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16 thema: Zur Freiheit befreit <strong>die</strong> <strong><strong>reformiert</strong>en</strong>.<strong>upd@te</strong> 11.3<br />

empfin<strong>de</strong>t – gleichzeitig verkün<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Regierungen Konsoli<strong>die</strong>rungskurse, <strong>die</strong> bei näherem<br />

Hinsehen auf Kosten gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>rer gehen, <strong>die</strong> auch in <strong>de</strong>r Vergangenheit schon <strong>de</strong>n<br />

geringsten Anteil an Wachstum und Wohlstand hatten.<br />

Ich zitiere Heribert Prantel: „Der Kapitalismus ist eine ähnlich frevlerische Wirtschaftsform, wie sie<br />

<strong>de</strong>r Kommunismus war. Er frevelt heute auf Kosten <strong>von</strong> Menschen und Staaten. Zuletzt vermochte er<br />

es gar, <strong>de</strong>n Staat da<strong>von</strong> zu überzeugen, dass <strong>die</strong>ser <strong>die</strong> vom Kapitalismus angehäuften Schul<strong>de</strong>n tragen<br />

muss – wegen <strong>de</strong>r staatlichen Verantwortung für das Große und Ganze. Der Kapitalismus brachte<br />

es fertig, <strong>von</strong> an<strong>de</strong>ren einzufor<strong>de</strong>rn, was er selbst nicht zu tun bereit ist: Verantwortung zu tragen.<br />

Der Kapitalismus kann so vieles: <strong>die</strong> märchenhafte Fähigkeit, Stroh zu Gold zu spinnen, gehört zu<br />

seinem Repertoire. Diese Kunst hat wechseln<strong>de</strong> Namen: zuletzt nannte man sie ´Leerverkäufe´. ...<br />

Die Regierungen könnten an <strong>de</strong>r Schonung <strong>de</strong>s Reichtums etwas än<strong>de</strong>rn; aber sie tun es nicht. In <strong>de</strong>r<br />

Finanzkrise vor drei Jahren glaubte man, ein Fegefeuer <strong>de</strong>s Kapitalismus zu erleben. Das war eine<br />

Täuschung. Genauso enttäuscht wur<strong>de</strong> <strong>die</strong> Erwartung, dass <strong>de</strong>m Markt durch Gesetze strikte Regeln<br />

auferlegt wer<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>r international-sozialen Marktwirtschaft, <strong>von</strong> einem menschlichen Kapitalismus<br />

also, ist man heute so weit weg wie 2008.“ (SZ, 20./21.August 2011).<br />

Und weil alles so verfahren erscheint, liegt trotz <strong>de</strong>r Protestbewegungen über allem ein<br />

Mehltau <strong>de</strong>r Ratlosigkeit. Das Stichwort <strong>von</strong> <strong>de</strong>r „Angst 2.0“ geht um.<br />

Aber, liebe Schwestern und Brü<strong>de</strong>r, um es mit einem Filmtitel <strong>von</strong> R. W. Fassbin<strong>de</strong>r zu sagen:<br />

„Angst essen Seele“ auf. Deshalb müssen wir uns <strong>die</strong>ser Lage allererst geistlich stellen.<br />

Müssen uns auf unsere ureigenen Ressourcen besinnen, eben darauf, dass wir verheißungsvolle<br />

Kirche sind, <strong>die</strong> <strong>de</strong>m Gespenst <strong>von</strong> Angst und Ratlosigkeit mit <strong>de</strong>r Hoffnung<br />

begegnet: „Auf <strong>de</strong>m Weg <strong>de</strong>r Gerechtigkeit ist Leben“ (Spr. 12,28). Wir wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Komplexität<br />

<strong>de</strong>r Problemlagen nicht mit einfachen Lösungen begegnen können. Aber wir wer<strong>de</strong>n<br />

uns auch nicht <strong>de</strong>n Mund verbieten lassen o<strong>de</strong>r uns gar selbst einen Maulkorb auferlegen.<br />

Wir wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Rat <strong>de</strong>s selbsternannten Theologen <strong>de</strong>r Champions-League-Klasse F. W.<br />

Graf nicht folgen, <strong>de</strong>r <strong>die</strong> Kirchen zur Zurückhaltung mahnt, weil es sonst zu einer, ich zitiere:<br />

„strukturellen Talibanisierung <strong>de</strong>r Kirchen in ethischen Fragen“ komme. (So in <strong>de</strong>r UK<br />

vom 24.7.2011)<br />

Gewiss in vielen Details haben wir kein Spezialwissen: ob Eurobonds ein hilfreiches Mittel<br />

sind, vermag ich nicht zu entschei<strong>de</strong>n. Aber <strong>die</strong> richtigen Fragen haben wir zu stellen:<br />

Zu wessen Lasten geht <strong>de</strong>r Umbau <strong>de</strong>r Gesellschaft und wer bleibt auf <strong>de</strong>r Strecke?<br />

Ist dafür gesorgt, dass <strong>die</strong> nachfolgen<strong>de</strong> Generation überhaupt noch Gestaltungschancen<br />

bekommt?<br />

Und wie verhält es sich mit <strong>de</strong>n himmelschreien<strong>de</strong>n globalen Schieflagen?<br />

Kann es sein, dass Europa in <strong>de</strong>r Flüchtlingsfrage dicht macht wenn gleichzeitig bitterarme<br />

Nationen Hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong>n Zuflucht bieten?<br />

Wer, wenn nicht wir soll Lobby <strong>de</strong>r Vielen sein, <strong>die</strong> längst zur Manövriermasse kapitalistischer<br />

Planspiele <strong>de</strong>gra<strong>die</strong>rt sind?<br />

Wir wer<strong>de</strong>n uns nicht entmutigen lassen, weiterhin an unserem Ort das uns Mögliche zu<br />

tun, um Scha<strong>de</strong>n zu heilen und Zeichen <strong>de</strong>r Hoffnung zu setzen. Die Regie <strong>die</strong>ser Hauptversammlung<br />

bringt es mit sich, dass wir anschließend an <strong>die</strong>sen Bericht <strong>zum</strong> Gottes<strong>die</strong>nst<br />

uns versammeln. Das ist gut so, <strong>de</strong>nn es erinnert uns an <strong>die</strong> unvergleichliche und nie versiegen<strong>de</strong><br />

Kraftquelle aus <strong>de</strong>r wir schöpfen.<br />

„Das Brot, das wir brechen, ist es nicht <strong>die</strong> Gemeinschaft <strong>de</strong>s Leibes Christi?“ Ihr müsst<br />

Euch gleich <strong>de</strong>n Abendmahlstisch Kilometer lang vorstellen. Denn <strong>de</strong>r Geist <strong>de</strong>ssen, <strong>de</strong>r<br />

uns lädt, verbin<strong>de</strong>t uns mit all <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren: Mit <strong>de</strong>n über 80 Millionen, <strong>de</strong>ren Vertreter in<br />

Grand Rapids zusammenkamen, mit <strong>de</strong>n weit über 600 Millionen Protestanten weltweit,<br />

im Grun<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n 2,3 Milliar<strong>de</strong>n Menschen, <strong>die</strong> sich zu Christus bekennen. Wir sind nicht<br />

so klein und schwach, wie wir uns bisweilen fühlen. Und so sei, mit Zwingli gesprochen,<br />

unser Abendmahl auch <strong>die</strong>s: Das Arbeitsessen einer verheißungsvollen Kirche, für ihren<br />

weiteren Weg <strong>de</strong>r Gerechtigkeit.

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