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2 EDITORIAL INHALT Liebe Leserin, lieber Leser Menschen, die in der Schweiz Asyl suchen, sind immer wieder ein Thema in den Medien und in politischen Debatten. Oft wird dabei suggeriert, sie seien eine ernsthafte Bedrohung für die Schweiz. Begriffe wie «unkontrollierbare Flüchtlingswelle», «Asylmissbrauch», «verschleppte Verfahren» oder «Wirtschaftsflüchtlinge» zieren dann die Schlagzeilen. Natürlich gibt es auch im Asylwesen, wie wohl in allen Bereichen der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens, Menschen, die sich nicht an die Spielregeln halten. Aber sind diese auch repräsentativ für die Gesamtheit der Schutz suchenden Menschen in unserem Land? Die vorliegende <strong>Ausgabe</strong> von «handeln» ist der anwaltschaftlichen Arbeit von HEKS zugunsten von Asylsuchenden gewidmet. Wir wollen die oft verzerrten Darstellungen eines komplexen Themas zurechtrücken. Konkrete Beispiele sollen aufzeigen, was für persönliche Schicksale hinter einem Asylantrag stehen können. Und wir wollen Ihnen näherbringen, dass die Begleitung und Unterstützung von Menschen in oft langen und belastenden Verfahren ein sehr hohes Mass an Fachwissen, Erfahrung und Professionalität voraussetzt. Die Mitarbeitenden der von HEKS geführten Rechtsberatungsstellen sind spezialisierte Fachleute – oft Juristen –, die anhand einer nüchternen Analyse von Dokumenten und persönlichen Berichten abschätzen, welche Möglichkeiten einem Antragsteller in einem Verfahren offenstehen. Sie fechten Entscheide von Behörden dann an, wenn eine realistische Chance besteht, dass eine höhere Instanz zu einem andern Urteil kommt. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zu einer fairen und einheitlichen Auslegung der Gesetze und zur Rechtssicherheit. Aber sie scheuen sich auch nicht, einem abgewiesenen Asylsuchenden darzulegen, dass ein allfälliger Rekurs gegen einen behördlichen Entscheid keinerlei Aussicht auf Erfolg hat. Die reale Dimension der Flüchtlingsfrage zeigt der Artikel auf Seite 10. Weniger als 1% der vom UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge weltweit geschätzten 43 Millionen Flüchtlinge sucht in Europa oder in der Schweiz politisches Asyl. Die Zahl der in Europa gestellten Asylgesuche sank von 2000 bis 2010 um 39%. Und nur gerade 0,9% der Schweizer Wohnbevölkerung sind Menschen, die hier einmal ein Asylgesuch gestellt haben. Zahlen und Fakten geben also ein deutlich realistischeres Bild der Flüchtlingsthematik als aufgeregte Berichte über unerfreuliche Einzelfälle. HEKS setzt sich ein für Menschen, die an Leib und Leben bedroht sind und in der Schweiz Schutz suchen. Wir orientieren uns an den geltenden Gesetzen und kämpfen dafür, dass deren Vollzug stets unter Wahrung der Menschenwürde der Betroffenen geschieht. So sehen wir z. B. auch das Monitoring von unfreiwilligen Rückführungen abgewiesener Asylsuchender (bei welchem der Schweizerische Evangelische Kirchenbund in einer Pilotphase die Federführung hatte) als einen Beitrag zu einem menschenwürdigen Vollzug von rechtsgültigen Urteilen. Die reformierten und katholischen Kirchen ermöglichen uns mit ihren grosszügigen Beiträgen die Führung von Rechtsberatungsstellen in sieben Schweizer Städten. Ohne diese Unterstützung könnten wir Hunderten von schutzbedürftigen Menschen nicht zur Seite stehen. Den Kirchen gebührt daher mein ganz besonderer Dank! 2 Editorial 3 Integrationswoche 2012 4 Das Recht auf ein faires Asylverfahren Reportage aus der Zürcher Beratungsstelle für Asylsuchende 6 Porträt: Anna A. hat endlich Asyl erhalten 8 Interview mit dem Rechtsberater Dominik Löhrer 10 Die Mär von der Flüchtlingsschwemme 12 Besuch im Ausschaffungsgefängnis Basel 14 Äthiopien: Nach der Dürre die Überschwemmung 15 Patenschaft Osteuropa 16 Haiti zwei Jahre nach dem Erdbeben 21 10 Fragen an Maria Salomé Monteiro 22 Nicht verpassen! Ueli Locher «handeln» 315 0112
