3. Tafel
3. Tafel
3. Tafel
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elt<br />
Wasserwelt - Weltwasser<br />
Wasser erleben - Wasser verstehen
Vom Ursprung<br />
Vorwort<br />
Wenn wir mit dem Auto durch<br />
die Landschaft fahren, sehen<br />
wir Berge, Täler, Flüsse, Wälder,<br />
Häuser, Autos, Tiere und Menschen<br />
und betrachten diese mit<br />
dem Wahrnehmungsmaßstab des<br />
Augenblicks. Wenn wir die Augen<br />
öffnen und versuchen, in die Tiefe<br />
unserer Umgebung, sozusagen in<br />
die Tiefe des Raumes mit vier Dimensionen<br />
durch Einbeziehung der<br />
Zeit zu blicken, dann sind die Berge<br />
nicht mehr nur Berge, die Bäche<br />
nicht mehr nur einfach Bäche, sondern<br />
es ergibt sich automatisch die<br />
Frage:<br />
Wie ist dieses Tal entstanden und<br />
woher kommt so viel Wasser in diesen<br />
Bach? Wieso wachsen hier,<br />
wohin das Auge reicht, hauptsächlich<br />
Fichten und wieso erheben sich<br />
rundum Berge bis hinauf zur Gleinalpe?<br />
Welche Rolle spielen das<br />
Wasser, das Klima oder der Mensch<br />
in diesem Raum?<br />
Auf diesem Themenweg betrachten<br />
wir die Entstehungsgeschichte<br />
eines Naturraumes, der sich über<br />
Jahrmillionen entwickelt hat, die Bedeutung<br />
des Wassers in dieser Ge-<br />
2<br />
bis zur<br />
Mündung<br />
schichte, die Rolle des Menschen<br />
als Mitgestalter und die Notwendigkeit<br />
der sinnvollen und rücksichtsvollen<br />
Nutzung der vorhandenen<br />
Ressourcen.<br />
Grundüberlegungen<br />
Das große Vorkommen von Wasser<br />
auf dem Planeten Erde hat ihm den<br />
Namen „Blauer Planet“ eingebracht.<br />
Die Verteilung von 71% Wasseroberfläche<br />
zu 29% Landoberfläche<br />
lässt die Erde aus dem Weltraum<br />
betrachtet, vor dem Hintergrund<br />
des schwarzen Weltalls, blau erscheinen.<br />
Es gibt auch auf anderen<br />
Planeten (z.B.: Mars, Uranus, Neptun)<br />
oder auf dem Jupitermond Europa<br />
Wasser, allerdings nur in Form<br />
von Eis. Die Erde ist der einzige<br />
bekannte Himmelskörper, auf dem<br />
Wasser in allen drei Aggregatzuständen<br />
vorkommt - und das in so<br />
großer Menge. Die Gesamtmenge<br />
an Wasser wird mit 1,4 Milliarden<br />
Kubikkilometer geschätzt. Davon<br />
sind allerdings 92,2% Salzwasser<br />
und weitere 2,2% in Eis gebunden.
Nur 0,6% des gesamten Vorkommens<br />
auf der Erde ist flüssiges<br />
Süßwasser, wovon lediglich 0,1%<br />
für den Menschen verfügbar ist.<br />
Dieses zirkuliert in einem beständigen<br />
Kreislauf zwischen den einzelnen<br />
Sphären und steht Mensch,<br />
Tier und Pflanzen zur Verfügung.<br />
Schon seit Jahrtausenden haben<br />
sich Menschen nur dort ansiedeln<br />
können, wo ausreichend Wasser<br />
zur Verfügung stand und die Entwicklung<br />
der ersten Hochkulturen<br />
fand in den Überflutungsbereichen<br />
des Nils statt.<br />
Österreich gehört zu den wasserreichsten<br />
Ländern in Europa.<br />
Dieser Reichtum bringt vielfache<br />
Nutzungsmöglichkeiten aber auch<br />
Verpflichtungen mit sich. Da Fließgewässer<br />
lineare Ökosysteme sind<br />
und ganze Kontinente durchfließen,<br />
ist die chemische Zusammensetzung<br />
jeweils der Spiegel der vorausgegangenen<br />
Nutzungen. Obwohl<br />
das Wasser durch seinen Kreislauf<br />
durch alle Sphären einer ständigen<br />
Erneuerung unterliegt, ist das Wasser<br />
durch die anhaltend steigende<br />
Bevölkerungsentwicklung und die<br />
intensive Nutzung in Industrie und<br />
Landwirtschaft zum knappen Gut<br />
geworden. Wasser ist nicht nur Lebensraum,<br />
sondern Leben und Tätigkeiten<br />
der Menschen sind direkt<br />
an das Vorhandensein von sauberem<br />
Wasser gebunden. Durch die<br />
unterschiedliche Verteilung des<br />
Wassers auf der Erde und die fortschreitende<br />
Klimaänderung ist eine<br />
sorgsame und nachhaltige Nutzung<br />
des Wassers in jenen Ländern, in<br />
denen ausreichend Wasser vorhanden<br />
ist, verpflichtend.<br />
Um wieder mehr Bewusstsein für<br />
den notwendigen, achtsamen Umgang<br />
mit den Ressourcen der Erde<br />
und insbesondere von Wasser zu<br />
vermitteln, fördert die Kommission<br />
der Europäischen Union innerhalb<br />
des Leonardo da Vinci Programmes<br />
ein Projekt mit dem Schwerpunkt<br />
„Lifelong Learning“ zur Weiterbildung<br />
wissenschaftlichen Personals.<br />
Zu diesem Zweck wurden Universitäten<br />
eingeladen, unter dem Motto:<br />
„Water for life – Education for water“<br />
Konzepte zur Thematisierung<br />
des Elementes Wasser am Beispiel<br />
einer Region auszuarbeiten, um<br />
diese Beiträge zur Weiterbildung<br />
Lehrender zu nutzen und ihnen das<br />
nötige Unterrichtsmaterial zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
Das Institut für Geographie und<br />
Raumforschung der Karl-Franzens-<br />
Universität Graz hat in diesem Zusammenhang<br />
mit der Erarbeitung<br />
eines Wasserthemenweges an dem<br />
neu errichteten Retentionsbecken<br />
am Übelbach in der Gemeinde Übelbach,<br />
Bezirk Graz Umgebung, dazu<br />
beigetragen. Es ist ein wichtiger<br />
Schritt, mit den jungen Menschen<br />
hinaus in die Natur zu gehen, um<br />
ihnen vor Ort die Wirksysteme zu<br />
erklären, denn die Lehre ist nur die<br />
Theorie, welche jedoch noch nicht<br />
das Verständnis für die reale, handlungsbezogene<br />
Umwelt beinhaltet.<br />
Dieses kann nur vor Ort, in der Natur<br />
geschaffen werden und ist ganz<br />
besonders für junge Menschen als<br />
3
Gestalterinnen und Gestalter der<br />
Zukunft wichtig.<br />
Diese Broschüre dient dazu, den<br />
Lehrerinnen und Lehrern sowie<br />
den interessierten Besucherinnen<br />
und Besuchern dieses Themenweges<br />
zusätzlich zu den<br />
Inhalten der <strong>Tafel</strong>n vertiefende<br />
Information zu vermitteln.<br />
Wir laden Sie herzlich ein um<br />
innezuhalten, zu lesen, zu<br />
schauen und den Raum in seinen<br />
Dimensionen auf sich wirken<br />
zu lassen.<br />
Der Themenweg<br />
Das Einzugsgebietes des Übelbaches<br />
ist ideal geeignet, um die<br />
Bedeutung des Wassers für einen<br />
Raum und dessen Wirkungsweise<br />
auf Grund seiner chemischen und<br />
physikalischen Besonderheiten zu<br />
veranschaulichen. Von den ersten<br />
Wassertropfen, die nach der Abkühlung<br />
der Uratmosphäre den Beginn<br />
einer einzigartigen Entwicklung einleiteten,<br />
über die Lösungsfähigkeit<br />
und Tranportkraft des Wassers, das<br />
über Jahrmillionen Gebirge abgetragen,<br />
tiefe Täler geformt und diese<br />
wieder mit dem mitgeführtem Material<br />
bei geringerer Fließgeschwindigkeit<br />
im Unterlauf oder während<br />
der verschiedenen Kaltzeiten, in<br />
denen das Wasser mehrheitlich in<br />
Gletschern gebunden war, verfüllt<br />
hat. Dadurch ist ein Raum entstanden,<br />
welcher für die Besiedelung<br />
durch den Menschen zur Nutzung<br />
der Wasserkraft für Mühlen und<br />
Hammerwerke ideal geeignet war.<br />
4<br />
Abb.1: Die Lage des Einzugsgebietes<br />
im Raum<br />
1. <strong>Tafel</strong><br />
Geographische Lage des Übelbachtales<br />
und die Messstationen<br />
Das Übelbachtal erstreckt sich<br />
nördlich von Graz entlang der SE-<br />
Abdachung der Gleinalpe. Das Tal<br />
weist eine W-E Orientierung auf.<br />
Der Übelbach, der mit seinen Nebenbächen<br />
dieses Gebiet entwässert,<br />
mündet auf einer Höhe von 396<br />
m in Deutschfeistritz in die Mur. Die<br />
höchste Erhebung im Einzugsgebiet<br />
des Übelbaches ist der Speikkogel<br />
(1980m) der Glei-nalpe. Diese ist<br />
Teil des Steirischen Randgebirges,<br />
welches die östlichste Gruppe der<br />
Zentralalpen bildet. Direkt unter dem<br />
Gipfel des Speikkogels entspringt<br />
der Übelbach auf 1800m Seehöhe,<br />
stürzt sich als Wildbach die steilen<br />
Hänge hinunter, bis er die Talsohle
erreicht und diese<br />
leicht mäandrierend<br />
durchfließt. Der<br />
Übelbach ist bis zur<br />
Einmündung des<br />
Kleintalbaches (vgl.<br />
Abb. 52) als Wildbach<br />
ausgewiesen.<br />
Den Kalkstock des<br />
Kirchbergs von<br />
Deutschfeistritz,<br />
der sich wie ein Tor<br />
vor das Übelbachtal<br />
schiebt durchschneidet<br />
der Bach<br />
auf der orographisch rechten Seite<br />
des Tales, wo er in die sogenannte<br />
„Quetsch“ gedrängt wird. Dieser<br />
Durchbruch weist eine Breite von ca.<br />
150 m auf, die Breite des Talbodens<br />
bis zum Markt Übelbach wechselt<br />
zwischen ca. 300 und 700 m. Die<br />
Schwemmkegel der zufließenden<br />
Seitenbäche sind ideale, gegenüber<br />
dem Übelbach hochwassergeschützte,<br />
Siedlungsstandorte. Es<br />
herrscht Grünlandbewirtschaftung<br />
sowie etwas Mais- und Getreideanbau<br />
vor. Die engen Kerbtäler der<br />
Seitenbäche werden hauptsächlich<br />
forstwirtschaftlich genutzt.<br />
Die Gemeinde Übelbach hat flächenmäßig<br />
den größten Anteil an<br />
diesem Gebiet, der Unterlauf und<br />
die Mündung liegen auf dem Gemeindegebiet<br />
von Deutschfeistritz,<br />
wobei noch kleine Anteile zur Gemeinde<br />
Frohnleiten gehören. In<br />
Deutschfeistritz befindet sich am<br />
Übelbach eine Pegelmessstelle<br />
des Hydrographischen Dienstes<br />
der Steiermärkischen Landesre-<br />
Einige geographische Grunddaten sind:<br />
Größe des Einzugsgebietes: 117,8 km 2<br />
Länge des Übelbaches: ca. 27 km<br />
Höhenlage: Speikkogel 1980m u.A.<br />
Ursprung 1880 m ü.A.<br />
Mündung: 376 m ü.A.<br />
Mittlerere Höhe des Einzugsgebietes: 968m<br />
Gebietsniederschlag: 1007 mm/a (1986-2005)<br />
MQ (mittlerer Abfluss) 1,59 m³/sec<br />
HHQ (höchster gemessener Abfluss) 68,1 m³/sec<br />
NNQ (niedrigster gemessener Abfluss) 0,009 m³/sec<br />
gierung, FA 19 A. Diese Messstelle<br />
verfügt über einen Lattenpegel und<br />
einen Schreibpegel. Im Markt Neuhof<br />
befindet sich eine Klimastation<br />
des Hydrographischen Dienstes,<br />
welche den Niederschlag und die<br />
Temperatur misst.<br />
Abb.2:Pegelmessstelle in<br />
Deutschfeistritz<br />
5
Um diese Frage zu beantworten,<br />
muss man zuerst um 4,6 Milliarden<br />
Jahre in die Zeit der Entstehung<br />
der Erde und an den Ursprung des<br />
Wassers und des Wasserkreislaufes<br />
zurück-blicken.<br />
Entstehung des Wassers<br />
Hierzu gibt es mehrere Theorien:<br />
1: Bildung während der Entstehung<br />
unseres Sonnensystems<br />
2: Ausgasen von Wasserdampf bei<br />
Vulkanausbrüchen und<br />
3: Durch Einschläge wasserhältiger<br />
Asteroiden.<br />
Schon während der Entstehung der<br />
Erde gab es Wasser im gasförmigen<br />
Zustand. Nach UREY (1952)<br />
herrschten Temperaturen von<br />
2000°C bis 3000°C. Diese hohen<br />
Temperaturen lieferten die Aktivierungsenergie<br />
für viele chemische<br />
Reaktionen, auch für die Bildung<br />
von Wasser aus Wasserstoff und<br />
Sauerstoff. Dieser Wasserdampf ist<br />
aber größtenteils in den interstellaren<br />
Raum entwichen. Nur als Bestandteile<br />
chemischer Verbindungen<br />
oder als Ge-steinseinschlüsse<br />
blieben Stoffe wie Wasserstoff,<br />
Sauerstoff und Stickstoff auf der<br />
Erde. Auch als Gesteinseinschluss<br />
und als Hydrathülle in Silikaten soll<br />
ein Teil des ursprünglich gebildeten<br />
Wassers auf der Erde verblieben<br />
6<br />
2. <strong>Tafel</strong><br />
Woher kommt das Wasser im<br />
Übelbach?<br />
sein. Langsam kühlte sich die Erde<br />
