Schadstoffbelastung nach dem Elbe-Hochwasser 2002 - UFZ
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FRANK KRÜGER ABSCHNITT 5WELCHES SIND DIE LANGFRISTIGEN FOLGEN DER GEWÄSSERBELASTUNG?<br />
5 Welches sind die langfristigen Folgen der Gewässerbelastung?<br />
In den vorangegangenen Kapiteln wurde über das<br />
Vorkommen, die Herkunft und den Transport von<br />
ausgewählten Schadstoffen und ihren Konzentrationen<br />
im Wasser und Schlamm der <strong>Elbe</strong> und<br />
Mulde berichtet. Dabei wurde deutlich, dass die<br />
kurzzeitigen Belastungsschwankungen sowohl für<br />
den Mensch als auch für die Tiere im Gewässersystem<br />
von untergeordneter Bedeutung sind. Das gilt<br />
auch für die <strong>Hochwasser</strong>situation im August <strong>2002</strong>.<br />
Viel bedeutender ist in diesem Ökosystem die langfristige<br />
Belastung mit einer Vielzahl von anorganischen<br />
und organischen Schadstoffen, deren<br />
Zusammenwirken noch weitgehend unbekannt ist.<br />
Hierbei stehen toxische Langzeiteffekte (z.B.<br />
androgene Wirkung von Tributylzinn, hormonelle<br />
Wirkung von Polychlorierten Biphenylen, immuntoxische<br />
Effekte von Dioxinen) oder aber auch die<br />
Anreicherung von Schadstoffen in der Nahrungskette<br />
und die <strong>nach</strong>haltige Beeinträchtigung des<br />
Grundwassers im Vordergrund.<br />
5.1 Welche Transferpfade für Schadstoffe<br />
sind für den Menschen von Bedeutung?<br />
Es gibt mehrere Pfade über die der Mensch mit<br />
Schadstoffen belastet werden kann. Beispielsweise<br />
ist es möglich, gasförmige Stoffe mit der Atemluft<br />
aufzunehmen, genauso wie es möglich ist, über<br />
den direkten Hautkontakt mit Umweltkontaminanten<br />
belastet zu werden. Im Allgemeinen ist aber für<br />
den Menschen die Schadstoffaufnahme mit der<br />
täglichen Nahrung am bedeutungsvollsten, weshalb<br />
der Transfer der einzelnen Kontaminanten in<br />
die Nahrungskette möglichst vermieden werden<br />
sollte.<br />
Der Schadstofftransfer in die Nahrungskette ist<br />
kompliziert. Im Falle eines Flussökosystems stehen<br />
zwei Transferpfade im Vordergrund: Die Anreicherung<br />
toxischer Substanzen in Fischen, sowie die<br />
Anreicherung toxischer Substanzen im Nutztier und<br />
Wild bzw. deren Produkten, wie z.B. Fleisch und<br />
Milch. Diese Lebensmittel sind betroffen, da Schadstoffe<br />
im <strong>Hochwasser</strong>fall auch in den Auen sedimentieren,<br />
die ihrerseits Lebensraum für bestimmte<br />
Nutz- und Wildtiere darstellen. Die Abb. 5-1 und 5-2<br />
verdeutlichen die unterschiedlichen Transferpfade.<br />
Kompliziert wird es dadurch, dass viele Schadstoffe<br />
mit unterschiedlichen chemischen und physikalischen<br />
Eigenschaften zu berücksichtigen sind. Kontaminanten<br />
werden von verschiedenen Organismen<br />
in unterschiedlicher Art und Weise aufgenommen<br />
und angereichert (Direktaufnahme aus <strong>dem</strong><br />
Schlamm/Sediment, Aufnahme über die Nahrung,<br />
Aufnahme über die Haut sowie die Kiemen oder<br />
Lungen, unterschiedliche Anreicherungsraten in<br />
Zooplankton<br />
Phytoplankton<br />
Wasser<br />
Sediment<br />
Raubfisch<br />
Mensch<br />
Friedfisch<br />
Abb. 5-1 Aquatische Schadstoff-Transferpfade.<br />
Das Wasser und das Sediment stehen in einem<br />
(schad)stofflichen Austausch. Dabei werden von den<br />
Fischen gelöste und partikulär transportierte Schadstoffe<br />
über die Kiemen und beim Schlucken direkt aufgenommen.<br />
Vor allem bei grundlebenden Arten ist auch eine<br />
direkte Beeinflussung aus <strong>dem</strong> Sediment vorhanden.<br />
Dazu kommt die Anreicherung von Schadstoffen im Nahrungsgeflecht<br />
der Gewässerbiozönose. Denn auch die<br />
planktisch bzw. am Gewässergrund lebenden Tiere und<br />
Pflanzen sowie die abgestorbene organische Materie,<br />
die zusammen die Ernährungsgrundlage für Fried- und<br />
Raubfische darstellen, sind mit Schadstoffen belastet.<br />
Geweben). Darüber hinaus muss zur Darstellung<br />
des Beziehungsgeflechtes zwischen den Lebewesen<br />
im Flussökosystem eigentlich von einem Nahrungsnetz<br />
gesprochen werden, denn die Fressbeziehungen<br />
sind vielfältig.<br />
5.1.1 Der aquatische Transferpfad - Wie hoch<br />
sind Elbfische belastet?<br />
Die Schadstoffaufnahme von Fischen kann, wie in<br />
Abb. 5-1 dargestellt, über mehrere Pfade erfolgen.<br />
Zum einen ist die Aufnahme über die Nahrung<br />
(planktische Lebenwesen oder kleinere Fische und<br />
Krebse) möglich. Zum anderen kann es zu einer<br />
Direktaufnahme von Kontaminanten aus <strong>dem</strong> Wasser<br />
über die Haut bzw. über die Kiemen bei der<br />
Atmung kommen. Letzterer Pfad kann sogar der<br />
bedeutsamere sein.<br />
Die ARGE-<strong>Elbe</strong> und das Umweltbundesamt betreiben<br />
schon seit mehreren Jahrzehnten ein umfassendes<br />
Schadstoffmonitoring mit verschiedenen<br />
Fischarten aus der <strong>Elbe</strong> (www.arge-elbe.de,<br />
www.umweltprobenbank.de; 6, 9, 14) und einigen<br />
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