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Mutter Vater Kind - Georg-August-Universität Göttingen

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Schwerpunkt<br />

Schwerpunkt<br />

„Frauen sind dämlich“<br />

Literatur:<br />

Stephan Barth: <strong>Vater</strong>schaft im Wandel.<br />

www.vaeternotruf.de<br />

Barbara Bierach: Das dämliche Geschlecht.<br />

Warum es kaum Frauen im<br />

Management gibt. Wiley VCH Verlag,<br />

Weinheim, 2002<br />

Hans-Peter Blossfeld: Die Männer setzen<br />

einfach ihre Karriere fort. Psychologie<br />

Heute Juni 2002<br />

BRIGITTE 12/2002: Umfrageergebnis<br />

zur Fragebogenaktion „Was Mütter<br />

wollen, was Mütter brauchen“<br />

Martin Dornes: Mütterliche Berufstätigkeit<br />

als Risikofaktor? www.liga-kind.de<br />

Wilhelm Faix: Der Mann als <strong>Vater</strong>.<br />

www.lza.de<br />

Siegfried Klammsteiner: Wie die neuen<br />

Väter handeln.<br />

www.familienperspektiven.at/3/<br />

siegfr.htm<br />

<strong>Georg</strong> Mosse: Familie in der Ideologie<br />

des Nationalsozialismus. http//<br />

viadrina.euv-frankfurt-o.de<br />

Antje Schrupp: Interview mit der Philosophin<br />

Luisa Murano.<br />

www.antjeschrupp.de<br />

Barbara Vinken: Die Deutsche <strong>Mutter</strong>.<br />

Der lange Schatten eines Mythos. Piper<br />

Verlag 2001<br />

Yahoo.com/news: Schlagzeilen 29. 4.<br />

2002<br />

20 GEORGIA Nr. 4 - Ausgabe 2002<br />

Barbara Vinken in die Hände. Sie legt offenbar in einem Exkurs von Luther<br />

über Rousseau und Pestalozzi bis zum „ethischen Feminismus“ die Muster<br />

frei, die bestimmen, dass Frauen sich trotz formaler Gleichberechtigung freiwillig<br />

auf die <strong>Mutter</strong>rolle reduzieren. Da das Buch erst im Herbst erscheint,<br />

werde ich erst dann verstehen, was mich heute so verwundert.<br />

Die Wissenschaftsjournalistin Barbara Bierach bot mir eine schlichte Erklärung<br />

„Frauen sind dämlich“. Sie behauptet, es stimme nicht, dass Männer am<br />

Frauenelend Schuld seien. Frauen seien nicht intellektuell schwächer als Männer,<br />

aber sie sind dämlich, weil sie sich nicht einfach die Hälfte des Himmels<br />

nehmen und sich immer noch mit den Krümeln von den Tellern der Macht<br />

abspeisen lassen. Die akademisch gebildete Weiberschaft in diesem Land könnte<br />

längst die Hälfte der Chefsessel unter dem Hintern haben, wenn sie endlich<br />

handelte, statt dem Spielfeld beleidigt den Rücken zu kehren“.<br />

Kann es sein, frage ich mich, dass viele Frauen in diesem Land das Spiel doof<br />

finden? Von wem ist eigentlich konkret die Rede? Die Mehrheit der Frauen ist<br />

schon berufstätig, und vielleicht will es ein Teil des verbleibenden Rests den<br />

Männern gar nicht gleichtun und ihre Erfüllung im täglichen Karrierestress<br />

suchen. Möglicherweise ist das seit Jahrhunderten notwendige ökonomische -<br />

und neuzeitlich - das psychologische Muss zur Arbeit ein wichtiger Grund.<br />

Wer entflieht nicht gerne dem Arbeitsdienst, wer träumt nicht heimlich davon,<br />

den Tag nach dem eigenen Rhythmus zu gestalten oder die Bewältigung notwendiger,<br />

selten gewürdigter Arbeiten wenigstens selbst zu organisieren? Es<br />

gibt doch nicht nur Traumjobs im höheren Management. Interessen zu entfalten<br />

ist nicht an Arbeit gebunden. Ist die große Anzahl von Frauen, die laut<br />

Untersuchungen ihr erzwungenes Leben zu Haus satt haben, möglicherweise<br />

ein Artefakt der Selektion, weil nur die in unserem System Benachteiligten die<br />

Fragebögen beantworten?<br />

Sie sind aber offenbar nicht so unzufrieden, dass sie sich massiv zur Wehr<br />

setzen, verbündet mit denjenigen, die sich irgendwie durch die <strong>Kind</strong>erbetreuungsmisere<br />

durchwurschteln. Warum besetzen sie nicht die Rathäuser<br />

oder Parteizentralen, in denen soviel von „<strong>Kind</strong>er sind unsere Zukunft“ geschwafelt<br />

wird? Ist also der run auf Chefsessel die Turnübung einer unentschlossenen<br />

Minderheit und halten viele nicht ein anderes Sitzmöbel für erstrebenswerter?<br />

Oder entstehen ganz andere Welten?<br />

An diesen Fragen und Beobachtungen setzen möglicherweise die Ideen der<br />

Gruppe um die Philosophie-Professorin Luisa Murano aus Mailand an, die in<br />

einem Interview mit Antje Schrupp erläutert, dass es darum ginge „eine Entwicklung<br />

zu erkennen, die eher symbolischer Natur ist, die im Denken stattfindet<br />

(...), dass es die männliche Überlegenheit heute so nicht gibt (...) sie<br />

verliert ihre Bedeutung, weil immer mehr Frauen nicht mehr daran glauben<br />

(...). Das Patriarchat ist zu Ende, weil Frauen ihm keinen Kredit mehr einräumen“.<br />

Dies würde bedeuten, dass viele Frauen, zumindest in Italien, nicht<br />

mehr darauf warten, dass sich die Zeiten ändern. Falls im Zuge der Globalisierung<br />

dieser Trend auch zu uns vorstößt müssen Väter-Männer sich sputen,<br />

wollen sie dem Nichts entgehen. Wertvolle Anregungen bietet Siegfried<br />

Klammsteiner in „Wie die neuen Väter handeln“.

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