ab. Allerdings herrschten in den tieferen<br />
Schichten der jungen Erde<br />
immer noch sehr hohe Temperaturen<br />
und es wurden aus den Gesteinen<br />
nach und nach Stoffe wie NH3,<br />
Ch4, CO2, H2 und H3O durch Vulkanismus<br />
freigesetzt. Daraus entstand<br />
allmählich die Uratmosphäre.<br />
Das auf diese Weise an die Oberfläche<br />
gelangte Wasser lag jedoch<br />
zuerst auch nur gasför-mig vor,<br />
und erst im Verlauf der Abkühlung<br />
setzten gewaltige Regenfälle ein.<br />
Ein weiterer Teil dürfte durch Einschläge<br />
von wasserreichen Asteroiden<br />
auf die Erde gelangt sein. In<br />
den Vertiefungen der Erdoberfläche<br />
sammelte sich das Wasser, die Urmeere<br />
entstanden und der Kreislauf<br />
des Wassers begann.<br />
Abb.3: Der Wasserkreislauf<br />
Das Wasser auf der Erde ist ständig<br />
in Bewegung und ist in allen<br />
Teilbereichen der natürli-chen Um-
welt vorhanden. Hier am Bach fließt<br />
es rauschend an uns vorbei, bewegt<br />
sich durch den Boden und die<br />
Pflanzen, ist in der Luft und in uns<br />
selber enthalten und an manchen<br />
Wie viel Wasser ist auf der Erde<br />
vorhanden und wie ist es verteilt?<br />
Tagen tröpfelt es auf unseren Regenschirm.<br />
Es ist die große Menge und die<br />
große Vielfalt des Wasservorkommens,<br />
die die Erde von allen anderen<br />
bekannten Himmelskörpern<br />
unterscheidet.<br />
Zirka 96 % des Wassers in den<br />
Meeren als Salzwasser gebunden<br />
ist und der Anteil an Süßwasser nur<br />
ca. 4% beträgt. Die Meere bedecken<br />
71 % der Erdoberfläche und<br />
die verbleibenden 29 % der Landoberfläche<br />
sind von Wasser durchzogen<br />
(Grundwasser, Seen, Flüsse)<br />
oder von Wasser befeuchtet<br />
(Niederschlag). Der gesamte Wasservorrat<br />
wird auf 1,46 Milliarden<br />
km3 geschätzt und jährlich nehmen<br />
536 000 km3 am globalen Wasserkreislauf<br />
teil.<br />
Warum ist es überhaupt möglich,<br />
dass Wasser im flüssigen Zustand<br />
auf der Erde vorkommt? Das ist nicht<br />
selbstverstädlich.<br />
Wasser: Der flüssige Zustand Betrachtet<br />
man die Druck- und Temperaturbedingungen<br />
der Erde im<br />
Vergleich zu den übri-gen Planeten<br />
Abb.4: Phasendiagramm des Wassers<br />
mit der Stellung der jeweiligen Planeten<br />
in unserem Sonnensystem und vergleicht<br />
diese mit dem Phasendiagramm<br />
des Wassers (Abb. 7), dann<br />
sieht man, dass die Erde eine Sonderstellung<br />
einnimmt und nur auf<br />
der Erde Wasser in flüssiger Form<br />
vorkommen kann.<br />
Erst wenn man Wasser als Stoff<br />
und seine Besonderheiten versteht,<br />
kann man ermessen, welche<br />
Bedeutung es für die Umwelt<br />
und den Menschen hat.<br />
Über zweitausend Jahre lang wurde<br />
in der Naturphilosophie Wasser für<br />
ein „Element“, für etwas Unteilbares,<br />
gehalten. Doch ist heute jedem<br />
Schulkind die sogenannte Knallgasreaktion:<br />
2H2 + O2 2H2O<br />
aus dem Unterricht bekannt, wobei<br />
das Reaktionsprodukt der explosionsartig<br />
ablaufenden Reaktion<br />
(Verbrennung) von Wasserstoff und<br />
Sauerstoff Wasser ist.<br />
Ein Wassermolekül besteht aus einem<br />
Sauerstoffatom und zwei Wasserstoffatomen.<br />
Jedes der beiden<br />
7
Wasserstoffatome weist ein Proton<br />
im Kern und ein Elektron in der<br />
Elektronenhül-le auf. Das Sauerstoffatom<br />
dagegen acht Protonen<br />
und acht Elektronen. Sechs davon<br />
sind Außenelektronen: zwei einsame<br />
Elektronenpaare und zwei<br />
ungepaarte Elektronen, die leicht<br />
Bindungen eingehen. Jedes Wasserstoffatom<br />
hat eine partielle positive<br />
Ladung, das Sauer-stoffatom<br />
eine partielle negative Ladung, daher<br />
ist das H2O Molekül ein dreiatomiger,<br />
gut schwingungsfähiger,<br />
permanenter, elektrischer Miniatur<br />
– Dipol.<br />
Abb. 5: Stäbchenmodell des Wassermoleküls<br />
Solche dreiatomige Dipole finden<br />
sich in der Natur nicht selten wie<br />
z.B. Schwefelwasserstoff H2S. Das<br />
Besondere von Wasser allerdings<br />
ist, dass im Gegensatz zu H2S<br />
und anderen gas-förmigen Molekülen,<br />
wie CO2 oder SO2, Wasser<br />
unter den auf der Erdoberfläche<br />
herrschen-den mittleren Bedingungen<br />
von Druck und Temperatur eine<br />
Flüssigkeit ist (Abb. 7).<br />
Jedes Wassermolekül hat die Möglichkeit,<br />
vier Bindungen auszubilden.<br />
Diese Bindungen erzwingen<br />
8<br />
als energieärmste lokale Struktur<br />
in der Flüssigkeit eine tetraedrische<br />
Nahordnung. Obwohl Wasser nicht<br />
das einzige Molekül ist, das Wasserstoffbrücken<br />
ausbilden kann, so<br />
hat doch kein anderes die richtige<br />
Form, eine sich in alle Richtungen<br />
erstreckende Vernetzung zu ermöglichen.<br />
Es entstehen Molekülaggregate.<br />
Jedes Wassermolekül kann<br />
mit bis zu vier, selten auch bis zu<br />
fünf anderen Molekülen verbunden<br />
sein, üblicherweise weisen die<br />
meisten Moleküle zwei oder drei<br />
Brücken auf.<br />
Durch den Dipolcharakter und die<br />
Fähigkeit, sich untereinander zu<br />
übermolekularen linearen, flächigen<br />
oder räumlichen Gebilden zu<br />
assoziieren, ist auf der Erde unter<br />
den vorherrschen-den Druck- und<br />
Temperaturbedingungen Wasser<br />
eine Flüssigkeit und kein Gas.<br />
Abb. 6: Wasserstoffbrückenbildung<br />
Die Anomalien des Wassers<br />
Diese Wasserstoffbrückenbildungen<br />
sind der Grund für die phänomenologischen<br />
Eigen-schaften des<br />
Wassers, die oft als Anomalien dargestellt<br />
werden. Chemisch gesehen<br />
sind es allerdings keine Anomalien,<br />
sondern sie entsprechen genau den
Eigenschaften, die sich aus seiner<br />
Molekülstruktur herleiten. Daher resultiert<br />
die Wertung „Anomalie“ aus<br />
der Ungewöhn-lichkeit der jeweiligen<br />
Eigenschaft, verglichen mit den<br />
Eigenschaften anderer Flüssigkeiten.<br />
Der oben genannte Dipolcharakter<br />
sowie die Fähigkeit zur Wasserstoffbrücken-bildung<br />
und die Bildung<br />
von Molekülaggregaten sind<br />
die Ursachen der sogenannten<br />
Anomalien des Wassers. Diese Besonderheiten<br />
sind für das Leben auf<br />
der Erde und die Reliefbildung von<br />
eminenter Bedeutung.<br />
Die Aggregatzustände des Wassers<br />
Wasser kommt auf der Erde in<br />
drei Aggregatzuständen vor:<br />
gasförmig, flüssig und fest.<br />
Für den Übergang vom flüssigen<br />
in den gasförmigen Zustand (Verdunstung)<br />
oder vom festen in den<br />
gasförmigen Aggregatzustand (Sublimation)<br />
wird viel mehr Energie<br />
als bei anderen Stof-fen benötigt,<br />
da die zugeführte Energie zuerst<br />
nicht zur Erhöhung der Wassertemperatur<br />
sondern zum Lösen der<br />
Wasserstoffbrücken und des starken<br />
Zusammenhaltes innerhalb der<br />
Molekülaggregate verwendet wird.<br />
Beim Übergang von Wasserdampf<br />
zur Flüssigkeit (Kon-densation)<br />
oder zu Eis (Resublimation) wird<br />
Kondensations- bzw. Erstarrungswärme<br />
frei. Aus dem festen Zusammenhalt<br />
der Wassermoleküle (Dipolcharakter)<br />
erklärt sich auch der<br />
hohe Siedepunkt von Wasser und<br />
seine hohe spezifische Wärmekapazität.<br />
Der Motor dieser Prozesse in der<br />
natürlichen Umwelt ist fast allein<br />
die Sonne. Dadurch entsteht ein<br />
stetiger Energietransport (latenter<br />
Wärmestrom), der eine bedeutende<br />
Rolle in der Atmosphäre und für<br />
das Klima spielt. Verglichen mit der<br />
Luft enthält eine 1m dicke Wasserschicht<br />
bei gleicher Temperatur<br />
denselben Energieinhalt wie eine<br />
ca. 3,5 km mächtige Luft-schicht.<br />
Das ist klimatisch betrachtet von<br />
höchster Bedeutung.<br />
Latenter Wärmestrom: Über die<br />
physikalischen Prozesse des Wassers<br />
werden zwei Drittel des gesamten<br />
Energietransportes auf der<br />
Landoberfläche gesteuert.<br />
Dieser Energietransport geschieht<br />
durch die Übergänge von Wasser<br />
in dessen verschiedene Aggregatzustände.<br />
Dafür wird entweder<br />
Energie benötigt (Schmelzen, Verdunsten,<br />
Sublimieren) oder Energie<br />
frei (Gefrieren, Kondensieren, Resublimieren.)<br />
Zum Schmelzen von 1 g Eis werden<br />
z.B. 80 cal = 339 J/g, benötigt, zum<br />
Verdunsten für 1 g Wasser (20°C)<br />
586 cal = 2452 J/g.<br />
Die Dichteanomalie<br />
Eine Besonderheit ist auch die nicht<br />
linear temperaturabhängige Dichte<br />
des Wassers. Alle anderen bekannten<br />
Stoffe ziehen sich bei Abkühlung<br />
zusammen, besitzen also im festen<br />
Zustand eine höhere Dichte als im<br />
flüssigen. Wasser jedoch dehnt<br />
9
sich beim Gefrieren um ca. 10%<br />
aus. Die feste Phase (Eis) hat also<br />
um eine ca. 10% geringere Dichte<br />
als die flüssige. Eis schwimmt daher<br />
auf Wasser. Diese Eigenschaft<br />
ergibt sich wiederum aus der Wasserstoffbrückenbildung<br />
und die Bildung<br />
von Molekülaggregaten<br />
Auch das Dichteverhalten von Wasser<br />
zwischen 0° und 4°C weicht<br />
bei Wasser gegenüber normalen<br />
Flüssigkeiten stark ab. Im Regelfall<br />
nimmt die Dichte mit steigender<br />
Temperatur ab, weil die Wärmebewegung<br />
und damit der Raumbedarf<br />
der Teilchen größer werden. Wasser<br />
jedoch hat die größte Dichte<br />
bei ca. 4° C. Ab dieser Temperatur<br />
nimmt die Dichte sowohl bei Abkühlung<br />
als auch bei Erwärmung<br />
exponentiell ab. Die Ursache liegt<br />
hierbei wiederum an der Dipolarität<br />
und der Bildung von Molekülaggregaten.<br />
Diese bedingen auch bei<br />
Abkühlung zuerst eine Volumenvergrößerung.<br />
Dem entgegen wirkt<br />
mit abnehmendem Wärmeinhalt die<br />
temperaturbedingte Kontraktion.<br />
Aus der Überlagerung beider Vorgänge<br />
ist die Temperaturanomalie<br />
zu erklären.<br />
Da Wasser bei seiner größten Dichte<br />
bei 4° C am schwersten ist, sinkt<br />
dieses auf den Gewässerboden.<br />
Somit ist ein Überleben für Wasserlebewesen<br />
auch bei hohen Minustemperaturen<br />
möglich und Wasser<br />
friert bei ausreichender Tiefe nur<br />
oberflächlich zu.<br />
10<br />
Lösungsfähigkeit<br />
Dipole vermögen positiv oder negativ<br />
geladene Teilchen (Ionen) einzuhüllen<br />
(Hydratation). Hierauf beruht<br />
die gute Löslichkeit (Dissoziation)<br />
polar gebauter Stoffe in Wasser, die<br />
Bildung frei beweglicher Ionen in<br />
wässriger Lösung (Korrosion) sowie<br />
der für zahlreiche Lebensvorgänge<br />
entscheidende Einfluss von Ionen<br />
auf Quellungsvorgänge.<br />
Durch diese Fähigkeit trägt Wasser<br />
in geologisch langen Zeiträumen<br />
von Millionen von Jahren Gebirge<br />
ab und setzt Mineralien frei, die mit<br />
dem Strom des Wassers durch den<br />
Boden und schließlich in die Pflanzen<br />
transportiert werden.<br />
Kohäsion und Adhäsion<br />
Als Kohäsion bezeichnet man die<br />
Anziehungskraft der Moleküle innerhalb<br />
einer Flüssigkeit und als<br />
Adhäsion die Anziehung zwischen<br />
einer Flüssigkeit und der Oberfläche<br />
eines festen Stoffes. Diese<br />
Eigenschaften sind von großer Bedeutung<br />
für die Lebewelt, z.B. für<br />
den kapillaren Aufstieg von Wasser<br />
in den Tracheen von Pflanzen oder<br />
die Bildung von kapillarem, pflanzenverfügbarem<br />
Wasser im Boden.<br />
Oberflächenspannung<br />
Inmitten einer Flüssigkeit wird jedes<br />
Molekül gleichmäßig von Nachbarmolekülen<br />
umgeben, sodass sich<br />
