Ausgabe zum Herunterladen (4.38 mb) - Heks
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«handeln» 315 0112<br />
Beratung für Ausschaffungshäftlinge<br />
Zweimal in der Woche besucht HEKS-<br />
Mitarbeiter David Ventura im Rahmen<br />
des HEKS-Projekts «Kontaktstelle für<br />
Zwangsmassnahmenbetroffene»<br />
Häftlinge im Basler Ausschaffungsgefängnis.<br />
Das Projekt ist an die BAS Beratungsstelle<br />
für Asylsuchende der<br />
Region Basel angegliedert. Ziel des<br />
Projekts ist es, den Insassen einen<br />
Kontakt mit der Aussenwelt zu ermöglichen,<br />
ihnen durch kompetente<br />
und transparente Information die gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen der<br />
Ausschaffungshaft verständlich zu<br />
machen, um ihnen den Haftalltag zu<br />
erleichtern. Zudem sollen die Betroffenen<br />
unterstützt werden, aus ihrer<br />
Haftsituation heraus neue Perspektiven<br />
zu finden. Zwischen Juli 2008<br />
und Oktober 2011 hat die Kontaktstelle<br />
631 Beratungen durchgeführt.<br />
Über die Hälfte davon entfiel auf afrikanische<br />
Migranten, die hauptsächlichen<br />
Herkunftsländer waren Nigeria,<br />
Algerien, Kamerun, Sierra Leone und<br />
Tunesien. Auf Personen aus dem asiatischen<br />
Raum entfielen rund 200 Beratungen,<br />
hauptsächlich für Personen<br />
aus dem Irak und der Türkei.<br />
Zwar werden die Menschen in<br />
Ausschaffungshaft über den Grund<br />
ihrer Inhaftierung informiert, aber die<br />
meisten wissen nicht, wie lange die<br />
Haft dauern kann und dass sie etwa<br />
die Möglichkeit haben, nach Ablauf<br />
eines Monats ein Haftentlassungsgesuch<br />
zu stellen. David Ventura informiert<br />
die Häftlinge transparent und<br />
ist darauf bedacht, dass die Rechtmässigkeit<br />
des behördlichen Vorgehens<br />
und der Haftbedingungen<br />
kontrolliert wird.<br />
Mentale Unterstützung<br />
David Ventura besucht N. A. <strong>zum</strong><br />
zweiten Mal. Weil sein Klient bereits<br />
einen Anwalt hat, übernimmt David<br />
Ventura nun die Vermittlerrolle zwischen<br />
den beiden: «Ihr Anwalt wird<br />
ein Gesuch auf frühzeitige Haftentlassung<br />
stellen, damit sie ausserhalb<br />
des Gefängnisses umfassend medizinisch<br />
behandelt werden können», erklärt<br />
er seinem Klienten. Hätte der<br />
Inhaftierte keinen Anwalt gehabt,<br />
hätte David Ventura den Häftling ins<br />
Mandat genommen und die Haftentlassung<br />
selber beantragt. Er ist zuversichtlich,<br />
dass eine frühzeitige<br />
Haftentlassung aus medizinischen<br />
Gründen bewirkt werden kann. Er<br />
sage den Häftlingen immer ehrlich,<br />
was möglich sei und was nicht, so<br />
Ventura. «Man darf ihnen keine<br />
falschen Hoffnungen machen.» Regelmässig<br />
wird der Häftling vom Gefängnisarzt<br />
untersucht. Aber weil er<br />
nun seit Wochen starke Schmerzmittel<br />
nimmt, hat ihm der Arzt eine Physiotherapie<br />
verordnet, die der Patient<br />
nun im Gefängnis begonnen hat. Für<br />
David Ventura ist der Fall klar: «Das<br />
Migrationsamt will ihn mit dieser Haft<br />
zur Kooperation zwingen.» Vor allem<br />
aber will der Kanton eines nicht: im<br />
Behandlungsfall die medizinischen<br />
Kosten übernehmen. Dabei kostet<br />
der Häftling den Kanton 300 Franken<br />
am Tag! Für David Ventura ist N.A.<br />
ein klassischer Fall für ein Härtefallgesuch:<br />
seit über fünf Jahren in der<br />
Schweiz, gut integriert und engagiert.<br />
Aber um ein Härtefallgesuch stellen<br />
zu können, muss N.A. erst einmal<br />
freikommen.<br />
N. A. wird das Land nicht verlassen.<br />
Er will hier bleiben. Er hat hier<br />
hart gearbeitet, sich an seinem Arbeitsplatz<br />
eingesetzt, Deutsch gelernt,<br />
und er hat Familie hier – seine<br />
Schwester. Gründe, die ihm einen<br />
Aufenthalt in der Schweiz ermöglichen<br />
sollten. Zuerst möchte er jedoch<br />
gesund werden und wieder ohne<br />
Schmerzen in der Hüfte leben, sagt<br />
er. Die Besuche und die mentale Un-<br />
Das Ausschaffungsgefängnis<br />
in Basel.<br />
terstützung von David Ventura seien<br />
für ihn wichtig: «Damit ich die Hoffnung<br />
nicht ganz verliere.»<br />
Kontakt: Kontaktstelle für<br />
Zwangsmassnahmenbetroffene,<br />
c/o ES-BAS, Freiburgerstrasse 66,<br />
4057 Basel, Tel.: 061 631 26 45,<br />
Fax: 061 631 26 46,<br />
Mobile: 078 878 76 62,<br />
Mail: KontaktstelleZM@bas-basel.ch<br />
Der Film: «Vol spécial»<br />
von Fernand Melgar<br />
Alltag und Schicksale im Ausschaffungsgefängnis<br />
Fra<strong>mb</strong>ois in Genf<br />
Der Filmemacher<br />
Fernand Melgar<br />
begab sich für<br />
neun Monate in<br />
das Ausschaffungsgefängnis<br />
Fra<strong>mb</strong>ois in Genf,<br />
eines von 28 Ausschaffungsgefängnissen für<br />
Sans-Papiers und abgewiesene Asylbewerber in<br />
der Schweiz. Entstanden ist der Dokumentarfilm<br />
«Vol spécial», der letztes Jahr in den Schweizer<br />
Kinos gezeigt wurde. «Vol spécial» wurde am<br />
Filmfestival in Locarno 2011 mit dem Preis der<br />
ökumenischen Jury ausgezeichnet.<br />
Weitere Informationen <strong>zum</strong> Film finden Sie<br />
unter http://outnow.ch/Movies/2011/VolSpecial<br />
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