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18 thema: Zur Freiheit befreit <strong>die</strong> <strong><strong>reformiert</strong>en</strong>.<strong>upd@te</strong> 11.3<br />

Warum <strong>die</strong>se historische Erinnerung zu Beginn <strong>de</strong>s Referats? Weil an <strong>die</strong>sem Beispiel <strong>de</strong>utlich<br />

wird, dass kaum eine an<strong>de</strong>re Konfession so tiefgreifen<strong>de</strong> Erfahrungen mit Freiheit und<br />

Unfreiheit, mit Befreiung und Unterdrückung gemacht hat wie <strong>die</strong> Reformierten. Was gäbe<br />

es nicht alles <strong>von</strong> solchen divergieren<strong>de</strong>n und ambivalenten Erfahrungen zu berichten! Das<br />

muss jetzt und heute im Hintergrund bleiben. Meine Aufgabe ist es, eine Skizze <strong>von</strong> <strong>de</strong>n<br />

theologischen Freiheitsmotiven zu zeichnen, <strong>die</strong> hinter und innerhalb <strong>de</strong>r vielschichtigen<br />

Erfahrungen innerer und äußerer Freiheit und Unfreiheit teils <strong>direkt</strong> und teils in<strong>direkt</strong><br />

wirksam wur<strong>de</strong>n und Menschen tatsächlich entängstigt, getröstet und ermutigt haben.<br />

1. Reformatorische Grundlagen bei Martin Luther und Ulrich Zwingli<br />

Wenn Reformatoren wie Luther, Zwingli und Calvin <strong>die</strong> Freiheit als <strong>de</strong>n „Hauptinhalt<br />

<strong>de</strong>r Lehre <strong>de</strong>s Evangeliums“ 3 bezeichnen, muten sie uns zu, an <strong>die</strong> biblisch-theologischen<br />

Wurzeln <strong>de</strong>r christlichen Freiheit zu gehen. Damit wird zugleich ein Fragezeichen hinter das<br />

in unterschiedlichem Gewand daherkommen<strong>de</strong> Freiheitspathos gesetzt, das teils durchaus<br />

nachvollziehbar und up to date und teils keck provozierend postuliert: „I want to break free.<br />

No obligations and ties. I just want to be me. I want to do as I please.“ 4<br />

Die Reformatoren meditieren sehr genau das alt- und neutestamentliche Re<strong>de</strong>n <strong>von</strong> <strong>de</strong>r<br />

Freiheit. Sie erkennen, dass Freiheit und Befreiung das Herzstück <strong>de</strong>r Erfahrung Israels mit<br />

seinem Gott ist: In <strong>de</strong>r ihm eigenen Freiheit erwählt Gott sein Volk, leitet es auf <strong>de</strong>n Weg zur<br />

Freiheit und verpflichtet sich ihm gegenüber zur Bun<strong>de</strong>streue. Jesus beginnt sein Wirken,<br />

in<strong>de</strong>m er auf <strong>die</strong> Prophetie Tritojesajas Bezug nimmt und sich gesandt weiß, „Armen das<br />

Evangelium zu verkündigen. Er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit und Blin<strong>de</strong>n das Augenlicht<br />

zu verkündigen, Geknechtete in <strong>die</strong> Freiheit zu entlassen, zu verkündigen ein Gna<strong>de</strong>njahr<br />

<strong>de</strong>s Herrn.“ (Lk 4,18f.; vgl. Jes 61,1f.) In<strong>de</strong>m er das Evangelium predigt, rückt das<br />

Reich <strong>de</strong>s befreien<strong>de</strong>n Gottes nahe. Durch seinen Tod und seine Auferstehung begrün<strong>de</strong>t er<br />

schöpferisch ein neues Verhältnis zu <strong>de</strong>n Menschen, das <strong>von</strong> seiner Versöhnung und Erlösung<br />

und insofern <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Freiheit geprägt ist: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit!“ (Gal<br />

5,1) – ein Ruf, zu <strong>de</strong>m es nach Paulus keine zweite Meinung geben kann. Dieser Weckruf ist<br />

zugleich formuliert als eine Hoffnung, <strong>die</strong> sich nicht nur auf <strong>die</strong> christliche Gemein<strong>de</strong> bezieht,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>die</strong> gesamte Mitschöpfung umfasst. Die vom Menschen verschul<strong>de</strong>te (Röm<br />