die intermolekularen Anziehungskräfte<br />
gegenseitig aufheben. An der<br />
Oberfläche befindliche Moleküle<br />
werden dagegen einseitig durch die<br />
Kohäsionskräfte der Moleküle beeinflusst<br />
und werden in das Innere
der Flüssigkeit hineingezogen. Das<br />
ist auch die Ursache, weshalb Flüssigkeiten<br />
wie Wasser energetisch<br />
günstige, kugelähnliche Tropfen mit<br />
möglichst geringer Oberfläche bilden<br />
und ein Wasserläufer über die<br />
Wasseroberfläche laufen kann.<br />
Viskosität<br />
Viskosität ist das Maß für die Zähflüssigkeit<br />
eines Fluids. Je größer<br />
die Viskosität, desto zäh-flüssiger<br />
ist dieses. Dies bewirkt einerseits<br />
die Kohäsion eines Stoffes, andererseits<br />
die innere Reibung von<br />
übereinander liegenden, miteinander<br />
verzahnten Molekülschichten.<br />
Beim Fließen gleiten die Moleküle<br />
aneinander vorbei, und um die Verzahnung<br />
zu überwinden, wird eine<br />
gewisse Kraft benötigt. Der Zusammenhang<br />
zwischen dieser Kraft und<br />
den Eigenschaften des vorliegenden<br />
Fluids definiert die Viskosität.<br />
Die Bedeutung des Wassers für<br />
den Menschen<br />
Der Mensch besteht zwischen 60-<br />
70% aus Wasser. Ebenso ist Wasser<br />
als Trinkwasser und zur Produktion<br />
von Nahrungsmittel notwendig.<br />
Gemüse und Obst bestehen bis zu<br />
mehr als 90% aus Wasser. Der für<br />
die Produktion dieser Nahrungsmittel<br />
notwendigen Aufwand an<br />
Wasser für einen Menschen/Tag<br />
beschreibt eine Analyse der FAO<br />
(Food and Agriculture Organization<br />
of the United Nations):<br />
Es wurde für einen Menschen/Tag<br />
die Aufnahme von ca. 3000 kcal angenommen.<br />
Dabei wird von einer<br />
Nahrungsaufnahme von 2400 kcal<br />
aus pflanzlichen, 500 aus tierischen<br />
Nahrungsmitteln ausgegangen. Für<br />
die Produktion der 2400 kcal/Tag<br />
aus pflanzlicher Nahrung benötigt<br />
man 1200 Liter Verdunstungswasser,<br />
für 1000 kcal Fleisch benötigt<br />
man 4000, bei freilaufender Tierhaltung<br />
bis zu 17 000 Liter Wasser.<br />
Das ergibt einen durchschnittlichen<br />
Verbrauch von ca. 3600 Liter Wasser/Tag<br />
= 1300 m3/Jahr für einen<br />
Menschen.<br />
Durch seine chemischen und physikalischen<br />
Eigenschaften dient<br />
Wasser als bestes bekanntes Lösungsmittel<br />
und Transportmittel. Im<br />
alltäglichen Umgang wird es zum<br />
Abtransport von Abwässern und als<br />
Reinigungsmittel benutzt sowie in<br />
Produktionsprozessen Brauchwasser<br />
und Kühlmittel. Eine besondere<br />
Bedeutung hat das Wasser für den<br />
Menschen als Kulturgut und als<br />
Erholungs- und Freizeitraum.<br />
11
Welche Bedeutung hat das Wasser als<br />
Komponente (Element) des Klimas, wie<br />
viel Wasserdampf kann Luft aufnehmen<br />
und wovon hängt es ab, wann und wie<br />
viel es regnet?<br />
12<br />
<strong>3.</strong> <strong>Tafel</strong><br />
Das Klima<br />
Das Klima wird durch das wechselseitige<br />
Zusammenwirken verschiedener<br />
Umweltkomponenten<br />
bestimmt (Klimasystem). Diese<br />
sind die einzelnen Sphären (Hydrosphäre,<br />
Atmosphä-re, Litho- und<br />
Pedosphäre, Kryosphäre, Biosphäre,<br />
Anthroposphäre) sowie kosmische<br />
und astronomische Faktoren<br />
(Erdbahnelemente). Der wichtigste<br />
kosmische Faktor ist die Sonne als<br />
einzige bedeutende Energiequelle<br />
für das Klima.<br />
Klimafaktoren (Abb. 7) sind die<br />
geographisch bedingten Gegebenheiten<br />
eines Raumes, die das<br />
Klima gestalten, Klimaelemente<br />
(meteorologische Elemente) sind<br />
Einzelgrößen des Klimas oder<br />
Wetters, die durch Messung und<br />
Beobachtung erfasst werden und<br />
somit das durch die Klimafaktoren<br />
bestimmte, vorherrschende Klima,<br />
die Witterung und das regionale<br />
Wettergeschehen charakterisieren.<br />
Diese Elemente kennzeichnen atmosphärische<br />
Zustände und werden<br />
zum Beispiel durch die Bildung<br />
von Temperatur-Mittelwerten oder<br />
Nieder-schlagssummen berechnet.<br />
Abhängig von der Größe des Rau-<br />
mes unterscheidet man zwischen<br />
Makro- Meso-und Mikroklima.<br />
Abb. 7: Klimaelemente und Klimafaktoren<br />
Das Klima des Übelbachtales<br />
Das Makroklima für Österreich ist<br />
das warm-gemäßigte Klima der Mittelbreiten,<br />
zwischen den Subtropen<br />
und der Polarzone in der planetaren<br />
Westwinddrift. Das Mesoklima<br />
des Übelbachtales wird zusätzlich<br />
durch die Klimafaktoren dieses<br />
Raumes bestimmt. Dieses ist als<br />
mäßig sommerwarmes und mäßig<br />
winterkaltes Klima mit geringerer<br />
Nebelhäufigkeit als im Vorland,<br />
jedoch noch nicht außerhalb der<br />
Hochnebelzone, zu bezeichnen. In<br />
einer Höhe zwischen 1000m und<br />
1400m ist die Lage oberhalb der<br />
Inversionen des Vorlandes durch<br />
günstigere Sonnenscheinbedingungen<br />
im Winter von entscheidender<br />
Bedeutung. Das Klima dieser Stufe<br />
ist ein mäßig winterkaltes, sommerkühles<br />
Waldklima.<br />
Die Niederschläge entlang des<br />
Randgebirgsbogen nehmen von
SW nach NE kontinuierlich ab, wobei<br />
sich von unten nach oben eine<br />
Zunahme der Niederschlagshäufigkeit<br />
und -mengen ergibt. Voraussetzung<br />
zum Zustandekommen<br />
von Niederschlägen ist immer eine<br />
Abkühlung der Luft unter den Taupunkt<br />
(Sättigung). Es kondensiert<br />
der Wasserdampf und es bildet sich<br />
eine Wolke. Die feinen Tröpfchen<br />
müssen erst durch Kollision zusammen-wachsen<br />
(Koaleszenz), bis sie<br />
schwer genug sind und gegen den<br />
Auftriebswind innerhalb der Wolke,<br />
der Schwerkraft folgend, auf die<br />
Erde fallen.<br />
Entstehung und Arten der Niederschläge:<br />
Konvektions-Niederschläge:<br />
Gewitter und Schauer, labile Luft,<br />
vor allem im Sommerhalb-jahr durch<br />
einstrahlungsbedingte thermische<br />
Konvektion. Kumulusbewölkung.<br />
Zyklonale Niederschläge:<br />
Sind immer an das Vorhandensein<br />
von Tiefdruckgebieten ge-bunden<br />
und entstehen durch Aufgleiten von<br />
Warmluft (Landregen), Mischung<br />
verschiedener Luftmassen, zirkulationsbedingtes<br />
Anheben der Luftschichten<br />
oder Einbruch kalter Luftmassen<br />
(Schauer und Gewitter).<br />
Es regnet<br />
Regentropfen, die aus<br />
einer Wolke fallen,<br />
stehen mit ihrer Umgebungsluft<br />
ständig<br />
im Austausch. Sie<br />
erwärmen sich in<br />
wärmeren, erdnahen Luft-<br />
schichten, kollidieren mit Aerosolen<br />
(Suspension), lösen durch Diffusion<br />
Gase und nehmen diese auf ihre<br />
Reise mit.<br />
Gaslösung im Regentropfen (Diffusion)<br />
ist abhängig von der Wassertemperatur,<br />
der Löslich-keit des<br />
Gases, dem Partialdruck der Luft,<br />
der Lufttemperatur, der Größe des<br />
Tropfens, des pH-Wertes und der<br />
Fallgeschwindigkeit<br />
Wasser wirkt auch hier als Transportmedium.<br />
Daher ist es entscheidend,<br />
welche Gase und Aerosole<br />
in die Luft emittiert werden (Z.B:<br />
„Saurer Regen“). Hier kommt wiederum<br />
die Lö-sungsfähigkeit und<br />
Bindungsfreudigkeit des Wassers<br />
zum Tragen, und die Luft ist nach<br />
einem Regen sauber und frisch<br />
(„wash out“ Effekt oder „feuchte Deposition“)<br />
Diffusion erklärt sich durch die<br />
Brown`sche Molekularbewegungstheorie.<br />
Sie beschreibt die Wärmebewegung<br />
von Teilchen in Flüssigkeiten.<br />
Die Teilchen werden durch<br />
die Molekularbewegung des Wassers<br />
selber angetrieben, die Stärke<br />
dieser Bewegung ist temperaturabhängig.<br />
Diffusion (gleichmäßige<br />
Durchmischung zweier Stoffe) beruht<br />
auf dieser Bewegung.<br />
„Splash“ oder Plansch<br />
Wenn ein Regentropfen<br />
auf eine Oberfläche trifft,<br />
nennt man das „Splash“<br />
oder Plansch. Je nach<br />
Tropfengröße ist die kinetische<br />
Energie eines<br />
13
aufprallenden Wassertropfens unterschiedlich.<br />
Durch den Aufprall<br />
werden verschiedene Prozesse in<br />
Bewegung gesetzt. Einerseits kann<br />
der Wassertropfen mitgenommene<br />
Aerosole wieder abgeben (Resuspension)<br />
und Gase freisetzen,<br />
andererseits beginnt in diesem<br />
Augenblick die Kette der Erosionsarbeit<br />
des Wassers. An der Oberfläche<br />
angelagerte Partikel sowie<br />
durch den Aufschlag zerstörte Bodenaggregate<br />
werden durch die<br />
erste Bildung eines Oberflächenabflusses<br />
abgetragen. Diese Wirkung<br />
ist je nach Oberflächenbeschaffenheit<br />
sehr unterschiedlich. Die kinetische<br />
Energie eines aufprallenden<br />
Regentropfens kann durch das<br />
Auffallen auf einer Blattoberfläche<br />
stark vermindert werden und demzufolge<br />
wird auch die Erosionskraft<br />
des Wassertropfens beim Aufprall<br />
minimiert.<br />
Der Niederschlag und seine Bedeutung<br />
Regentropfen fallen auf unterschiedliche<br />
Oberflächen. Je nachdem, ob<br />
es das Blätterdach der Wälder, ob<br />
es Wiesen, Äcker oder Asphaltflächen<br />
und Hausdächer sind, entsteht<br />
unterschiedlicher Abfluss.<br />
In diesem Augenblick entscheidet<br />
sich, welchen Weg die aus einer<br />
Wolke fallenden Wassertropfen<br />
nehmen und ob sie den großen<br />
oder kleinen Wasserkreislauf anreichern.<br />
Dies ist einerseits für das Mesoklima<br />
des Raumes, andererseits für<br />
14<br />
das Abflussregime (Jahresgang der<br />
Wasserführung) des Baches von<br />
großer Bedeutung.<br />
• Entweder bewegt sich das Wasser<br />
der Schwerkraft folgend flächig<br />
oder in kleinen Rinnsalen abwärts<br />
in den nächsten Bach und beginnt<br />
somit seine Arbeit als Fließgewässer<br />
(Erosion, Transport, Sedimentation).<br />
• Ein Teil des Wassers infiltriert in<br />
den Boden. Nach dessen Sättigung<br />
(erreichen der Feldkapazität)<br />
werden die Grundwasserreserven<br />
wieder aufgefüllt und bilden den<br />
Niedrigwasserabfluss des Vorfluters<br />
(Effluenz).<br />
• Ein anderer Teil wird über die<br />
Wurzeln der Pflanzen zusammen<br />
mit den im Was-ser gelösten Nährstoffen<br />
aufgenommen. Über den<br />
Weg der Biomasseproduktion in<br />
Verbindung mit dem Kohlenstoffkreislauf<br />
(Photosynthese) wird<br />
Wasser wieder abgegeben (Transpiration)<br />
und bleibt dem Raum<br />
erhalten. Daher sind die Art der<br />
Land- oder Bodennutzung einer<br />
Region (Vegetation, Versiegelung)<br />
von großer Bedeutung.<br />
• Regentropfen treffen auf das<br />
Blätterdach der Bäume, auf Wiesen<br />
und Äcker. Auf den Blattoberflächen<br />
wird das Wasser abgefangen<br />
(Interzeption) und hat somit<br />
die Möglichkeit, zu verdunsten<br />
und als Wasserdampf die Luft anzureichern.<br />
• Treffen die Regentropfen auf<br />
Hausdächer oder Asphaltflächen,<br />
so fließen diese meist direkt über<br />
Regen- und Abwasserkanäle in<br />
den nächsten Vorfluter anstatt zu
versickern.<br />
Auf diese Weise geht dieses Wasser<br />
der Region verloren.<br />
Daher ist es für eine Region für das<br />
Mesoklima von entscheidender Bedeu-tung,<br />
von welcher Art die Land-<br />
oder Bodennutzung ist.<br />
Jede Pflanze kann unterschiedliche<br />
Mengen des Wassers auf ihren<br />
Blättern abfangen:<br />
Fichte: 1,5 – 4mm<br />
Kiefer 3mm<br />
Buche: 0,6mm.<br />
Ein Fließgewässer entsteht<br />
Fließgewässer sind in lang gestreckten,<br />
einseitig geöffneten<br />
Hohlformen der Landoberfläche<br />
