Ausgabe zum Herunterladen (4.38 mb) - Heks
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14 HUMANITÄRE HILFE<br />
Nach der Dürre die Überschwemmung<br />
Betroffen von der grossen Hungersnot am Horn von Afrika ist auch die HEKS-Projektregion<br />
Borana in Äthiopien. Dort verteilt seit letztem Herbst die lokale HEKS-Partnerorganisation<br />
Oromo Self-Help Organization (OSHO) Lebensmittel an die betroffenen<br />
Menschen. Judith Macchi hat im Deze<strong>mb</strong>er die Region ein zweites Mal besucht.<br />
VON JUDITH MACCHI (TEXT UND FOTO)<br />
«Wir waren so dankbar, als der<br />
Regen, für den wir so lange gebetet<br />
hatten, endlich kam», sagt Jiba Jantani,<br />
eine Begünstigte der Nahrungsmittelverteilungen<br />
von HEKS im Dorf<br />
Boku. «Doch nun hat uns der Regen<br />
das wenige, was wir anpflanzen<br />
konnten, zerstört, unsere Felder sind<br />
überschwemmt.» Ende Oktober hat<br />
es im Distrikt Miyo, im Süden Äthiopiens,<br />
wo HEKS seit Septe<strong>mb</strong>er Nahrungsmittel<br />
an über 30 000 Dürreopfer<br />
verteilt, zu regnen begonnen.<br />
Voller Zuversicht haben die Menschen<br />
– <strong>zum</strong> ersten Mal seit zweieinhalb<br />
Jahren – ihre Felder bestellt. Dies mit<br />
grosser Mühe, da die meisten ihre<br />
Ochsen, die normalerweise den Pflug<br />
ziehen, verloren haben. So blieb<br />
ihnen nichts anderes übrig, als den<br />
Pflug selber zu ziehen oder die Felder<br />
von Hand mit einer einfachen Hacke<br />
zu bearbeiten. Dann wollte und<br />
wollte der Regen nicht mehr aufhören,<br />
ist immer stärker geworden und<br />
hat dafür gesorgt, dass ein grosser<br />
Teil der bepflanzten Felder unter Wasser<br />
steht. Die Dorfältesten sagen,<br />
einen so starken Regen hätten sie zu<br />
dieser Jahreszeit noch nie erlebt. Jetzt<br />
ist ein Grossteil der Ernte und damit<br />
der Hoffnung der Menschen, endlich<br />
wieder für sich selber sorgen zu können,<br />
zerstört.<br />
Dem Regen ist in Miyo eine so<br />
schwere Dürre vorausgegangen, wie<br />
sie den Süden Äthiopiens seit sechzig<br />
Jahren nicht mehr heimgesucht hat.<br />
Für die Nahrungsmittel, die HEKS<br />
gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation<br />
Oromo Self-Help Organization<br />
(OSHO) zu Beginn jedes<br />
Monates verteilt, sind die Menschen<br />
in Miyo sehr dankbar. Endlich, so<br />
sagen sie, müssten ihre Kinder am<br />
Abend nicht mehr hungrig zu Bett<br />
gehen. Mit dem Mais, den Linsen und<br />
dem Öl von HEKS kochen sie sich täglich<br />
einen Brei. Die mit Vitaminen und<br />
Nährstoffen angereicherte Spezialnahrung,<br />
die vor allem Kindern und<br />
schwachen Menschen wieder auf die<br />
Beine helfen soll, wird mit Wasser angerührt<br />
und <strong>zum</strong> Frühstück getrunken.<br />
Die Nahrungsmittel erhalten die<br />
Menschen nicht umsonst, sondern sie<br />
beteiligen sich an gemeinnütziger Ar-<br />
beit, die einerseits die dörfliche Infrastruktur<br />
verbessern und andererseits<br />
dazu beitragen soll, dass die Menschen<br />
in Miyo in Zukunft besser auf<br />
Dürren und starken Regen vorbereitet<br />
sind. So reparieren sie die ländlichen<br />
Zufahrtsstrassen zu ihren<br />
Dörfern, zäunen sie, säubern die traditionellen<br />
Brunnen, die während der<br />
Überschwemmungen versandet wurden,<br />
sie terrassieren ihre Felder, um<br />
sie vor Erosion zu schützen, oder<br />
legen Wasserrückhaltebecken zur<br />
Sammlung von Regenwasser an.<br />
HEKS verteilt vorläufig noch bis<br />
Februar 2012 Nahrungsmittel an die<br />
Bevölkerung. Im Moment nimmt die<br />
Regierung von Äthiopien gemeinsam<br />
mit der UNO detaillierte Abklärungen<br />
in der Region vor, um die Bedürfnisse<br />
der Menschen im Jahr 2012 abzuschätzen.<br />
Aufgrund dieses Berichtes<br />
und aufgrund von eigenen Einschätzungen<br />
wird HEKS entscheiden, wie<br />
die weitere Hilfe für die Menschen in<br />
Miyo aussehen soll. Aufgrund der<br />
schwierigen Bedingungen, die die<br />
Menschen daran gehindert haben,<br />
erfolgreich ihre Felder zu bepflanzen,<br />
sind weitere Nahrungsmittelverteilungen<br />
auch nach Februar möglich.<br />
Zudem brauchen die Menschen dringend<br />
genügend Saatgut sowie Ochsen,<br />
um in der nächsten Regenzeit,<br />
voraussichtlich ab April 2012, ihre Felder<br />
bebauen zu können.<br />
«Wir tun alles dafür und wünschen<br />
uns so sehr, dass wir wieder<br />
selber für uns sorgen können, aber<br />
bis dahin hoffen wir, dass HEKS und<br />
OSHO uns nicht im Stich lassen», sagt<br />
Jiba Jantani traurig.<br />
HEKS ist akkreditierter<br />
Partner der Glückskette, die<br />
das Projekt mitfinanziert.<br />
HEKS wird auch noch in<br />
den kommenden Monaten<br />
im Süden Äthiopiens<br />
Nahrungsmittel an die<br />
Dürreopfer verteilen.<br />
«handeln» 315 0112