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HEFT 4 · 50. JAHRGANG 2007 - Zoo Köln

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Abb. 20: Einsatz des Gefäßes an einem jungen Baird‘s Tapir (Tapirus bairdii).<br />

Use of the pots on a juvenile Baird‘s tapir (Tapirus bairdii). (Foto: Arne Lawrenz)<br />

Abb. 21: Raubwanze während der Blutmahlzeit auf einem Schabrackentapir (Tapirus indicus).<br />

Blood-sucking bug during the blood meal on the rump of a Malayan tapir (Tapirus indicus).<br />

(Foto: Helmut Mägdefrau)<br />

verminderter kapillarer Durchblutung<br />

der Haut des Versuchswirts kommt es<br />

zu einer extrem verlangsamten Aufnahme<br />

von Blut, welches in der Regel<br />

zellärmer ist und mehr die Beschaffenheit<br />

von Gewebeflüssigkeit darstellt.<br />

Auffällig waren die Abweichungen<br />

vor allem bei Wanzen, welche länger als<br />

üblich gebraucht hatten (>30 min.), um<br />

sich mit Blut voll zu saugen.<br />

Ähnliche Veränderungen sieht man in<br />

der Pädiatrie, wo häufiger kapillares<br />

Blut aus Fuß oder Handballen Neugeborener<br />

gewonnen wird. Auch hier<br />

kommt es bei verminderter Durchblutung<br />

der Entnahmestelle zu stark<br />

schwankenden Ergebnissen. Die zur<br />

weiteren Validierung der mit Hilfe von<br />

Raubwanzen gewonnenen Blutproben<br />

durchgeführten Untersuchungen der<br />

Vergleichbarkeit von drei Kapillarblutproben,<br />

die gleichzeitig von verschiedenen<br />

Wanzen von einem Wirt<br />

gewonnen wurden, zeigten eine gute<br />

Übereinstimmung. Deutlich wird die<br />

gute Übereinstimmung, wenn man<br />

berücksichtigt, dass die Reproduzierbarkeit<br />

der Messergebnisse des Analysegerätes<br />

bei einem Parameter schon bei<br />

bis zu 6,4 % Abweichung vom Mittelwert<br />

lag (STADLER et al., in prep.).<br />

Ob weitere raubwanzenbedingte<br />

Modifikationen der Messparameter<br />

vorliegen, kann erst nach einer Entnahme<br />

von Blut mit einer Spritze und<br />

einem Verfüttern des Blutes an Raub-<br />

wanzen durch eine künstliche Membran<br />

(SCHAUB, 1990) festgestellt<br />

werden. Vor und nach der Injektion<br />

unter die Membran und zu verschiedenen<br />

Zeiten nach der Aufnahme durch<br />

die Raubwanzen müssen die Blutparameter<br />

bestimmt werden.<br />

Bisher bietet die Blutentnahme über<br />

die Wanze sehr viele Vorteile, so dass<br />

sie in größerem Stil im <strong>Zoo</strong>logischen<br />

Garten eingesetzt werden sollte. Schon<br />

eine Raubwanze reicht aus, um alle<br />

klinisch relevanten Parameter zu bestimmen.<br />

Diese Methode soll in Zukunft<br />

noch bei weiteren Tierarten aus<br />

verschiedensten Ordnungen getestet<br />

werden. Primär sollen dies in Zukunft<br />

Ordnungen sein, welche noch nicht<br />

ausreichend oder gar nicht getestet<br />

wurden (Primaten, Nagetiere, Wale<br />

etc.), um die Methodik noch weiter zu<br />

verifizieren. Diese Analysen werden<br />

auch weitere zusätzliche Erkenntnisse<br />

zur Validierung der Blutparameter<br />

bringen. Die Einsatzmöglichkeiten sind<br />

vor allem bei Tierarten gegeben, bei<br />

denen eine Blutprobenentnahme nicht<br />

ohne Narkose möglich wäre (Abb. 20).<br />

Zusammenfassung<br />

Raubwanzen der Gattung Reduviidae<br />

eignen sich zur Gewinnung von Blutproben<br />

von Wirbeltieren insbesondere<br />

bei <strong>Zoo</strong>tieren, bei denen eine Blutprobengewinnung<br />

sonst nicht ohne<br />

Narkose möglich ist. Die Raubwanzen<br />

saugen bis zu 3,8 ml Blut, ohne dass der<br />

Wirt durch den Saugakt gestört wird<br />

(Abb. 21). Bisher wurde diese Art<br />

der Blutentnahme an Fledermäusen<br />

(Microchiroptera), Primaten, Flussseeschwalben<br />

(Sterna hirundo) und Kaninchen<br />

(Oryctolagus cuniculus) zwecks<br />

Untersuchungen zum Energieaufwand<br />

und zur Hormonanalytik erfolgreich<br />

eingesetzt. In der vorliegenden Arbeit<br />

wurden die Einsatzmöglichkeiten von<br />

Dipetalogaster maxima (4. + 5. Larvenstadium)<br />

bei insgesamt 32 Arten, z.B.<br />

bei einem Nebelparder (Neofelis nebulosa)<br />

und einer Schwarzfußkatze (Felis<br />

nigripes), zur Bestimmung von klinisch<br />

relevanten Blutparametern erfolgreich<br />

getestet. Bei Blutaufnahmen von bis<br />

zu 1,1 ml reichte schon eine einzige<br />

Raubwanze (L4-Larve), um bis zu<br />

22 klinisch relevante Parameter photound<br />

potentiometrisch sowie durch<br />

manuelle Zellzählung zu bestimmen.<br />

Beim Vergleich der über die Raubwanzen<br />

erhaltenen Werte aus Kapillarblut<br />

mit herkömmlich gewonnenen<br />

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