«handeln» 315 0112 SOZIALE INTEGRATION HEKS-Integrationswoche «Blickwechsel» Vom 26. bis 30. März 2012 führt HEKS <strong>zum</strong> dritten Mal eine nationale Integrationswoche durch. Ziel dieser Woche ist es, den sozial benachteiligten Menschen, mit denen HEKS in der Schweiz arbeitet, eine Stimme zu geben und auf ihre Situation aufmerksam zu machen. HEKS betreibt in der Schweiz sechs Regionalstellen mit über vierzig Projekten in den Bereichen soziale Integration und Anwaltschaft für so- Regionale Veranstaltungen Winterthur «LITERARISCHE LESUNG» Ein kultureller Abend mit Catalin Dorian Florescu Catalin Dorian Florescu, selbst als Jugendlicher aus Rumänien in die Schweiz immigriert, ist freier Schriftsteller und erhielt unter anderem den Schweizer Buchpreis für seinen Roman «Jacob beschliesst zu lieben». Hören Sie Catalin Dorian Florescu in einer öffentlichen Lesung und erfahren Sie mehr über die HEKS-Programme in Zürich und Schaffhausen beim anschliessenden Apéro. Freitag, 30. März 2012 Türöffnung: 18.30 Uhr Beginn: 19 Uhr Ort: Winterthur, Stadtbibliothek, Obere Kirchgasse 6 Basel «BLICKWECHSEL DURCH SPRACH- WECHSEL» Interkulturelle Abende mit Sprach- Crashkursen In vielen Projekten der HEKS-Regionalstelle beider Basel spielen die unterschiedlichsten Sprachen eine zentrale Rolle. Während der Integrationswoche von HEKS haben Sie die Möglichkeit, an einem von interkulturellen ÜbersetzerInnen durchgeführten Abend auf ungezwungene Weise erste Worte einer fremden Sprache zu erlernen und Einblick in eine andere Kultur zu bekommen. handelnextra KAMPAGNENMAGAZIN DES HILFSWERKS DER EVANGELISCHEN KIRCHEN SCHWEIZ | Frühling 2012 zial Benachteiligte. In den einzelnen Regionen finden verschiedene «Blickwechsel» statt, bei denen prominente Personen aus Wirtschaft, Politik, Kultur oder Sport gemeinsam einen Tag verbringen und so Einblick in die Lebenswelt des anderen gewinnen. Es machen mit –minu (Hans-Peter Hammel), Ivo Kummer, Walter Däpp, Michael Hüppi und Rolf Hiltl. Lesen Sie mehr über den «Blickwechsel» auf www. Dienstag, 27. März 2012 « – Ich verstehe nur Bahnhof», Tamilisch in drei Stunden, von 18 bis 21 Uhr, mit tamilischem Apéro Donnerstag, 29. März 2012 «Arabisch all inclusive», von 18 bis 21 Uhr, mit arabischem Apéro Ort: Basel, HEKS-Regionalsstelle beider Basel, Pfeffingerstrasse 41 Aarau «YETER SITS BLICK AUF AARAU» Ein Stadtrundgang Die aus der Türkei stammende Kurdin Yeter Sit stellt bei einem Stadtrundgangs «ihr persönliches Aarau» vor. Die anerkannte Flüchtlingsfrau arbeitet bei HEKS als interkulturelle Übersetzerin. Gemeinsam mit Susanne Dul, die seit über zehn Jahren thematische Stadtführungen in Aarau anbietet, schlägt Yeter Sit einen Bogen zwischen Istanbul und Aarau. Dienstag, 27. März 2012 Beginn: 17 Uhr (bis ca. 18.15 Uhr), anschliessend Apéro in der Regionalstelle Aargau/Solothurn, Augustin-Keller-Strasse 1, Aarau Mittwoch, 28. März 2012 Beginn: 17 Uhr (bis ca. 18.15 Uhr), anschliessend Apéro in der Regionalstelle Aargau/Solothurn, Augustin-Keller-Strasse 1, Aarau Freitag, 30. März 2012 Beginn: 17 Uhr (bis ca. 18.15 Uhr), anschliessend Apéro in der Regionalstelle Aargau/Solothurn, Augustin-Keller-Strasse 1, Aarau Besammlung am Holzmarkt, Anmeldeschluss: 16. März 2012 unter www.heks.ch/blickwechsel heks.ch/blickwechsel. Dort können Sie auch das «handelnextra», das Magazin zur Integrationswoche, herunterladen. Einladung zu regionalen Veranstaltungen Auch Sie können einen Blickwechsel vollziehen: Für die Öffentlichkeit organisieren die HEKS-Regionalstellen verschiedene Events. Reservieren Sie sich schon einmal den Termin für den Anlass in Ihrer Region: Bern «BEGEGNUNG IN WORT UND KLANG» Lesung mit Zwischentönen von und mit Walter Däpp Der «Bund»-Journalist und Autor Walter Däpp liest aus seinem umfangreichen Text-Repertoire, während ihn ein Teilnehmender aus einem HEKS-Projekt musikalisch begleitet. Abgerundet wird der Anlass mit einem Apéro. Donnerstag, 29. März 2012 Beginn: 18.30 Uhr Ort: Bern, Kornhausforum, 1. Stock St. Gallen SZENISCHE LESUNG MIT JOACHIM RITTMEYER «Teigresten» – Texte, Geschichten, Szenen Teigresten – das sind die Gebilde, die beim Guetzlen ausserhalb der Stanzformen entstehen. Bei Rittmeyer ist es der gesamte Edelausschuss – ausserhalb der Solostücke entstanden und einfach zu gut, um nicht auch vorgesetzt zu werden. Existenzielle Komik im Alltäglichen aus der entwaffnenden Sicht von AussenseiterInnen, KünstlerInnen und zugewanderten Personen. Donnerstag 29. März 2012 Beginn: 19.30 Uhr Ort: St. Gallen, Talhof, Torstrasse 14 Lausanne «REGARDS CROISÉS» Semaine d’intégration de l‘EPER Information zur Veranstaltung unter www.heks.ch/blickwechsel. Das definitive Programm mit detaillierten Informationen zu den einzelnen Anlässen finden Sie auf unserer Webseite: www.heks.ch/blickwechsel 3
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