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38 thema: Zur Freiheit befreit <strong>die</strong> <strong><strong>reformiert</strong>en</strong>.<strong>upd@te</strong> 11.3<br />

Rolle und Präsenz in Neuss angeht -, wie oft Kirche bei öffentlichen Ereignissen in Gestalt<br />

einzelner Repräsentantinnen und Repräsentan ten dabei ist, ohne <strong>die</strong>se Ereignisse inhaltlich<br />

wirksam mitgestalten zu können. Dieses oft un kritische ‚Hauptsache in <strong>de</strong>n Me<strong>die</strong>n’-<br />

Agieren hat bemerkenswerte Auswirkungen auf <strong>die</strong> Or ganisation <strong>de</strong>r kirchlichen Arbeit:<br />

Fototermine bekommen Vorrang, und <strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r Arbeit wird <strong>von</strong> Protagonistinnen wie<br />

Konsumenten am ‚Häufig in <strong>de</strong>r Zeitung sein’ abgelesen. Eine kritische Reflexion <strong>die</strong>ser<br />

Praxis fin<strong>de</strong>t zu wenig statt. Welche Rolle möchte <strong>die</strong> Kirche in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit spielen?<br />

Welche kann sie überhaupt spielen, wenn sie <strong>von</strong> ihrem Verkündi gungsauftrag aus <strong>de</strong>nkt?<br />

Was kann sie mit ihrer Präsenz gewinnen, wenn sie keine Möglich keiten hat, inhaltlich Akzente<br />

zu setzen? Sie gerät in verschie<strong>de</strong>ne Dilemmata. Zum einen: Die säkularisierte Welt<br />

funktioniert ganz gut ohne Kirche; wo sie nicht ist, wird sie selten vermisst. Das führt dazu,<br />

dass Wegbleiben o<strong>de</strong>r Schweigen außerhalb <strong>de</strong>r Kirche kaum als Akt wahrgenommen wird<br />

und innerhalb <strong>de</strong>s eige nen Bereichs zunehmend als Versäumnis gilt, und erzeugt <strong>de</strong>n ungeheuren<br />

Sog, überall hinzu laufen und zu allem etwas zu sagen. Beharrt <strong>die</strong> Kirche auf ihrer<br />

Differenz, ihrer Beson<strong>de</strong>rheit, gewinnt sie damit keine Anerkennung, und empfin<strong>de</strong>t sich<br />

nicht als frei, son<strong>de</strong>rn (zu Recht) als irrelevant. Es fragt sich allerdings, ob durch ständige<br />

Anwesenheit Relevanz entstehen kann. Zum an<strong>de</strong>ren hat <strong>die</strong> Orientierung an Außenwirkung<br />

und Erfolg Auswirkungen auf <strong>die</strong> Frei heit in <strong>de</strong>r Kirche: Effekt <strong>de</strong>r Leuchtfeuer-Metaphorik<br />

und <strong>de</strong>r Qualitäts<strong>de</strong>batte ist eine Nei gung zur Aufblähung aller Veranstaltungen mit<br />

<strong>de</strong>r Folge <strong>de</strong>r Überlastung vieler und zuneh mend <strong>de</strong>fizitorientierten Feed-backs. Pluralität<br />

<strong>de</strong>r Traditionen und Angebote kommt in <strong>de</strong>n Geruch <strong>de</strong>s Handgestrickten, nicht Zukunftsfähigen.<br />

Damit gerät <strong>de</strong>r vielfältige Reichtum ge ra<strong>de</strong> unierter Kirchen in Gefahr. Die Erfahrung<br />

anerkannter Differenz ist in bestimmten Be reichen immer seltener zu machen – <strong>die</strong><br />

Erfahrung <strong>de</strong>r Freiheit in <strong>de</strong>r Kirche schwin<strong>de</strong>t. Und drittens wird <strong>die</strong> Präsenz <strong>de</strong>r Kirche<br />

in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit <strong>zum</strong>eist zwar freundlich wahr genommen, führt aber selten dazu, dass<br />

Menschen ihre Freiheit zur Kirche wahrnehmen. Der missionarische Erfolg tritt nicht ein,<br />

Menschen fühlen sich bestätigt in ihrem Sosein, aber nicht herausgefor<strong>de</strong>rt durch eine Botschaft,<br />

<strong>die</strong> sie <strong>von</strong> außen anspricht, o<strong>de</strong>r eine Freiheit, <strong>die</strong> über das bekannte hinausgeht.<br />

Was positive Religionsfreiheit ausmacht, ist nicht in Wer bemaßnahmen zu vermitteln. Meines<br />

Erachtens ist es <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r EKiR überfällig, ihre zunehmen<strong>de</strong> Öffentlichkeitsorientierung<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r Freiheit <strong>de</strong>r Kirche, <strong>die</strong> Kirche <strong>de</strong>r<br />

Frei heit zu bezeugen, zu diskutieren. Und es ist nötig, <strong>die</strong> Rückwirkungen <strong>die</strong>ser ‚Reform<br />

im Schatten’ auf <strong>die</strong> Schwierigkeiten <strong>de</strong>r offiziellen Reformprozesse wahrzunehmen.<br />

4. Und nun?<br />

Ich habe mich sehr schwer damit getan, <strong>die</strong>ses Referat vorzubereiten. Zum einen darum,<br />

weil ich mir ob <strong>de</strong>s kritischen Tons ein bisschen illoyal vorkomme. Ich kann bis zu einem<br />

gewissen Grad ermessen, unter welchem Druck Kirchenleitungen arbeiten. Zum an<strong>de</strong>ren,<br />

weil ich mit arbeite in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Ebenen und zu tief drinstecke, um wirklich <strong>de</strong>n<br />

Überblick für eine angemessene Analyse zu haben. Zum dritten, weil ich in <strong>die</strong>ser rheinischen<br />

Kirche lebe und an <strong>de</strong>r Stimmung und Situation lei<strong>de</strong>. Zum vierten, weil ich mit<br />

verantwortlich bin für <strong>die</strong> Prozesse und ziemlich hilflos angesichts <strong>de</strong>r Lage. Das, was ich<br />

Ihnen vorgetragen habe, ist darum ein Versuch – mein Versuch jetzt – etwas mehr zu verstehen<br />

durch <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> Reformprozesse mit <strong>de</strong>r Freiheitsfrage zu verbin<strong>de</strong>n. Einmal<br />

formuliert, klingt es dann doch selbstgewisser, als ich es geschrieben habe.<br />

Im Titel <strong>de</strong>r Hauptversammlung ist auch <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Verheißung <strong>de</strong>r Freiheit <strong>die</strong> Re<strong>de</strong>. Darum<br />

will ich einen verheißungsvollen Schluss wagen. Im 1. Korintherbrief ( 6,12) heißt es:<br />

„Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles <strong>die</strong>nt <strong>zum</strong> Guten.“ Wenn es gelänge, dass wir uns <strong>de</strong>n<br />

zweiten Teil <strong>de</strong>s Satzes zu Herzen nähmen – alle, auf allen Ebenen, je<strong>de</strong>r und je<strong>de</strong>r für sich<br />

und ge meinsam in <strong>de</strong>n Gremien -, und in rechtem Maß unserer Freiheit <strong>die</strong> pathetische<br />

Spitze abbre chen, in<strong>de</strong>m wir neu lernen, was Demut <strong>de</strong>r Kirche be<strong>de</strong>utet, wenn das gelänge,<br />

könnten wir freier wer<strong>de</strong>n.<br />

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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