fließende natürliche Wasserläufe,<br />
die umgrenzbare Flächen des<br />
Festlandes mit natürlichem Gefälle<br />
entwässern.<br />
Ein Fließgewässer entsteht, wenn<br />
der Niederschlag höher als die Evapotranspiration<br />
und die Infiltrationsrate<br />
ist. Die Menge und Geschwindigkeit<br />
des Wasserabflusses sind<br />
abhängig vom Klima, dem Relief,<br />
der Gesteinsstruktur, dem Boden<br />
und der Vegetationsdecke.<br />
RO = P – (AU + ET ± ∆S)<br />
RO = Oberflächenabfluss,<br />
P = Niederschlag,<br />
ET = Verdunstung und Transpiration<br />
∆S = Speicherkapazität<br />
Der Übelbach ist bis zur Einmündung<br />
des Kleintalbaches als<br />
Wildbach ausgewiesen Auf Abb. 8<br />
sieht man die starke Neigung im<br />
Oberlauf und ihr Ausklingen im Unterlauf.<br />
Durch Erosion hat sich der<br />
Bachlauf dem Niveau des Vorfluters<br />
(Mur) angenähert, daher können<br />
sich im Unterlauf mit geringer<br />
Neigung freie Mäander ausbilden<br />
(vgl. Abb. 20 und 22). Im Streckenabschnitt<br />
bei Übelbach beträgt das<br />
Gefälle zwischen 1,5 bis 2,1 %.<br />
Abb.8: Unterschiedliches Gefälle des<br />
Übelbaches<br />
Über den Oberflächenabfluss bewegt<br />
sich das Wasser der Schwerkraft<br />
folgend abwärts. Es entsteht<br />
ein Entwässerungsnetz, bestehend<br />
aus dem Hauptbach und seinen<br />
Nebengerinnen, welches durch die<br />
Wasserscheide begrenzt ist und als<br />
Einzugsgebiet des Fließgewässers<br />
bezeichnet wird.<br />
15
Das Einzugsgebiet des Übelbaches<br />
Die Form des Einzugsgebietes hat<br />
Einfluss auf das Abflussverhalten<br />
und große Bedeutung für den<br />
Ablauf von Hochwasserwellen. In<br />
langgestreckten Einzugsgebieten<br />
entstehen abgeflachte Wellen, da<br />
die Hochwasserwellen aus den Teilgebieten<br />
nacheinander im Hauptvorfluter<br />
eintreffen. Im Falle von<br />
runden Einzugsgebieten treffen die<br />
Teilwellen etwa gleichzeitig ein und<br />
addieren sich, wodurch es zu einer<br />
Versteilung der Hochwasserwellen<br />
kommt.<br />
Das Einzugsgebiet des Übelbaches<br />
zeigt sich als ein langgestrecktes,<br />
dentritisch verzweigtes Entwässerungsnetz,<br />
bestehend aus dem<br />
Übelbach und seinen Hauptzuflüssen,<br />
dem Kleintalbach und dem<br />
16<br />
Abb.:9: Einzugsgebiet Übelbach<br />
Arzbach. Das Bachnetz wirkt in unterschiedlicher<br />
Weise auf das Abflussverhalten<br />
ein.<br />
Ein dichtes Netz an Entwässerungsgerinnen<br />
bei hohem Gefälle bewirkt<br />
einen raschen Abfluss aus dem<br />
Einzugsgebiet, bei geringem Gefälle<br />
ist eine größere Speicherung im<br />
Boden, durch die Vegetation und in<br />
den Fließgewässern selbst möglich<br />
und der Abfluss wird dadurch ausgeglichen.<br />
Das erste gilt eher für<br />
den Oberlauf des Übelbaches, das<br />
Zweite grundsätzlich für den Unterlauf.<br />
Im Übelbachtal wurde jedoch<br />
durch Begradigung, Eindämmung<br />
und Bachverlegung in das natürliche<br />
Abflussverhalten so stark eingegriffen,<br />
dass Retentionsräume<br />
und natürliche Speicherung verloren<br />
gingen. Auch die Landnutzung<br />
spielt eine große Rolle im Abflussverhalten.<br />
Am stärksten kann Wald,
dann Ackerflächen und zuletzt Wiesen<br />
und Dauerweiden Hochwasser<br />
ausgleichen.<br />
4. <strong>Tafel</strong><br />
Welche Kräfte wirken bei der Entwicklung<br />
eines Tales zusammen und welche<br />
Rolle spielt dabei das Wasser?<br />
Entstehung des Einzugsgebietes:<br />
Die Entstehung des Reliefs eines<br />
Raumes ist ein dynamischer Prozess,<br />
der verschiedenen Einflusskomponenten<br />
unterliegt. Dafür<br />
muss betrachtet werden, welche<br />
Komponenten in der Erdgeschichte<br />
für die Formung des Reliefs des<br />
Übelbachtales relevant waren und<br />
welche Rol-le dabei das Wasser<br />
einnimmt. Erdgeschichtlich betrachtet<br />
sind Formenbildungsprozesse<br />
der geologisch jüngeren Zeit von<br />
Bedeutung. Hierzu kommt ab dem<br />
Beginn der Industrialisierung der<br />
Faktor Mensch als Gestalter der<br />
Umwelt.<br />
Ein Blick in die vierte Dimension:<br />
Alles hat seine Zeit<br />
Der endogene Prozess<br />
Durch die Energie des glühenden<br />
Erdinneren und die daraus entsehenden<br />
Konvektionsströme innerhalb<br />
der Astenosphäre werden die<br />
verschiedenen Platten der Erdoberfläche<br />
bewegt. Dadurch kommt es<br />
zu konvergenten, divergenten und<br />
konservierenden Plattenbewegun-<br />
gen. Es öffnen sich Gräben, bilden<br />
sich Ozeane, es entstehen Gebirge.<br />
Der endogene Prozess Die Bildung<br />
der Alpen und somit auch des<br />
Steirischen Randgebirges begann<br />
vor ca. 135 Millionen Jahren im Mesozoikum<br />
(Kreidezeit), wobei die<br />
intensivste Zeit der Alpenbildung im<br />
Jungtertiär, vor 20 bis 2 Millionen<br />
Jahren, stattgefunden hat.<br />
Während der Alpenbildung entstand<br />
in unserem betrachteten Raum unter<br />
hohem Druck und hoher Temperatur<br />
als erste Großeinheit metamorphes<br />
Gestein, das Altkristallin<br />
des Gleinalpen-Rennfeldzuges,<br />
bestehend aus Bänderamphibolit,<br />
Horn-blendengneis, Augengneis<br />
und der heterogen gestalteten Serie<br />
des Hüllschiefers (Granatglimmerschiefer,<br />
Zweiglimmerschiefer,<br />
Quarzitschiefer u.a.).<br />
Es folgt die zweite Großeinheit (ab<br />
Einmündung des Kleintalbaches in<br />
den Übelbach), das Grazer Paläozoikum<br />
mit der Tonschieferfazies bei<br />
Übelbach, welche zu den blei- und<br />
zinkführenden Arzberger Schichten<br />
gehören, sowie der Ausläufer der<br />
Schöcklkalkfazies (Kirchberg von<br />
Deutschfeistritz) im Unterlauf.<br />
Zu jedem Zeitpunkt der endogenen<br />
Gebirgsbildung wirken jedoch<br />
gleichzeitig die exogenen Prozesse<br />
wie die erosive Kraft des Wassers<br />
und des Windes, angetrieben durch<br />
die Kraft der Sonne.<br />
17
Abb.10: Geologische Karte Übelbachtal<br />
Die exogenen Prozesse<br />
Als exogene Kraft wirkt das Wasser<br />
physikalisch mittels Frostsprengung<br />
(Dichteanomalie) und chemisch<br />
mittels Lösungsverwitterung (Lösungsfähigkeit)<br />
auf die Oberfläche<br />
ein und formt durch seine Erosions-<br />
und Transportkraft das Relief<br />
dieses Raumes.<br />
Unter Lösungsverwitterung versteht<br />
man die Lösung (Korrosion)<br />
leicht löslicher Mineralsalze. Salze<br />
wie Calcit (Calcium-Salz der Kohlensäure)<br />
(vgl. Abb.16) geraten bei<br />
Kontakt mit Wasser durch dessen<br />
Dipolarität in Lösung. Die randständigen<br />
Ionen des Kristallgitters<br />
lagern sich an Wassermoleküle an<br />
(Hydratation), das Kristallgitter wird<br />
18<br />
aufgelockert, die hydratisierten Ionen<br />
werden aus dem Mineralverband<br />
herausgelöst (Dissoziation)<br />
und die Ionen der Lösung werden<br />
mit dem Wasser abgeführt.<br />
Abb.11: Lösung von Calzit (Kalklösung)<br />
durch in Wasser gelöstes CO2<br />
Es entsteht ein Verwitterungshorizont<br />
und darunter bildet das Kristallin<br />
eine Aquiclude (Grundwassernichtleiter)<br />
und es entwickeln<br />
sich unzählige seichte Quellen und<br />
perennierende Bäche. Diese sind<br />
im Oberlauf des Einzugsbereiches
des Übelbaches zu beobachten.<br />
Im paläozoischen Kalkgestein des<br />
Unterlaufes entstehen durch das im<br />
Wasser vorhandene CO2 und der<br />
Fähigkeit des Wassers zur Kalklösung<br />
(Korrosion) Verkarstungserscheinungen.<br />
Der Großteil des<br />
Niederschlagswassers versickert<br />
in den Untergrund, die Bachbetten<br />
liegen meist trocken und dienen nur<br />
zur Ausleitung des Oberflächenabflusses<br />
bei Starkregen oder länger<br />
andauernden Niederschlägen (periodische<br />
Wasserführung). Es entwickelt<br />
sich ein unterschiedlich dichtes<br />
Netz an Oberflächengewässern<br />
in Silikat- und Kalkgestein.<br />
Die Transportkraft des Wassers ist<br />
abhängig von der Menge des vorhandenen<br />
Wassers und der Reliefenergie.<br />
Es wird feineres- und gröberes<br />
Material (Gesteinsbrocken)<br />
mitgeführt. Dieses wirkt durch Reibung<br />
am Untergrund des Fließgewässers<br />
(Bachsohle) und es erfolgt<br />
ein Einschneiden (Tiefenerosion).<br />
Seitlicher Abtrag bewirkt eine Verbreiterung<br />
des Bachbettes (Seitenerosion).<br />
Im Übelbachtal entstehen auf diese<br />
Weise Tobel, Kerbtäler und ab<br />
dem Markt Übelbach ein Sohlental<br />
mit Hangschleppen. Ein Sohlental<br />
ist ein mit sedimentiertem Gesteinsmaterial<br />
unterschiedlicher<br />
Korngröße aufgefülltes Kerbtal mit<br />
starkem seitlichem Hangabtrag<br />
(Hangschleppen). Diese Ablagerungen<br />
bilden heute den 8 bis 10 m<br />
mächtigen Trinkwasserporenaquifer<br />
(Grundwasser) im Übelbachtal.<br />
Der anthropogene Einfluss<br />
Als weitere formgebende Kraft wirkt<br />
seit Beginn der Industrialisierung<br />
der menschliche Ein-fluss. Dieser<br />
wirkt einerseits stark Oberflächen<br />
formend, andererseits nimmt er<br />
auch Einfluss auf die natürlichen<br />
Prozesse wie den Abfluss des Übelbaches<br />
und seiner Seitengerinne.<br />
An vielen Stellen kam es zu einer<br />
Begradigung und Einengung des<br />
Baches durch Dämme oder Mauern<br />
sowie auf bestimmten Teilstrecken<br />
zu einer vollkommenen Verlegung<br />
des Bachverlaufes durch den Autobahnbau.<br />
Durch das Abholzen großer<br />
Waldflächen während der Zeit<br />
der Kleineisenindustrie, die Trockenlegung<br />
(Meliorisation) von Auböden<br />
für die land-wirtschaftlichen<br />
Nutzung oder den Siedlungsbau<br />
wurde und wird vermehrt Wasser<br />
aus dem Gebiet in den Vorfluter abgeführt.<br />
Somit wurde die Fließgeschwindigkeit<br />
des Baches erhöht,<br />
es erfolgt verstärktes Eintiefen des<br />
Bachbettes (Tiefenerosion) mit<br />
gleichzeitigem Absinken des Grundwasserspiegels.<br />
Der ebenso mit<br />
diesen Maßnahmen einhergehende<br />
Verlust an Retentionsflächen erhöhte<br />
die Gefahr von Überschwemmungen<br />
für die Unterlieger.<br />
19
Die Entwicklung des Bodens<br />
Abhängig von den bodenbildenden<br />
Faktoren und deren beständiger<br />
Wechselwirkung untereinander<br />
entwickeln sich in der Entstehungsgeschichte<br />
unterschiedliche Bodentypen.<br />
Deren Mächtigkeit und<br />
Zusammensetzung ist abhängig<br />
vom Gestein als anorganisches<br />
Ausgangsmaterial und von den<br />
wichtigsten klimatischen Einflussfaktoren,<br />
den Klimaelementen Niederschlag<br />
und Temperatur so wie<br />
von der Vegetation, dem Relief und<br />
der Zeit. Auf silikatischem Gestein<br />
entwickeln sich kalkarme, saure,<br />
auf Kalkgestein basische, neutrale<br />
Böden.<br />
Diese Einflussfaktoren wirken sich<br />
auf die Prozesse der Zersetzung,<br />
Verwitterung und Mineralbildung<br />
aus. Im Übelbachtal entwickelte<br />
sich mehrheitlich Felsbraunerde<br />
(kalkhaltige, entkalkte oder kalkfreie),<br />
vornehmlich auch an extremen<br />
Steilhängen mit mehr als 25°<br />
Neigung. Geringe Bedeutung haben<br />
Gley und Hanggley wie vereinzelt<br />
Braunlehme, die zu der Gruppe<br />
der Reliktböden gehören. Als Auböden<br />
findet man Braune Auböden,<br />
die seit der Regulierung des Übelbaches<br />
mäßig trocken bis gut versorgt<br />
sind<br />
Durch die Dipolarität der Wassermoleküle<br />
wird infiltriertes Wasser<br />
von den Oberflächen der Bodenteilchen<br />
angezogen und es bildet sich<br />
