HEFT 4 · 50. JAHRGANG 2007 - Zoo Köln
HEFT 4 · 50. JAHRGANG 2007 - Zoo Köln
HEFT 4 · 50. JAHRGANG 2007 - Zoo Köln
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Abb. 26: Photogrammetrische Methode zur Bestimmung von Körperlänge und Kopfgröße bei Gorillas und Elefanten.<br />
Using photogrammetry to study body length and head crest size of gorillas and elephants. (Foto: Thomas Breuer)<br />
Naturschutzansatzes. Zurzeit beschäftigt<br />
die Mbeli-Bai-Studie drei kongolesische<br />
Assistenten mit dem Ziel, diese<br />
in alle naturschutzrelevanten Aspekte<br />
zu integrieren. Die tägliche Betreuung<br />
unserer Assistenten bietet Vorteile bei<br />
der Vermittlung von Basiswissen über<br />
die Datenaufnahme, Analyse und der<br />
Präsentation (Abb. 27). Dazu kommen<br />
spezielle individuelle Projekte, mit denen<br />
versucht wird, allgemeine wissenschaftliche<br />
Gedankengänge (Hypothese,<br />
Voraussage, Methode, Überprüfung)<br />
zu lehren. Neben der Aufnahme<br />
von demographischen Basisdaten haben<br />
wir deshalb in den letzten Jahren<br />
unsere Forschung von der Beobachtungsplattform<br />
auch in den Wald verlagert,<br />
um ökologische Faktoren zu identifizieren,<br />
die möglicherweise Gorillaund<br />
Elefantendichte und -verbreitung<br />
beeinflussen. In diesem Zusammenhang<br />
haben zwei kongolesische Assistenten<br />
eine Gorilla- und Elefanteninventur<br />
in unserem Studiengebiet<br />
durchgeführt, um zu untersuchen, ob<br />
deren Bestandsdichte mit der Nähe zu<br />
Mbeli Bai zunimmt (Abb. 28).<br />
In einer anderen Studie werden Daten<br />
über die Häufigkeit von Früchten von<br />
mehr als 400 Bäumen gesammelt, um<br />
zu überprüfen, ob deren Verfügbarkeit<br />
einen Einfluss auf die Besuchsrate der<br />
Tiere in Mbeli Bai hat. Wir hoffen, dass<br />
uns diese Analysen ein detailliertes Bild<br />
von der Rolle von Bais im Regenwaldökosystem<br />
geben werden (Abb. 29).<br />
Und „last but not least“ werden die Assistenten<br />
in englisch trainiert, da dies<br />
die Sprache der Wissenschaft ist – ein<br />
besonders anstrengendes Unterfangen<br />
in einem französisch sprechenden<br />
Land.<br />
Mehr als nur Forschung – Präsenz<br />
schreckt ab<br />
Der Nouabalé-Ndoki-Nationalpark<br />
mit seinen geringen menschlichen Ein-<br />
Abb. 27: Kongolesische Forschungsassistentin bei Videoaufnahmen zur Dokumentierung von<br />
Verhaltensweisen.<br />
Congolese research assistant using video camera equipment to document gorilla behavior.<br />
(Foto: Thomas Breuer)<br />
flüssen repräsentiert eine wichtige<br />
Hochburg für Flachlandgorillas, Waldelefanten<br />
und andere bedrohte Tierarten.<br />
Eine permanente Präsenz von Forschern<br />
auf Mbeli Bai hat entscheidend<br />
dazu beigetragen, dass Wilderer seit<br />
Beginn unserer Studie das Gebiet meiden.<br />
Diese effektive Abschreckung ist<br />
damit zu begründen, dass wir in direktem<br />
Kontakt mit der Parkbehörde stehen<br />
und daher wie ein Frühwarnsystem<br />
agieren. Dies ist besonders hervorzuheben<br />
unter dem Gesichtspunkt,<br />
dass Mbeli Bai früher einer der Hauptmagneten<br />
der illegalen Elfenbeinjagd<br />
war und diese Wilderei heute dort<br />
praktisch nicht mehr vorhanden ist.<br />
Wir hoffen, in Zukunft unsere Forschung<br />
auf andere Bais zu erweitern<br />
und dadurch unseren direkten Einfluss<br />
auch zum Schutz des Südwestens des<br />
Abb. 28: Kongolesische Forschungsassistentin<br />
erklärt einem Mitglied ihres Gorilla-<br />
Zählungsteams die Benutzung eines Kompass’<br />
zum Schlagen eines Transekts durch<br />
den Wald zur Zählung von Schlafnestern.<br />
Congolese research assistant explaining a<br />
gorilla inventory team member the use of a<br />
compass to cut a transect through the forest<br />
for night nest counts. (Foto: E. E. Bamona)<br />
157