HEFT 4 · 50. JAHRGANG 2007 - Zoo Köln
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Abb. 18: Imponiergehabe des Silberrückens Dwayne gegenüber den<br />
Forschern auf der Beobachtungsplattform.<br />
Display of silverback Dwayne towards observers on the platform.<br />
(Foto: Thomas Breuer)<br />
Abb. 20: Adulter Elefantenbulle (AM78)<br />
hinter der Beobachtungsplattform.<br />
Adult male (AM78) forest elephant behind<br />
the observation platform.<br />
(Foto: Thomas Breuer)<br />
unterster Ebene steht eine Elefantenkuh<br />
mit ihrem Nachwuchs. Solche<br />
Mutter/Kind-Einheiten leben in Familiengruppen,<br />
die von einer älteren Leitkuh<br />
geführt werden. Mehrere solcher<br />
Familiengruppen können größere Zusammenschlüsse<br />
(Banden) bilden, die<br />
meist aus nahe verwandten Tieren bestehen.<br />
Mehrerer solcher Banden bilden<br />
einen Klan und eine Population be-<br />
steht aus mehreren Klans. Derartige<br />
Strukturen sind im Regenwald nur sehr<br />
schwer zu beobachten und hier helfen<br />
uns die Elefantenteiche, da mehrere<br />
Waldelefanten die Elefantentümpel<br />
gleichzeitig besuchen (Abb. 22). Dies<br />
erlaubt es uns zu quantifizieren, wie oft<br />
wer mit wem in einem solchen Tümpel<br />
zusammentrifft, sowohl alters- und geschlechtsspezifische<br />
Verbindungen als<br />
auch individuelle Präferenzen können<br />
wir erkennen (FISHLOCK et al., submitted).<br />
So zeigten unsere Untersuchungen,<br />
dass Waldelefantenkühe sehr<br />
sozial sein können und dass sie bevorzugte<br />
Assoziationspartner haben. Solche<br />
sozialen Treffen in den Bais bieten<br />
den Elefanten die Möglichkeit der<br />
Kontaktaufnahme und eines Informationsaustauschs,<br />
zum Beispiel über die<br />
gegenseitige Kampfeskraft (Abb. 23).<br />
Dies zeigt, dass Bais nicht nur aus nahrungsbedingten<br />
Gründen wichtig für<br />
Waldelefanten sind, sondern möglicherweise<br />
eine entscheidende Bedeutung<br />
in ihrem Sozialverhalten haben.<br />
Abb. 21: Adulter Elefantenbulle (AM20) in einem Elefantenteich bei der Einnahme von<br />
Bai-Erde.<br />
Adult male (AM20) during soil consumption in an elephant pool. (Foto: Thomas Breuer)<br />
Abb. 19: Jungtier Sage auf dem Rücken ihrer Mutter Salmonberry.<br />
Youngster Sage riding dorsally on her mother’s (Salmonberry) back.<br />
(Foto: Thomas Breuer)<br />
Beobachtungen an Sitatungas<br />
Seit Beginn der Studie in 1995 haben<br />
wir mehr als 75 Sitatungas identifiziert.<br />
Die Qualität der gesammelten Daten<br />
lässt sich vielleicht am besten anhand<br />
der Lebensgeschichte eines außergewöhnlichen<br />
Weibchens beschreiben.<br />
Das Sitatunga-Weibchen Miranda<br />
(Abb. 24) wurde 1995 als adultes Tier<br />
erstmals beobachtet. Im Gegensatz zu<br />
Flachlandgorillas und Waldelefanten<br />
besuchen Sitatungas Mbeli Bai sehr viel<br />
häufiger und Miranda war mit Abstand<br />
die regelmäßigste Besucherin. Wenn<br />
Miranda einmal nicht auf der Waldlichtung<br />
war, konnte man sie häufig 50 m<br />
hinter der Beobachtungsplattform im<br />
dichten Wald sehen. Im Laufe ihrer reproduktiven<br />
Karriere hatte Miranda 13<br />
Jungtiere, von denen eines (Mork: alle<br />
Kinder Mirandas fangen mit dem<br />
Buchstaben M an) das zurzeit dominante<br />
Männchen ist. Sitatunga-Böcke<br />
haben lange gedrehte Hörner und<br />
kämpfen oft um die Alpha-Position in<br />
der bis zu 20 Tiere großen Population<br />
(Abb. 25). Dabei konnten wir sogar die<br />
Tötung eines Männchens mit abgebrochenem<br />
Horn beobachten (BREUER<br />
& NDOUNDOU HOCKEMBA, im<br />
Druck). Miranda war eine besonders<br />
gute Mutter, da nur drei ihrer 13 Jungtiere<br />
früh starben. Am 26. September<br />
2006 beobachteten wir im tiefen<br />
Sumpf, wie ein über 5 m langer Felsenpython<br />
(Python sebae) Miranda umwickelte<br />
und dann langsam verschlang.<br />
Dies war das tragische Ende eines der<br />
erfolgreichsten Weibchen auf Mbeli<br />
Bai, zeigt aber um so deutlicher, welche<br />
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