in den Hohlräumen zwischen den<br />
Bodenteilchen hygroskopisches,<br />
20<br />
kapillares und freies Porenwasser.<br />
Durch das Zusammenwirken<br />
von Kohäsion und Adhäsion wird<br />
das kapillare Wasser in den Poren<br />
entgegen die Schwerkraft gehalten<br />
und ist somit als Bodenfeuchte für<br />
die Wurzeln der Pflanzen verfügbar.<br />
Die größtmögliche Menge an Haftwasser<br />
nennt man Feldkapazität,<br />
welche vom Porenvolumen der Bodenteilchen<br />
abhängig ist. Das freie<br />
Porenwasser unterliegt der Schwerkraft<br />
und infiltriert in das Grundwasser.<br />
Das Gestein bestimmt über den<br />
Verwitterungsprozess den Bodenchemismus.<br />
Es werden über die<br />
Verwitterung viele der für die Pflanzenernährung<br />
notwendigen Ionen<br />
freigesetzt. Das Wasser wirkt durch<br />
seine Anomalien als Hauptfaktor im<br />
Verwitterungsprozess.<br />
Physikalische Einflüsse:<br />
Frostverwitterung, Hydratationsverwitterung,Quelldruckverwitterung,<br />
Salzverwitterung, Druckentlastungsverwitterung<br />
und<br />
Thermische Verwitterung.<br />
Chemische Einflüsse: Kohlensäureverwitterung,Lösungsverwitterung<br />
und Hydrolyse (z.B.<br />
Wollsackverwitterung).<br />
Biogene Einflüsse: Physikalischbiotische<br />
Verwitterung (beispielsweise<br />
Wurzel-sprengung) und<br />
Chemisch-biotische Verwitterung<br />
(beispielsweise Kohlensäureverwitterung,<br />
Verwitterung durch<br />
Bildung anderer Säuren und Oxidationsverwitterung)
Durch das Zusammenwirken dieser<br />
Kräfte hat sich über Jahrmillionen das<br />
Relief des Übelbachtales, so wie es<br />
sich uns<br />
Die Vegetation:<br />
Die wichtigsten Faktoren für die<br />
Entwicklung der Vegetation sind<br />
das Klima, der Boden, der Wasserhaushalt<br />
und der Bodenchemismus<br />
und die Tätigkeit des<br />
Menschen.<br />
Nach der letzten Kaltzeit (Würm)<br />
und der damals vorherrschenden<br />
periglazialen Steppen- Tundravegetation<br />
konnte langsam wieder<br />
eine höhere Vegetation Fuß fassen.<br />
Bis zur ersten Besiedelung durch<br />
den Menschen entwickelte sich fast<br />
in der gesamten Steiermark das Klimaxstadium<br />
einer geschlossenen<br />
Waldgesellschaft.<br />
Aufgrund der Höhenerstreckung<br />
des Einzugsbereiches des Übelbaches<br />
sind unterschiedliche Vegetationsstufen<br />
ausgebildet.<br />
1: Die Laubmischwaldstufe (bis<br />
500m/600m) mit Eiche, Linde,<br />
Ahorn, Ulme und Esche, sowie Buche,<br />
Föhre, Tanne u.a.,<br />
2: Die Buchenstufe (600m bis<br />
1000m/1200m), neben der Buche<br />
hauptsächlich mit Fichte und Tanne<br />
durchmischt,<br />
3: Die Fichtenstufe: (1000m bis<br />
1600m) vergesellschaftet mit Tanne<br />
und Bergahorn,<br />
4: Die Krummholz- und Zwergstrauchstufe<br />
(1600m bis 1800m)<br />
mit Grünerle und Latsche und<br />
6: Die Grasheidestufe mit alpinen<br />
Matten.<br />
Die potentielle natürliche Vegetation<br />
ist abhängig vom Klima, den geomorphologischen<br />
Gege-benheiten<br />
und edaphischen Bedingungen (in<br />
Abhängigkeit vom Muttergestein).<br />
Auf silikatischem Gestein (kalkarme<br />
Böden, saures Milieu) oder auf Kalkgestein<br />
(kalkige Böden, basisches<br />
Milieu) entwickeln sich unterschiedliche<br />
Pflanzen und Pflanzengesellschaften,<br />
welche sich im Laufe der<br />
Sukzession zu einer Klimaxgesellschaft<br />
entwickeln. Indikatorpflanzen<br />
zeigen geringe Toleranz auf<br />
Veränderungen ihrer Lebensbedingungen<br />
und geben aufgrund ihrer<br />
Standortansprüche Auskunft über<br />
die Zusammensetzung des Bodens<br />
und dessen Gesteinsuntergrund.<br />
Es gibt jedoch auch standorttolerante<br />
Pflanzen wie z.B. die Fichte,<br />
weshalb diese auf sauren wie basischen<br />
Böden gedeiht. Das ist, neben<br />
ihrer Schnellwüchsigkeit und<br />
der Qualität ihres Holzes zur wirtschaftlichen<br />
Nutzung, der Grund,<br />
warum im Übelbachtal mehrheitlich<br />
Fichtenforste die potentielle natürliche<br />
Vegetation verdrängt haben.<br />
Die Vegetation am Bach:<br />
Eine natürliche Flussaue ist weitgehend<br />
bedeckt mit dichten Auwäldern.<br />
Abhängig von den Standortbedingungen<br />
entwickeln sich<br />
verschiedene Vegetationsgellschaften:<br />
Die gehölzfreie Aue, die Weichholzaue<br />
und die Hartholzaue.<br />
Breite Auen sind am Übelbach<br />
kaum ausgebildet oder zumindest<br />
21
für die landwirtschaftliche Nutzung<br />
trockengelegt (meliorisiert) worden.<br />
Das Ufergehölz des Übelbaches<br />
besteht:<br />
In der kollinen Stufe aus Eichen,<br />
Linden, Haseln, Espen (Synonym<br />
mit Schwarzpappel, Populus nigra),<br />
Traubenkirschen (Prunus padus),<br />
Schwarzerlen (Alnus glutinosa) und<br />
Eschen (Fraxinus excelsior).<br />
In der montanen Stufe begleiten<br />
den Bach Grauerlen (Alnus incana),<br />
Weiden ( z.B. Grau-Weide, Salix cinerea)<br />
und Birken,<br />
in der subalpinen Stufe sind es<br />
vornehmlich Grünerlen (Alnus viridis).<br />
In der gehölzfreien Aue wachsen<br />
Röhricht, Sauergräser, einjährige<br />
Kräuter und andere was-serliebende<br />
Krautpflanzen, wie z.B. die Dotterblume<br />
(Caltha palustris), Brunnenkresse<br />
(Nasturtium officinale),<br />
Bachminze oder Wasserminze<br />
(Mentha hirsuta), Vergissmeinnicht<br />
(Myosotis), Pestwurz (Petasites)<br />
22<br />
Abb. 12: Unterlauf Übelbach<br />
5. <strong>Tafel</strong><br />
Lebensraum Bach<br />
Ein Fließgewässer ist ein langes, lineares<br />
Ökosystem, in dem die eine<br />
Hauptstruktur (Bachbett) stationär,<br />
die andere (Freiwasser) gerichtet<br />
dynamisch ist. Der gerichtete Abfluss,<br />
die Strömung, wird zum kennzeichnenden<br />
Merkmal und zum dominierenden<br />
ökologischen Faktor.<br />
Ein Fließgewässer ist ein Entwässerungssystem<br />
der Erdoberfläche,<br />
das Wasser und Wasserinhaltsstoffe<br />
(gelöste und partikuläre) dem<br />
Meer zuführt. Das zu den langen<br />
Ufern relativ geringe Wasservolumen<br />
bedingt eine starke Abhängigkeit<br />
zu seiner Umgebung und jede<br />
beliebige Probenstelle in der fließenden<br />
Welle gibt immer nur über<br />
die augenblickliche Zusammensetzung<br />
des Wassers oberhalb dieser<br />
Stelle Auskunft.<br />
Die Vielseitigkeit des Wassers<br />
(Lösungsfähigkeit,<br />
Transportkraft) und<br />
die vielfältige Nutzung<br />
durch den<br />
Menschen bedingen<br />
einen bewussten<br />
Umgang mit Wasser<br />
in jedem Teilbereich.<br />
Da durch den linear<br />
gerichteten Abfluss<br />
Wasser immer wieder<br />
durch neu nachströmendes<br />
ersetzt<br />
wird, ist der verantwortliche<br />
Umgang
ei der Nutzung von Wasser dringend<br />
notwendig. Das zeigt auch die<br />
aktuelle Oberlieger- Unterliegerproblematik<br />
an Fließgewässern.<br />
Unterschiedliche Bachbettausbildungen<br />
Durch die Erosions- und Transportkraft<br />
des fließenden Wassers in Abhängigkeit<br />
von der Wasserführung<br />
und dem Relief ist ein Fließgewässer<br />
als Ökosystem einer ständigen<br />
Verän-derung unterlegen.<br />
Es entwickelten sich im Oberlauf<br />
mit hoher Reliefenergie ein linearer<br />
Abfluss mit Tiefenerosion (1), im<br />
Mittellauf mit mittlerer Untergrundneigung<br />
reine Furkationen (2),<br />
bei schwacher Untergrundneigung<br />
Furkationen mit schwacher Mäanderbildung<br />
(3) und im Unterlauf<br />
mit sehr geringer Reliefenergie Mäander<br />
(4).<br />
(Furkation von lat. furca, die Gabel<br />
= Verzweigungen).<br />
Abb.13: Unterschiedliche Laufentwicklungen<br />
Mäander<br />
Es werden drei Arten von Mäandern<br />
unterschieden: Freie, erzwungene<br />
und eingesenkte Mäander. Freie<br />
Mäander sind Fluss- und Talschlingen<br />
mit mehr oder weniger regel-<br />
mäßig schwingenden Krümmungen.<br />
Diese treten meist dort auf,<br />
wo nach Ablagerung eines großen<br />
Teiles des mitgeführten Materials<br />
ein günstiges Verhältnis zwischen<br />
Wassermenge, Gefälle und Fracht<br />
besteht. Freie Mäander sind Ausdruck<br />
optimaler Fließbedingungen<br />
und im Fließvorgang selbst begründet.<br />
Die Bildung von Mäandern ist<br />
abhängig von unterschiedlichen<br />
Faktoren. Diese sind wie oben erwähnt<br />
einerseits das Gefälle, das<br />
Geschiebe und das Relief, andererseits<br />
aber auch die Erdrotation<br />
(Fliehkraft) und die nach dem Reflexionsgesetz<br />
entstehende Turbulenzen<br />
(Wirbelströmungen durch Steine,<br />
Felsbrocken). Daher kommt es<br />
bei natürlichen Abflussrinnen niemals<br />
zu einem gradlinigen, gleichförmigen<br />
Abfluss und es entwickeln<br />
sich freie Mäander im rhythmischen<br />
Wechsel zwischen Erosion (Prallhang)<br />
und Sedimentation<br />
(Gleithang)<br />
Bei Begradigung der<br />
Bäche kommt es wiederum<br />
zur Erhöhung<br />
der Fließgeschwindigkeit<br />
und verstärkter<br />
Tiefenerosion,<br />
Absinken des Grundwasserspiegels<br />
und vermehrter Gefahr<br />
der Überschwemmungen für<br />
die Unterlieger.<br />
Am Übelbach sind der lineare Abfluss<br />
im Oberlauf, reine Furkationen<br />
im Mittellauf sowie Mäander im Unterlauf<br />
verwirklicht. Auf vielen Teilstücken<br />
(Markt Übelbach) wurde<br />
23
der Bachlauf begradigt und verbaut<br />
sowie bei Schloss Waldstein durch<br />
den Autobahnbau vollkommen verlegt<br />
(vgl. Abb. 52).<br />
Abb.14: Begradigter Übelbach<br />
In einem Gewässerbett<br />
entwickeln sich unterschiedlicheSohlstrukturen<br />
(mittlerer Bereich<br />
des Bachbettes). Dazu<br />
zählen Tiefrinnen, Stillwasserbereiche,<br />
Kolke,<br />
Flachwasser, Schnellen und Kaskaden.<br />
Durch diese Formelemente<br />
entstehen unterschiedliche Strömungen,<br />
in denen sich unterschiedliche<br />
Habitate (Lebensräume) entwickeln<br />
können.<br />
24<br />
Entstehung von Habitaten (Lebensräumen)<br />
in Fließgewässern<br />
Die Strömung stellt höchste Anpassungsanforderungen<br />
an die Lebewesen<br />
eines Fließgewässers. Es<br />
gibt die turbulente und laminare<br />
Art des Fließens, wobei laminare<br />
Strömungen nur im Porenraum des<br />
Sedimentes und den Grenzschichten<br />
(Entstehung durch Reibung zwischen<br />
Sediment und Substrat) vorkommen.<br />
In turbulenter Strömung<br />
entstehen hinter großen Steinen,<br />
Totholz oder Wurzelstöcken Totwasserzonen,<br />
das sind strömungsarme<br />
Räume. Daraus folgt eine regelmäßige<br />
Abfolge aus Schnellen und Stillen,<br />
in denen sich unterschiedliche<br />
Habitate entwickeln können. Kolke<br />
entstehen durch die örtliche verstärkte<br />
Tiefenerosion durch mitgeführte<br />
Gesteinsbruchstücke. Dabei<br />
bilden sich an der Gewässersohle,<br />
meist im Festgestein, trichter- oder<br />
kesselförmige Vertiefungen, welche<br />
von großer ökologischer Bedeutung<br />
sind.<br />
Abb.15: Totwasserzonen hinter Steinen,<br />
a) Leeseitige Kante, b) Totwasserraum
Biozönosen eines Fließgewässers<br />
Im submersen Lebensraum (Lebensraum<br />
der unter Wasser lebenden<br />
Pflanzen und Tiere) entwickeln<br />
sich Biozönosen zwischen<br />
Produzenten (höhere und niedere<br />
Pflanzen), Primärkonsumenten<br />
(Insektenlarven, Strudelwürmer,<br />
Weichtiere), Sekundärkonsumenten<br />
(Friedfische wie Karpfen,<br />
Barben) und Endkonsumenten<br />
(Raubfische wie der Hecht). Reduzenten<br />
oder Destruenten (Bakterien)<br />
schließen den Kreislauf<br />
