magazIn - Bergische Universität Wuppertal
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2007 wurde das Erziehungsgeld durch das Elterngeld ersetzt. Im Unterschied<br />
zum Erziehungsgeld ist das Elterngeld abhängig vom Lohn, es ersetzt für zwölf<br />
Monate 67 % des zuvor bezogenen Nettolohns. Das Elterngeld verlängert sich<br />
um zwei Monate, wenn der Vater die Betreuung der Kinder in dieser Zeit übernimmt.<br />
Weil sich mehr Väter als erwartet für diese Option entschieden haben,<br />
mussten die vorgesehenen Finanzmittel aufgestockt werden. Innerhalb<br />
der Elternzeit ist eine Erwerbstätigkeit bis zu 30 Stunden Wochenarbeitszeit<br />
erlaubt. Dies soll eine kontinuierliche, wenngleich eingeschränkte Erwerbstätigkeit<br />
ermöglichen.<br />
Im Jahre 2008 tritt ein neues Unterhaltsrecht in Kraft. Der Karlsruher Familiesenat<br />
favorisiert damit ein egalitäres Zwei-Verdiener-Familienleitbild.<br />
Dieses Leitbild sieht zwei Möglichkeiten des Geschlechterarrangements vor,<br />
entweder das Doppelversorgermodell oder das Doppelbetreuermodell.<br />
Das Doppelversorgermodell ist dadurch charakterisiert, dass beide Eltern in<br />
Vollzeit erwerbstätig sind und die Kinderbetreuung ausgelagert haben.<br />
Das Doppelbetreuermodell sieht eine Rollenverteilung vor, bei der beide Eltern<br />
zu annähernd gleichen Teilen in Teilzeit erwerbstätig sind und sich die<br />
Verantwortung für die Familienarbeit partnerschaftlich teilen.<br />
Seit der neuen Unterhaltsregelung sind die Ansprüche von Kindern vorrangig.<br />
Das bedeutet in der Praxis, Kinder bekommen etwas mehr Unterhalt, Exehefrauen<br />
können leer ausgehen. Ob eine Frau, die sich für die Kindererziehung<br />
eine berufliche Auszeit genommen hat, vom Mann Unterhalt erhält oder arbeiten<br />
gehen kann, hängt vor allem von den Möglichkeiten der Kinderbetreuung<br />
vor Ort ab.<br />
In den einschlägigen deutschen Medien wurde das neue Unterhaltsrecht als<br />
großer Erfolg in Richtung Gleichstellung gefeiert. Allerdings zeichnen sich<br />
mittlerweile auch Probleme ab. Das Gesetz stellt nur diejenigen Frauen und<br />
Männer gleich, die einen unbefristeten Arbeitsplatz innehaben. Angesichts<br />
der zunehmend befristeten Beschäftigungsverhältnisse, der hohen Arbeitslosenzahlen<br />
und der geringen Entlohnung in den sog. Frauenberufen führt das<br />
Gesetz Mütter nach der Scheidung nicht selten direkt in die Abhängigkeit von<br />
staatlichen Sozialleistungen.<br />
FAzIT<br />
In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob<br />
das egalitäre Zwei-Verdiener-Familienideal gelebte<br />
Normalität wird oder nicht. Auch wird sich<br />
zeigen, ob die flächendeckende Kinderbetreuung<br />
realisiert wird und ob dabei die Qualität nicht auf<br />
der Strecke bleibt. Noch ist außerdem offen, ob die<br />
Ausgestaltung des Elterngelds tatsächlich dazu<br />
führt, dass sich Vater und Mutter gleichermaßen<br />
um den Nachwuchs kümmern.<br />
Letztlich ist die Realisierung des Zwei-Verdiener-<br />
Leitbildes eng mit dem Ideal der Vollbeschäftigung<br />
geknüpft. Es ist allerdings noch nicht erkennbar,<br />
dass die aktuelle wirtschaftliche Krise<br />
ihrem Ende zugeht.<br />
Und schlussendlich ist bei der Umsetzung einer<br />
guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch die<br />
Haltung der Unternehmen, der Behörden und<br />
z. B. auch der Hochschulen wesentlich. Sie sind<br />
mit ihren Angeboten zu flexiblen Arbeitszeiten,<br />
Arbeitsmöglichkeiten von Zu Hause aus und einer<br />
entsprechenden Führungskultur konkret<br />
für die Schaffung einer familienfreundlichen<br />
Arbeitswelt zuständig. L<br />
LITERATUR<br />
PARTNERSCHAFT, EHE UND FAMILIE IN DER DDR.<br />
von Huinink, J., und Wagner, M. In: Huinink, J. et<br />
al.(Hg.); und Im Kollektiv und Eigensinn. Lebensverläufe<br />
in der DDR und danach. Berlin: Akademie Verlag,<br />
1995.<br />
FAMILY LIFE AND FAMILY POLICIES IN EUROPE,<br />
VOLUME II: PROBLEMS AND ISSUES IN COMPARA-<br />
TIVE PERSPECTIVE.<br />
von Kaufmann, F.-X. et. al. (Hg.).; Oxford: Clarendon<br />
Press, 2002.<br />
KULTUR UND FRAUENERWERBSTäTIGKEIT IN<br />
EUROPA. THEORIE UND EMPIRIE DES INTERNATI-<br />
ONALEN VERGLEICHS.<br />
von Pfau-Effinger, B.; Opladen: Leske & Buderich,<br />
2000.<br />
EMANzIPATION ODER zWANG? FRAUEN IN DER DDR<br />
zWISCHEN BERUF, FAMILIE UND SOzIALPOLITIK.<br />
von Trappe, H.; Berlin: Akademie Verlag, 1995.