HEFT 4 · 50. JAHRGANG 2007 - Zoo Köln
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Abb. 15: Nahaufnahme einer L3-Larve<br />
während des Saugvorganges.<br />
Close-up view of a L3-instar during the<br />
blood meal. (Foto: Arne Lawrenz)<br />
zwischen 1 % bis 13,6%. Beim Vergleich<br />
der über die Raubwanzen erhaltenen<br />
Werte aus Kapillarblut mit den<br />
herkömmlich gewonnenen venösen<br />
Vergleichsproben stimmten viele Analyse-Werte<br />
in der Regel gut überein.<br />
Manchmal traten jedoch Abweichungen<br />
um bis zu 30 % auf (Tab. 3). Beispielhaft<br />
die vergleichende Bestimmung<br />
der Anzahl der Leukozyten (Tab. 4).<br />
Die Reproduzierbarkeit der Messergebnisse<br />
des Analysegerätes wurde an fünf<br />
Messungen einer venös gewonnenen<br />
Blutprobe eines Afrikanischen Elefanten<br />
überprüft, wobei die höchste Standardabweichung<br />
bei 6,4% vom Mittelwert<br />
lag (STADLER et al., in prep.).<br />
An in <strong>Zoo</strong>logischen Gärten gehaltenen<br />
Wildtieren kann in den meisten Fällen<br />
nicht ohne eine Betäubung oder<br />
Fixierung des Tieres eine Blutprobe<br />
gewonnen werden. Dieses wiederum<br />
bedeutet einen hohen Stressfaktor und<br />
ein Narkoserisiko für die zu untersuchenden<br />
Tiere. Der Einsatz von<br />
Raubwanzen zur Gewinnung von<br />
Blutproben stellt eine einfache Methode<br />
dar und ist für Mensch und Tier gefahrlos<br />
und stressfrei. Dies belegen<br />
verschiedene Untersuchungen (u.a.<br />
VOIGT et al,. 2004).<br />
Während bisher die Blutentnahme<br />
über Raubwanzen vor allem zum<br />
Nachweis von Parasiten und zur<br />
Bestimmung von Hormontitern eingesetzt<br />
wurde, sollten die Untersuchungen<br />
im Rahmen der vorliegenden<br />
Arbeit überprüfen, ob sich die Raubwanzen<br />
ebenfalls gut zur Bestimmung<br />
klinisch relevanter Blutparameter bei<br />
<strong>Zoo</strong>tieren eignen. Ein entscheidender<br />
Punkt beim Einsatz von Raubwanzen<br />
ist die Auswahl der optimalen Art. Im<br />
Venös entnommenes Blut Entnahme mit Raubwanze<br />
Böhmzebra (1,0) 6800 6425<br />
(6750 – 6850) (6350 – 6500)<br />
Halsbandpekari (0,1) 9125 9750<br />
(9050 – 9200) (9600 – 9900)<br />
Kanadischer Wolf (0,1) 14500 14000<br />
(14000 – 15000) (12500 -15500)<br />
Afrikanischer Zwergesel (0,1) 7550 5425<br />
(7300 – 7800) (5100 – 5750)<br />
Afrikanische Zwergziege (1,0) 12125 10050<br />
(12000 – 12250) (9850 -10250)<br />
Tabelle 4: Anzahl der Leukozyten im Blut verschiedener Säugetiere nach Entnahme mit<br />
der Spritze bzw. mit der Raubwanze (vierfache Auszählung derselben Probe mithilfe der<br />
Neubauer-Zählkammer).<br />
Leucocytes count of the blood of different mammal species after withdrawal with a reduviid<br />
bug and via bleeding with a syringe (quadruple counts of the same sample after the Neubauer-<br />
Counting Chamber).<br />
Labor ist eine Vielzahl von Arten<br />
züchtbar. Die aggressivste und größte<br />
ist aber D. maxima. Andere Arten<br />
haben kürzere Entwicklungszeiten und<br />
scheinen deshalb einen Kostenvorteil<br />
aufzuweisen. Bei diesen sind aber zur<br />
Gewinnung derselben Blutvolumina<br />
ältere Larvenstadien notwendig. Entsprechend<br />
der Größe des Versuchstieres<br />
und der für die Untersuchungen<br />
erforderlichen Blutvolumina können<br />
bei D. maxima Larven im 1., 2., 3., 4.<br />
oder 5. Stadium eingesetzt werden,<br />
die entsprechend ca. 80, 200, 600, 1100<br />
oder 2700 µl Blut aufnehmen (Abb. 15)<br />
(LENT & WYGODZINSKY, 1979).<br />
Die Art der Positionierung der<br />
Raubwanze ist an das jeweilige Tier<br />
anzupassen. Bei Tieren, die an das<br />
Abb. 16: Einsatz der Spezialgefäße an einem<br />
weiblichen Okapi (Okapi johnstoni) im<br />
Wuppertaler <strong>Zoo</strong>.<br />
Use of the pots on a female Okapi (Okapi<br />
johnstoni) at Wuppertal <strong>Zoo</strong>.<br />
(Foto: Arne Lawrenz)<br />
Pflegepersonal gewöhnt sind, kann das<br />
Tier gefüttert werden, während die in<br />
einem Gefäß befindliche Raubwanze<br />
Blut saugt. Dies wurde im Rahmen der<br />
vorliegenden Untersuchung unter anderem<br />
erfolgreich bei Baird‘s- und<br />
Schabrackentapiren, Okapis (Abb. 16),<br />
Afrikanischen Zwergziegen und bei<br />
beiden Arten von Elefanten praktiziert.<br />
Die Methode, den Raubwanzen freie<br />
Bewegung zu gestatten, erscheint optimal,<br />
weil sich die zu testenden Tiere<br />
während der Blutprobenentnahme<br />
weiterhin ungestört in ihrem Gehege<br />
bewegen können und nicht durch das<br />
<strong>Zoo</strong>personal beeinflusst werden. Diese<br />
Methode wurde unter anderem erfolgreich<br />
bei einem Hirscheber (Abb. 17),<br />
Seehund, Mähnenrobben, einem<br />
Breitmaulnashorn und bei Okapis<br />
Abb. 17: Eine Raubwanzen während des<br />
Saugvorganges an einem männlichen Hirscheber<br />
(Babirusa babirousa).<br />
One blood-sucking bug during the blood<br />
meal on a male Babirusa (Babirusa babirousa).<br />
(Foto: Arne Lawrenz)<br />
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