der Nahrungskette zu einem Stoffkreislauf<br />
Biozönosen eines Fließgewässers<br />
werden eingeteilt in:<br />
1.)Leben an der Wasseroberfläche<br />
(Neuston und Pleuston)<br />
2.)Leben im Wasser (Plankton<br />
und Nekton)<br />
<strong>3.</strong>)Leben am bzw. im Substrat<br />
(Benthos).<br />
Zum Neuston gehören Mikroorganismen<br />
(Algen, Pilze, Bakterien,<br />
Protozoen), zum Pleuston<br />
(in Abschnitten langsamer Fließgeschwindigkeit)<br />
gehören (z.B.<br />
Wasserläufer, Schwimmpflanzen),<br />
zum Plankton gehören Organismen,<br />
die sich frei schwebend oder<br />
schwimmend, ohne Eigenbewegung<br />
fortbewegen. Als Nekton<br />
werden alle frei beweglichen, größere<br />
Organismen wie Krebse und<br />
Abb. 16: Eisvogel<br />
Fische bezeichnet und das Benthos<br />
sind Organismen, welche auf oder<br />
im Substrat der Sohle eines Fließgewässers<br />
leben (z.B. Algen oder Wasserpflanzen).<br />
Durch die kontinuierlichen<br />
Veränderungen der meisten<br />
physikalischen sowie chemischen<br />
Parameter eines Fließgewässers,<br />
welche im Wesentlichen als Funktion<br />
des Gefälles zu verstehen sind,<br />
kommt es durch die daraus resultierenden<br />
abiotischen Veränderungen<br />
auch zu einer Längsverteilung der<br />
Organismen. Die erste biologische<br />
Gliederung dieses Faktorengefälles<br />
ist die klassische Einteilung der Fischereibiologie<br />
nach den dominierenden<br />
Fischarten.<br />
Für den Übelbach ist nur die Obere-<br />
und Untere Forellenregion von Bedeutung.<br />
Die Äschenregion kommt<br />
nicht zum Tragen, da ein Vordringen<br />
der Äschen aufgrund des<br />
Streichwehres des Hammerwerkes<br />
in Deutschfeistritz nicht möglich<br />
ist. Dieses bedeutet eine Unterbrechung<br />
des linearen Ökosystems<br />
Bach, da keine Fischaufstiegshilfe<br />
vorhanden ist.<br />
In und am Übelbach kann man<br />
Bachforellen, Flusskrebse, den<br />
Fischotter und Stockenten, sowie<br />
im Ufergehölz den Eisvogel und<br />
einzelne, sehr seltene Schwarzstörche<br />
beobachten.<br />
25
Die Nutzung der Wasserkraft in der<br />
Geschichte<br />
Nur dort, wo sauberes Wasser in<br />
ausreichender Menge vorhanden<br />
ist, können Menschen sesshaft<br />
werden. Im Übelbachtal kann beispielhaft<br />
die Geschichte der wirtschaftlichen<br />
Nutzung von Wasser<br />
gezeigt werden.<br />
Die Urbarmachung des Übelbachtales<br />
Nach der letzten Kaltzeit (Würm)<br />
des Pleistozäns entwickelte sich<br />
fast in der gesamten Stei-ermark<br />
eine dicht geschlossene Waldgesellschaft.<br />
Auf der Suche nach neuem<br />
Lebensraum wurden auch diese<br />
unwirtlichen Seitentäler von Menschen<br />
erschlossen. Ab 600 n.Chr.<br />
begann die erste Besiedelung des<br />
Übelbachtales durch das Eindringen<br />
der Slawen (Alpenslawen) während<br />
des Awarensturms (Awarisches Reitervolk,<br />
Herkunft nicht eindeutig bekannt).<br />
Die endgültige Erschließung<br />
des Raumes erfolgte jedoch durch<br />
die Bajuwarischen Rodungsbauern<br />
im 8. und 9. Jahrhundert. Dies geschah<br />
durch Rodung und Brandwirtschaft<br />
oder Egartwirtschaft. Die<br />
Brandwirtschaft ist eine Abfolge aus<br />
Rodung des Nutzholzes, Verbrennen<br />
von Unterholz, Einarbeiten der<br />
Asche, Ackerbau, Hutweide und<br />
neuerlichem Aufkommen von Wald,<br />
womit der Kreislauf geschlossen ist.<br />
Diese erfolgte im steileren Gelände,<br />
wobei im Talboden nach der Rodung<br />
Egartwirtschaft betrieben wurde.<br />
Diese ist ein Wechsel zwischen<br />
Ackerbau und Hutweide.<br />
26<br />
Die erste nicht landwirtschaftliche<br />
Nutzung dieses Raumes war der<br />
Abbau von Bleiglanz, Zinkblende<br />
und Silber aus den Erz führenden<br />
Arzberger Schichten des Grazer<br />
Paläozoikums während des 12. bis<br />
16. Jahrhunderts. Da die Vorkommen<br />
jedoch sehr gering waren, endete<br />
diese Ära mit der Entdeckung<br />
Amerikas.<br />
Ob man nun die Energie eines<br />
Fließgewässers auch wirtschaftlich<br />
nutzen kann, hängt von der Wassermenge<br />
und dem Gefälle ab.<br />
Die Energie eines Fließgewässers<br />
Der Abfluss ist das Wasservolumen,<br />
das aus einem Einzugsgebiet<br />
unter dem Einfluss der Schwerebeschleunigung<br />
in der Zeiteinheit abfließt.<br />
Die Darstellung der beobachteten<br />
oder berechneten Abflüsse für<br />
einen Pegelort in der Abfolge ihres<br />
zeitlichen Auftretens ist die Abflussganglinie.<br />
Diese ist gekennzeichnet<br />
durch steil ansteigende und flacher<br />
abfallende Spitzenabflusswerte sowie<br />
langsam mit der Zeit abnehmende<br />
Abflüsse im Niedrigwasserbereich.<br />
Der Abfluss setzt sich aus zwei<br />
Hauptkomponenten zusammen,<br />
dem direkten und einem verzögerten<br />
Anteil. Der direkte Abfluss erzeugt<br />
Hochwässer, der verzögerte<br />
formt den Niedrigwasserabfluss.<br />
Die Dimensionen können in Höhe<br />
(mm), Menge (l/m-2/s-1) oder<br />
Spende (l/km-2/s-1) angegeben<br />
werden.
An Pegelstellen werden der Wasserstand<br />
und die die Durchflussgeschwindigkeit<br />
bestimmt werden.<br />
Für den Übelbach befindet sich die<br />
Pegelmessstelle in Deutschfeistritz.<br />
Die Kenngrößen (Werte des Abflusses)<br />
geben über die unterschiedlichen<br />
Wasserstände (Niedrig- und<br />
Hochwasserstände) eines Fließgewässers<br />
Auskunft.<br />
Die Kraft des Wassers besitzt zwei<br />
völlig entgegengesetzte Wirkungsweisen<br />
für den Menschen. Einerseits<br />
dient sie zur wirtschaftlichen<br />
Nutzung, andererseits kann sie zerstörerisch<br />
wirken.<br />
6. <strong>Tafel</strong><br />
Die nutzbare Wasserkraft des<br />
Übelbaches<br />
Nach dem Niedergang des Silberbergbaues<br />
suchten die Menschen<br />
nach einer neuen Erwerbsquelle<br />
und man begann zeitgleich mit<br />
der Entwicklung der alpenländischen<br />
Kleineisenindustrie in weiten<br />
Teilen der östlichen Alpen in den<br />
heutigen Bundesländern Niederösterreich,<br />
Oberösterreich und der<br />
Steiermark (Region Eisenwurzen),<br />
auch im Übelbachtal die vorhandenen<br />
Ressourcen Wasser und Wald<br />
zu nutzen. Schon von den Kelten<br />
und Römern wurden sensenartige<br />
Werkzeuge verwendet. Der Sensenbedarf<br />
wurde jedoch bis in das<br />
15 Jhdt. von Klingen- und Waffen-<br />
schmieden gedeckt. Mit der Erfindung<br />
der Feuerwaffen verloren<br />
jedoch die Harnisch- und Klingenerzeugung<br />
ihre Bedeutung und die<br />
Sensenproduktion entwickelte sich<br />
zum größten Wirtschaftszweig in<br />
der inneralpinen Eisenverarbeitung<br />
Die „Übelbacher Gewerkschaft“<br />
Die Kraft des Übelbaches und der<br />
Waldreichtum boten sich als geeignete<br />
Grundlage zur Wei-terverarbeitung<br />
von Eisen an. Das Eisen<br />
wurde mittels Floßtransport über<br />
die Mur und weiter mit Fuhrwerken<br />
in das Tal gebracht. Es entstanden<br />
Nagelschmieden und Zeugschmieden<br />
(Pfannen, Hauen und Ketten),<br />
doch mit dem Impuls aus Oberösterreich<br />
im 16.Jahrhundert wurden<br />
Hammerschmieden zur Herstellung<br />
von Sensen aufgebaut. Da das<br />
Übelbachtal ab-seits der übrigen<br />
Regionen der Eisen verarbeitenden<br />
Betriebe lag, entwickelte sich<br />
der selbst-ständige Unternehmerverband<br />
der „Übelbacher Gewerkschaft“.<br />
Dieser bestand aus den<br />
Hammerschmieden UB1, UB2 und<br />
UB3 in Übelbach<br />
und aus<br />
noch weiteren<br />
acht Hammers<br />
c h m i e d e n ,<br />
vorwiegend in<br />
der Weststeiermark<br />
und einer<br />
in Marburg.<br />
Abb.17:Das Innungszeichen der Übelbacher<br />
Gewerkschaft<br />
27
Die Sensenhämmer in Übelbach<br />
Diese waren der Sensenhammer<br />
Schröckenfux (später Pachernegg),<br />
UB1, der Hammer Zeilinger (später<br />
Pastner), UB2 und der Hammer<br />
Ferner (UB3). Die Sensenhämmer<br />
wurden meist außerhalb von dicht<br />
besiedeltem Gebiet gebaut, da beständig<br />
Lärm und Feuergefahr bestand.<br />
Ebenso war eine große Fläche<br />
für die verschiedenen Gebäude<br />
notwendig.<br />
Ein Sensenhammer bestand aus<br />
mehreren Gebäuden:<br />
• Dem Kohlenbarren zur Lagerung<br />
der Holzkohle,<br />
• der Schmieden, als das Zentrum<br />
des Werkes,<br />
• dem Hammer selber, als das<br />
wichtigste Gebäude, wo Breithammer,<br />
Zainhammer, die Schleife und<br />
andere von Wasserkraft betriebene<br />
Maschinen standen.<br />
• der Kramhütte, in welcher fertige<br />
Sensen sortiert wurden,<br />
• der Sensenhütte, zur Lagerung<br />
der Sensen.<br />
Gleich neben dem Firmenareal<br />
standen in der Regel auch die Herrenhäuser,<br />
welche vom Wohlstand<br />
der Gewerken (Besitzer der Hammerwerke)<br />
zeugten. Daneben befand<br />
sich das „Schmiedhaus“, das<br />
Wohnhaus für die Hammergesellen.<br />
Der Antrieb erfolgte über Ausleitungsgerinne,<br />
die sogenannten<br />
Fluder. An Streichwehren wurde<br />
das Wasser des Übelbaches aufgestaut<br />
und über die Fluder zu den<br />
28<br />
einzelnen Hammerwerken abgeleitet.<br />
Dadurch war eine konstante<br />
Wasserführunmöglich. Die Hämmer<br />
wurden über<br />
Schaufelräder<br />
betrieben.<br />
Die Wehranlagen<br />
stellten<br />
und stellen<br />
heute noch<br />
eine Unterbrechung<br />
des<br />
linearen Ökosys-tems<br />
des<br />
Baches dar<br />
sowie die oftmals<br />
daraus<br />
resultierende<br />
zu geringe<br />
Abb.18: Fluderanlage<br />
Restwassermenge.<br />
UB1<br />
Sensenhammer Schröckenfux in<br />
Kleintal 1<br />
„Hammer ob des<br />
Marktes“<br />
Jeder Sensenhammer<br />
verfügte über ein<br />
eigenes Innungszeichen.<br />
Dieses wurde<br />
in jedes Sen-senblatt<br />
geprägt. Das Firmenzeichen des<br />
Gewerke Schröckenfux sind 7 Sterne.<br />
Abb.19: Das Herrenhaus Schröckenfux
Der Sensenhammer musste um<br />
1900 von der Familie Pachernegg<br />
(direkte Nachkommen der Schröckenfux)<br />
geschlossen werden. Bis<br />
auf das Herrenhaus und zwei der<br />
Gebäude mussten alle übrigen<br />
Werksgebäude dem Autobahnbau<br />
weichen.<br />
UB 2, Sensenhammer des Gewerke<br />
Zeilinger<br />
„Schmiede in der Au“<br />
Das Firmenzeichen des<br />
Hammers Zeilinger/Pastner<br />
waren drei gekreuzte<br />
Säbel. Die ehemalige Nagelschmiede,<br />
wurde 1740<br />
an die Familie Balthasar<br />
Schröckenfux verkauft und<br />
zu einem Sensenhammer<br />
umgebaut. Der Schwiegersohn Johann<br />
Georg Zeilinger kaufte den<br />
Hammer und dieser verblieb 105<br />
Jahre in Familienbesitz. Der Schwager,<br />
Gewerke Pastner, musste den<br />
Betrieb nach einiger Zeit stilllegen<br />
und wandelte diesen in eine Holzschleiferei<br />
um. Mit seinem Namen<br />
ist das ganze<br />
Viertel der<br />
ehemaligen<br />
„Au“ verbundenvebunden.<br />
Das<br />
e h e m a l i g e<br />
Herrenhaus<br />
wird heute<br />
als Gasthof<br />
geführt.<br />
Abb.20: Sensenhammer Zeilinger<br />
UB3, Zeugschmiede Ferner, später<br />
Sensenhammer Zeilinger<br />
Auch dieser Eisen verarbeitende<br />
Betrieb war zuerst eine Zeugschmiede,<br />
in der Pfannen, Nägel<br />
und Ketten geschmiedet wurden. Es<br />
war eine der blühendsten Schmieden<br />
direkt im Siedlungskern des<br />
Marktes. 1806 wurde der Hammer<br />
vom Enkel des ersten Übelbacher<br />
Sensenhammer Zeilinger gekauft<br />
und ebenso in einen Sensenhammer<br />
umgewandelt. Damit wurde die<br />
zweite ZeilingerLinie in Übelbach<br />
