Heft 4 / 2008 - BDSW
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4/<strong>2008</strong><br />
„hier lebe ich gerne ...“, wirbt<br />
Oer-erkenschwick im internet selbstbewusst<br />
für sich selbst. Und damit das so<br />
bleibt, hat sich die Stadt auf eine zusammenarbeit<br />
eingelassen, die noch vor<br />
wenigen Jahren politisch kaum mehrheitsfähig<br />
gewesen wäre: Seit april zeigt<br />
ein privater wachdienst Präsenz in Oererkenschwick.<br />
Die City-Streife vom westfälischen<br />
wachschutz in recklinghausen<br />
kühlt erhitzte Gemüter, unterbindet Vandalismus<br />
oder weist Passanten den weg.<br />
„wir haben gute erfahrungen gemacht“,<br />
berichtet Stadtsprecher Peter raudszus<br />
und attestiert dem wachdienst viel Fingerspitzengefühl.<br />
Fest steht: Seitdem<br />
der seine runde macht, sind mutwillige<br />
zerstörungen und einbrüche zurückgegangen.<br />
„Schon deswegen hat es sich gelohnt,<br />
55.000 euro in diesem Jahr dafür<br />
einzusetzen“, so raudszus.<br />
Präsenz zeigen<br />
Mit der City-Streife reagiert die Stadt<br />
auf das wachsende Sicherheitsbedürfnis<br />
der bürger, das durchaus reale Gründe<br />
hat. Denn nicht nur die hemmschwelle<br />
für Gewalt gegen Mensch und Material<br />
sinkt, sondern auch die Präsenz der<br />
staatlichen Ordnungshüter. in Oer-erkenschwick<br />
ist seit 2001 die Polizeidienststelle<br />
ab 22 Uhr nicht mehr besetzt. wer den<br />
notruf wählt, muss auf beistand aus dem<br />
benachbarten Datteln warten. „Das kann<br />
manchmal zu lange dauern“, sagt raudszus<br />
ohne Vorwurf an die Polizei. er kennt<br />
die zwänge, in denen die Ordnungshüter<br />
stecken.<br />
Vertrauen wächst<br />
Sachkunde statt Muskelkraft<br />
Von Berthold Stein<br />
Oer-erkenschwick hat sich damit nicht<br />
abgefunden, sondern einen privaten<br />
wachdienst mit dem hausrecht für städtische<br />
anlagen und Gebäude ausgestattet.<br />
„in der rangliste der Standortqualitäten<br />
hat der Faktor Sicherheit einen Sprung<br />
nach vorne gemacht“, spricht auftragnehmer<br />
Frank huerkamp, Geschäftsführer<br />
des westfälischen wachdienstes, von<br />
einer Verschiebung der Prioritäten. Dass<br />
sich immer mehr Kommunen in Deutschland<br />
auf private wachdienste einlassen,<br />
ist für ihn aber ohne den nachhaltigen<br />
imagegewinn der branche nicht denkbar.<br />
eine Voraussetzung war die Änderung<br />
im bewachungsgewerberecht vor fünf<br />
Jahren. wichtigste neuerung: wer bewachungs-<br />
und Ordnungsaufgaben im öffentlichen<br />
raum übernehmen will, muss<br />
seine Sachkunde unter beweis stellen.<br />
176 bewerber hat die ihK seit 2002 auf<br />
die Prüfung vorbereitet. in 96 Stunden<br />
lernen die teilnehmer rechtliche Grundlagen<br />
und den Umgang mit Menschen.<br />
Deeskalation heißt die Königsdisziplin im<br />
bewachungsgewerbe.<br />
auch der ausbildungsberuf „Fachkraft<br />
für Schutz und Sicherheit“ hat zu einer<br />
aufwertung der branche geführt, ist<br />
sich ihK-bildungsexperte heinrich Doth<br />
sicher. 2002 sind die ersten Lehrlinge<br />
eingestiegen. Seitdem haben bundesweit<br />
2000 junge Menschen (71 im ihKbezirk)<br />
die ausbildung zur Fachkraft für<br />
Schutz und Sicherheit erfolgreich abgeschlossen.<br />
Und dass die azubi-zahlen in<br />
den nächsten Jahren steigen, ist nicht<br />
unwahrscheinlich. Mit der überarbeitung<br />
der ausbildungsordnung in diesem<br />
Das wach- und Sicherheitsgewerbe<br />
befreit sich immer mehr<br />
vom Schläger-image der Schwarzen<br />
Sheriffs. ein Grund dafür:<br />
Seit fünf Jahren überprüfen die<br />
industrie- und handelskammern<br />
die Sachkunde der Mitarbeiter.<br />
ein beitrag von berthold Stein,<br />
Pressereferent der ihK nord<br />
westfalen, Münster.<br />
Jahr hat der junge Lehrberuf die Kinderkrankheiten<br />
überwunden. zudem ist am<br />
1. august <strong>2008</strong> eine zweijährige ausbildung<br />
zur Servicefachkraft für Schutz<br />
und Sicherheit eingeführt worden. „Die<br />
branche ist für berufseinsteiger deutlich<br />
attraktiver geworden“, so Doth.<br />
Mehr Vertrauen<br />
Das Vertrauen in die branche wächst.<br />
Die neuerungen haben dazu beigetragen,<br />
dass sie auch in zeiten von Leih- und<br />
zeitarbeit auf wachstumskurs geblieben<br />
ist. 2007 betrug der Umsatz im wach-<br />
und Sicherheitsgewerbe 4,35 Mrd. euro.<br />
in rund 3.500 Sicherheitsunternehmen<br />
sind fast 177.000 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter beschäftigt. zum Vergleich:<br />
2002 machte die branche mit 145.000<br />
beschäftigten 3,94 Mrd. euro Umsatz.<br />
„nach unseren recherchen ist in nordwestfalen<br />
die zahl der Unternehmen in<br />
den vergangenen zwei Jahren um zehn<br />
Prozent gestiegen“, berichtet ihK-referentin<br />
Martha rabeler-Freise.<br />
WIRTSCHAFT unD POLITIK<br />
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