5,12) und <strong>von</strong> Gott vollzogene Auslieferung <strong>de</strong>r Schöpfung an <strong>die</strong> Vergänglichkeit ist nicht<br />

sein letztes Wort über <strong>die</strong> Schöpfung (Röm 8,20). Sie wird an <strong>de</strong>r Freiheit <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r Gottes<br />

– also an einem Sein, das nicht <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Wirklichkeit <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r Angst, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s<br />

Lebens bestimmt ist – teilhaben. Die darauf Vertrauen<strong>de</strong>n sehen schon jetzt <strong>die</strong> Schöpfung,<br />

<strong>de</strong>ren künftiges Neuwer<strong>de</strong>n ihr noch nicht anzusehen ist, mit <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>s hoffen<strong>de</strong>n<br />

Mitlei<strong>de</strong>ns an. Die sich auch auf <strong>die</strong> Mitschöpfung erstrecken<strong>de</strong> Hoffnung ist ungeteilte,<br />

ganze Hoffnung – eine Hoffnung, <strong>de</strong>r <strong>die</strong> Freiheit Flügel verleiht.<br />

Wer in <strong>de</strong>n biblischen Spuren <strong>von</strong> Freiheit spricht, lässt sich darauf aufmerksam machen,<br />

dass <strong>de</strong>r Mensch in <strong>die</strong> Freiheitsgeschichte Gottes verwickelt wird – nicht selten überraschend,<br />

unabsehbar und bisweilen wi<strong>de</strong>r Willen. Insofern be<strong>de</strong>utet <strong>de</strong>r Prozess, in <strong>de</strong>m<br />

ein Mensch, <strong>die</strong> Gemein<strong>de</strong>, <strong>die</strong> Kirche als ganze zur Freiheit befreit wer<strong>de</strong>n, dass sich <strong>die</strong><br />

Verhältnisse grundlegend än<strong>de</strong>rn und neue Verhältnisse begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Von <strong>die</strong>sem<br />

Grundgedanken, dass sich im Prozess <strong>de</strong>r Befreiung <strong>die</strong> Verhältnisse än<strong>de</strong>rn, ist das reformatorische<br />

Freiheitsverständnis geprägt.<br />

„Siehe, das ist <strong>die</strong> rechte, geistliche, christliche Freiheit, <strong>die</strong> das Herz frei macht <strong>von</strong> allen<br />

Sün<strong>de</strong>n, Gesetzen und Geboten, welche alle an<strong>de</strong>re Freiheit übertrifft, wie <strong>de</strong>r Himmel <strong>die</strong><br />

Er<strong>de</strong>.“ 5 Mit <strong>die</strong>sem Satz beschließt Martin Luther seine Freiheitsschrift <strong>von</strong> 1520. Wo christliche<br />

Freiheit ist und wirkt, da wird das Herz frei. Luther setzt damit <strong>de</strong>n Impuls, dass <strong>die</strong><br />

Freiheit nicht nur ein Gegenstand theologischer Reflexion ist, son<strong>de</strong>rn selbst am Menschen<br />

wirkt und ihn verän<strong>de</strong>rt. In einer fein durchkomponierten Argumentation erklärt Luther<br />

<strong>die</strong> Doppelthese, dass <strong>de</strong>r Christenmensch ein freier Herr aller Dinge und zugleich ein<br />

<strong>die</strong>nstbarer Knecht aller Dinge sei. Diese doppelte Bestimmung <strong>de</strong>s Menschen als Herr und<br />

Knecht mün<strong>de</strong>t in <strong>die</strong> Fundamentalunterscheidung vom inneren und äußeren Menschen.<br />

Nach <strong>die</strong>sen bei<strong>de</strong>n Seiten beschreibt Luther zunächst <strong>die</strong> Freiheit <strong>de</strong>s inneren Menschen<br />

im Glauben: Nichts Äußerliches, schon gar nicht seine äußeren Werke, können ihn befreien,<br />

son<strong>de</strong>rn einzig <strong>de</strong>r Glaube an <strong>die</strong> Verheißung <strong>de</strong>s äußeren Wortes befreit <strong>de</strong>n Menschen

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