begründet. Diese dauerte jedoch<br />
nur zwei Generationen an. Franz<br />
Zeilinger II. verkaufte den Besitz,<br />
nachdem er den damals unrentablen<br />
Betrieb stillgelegt hatte. So fiel<br />
die Übelbacher Sensenproduktion<br />
der aufkommenden Indust-rialisierung<br />
zum Opfer<br />
Der Sensenhammer Pachernegg<br />
in Deutschfeistritz<br />
Der Sensenhammer Pachernegg in<br />
Deutschfeistritz gehörte ebenfalls<br />
der Übelbacher Gewerkschaft an.<br />
Im Besitz der Familie Pachernegg<br />
wurde dieser bis 1984 weitergeführt<br />
und ist den heute dort lebenden<br />
Menschen in wacher Erinnerung.<br />
Nach Stilllegung des Betriebes wurde<br />
der Hammer in ein Museum umgebaut.<br />
Bei einer Führung werden<br />
die Funktionsweisen der Hämmer<br />
sowie die einzelnen Herstellungsschritte<br />
einer Sense erklärt und veranschaulicht.<br />
29
Abb.21: Sensenhammer Pachernegg<br />
in Deutschfeistritz<br />
Eine Besichtigung des Hammerwerks<br />
in Anschluss an den Wasserthemenweg<br />
ist eine gelungene Abrundung<br />
des Erlebnistages Wasser<br />
am Übelbach.<br />
http://www.sensenwerk.at/museum/index.html<br />
30<br />
Abb.22: Mühlenrad<br />
Nicht nur Hammerwerke wurden<br />
durch die Wasserkraft angetrieben<br />
Am Übelbach wurden auch Mühlen,<br />
Sägewerke, Holzschleifen, Holzstampfen,<br />
Rindenstampfen, Pulvermühlen,<br />
eine Lodenwalk, Kartonerzeugung<br />
und Papierindustrie<br />
betrieben. Holzstampfen erzeugten<br />
die Zellulosefasern, einen dünnen<br />
Brei aus zerstampftem Holz für die<br />
Papierindustrie, die Rindenstampfen<br />
solchen für die Kartonerzeugung.<br />
Eine besondere Entwicklung<br />
der Nutzung der Wasserkraft waren<br />
die Pulvermühlen.<br />
Die Pulvermühlen<br />
In diesen Mühlen wurde Schieß-<br />
oder Schwarzpulver hergestellt,<br />
bestehend aus 75% Salpe-ter, 15%<br />
Holzkohle und 10% Schwefel. Diese<br />
Rohstoffe mussten zuerst feinst<br />
zermahlen und danach sorgfältig<br />
gemischt werden. Es bestand<br />
permanente Explosionsgefahr.<br />
Deshalb wurden diese Mühlen einerseits<br />
abseits von bewohnten Gebieten<br />
erbaut, andererseits durften<br />
dabei keine wie immer gearteten<br />
Metallbestandteile (metallene Radachsen,<br />
Metallstifte oder Eisennägel)<br />
verwendet werden, denn beim<br />
geringsten Funkenflug entzündete<br />
sich dieses Pulver. Um die Auswirkungen<br />
einer eventuellen Explosion<br />
herabzusetzen, wurden mehrere<br />
kleine Mühlen hintereinander gebaut.<br />
In Guggenbach waren drei<br />
solcher kleinen Mühlen entlang des<br />
Notbergbaches in Betrieb. Das Pulver<br />
wurde in Holzfässern gelagert
und transportiert. Ein solcher Transport<br />
war auch immer eine gefährliche<br />
Sache. Ein Fuhrwerk fuhr mit<br />
einer schwarzen Fahne voraus und<br />
alle Feuer und Flammen mussten<br />
in der Umgebung gelöscht werden.<br />
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen<br />
geschah 1939 das gefürchtete Ereignis.<br />
Eine Pulvermühle explodierte<br />
mit großer Gewalt und tötete den<br />
Besitzer Fritz Leykauf, zwei seiner<br />
Werksarbeiter und einen Lehrling.<br />
In der Folge wurde die Produktion<br />
beendet.<br />
Abb.23: Pulvermühle Guggenbach<br />
7. <strong>Tafel</strong><br />
Die gegenwärtige Nutzung der<br />
Wasserkraft<br />
Auch heute wird die Wasserkraft<br />
des Übelbaches genutzt.Dies geschieht<br />
durch die Erzeugung von<br />
Strom in Kleinkraftwerken.<br />
Teilweise werden dafür noch die<br />
alten Streichwehre und Fluderanlagen<br />
verwendet .<br />
• Das Kleinkraftwerk Waldstein<br />
• Das Kleinkraftwerk Fuchs<br />
• Das Kleinkraftwerk der Firma<br />
Gaulhofer<br />
• Das Kleinkraftwerk Viertler<br />
Die Nutzung des Grundwassers<br />
Der Porenaquifer der pleistozänen<br />
Geröllablagerungen des<br />
Sohlentales dient der Trinkwasserversorgung<br />
der Bewohner des<br />
Übelbachtales. Dies wurde in der<br />
Vergangenheit vornehmlich durch<br />
Hausbrunnen bewerkstelligt. Heute<br />
besitzt die Marktgemeinde Übelbach<br />
eine zentrale Trinkwasserversorgung.<br />
Das Wasser wird aus drei<br />
Brunnen und einer Quelle bereitgestellt.<br />
Abhängig von der Konsenswassermenge<br />
der einzelnen Brunnen<br />
wird das Wasser in drei der vier<br />
Hochbehälter gepumpt, das Wasser<br />
des vierten Hochbehälters stammt<br />
direkt aus einer Quelle am Silberberg.<br />
Diese Quelle ist eine seichte<br />
Schichtquelle oberhalb des Hochbehälters.<br />
Mittels Eigendruck wird<br />
Abb.24: Trinkwasserhochbehälter<br />
31
das Wasser aus den Hochbehältern<br />
in die Haushalte geleitet. Diese Zuleitung<br />
ist als ein miteinander kommunizierendes<br />
System aufgebaut.<br />
Ist die Konsenswassermenge eines<br />
der Brunnen oder der Quelle aufgebraucht,<br />
wird automatisch auf einen<br />
anderen Hochbehälter umgeschaltet.<br />
Konsenswassermenge: Für eine<br />
dauerhafte Nutzung von Quellen<br />
oder Entnahmebrunnen muss die<br />
Ergiebigkeit des Porenaquifers<br />
oder die ausreichende Quellschüttung<br />
durch Pumpversuche getestet<br />
werden. Die Ergiebigkeit von<br />
Porenaquiferen wird durch Pumpversuche<br />
getestet. Es muss jedoch<br />
auch die jahreszeitliche Schwankungsbreite<br />
des Grundwasserspiegels<br />
oder die jahreszeitlich<br />
unterschiedliche Schüttung einer<br />
Quelle berücksichtigt werden.<br />
In den Hochbehältern wird das Wasser<br />
gefiltert und gegen eventuelle<br />
Verkeimung mit UV-Licht bestrahlt.<br />
Die Wirkung der UV-Bestrahlung<br />
beruht auf der Schädigung der Mikroorganismen<br />
durch fotochemische<br />
Veränderung der Nukleinsäuren,<br />
die eine weitere Zellteilung verhindert.<br />
32<br />
8. <strong>Tafel</strong><br />
Die negative Kraft des Übelbaches<br />
Im Gegensatz zur der zuvor beschriebenen<br />
positiven Kraft eines<br />
Fließgewässers trifft den Menschen<br />
auch die unkontrollierte Kraft der<br />
Hochwässer. Das Übelbachtal wurde<br />
immer wieder von Hochwässern<br />
in der Geschichte heimgesucht.<br />
Hochwässer<br />
Hochwässer besitzen regional<br />
betrachtet ein stark individuelles<br />
Gepräge und entstehen in erster<br />
Linie in Abhängigkeit von den<br />
Witterungseinflüssen und in zweiter<br />
Linie von den geographischen<br />
Verhältnissen wie Größe und Form<br />
des Einzugsgebietes, Höhenlage,<br />
Bodendurchlässigkeit und Vegetation.<br />
Die Hochwässer in Flüssen<br />
und Bächen werden vornehmlich<br />
durch den unmittelbaren Oberflächenabfluss<br />
des Niederschlages<br />
hervorgerufen. Dieser ist im<br />
Mittel in Waldgebieten kleiner als<br />
auf Freilandflächen. Hier kommt<br />
das Retentionsvermögen des<br />
Moospolsters und die kräftige Interzeptionsfähigkeit<br />
der Bäume<br />
zum Ausdruck.<br />
In das Abflussgeschehen im Übelbachtal<br />
wurde auf verschiedene<br />
Weise eingegriffen. Dies geschah<br />
einerseits durch Rodung und Landnutzungsänderungen,<br />
andererseits<br />
wurde und wird das Wasser aus
dieser Region auch verstärkt durch<br />
Drainagierung, Versiegelung der<br />
Bodenoberfläche und Ableitung des<br />
Wassers von Dachflächen in den<br />
Vorfluter ausgeleitet. Ebenso wirkten<br />
sich die Naturkatastrophen der<br />
beiden Sturmtiefs Paula (Jänner<br />
2008) und Emma (März 2008) negativ<br />
aus, da im Übelbach-tal große<br />
Waldflächen vernichtet wurden. Der<br />
intensivste Eingriff jedoch geschah<br />
durch den ingenieurtechnischen<br />
Wasserbau seit Mitte des vergangenen<br />
Jahrhunderts.<br />
Hochwässer im Übelbachtal<br />
Überflutungen sind nicht von vornherein<br />
eine Katastrophe, sondern<br />
sind wichtiger Bestandteil der<br />
Stoffdynamik eines Raumes. Erst<br />
durch die wirtschaftliche Tätigkeit<br />
des Menschen tritt der Konflikt zwischen<br />
der natürlichen Dynamik des<br />
Wassers in ei-nem Raum in den<br />
Vordergrund, wenn das Leben und<br />
materielle Güter bedroht sind.<br />
Agnes PRETTENHOFER beschreibt<br />
in ihrer Diplomarbeit „Historische<br />
Hochwässer in der Steiermark<br />
- Erhebung, Dokumentation<br />
und Analyse“ (2009) auch die Hochwässer<br />
im Übelbachtal. „Wassermassen<br />
rissen Wiesen und Felder<br />
mit sich“ (1690 und 1740) „Sämtliche<br />
Brücken im Übelbachtal wurden<br />
durch Hochwasser zerstört“ (1778<br />
und 1813) „Eine Köhlerhütte samt<br />
Insassen wurde weggerissen, die<br />
Bewohner, Mann, Weib und Kind<br />
ertranken (1895). Weitere bekannte<br />
Hochwässer wa-ren in den Jah-<br />
ren 1841, 1892, 1936, 1938, 1966,<br />
1974, 1975, 1987. Das letzte große<br />
Hochwasser war im Juni 2004<br />
und betraf die Gemeinde Deutschfeistritz.<br />
Trotz der wiederkehrenden Hochwässer<br />
wurden z.B. im Markt Übelbach<br />
Bauten im Überflutungsbereich<br />
des Baches errichtet. Im Jahr<br />
1988 wurde ein Hochwasser-Gefahrenzonenplan<br />
durch die Forsttechnische<br />
Abteilung für Wildbach- und<br />
Lawinenverbauung erstellt, welche<br />
unterschiedliche Gefahrenzonen<br />
ausweist. Die wichtigsten Zonen<br />
sind:<br />
Rote Gefahrenzone: Gefahr der<br />
Zerstörung von Gebäuden, Lebensgefahr<br />
für Men-schen, absolutes<br />
Bauverbot.<br />
Gelbe Gefahrenzone: Gebäude<br />
werden zwar nicht zerstört, es besteht<br />
aber Lebens-gefahr für Menschen<br />
und beeinträchtigte Benützung.<br />
(Forsttechnische Abteilung<br />
für Wildbach- und Lawineneverbauung,<br />
1988)<br />
Die Hochwasserkenngrößen des<br />
Übelbaches:<br />
• HQ 1: 12 m³/sec<br />
• HQ 5: 28 m³/sec<br />
• HQ10: 39 m³/sec<br />
• HHQ: 68 m³/sec (2004)<br />
Ab der Mitte des vergangenen Jahrhunderts<br />
entwickelte sich eine intensive<br />
Verbauung von Fließgewässern<br />
zur Nutzung der Transportkraft<br />
und der Energiegewinnung sowie<br />
zur Gewinnung von landwirtschaftlichen<br />
Nutzflächen und zum Hoch-<br />
33
wasserschutz. Diese Techniken haben<br />
auch den Übelbach betroffen.<br />
Ingenieurtechnischer Wasserbau:<br />
In den Jahren zwischen 1975 bis<br />
1995 kam es zur intensiven Wildbachverbauung<br />
durch Wildbachsperren<br />
mit Trockenmauerwerk,<br />
gepflasterten Wildbachbetten, Treppenstufen<br />
sowie zu Bachregulierungen<br />
und Flussausbau durch Laufverkürzungen,<br />
Begradigungen und<br />
Verdohlungen (die extremste Form<br />
des Ausbaues durch Verlegung von<br />
Bächen in unterirdische Rohrleitungen),<br />
sowie zu strömungsbremsenden<br />
Bauwerken, insbesondere<br />
Wehre (Z.B.: Streichwehre). Diese<br />
haben im Unterschied zu starren<br />
Absturzbauwerken die Möglichkeit,<br />
die Wasserführung im begrenzten<br />
Umfang zu regeln<br />
Diese Regulierungen wurden meist<br />
ohne Rücksicht auf ökologische<br />
Belange unter Einsatz modernster<br />
Techniken angewendet, was sich<br />
nicht nur allein auf die Mengenverhältnisse<br />
innerhalb der Wasserbilanz,<br />
sondern aufgrund der Vernetzung<br />
und der dadurch bedingten<br />
Rückkoppelungen auch auf das<br />
ganze hydrologische System eines<br />
Raumes auswirkt.<br />
34<br />
Beispiel einer Wildbachverbauung<br />
durch Treppenstufen<br />
Wildbäche verfügen über eine hohe<br />
kinetische Energie mit hoher Erosions-<br />
und Transportkraft für Geschiebe.<br />
In den Bergen wurde durch den<br />
Bau von Sohlschwellen mit Steinen,<br />
