HEFT 4 · 50. JAHRGANG 2007 - Zoo Köln
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Abb. 14a: Schwarzrücken Costa und Taila beim Durchwaten einer<br />
besonders sumpfigen Stelle in Mbeli Bai.<br />
Blackbacks Costa and Taila crossing a very swampy patch at Mbeli Bai<br />
bipedally. (Foto: Thomas Breuer)<br />
tung. Das Gorillaweibchen Leah (sie<br />
kommt aus der Gruppe Obiwan – nach<br />
der Star Wars Trilogie) stand am Rande<br />
eines Tümpels, den die Waldelefanten<br />
einige Wochen zuvor auf der Suche<br />
nach mineralreicher Erde gegraben hatten.<br />
Nachdem Leah für circa eine Minute<br />
den Tümpel beobachtete, versuchte<br />
sie diesen zu durchqueren, doch<br />
das Wasser war sehr tief und reichte ihr<br />
sehr schnell bis zur Hüfte. Sie kehrte<br />
zum Ufer zurück und nahm sich einen<br />
Stock, der im Wasser steckte, und benutzte<br />
ihn zu unserem Erstaunen als<br />
Wanderstock, um die Tiefe des Wassers<br />
zu testen und langsam ins Innere des<br />
Tümpels voranzuschreiten (Abb. 11).<br />
Nur einige Wochen später beobachteten<br />
wir ein anderes Weibchen, Efi, aus<br />
dem Harem von Silberrücken Zulu. Efi<br />
Abb. 15: Videokameraphoto des Albinobabys,<br />
welches 1995 und 1996 beobachtet<br />
wurde.<br />
Video camera still shot of albino baby monitored<br />
in 1995 and 1996.<br />
(Foto: Claudia Olejniczak)<br />
benutzte einen dicken Stock als Auflage,<br />
während sie Nahrungspflanzen zu<br />
sich heranzog (Abb. 12). Danach platzierte<br />
sie diesen Stock auf den sehr<br />
sumpfigen Untergrund vor ihr und<br />
überquerte auf zwei Beinen sicher den<br />
tiefen Untergrund über ihre selbst konstruierte<br />
„Brücke“. Diese Beobachtungen<br />
zeigen, dass Gorillas Werkzeuge<br />
benutzen können, wenn die Notwendigkeit<br />
dazu besteht. Bis heute sind diese<br />
zwei Beobachtungen die einzigen<br />
dokumentierten Ausnahmen, daher<br />
sollte man ihr Repertoire nicht mit denen<br />
von Schimpansen gleichsetzen.<br />
Des Weiteren zeigen die Silberrücken<br />
ein besonderes Imponierverhalten, indem<br />
sie in tiefes Wasser springen und<br />
dabei mit einer Hand oder beiden Händen<br />
auf die Wasseroberfläche schlagen<br />
und so eine beeindruckende Welle vor<br />
sich her schlagen (PARNELL & BU-<br />
CHANAN-SMITH, 2001) (Abb. 13).<br />
Für uns ist dies nichts Außergewöhnliches,<br />
da die Gorillas auf Mbeli Bai nicht<br />
wasserscheu sind und oftmals entweder<br />
brusttief im Schlamm sitzen oder auf<br />
zwei Beinen durch einen Wassertümpel<br />
marschieren (Abb. 14. a,b).<br />
Darüber hinaus haben wir Beobachtungen<br />
gemacht, die die Ähnlichkeit<br />
und nahe Verwandtschaft von Gorillas<br />
mit unserer eigenen Art verdeutlichen.<br />
Seit 1995 haben wir mehr als 100 neugeborene<br />
Jungtiere beobachtet, darunter<br />
waren unter anderem drei Zwillingspaare.<br />
Außerdem ist bisher kaum<br />
bekannt, dass wir auch ein Albinogo-<br />
Abb. 14b: Silberrücken Lemmy beim Durchqueren eines Elefantenteichs<br />
– es kommt sehr oft vor, dass Gorillas in Mbeli Bai biped tiefe<br />
Stellen durchqueren.<br />
Silverback Lemmy crossing an elephant pool – in Mbeli Bai it occurs<br />
very frequently that gorillas cross deep sections bipedally.<br />
(Foto: Thomas Breuer)<br />
rillababy observierten, welches leider<br />
im Alter von 1,5 Jahren starb. Damit ist<br />
der Silberrücken Snowflake, der dem<br />
<strong>Zoo</strong> Barcelona besondere Berühmtheit<br />
brachte, nicht der einzige Albinogorilla<br />
(Abb. 15). Wir konnten auch zum<br />
ersten Mal mit Bildern belegen, dass<br />
Sex bei Gorillas verblüffende Ähnlichkeit<br />
mit unseren Vorlieben haben<br />
kann. Erneut gewannen wir diese<br />
Erkenntnisse vom Weibchen Leah.<br />
Sie kopulierte zweimal mit Silberrücken<br />
George, beide Male in der<br />
„Gesicht-zu-Gesicht“-Stellung (Abb.<br />
16) (BREUER & NDOUNDOU<br />
HOCKEMBA, <strong>2007</strong>).<br />
Dies sind nur einige wenige Beispiele<br />
zum besonderen Verhaltensrepertoire<br />
der Tiere. Die Gorillas unterscheiden<br />
sich nicht nur äußerlich (Abb. 17),<br />
sondern über jeden der 130 Gorillas<br />
gibt es interessante und lustige Anekdoten.<br />
Zum Beispiel über den beeindruckenden<br />
Silberrücken Dwayne mit<br />
seinem großen Harem, der sofort mit<br />
heftigem Brusttrommeln beginnt, sobald<br />
sich ein anderer Silberrücken<br />
nur nähert oder ein Weibchen ihm<br />
nicht direkt folgt (Abb. 18). Ein weiteres<br />
amüsantes Beispiel ist das verspielte<br />
Jungtier Sage, das sich ständig<br />
auf dem sumpfigen Boden wälzt,<br />
die Zunge herausstreckt oder sich mit<br />
den nassen Händen auf den eigenen<br />
Kopf schlägt und so den Eindruck<br />
erweckt, als ob es gerade vom Haare<br />
waschen kommt (Abb. 19). Dies macht<br />
unsere Arbeit besonders spannend und<br />
abwechslungsreich.<br />
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