von Arbeitszeiten, die außerhalb<br />

der Öffnungszeiten regulärer <strong>Kind</strong>erbetreuungseinrichtungen liegen, wie die<br />

vorgenannten Gruppen betroffen. Die klinikseigene Kita beispielsweise konnten<br />

ArbeiterInnen bislang im Verhältnis seltener als andere Berufsgruppen nutzen,<br />

da vorrangig Beschäftigte mit einem Anteil von mindestens 30 Wochenstunden<br />

einen Platz für ihre <strong>Kind</strong>er bekommen haben. Viele Arbeiterinnen arbeiten<br />

mit einer Wochenarbeitszeit, die darunter liegt. Das Problem mangelnder<br />

Betreuungsmöglichkeiten wirkt sich aber gerade auf Arbeiterinnen sehr negativ<br />

aus, weil sie es sind, die sich lange ausschließliche Familienphasen in der<br />

Regel nicht leisten können. Spätestens mit Auslaufen des Erziehungsgeldes (12<br />

Monate) sind sie auf ihr Erwerbseinkommen angewiesen, erst recht, wenn<br />

mehrere <strong>Kind</strong>er zu versorgen sind, und noch einmal in besonderer Weise,<br />

wenn sie die <strong>Kind</strong>er allein groß ziehen.<br />

Aber auch für Beschäftigte in „der Verwaltung“ ergibt sich ein Betreuungsbedarf<br />

außerhalb „normaler“ Arbeitszeiten und damit auch außerhalb der<br />

Öffnungszeiten „normaler“ Betreuungseinrichtungen. Dies trifft auf diejenigen<br />

zu, die Gremienarbeit begleiten, aber auch auf all jene, bei denen eine<br />

hohe persönliche Flexibilität auf unterschiedlich anfallenden Arbeitsanfall schlicht<br />

10 GEORGIA Nr. 4 - Ausgabe 2002<br />

Dr. Chr. Amend-Wegmann<br />

aus: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 99,<br />

Heft 23, 7.6.2002

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!