Pfahlreihen oder Betonschwellen<br />
eine Veränderung im Aufriss, ein<br />
künstliches Ausflachen des Gefälles<br />
erreicht. Durch die Schaffung eines<br />
Ausgleichsgefälles durch treppenartige<br />
Anlagen von Querwerken<br />
und darunter befindlichen Tosbecken<br />
oder Querwerken mit Durchlässen,<br />
sogenannten Dohlen, durch<br />
die das Wasser bei Niedrigwasser<br />
abfließen kann, wird die kinetische<br />
Energie des herabstürzenden Wassers<br />
in Wärme aufgelöst.<br />
Abb.25: Wildbachverbauungen
In den letzten Jahren hat man die<br />
Problematik zu harter Regulierungen<br />
und ihrer unmittelbaren Folgen<br />
(erneute Hochwassergefahr<br />
durch be-schleunigten Abfluss,<br />
Verlust an Retentionsraum) erkannt,<br />
und bemüht sich nun, durch<br />
naturnahen Rückbau (Restrukturierung)<br />
dem Bach wieder Raum<br />
zu geben.<br />
Nachhaltiger Hochwasserschutz<br />
Rückbau der harten Verbauungen<br />
von Fließgewässern dort wo es<br />
möglich ist, zur neuerlichen Ausbildung<br />
von Mäandern (Prallhang,<br />
Gleithang) durch seine natürliche<br />
Dynamik, das Zulassen von Lateralersosion,<br />
die Schaffung von<br />
Flachwasserberei-chen, Steilufern<br />
und Kiesbänken sowie die Bepflanzung<br />
der Uferböschungen und Belassung<br />
von Totholz zur Habitatsbildung.<br />
Weitere Maßnahmen zur<br />
Beeinflussung des Hochwassergeschehens<br />
sind der Rückhalt in der<br />
Gewässeraue, Rückhalt auf der<br />
Fläche und im Abflussquerschnitt<br />
sowie Erschließung zusätzlicher<br />
Retentionsbereiche und Steigerung<br />
der Abflussleistung eines Gerinnes<br />
durch eine Gerinnentlastung.<br />
Ebenso zählen dazu Entsiegelung,<br />
Anpassung der Bewirtschaftung<br />
gewässernaher Zonen, Verlegung<br />
bestehender Nutzungen in nicht<br />
gefährdete Räume sowie Einlösung<br />
häufig überfluteter Grundstücke und<br />
Objekte. Diese Aktivitäten sind unter<br />
„Nachhaltiger Hochwasserschutz“<br />
oder „Passiver Hochwasserschutz“<br />
zusammenzufassen (Wasserwirt-<br />
schaft Steiermark, 2009).<br />
Bau eines Retentionsbeckens in<br />
Übelbach<br />
Um die Gebäude (Freizeitanlage,<br />
Sportanlagen, auf hochwassergefähr-deten<br />
Flächen zu schützen und<br />
um eine Hochwasserwelle (HQ 30,<br />
HQ 50, HQ 100 = dreißigjährige-<br />
fünfzigjährige oder hundertjährige<br />
Wiederkehrhäufigkeit) für die Unterlieger<br />
abzufedern, werden zur Zeit<br />
(Bauvorhaben Winter 2009/2010)<br />
zwei Retentionsräume im Markt<br />
Übelbach geschaffen. Dies soll mit<br />
drei unterschiedlichen Maßnahmen<br />
bewerkstelligt werden.<br />
•Den rechtsufrig bestehenden<br />
Dammbau verbessern bzw. erneuern.<br />
• Eine Vorlandabsenkung zwischen<br />
0,5 und 2,5 m unter Einbeziehung<br />
eines bestehenden Feuchtbiotops<br />
vornehmen. Diese Geländeabsenkung<br />
mit einer Fläche von 2.000<br />
m2 soll die derzeit schon bestehende<br />
Wasserfläche (Feuchtbiotop)<br />
auch bei Niedrigwasserstand des<br />
Übelbaches integrieren, die Fläche<br />
selbst soll als ökologische Sukzessionsfläche<br />
unbeeinflusst bleiben<br />
und die Böschungsneigungen variabel<br />
gestaltet werden.<br />
• Ebenso wird ein 230 m langer<br />
und 2,5m tiefer Seitenarm am linken<br />
Bachufer gebaut, der bei HQ<br />
1 geflutet wird, indem er mit einer<br />
Tiefenlinie ausgebildet wird. Die<br />
Mündung des Seitenarmes in den<br />
Übelbach erfolgt sohlgleich, wobei<br />
eine ca. 15 – 20 m lange Ruhewasserzone<br />
angelegt wird.<br />
35
Als Ökologische Maßnahmen<br />
sind vorgeschrieben:<br />
1.)Erhaltenswerte Baumgruppen<br />
aus Arten wie Esche, Schwarzerle,<br />
Traubenkirsche und ähnliche sind<br />
zu erhalten<br />
2.)Ergänzungspflanzen sind an den<br />
neuen Böschungen gruppenweise<br />
und nicht linear durchgängig vorzunehmen.<br />
Diese sind: Esche, Bergahorn,<br />
Traubenkirsche, Grauerle<br />
<strong>3.</strong>)Die technisch erforderlichen<br />
Steinschlichtungen sind so rau und<br />
unregelmäßig wie möglich auszugestalten.<br />
4.)Die abgesenkten Vorlandflächen<br />
sind als Sukzessionsflächen zu<br />
erhalten. Sie dürfen nicht humusiert<br />
werden und müssen mit einer<br />
Schottereindeckung hergestellt<br />
werden.<br />
Mit dem Bau eines Retentionsbeckens<br />
schließt sich der Kreis der<br />
Betrachtungen über die Bedeutung<br />
des Wassers und seine Wirkungsweise<br />
auf die Entstehung eines<br />
Raumes wie das Übelbachtal und<br />
die dort lebenden Menschen und<br />
über die Einwirkungen des Menschen<br />
auf das Wasser und den<br />
Wasserkreislauf in diesem Raum.<br />
Der Bau dieses Retentionsbeckens<br />
und die beginnende Renaturierung<br />
von Gewässern im Allgemeinen<br />
sind die ersten Schritte eines Bekenntnisses<br />
des Menschen, dass<br />
er in seinem Verhalten und im Umgang<br />
mit der Ressource Wasser<br />
Fehler gemacht hat. Erst durch den<br />
Druck der Natur durch Überflutungen<br />
und Gefährdung von Leben und<br />
36<br />
Besitz, hat man erkannt, dass man<br />
das Wasser und seine Kraft nützen<br />
kann, dies aber nur unter Berücksichtigung<br />
seiner eigenen Dynamik<br />
und Bedürfnisse tun darf.<br />
„Ich habe in meiner langen Tätigkeit<br />
im Hochwasserschutz gelernt, dass<br />
man sich nie gegen das Wasser<br />
stellen darf, sondern die Energie<br />
dorthin lenken muss, wo sie nicht<br />
schädlich, sondern sogar nützlich<br />
ist“ (Zitat: GROBER, Baubezirksleitung<br />
Bruck/Mur, 2009)<br />
Überflutungen sind nicht von vornherein<br />
eine Katastrophe sondern<br />
ein wichtiger Bestandteil der Stoffdynamik<br />
in einem Raum. Die ersten<br />
Hochkulturen entstanden in den<br />
fruchtbaren Niederungen der Überflutungsbereiche<br />
des Nils. Ebenso<br />
ist ein achtsamer Umgang mit der<br />
Qualität der Ressource Wasser gefordert,<br />
denn Wasser ist durch seine<br />
Eigenschaften ein gefährdetes Gut.<br />
Es ist durch seine Bindungsfreudigkeit<br />
und Lösungsfähigkeit vielseitig<br />
aber auch verletzlich (vulnerabel).<br />
Die Überlegungen in dieser Arbeit<br />
sollen die Bedeutung des Wasser<br />
und des Wasserkreislaufes als<br />
Grundvoraussetzung für alles Leben<br />
und im Besonderen für den<br />
Menschen und die Entstehung<br />
eines Raumes hervorheben. Mit<br />
dem Wasserkreislauf aufs engste<br />
verbunden sind vor allem auch<br />
die Kreisläufe von Kohlenstoff,<br />
Stickstoff, Phosphor und Schwefel.<br />
Sie sind Teile des Erdsystems,<br />
bestehend aus allen miteinander<br />
wechselwirkenden Prozessen und
Kreisläufen auf der Erde. Während<br />
der Recherche stieß ich auf<br />
das Buch von Mauser, 2007: „Wie<br />
lange reicht die Ressource Wasser<br />
noch?“. Darin geht er von der<br />
Überlegung aus, dass das Leben<br />
selbst das Leben auf der Erde erst<br />
ermöglicht hat. Durch die oxygene<br />
Photosynthese der ersten Lebewesen<br />
(Cyanobakterien, fälschlicherweise<br />
als Blaualgen bezeichnet)<br />
wurde ein Gleichgewichtszustand<br />
geschaffen, der durch seine zusätzlichen<br />
biologischen Re-gelmechanismen<br />
den vorherrschenden<br />
stabilen Zustand der Erde bei einer<br />
Tempera-tur zwischen 5° C und<br />
25°C ermöglicht hat. Er hat sich allmählich<br />
dadurch eingestellt, dass<br />
die einsetzende Photosynthese zu<br />
Beginn des Lebens in massivem<br />
Umfang CO2 aus der Atmosphäre<br />
entfernt hat, um daraus Biomasse<br />
und Kalksteine zu erzeugen. Dies<br />
hat den Treibhauseffekt reduziert<br />
und die Temperaturen sinken lassen.<br />
Ein großer Teil des CO2 aus<br />
der Uratmosphäre wurde durch die<br />
damaligen Lebewesen in ihre Schalen<br />
und Skelette eingearbeitet und<br />
beim Absterben in den Steinen der<br />
Kalk-gebirge als Kalziumkarbonat<br />
(CaCO3) gespeichert. Das dynamische<br />
Gleichgewicht, das sich durch<br />
diesen massiven Umbau der Atmosphäre<br />
ergeben hat, ist dadurch gekennzeichnet,<br />
dass Temperaturen<br />
unter 100° C und somit Wasser in<br />
flüssiger Form vorkommen kann.<br />
Dieser Gleichgewichtszustand der<br />
Erde ist auf eine sorgfältige Balance<br />
der Treibhausgase angewiesen.<br />
Diese Überlegung, dass das Leben<br />
selbst das Vorkommen von Wasser<br />
in seinem flüssigen Aggregatzustand<br />
und somit vielfältiges Leben<br />
auf der Erde ermöglicht hat, stellt<br />
die Bedeutung der Verantwortung<br />
des Menschen für die Erhaltung<br />
dieses stabilen Gleichgewichts der<br />
Erde und des Wasserkreislaufes<br />
durch einen achtsamen Um-gang<br />
mit Wasser in den Vordergrund.<br />
Durch das so große Vorkommen<br />
von Wasser auf der Erde war der<br />
Mensch bisher der Annahme, dass<br />
dieses den menschlichen Bedarf so<br />
weit übersteigen würde, dass negative<br />
Konsequenzen durch dessen<br />
Nutzung nicht zu befürchten wären.<br />
Jedoch hat sich in den letzten Jahren<br />
gezeigt, dass für die steigende<br />
Weltbevölkerung und die wirtschaftliche<br />
Tätigkeit des Menschen das<br />
verfügbare Wasser zur endlichen<br />
Ressource geworden ist. Schon im<br />
Jahr 1983 wurde im Brundtland-Bericht<br />
der Begriff „Nachhaltigkeit“ als<br />
Konzept für eine langfristig umweltverträgliche<br />
Ressourcennutzung<br />
definiert. Dieses Leitbild für ein<br />
ökologisch, ökonomisch und sozial<br />
nachhaltiges Handeln ist bis heute<br />
noch nicht zur Realität geworden.<br />
Gewinnmaximierung und Kapitalakkumulierung<br />
sind weiterhin zwei der<br />
Haupthindernisse für eine nachhaltige<br />
Entwicklung. Auch nach dem<br />
Weltwasserforum 2009 in Istanbul<br />
und der Klimakonferenz in Kopenhagen<br />
gibt es keine verbindlichen<br />
Richtlinien als Basis für gesetzliche<br />
Regelungen. Umso mehr ist es eine<br />
wichtige Arbeit, auf die Bedeutung<br />
37
des Wassers hinzuweisen und den<br />
Menschen auch den Mut für Eigenverantwortung<br />
zu vermitteln.<br />
Ich möchte Peter Wilderer (Wassernobelpreisträger<br />
2003) aus meinem<br />
e-mail Kontakt zitieren:<br />
„Es ist brand-wichtig, unsere wissenschaftlichen<br />
Bemühungen in<br />
eine „Sprache“ zu übersetzen, die<br />
von der Bevölkerung, jung und alt,<br />
verstanden und verinnerlicht wird.<br />
Als Wissenschaftler können wir<br />
Wissen bereitstellen. Das daraus<br />
resultierende Handeln muss dann<br />
aber von jedem Einzelnen, von uns,<br />
ausgehen.<br />
Vermitteln Sie das Bewusstsein,<br />
dass aus verantwortungsbewusstem<br />
Handeln enorme<br />
Chancen entstehen,<br />
Chancen für jeden Einzelnen,<br />
für die Gesellschaft<br />
und für nachfolgende<br />
Generationen. Engagiertes<br />
Handeln zum sorgsamen<br />
Umgang mit Wasser<br />
nützt und macht am Ende<br />
sogar Spaß. Ich denke,<br />
dass mit dem erhobenen<br />
Zeigefinger und durch<br />
Androhen von Strafen<br />
viel weniger erreicht werden<br />
kann, als durch das<br />
Wecken von Begeisterung.<br />
Denken Sie daran,<br />
dass Obama seinen<br />
Wahlkampf mit „Yes we<br />
can“ gewonnen hat. Dazu<br />
gehört Überzeugungsarbeit.<br />
Diese leisten Sie mit<br />
Ihrem Wasserweg.“<br />
Abb.26: Makottchen „Aqualina“<br />
38<br />
Das räumliche Modell des Wassermoleküls
Wasserthemenweg Übelbach<br />
Marktgemeinde Übelbach/Steiermark/Österreich<br />
40<br />
Karl-Franzens-Universität Graz Layout und Inhalt: Angelika Riegler